MORDFALL HANNA W. (23 †), ASCHAU - CHIEMGAU, 2022

ÖFFENTLICHE DISKUSSION
Fälle: Milina K.(Luckenwalde) neu, Anja Aichele, Ayleen Ambs, Vierfachmord von Annecy 2012, Bärbel B. (Bremerhaven) u. Ingrid R. (Bremen), Annika Brill, Tristan Brübach, Christoph Bulwin, Anne D. (Lorch), Suzanne Eaton, Michaela Eisch, Victor Elling, Sonja Engelbrecht, Trude Espas, Regina Fischer, Abby G. & Libby W. (USA-Indiana), Maren Graalfs, Valeriia Gudzenko, Mara-Sophie H. (Kirchdorf), Marion & Tim Hesse, Jutta Hoffmann, Bärbel K. (Lübeck), Peggy Knobloch, Cindy Koch, Martina Gabriele Lange, Lola (FR-Paris), Karl M. (Berlin), Khadidja M. (Ingolstadt), Stefan M. (Salzgitter), Jelena Marjanović, Margot Metzger, Karin N. (Borchen), N. N. (Lampertheim), Gabby Petito, Heike Rimbach, Elmar Rösch, Gustav Adolf Ruff, Carina S. (Iserlohn), Hannah S. (Hamm), Lena S. (Wunsiedel), Gabriele Schmidt, Mord in Sehnde-Höver, Yasmin Stieler, Simone Strobel, Elisabeth Theisen, Karsten & Sabine U. (Wennigsen), Nicky Verstappen, Hanna W. (Aschau)
Burgi

Re: MORDFALL HANNA W. (23 †), ASCHAU - CHIEMGAU, 2022

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Habe mir den Artikel durchgelesen, ich fühle mit der Mutter bzw. Familie mit, und denke auch genau so, wie es im Artikel geschrieben wurde . Ich war bei einigen Verhandlungen Vorort, ich kann nicht nachvollziehen wie es zu so einem Urteil kam, ohne Beweise/ Spuren und so vielen widersprüchlichen Aussagen. Ich denke aber auch , das es schrecklich für die Eltern von Hanna ist, nicht zu wissen wie sich alles zugetragen hat.
StaffBro

Re: MORDFALL HANNA W. (23 †), ASCHAU - CHIEMGAU, 2022

Ungelesener Beitrag von StaffBro »

Burgi hat geschrieben: Sonntag, 15. September 2024, 10:55:21 .... Ich denke aber auch , das es schrecklich für die Eltern von Hanna ist, nicht zu wissen wie sich alles zugetragen hat.
Und genau da frage ich mich immer wieder, ob bei Hannas Familie nicht auch -vor, während und/oder nach dem Prozess- Zweifel an Sebastians Schuld aufgekommen sein müssten und was letztendlich für sie eigentlich dafür spricht, dass Sebastian eindeutig und vor allem zweifelsfrei, der Mörder ihrer Tochter ist?

Ich meine gelesen zu haben, dass die Familie selbst, es ja auch schon mal so formulierte, dass sie nicht irgendjemanden für den Mord an ihrer Tochter bestraft und im Gefängnis sitzen sehen möchten, sondern den Täter!

Dementsprechend muss die Familie von Sebastians Schuld jedenfalls zu 100% überzeugt worden sein, denn ansonsten hätte man doch sicherlich auch "den Zwang" verspürt, etwaige Restzweifel auch zu äußern und diese evtl. sogar zu thematisieren! Oder habe ich da jetzt was in der Betrachtung der Dinge übersehen?

Immerhin geht es ja um den Mörder ihrer eigenen Tochter, da möchte man doch zweifelsfreie Gewissheit -über das Wer und dem Warum- erlangen. Und dementsprechend natürlich auch absolut sicher sein, nicht dass der wahre Täter evtl. doch noch irgendwo frei und unbestraft herumläuft!

Was genau hat Hannas Familie also letztlich von Sebastians Schuld -am Tod ihrer Tochter- zweifelsfrei überzeugt?

Eine Beantwortung genau dieser Frage würde mich tatsächlich ungemein interessieren, da ich -objektiv betrachtet!- Sebastian, zumindest nach Verlauf des Prozess, sogar sehr viel eher als Unschuldig einstufen würde oder zu mindestens definitiv konstatieren muss, dass der Prozess tatsächlich erhebliche Zweifel an der Schuld von Sebastian zu Tage gefördert hat und keinesfalls umgekehrt!

Wäre ich ein Teil der Familie, hätte mich der Prozess jedenfalls keineswegs davon überzeugt -und schon gar nicht zweifelsfrei- , dass der Verurteile auch tatsächlich der Mörder von Hanna ist! Und dann war da ja auch noch die -keineswegs widerlegte- Möglichkeit, dass es ja durchaus auch ein tragisches Unfallgeschehen ohne jegliche Fremdeinwirkung gewesen sein könnte!

Was also macht die Familie überhaupt so sicher, den tragischen Tod ihrer Tochter/Schwester -nach dem Prozess und mi der Verurteilung von Sebastian- als aufgeklärt und gesühnt anzusehen?

Wie steht die Familie eigentlich zu der im Raum stehenden Revision und einer damit verbundenen möglichen Neuverhandlung der Anklage gegen Sebastian T. ? Hat sich die Familie dazu schon mal öffentlich geäußert? Weiß da jemand was?
Gast

Re: MORDFALL HANNA W. (23 †), ASCHAU - CHIEMGAU, 2022

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StaffBro hat geschrieben: Sonntag, 15. September 2024, 13:52:25
Was genau hat Hannas Familie also letztlich von Sebastians Schuld -am Tod ihrer Tochter- zweifelsfrei überzeugt?
Holderle hats gschafft

Hat die letzten Tage keiner Bilder vom Hochwasser im Bärbach gemacht
https://www.hnd.bayern.de/pegel/inn/aschau-18462205?
Catch22
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Re: MORDFALL HANNA W. (23 †), ASCHAU - CHIEMGAU, 2022

Ungelesener Beitrag von Catch22 »

StaffBro hat geschrieben: Sonntag, 15. September 2024, 13:52:25 … Was genau hat Hannas Familie … von Sebastians Schuld … zweifelsfrei überzeugt? …
Das „Was“ ist aus der Distanz kaum zu beantworten. Hättest Du nach dem „Wer“ gefragt, drängte sich der Nebenklagevertreter auf, der stets vollmundig die Schuld des Angeklagten heraufbeschwor.

Und dem war es egal, wenn er gegenüber den Medien elementare Regeln des Strafprozesses ignorierte (z. B. das Schweigerecht des Angeklagten) oder Gesetzen der Logik widersprach. PR at it's best. Die Presse glaubte ihm. Seine Mandanten wahrscheinlich ebenso.

StaffBro hat geschrieben: Sonntag, 15. September 2024, 13:52:25 … Ich meine gelesen zu haben, dass die Familie selbst … nicht irgendjemanden … bestraft … sehen möchte…, sondern den Täter! …
Auch diese Aussage stammt aus der PR-Schmiede von RA Holderle. Beispiel aus der Abendzeitung:

Spoiler – hier klicken!

Eltern von Hanna hoffen auf baldiges Ende

Nebenklage-Vertreter … Holderle sitzt nach der Verhandlung noch lange mit seinen Mandanten … zusammen. „Der bisherige Verlauf der Verhandlung hat die Eltern schon betroffen gemacht, das hat man auch heute gemerkt“, sagt Holderle. Sie würden dem Urteil entgegen fiebern … Hannas Eltern hatten über ihren Verteidiger immer betont, dass kein Unschuldiger ins Gefängnis gehen solle.


Abendzeitung am 05.03.2024
viewtopic.php?p=246765#p246765 (im 2. Spoiler)
https://www.abendzeitung-muenchen.de/im ... art-964156

Einen O-Ton dazu aus Hannas Familie kenne ich nicht.

StaffBro hat geschrieben: Sonntag, 15. September 2024, 13:52:25 … ansonsten hätte … [die Familie] … "den Zwang" verspürt, etwaige Restzweifel … zu äußern …! …
Solchem „Zwang“ erliegt RA Holderle ganz sicher nicht. Er allein fungiert in puncto Strafprozess als Sprachrohr der Familie von Hanna. Mir ist keine einzige persönliche, öffentliche Äußerung der Familie bekannt, die sich auf das Verfahren bezogen hätte.

StaffBro hat geschrieben: Sonntag, 15. September 2024, 13:52:25 … Wie steht die Familie … zu der … Revision …? …
RA Holderle managt offenkundig die neuerdings nach außen fast nicht mehr vorhandene Kommunikation. Noch am 24.07.2024 gab er Auskunft hinsichtlich einer etwaigen Revisionserwiderung:

Spoiler – hier klicken!

Walter Holderle … hat die [Revisions-] Begründung noch nicht zu Gesicht bekommen. Er werde dann prüfen, „inwieweit ich etwas zur Sachaufklärung beitragen kann, oder ob ich eine der Rechtsfragen ebenfalls thematisieren möchte“.

Rosenheim24.de am 24.07.2024
viewtopic.php?p=257829#p257829
https://www.rosenheim24.de/rosenheim/ro ... 05082.html
http://webcache.googleusercontent.com/s ... 05082.html (Option „Nur-Text-Version“ wählen)

Als am 12.09.2024 über die Erwiderung der StA berichtet wurde, hatte der OVB-Redakteur gewiss zuvor auch bei RA Holderle angefragt. Dass dieser sich geäußert hätte, war nicht zu vernehmen:

viewtopic.php?p=261743#p261743

Kein Statement ist eben auch ein Statement.

Interessant zu wissen wäre, ob die Autorin des Beitrags in der „Zeit“ versucht hatte, auch mit Hannas Eltern, dem Nebenklagevertreter oder der StA in Kontakt zu treten. Vielleicht aber schlug man ihr die Tür vor der Nase zu – auch wenn darüber nichts zu lesen war:

viewtopic.php?p=261744#p261744 (im 2. Spoiler)


Burgi hat geschrieben: Sonntag, 15. September 2024, 10:55:21 … ich fühle mit der Mutter bzw. Familie [Sebastians] mit … Ich denke aber auch , das es schrecklich für die Eltern von Hanna ist, nicht zu wissen wie sich alles zugetragen hat.
Beide Familien sind Opfer, nicht nur die tote Hanna. Unabhängig davon, ob Sebastian schuldig ist oder nicht. Und würde Sebastian am Ende freigesprochen werden, wäre er – von Beginn an – der Tragödie nächstes Opfer.
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Re: MORDFALL HANNA W. (23 †), ASCHAU - CHIEMGAU, 2022

Ungelesener Beitrag von Catch22 »

Unter dem Artikel in der „Zeit“ finden sich einige bemerkenswerte Leserkommentare.

https://www.zeit.de/2024/39/kriminalfal ... s#comments
viewtopic.php?p=261744#p261744

Ein kleiner, nicht repräsentativer Querschnitt daraus:

Spoiler – hier klicken!
Ich komme aus der Region und habe in der lokalen Presse die Berichterstattung zu dem Fall intensiv verfolgt. Leider ist man dort wohl nur ziemlich blind den Pressemitteilungen von Justiz und Polizei gefolgt. Dort wurde es z. B. nie thematisiert dass schon im Bericht der Gerichtsmedizin ein Tötungsdelikt nur als eine Möglichkeit genannt wurde. Das die Verletzungen auch vom Treiben im Bach stammen können wurde immer nur als Position der Verteidigung dargestellt.

Danke, Sabine Rückert, für die detaillierten Einblicke und die umfassende Recherche. Damit ergibt sich ein ganz neues Bild. Scheinbar brauchten nicht nur Justiz und Polizei einen Mörder, sondern auch die Lokalpresse wollte einen.

https://www.zeit.de/2024/39/kriminalfal ... d-71741711
Es gibt kaum Schrecklicheres, als ohnmächtig vor einer unüberwindlichen Wand zu stehen. Manche Menschen stellen anderen solche Wände ganz bewusst vor die Stirn. Sebastian T. hatte das Pech, nicht ausweichen zu können.

Die Vergangenheit lässt sich nicht mehr ändern. Gleichwohl kann man daraus für die Zukunft lernen. Fehlerkultur bedeutet nicht, für ein Versagen einen Sündenbock zu finden, sondern gemeinsam daran zu arbeiten, Fehler zu vermeiden – als gemeinschaftliche Leistung aller. Gute Fehlerkultur ist in Deutschland noch immer ein Fremdwort. Auch in der Justiz.

Iris T. mag bereuen, ihren Sohn als „Zeugen“ und ohne Rechtsbeistand der Polizei überlassen zu haben. Ändern kann sie es nicht mehr. Ohne das Wissen von heute hätte sie immer wieder genauso gehandelt. Schuldgefühle sind fehl am Platz. Besser ist, den Blick nach vorn zu richten. Genau das tat Familie T. mit der Mandatierung von Regina Rick, als die Hauptverhandlung unter Aßbichlers Vorsitz und mit den beiden Pflichtverteidigern manch böse Vorahnung aufkommen ließ. Regina Rick wird alles in die Waagschale werfen, um eine neue Hauptverhandlung zu erreichen.

Mit ihrem Beitrag setzt Sabine Rückert einen längst überfälligen Gegenpol zu der sumpfigen Berichterstattung der lokalen Journaille, die sich allzu gerne aus dem Munde des Nebenklägeranwalts nährte. Ob nach der Entscheidung des BGH die dem Chiemgauer Blätterwald angestammte Tendenziosität wohl einem Stil weichen wird, der der Vierten Gewalt im Staate würdig ist?

https://www.zeit.de/2024/39/kriminalfal ... d-71825916
Ich war an ca. 80 Prozent der Verhandlungstage anwesend.

Das liegt hauptsächlich daran, dass die Lokalpresse keinen journalistischen Ehrgeiz hatte und meistens mit dem Nebenklagevertreter gesprochen hat. Das ist noch keine Verschwörung, Rick holte ja jetzt wahrscheinlich auch Rückert ins Boot. Aber die Lokalpresse hat wirklich beispiellos auf Rick rumgehackt.

Vom Gericht hatte ich anfangs einen guten Eindruck. Aber der Staatsanwalt wurde mit Glacéhandschuhen angefasst. Wenn er Wiederholungsfragen gestellt hat oder Aussagen falsch vorgehalten hat und Wutausbrüche hatte, blieb das unkommentiert. Bei Rick wurde mit den Augen gerollt und sie wurde permanent gemaßregelt. Damit hat sich das Gericht bei einem großen Teil der regelmäßigen Zuhörer vor Ort einen Bärendienst erwiesen und die Stimmung hat sich dem Gericht gegenüber teils um 180 Grad gewandelt.

Aber auch schon während des Verfahrens hat die Süddeutsche regelmässig und neutral berichtet. Sie haben sich mit allen Beteiligten auseinandergesetzt. So gibt es eine gefühlvolle Reportage über Hannas Freundeskreis und dennoch hat der Gerichtsreporter nach dem Urteil in einem Kommentar das Urteil kritisch beleuchtet und Zweifel geäußert.

https://www.zeit.de/2024/39/kriminalfal ... d-71747338
Lokalpresse hat bei weitem nicht die Wirkung, wie ein Artikel in der Zeit und ich finde es unangemessen, wenn eine Strafverteidigerin durch einen lancierten Artikel in einer bekannten überregionalen Zeitung Stimmung macht für die Revision. Damit trägt sie den Fall eben schon „auf die Straße“, wie die Richterin bei der Urteilsverkündung gerügt hat. Die Autorin, immerhin ehemalige Chefredakteurin der Zeit und Rechtsexpertin im Blatt, suggeriert durch subtile Formulierungen, dass hier ein Fehlurteil gefällt worden ist, lässt dabei aber wichtige Aspekte weg, die zu der Verurteilung in diesem Indizienprozess geführt haben. Damit beleuchtet der Artikel den Fall einseitig, schlägt sich auf die Seite der Verteidigung und verhöhnt dabei zwischen den Zeilen sogar das Opfer, das betrunken und wankend den Club verlassen haben soll. Und das Ganze verfängt auch noch bei den Lesern. Guter Journalismus geht anders.

https://www.zeit.de/2024/39/kriminalfal ... d-71815067


Da ausschliesslich belastende Fakten gesammelt wurden und keine entlastenden (also die Unfallversion oder den Zeitfaktor nach der angeblichen Tat), hätte die Staatsanwaltschaft das Dossier zurückweisen müssen!

Das Vorgehen der Vorsitzenden Richterin (E-Mailverkehr, Prozessleitung, Gewichtung der Indizien) ist unprofessionell und könnte selbst schon nah an justiziablem Verhalten sein.

Ich erlaube mir diese Kritik an einem für mich ausländischen Verfahren, da wir in der Schweiz bereits 1980 zur Zeit meiner Polizeiausbildung Verhöre wörtlich festhalten mussten, damit vor Gericht klar war, wer was zu welchem Zeitpunkt wie gesagt hat!

Diese Fallbeschreibung schockiert mich, da einerseits die „Verteidigungsunfähigkeit“ des Beschuldigten aufs massivste und ethisch absolut unkorrekt ausgenutzt wurde und andererseits, dass ein Gericht so voreingenommen an einen Fall herangeht und sich bereits im Voraus über die Formulierung des Schuldspruchs mit der anklagenden Staatsanwaltschaft austauscht.

Ich hoffe für Sebastian T. und sein Umfeld auf ein faires Verfahren bei der Rekursinstanz.

https://www.zeit.de/2024/39/kriminalfal ... d-71769190
Wenn ich mir das Foto dieses Baches ansehe, kann man nicht umhin festzustellen, dass jemand da kaum rausklettern kann, zumal dann nicht, wenn er durch Trunkenheit gehandicapt ist. Schon für einen jungen sportlichen Menschen wäre das schwierig. Die Möglichkeiten, sich da irgendwo festzuhalten, sind begrenzt und ganz sicher noch begrenzter, wenn das Gebüsch bzw. die Pflanzen durch Regen nass und glitschig sind.

Durchaus möglich, dass die junge Frau hineinfiel und einfach nicht mehr herauskam.

https://www.zeit.de/2024/39/kriminalfal ... d-71742849
Ich bin erschüttert. Wenn die realen Rosenheim Cops wirklich zu solchen Mitteln greifen, dann wird der BGH hoffentlich deutliche Worte finden. Vielleicht sollten die Darstellungen im Fernsehen auch realistischer gestaltetet werden, da sieht man ja ständig die Verhöre mit Aufzeichnung.

Als Schöffe – nicht in Bayern – habe ich natürlich nur mit geringeren Vergehen zu tun. Und ich bin beeindruckt, wie verantwortungsvoll die Polizisten vorgehen und ganz sachlich die Fakten darlegen.

https://www.zeit.de/2024/39/kriminalfal ... d-71772660
Na ja, wenn man das hier so liest, erscheint einem das als wirklich schlimm gegenüber dem jungen Mann.

Wenn man aber so wie wir über das, den „Unglück, Mord“ über viele Monate mehrmals täglich in der Lokalpresse davon lesen konnte, so ist das halt jetzt die Darstellung der Anwältin, die oft mit skurrilen Auftritten im Gerichtssaal ihren „Staranwaltstatus“ pushen wollte.

Ich kann und erlaube mir sicher kein Urteil, ob richtig oder falsch geurteilt wurde.

Aber bevor man hier einen Kommentar gibt. Ja, ja, die Bayern und ihre unfähigen Polizisten und Richter haben wieder alles falsch gemacht, der sollte sich vielleicht auch mal die Mühe machen, die andere Seite zu lesen/hören und vielleicht den Prozessverlauf zu recherchieren. Denn das Urteil war alles andere als ein Schnellschuss.

https://www.zeit.de/2024/39/kriminalfal ... d-71809499
Ich denke nicht, dass Die Zeit vorbehaltlos die Aussagen der Anwältin übernommen hat. Die harten Fakten bzw. die Quintessenz der Beweisaufnahme (keine Spuren am Opfer, keine Spuren am/beim vermeintlichen Täter) werden schon stimmen. Das reicht eigentlich schon um das Urteil für hahnebüchen zu halten. Keine Zeugen, keine Spuren und trotzdem als Mörder verurteilt? Aufgrund von absolut zweifelhaften Aussagen? Auch die im Artikel zitierte (höchst fragliche) Kommunikation zwischen Richterin und Staatsanwaltschaft wird ja nicht erfunden sein… Macht einem ehrlich gesagt fast Angst, dass sowas möglich ist in Deutschland. Wenn man dann Pech hat, in so einer Situation zu landen, hilft einem auch der IQ von Einstein nicht weiter.

https://www.zeit.de/2024/39/kriminalfal ... d-71810056
Haben Sie mal mit einer blutenden Verletzung zu tun gehabt?

Sagen wir mal im Gesicht.

Er hat die Frau von hinten angesprungen und zu Fall gebracht, sie war hackedicht und knallt aufs Gesicht.

Dabei wird es mindestens zu Nasenbluten kommen und eventuell zu geplatzten Augenbrauen.

Blutet wie die Hölle. Eine totale Sauerei.

Und der Täter hat dann kein Blut auf der Kleidung und es gibt keine Blutflecken auf dem Asphalt… die Hunde finden keine Spur.

Klingt logisch?

Nein.

https://www.zeit.de/2024/39/kriminalfal ... d-71810614
Die Bayern und ihre Mannschaft unfähige Lokalpresse sollte man auf jeden Fall noch erwähnen. Ich wüsste schon jemanden, der so naiv ist, nicht die Frage zu stellen, wer denn die Lokalpresse gefüttert hat. Merken Sie es auch?

https://www.zeit.de/2024/39/kriminalfal ... d-71814960
Also diese Kommentarflut von Laien, die sich durch einen Artikel (!) dermaßen aufhetzen lassen, ohne jemals eine Ermittlungsakte aus der Ferne gesehen zu haben, ist wirklich sehr, sehr bedenklich. Steht es in der Zeitung, muss es offensichtlich eine Story sein.

Und es sind dieselben, die bei anderen Dingen laut Verschwörungtheorie rufen.

Die Entscheidung der nächsten Instanz wird zeigen, ob und wie gut oder schlecht begründet das Urteil war.

https://www.zeit.de/2024/39/kriminalfal ... d-71810850
In der „Kommentarflut“ sehe ich eigentlich vor allem Kritik an der Intransparenz von Ermittlungsbehörden und Justiz.

Und ja, für einen Laien ist es evtl. schlicht schwer vorstellbar, dass es für jeden Pups eine Dokumentationspflicht gibt: Aber für die im Artikel ausführlich geschilderten Umstände – Frau Rückert ist ja nun keine Volontärin, die sich zum ersten Mal in Rechtsfälle reinfuchst – von Vernehmung und Protokollierung, auch im Gericht etc. gilt das nicht?

Das war vermutlich vielen hier einfach so nicht bewusst. Und so eine Schilderung erinnert dann schon ein bisschen an Kafkas Prozess.

Beiträge à la „Der ist garantiert unschuldig“, halten sich doch sehr in Grenzen. Es geht um eine gewisse Fassungslosigkeit ob des Verfahrens selbst – zu dem „wir Laien“ sonst eher selten Zugang haben.

Und da muss ich schon sagen, wenn es entweder verfahrenstechnisch ok gewesen sein sollte, wie hier Polizei, Staatsanwaltschaft und Richter verfuhren – oder nicht ok war, aber trotzdem nicht kassiert werden sollte, würde ich jetzt bei meiner nächsten Wahlentscheidung schon ein wenig genauer darauf achten, welche Parteien sich hier für entsprechende Reformen stark machen würden. Das scheint mir nicht so ganz irrelevant zu sein, es geht hier um das Schicksal von Menschen.

Genau dafür sind die Medien als 4. Gewalt ja da: für kritische Berichterstattung, die ein Schlaglicht auf die Entscheidungen von Exekutive, Legislative und Judikative wirft: weil die Bevölkerung eben keine Aktenordner wälzen kann.

https://www.zeit.de/2024/39/kriminalfal ... d-71810946
Natürlich ist es ohne Zweifel ein Indizienprozess, aber ich finde einige Aspekte sind im Artikel merklich zu kurz gekommen. Gerade seine Internet-Aktivitäten, wo er nach Folter und Vergewaltigungen gesucht hat (und das viel häufiger kurz vor dem Tod von Hanna als sonst), sind äußerst verdächtig.

Merkwürdig ist jedenfalls auch, dass ein Bild ausgewählt wurde, wo Sebastian T. wie ein Jugendlicher aussieht, wieso hat man keine aktuellen Bilder genommen?

https://www.zeit.de/2024/39/kriminalfal ... d-71811822
Der Artikel legt von Anfang an nahe, dass der Verurteilte möglicherweise unschuldig ist und hier ein Justizskandal vorliegt. Ein wenig einseitig, ja, vielleicht, vermutlich initiiert von der Verteidigerin Frau Rick. Was wirklich passiert ist, kann offenbar nicht eindeutig bewiesen werden. Die Beweislage ist demnach dünn, teils widersprüchlich, teils sogar entlastend. Ich kann der Kritik zumindest folgen, und die allgemeine Systemkritik (Aufzeichnungen und lückenlose Dokumentation sind in Deutschland nicht verpflichtend) ist bestimmt berechtigt.

Daher habe ich ein paar andere Artikel zu dem Fall gelesen, die im Internet zugänglich sind. Die sind ebenfalls tendenziös geschrieben, nur genau in der anderen Richtung. Da attackiert die Richterin die Verteidigung, teils recht abstoßend, diskreditierend und unsachlich. Vielleicht lese ich hier in der ZEIT eine Antwort darauf, einen Machtkampf zwischen Anklage und Verteidigung.

Was auch immer passiert ist: Ich finde, dass die Ermittlungsbehörden und die Justiz in diesem Fall sorgfältiger hätten arbeiten und sich mehr um Unvoreingenommenheit bemühen müssten. Man trägt eine enorme Verantwortung für die Hinterbliebenen, aber auch für den minderintelligenten Tatverdächtigen, der leicht in die Ecke gedrängt werden konnte.

Will sagen: Nach Betrachten beider Seiten bleibt bei mir der Eindruck, dass die Richterin tatsächlich voreingenommen ist und sich nochmals mit den ethischen Grundlagen ihrer Tätigkeit auseinandersetzen sollte.

https://www.zeit.de/2024/39/kriminalfal ... d-71811463
Justiz in Bayern eben. Jeder Beteiligte an dieser Farce sollte mal genau das erleben, was der Angegklagte erlebt hat. Es ist eine Schande, dass es keine Instanz gibt, die den Strafverfolgungsorganen auf die Finger schaut und dieses sogar selbst entscheiden dürfen, ob ein Verfahren wieder aufgenommen wird oder nicht. Da sind sogar die USA moderner aufgestellt.

https://www.zeit.de/2024/39/kriminalfal ... d-71814643
Typisch Bayern, unter Strafverteidigern ist es längst ein offenes Geheimnis, dass in diesem Bundesland die Gewaltenteilung nicht mehr zuverlässig funktioniert. Ich mag mir gar nicht vorstellen, welche seelischen Qualen der Sohn und die Familie durchleben mussten. Hoffentlich gibt es auch Konsequenzen für Richterin und Staatsanwalt. Immerhin ist das Rechtsverständnis der Richterin Jacqueline Aßbichler jetzt öffentlich bekannt und hoffentlich in gleichem Maße rufschädigend für sie.

https://www.zeit.de/2024/39/kriminalfal ... d-71813387
Erschreckend, wie man in die Mühlen der Justiz und Ermittlungsbehörden geraten kann, die auch noch schlechte Arbeit machen. Da bin ich in Zukunft skeptisch, wenn die bayrische Polizei (ich bin aus Bayern) ihre hohe Aufklärungsquote preist. Erschreckend, wie eine Gesellschaft einen Mörder sucht, auch wenn die Möglichkeit besteht, dass es ein Unfall gewesen sein könnte. Auch ich bin in der anfänglichen Berichterstattung von einem Verbrechen ausgegangen, da ich den Fall nur in der Lokalpresse oberflächlich verfolgt hatte. Nach dem Haftbefehl ebbt dann jede Berichterstattung ab und die Karawane zieht weiter.

Dieser Artikel hat mir wirklich die Augen geöffnet.

Dieser Fall muss auch politische Konsequenzen nach sich ziehen, wie Polizei und Justiz ermitteln und ihre Arbeit dokumentieren.

https://www.zeit.de/2024/39/kriminalfal ... d-71822439
Am entlastendsten finde ich den Fakt, dass etwa 12 Minuten nach dem Vorfall auf dem Smartphone des Beschuldigten Candy Crush gespielt wurde. Welche Erklärung hat das Gericht hierfür?

Alleine zeitlich ist das kaum möglich und die beschriebene Person müsste nach so einer Tat derart aufgewühlt sein, dass dies schwer zusammen passt.

https://www.zeit.de/2024/39/kriminalfal ... d-71824624
Allein die Absprache zwischen Gericht und Staatsanwaltschaft hinter den Kulissen reicht schon für die Feststellung eines schweren Verfahrensfehlers, von anderen Ungereimtheiten bei der Ermittlung einmal abgesehen. Alles andere als ein Erfolg der Revision mit einer Rückverweisung des Falles wäre nicht nachvollziehbar.

https://www.zeit.de/2024/39/kriminalfal ... d-71823084
Wenn Sabine Rückert sich im Jahr 2024 einer ausführlichen Fallrecherche annimmt, sollte den Beteiligten klar sein, dass die Kacke nicht dampft, sondern kocht.

https://www.zeit.de/2024/39/kriminalfal ... d-71826293
Sollte ich mal fliehen müssen, in Bayern werde ich bestimmt keinen Schutz suchen.

https://www.zeit.de/2024/39/kriminalfal ... d-71762583
Gast

Re: MORDFALL HANNA W. (23 †), ASCHAU - CHIEMGAU, 2022

Ungelesener Beitrag von Gast »

Gott sei Dank beschaeftigen sich immer noch Menschen mit Hannas Schicksal..bald jaehrt sich dieser schreckliche Tag ihres Ablebens wieder..hoffentlich kommt Wahrheit doch noch an den Tag..und .ihre Familie erhaelt endlich eine Antwort
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Re: MORDFALL HANNA W. (23 †), ASCHAU - CHIEMGAU, 2022

Ungelesener Beitrag von andi55 »

@Catch22
In einem Leserkommentar steht sinngemäß, Außenstehende sollten sich nicht anmaßen Kritik zu üben oder sich ein Urteil zu bilden , da sie ja schließlich die Ermittlungsakten nicht kennen würden. Aber kommt denn nicht sowieso alles Relevante beim Prozess zur Sprache ? Natürlich kennen wir Außenstehende die Ermittlungsakte nicht, aber wenn sich 5 Mädel's gemeldet hätten, welche zuvor von Sebastian sexuell belästigt wurden , dann wäre das sicher im Prozess zur Sprache gekommen, oder? Und ob er 3mal bei rot über die Ampel gefahren ist am Rathausplatz in Aschau wird nun nicht die entscheidende Info sein aus den Ermittlungsakten. Etwas provokant aber wenn da so entscheidende Dinge drinstehen würden, dann gäbe es ja Beweise und der Fall wäre längst erledigt .
fassbinder
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Re: MORDFALL HANNA W. (23 †), ASCHAU - CHIEMGAU, 2022

Ungelesener Beitrag von fassbinder »

Catch22 hat geschrieben: Samstag, 07. September 2024, 11:12:16

Bei § 244 Abs. 3 Satz 1 StPO geht es weniger um „größere Kompetenz“. Der springende Punkt ist hier, ob ein Beweisantrag hinreichend konkretisiert und substantiiert vorgebracht wurde. Die Kompetenz dagegen – zumal im vergleichenden Komparativ zu einem früheren Gutachter – kommt in § 244 Abs. 4 Satz 2 Halbsatz 2 StPO zum Tragen. Also ging es wohl um letzteres. Eine schwierige Geburt.
Ja „Höhere Sachkunde“ heißt es natürlich korrekt. Und ja folglich nach 244 Absatz 4 Satz 2. Halbsatz 2.

Das wurde auf jeden Fall genannt.

Catch22 hat geschrieben: Samstag, 07. September 2024, 11:12:16
Und an anderer Stelle? Ist sonst nie der Name Syn Schmitt gefallen oder der Begriff Computersimulation erwähnt worden?


Von großem Interesse wäre zudem die Beantwortung der Frage, was Du im Zusammenhang mit der Ablehnung des Beweisantrags Püschel zu den (offenbar auf einem privaten Kurzgutachten von Püschel fußenden) Beweisbehauptungen,
► Hanna sei bei Bewusstsein in den Bärbach gelangt und
► Hanna habe Schwimmbewegungen ausgeführt,
Genaueres sagen kannst:

Gefallen ist der Name Synn Schmitt in der HV natürlich öfter. Die meisten von uns Beobachtern/Foristen haben ja auch auf ihn spekuliert. Und meines Wissens wurde ja auch von der Verteidigung beantragt ihn ein Gutachten erstatten zu lassen. Genaueres, besonders in Form von Begründung über Ablehnung kann ich nichts mehr erinnern .

Bezüglich Püschel kann ich mich in soweit erinnern, dass ich bestätigen kann, dass beide Punkte in seinem Gutachten bejaht werden. Und mit „lebend“ meinte ich natürlich „bei Bewusstsein“. Habe ich falsch formuliert. Dass Hanna durch Ertrinken zu Tode gekommen ist, wurde ja nie bezweifelt und war dauernd präsent.

Inwieweit das bei der Ablehnung vorgetragen wurde, kann ich nicht mehr sagen. Das Gutachten von P. wurde ja in der mündlichen Urteilsbegründung nochmal thematisiert. Aber meiner Erinnerung nicht ausführlich, sondern nur dahingehend, dass die Vorsitzende sagte, dass so ein Gutachten nur jemand erstatten könne, der die falschen Akten zu Gesicht bekommen hat.
Der Rechtsmediziner Dr. Püschel dagegen, kann mit seinen Thesen niemals die Obduktionsunterlagen benutzt, oder zu Gesicht bekommen haben. Kein Mensch könne das Lesen und von einem Unfall ausgehen. https://www.allesMist/themen/km1687 ... id34811645


Catch22 hat geschrieben: Montag, 16. September 2024, 16:30:40
Solchem „Zwang“ erliegt RA Holderle ganz sicher nicht. Er allein fungiert in puncto Strafprozess als Sprachrohr der Familie von Hanna. Mir ist keine einzige persönliche, öffentliche Äußerung der Familie bekannt, die sich auf das Verfahren bezogen hätte.
Es gibt einen Artikel von SZ-Gerichtsreporter Benedikt Warmbrunn. Er wurde vier Tage vor dem Urteil am 15.03.2024 veröffentlicht. Vielleicht findet @catch22 wieder eine Seite, wo dieser Artikel komplett zugänglich ist.

https://www.sueddeutsche.de/projekte/ar ... a-e430283/

So heißt es dort:
In den Wochen nach dem 3. Oktober hatten die Eltern noch nicht die Kraft gehabt, den Obduktionsbericht zu lesen. Sie glaubten daher nicht sofort an einen Mord. Am Esstisch sagt Mutter Rosalie Wörndl: „Ich hab’ mir das einfach nicht vorstellen können. Ich hab’ gedacht, wenn die jetzt keinen Täter ermitteln, vielleicht war’s doch ein Unfall.“ Mitte November 2022 nahm die Polizei dann einen jungen Mann fest.

Sebastian T. ist auch in Aschau aufgewachsen, nur wenige Hundert Meter Luftlinie entfernt von der Familie Wörndl. Die Familien kannten sich nicht, obwohl er nur knapp zwei Jahre jünger ist als Hanna Wörndl, so alt wie ihr Bruder. Ihre Eltern sahen ihn das erste Mal im Gerichtssaal, auch die Freundinnen, niemand kannte ihn. Sebastian T., heute 22 Jahre alt, ist ein stiller Typ, in der Schule war er ein Außenseiter, wurde gehänselt. Selbst Freunde bezeichnen ihn im Prozess als „komisch“, sagen, dass er einen schrägen Humor habe. https://www.sueddeutsche.de/projekte/ar ... a-e430283/

Weiter:
Zum Jahresende entscheiden sie, dass sie jetzt wieder jedes Mal dabei sein wollen. Weil es auf einmal um etwas geht, was die Eltern ausschließen, seit sie den Obduktionsbericht gelesen haben: dass es doch ein Unfall gewesen sein könnte. Sie sind mittlerweile davon überzeugt, dass ihrer Tochter Gewalt angetan wurde. https://www.sueddeutsche.de/projekte/ar ... a-e430283/
Weiter:
Während all das im Prozess vorgetragen wird, schweigen Hanna Wörndls Eltern meistens. Manchmal schütteln sie den Kopf. An ihrem Esstisch lachen auch sie immer mal wieder über alte Anekdoten, sie weinen nie, über alles sprechen sie ruhig, auch über den Angeklagten. Sie betonen, wie wichtig es ihnen ist, dass Sebastian T. ein faires Verfahren bekommt, „es soll nicht der Falsche verurteilt werden“, sagt Andreas Wörndl. Aber dass all das, was andere Experten ihnen nachvollziehbar als Mord erklärt haben, nun doch wieder ein Unfall sein soll, sagt Rosalie Wörndl, „das ist fast unerträglich“. Auch deshalb waren sie in den letzten Prozesswochen immer da. „Jetzt sagen wir: Wir müssen da sein, für die Hanna. Wir wollen, dass sie da vor Ort ist. Dass da ein Gesicht ist.“ https://www.sueddeutsche.de/projekte/ar ... a-e430283/

Die Freundinnen:
Um 2.32 Uhr und neun Sekunden wählt Hanna Wörndl auf ihrem Sperrbildschirm den Notruf, als Kontakt eingespeichert hat sie dafür die Nummer ihrer Eltern. Der Anruf geht nicht durch. Wahrscheinlich war ihr Guthaben leer. „Allein durch den Anruf weiß ich zu hundert Prozent, dass sie Angst gehabt hat“, sagt am Esstisch in Aschau ihre Freundin Steph U. „Dabei war die Hanna kein Mensch, der Angst gehabt hat.“ https://www.sueddeutsche.de/projekte/ar ... a-e430283/
Auch:
Doch schon an dem Winterabend am Esstisch glaubt niemand mehr an Aufklärung durch dieses Verfahren. Steph U. sagt: „Egal ob jemand ins Gefängnis kommt oder nicht, es ändert nichts an unserer Situation: Die Hanna ist weg.“ Und so oft sie auch lachen über die alten Geschichten, so dankbar sie sind für alle die Jahre, die sie mit ihrer Freundin hatten – so sehr fehlt sie ihnen auch. https://www.sueddeutsche.de/projekte/ar ... a-e430283/



andi55 hat geschrieben: Mittwoch, 18. September 2024, 01:00:14 @Catch22
In einem Leserkommentar steht sinngemäß, Außenstehende sollten sich nicht anmaßen Kritik zu üben oder sich ein Urteil zu bilden , da sie ja schließlich die Ermittlungsakten nicht kennen würden. Aber kommt denn nicht sowieso alles Relevante beim Prozess zur Sprache ? Natürlich kennen wir Außenstehende die Ermittlungsakte nicht, aber wenn sich 5 Mädel's gemeldet hätten, welche zuvor von Sebastian sexuell belästigt wurden , dann wäre das sicher im Prozess zur Sprache gekommen, oder? Und ob er 3mal bei rot über die Ampel gefahren ist am Rathausplatz in Aschau wird nun nicht die entscheidende Info sein aus den Ermittlungsakten. Etwas provokant aber wenn da so entscheidende Dinge drinstehen würden, dann gäbe es ja Beweise und der Fall wäre längst erledigt .
Ich bin zwar nicht Catch22 und will ihm die Grundsätzliche Erläuterung überlassen, aber mir fallen im konkreten ein paar Sachen ein.

Nur so viel zum Grundsätzlichen: Es stimmt, es gilt laut StPO das Mündlichkeitsprinzip. Das Gericht selbst, darf tatsächlich seine Überzeugen nur aus der Hauptverhandlung schöpfen. Alles was zugrunde gelegt wird, muss mündlich erörtert worden sein.

Nun glaube ich aber, dass die Leute in der Kommentarspalte, damit einfach meinten, dass die „Empörten“ außer dem Artikel keine Informationsquelle haben.

Und die Akten beinhalten auch noch Briefe und Zeugen die nicht gehört wurden und unendlich Rohdaten etc. Aber wenn davon was wahnsinnig belastend wäre, hätte es die STA sicher eingeführt.

So gab es ja beim Plädoyer des Staatsanwalts die Stelle wo Sebastian innerhalb der Besuchsüberwachung, auf die Frage des Vaters, ob das alles so stimme, gesagt haben soll, dass ein bisschen was dazu gedichtet wurde. Ich bezweifle, dass das je in der HV thematisiert wurde. Ich war zwar nicht an jedem Tag da, aber es ist auch nie in der Presse ein passender Zeuge dazu aufgetaucht.
Der Staatsanwalt hat noch einen Hinweis auf ein weiteres Geständnis. Am 23.02 2023 hat der von ST diesen in Haft in Anwesenheit eines Ermittlers besucht. „Stimmt das Alles?“ soll der Vater seinen Sohn gefragt haben. Dieser meinte, dass hier und da was dazu gedichtet wurde. „Ergo, ein Großteil stimmt also.“ folgert Fiedler.
https://www.allesMist/themen/km1687 ... id34771035
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Re: MORDFALL HANNA W. (23 †), ASCHAU - CHIEMGAU, 2022

Ungelesener Beitrag von Catch22 »

andi55 hat geschrieben: Mittwoch, 18. September 2024, 01:00:14 In einem Leserkommentar [der „Zeit“] steht sinngemäß, Außenstehende sollten sich nicht anmaßen Kritik zu üben …, da sie … die Ermittlungsakten nicht kennen …
Der Leserkommentar:

Spoiler – hier klicken!
Also diese Kommentarflut von Laien, die sich durch einen Artikel (!) dermaßen aufhetzen lassen, ohne jemals eine Ermittlungsakte aus der Ferne gesehen zu haben, ist wirklich sehr, sehr bedenklich. Steht es in der Zeitung, muss es offensichtlich eine Story sein.

Und es sind dieselben, die bei anderen Dingen laut Verschwörungtheorie rufen.

Die Entscheidung der nächsten Instanz wird zeigen, ob und wie gut oder schlecht begründet das Urteil war.

Leserkommentar auf Zeit online
https://www.zeit.de/2024/39/kriminalfal ... d-71810850

Mit diesem Totschlagargument ließe sich jedwede Meinungsbildung abwürgen, denn wann kennt der Bürger schon die Akten? In einer Demokratie dient die freie Presse als „Vierte Gewalt“, um Legislative, Exekutive und Judikative zu kontrollieren. Die Presse als Medium soll dem Bürger die Information vermitteln, an die er selbst nicht herankommt.

Höchst unfrei agierte im Fall Hanna die regionale Presse – mit der Schere der Zensur im eigenen Kopf. Man wollte der angestammten Leserschaft nach dem Munde schreiben. Anstatt Nachricht und Meinung streng voneinander getrennt zu halten, entstand ein Tohuwabohu, gespickt mit Hass und Hetze, wie es das Meinungsbild an den Biertischen wohl erwartete. Jeder Leser zählt, jeder Klick ist bares Geld wert. Eine solche Presse gefährdet die Demokratie und ist ihrer unwürdig.

Worauf, wenn nicht auf eine freie Presse, sollte der Souverän einer Demokratie (das Volk) vertrauen können, um sich eine eigene Meinung zu bilden? Der Verfasser des obigen Leserkommentars verkennt wohl den Stellenwert der „Zeit“, eines der standhaftesten Medien in unserem Land.

Zum Thema der Selbstzensur in Lokalmedien schrieb ich am 07.03.2024:

Spoiler – hier klicken!
Catch22 hat geschrieben: Donnerstag, 07. März 2024, 17:47:47 Die Schere im eigenen Kopf

Lokale oder regional eng begrenzte Medien handeln oft nach der Doktrin: „Berichte niemals negativ über örtliche Ereignisse!“ In kein unvorteilhaftes Licht gerückt werden darf der lokale Kaninchenzüchterverein. Wurscht ist das beim etliche Kilometer entfernten Taubenzüchterverein. Der darf offen kritisiert werden, da außerhalb des Verbreitungsgebiets.

Als Zeitungen noch ausschließlich als Druckwerk Verbreitung fanden, handelten gerade kleinere Verlage streng nach dieser Devise, um ihre Leserschaft und damit ihre Abonnenten nicht zu vergrätzen. Der Wandel hin zur Online-Präsentation hat zu keiner grundlegenden Veränderung geführt. Große überregionale Medien wie z. B. die SZ oder die FAZ freilich distanzieren sich von derlei Gebaren großzügig und ohne Not. Eine derartige Selbstbeschränkung wäre hier auch ohne Sinn.

Zu dieser Provinzialität zählen offenbar nicht nur die OVB-Medien, sondern auch die spätberufene Reporterin der Münchener Abendzeitung, die sich, im Chiemgau als ihrer Heimat verwurzelt, beim OVB erst vor wenigen Jahren zur Journalistin „umschulen“ ließ:
https://www.abendzeitung-muenchen.de/au ... idi-geyer/

Die immer wieder auffallende Einseitigkeit in der Berichterstattung zum Hanna-Prozess mag zu einem großen Teil in einer solchen Haltung der Selbstzensur begründet liegen. Hinzu tritt die ungenügende Qualifikation beliebig als „Gerichtsreporter“ entsandter Allround-Reporter – gestern Jahrmarkt, heute Gericht, morgen Sportplatz. Wenn dann noch oft mangels Sachverstand Nachricht (= Bericht) und Meinung (= Kommentar) im großen Rührwerk miteinander verknetet werden, wird das journalistische Handwerk vollends mit Füßen getreten.

Die einfachste Art der Zensur im Kopf des Journalisten ist das Weglassen ungeliebter Aspekte. Solchem Gebaren zum Trotz gehört aber die Darstellung der Gegenposition zum journalistischen Handwerk! Ein deutliches Beispiel zeigte @gastxyz..me erst aus der jüngsten Sitzung:
viewtopic.php?p=246752#p246752

Wenn dem Nebenklagevertreter Holderle regelmäßig eine große Bühne geboten wird, er eifrig zitiert und vielfach in eigenständigen Artikeln interviewt wird, dann gebührt der Gegenseite dieselbe Präsenz. Falls sich dafür aus den Reihen der Verteidigung niemand zur Verfügung stellen sollte, muss die mediale Bühne der Nebenklage adäquat beschränkt werden. Dies geschieht aber nicht. Ein Verstoß gegen journalistische Grundregeln.

Wenn dann auch noch jegliche kritische Nachfragen an Holderle unterbleiben, hätte auch Holderle höchstselbst den Artikel schreiben können. Public Relation at it's best. Fehlender Sachverstand bei Journalisten öffnet Tür und Tor dafür. Dabei böte Holderle eine parademäßige Angriffsfläche, um seine stets an der Oberfläche gehaltenen Statements nach den Regeln der Logik zu hinterfragen.

Noch schlimmer tritt Einseitigkeit zu Tage, wenn ein Verhalten der einen Seite plakativ kritisiert wird, ein ebenbürtiges Verhalten der anderen Seite aber unter den Tisch fällt. Knallt der StA Akten auf den Tisch oder zieht er dem Angeklagten gegenüber Grimassen, wird eisern geschwiegen. Sobald jedoch der Verteidigung ein Lapsus widerfährt oder sie auch zu recht aufbraust, wird darüber sofort exponiert berichtet, oft genug ohne den genauen Kontext verstanden zu haben. Der Kontext fehlt dem Leser in beiden Fällen: in ersterem, weil gar nicht erst berichtet wird, in zweiterem, weil dem Reporter der Lapsus wichtiger erscheint als der Hintergrund.

Der oben beschriebenen Lokal-Doktrin ganz besonders zuwider läuft eine von auswärts eindringende Unruhe, die das örtliche Gefüge in Unordnung versetzt und sich gar noch erfrecht, von einer „Traunsteiner Rechtsauffassung“ zu sprechen. Unerhört!

Da es nunmehr auch private Eindrücke aus dem Sitzungssaal gibt, messe ich den darin vermittelten Geschehnissen sehr wohl eine Bedeutung bei, selbst wenn auch hier oft der Hintergrund wenig beleuchtet wird. Diese Infos (subtil) als Fake News abzukanzeln, nur weil sie nicht gefallen, ist töricht.
andi55 hat geschrieben: Dienstag, 05. März 2024, 19:33:16 … Entweder hat der StA das gesagt oder der Prozessbeobachter … erfindet Geschichten. …
Catch22 hat geschrieben: Donnerstag, 07. März 2024, 17:47:47 Es dürfte eher folgendermaßen sein: Ein Anhänger der einseitigen lokalen Berichterstattung stemmt sich gegen alles und jeden, der sich um eine objektivere Sichtweise bemüht. Hopp oder top! Hexenverbrenner seien die Guten, die anderen die Bösen.

Auf Ausfälligkeiten einzelner Beteiligter kommt es zunächst gar nicht an, auch wenn diese menschlich tief blicken lassen. Entscheidend ist die Beweislage. Und wenn hier die Hofberichterstatter nicht Wesentliches verbummelt haben, dürfte es äußerst schwierig bis unmöglich werden, einen Schuldspruch rechtsfehlerfrei begründen zu können – auch wenn 4 der 5 Richter für eine Verurteilung stimmen sollten.

RAin Rick und wohl auch RA Strate lauern nur darauf, für Aßbichlers Strafkammer beim BGH eine Nachhilfestunde zu buchen – und das gewiss nicht als Retourkutsche für Aßbichlers Rat, RAin Rick möge den Grundkurs StPO besuchen.



andi55 hat geschrieben: Mittwoch, 18. September 2024, 01:00:14 … Aber kommt denn nicht sowieso alles Relevante beim Prozess zur Sprache ? …
Grundsätzlich: ja (außer im sogenannten Selbstleseverfahren in die Hauptverhandlung eingeführte Akteninhalte):
fassbinder hat geschrieben: Mittwoch, 18. September 2024, 02:18:57 … es gilt laut StPO das Mündlichkeitsprinzip. Das Gericht … darf … seine Überzeug[ung]… nur aus der Hauptverhandlung schöpfen. Alles was zugrunde gelegt wird, muss mündlich erörtert worden sein.


fassbinder hat geschrieben: Mittwoch, 18. September 2024, 02:18:57 … Genaueres, besonders in Form von Begründung über Ablehnung [des Beweisantrags zu Syn Schmitt] kann ich nichts mehr erinnern. …
Bedauerlich. Dass ein Beweisantrag zur Einholung eines Computersimulations-Gutachtens von Syn Schmitt gestellt wurde, ergibt sich aus einem Interview mit RAin Rick im Regional-Fernsehen Oberbayern (RFO) vom 29.11.2023:

Spoiler – hier klicken!
Der Beweisantrag geht ja in erster Linie auf die Einvernahme eines Sachverständigen für Hydromechanik. Der Herr Professor Adamec hat ja eingeräumt, dass er eigentlich von Verletzungen in Gewässern nicht viel weiß oder nicht viel dazu sagen kann. Und das kann ein Hydromechaniker. Und wenn der uns die Fließgeschwindigkeiten ausgerechnet hat und die biomechanischen Vorgänge, die in so einer Wasserwalze, die nach solchen Abstürzen entsteht – wenn der das ausgerechnet hat oder uns gezeigt hat, dann kann der Herr Professor Schmitt von der Universität Stuttgart mit seiner speziellen Computersimulationstechnik uns etwas dazu sagen, wie diese Verletzungen zustandekommen und ob diese Fließgeschwindigkeiten geeignet sind, diese Verletzungen hervorzurufen.

RFO am 29.11.2023 (im Video ab ca. Minute 0:37)
https://www.rfo.de/mediathek/video/weit ... l-hanna-w/


fassbinder hat geschrieben: Mittwoch, 18. September 2024, 02:18:57 … Bezüglich Püschel kann ich … bestätigen …, dass beide Punkte [„bei Bewusstsein“ + „Schwimmbewegungen“] in seinem Gutachten bejaht werden. … Inwieweit das bei der Ablehnung vorgetragen wurde, kann ich nicht mehr sagen. …
Bedauerlich.
fassbinder hat geschrieben: Mittwoch, 18. September 2024, 02:18:57 … Das [private Kurz-] Gutachten von … [Püschel] wurde … in der mündlichen Urteilsbegründung nochmal thematisiert. Aber meiner Erinnerung [nach] … nur dahingehend, dass die Vorsitzende sagte, dass so ein Gutachten nur jemand erstatten könne, der die falschen Akten zu Gesicht bekommen hat. …
Öha! Seltsam, dass RA Holderle ganz empört RAin Rick mit einer Strafanzeige überzogen hatte, weil diese angeblich das Obduktionsgutachten an Püschel weitergereicht haben soll. Demzufolge kann Püschel nicht „die falschen Akten zu Gesicht bekommen“ haben!

Wie ist dieser Widerspruch erklärbar?
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Re: MORDFALL HANNA W. (23 †), ASCHAU - CHIEMGAU, 2022

Ungelesener Beitrag von Catch22 »

„Wir waren vier Freundinnen“
fassbinder hat geschrieben: Mittwoch, 18. September 2024, 02:18:57 Es gibt einen Artikel von SZ-Gerichtsreporter Benedikt Warmbrunn. Er wurde vier Tage vor dem Urteil am 15.03.2024 veröffentlicht. Vielleicht findet @catch22 wieder eine Seite, wo dieser Artikel komplett zugänglich ist.

https://www.sueddeutsche.de/projekte/ar ... a-e430283/
In voller Länge findet ihr den Artikel aus der Samstagsausgabe der Süddeutschen Zeitung vom 15.03.2024 mit dem Titel „Wir waren vier Freundinnen“ hier:

https://archive.ph/20240318125427/https ... a-e430283/


Meine Eindrücke daraus:
… Am Esstisch sagt Mutter Rosalie … [W.]: „Ich hab’ mir das einfach nicht vorstellen können. Ich hab’ gedacht, wenn die jetzt keinen Täter ermitteln, vielleicht war’s doch ein Unfall.“ …

Süddeutsche Zeitung am 15.03.2024
https://www.sueddeutsche.de/projekte/ar ... a-e430283/
https://archive.ph/20240318125427/https ... a-e430283/
Ob ein Unfall vorliegt, hängt nicht davon ab, ob ein Täter ermittelt werden kann.

… Zum Jahresende entscheiden sie, dass sie jetzt wieder jedes Mal dabei sein wollen. Weil es auf einmal um etwas geht, was die Eltern ausschließen, seit sie den Obduktionsbericht gelesen haben: dass es doch ein Unfall gewesen sein könnte. Sie sind mittlerweile davon überzeugt, dass ihrer Tochter Gewalt angetan wurde. …

Süddeutsche Zeitung am 15.03.2024
https://www.sueddeutsche.de/projekte/ar ... a-e430283/
https://archive.ph/20240318125427/https ... a-e430283/
Bei der entscheidenden Einvernahme der Rechtsmediziner war die Familie auf Anraten von RA Holderle der Sitzung ferngeblieben. Die Familie kennt also nur das schriftliche Obduktionsgutachten – und die Darstellung ihres Anwalts. Ob sie auch die Ansicht der Verteidigung kennt? Die Ansicht von Püschel? Reicht der medizinische Sachverstand von Laien aus, um restlos von einer Gewalttat „überzeugt“ zu sein?

… dass all das, was andere Experten ihnen nachvollziehbar als Mord erklärt haben, nun doch wieder ein Unfall sein soll, sagt Rosalie … [W.], „das ist fast unerträglich“. …

Süddeutsche Zeitung am 15.03.2024
https://www.sueddeutsche.de/projekte/ar ... a-e430283/
https://archive.ph/20240318125427/https ... a-e430283/
Die Wahrheit kann manchmal unerträglich sein. Die „anderen Experten“ zu hinterfragen und sich auch mit den Argumenten der Verteidigung auseinanderzusetzen, gehört zur Wahrheitsfindung dazu. Eine Wahrnehmung nur durch den Filter eines Anwalts wird der Familie wenig helfen.

… „es soll nicht der Falsche verurteilt werden“, sagt Andreas … [W.]. …

Süddeutsche Zeitung am 15.03.2024
https://www.sueddeutsche.de/projekte/ar ... a-e430283/
https://archive.ph/20240318125427/https ... a-e430283/
Wenigstens mal ein O-Ton aus der Familie. Im Kontext des Widerstreits zwischen Unfall und Verbrechen allerdings wirkt dieser fromme Wunsch mehr emotional motiviert, als von der Realität getragen. Erst durch die Revision nimmt dieser Widerstreit volle Fahrt auf, nachdem der Unfallaspekt vor dem LG Traunstein eher kleingehalten wurde. Hannas Familie wird und kann nicht erspart bleiben, sich auch mit der Unfalltheorie näher zu befassen.

… Um 2.32 Uhr und neun Sekunden wählt Hanna … [W.] … den Notruf … „Allein durch den Anruf weiß ich zu hundert Prozent, dass sie Angst gehabt hat“, sagt am Esstisch in Aschau ihre Freundin Steph U. „Dabei war die Hanna kein Mensch, der Angst gehabt hat.“ …

Süddeutsche Zeitung am 15.03.2024
https://www.sueddeutsche.de/projekte/ar ... a-e430283/
https://archive.ph/20240318125427/https ... a-e430283/
Woher will Hannas Freundin Steph U. wissen, dass Hanna „Angst gehabt“ haben musste und nicht etwa aufgrund ihres Alkoholkonsums in eine Notlage geraten war und abgeholt werden wollte?


Alles in allem ist der Artikel stark von Emotionen geprägt, denen der Autor die Fakten aus der Hauptverhandlung gegenüberstellt. Das Wesentliche zur Faktenlage:

Spoiler – hier klicken!
Wir waren vier Freundinnen



… im Sommer 2022 war … [Hanna W.] in Frankreich, in Griechenland, beim Wellnessen, auf der Wiesn. …



… Noch in der Nacht begannen die Rechtsmediziner … mit der Obduktion, als „theoretisches Konstrukt“ entwarfen sie folgendes Szenario: Jemand müsse Hanna auf ihrem Heimweg von hinten attackiert, sich auf sie gesetzt und ihr dabei die Schulterdächer gebrochen haben, um sie dann mehrmals mit einem Stein zu schlagen und zu strangulieren. Danach müsse er die bereits bewusstlose Hanna in den Bärbach geworfen haben … Dort ist sie dann ertrunken. …



Die Prien war teilweise mehr als zwei Meter hoch und reißender als sonst.



… Gesucht worden war nach einem Jogger, der … am … Festhallenparkplatz vor dem „Eiskeller“ gesehen worden war. Sebastian T. war dieser Jogger, als Zeuge redete er mit den Ermittlern, sagte ihnen, dass er sich vorstellen könne, dass jemand Hanna im Auto mitgenommen habe, dass er sie zu etwas zwingen wollte und sie sich dagegen gewehrt habe. Und dann, so stelle er sich das vor, habe derjenige halt mit einem Stein auf sie eingeschlagen. Seit er festgenommen worden ist, schweigt er.



… auch nach 34 Verhandlungstagen gibt es keine DNA-Spuren, keine Kameraaufnahmen, die die Tat zeigen, keinen Zeugen, der etwas gesehen hat. Es gibt Indizien, die gegen ihn gewertet werden können, beispielsweise seine eigene Theorie mit dem Stein – die Vorsitzende Richterin … Aßbichler bezeichnet das früh als „Täterwissen“. Was der Prozess aber auch liefert, das sind Indizien dafür, wie widersprüchlich die Ermittlungen teilweise verlaufen sind.

Verhaftet worden war Sebastian T., weil seine beste Freundin den Beamten erzählt hatte, dass T. ihr gegenüber bereits am 3. Oktober von einem Mord in Aschau geredet habe. Das konnte zu dem Zeitpunkt nur der Täter wissen. Doch die Freundin sagt auch, dass er sich dabei auf Medienberichte berufen habe – die es an diesem Tag noch gar nicht gab. Die Ermittler glauben ihr. Ihre Handydaten legen im Prozess jedoch nahe, dass das Gespräch über den Mord abends am 4. Oktober stattgefunden haben muss, nicht am 3., als es schon Medienberichte gab, als schon viele in Aschau darüber gesprochen haben.

Sebastian T. hatte sich nach dem 3. Oktober krankgemeldet, er hatte, das erzählen mehrere Freunde im Prozess, plötzlich viel mehr Alkohol getrunken als üblich, „weggeschüttet“ habe er sich, sagt eine Zeugin. Es sind Indizien, mehr nicht. Doch dann meldet sich wenige Tage nach dem Prozessauftakt noch ein Mithäftling bei der Polizei.

Sebastian T., sagt dieser Häftling, habe ihm rund um Weihnachten 2022 beim Kartenspiel in der Zelle alles gestanden. Er habe an Hanna … [W.] ein „sexuelles Interesse“ gehabt, habe sie bewusstlos geschlagen, damit sie sich nicht wehren könne. Dann habe er sie ins Wasser geworfen. Die Staatsanwaltschaft und das Gericht halten ihn für glaubwürdig. Die Verteidigung verweist auf seine Borderline-Persönlichkeitsstörung, sie hält ihn für einen Lügner. Alle anderen im Prozess gehörten Mithäftlinge sagen, Sebastian T. habe die Tat immer abgestritten.



Im November engagieren die Eltern von Sebastian T. eine weitere Verteidigerin, Regina Rick, … bekannt geworden durch den Prozess zum sogenannten Badewannen-Mord, in dem sie Manfred … [G.] nach mehr als dreizehn Jahren aus dem Gefängnis geholt hatte. Der Mord, für den er verurteilt worden war, das ließ Rick anhand mehrerer Gutachten nachweisen, war kein Mord, sondern ein Unfall.

So sieht sie das auch bei dem Geschehen aus der Nacht auf den 3. Oktober. … Die Verteidigerin überzeugt nicht, wie die Ermittler Hanna … [W.s] Heimweg minutiös rekonstruiert haben.



Im Gerichtssaal werden auch die Videoaufnahmen aus dieser Nacht gezeigt. Um 2.19 Uhr filmt eine Kamera im „Eiskeller“, wie Hanna … [W.] an die Garderobe geht, die Marke für ihre Jacke fällt ihr runter, sie hebt sie auf. Um 2.21 Uhr verlässt sie den Club, sie will mit ihrem Nachbarn heimlaufen, der aber schaut noch mal rein zu seiner Freundin. Fünf Minuten lang wartet Hanna … [W.], dann macht sie sich allein auf den Heimweg … Die Kamera am Notausgang filmt sie, wie sie die Schlossbergstraße entlangläuft, … um 2.28 Uhr biegt sie nach rechts ab auf die Kampenwandstraße. Das wissen die Ermittler alles schon im Oktober 2022. Hannas Handy aber wird erst im Frühjahr 2023 gefunden, danach können die Ermittler ihre letzten Minuten besser nachzeichnen.

Nachdem Hanna … [W.] den „Eiskeller“ verlassen hatte, sinkt in der kalten Nacht die Akkutemperatur ihres Handys kontinuierlich. Doch zwischen 2.32 Uhr und 47 Sekunden und 2.33 Uhr und 48 Sekunden fällt sie plötzlich rapide ab, um fast sieben Grad. Um 2.33 Uhr und 35 Sekunden werden auch die GPS-Daten ihres Handys ungenau. Die Ermittler gehen davon aus, dass sich das Handy da im Bärbach befunden haben muss. Und dann ist da noch dieser Anruf.

Um 2.32 Uhr und neun Sekunden wählt Hanna … [W.] auf ihrem Sperrbildschirm den Notruf, als Kontakt eingespeichert hat sie dafür die Nummer ihrer Eltern. Der Anruf geht nicht durch. Wahrscheinlich war ihr Guthaben leer. …



Die Verteidiger von Sebastian T. verweisen auf den Blutalkoholwert von 2,06 Promille, den die Rechtsmediziner bei der Obduktion gemessen haben. Sie fragen im Prozess, ob auch Wasserpflanzen oder Wassertropfen den Notruf ausgelöst haben könnten. Der IT-Sachverständige verneint.

Die Verteidiger wollen nachweisen lassen, dass der Temperaturabfall auf dem Handy auch zeigen könne, dass Hanna zu Hause anrufen wollte, als sie schon ins Wasser gefallen war. Einen entsprechenden Beweisantrag lehnt das Gericht ab. …

Ein von der Verteidigung angeforderter Professor für Hydromechanik erklärt schließlich, dass Hanna … [W.] sich die schwersten Verletzungen am Kopf, an den Schultern, am Rücken nicht im Wasser zuziehen konnte, dort wirkten die Kräfte anders, dort ziehe ein Körper sich eher Schürfwunden und Kratzer zu.

Die Verteidigung wundert diese Aussage, sie bleibt bei ihrer Unfalltheorie und wirft dem Hydromechaniker vor, dass er rechtsmedizinische Aussagen getroffen habe und fordert daher auch noch die Vernehmung eines Hamburger Rechtsmediziners. Der widerspricht in einer von der Verteidigung per E-Mail eingeholten Einschätzung dem Hydromechaniker: Alle Verletzungen habe sich Hanna auch im Wasser zuziehen können. Das Gericht lehnt es ab, den Hamburger Rechtsmediziner zu hören.



Am Dienstag, nach mehr als fünf Monaten, endet der Prozess. Die Staatsanwaltschaft fordert neuneinhalb Jahre Haft, die Verteidigung Freispruch. …



Süddeutsche Zeitung am 15.03.2024
https://www.sueddeutsche.de/projekte/ar ... a-e430283/
https://archive.ph/20240318125427/https ... a-e430283/

Erkenntnisse daraus:

► Nur ein „theoretisches Konstrukt“ der Rechtsmediziner sei das Verbrechensszenario.

► Der Pegel der Prien soll teils mehr als 2 Meter hoch gewesen sein. Im OVB und in der Abendzeitung war von 1,03 Meter die Rede. Was davon ist richtig?

► Nebenbei: Hanna verbrachte die Sommersemesterferien nicht ausschließlich in Aschau mit einer Famulatur und einem Ferienjob, sie war auch in Frankreich, in Griechenland, beim Wellnessen und auf der Wiesn.
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Re: MORDFALL HANNA W. (23 †), ASCHAU - CHIEMGAU, 2022

Ungelesener Beitrag von fassbinder »

Der Kommentar ist auch gut.
Von diesem Artikel bin ich echt tief enttäuscht ! Hier wurde sehr, sehr schlecht und einseitig recherchiert. Da ich selbst oft im Gerichtssaal saß und viele Details kenne, kann ich nach diesem Bericht nur drauf schließen, dass Frau Rückert von Frau Rick womöglich bezahlt wurde um so einseitig zu berichten. Wurden die Vorsitzende Richterin und der Staatsanwalt auch befragt? Viele wichtige Details wurden bei diesem Bericht einfach weggelassen, weil es sich dann besser liest. Ein Trauerspiel in dem die Presse so viele Leser völlig falsch beeinflusst und manipuliert. Ich hätte von Frau Rückert mehr und erwartet, auf jeden Fall eine objektivere Berichterstattung. Auch im Hinblick auf die Familie des Opfers. https://www.zeit.de/2024/39/kriminalfal ... s#comments
Die Leute haben schon immer Vorstellungen. Eine Rückert, die so einen Ruf zu verlieren hat und die man nur anständig kennt und so vielen Leuten das Leben gerettet hat, wird sich bestechen lassen.

Das Gleiche bei Rick.
Gast0815

Re: MORDFALL HANNA W. (23 †), ASCHAU - CHIEMGAU, 2022

Ungelesener Beitrag von Gast0815 »

fassbinder hat geschrieben: Donnerstag, 19. September 2024, 11:35:20 Die Leute haben schon immer Vorstellungen. Eine Rückert, die so einen Ruf zu verlieren hat und die man nur anständig kennt und so vielen Leuten das Leben gerettet hat, wird sich bestechen lassen.

Das Gleiche bei Rick.
Diese Kommentare laufen doch immer nach dem gleichen Schema ab, man behauptet eine hohe Kompetenz zu haben (hier Anwesenheit im Gerichtssaal). Obgleich man es dann besser wissen müsste, kommen dann solche Angriffe ohne genau zu erklären, was genau fehlerhaft berichtet wurde.

Solche Beiträge sollte man ignorieren.

ch kann prinzipiell die Leute verstehen, die hier die Justiz reinwaschen wollen, eine solche Justiz macht natürlich Angst.
Catch22
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Re: MORDFALL HANNA W. (23 †), ASCHAU - CHIEMGAU, 2022

Ungelesener Beitrag von Catch22 »

fassbinder hat geschrieben: Donnerstag, 19. September 2024, 11:35:20 Der Kommentar ist auch gut. …
Die Verfasserin, von sich selbst als „Prüferin“ bezeichnet, bekundet in ihrem Profil, sie sei ein „geselliger, freundlicher, wahrheitsliebender Mensch!“ Demzufolge kann es nur der lupenreinen Wahrheit entsprechen, wenn sie die „Zeit“ als ein korrumpierbares Medium enttarnt sowie deren schlampige Recherche und manipulative Unterschlagung „wichtiger Details“ ans Licht bringt. Eine wahre Fackelträgerin für die Wahrheit! Unterdessen gesellte sich noch eine Kombattantin dazu. Ob zum Equipment auch eine Mistgabel gehört?

Es könnte zum Totlachen sein, wenn es nicht so tragisch wäre.

Der direkte Link zu diesem Leserkommentar lautet übrigens richtig:
https://www.zeit.de/2024/39/kriminalfal ... d-71848367 ;-)

Gast0815 hat geschrieben: Donnerstag, 19. September 2024, 18:13:14 … eine solche Justiz macht natürlich Angst.
… solche Kommentare aber auch!
andi55
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Re: MORDFALL HANNA W. (23 †), ASCHAU - CHIEMGAU, 2022

Ungelesener Beitrag von andi55 »

@Catch22
Bei dem von Dir mitgeschickten Link zeigt es den Leserkommentar nicht an. Bei den anderen ??
Catch22
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Re: MORDFALL HANNA W. (23 †), ASCHAU - CHIEMGAU, 2022

Ungelesener Beitrag von Catch22 »

andi55 hat geschrieben: Donnerstag, 19. September 2024, 21:00:26 Bei dem … Link zeigt es den Leserkommentar nicht an. …
Anscheinend klappt der Zugriff auf die Leserkommentare nur, wenn man auf Zeit.de als Abonnent angemeldet ist.
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Re: MORDFALL HANNA W. (23 †), ASCHAU - CHIEMGAU, 2022

Ungelesener Beitrag von fassbinder »

Catch22 hat geschrieben: Donnerstag, 19. September 2024, 19:24:28

Der direkte Link zu diesem Leserkommentar lautet übrigens richtig:
https://www.zeit.de/2024/39/kriminalfal ... d-71848367 ;-
Ah. Ich dachte, ich hätte es so gemacht, wie es mir gesagt wurde.

Aber es hätte anscheinend ohnehin den wenigstens genützt. Bei mir klappt es sofort, wenn ich auf deinen Link klicke. Dann scheint es wohl so zu sein.

Die Familie von S. wird es bei der Resonanz auf jeden Fall nicht bereuen, mitgewirkt zu haben.
Catch22
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Re: MORDFALL HANNA W. (23 †), ASCHAU - CHIEMGAU, 2022

Ungelesener Beitrag von Catch22 »

Zu erwarten war, dass einer der Kommentatoren auf Zeit.de verlockt sein würde, über das dort gezeigte Konterfrei eines „armen, kleinen unschuldigen Buben“ herzufallen und auf dessen „ach so fürsorgliche Eltern“ einzutreten. Prompt zur Stelle war die oben bereits erwähnte Fackelträgerin der Wahrheitsliebe:

Spoiler – hier klicken!
Ja das meine ich ernst! Ich finde das Bild der Berichterstattung schon nicht in Ordnung, denn Sebastian T. ist kein kleiner Bubi, wie auf dem Foto, sondern ein staatlicher durchtrainierter Mann. Hier möchte man den Leser von dem armen, kleinen unschuldigen Buben ein Bild vermitteln. Und die Eltern wollen ein Bild von den „ach so fürsorglichen Eltern „ vermitteln, doch das waren sie die Jahre zuvor auch nie. Sebastian hatte zwei sehr gute Verteidiger, aber das war den Eltern nicht genug. Deshalb holten sie Frau Rick. Dass sie das dann nicht geschafft hat ärgert sie und die Eltern wahrscheinlich ziemlich, zumal Frau Rick auch ein stattliches Honorar aufruft. Deshalb wird jetzt auf diesem Wege über die bayrische Polizei hergezogen was das Zeug hält. Die Richterin ist eine absolut zuverlässige, korrekte Person, die die Regeln kennt !

Leserkommentar auf Zeit online am 19.09.2024 (Originalwortlaut einschließlich aller Fehler)
https://www.zeit.de/2024/39/kriminalfal ... d-71860453

Zwei Fotos auf Zeit.de:

Spoiler – hier klicken!
Bild

Der beschuldigte Sebastian T. stimmte der Veröffentlichung seines Porträts in der ZEIT zu: Er habe nichts zu verbergen. © Daniel Delang für DIE ZEIT
https://img.zeit.de/2024/39/sie-braucht ... 1/original
Bild

Iris T. quält sich mit der Frage: Warum habe ich meinen Sohn der Polizei ausgeliefert? © Daniel Delang für DIE ZEIT
https://img.zeit.de/2024/39/sie-braucht ... 3/original
Hinweis: Die Grafikdateien liegen auf dem Server von Zeit.de. Für den Fall, dass sie dort gelöscht, umbenannt oder verschoben werden, werden die Fotos hier nicht mehr angezeigt.

Tapfer und unermüdlich kommentierte ein Leser der „Zeit“ (und zugleich, wie ich meine, einer unserer Foristen) im Gefecht gegen die Windmühlen der „Wahrheitsliebe“. Eine Gesinnungsgenossin sprang der Fackelträgerin zur Seite, bis die Redaktion den Stecker zog:

Spoiler – hier klicken!
Vielen Dank MissMarple2, das mal jemand nicht in das Horn "die Böse Justiz Bayerns" die unfaire Bayerische Polizei stösst. Es geht hier nicht um Bestechung, lieber Rainer22, sondern um einseitige Recherche des Artikels. Ich war während des Prozesses viele Tage im Gericht und kann die lückenhafte Wiedergabe des Artikel von Frau Rückert erkennen. Warum alle Kommentatoren jetzt über Justiz und Polizei von Bayern herziehen ist mir ein Rätsel - glauben die ernsthaft alles was in der Presse, besonders "Bild" berichtet wird? Ich ging davon aus, das die Zeit ernsthafter recherchiert

Leserkommentar auf Zeit online am 19.09.2024 (Originalwortlaut einschließlich aller Fehler)
https://www.zeit.de/2024/39/kriminalfal ... d-71861176
Entfernt. Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen. Danke, die Redaktion/es

Leserkommentar auf Zeit online am 19.09.2024
https://www.zeit.de/2024/39/kriminalfal ... d-71859913

Den Inhalt zu diskutieren, lohnt nicht, weil substanzlos, wie schon @Gast0815 treffend bemerkte. Reine Unterhaltung.



Apropos Käuflichkeit von Medien, die in dem gestern von @fassbinder zitierten Leserkommentar der „Zeit“ unterstellt wurde – vielleicht wird genau anders herum ein Schuh daraus?

Im Fall Monika W. (1986) beteiligte sich der „Stern“ mit 50.000 DM an den Kosten des Wiederaufnahmeverfahrens. Auf Initiative von RA Strate. 20.000 DM investierte „Der Spiegel“ in die Verteidigung von Reinhard W. Mit spöttischem Unterton berichtete damals „Die Zeit“:

Spoiler – hier klicken!
Der Prozeß um Monika … [W.]: „Stern“ und „Spiegel“ helfen mit

Große Story, großes Geld

… „Bei einem kleinen Italiener. Wir hatten uns zum Essen getroffen. Er sagte, daß er finanziell nicht mehr weiterwisse. Da haben wir gesagt: gut.“ … Winter 1993. Zwei Männer in Hamburg. Sie sprachen über Geld. Es ging um eine Frau. Stern-Ressortchef Thomas Osterkorn mit dem Rechtsanwalt … Gerhard Strate. Sie sprachen über Monika … [B.], geschiedene … [W.]. Vergangenen Mittwoch begann vor dem Landgericht Gießen … [das] Wiederaufnahmeverfahren.



… Ein rechtskräftiges Urteil aufzuheben, dazu braucht es neben guten Argumenten vor allem Geld. … Rechtsanwalt Strate hatte „schon etwa 90.000 Mark“ in Recherchen investiert. Der Stern stieg ein und übernahm mit 50.000 Mark einen Teil der Kostenund bestand nun auf dem Exklusivrecht an ihrer Geschichte.

Dann geschah Unerwartetes: Das Oberlandesgericht Frankfurt hob … 1995 das erste Urteil auf. Strate hatte es geschafft. Monika … [W.], ein Justizirrtum? Alle berichteten über die Sensation. …

Noch einmal floß Geld. Diesmal vom Spiegel. 20.000 Mark für Reinhard … [W.], der von Anfang an auch als möglicher Täter im Gespräch war. … Ein Frankfurter Rechtsanwalt hat nun den juristischen Schutz von Reinhard … [W.] übernommen. … [Spiegel-Gerichtsreporter Gerhard] Mauz über den Stern: „Fragen Sie mal nach den Summen, die der Stern in Frau … [W.] gesteckt hat!“ [Stern-Kollege] Osterkorn: „Insgesamt? Das weiß ich schon gar nicht mehr.“



… So könnte am Ende … das Landgericht … verkünden: Im Namen des Volkes ergeht folgendes Urteil, mit freundlicher Unterstützung von …

„Die Zeit“ 24/1996 vom 07.06.1996
http://www.zeit.de/1996/24/glosseml.txt.19960607.xml
https://web.archive.org/web/20221110181 ... 960607.xml (für alle in voller Länge)

Ob man sich in Sachen Traunstein auch bei einem „kleinen Italiener“ in Hamburg traf? Es wäre für alle ein Treffpunkt der kurzen Wege – außer für eine Anwältin aus München.

► Mit den RAen Dr. Georg und Kruse (beide Partner in der Hamburger Kanzlei Schwenn) produzierte die Hamburger Wochenzeitung „Die Zeit“ ein „ABC des Verbrechens“ als täglichen Podcast für August 2024.

► Dr. Georg vertritt Sebastian T. neben Regina Rick im Revisionsverfahren (auch wenn er im Artikel der „Zeit“ nicht genannt wird).

► Mitherausgeberin der Podcast-Reihe „Zeit – Verbrechen“ ist Sabine Rückert, bis 2023 stellvertretende Chefredakteurin der „Zeit“.

► Sabine Rückert ist Autorin des „Zeit“-Artikels über den Fall Hanna.

► Über den Beitrag von Sabine Rückert in der „Zeit“ informiert die Kanzlei Schwenn stolz auf ihrer Webseite.

Spoiler – hier klicken!
Sie brauchten einen Mörder

In der aktuellen Ausgabe der DIE ZEIT (Ausgabe Nr. 39/2024) und auf ZEIT ONLINE schreibt Sabine Rückert über das als „Eiskeller-Fall“ bekannt gewordene Mordverfahren um den Tod von Hanna W. aus Aschau im Chiemgau. In der Revision wird der vom Landgericht Traunstein zu einer Jugendstrafe von 9 Jahren verurteilte Angeklagte gemeinsam von der bereits in der Instanz hinzugezogenen Kollegin Regina Rick aus München und unserem Partner Dr. Yves Georg verteidigt. Das Dossier zeigt eindrücklich, wie dünn die Beweislage und wie tönern dementsprechend die Füße sind, auf die das Landgericht seinen Schuldspruch nach dem in vielerlei Hinsicht unangemessen unterkomplex geführten Indizienprozess gestützt hat.

Den ganzen Artikel finden Sie hier zum nachlesen.

RAe Schwenn, Kruse, Georg
https://rechtsanwalt-strafrecht.com/presse/
Das ABC des Verbrechens

Ab dem heutigen 1. August werden unsere Partner Leon Kruse und Dr. Yves Georg im DIE ZEIT-Podcast „Verbrechen“ mit Anne Kunze einen Monat lang täglich in 5- bis 10-minütigen Podcast-Folgen jeweils über einen Begriff aus dem Strafrecht sprechen – von A wie „Anfangsverdacht“ bis Z wie „Zeuge“. Konzipiert sind die Folgen nicht als theoretisch-wissenschaftliche Enzyklopädie, sondern als abwechslungsreicher – und zwischen allem Ernst bisweilen auch humoristischer – Austausch zweier Verteidiger mit einer Kriminalreporterin, bei dem die tägliche Verteidigerpraxis im Vordergrund stehen wird. Neben den rechtlichen und justizpraktischen Fragen werden auch die mit ihnen zusammenhängenden psychologischen, soziologischen und philosophischen Aspekte nicht zu kurz kommen, etwa wenn es um die „Motive“ für Straftaten, um den „Charakter“ von Beschuldigten und deren Verteidigern oder um Wesen, Zweck und praktische Bedeutung von „Schuld“ und „Strafe“ geht.

Abrufbar sind die Folgen unter https://www.zeit.de/serie/verbrechen und überall sonst, wo es Podcasts gibt.

RAe Schwenn, Kruse, Georg
https://rechtsanwalt-strafrecht.com/presse/

Freilich könnte das alles purer Zufall sein.

Mir hätten die Fettuccine, das tote Reh mit Auberginen und der Brunello auch gemundet. Oder wurde während der Sommerhitze leichtere Kost gereicht? ;-)
Catch22
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Re: MORDFALL HANNA W. (23 †), ASCHAU - CHIEMGAU, 2022

Ungelesener Beitrag von Catch22 »

Wenig sachliche Reaktion auf den Artikel in der „Zeit“

Betont emotional und ganz ohne Sachargumente fällt die heute erfolgte Reaktion der OVB-Medien aus auf den vor mehr als zwei Wochen erschienenen Artikel in der renommierten Wochenzeitung „Die Zeit“. Der Titel der Zeitung wird gar nicht erst erwähnt. Vielleicht ist auch das Pusemuckeler Wochenblatt gemeint?

Geboten wird ein bedrückendes Stimmungsbild von
► Bürgermeister Simon Frank,
► Bergwacht, Wasserwacht, Feuerwehr,
► Café Pauli und
► Pfarrer Paul Janßen.

Sekundiert von Nebenklagevertreter Holderle, verfehlt die Trauerrede des OVB die Sachebene der attackierten „Zeit“ zur Gänze, sachliche Fehler inbegriffen. Ähnlich substanzlos war schon der OVB-Bericht über die Erwiderung der StA auf die Revisionsbegründung (viewtopic.php?p=261743#p261743). Gehen der Anklageseite die Argumente aus?

Rosenheim24.de verlautbart:

Spoiler – hier klicken!
„In keiner Weise Beruhigung“: So tief sind die Wunden in Aschau zwei Jahre nach der Hanna-Tragödie


Die Zeit heilt Wunden, heißt es. Vielleicht ist in diesem Fall noch nicht genug Zeit vergangen, vielleicht ist die Wunde aber auch zu tief. Oder sie wurde wieder aufgerissen, kürzlich erst, als eine Wochenzeitung … eine Geschichte erzählte, die so wenig zu tun hatte mit der Geschichte, die das Landgericht … im Laufe eines Marathon-Prozesses rekonstruiert hatte: Dass Sebastian T. in den frühen Morgenstunden … Hanna auf ihrem Heimweg … attackierte. Dass Sebastian T. die 23-Jährige erst bewusstlos schlug, bevor er sie dann, wegen seines Verbrechens [richtig: Vergehens!] in Panik geraten, in den Bärbach warf. Die … Medizinstudentin ertrank, 20 Tage vor ihrem 24. Geburtstag.

Zwölf Kilometer durch den reißenden Fluss

Ihr Körper wurde vom reißenden Wasser weitergetragen, zwölf Kilometer weit … Dort … entdeckte ein Spaziergänger den leblosen Körper, der sich im Wurzelwerk am Ufer verfangen hatte. Stunden später stellten die Rechtsmediziner Spuren eines Gewaltverbrechens fest.

Die neue Geschichte, die aus der Wochenzeitung, liest sich anders. Sie liest sich wie: ein Unfall, passiert nach einer durchfeierten Nacht. Es gibt nach dieser Geschichte keinen Mord. Aber ein zweites Opfer. Sebastian T., den die 1. [richtig: 2.!] Jugendkammer des Landgerichts Traunstein wegen Körperverletzung und Mordes … zu neun Jahren Jugendstrafe verurteilt hat. Rechtskräftig ist das Urteil noch nicht. …

Trauer ist auch in Aschau etwas sehr Privates

Walter Holderle vertritt als Anwalt … die Eltern Hannas. Er … sprach kürzlich mit ihnen. „Mit großer Erschütterung habe ich festgestellt, dass bei den Eheleuten W. in keiner Weise Beruhigung eingetreten ist“, sagt er. Im Gegenteil, die Eltern seien unverändert tief getroffen und nicht in der Lage, mit den Medien über den gewaltsamen Tod ihrer Tochter zu sprechen.

Auch sonst will in Aschau niemand darüber Worte verlieren. … Der Fall sei vielleicht kein Dauerthema, und er werde auch nicht an den Stammtischen verhandelt, sagt … Bürgermeister Simon Frank. „Man versucht, den Alltag zu meistern.“ Auch mit seinen Höhepunkten. Wie dem Gautrachtenfest. Es sei ausgelassen gefeiert worden. „Aber – im Hintergrund ist das Thema immer dabei.“

Noch bei der Beisetzung Hannas dachte die Familie an die Retter

Bei Hannas Beisetzung … bat die Familie um Kondolenzspenden … an … Bergwacht, Wasserwacht und Feuerwehr. Weil die Familie diesen Institutionen auch eng verbunden ist …

Thomas Riepertinger von der Bergwacht … sagt, … das Geld verwende man wie stets in solchen Fällen: für Ausrüstung. Und für Ausbildung von Anwärtern. Wie es den Helfern geht, mit diesem Morgen [richtig: Nachmittag!] im Oktober 2022? Riepertinger will nichts dazu sagen … Höfliches Bedauern auch im Café Pauli, wo Hanna ausgeholfen hat … Auch das nähere Umfeld Hannas schweigt vor dem zweiten Todestag. Trauer ist etwas Privates.

Pfarrer rät, wie Rituale in der Trauer helfen

Pfarrer Paul Janßen hielt die Trauerfeier in der Pfarrkirche. Nun, zwei Jahre danach, liegen keine Stofftiere mehr auf Hannas Grab. … Aber Janßen weiß …, dass Hanna noch in den Gedanken vieler Menschen ist. … „Im Stillen Gebet oder in Fürbitten kann man an den Verstorbenen erinnern“, sagt er. So wie es Hannas engste Freundinnen bereits beim Trauergottesdienst gehalten hatten …

Rosenheim24.de am 28.09.2024
https://www.rosenheim24.de/rosenheim/ch ... 23659.html
https://webcache.googleusercontent.com/ ... 23659.html (Option „Nur-Text-Version“ wählen)



Mit keinem der relevanten Argumente hingegen hält der Artikel in der „Zeit“ hinter dem Berg. Vielmehr stellt er das vom LG Traunstein angenommene Tatgeschehen und die Unfalltheorie der Verteidigung gegenüber:

viewtopic.php?p=261744#p261744
fassbinder
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Re: MORDFALL HANNA W. (23 †), ASCHAU - CHIEMGAU, 2022

Ungelesener Beitrag von fassbinder »

Catch22 hat geschrieben: Freitag, 20. September 2024, 23:20:53


Apropos Käuflichkeit von Medien, die in dem gestern von @fassbinder zitierten Leserkommentar der „Zeit“ unterstellt wurde – vielleicht wird genau anders herum ein Schuh daraus?

Im Fall Monika W. (1986) beteiligte sich der „Stern“ mit 50.000 DM an den Kosten des Wiederaufnahmeverfahrens. Auf Initiative von RA Strate. 20.000 DM investierte „Der Spiegel“ in die Verteidigung von Reinhard W. Mit spöttischem Unterton berichtete damals „Die Zeit“:

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Ob man sich in Sachen Traunstein auch bei einem „kleinen Italiener“ in Hamburg traf? Es wäre für alle ein Treffpunkt der kurzen Wege – außer für eine Anwältin aus München.

► Mit den RAen Dr. Georg und Kruse (beide Partner in der Hamburger Kanzlei Schwenn) produzierte die Hamburger Wochenzeitung „Die Zeit“ ein „ABC des Verbrechens“ als täglichen Podcast für August 2024.

► Dr. Georg vertritt Sebastian T. neben Regina Rick im Revisionsverfahren (auch wenn er im Artikel der „Zeit“ nicht genannt wird).

► Mitherausgeberin der Podcast-Reihe „Zeit – Verbrechen“ ist Sabine Rückert, bis 2023 stellvertretende Chefredakteurin der „Zeit“.

► Sabine Rückert ist Autorin des „Zeit“-Artikels über den Fall Hanna.

► Über den Beitrag von Sabine Rückert in der „Zeit“ informiert die Kanzlei Schwenn stolz auf ihrer Webseite.

Spoiler – hier klicken!



Freilich könnte das alles purer Zufall sein.

Mir hätten die Fettuccine, das tote Reh mit Auberginen und der Brunello auch gemundet. Oder wurde während der Sommerhitze leichtere Kost gereicht? ;-)
Das wusste ich gar nicht, dass das im Fall Monika W. so gehandhabt wurde.

Ich halte die Ideen für realistisch, dass das vllt auch in diesem Fall eine Rolle spielt.

Sabine Rückert wurde ja auch bei Kachelmann von RA Schwenn in Talkshows lobend erwähnt. Ich glaube auch im Fall des Straßenbahnfahrers W. gab es ja eine Zusammenarbeit.

Und das geht jetzt natürlich alles ins Geld. Einerseits natürlich die Kosten für die Anwälte, auch wenn ich die Vereinbarungen mit der Familie T. nicht kenne. Anderseits könnte ich mir aber vorstellen, dass vllt auch im Hinblick auf ein mögliches neues Verfahren weitere bzw. umfangreiche Gutachten in Auftrag gegeben wurden.

Auch wenn wir leider den Beweisantrag und dessen Ablehnung bezüglich Synn Schnitt nicht genau nachvollziehen können, sollte er ja beauftragt werden. Bei Malchereck wurde es ja immerhin von Amts wegen eingeleitet. Bei Synn Schmitt und Püschel müsste man wahrscheinlich selbst vorstrecken. Deshalb wurde ja bei Genditzki ordentlich gesammelt. Gut, da war die Situation eine Andere, aber vllt will man schon was in den Händen haben.

Und der Verlag hat auch was davon. Eine „Homestory“ und der Fall verkaufen sich sicher nicht schlecht.

Es hört sich erstmal kühn an, aber in meinen Augen ist das mit einer spektakulärsten Fälle der letzten Jahrzehnte.

Es gab vor ein paar Jahren mal einen Polizeiruf mit Karl Markovics. Der hat im Jahr 2006 zum Sommermärchen gespielt. Da wurde ein geistig etwas benachteiligter aus einem bayerischen Dorf verhaftet und zu 10 Jahren Jugendstrafe verurteilt, weil er ein Mädchen aus dem Dorf umgebracht haben soll, dass er begehrt hat. Kurz vor Ende der Haftzeit taucht dann der Markovics auf und fleht den Komissar an, dass er ihm sein Geständnis glaubt. Hat 90 Film-Minuten gedauert, bis es ihm abgenommen wurde.

Will damit sagen, das ist ja allein schon ein beliebtes Motiv in Krimis. Aber jetzt ist die Konstellation zwischen Opfer und vermeintlichem Täter echt. Und dann noch mit diesen Umständen, dass es um Laufrouten, Sekunden und Temperaturabfall geht.

Zumal da im Gegensatz zu den Krimis und zu dem Badewannenmord noch eine größere Zahl an Möglichkeiten kommt.

In Krimis ist es meist eindeutig ein Mord. In Rottach kam entweder Unfall oder Mord durch den Verdächtigen in Frage. Aber hier kommt alles in Frage.


Ein weiteres Indiz, dass vllt ein bisschen was geflossen ist, das Bild von Sebastian. Zwar könnte ich mir vorstellen, dass er auch so dazu bereit gewesen wäre, um die Unschuld zu demonstrieren, aber es hat auch was „exklusives“.
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Re: MORDFALL HANNA W. (23 †), ASCHAU - CHIEMGAU, 2022

Ungelesener Beitrag von Catch22 »

fassbinder hat geschrieben: Sonntag, 29. September 2024, 19:44:36 … Es hört sich erstmal kühn an, aber in meinen Augen ist das mit einer [der] spektakulärsten Fälle der letzten Jahrzehnte. …
Zweifellos!

Und das nicht nur hinsichtlich der Prozessführung. Eine emotional aufgeladene Atmosphäre spiegelt sich in einer Berichterstattung unterschiedlicher Couleur und spaltet viele Beobachter in zweierlei Lager. Ein in Strafprozessen eher seltenes Phänomen. Ich denke dabei an Fälle wie Marianne B. oder Monika W.

Über beträchtliche Zahlungen des „Stern“ auch im Fall Marianne B. berichten NDR, WDR und eine Leserin einer juristischen Fachzeitschrift:

Spoiler – hier klicken!
Der Fall Marianne … [B.]: Rache einer verzweifelten Mutter

Am 5. Mai 1980 wird die siebenjährige Anna … [B.] erwürgt. Ihre Mutter Marianne erschießt den mutmaßlichen Mörder 1981 im Gerichtssaal in Lübeck. Der Akt der Selbstjustiz schreibt Rechtsgeschichte.



Eine Lebensgeschichte als „Stern“-Serie

Nach ihrer Tat steht Marianne … [B.] schlagartig im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Für 250.000 Mark verkauft die 30-Jährige ihre Lebensgeschichte an das Magazin „Stern“, der Reporter … darf sie während der Untersuchungshaft besuchen. Mit dem Honorar deckt sie ihre Anwaltskosten, denn im November 1982 beginnt der Prozess gegen sie.

In 13 Folgen erfahren die Leser Details aus Mariannes unglücklicher Kindheit und Jugend in einem streng gläubigen Elternhaus mit einem autoritären Vater, einem ehemaligen Mitglied der Waffen-SS. …



NDR, 05.05.2024
https://www.ndr.de/geschichte/chronolog ... er101.html
2. November 1982 – Prozessbeginn gegen Marianne … [B.]

Auch nach über 40 Jahren gilt die Tat von Marianne … [B.] als einer der spektakulärsten Fälle von Selbstjustiz in Deutschland. Die damals 31-Jährige erschießt 1981 im Lübecker Schwurgerichtssaal den mutmaßlichen Mörder ihrer Tochter. …



Lebensgeschichte für 250.000 Mark verkauft

Der Medienhype um die Gastwirtin ist schon während des Prozesses gewaltig. Um die Prozesskosten zu bezahlen, verkauft Marianne Bachmeier für 250.000 Mark ihre Lebensgeschichte an den Stern, gleich zweimal wird ihre Geschichte später verfilmt.



WDR 5, „ZeitZeichen“, 02.11.2022
https://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendunge ... r-100.html
Leserbrief zu:
Geistiges Eigentum an Straftaten – Die Vermarktung von Straftaten
Artikel von Dr. iur. Menno Aden, Zeitschrift für Rechtspolitik (ZRP), 2007, Seite 265



… Immer häufiger lassen Strafverteidiger sich von ihren Mandanten die aus der Vermarktung der Straftat in den Medien erzielten Beträge abtreten, um ihre Honoraransprüche zu befriedigen. Sie sind es für gewöhnlich auch, die für ihre Mandanten die Verträge mit den Medien aushandeln und für die Lebensberichte des Täters, für Tatschilderungen und Exklusivbeiträge hohe Summen fordern und oftmals auch erhalten. … Marianne … [B.], vertreten durch Uwe … [M.], verkaufte ihre Lebensgeschichte gegen ein Honorar von 100.000 DM dem Stern. … Gerhard … [S.] handelte mit dem Stern für ein Exklusivinterview seiner Mandantin Monika … [W.] einen Betrag von 80.000 DM aus, zu zahlen zuzüglich Mehrwertsteuer an die Beklagte zu seinen Händen. Bernd … [S.] schaffte es, dass der Spiegel für einen Exklusivbeitrag dem Nebenkläger Reinhard … [W.] Geld zahlte und Kevin … [P.], der Geliebte Monika … [W.s], erhielt von Spiegel-TV 15.000 DM.



Britta H., Buchholz, Leserbrief zu: Geistiges Eigentum an Straftaten – Die Vermarktung von Straftaten, Zeitschrift für Rechtspolitik (ZRP), 2007, Seite 396
https://www.dresaden.de/A--Veroffentlic ... satze.html
https://www.dresaden.de/A--Veroffentlic ... ef_ZRP.pdf

fassbinder hat geschrieben: Sonntag, 29. September 2024, 19:44:36 … Und der Verlag hat auch was davon. Eine „Homestory“ und der Fall verkaufen sich sicher nicht schlecht. …
Zumal der Name Regina Rick verknüpft ist mit dem medienwirksamen, noch immer präsenten Fall des Hausmeisters Manfred G.

fassbinder hat geschrieben: Sonntag, 29. September 2024, 19:44:36 … das ist ja allein schon ein beliebtes Motiv in Krimis. Aber jetzt ist die Konstellation zwischen Opfer und vermeintlichem Täter echt. Und … dass es um Laufrouten, Sekunden und Temperaturabfall geht. …
Wer wohl die Filmrechte kaufen wird? Ein Fall für Alfred W. Breinersdorfer als Autor? Knisternde Spannung vor dem Fernsehschirm. Oder Open-Air-Kino an der Kampenwand?


fassbinder hat geschrieben: Sonntag, 29. September 2024, 19:44:36 … Und das geht … alles ins Geld. Einerseits … die Kosten für die Anwälte …
Als Wahlverteidigerin im Traunsteiner Verfahren nahm RAin Rick an rund 25 Sitzungstagen teil. Egal ob sie nach den Sätzen des RVG oder auf Basis einer individuellen Vergütungsvereinbarung liquidierte: Allein schon das Honorar für die erste Instanz war beträchtlich!

Im Revisionsverfahren, so vermute ich, dürften die RAe Rick und Dr. Georg als Pflichtverteidiger beigeordnet sein:

Spoiler – hier klicken!
Catch22 hat geschrieben: Sonntag, 10. März 2024, 17:34:25 Die Bestellung (Verpflichtung) des Pflichtverteidigers endet erst mit dem rechtskräftigen Abschluss des Verfahrens (§ 143 Abs. 1 StPO).

Allerdings ist die Bestellung aufzuheben (und ein neuer Pflichtverteidiger beizuordnen), wenn … der Angeklagte für die Revision einen neuen Pflichtverteidiger beantragt (§ 143a Abs. 3 StPO).
Catch22 hat geschrieben: Sonntag, 10. März 2024, 18:25:59
Deshalb erscheint es realistisch, dass wohl angestrebt wird, die Pflichtverteidiger Baumgärtl und Frank zu entpflichten und diese durch das Team Strate [jetzt: Dr. Georg] und Rick zu ersetzen. …

Vorteil: Die Vergütung als Pflichtverteidiger fließt aus der Justizkasse. (Im Falle einer Verurteilung ist der Angeklagte gegenüber der Staatskasse erstattungspflichtig.)

Angesichts des hohen Arbeitsaufwands allein der Revisionsbegründung ist es allerdings schwer vorstellbar, dass die Pflichtverteidiger auf eine (zusätzliche) Vergütungsvereinbarung auf Stundenbasis verzichtet hätten. Die allein der Mandant zu bedienen hätte. Also schon wieder: beträchtliche Kosten!

Woher nehmen? Über Sebastians Familie ist zu lesen:

Spoiler – hier klicken!
… Sebastian … lebt zu diesem Zeitpunkt mit seinen Eltern, Schwestern, Großeltern, Tanten und Cousinen zusammen. Der Großfamilie gehören mehrere eng beieinanderstehende Häuser. Der Vater ist Gymnasiallehrer für Mathematik und Physik, die Mutter eine gelernte Augenoptikerin, die nun aber Kinder mit Behinderung betreut. Sebastian selbst absolviert eine Ausbildung zum Anlagenmechaniker. …

Zeit online am 11.09.2024
https://www.zeit.de/2024/39/mordfall-ha ... ng-prozess
https://archive.ph/20240911193842/https ... ettansicht

Eltern haften nicht für ihre Kinder. Inwieweit sich eine Großfamilie freiwillig in Sippenhaftung nehmen lassen will, sei dahingestellt. Letztlich sind die Mittel begrenzt. Und künftige Kosten kaum absehbar.

fassbinder hat geschrieben: Sonntag, 29. September 2024, 19:44:36 … Anderseits könnte ich mir … vorstellen, dass … weitere … Gutachten in Auftrag gegeben wurden. …
Für den Fall, ein Verlag hätte tatsächlich das Sponsoring übernommen, dürfte längst wieder Ebbe herrschen in der Kriegskasse. Hast Du die bislang aufgelaufenen RA-Honorare mal ganz grob über den Daumen gepeilt? Ein Betrag, wie er seinerzeit im Fall Monika W. vom „Stern“ geflossen war, wäre längst aufgezehrt. Selbst dann, wenn man eine Mark als einen Euro rechnen würde. Für neue Gutachten bleibt da vorerst nix übrig. ;-)

Zum Glück geht es hier nicht um eine Wiederaufnahme wie im Badewannen-Fall. Neue Gutachten waren dort die entscheidende Voraussetzung. Dafür wurden Spenden gesammelt. Im Fall Hanna kann abgewartet werden, bis Sachverständige in einer neuen Hauptverhandlung von Amts wegen (also auf Kosten der Gerichtskasse) beauftragt werden.

fassbinder hat geschrieben: Sonntag, 29. September 2024, 19:44:36 … Bei Syn Schmitt und Püschel müsste man wahrscheinlich selbst vorstrecken. …
Für eine fundiertere Vorabeinschätzung dürfte es den beiden Herren wohl nicht allzu schwerfallen, in Vorleistung zu treten. Püschel zumindest hatte sogar schon geliefert. Und dessen Zusammenarbeit mit Schmitt ist bekannt. An dieser Front geht es m. E. zunächst noch ruhig zu.

fassbinder hat geschrieben: Sonntag, 29. September 2024, 19:44:36 … Ich halte die Ideen für realistisch, dass … [Sponsoring] vllt auch in diesem Fall eine Rolle spielt. …
Honorare der Verteidigung, die über die Vergütung nach dem RVG hinausreichen, sind im Falle eines Freispruchs nur in den seltensten Fällen erstattungsfähig. Und nach den Sätzen des RVG lässt sich eine aufwendige Verteidigung nicht bestreiten. Auf einem erklecklichen Teil der Kosten bleibt ein freigesprochener Mandant dann sitzen. Unschuldig angeklagt ist wie dreimal umgezogen – oder einmal abgebrannt.

Deshalb vermute auch ich, dass Sebastians Verteidigung von der „Zeit“ gesponsort wird – auf Initiative der Kanzlei Schwenn. Einen erstklassigen Strafverteidiger, der sich als sogenanntes Organ der Rechtspflege nicht nur auf dem Papier verpflichtet sieht, zieht dieser Fall in seinen Bann. Und welcher RA riskiert, hungers zu sterben, nur weil sein Mandant nicht (mehr) zahlungsfähig ist?

Würde mit der Revision eine neue Hauptverhandlung erzielt, hätte sich der hohe Einsatz schon gelohnt. Über Schuld oder Freispruch wird dann von einem anderen LG zu entscheiden sein. In einem fairen und rechtsstaatlichen Verfahren. Unter den Augen unabhängiger, überregionaler Medien mit journalistischem Niveau – der „Vierten Gewalt“ im Staat.

Seien wir gespannt auf die weitere Berichterstattung in der „Zeit“ – und vielleicht auch über die „Zeit“.
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