MORDFALL EHEPAAR LANGENDONK -- Diskussion

ÖFFENTLICHE DISKUSSION
Jack
Beiträge: 11
Registriert: Sonntag, 26. Juni 2022, 12:56:10
Kronen:
Sterne:

Re: MORDFALL EHEPAAR LANGENDONK -- Diskussion

Ungelesener Beitrag von Jack »

Der Dialekt entwickelt sich laut Sprachforscher in der Pubertät.
Also dort in Graz und Umgebung aufgewachsen als junger Bosnier, später in den Chiemgau zum Arbeiten
ausgewandert. Dann zeitweise in Bosnien, eventuell erst im Krieg.
Ich überleg eher, in welcher Sprache ein eventueller Streit zwischen Harry und dem Täter
stattgefunden hat. Falls es diesen Streit überhaupt gab.
Catch22
Beiträge: 747
Registriert: Sonntag, 10. Juli 2022, 21:33:56
Kronen:
Sterne:

Re: MORDFALL EHEPAAR LANGENDONK -- Diskussion

Ungelesener Beitrag von Catch22 »

@Jack
Danke für Deinen kreativen Input! Einzelne Aspekte jedoch lösen in mir Widerstand aus:

Jack hat geschrieben: Mittwoch, 31. August 2022, 12:06:11 … liefern … Motive … vor allem für die Übertötung der Ls.
Profiler Horn geht davon aus, dass die Kehlschnitte erfolgten, um sicherzustellen, dass die Opfer wirklich tot sind. Darin liegt eben gerade keine klassische Übertötung aus emotionaler Überbordung.

Jack hat geschrieben: Mittwoch, 31. August 2022, 12:06:11 … dass der Täter psychisch auffällig gewesen sein muss: Die Unverhältnismäßigkeit der Tat, die zeitweise Planlosigkeit der Flucht …
Bei einer psychischen Auffälligkeit würde ich vergleichbare Taten vorher und nachher erwarten. Freilich ist das nicht zwingend. Zur Verhältnismäßigkeit von Tatziel und Tatmittel lässt sich nur spekulieren, solange das Tatziel nicht auf der Hand liegt. Meinst Du mit Planlosigkeit die häufigeren Wechsel des Fahrtziels im zweiten Taxi? Diese ließen sich aber auch einfach durch sukzessiv fortschreitende Planungsüberlegungen des Täters erklären.

Jack hat geschrieben: Mittwoch, 31. August 2022, 12:06:11 … ein persönlicher Racheakt eines im Bosnienkrieg traumatisierten Täters …?

Hat sich der Holländer … mit einem Bosnier über diesen UNO Einsatz heftigst gestritten: Auf einem Parkplatz an den Tagen zuvor im Chiemgau, am Paulaner in Traunstein, an der Deponie in Litzlwalchen mit einem Arbeiter? …

Ist ihnen der Mann dann gefolgt und hat sie … am Tatort schließlich getötet?
Warum aber haben sich für eine lautstarke Auseinandersetzung in der Öffentlichkeit keine Zeugen gemeldet? Wie hätte der Täter seinen Opfern tagelang und unbemerkt bis ans Hölzl gefolgt sein können?

Jack hat geschrieben: Mittwoch, 31. August 2022, 12:06:11 Messerangriffe sind oft in psychischen Ausnahmesituationen typisch, sagen Kriminalpsychologen und haben oft persönliche Motive.
Für eine psychische Ausnahmesituation des Täters gibt es bislang keinerlei Anhaltspunkte. Ebenso hatte Horn die sogenannte Übertötung relativiert (siehe oben).

Jack hat geschrieben: Mittwoch, 31. August 2022, 12:06:11 War es also ein Bosnier, der in Österreich aufgewachsen ist, zeitweise im Chiemgau lebte, eventuell Verbindungen nach Nürnberg hatte, …und der … einen großen Hass auf Holländer hatte?
Widerlegen lässt sich dies nicht. Und auch der historische Hintergrund könnte passen, ebenso die Einwohnerstruktur um Traunreut. Nur finde ich keine Verbindung zum Fall Langendonk, vor allem keinerlei Anknüpfungspunkte.

Jack hat geschrieben: Mittwoch, 31. August 2022, 14:01:43 Fahrt nach Nürnberg: Vielleicht hatte er in Nürnberg Helfer, zumindest kannte er sich vermutlich dort aus. Und er bekam Vorsprung, da man zunächst nicht im Hölzl suchte. Es könnte auch sein, dass von Nürnberg ein Bekannter zum Hölzl zurückfuhr und somit nochmals falsche Spuren legte. Am besten mit einer auffälligen Perücke.
Auffällig konnte die Perücke nicht gewesen sein, wie @RockyBalboa vom Taxifahrer erfuhr, der eine Perücke sogar gänzlich ausschloss:
viewtopic.php?p=195334#p195334

Ein „Bekannter“ aus Nürnberg? Der Fahrgast des ersten und der des zweiten Taxis sind mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit identisch. Zudem hatte der Fahrgast gute Ortskenntnis im Chiemgau und am Hölzl. Dieses Erklärungsmodell für die Fahrt nach Nürnberg – wie auch für die Rückfahrt – erscheint mir etwas dünn und gleichzeitig zu kompliziert, um den Ablauf auf einfache Weise plausibel erklären zu können.

Jack hat geschrieben: Mittwoch, 31. August 2022, 14:01:43 Rückfahrt: Um den Tatort aufzuräumen oder um eventuell ein Fahrzeug wegzubringen. Spurenbeseitigung, um Vorsprung zu bekommen. … Oder er könnte ja durchaus noch dort gelebt und gearbeitet haben und später untergetaucht sein.
Der Tatort war allenfalls „besenrein“ aufgeräumt, eine ernsthafte Spurenbeseitigung fand nicht statt. Es fehlen konkrete Anknüpfungspunkte zum Fall, was mitunter absurdeste Spekulationen austreibt:
U.s.1 883 hat geschrieben: Mittwoch, 31. August 2022, 12:54:14 Im übrigen halte ich es für möglich dass die Getöteten zur Kontrolle vorgeführt werden mussten.
Fehlen nur noch ein Spionagering, weltrevolutionäre Staatsgeheimnisse und ein toter Briefkasten im doppelten Unterboden des Wohnmobils …

Jack hat geschrieben: Mittwoch, 31. August 2022, 14:41:24 Der Dialekt entwickelt sich laut Sprachforscher in der Pubertät. Also dort in Graz und Umgebung aufgewachsen als junger Bosnier, später in den Chiemgau zum Arbeiten ausgewandert. …
In erster Linie spielt die Muttersprache die entscheidende Rolle, welche Färbung der Sprache vorliegt. Kommt später eine Fremdsprache hinzu, orientiert sich deren Klangfärbung meist auch an der der Muttersprache. Ein bestimmter Dialekt einer Fremdsprache dürfte einem noch so integrierten Nicht-Muttersprachler nicht wirklich authentisch von der Zuge gehen. Anders natürlich, wenn ein Mensch seit allerfrühester Kindheit zweisprachig aufwächst.



Vielleicht aber lassen sich all die Holprigkeiten durch tatsächliche Anknüpfungspunkte noch glätten und die Bosnientheorie gewinnt an Substanz?

Schade, dass Du zur Tatzeit auf der B 304 in der „verkehrten“ Richtung unterwegs warst ;-)
Jack
Beiträge: 11
Registriert: Sonntag, 26. Juni 2022, 12:56:10
Kronen:
Sterne:

Re: MORDFALL EHEPAAR LANGENDONK -- Diskussion

Ungelesener Beitrag von Jack »

Mein Beitrag hier ist ein Denkanstoß.
Vielleicht führt er weiter, vielleicht auch nicht.
Da er durchaus spekulativ ist, kann er locker zerpflückt werden.
Er kann aber auch zum konstruktiven "Weiterspinnen" verwendet werden.

Kurze Erklärung zum Streit:

Ich meine hier gelesen zu haben, dass laute Kommandos und Geschrei kurz vor den Schüssen zu hören waren.
Das meinte ich mit Streit kurz vor dem Mord. Man müsste eher von Geschrei reden.

Ansonsten wäre auch eine zufällige heftige Auseinandersetzung mit dem Täter vor allem am Tag vor der Tat oder am Tattag noch möglich gewesen.
Auf großen Parkplätzen wie in Übersee kann das auch unbemerkt bleiben. Oder es waren nur wenige Worte, die das auslösten.
Zum Beispiel Sch... Holländer. Und dann baut sich der 1,95 Mann vor dem anderen auf und droht. Das könnte genügen.
Geschehen in Übersee am Chiemseeparkplatz am Vormittag oder woanders.
Wenn so etwas überhaupt stattfand. Das ist alles Spekulation, wie gesagt.

Zur Sprache:

Ich würde mal vermuten: Bosnische Wurzeln, aber schon die Eltern nach Österreich eingewandert.
Also Grazer/Österreichischer Dialekt als Muttersprache.
Trotzdem dann involviert in den Bosnienkrieg. Freiwillig im Krieg, Verwandte dort etc.
Widasedumi
Beiträge: 8966
Registriert: Donnerstag, 12. März 2020, 10:04:00
Kronen: ♔♔♔♔♔♔♔♔
(ausgezeichnet mit acht Goldenen Kronen für 8000 Beiträge)
Sterne:

Re: MORDFALL EHEPAAR LANGENDONK -- Diskussion

Ungelesener Beitrag von Widasedumi »

Hallo Jack,

deine Einstellung ist gut, nämlich einfach mal einen Entwurf zu machen, und zu schauen, ob es sein kann oder nicht. Es gibt ein paar interessante Punkte. Wo es aber hapert, ist das Alter des Täters und das Erlernen des österr. Dialekts bzw. der deutschen Sprache. 1995 war das grausame Massaker. 1997 war der Mord an den Langendonks. Du schreibst von der Möglichkeit des Aufwachsens des Täters bei Graz. Der Täter wird auf 30 Jahre geschätzt. Er selbst hätte dann den Krieg in Bosnien nicht selbst miterlebt, wenn er in Graz aufgewachsen wäre. Natürlich könnte er dennoch aus Solidarität mit seinen Landsleuten einen Hass auf Holländer entwickelt haben, doch selbst hätte er diese traumatischen Ereignisse nicht erlebt, wenn er in Österreich gelebt hätte.
Irrtumsvorbehalt
Jack
Beiträge: 11
Registriert: Sonntag, 26. Juni 2022, 12:56:10
Kronen:
Sterne:

Re: MORDFALL EHEPAAR LANGENDONK -- Diskussion

Ungelesener Beitrag von Jack »

Nehmen wir mal an, er war 1965 in Graz als Kind bosnischer Einwanderer geboren.
Er lebte dort bis 1985, dann kam er mit 20 zum Arbeiten nach Bayern.
Mit 28, nämlich 1993, zog er in den Bosnienkrieg und erlebte 1995 Srebrenica mit.
Nach Kriegsende 1995 zog er wieder nach Österreich oder Deutschland.
1997, mit 32, beging er den Mord. Danach Untertauchen in Bosnien.
Catch22
Beiträge: 747
Registriert: Sonntag, 10. Juli 2022, 21:33:56
Kronen:
Sterne:

Re: MORDFALL EHEPAAR LANGENDONK -- Diskussion

Ungelesener Beitrag von Catch22 »

Vielleicht regt ja dies zu weiterführenden Überlegungen an:

• Welche Rückschlüsse auf das Tatmotiv erlauben Planungstiefe, Organisationsgrad und Planungshorizont?

• Gibt es ein Alleinstellungsmerkmal als Schlüssel für einen Lösungsansatz?


1. Von Planungstiefe und Organisationsgrad zum Tatmotiv?
2. Planungshorizont und Eskalation
3. Mobilitätsfrage und Aktionsradius rund ums Hölzl
4. Erste Nachtatphase 18 bis 20 Uhr – ein Alleinstellungsmerkmal der Tat?
5. Zwischenfazit
6. Geigentheorie und erste Nachtatphase
7. Schlussbemerkung



1. Von Planungstiefe und Organisationsgrad
zum Tatmotiv?
======================================

Von langer Hand geplant dürfte die Tat nicht gewesen sein. Denn der Täter konnte nicht schon Tage zuvor wissen, wann sich die Langendonks in der Region um Traunstein oder gar bei Litzlwalchen am Hölzl aufhalten würden. Nichts Gegenteiliges ist bekannt. Somit kommt neben einer spontanen Tat eine allenfalls sehr kurzfristige Planung in Betracht. Der jedoch nicht unerhebliche Organisationsgrad (Verbringung, Brandstiftung, Taxifahrten) lässt eher auf eine zumindest in ihren Grundzügen geplante und strukturierte als auf eine gänzlich spontane Tat schließen. Ein spontan handelnder Täter wäre nach den blutigen Eindrücken seiner Tat (und womöglich einer Eskalation) in vielen Fällen durch die Organisation seines Nachtatverhaltens überfordert.

Für einen persönlichen, immateriellen Beweggrund (wie etwa Eifersucht, Neid, Hass, Rache) wurden auch nach 25 Jahren im Umfeld der Opfer keinerlei Anhaltspunkte erkennbar. (Würde ein derart gelagertes Motiv eher zu einer spontanen oder einer geplanten Tat führen?) Deshalb darf ein solcher persönlicher und immaterieller Beweggrund hintangestellt werden.

Auch ein gewöhnlicher Raubüberfall, bei dem ein Täter mehr oder weniger auf gut Glück auf Bargeld und Wertsachen abzielt, tritt m. E. in den Hintergrund. Ziel der Tat und damit Tatmotiv muss aus Sicht des Täters ein ganz individuelles gewesen sein, das dem Täter schon zuvor – zumindest in seinem groben Umfang – bekannt gewesen und als lohnend erschienen sein musste. (Also nicht Bargeld oder Wertsachen in ganz allgemeinem Sinne.)

Damit bleiben als Tatmotiv in der engeren Wahl:
• ein bestimmter größerer Bargeldbetrag,
• bestimmte Schmuckstücke oder
• bestimmte Wertgegenstände (Geige?).


2. Planungshorizont und Eskalation
======================================

Wie weit reichte der Planungshorizont des Täters?

Wäre zunächst nur ein Betrugsdelikt geplant gewesen, mit einem möglicherweise erforderlich werdenden Raub aber gerechnet worden (daher die mitgeführte Schusswaffe), dann hätten die Opfer überlebt und wären Tatzeugen geworden. Diese Option konnte ein planender Täter nur dann hinnehmen, wenn er sicher sein konnte, dass ihn die Opfer nicht identifizieren würden. Andernfalls blieb dem Täter von Anfang an nur die Möglichkeit eines Doppelmords.

Also: Kannten sich Täter und Opfer, etwa von einer Begegnung im Restaurant oder anderswo? Waren die Langendonks mit dem Täter verabredet und hielt der Täter den Kommunikationsweg einer Verabredung für rekonstruierbar?

Falls ein beabsichtigter Betrug oder Raub spontan zum Doppelmord eskaliert, ruft dies beim Täter sehr wahrscheinlich panisches Verhalten hervor. Im Fall Langendonk aber zeigt der Täter eine besondere Kaltblütigkeit: Mit Kehlschnitten bringt er seine Bluttat zu Ende, um sicherzugehen, dass seine Opfer wirklich tot sind. Dies deutet darauf hin, dass von vornherein ein vorsätzliches Tötungsdelikt einkalkuliert war – etwa weil die Opfer den Täter hätten identifizieren können. Auch im weiteren Verlauf handelt der Täter nicht panisch überstürzt, sondern besonnen.


3. Mobilitätsfrage und Aktionsradius
rund ums Hölzl
======================================

Wie mobil war der Täter? Wie gelangte er an den Tatort?

Falls Täter und Wohnmobilverbringer ein und dieselbe Person sind, mag es weniger wahrscheinlich sein, dass er als angestammter, regelmäßiger und häufiger Bahnkunde (wie sich der Taxifahrgast dargestellt haben soll) über ein eigenes Fahrzeug verfügte. Kam er mit einem geliehenen Fahrzeug, per Fahrrad, per Bus, zu Fuß oder wurde er von einem Dritten an den Tatort chauffiert? Von dem Verkehrsmittel hängt der Aktionsradius ab, den der Täter nach der Tat bis zur Abfahrt um 20 Uhr nach Altenfurt hatte.


4. Erste Nachtatphase 18 bis 20 Uhr –
ein Alleinstellungsmerkmal der Tat?
======================================

Besondere Bedeutung kommt den zwei Stunden zwischen 18 und 20 Uhr zu.

Unmittelbar nach der Tat war der Täter durch Ohrenzeugen einem eklatanten Entdeckungsrisiko ausgesetzt. Dies musste dem Täter bewusst gewesen sein. Hat er dieses Risiko bewusst in Kauf genommen? Oder hat er sich erst einmal versteckt um abzuwarten, was passieren würde? Wo aber hätte er sich in Tatortnähe verbergen können, um vor einem sofortigen Polizeieinsatz sicher zu sein? Effektiv: nirgends.

Die bewusste Inkaufnahme des beachtlichen Entdeckungsrisikos unterstreicht die Kaltblütigkeit des Täters – und spricht für Organisationstalent und gewisses planerisches Können.

Entscheidend jedoch ist die Frage nach dem Beweggrund des Täters, sich einem derart hohen Risiko auszusetzen. Mit einem banalen „Aufräumen“ des Tatorts ist dieser Beweggrund nicht plausibel erklärbar (zumal eine effektive Spurenbeseitigung ohnehin nicht gelang). Auch einen Wechsel seiner etwa mit Blut verschmutzten Kleidung hätte der organisationstalentierte Täter später auf dem Weg Richtung Nürnberg erledigen können – erst einmal aber: weg vom Tatort!

Vielmehr muss hier aus Tätersicht eine unaufschiebbare und für die Erreichung des Tatziels elementar wesentliche Nachtathandlung erforderlich gewesen bzw. geworden sein, deren Vollzug rund zwei Stunden beanspruchte und die in Zusammenhang mit dem Tatmotiv stehen könnte. Diese Nachtathandlung muss mit dem o. g. Aktionsradius zeitlich korrespondieren.

Hierin sehe ich ein Alleinstellungsmerkmal der Tat, das aus dem gesamten Tatgeschehen herausragt und der Schlüssel für einen Lösungsansatz sein könnte.


5. Zwischenfazit
======================================

• sehr kurzfristig in groben Zügen geplante Tat

• in grobem Umfang bekanntes, lohnendes Tatziel (bestimmter größerer Geldbetrag, bestimmte Wertgegenstände)

• Täter durch Opfer höchstwahrscheinlich identifizierbar

• äußerst wichtige „Erledigung“ durch den Täter 18–20 Uhr innerhalb eines eingrenzbaren Aktionsradius

→ Alleinstellungsmerkmal:
• unaufschiebbare,
• nicht banale Nachtathandlung(en),
• die elementare Bedeutung für die Erreichung des Tatziels haben



6. Geigentheorie und erste Nachtatphase
======================================

Musste der Täter eine billige Austauschgeige erst besorgen (z. B. von BvB in Siegsdorf), etwa weil er die Idee zu dieser Art der Verschleierung erst spontan nach der Tat hatte?

Musste der Täter die erbeutete wertvolle Geige erst in Sicherheit bringen (z. B. bei BvB in Siegsdorf)?

Eine Zwischenlagerung unter freiem Himmel im Hölzl hätte keiner in Erwägung gezogen, der um die Empfindlichkeit solcher Instrumente weiß. Eine Mitnahme der Geige nach Nürnberg hätte den Täter auf der Rückreise (die möglicherweise ursprünglich per Bahn vorgesehen war) verraten können. Ein Deponieren in einem Schließfach des Nürnberger Hauptbahnhofs war offenbar nie angedacht, denn die knappe Zeit für den Weg vom ersten zum zweiten Taxi hätte dafür nicht ausgereicht und der erste Taxifahrer erinnerte sich an kein Gepäckstück. Ebenso wenig wahrscheinlich erscheint ein in Tatortnähe abgestelltes Täterfahrzeug als Depot für die Geige (siehe oben zur Mobilität).

Passt die Wegstrecke vom Hölzl nach Siegsdorf (BvB) zum verfügbaren Aktionsradius? In Abhängigkeit vom Verkehrsmittel:
• in einem Fahrzeug von einem Dritten chauffiert (Mittäter, Gehilfe?),
• Fahrrad (machbar),
• Bus (höchst unrealistisch auf dem Land),
• zu Fuß (geradezu unmöglich).

Alternativen:

Bei mehreren Tatbeteiligten am Hölzl? Zwar hätte die Beutegeige dann arbeitsteilig versorgt werden können (keine entfernt liegende Deponierung nötig), vielleicht aber musste erst noch eine Austauschgeige von irgendwoher organisiert werden.

Wenn der Täter mit einem (geliehenen) Fahrzeug vor Ort gewesen wäre? Auch dann könnte nur die Besorgung einer Austauschgeige das Erklärungsmodell „Geige“ für die erste Nachtatphase aufrecht erhalten.


7. Schlussbemerkung
===================================

Zu bedenken gilt, dass die Geigentheorie zwar plausibel und in sich schlüssig scheint, allerdings an einigen Stellen durchaus einzelne Lücken aufweist, über die bislang weder bestätigende noch widerlegende Erkenntnisse vorliegen.

Auch der Bosnientheorie können obige Überlegungen vielleicht mehr Substanz verleihen. Hinsichtlich des Motivs allerdings (oben Ziffer 1, 2. Absatz) müssten dann plausible Anknüpfungspunkte für einen Beweggrund im persönlichen Bereich gefunden werden.
lindenstein
Beiträge: 2332
Registriert: Freitag, 01. Februar 2019, 20:38:02
Kronen: Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ
(ausgezeichnet mit zwei Goldenen Kronen für 2000 Beiträge)
Sterne:
(ausgezeichnet mit einem Goldenen Stern für seine vorbildliche und unermüdliche Arbeit im Mordfall Jutta Hoffmann)

Re: MORDFALL EHEPAAR LANGENDONK -- Diskussion

Ungelesener Beitrag von lindenstein »

Also zu Jack und den Jugokriegern.. das kann man durchdenken, bei mir hört es aber dann schon an der Nennung des Nordostbahnhofs, wo der Taxigast sich in Höhe München verplappert hatte, auf.

Sein Beitrag war jedoch völlig ok und man hat gemerkt, dass er sich wirklich in den Fall eingelesen hat, mit all seinen Szenarien.

Unser strittiger Mitforist hölzl hat ja einen Beitrag gepostet, wo explizit eine wertvolle Geige an Bord des Campers der Langendonks genannt wurde.

Daher sehe ich die 2 Stunden in Bezug auch interessant, zumal man mit dem Auto von dem Litzlwalchener Hölzel in 5-10 Minuten auch in Siegsdorf sein kann.
Alle meine Beiträge spiegeln meine Meinung und ich kann auch völlig daneben liegen.
Benutzeravatar
U.s.1 883
Beiträge: 1671
Registriert: Freitag, 01. März 2019, 19:17:28
Kronen: Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ
(ausgezeichnet mit einer Goldenen Krone für 1000 Beiträge)
Sterne:

Re: MORDFALL EHEPAAR LANGENDONK -- Diskussion

Ungelesener Beitrag von U.s.1 883 »

Catch22 hat geschrieben: Mittwoch, 31. August 2022, 18:28:05 Vielleicht regt ja dies zu weiterführenden Überlegungen an:

• Welche Rückschlüsse auf das Tatmotiv erlauben Planungstiefe, Organisationsgrad und Planungshorizont?

• Gibt es ein Alleinstellungsmerkmal als Schlüssel für einen Lösungsansatz?


1. Von Planungstiefe und Organisationsgrad zum Tatmotiv?
2. Planungshorizont und Eskalation
3. Mobilitätsfrage und Aktionsradius rund ums Hölzl
4. Erste Nachtatphase 18 bis 20 Uhr – ein Alleinstellungsmerkmal der Tat?
5. Zwischenfazit
6. Geigentheorie und erste Nachtatphase
7. Schlussbemerkung



1. Von Planungstiefe und Organisationsgrad
zum Tatmotiv?
======================================

Von langer Hand geplant dürfte die Tat nicht gewesen sein. Denn der Täter konnte nicht schon Tage zuvor wissen, wann sich die Langendonks in der Region um Traunstein oder gar bei Litzlwalchen am Hölzl aufhalten würden. Nichts Gegenteiliges ist bekannt. Somit kommt neben einer spontanen Tat eine allenfalls sehr kurzfristige Planung in Betracht. Der jedoch nicht unerhebliche Organisationsgrad (Verbringung, Brandstiftung, Taxifahrten) lässt eher auf eine zumindest in ihren Grundzügen geplante und strukturierte als auf eine gänzlich spontane Tat schließen. Ein spontan handelnder Täter wäre nach den blutigen Eindrücken seiner Tat (und womöglich einer Eskalation) in vielen Fällen durch die Organisation seines Nachtatverhaltens überfordert.

Für einen persönlichen, immateriellen Beweggrund (wie etwa Eifersucht, Neid, Hass, Rache) wurden auch nach 25 Jahren im Umfeld der Opfer keinerlei Anhaltspunkte erkennbar. (Würde ein derart gelagertes Motiv eher zu einer spontanen oder einer geplanten Tat führen?) Deshalb darf ein solcher persönlicher und immaterieller Beweggrund hintangestellt werden.

Auch ein gewöhnlicher Raubüberfall, bei dem ein Täter mehr oder weniger auf gut Glück auf Bargeld und Wertsachen abzielt, tritt m. E. in den Hintergrund. Ziel der Tat und damit Tatmotiv muss aus Sicht des Täters ein ganz individuelles gewesen sein, das dem Täter schon zuvor – zumindest in seinem groben Umfang – bekannt gewesen und als lohnend erschienen sein musste. (Also nicht Bargeld oder Wertsachen in ganz allgemeinem Sinne.)

Damit bleiben als Tatmotiv in der engeren Wahl:
• ein bestimmter größerer Bargeldbetrag,
• bestimmte Schmuckstücke oder
• bestimmte Wertgegenstände (Geige?).


2. Planungshorizont und Eskalation
======================================

Wie weit reichte der Planungshorizont des Täters?

Wäre zunächst nur ein Betrugsdelikt geplant gewesen, mit einem möglicherweise erforderlich werdenden Raub aber gerechnet worden (daher die mitgeführte Schusswaffe), dann hätten die Opfer überlebt und wären Tatzeugen geworden. Diese Option konnte ein planender Täter nur dann hinnehmen, wenn er sicher sein konnte, dass ihn die Opfer nicht identifizieren würden. Andernfalls blieb dem Täter von Anfang an nur die Möglichkeit eines Doppelmords.

Also: Kannten sich Täter und Opfer, etwa von einer Begegnung im Restaurant oder anderswo? Waren die Langendonks mit dem Täter verabredet und hielt der Täter den Kommunikationsweg einer Verabredung für rekonstruierbar?

Falls ein beabsichtigter Betrug oder Raub spontan zum Doppelmord eskaliert, ruft dies beim Täter sehr wahrscheinlich panisches Verhalten hervor. Im Fall Langendonk aber zeigt der Täter eine besondere Kaltblütigkeit: Mit Kehlschnitten bringt er seine Bluttat zu Ende, um sicherzugehen, dass seine Opfer wirklich tot sind. Dies deutet darauf hin, dass von vornherein ein vorsätzliches Tötungsdelikt einkalkuliert war – etwa weil die Opfer den Täter hätten identifizieren können. Auch im weiteren Verlauf handelt der Täter nicht panisch überstürzt, sondern besonnen.


3. Mobilitätsfrage und Aktionsradius
rund ums Hölzl
======================================

Wie mobil war der Täter? Wie gelangte er an den Tatort?

Falls Täter und Wohnmobilverbringer ein und dieselbe Person sind, mag es weniger wahrscheinlich sein, dass er als angestammter, regelmäßiger und häufiger Bahnkunde (wie sich der Taxifahrgast dargestellt haben soll) über ein eigenes Fahrzeug verfügte. Kam er mit einem geliehenen Fahrzeug, per Fahrrad, per Bus, zu Fuß oder wurde er von einem Dritten an den Tatort chauffiert? Von dem Verkehrsmittel hängt der Aktionsradius ab, den der Täter nach der Tat bis zur Abfahrt um 20 Uhr nach Altenfurt hatte.


4. Erste Nachtatphase 18 bis 20 Uhr –
ein Alleinstellungsmerkmal der Tat?
======================================

Besondere Bedeutung kommt den zwei Stunden zwischen 18 und 20 Uhr zu.

Unmittelbar nach der Tat war der Täter durch Ohrenzeugen einem eklatanten Entdeckungsrisiko ausgesetzt. Dies musste dem Täter bewusst gewesen sein. Hat er dieses Risiko bewusst in Kauf genommen? Oder hat er sich erst einmal versteckt um abzuwarten, was passieren würde? Wo aber hätte er sich in Tatortnähe verbergen können, um vor einem sofortigen Polizeieinsatz sicher zu sein? Effektiv: nirgends.

Die bewusste Inkaufnahme des beachtlichen Entdeckungsrisikos unterstreicht die Kaltblütigkeit des Täters – und spricht für Organisationstalent und gewisses planerisches Können.

Entscheidend jedoch ist die Frage nach dem Beweggrund des Täters, sich einem derart hohen Risiko auszusetzen. Mit einem banalen „Aufräumen“ des Tatorts ist dieser Beweggrund nicht plausibel erklärbar (zumal eine effektive Spurenbeseitigung ohnehin nicht gelang). Auch einen Wechsel seiner etwa mit Blut verschmutzten Kleidung hätte der organisationstalentierte Täter später auf dem Weg Richtung Nürnberg erledigen können – erst einmal aber: weg vom Tatort!

Vielmehr muss hier aus Tätersicht eine unaufschiebbare und für die Erreichung des Tatziels elementar wesentliche Nachtathandlung erforderlich gewesen bzw. geworden sein, deren Vollzug rund zwei Stunden beanspruchte und die in Zusammenhang mit dem Tatmotiv stehen könnte. Diese Nachtathandlung muss mit dem o. g. Aktionsradius zeitlich korrespondieren.

Hierin sehe ich ein Alleinstellungsmerkmal der Tat, das aus dem gesamten Tatgeschehen herausragt und der Schlüssel für einen Lösungsansatz sein könnte.


5. Zwischenfazit
======================================

• sehr kurzfristig in groben Zügen geplante Tat

• in grobem Umfang bekanntes, lohnendes Tatziel (bestimmter größerer Geldbetrag, bestimmte Wertgegenstände)

• Täter durch Opfer höchstwahrscheinlich identifizierbar

• äußerst wichtige „Erledigung“ durch den Täter 18–20 Uhr innerhalb eines eingrenzbaren Aktionsradius

→ Alleinstellungsmerkmal:
• unaufschiebbare,
• nicht banale Nachtathandlung(en),
• die elementare Bedeutung für die Erreichung des Tatziels haben



6. Geigentheorie und erste Nachtatphase
======================================

Musste der Täter eine billige Austauschgeige erst besorgen (z. B. von BvB in Siegsdorf), etwa weil er die Idee zu dieser Art der Verschleierung erst spontan nach der Tat hatte?

Musste der Täter die erbeutete wertvolle Geige erst in Sicherheit bringen (z. B. bei BvB in Siegsdorf)?

Eine Zwischenlagerung unter freiem Himmel im Hölzl hätte keiner in Erwägung gezogen, der um die Empfindlichkeit solcher Instrumente weiß. Eine Mitnahme der Geige nach Nürnberg hätte den Täter auf der Rückreise (die möglicherweise ursprünglich per Bahn vorgesehen war) verraten können. Ein Deponieren in einem Schließfach des Nürnberger Hauptbahnhofs war offenbar nie angedacht, denn die knappe Zeit für den Weg vom ersten zum zweiten Taxi hätte dafür nicht ausgereicht und der erste Taxifahrer erinnerte sich an kein Gepäckstück. Ebenso wenig wahrscheinlich erscheint ein in Tatortnähe abgestelltes Täterfahrzeug als Depot für die Geige (siehe oben zur Mobilität).

Passt die Wegstrecke vom Hölzl nach Siegsdorf (BvB) zum verfügbaren Aktionsradius? In Abhängigkeit vom Verkehrsmittel:
• in einem Fahrzeug von einem Dritten chauffiert (Mittäter, Gehilfe?),
• Fahrrad (machbar),
• Bus (höchst unrealistisch auf dem Land),
• zu Fuß (geradezu unmöglich).

Alternativen:

Bei mehreren Tatbeteiligten am Hölzl? Zwar hätte die Beutegeige dann arbeitsteilig versorgt werden können (keine entfernt liegende Deponierung nötig), vielleicht aber musste erst noch eine Austauschgeige von irgendwoher organisiert werden.

Wenn der Täter mit einem (geliehenen) Fahrzeug vor Ort gewesen wäre? Auch dann könnte nur die Besorgung einer Austauschgeige das Erklärungsmodell „Geige“ für die erste Nachtatphase aufrecht erhalten.


7. Schlussbemerkung
===================================

Zu bedenken gilt, dass die Geigentheorie zwar plausibel und in sich schlüssig scheint, allerdings an einigen Stellen durchaus einzelne Lücken aufweist, über die bislang weder bestätigende noch widerlegende Erkenntnisse vorliegen.

Auch der Bosnientheorie können obige Überlegungen vielleicht mehr Substanz verleihen. Hinsichtlich des Motivs allerdings (oben Ziffer 1, 2. Absatz) müssten dann plausible Anknüpfungspunkte für einen Beweggrund im persönlichen Bereich gefunden werden.
Bei der Vorgehensweise die Catch 22 anwendet handelt es sich um die Heuristische.

Hierbei stellt man eine Hypothese über den Tätereinstieg oder Täterausstieg, über das Tätigkeitsfeld des Täters und über den Tatverlauf auf. An diesen Stellen führt er die "Spurensuche" durch.
Dieses Verfahren ist weniger zeitaufwendig, weil nur selektiv gesucht wird. Der Nachteil besteht aber darin, dass Spuren übersehen werden können und dass eine tatsächliche Feststellung über das Nichtvorhandensein von Spuren nicht möglich ist.



Ich möchte mich jetzt nicht mit meinem Kommentar länger ausdehnen. Dennoch möchte ich darauf hinweisen das es auch einen
Tatort im juristischen Sinne gibt.

Der juristische Tatort begründet den Gerichtsstand im ersten Rechtszug und die örtliche Zuständigkeit einer Polizeibehörde. Für die Spurensuche und Spurensicherung ist er unbedeutend.


Diese Begrifflichkeit des juristischen Tatortes wird von Catch 22 nicht erwähnt. Wahrscheinlich aus dem Grund weil angenommen wird das dieses wegen der Spurensuche und Spurensicherung unbedeutend ist.

Ich halte das für falsch.

Für mich wäre dies fahren nach Nürnberg Feucht, doch nachvollziehbar ein Grund anzunehmen, das hier absichtlich ein anderer juristischer Tatort angestrebt wird. Meiner Meinung nach ist es so das hier in diesem Fall auch aus anderen Spuren, die hier oben nicht erwähnt werden, anzunehmen ist das eine Planung hinter diesem Mord steckt, die mit gesellschaftlichen Einfluss versehene Personen vorbereitet haben. Wenn nicht sogar in diesem Fall verwickelt sind und die Aufklärung verhindern wollen.

Was für mich natürlich auch nahelegt warum der Fall bis heute nicht aufgeklärt ist. Da gibt es noch viele andere Merkmale in diesem Sinne mit denen ich aber jetzt das Forum nicht langweilen möchte.

Ich fände es sehr schön eurer Meinung dazu zu lesen.
Die Illusion der Demokratie lebt von der Vertuschung staatlicher Rechtsbrüche, und leider verliert sich selbst die Standfestigkeit ursprünglich integerer Persönlichkeiten allzu oft in den Sümpfen der Politik.
lindenstein
Beiträge: 2332
Registriert: Freitag, 01. Februar 2019, 20:38:02
Kronen: Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ
(ausgezeichnet mit zwei Goldenen Kronen für 2000 Beiträge)
Sterne:
(ausgezeichnet mit einem Goldenen Stern für seine vorbildliche und unermüdliche Arbeit im Mordfall Jutta Hoffmann)

Re: MORDFALL EHEPAAR LANGENDONK -- Diskussion

Ungelesener Beitrag von lindenstein »

Nur mal eine Annahme.. wie würde sich denn der Fall gestalten, wenn man wüsste, dass sich die Langendonks bereits am Vortag mit BvB auf Herrenchiemsee haben ablichten lassen?
Alle meine Beiträge spiegeln meine Meinung und ich kann auch völlig daneben liegen.
lindenstein
Beiträge: 2332
Registriert: Freitag, 01. Februar 2019, 20:38:02
Kronen: Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ
(ausgezeichnet mit zwei Goldenen Kronen für 2000 Beiträge)
Sterne:
(ausgezeichnet mit einem Goldenen Stern für seine vorbildliche und unermüdliche Arbeit im Mordfall Jutta Hoffmann)

Re: MORDFALL EHEPAAR LANGENDONK -- Diskussion

Ungelesener Beitrag von lindenstein »

Puh,

lieber US nach deinem letzten Post schäme ich mich wirklich dich als Oberdeppen und Charakterlos bezeichnet zu haben. Auch mit der inneren Sicherheit ist das halt so eine Sache.

Du hast mir wirklich von Herzen gesprochen, wenn auch in grün.

Ein ganz toller Beitrag, vielen Dank.
Alle meine Beiträge spiegeln meine Meinung und ich kann auch völlig daneben liegen.
Benutzeravatar
Phil Durchblick
Beiträge: 719
Registriert: Montag, 02. November 2020, 10:15:25
Kronen:
Sterne:

Re: MORDFALL EHEPAAR LANGENDONK -- Diskussion

Ungelesener Beitrag von Phil Durchblick »

lindenstein hat geschrieben: Mittwoch, 31. August 2022, 20:40:48 Puh,

lieber US nach deinem letzten Post schäme ich mich wirklich dich als Oberdeppen und Charakterlos bezeichnet zu haben. Auch mit der inneren Sicherheit ist das halt so eine Sache.

Du hast mir wirklich von Herzen gesprochen, wenn auch in grün.

Ein ganz toller Beitrag, vielen Dank.
Ach lieber Lindenstein, ich wusste schon immer, dass @U.s.1 883 was drauf hat. Weniger ist manchmal mehr, man muss nur zwischen den Zeilen lesen. @Jack, zu dieser barbarischen Tötung der Langendonks würde deine Theorie durchaus passen.
Jeder meiner Beiträge gibt lediglich meinen persönlichen Eindruck wieder, ohne Anspruch auf Faktizität.
Widasedumi
Beiträge: 8966
Registriert: Donnerstag, 12. März 2020, 10:04:00
Kronen: ♔♔♔♔♔♔♔♔
(ausgezeichnet mit acht Goldenen Kronen für 8000 Beiträge)
Sterne:

Re: MORDFALL EHEPAAR LANGENDONK -- Diskussion

Ungelesener Beitrag von Widasedumi »

Catch22 hat geschrieben: Mittwoch, 31. August 2022, 18:28:05 Vielleicht regt ja dies zu weiterführenden Überlegungen an:
@Catch22
Besten Dank für deine detaillierte Analyse der Tat im Hinblick darauf, das Motiv zu finden. Ausgezeichnete Arbeit!

Ich stimme zu, dass es bei dieser Alternativlage am ehesten der Wertgegenstand gewesen sein muss. Und mir ist aufgrund deiner Alternativen und deren geringe Wahrscheinlichkeit plausibel, dass dieser Wertgegenstand das Reiseziel bestimmt haben dürfte.

Sehr interessant für mich ist der Punkt des 'Planungshorizonts' des Täters.
Deine Ausführungen hierzu lassen klare Rückschlüsse auf die Täterpersönlichkeit zu.
Danach muss er von vornherein mit Mordabsicht gehandelt haben, um nicht identifiziert werden zu können, denn die Langendonks werden nicht gesagt haben: "O, da kommt endlich mal jemand, dem wir eine alte Geige und sonstiges Gelump wie Devisen und einen Fotoapparat zur Entsorgung mitgeben können. Wir wollen ja das Hölzl nicht mit diesem Unrat hinterlassen."

Es muss logischerweise bereits ein Kontakt zwischen Täter und Opfer gegeben haben. Auch hier würde die Geige wie der Deckel auf den Topf passen.

Zur Mobilitätsfrage merke ich an, dass die Sicherheit und Kaltblütigkeit des Täters auf eine gute Kenntnis der Örtlichkeit schließen lässt. Er konnte das Risiko einschätzen, dass da in den nächsten Stunden nichts passieren würde. Schüsse kann man Jägern zuordnen. Und dass in diesem Wohnmobil ein Mord abgeht, ist außerhalb jeder normalen Vermutung der Anwohner dort. Der Täter kam aus dem Wäldchen in Tatabsicht einschließlich des Wegschaffens der Opfer im Campmobil. Er hatte seine Rückkehr ebenfalls dorthin geplant und muss dort irgend ein Fahrzeug hingestellt haben. Das sollte aus Tätersicht für andere so normal wie möglich gewirkt haben.

Ich gehe nur von einem Täter aus, weil dieser so wenig wie möglich Mitwisser haben wollte. Sollte der Täter Familie gehabt haben, so muss er dieser einen glaubhaften Grund für seinen auswärtigen Nachtaufenthalt genannt haben. Sein Fahrzeug muss er uneinsehbar geparkt haben oder das Auto passte zur Gegend, wie Autos von Jägern oder Forstleuten. Oder aber wegen der Flugschau gab es immer einige wilde Parker.

Zitat @Catch22:
Die bewusste Inkaufnahme des beachtlichen Entdeckungsrisikos unterstreicht die Kaltblütigkeit des Täters – und spricht für Organisationstalent und gewisses planerisches Können.
Und spricht auch für die Kenntnis vom Ort und seiner Einschätzung der Menschen.

Ich sehe es auch so, dass der Täter in diesen zwei Stunden etwas Tatbezogenes machte, was auch schon von ihm geplant war. Mir leuchtet auch hier der Austausch der Geige am wahrscheinlichsten ein. Vielleicht musste er eine Strecke zu Fuß gehen, um sein Auto zu erreichen? Es war lange hell im Juni. Er wird wahrscheinlich schon darauf geachtet haben, so wenig wie möglich Leuten zu begegnen. Es war ein Samstagabend. Und sollte es je einmal relevant werden, dass ihm jemand begegnet ist, so hätte er dafür eine Erklärung gehabt, und auch für die Nachvollziehbarkeit Sorge getragen.

Auch ich sehe in diesen zwei Stunden ein Alleinstellungsmerkmal.

Im Gegensatz zu dir, @Catch22
Ebenso wenig wahrscheinlich erscheint ein in Tatortnähe abgestelltes Täterfahrzeug als Depot für die Geige.
denke ich doch, dass er die Geige in sein Auto legte und mit einer Decke abdeckte. Wer sollte denn riechen, was darunter ist, wenn er ins Auto schaut? Wegen des hohen Planungsgrads des Täters könnte er an Ersatzkleidung gedacht haben, denn die Rückfahrt per Taxi muss er antizipiert haben. Er hat mit einem Geldfund gerechnet, womit er die Rückfahrt finanzieren kann. Vielleicht hätte er tatsächlich die Bahn genommen, wenn es möglich gewesen wäre. Vielleicht auch nicht, denn ein örtlicher Taxifahrer hätte sich über den Aussteigeort ebenfalls gewundert, jedoch ihn zusätzlich noch identifizieren können. Aber der Täter dachte vielleicht, dass man die Geschichte gar nicht bis Litzlwalchen zurückverfolgen könne.

Ich gehe eher nicht von einem Leihauto aus. Da der Wertgegenstand das Ziel war und die Tat gut geplant war, hatte er eine Billiggeige bereits mitgenommen. Auch die Ersatzkleidung könnte er schon mitgebracht haben. Ich will es aber nicht ausschließen, dass er sich irgendwo noch umgezogen hat.

@Catch22: Vielen Dank für diese großartige Analyse.
Irrtumsvorbehalt
Widasedumi
Beiträge: 8966
Registriert: Donnerstag, 12. März 2020, 10:04:00
Kronen: ♔♔♔♔♔♔♔♔
(ausgezeichnet mit acht Goldenen Kronen für 8000 Beiträge)
Sterne:

Re: MORDFALL EHEPAAR LANGENDONK -- Diskussion

Ungelesener Beitrag von Widasedumi »

Ich überlegte mir noch, wie es der Täter erreicht haben könnte, die Langendonks am Hölzl vorzufinden. Er hatte bereits Gelegenheit erhalten, die Geige in Augenschein zu nehmen und er hatte ihren Wert erkannt. Es wurde ein weiteres Treffen vereinbart, entweder zur Aushändigung einer Expertise oder, um ein Kaufangebot zu machen, wofür der Täter zuvor angeblich noch etwas recherchieren musste. Er bot an, das ausstehende Papier bzw das Angebot selbst vorbeizubringen, und so war er über den Aufenthalt der Langendonks informiert. Der Vorschlag "Hölzl" kam vielleicht sogar von ihm.
Irrtumsvorbehalt
Widasedumi
Beiträge: 8966
Registriert: Donnerstag, 12. März 2020, 10:04:00
Kronen: ♔♔♔♔♔♔♔♔
(ausgezeichnet mit acht Goldenen Kronen für 8000 Beiträge)
Sterne:

Re: MORDFALL EHEPAAR LANGENDONK -- Diskussion

Ungelesener Beitrag von Widasedumi »

@Jack

Vielleicht gibt es sogar eine Verbindung zwischen der Geigentheorie und deiner Kriegsmassakertheorie? In der Balkanregion spielt die Geigenmusik eine große Rolle. In Liedern und Operetten wird die Virtuosität der Sinti und Roma gewürdigt ("Gräfin Mariza" -Komm Zigan, spiel mir was vor- "Der Zigeunerbaron"; politisch korrekt: Der Sintibaron). Doch auch andere östliche Volksgruppen sind excellente Geigenspieler. Vielleicht waren enge Verwandte des Täters schwer von Massakern betroffen gewesen. Der Täter selbst könnte schon vor dem Kosovokrieg über Ungarn-Österreich in die bayerischen Geigenbauregion gelangt sein und hier als gefragter Geigenkenner eine Anstellung erhalten haben. Wenn dieser Täter enge Verwandte im Krieg verloren hatte, und zwar durch Hinrichtung, Folter oder sonstiger Quälerei, dann waren in ihm keine guten Gedanken gegen das Land, dem die Kriegsverbrechen angelastet wurden.

Das sind meine vorläufigen Gedanken. Ich habe sie noch nicht abgeprüft auf Organisationsgrad, Planungshorizont und Mobilität des Täters.
Wenn er eine gute Anstellung hatte, hatte er auch das Geld für ein Auto in einem Flächenstaat wie Bayern. Dann ist der Dialekt kein Problem, die Schusswaffe aus dem Kriegsgebiet ebenso nicht, und die Tötungsart würde dem Rachemotiv entsprechen. Auch und besonders in diesem Fall würde ich sagen: Einzeltäter.

Ein offener Punkt: Der Bezug des Täters in den Nürnberger Raum und die Taxiodyssee. Hätte der Balkantäter ein solch absolutes Interesse gehabt,
die Geigenbauregion vor jeglicher Rufschädigung zu bewahren?
Irrtumsvorbehalt
Rimini
Beiträge: 393
Registriert: Freitag, 13. September 2019, 11:00:40
Kronen:
Sterne:

Re: MORDFALL EHEPAAR LANGENDONK -- Diskussion

Ungelesener Beitrag von Rimini »

Widasedumi hat geschrieben: Donnerstag, 01. September 2022, 04:54:16

Ich sehe es auch so, dass der Täter in diesen zwei Stunden etwas Tatbezogenes machte, was auch schon von ihm geplant war. Mir leuchtet auch hier der Austausch der Geige am wahrscheinlichsten ein. Vielleicht musste er eine Strecke zu Fuß gehen, um sein Auto zu erreichen? Es war lange hell im Juni. Er wird wahrscheinlich schon darauf geachtet haben, so wenig wie möglich Leuten zu begegnen. Es war ein Samstagabend. Und sollte es je einmal relevant werden, dass ihm jemand begegnet ist, so hätte er dafür eine Erklärung gehabt, und auch für die Nachvollziehbarkeit Sorge getragen.

.....

Im Gegensatz zu dir, @Catch22 denke ich doch, dass er die Geige in sein Auto legte und mit einer Decke abdeckte. Wer sollte denn riechen, was darunter ist, wenn er ins Auto schaut? Wegen des hohen Planungsgrads des Täters könnte er an Ersatzkleidung gedacht haben, denn die Rückfahrt per Taxi muss er antizipiert haben. Er hat mit einem Geldfund gerechnet, womit er die Rückfahrt finanzieren kann. Vielleicht hätte er tatsächlich die Bahn genommen, wenn es möglich gewesen wäre. Vielleicht auch nicht, denn ein örtlicher Taxifahrer hätte sich über den Aussteigeort ebenfalls gewundert, jedoch ihn zusätzlich noch identifizieren können. Aber der Täter dachte vielleicht, dass man die Geschichte gar nicht bis Litzlwalchen zurückverfolgen könne.
Meine Gedanken:

In diesen zwei Stunden musste der Täter zuerst mal warten, ob seine Schüsse Aufmerksamkeit erregten und Einsatzfahrzeuge zu hören waren. Dann hatte er zwei heftig blutende Leichen vor sich, von denen er sich sicher nicht übermäßig besudeln lassen wollte. Also abwarten und evtl. die Blutungen mit Decken, Handtüchern oder ähnlichem, was er im WoMo vorgefunden haben könnte, auffangen. Dann galt es noch die herumstehenden Dinge wie Tisch und Stühle einzuladen und zum Schluß die beiden Leichen. Auch könnte er versucht haben, Blutflecken vom Tatort zu entfernen (Gras ausreißen, Erde aufschütten, Wasser aus dem WoMo benutzen). Die zwei Stunden sind mMn nicht unerklärbar.

Leider vergaß er die metallene Einstiegshilfe am unmittelbaren Tatort und muss das spätestens in Altenfurt bemerkt haben. Das Fehlen derselben im ausgebrannten WoMo wäre den EBs aufgefallen und hätte wahrscheinlich gleich zu einem Aufruf an die Bevölkerung nach Hinweisen zu dem WoMo am letzten bekannten Aufenthaltsort (Siegsdorf) geführt. Also musste er dringend noch in der Nacht zurück zum Tatort, um sie im Wald zu verstecken.

Das Nachtatverhalten spricht für mich dafür, dass er eben kein Fahrzeug in Tatortnähe stehen hatte.

Das Hölzl liegt an der Bahnstrecke mit den beiden nicht zu weit entfernten Haltestellte Traunstein und Altenmarkt mit einer Bushaltestelle direkt vor dem Hölzl. Trotzdem lag der Treffpunkt am Waldrand im Niemandsland. Ich vermute, der Täter hat sich diese Stelle sehr bewusst ausgesucht.

Wie wollte er die Geige am Abend oder in der Nacht wegbringen? Vergraben oder versteckt hatte er sie meiner Meinung nach nicht, sie war ihm schließlich einen Doppelmord wert. Mit einer Geige unter dem Arm konnte er an diesem Abend/dieser Nacht und evtl. auch noch blutbefleckt keine öffentlichen Verkehrsmittel benutzen. Er könnte also mit dem WoMo seine Wohnung angefahren haben, vermutlich in der Nähe von Nürnberg, sich dort gewaschen und umgezogen und die Geige gegen eine aus seinem Besitz ausgetauscht haben. Nun fuhr er noch so weit, wie das Benzin reichte und fackelte in Altenfurt das WoMo ab.

Die ganze Rückfahrt lässt sich mit der zurückgelassenen Einstiegshilfe und mangels einer Bahnverbindung in der Nacht gut erklären.
Widasedumi
Beiträge: 8966
Registriert: Donnerstag, 12. März 2020, 10:04:00
Kronen: ♔♔♔♔♔♔♔♔
(ausgezeichnet mit acht Goldenen Kronen für 8000 Beiträge)
Sterne:

Re: MORDFALL EHEPAAR LANGENDONK -- Diskussion

Ungelesener Beitrag von Widasedumi »

Rimini hat geschrieben: Donnerstag, 01. September 2022, 08:40:42 Meine Gedanken:

In diesen zwei Stunden musste der Täter zuerst mal warten, ob seine Schüsse Aufmerksamkeit erregten und Einsatzfahrzeuge zu hören waren. Dann hatte er zwei heftig blutende Leichen vor sich, von denen er sich sicher nicht übermäßig besudeln lassen wollte. Also abwarten und evtl. die Blutungen mit Decken, Handtüchern oder ähnlichem, was er im WoMo vorgefunden haben könnte, auffangen. Dann galt es noch die herumstehenden Dinge wie Tisch und Stühle einzuladen und zum Schluß die beiden Leichen. Auch könnte er versucht haben, Blutflecken vom Tatort zu entfernen (Gras ausreißen, Erde aufschütten, Wasser aus dem WoMo benutzen). Die zwei Stunden sind mMn nicht unerklärbar.

Leider vergaß er die metallene Einstiegshilfe am unmittelbaren Tatort und muss das spätestens in Altenfurt bemerkt haben. Das Fehlen derselben im ausgebrannten WoMo wäre den EBs aufgefallen und hätte wahrscheinlich gleich zu einem Aufruf an die Bevölkerung nach Hinweisen zu dem WoMo am letzten bekannten Aufenthaltsort (Siegsdorf) geführt. Also musste er dringend noch in der Nacht zurück zum Tatort, um sie im Wald zu verstecken.

Das Nachtatverhalten spricht für mich dafür, dass er eben kein Fahrzeug in Tatortnähe stehen hatte.

Das Hölzl liegt an der Bahnstrecke mit den beiden nicht zu weit entfernten Haltestellte Traunstein und Altenmarkt mit einer Bushaltestelle direkt vor dem Hölzl. Trotzdem lag der Treffpunkt am Waldrand im Niemandsland. Ich vermute, der Täter hat sich diese Stelle sehr bewusst ausgesucht.

Wie wollte er die Geige am Abend oder in der Nacht wegbringen? Vergraben oder versteckt hatte er sie meiner Meinung nach nicht, sie war ihm schließlich einen Doppelmord wert. Mit einer Geige unter dem Arm konnte er an diesem Abend/dieser Nacht und evtl. auch noch blutbefleckt keine öffentlichen Verkehrsmittel benutzen. Er könnte also mit dem WoMo seine Wohnung angefahren haben, vermutlich in der Nähe von Nürnberg, sich dort gewaschen und umgezogen und die Geige gegen eine aus seinem Besitz ausgetauscht haben. Nun fuhr er noch so weit, wie das Benzin reichte und fackelte in Altenfurt das WoMo ab.

Die ganze Rückfahrt lässt sich mit der zurückgelassenen Einstiegshilfe und mangels einer Bahnverbindung in der Nacht gut erklären.
@Rimini

Vielen Dank für deine Gedanken. Wenn der Täter nicht sein Auto in der Nähe hatte, dann ist er zu Fuß zum Hölzl. Dann hat er diese beiden Stunden im Wohnmobil bei den Toten zugebracht. Dann hätte er die teure Geige nicht in seinem Auto bis zu seiner Rückkehr deponieren können. Das ist richtig. Der Haken ist aber, dass du eine Wohnung im Raum Nürnberg annimmst. Der Täter hat sich aber im Bereich Nußdorf ausgekannt, wie in seiner Westentasche. Also musste er dort auch eine Wohnung gehabt haben?
Irrtumsvorbehalt
Widasedumi
Beiträge: 8966
Registriert: Donnerstag, 12. März 2020, 10:04:00
Kronen: ♔♔♔♔♔♔♔♔
(ausgezeichnet mit acht Goldenen Kronen für 8000 Beiträge)
Sterne:

Re: MORDFALL EHEPAAR LANGENDONK -- Diskussion

Ungelesener Beitrag von Widasedumi »

Nachtrag für @Rimini

Wenn ich mich an den xy-Film erinnere, da warf der Täter Filme weg und die Kamera und den Geldbeutel. Da war er nicht so besorgt, diese Dinge unauffindbar zu verstecken. Ich möchte deine Thesen aber nicht in Abrede stellen. Sie sind mir nur nicht ganz so plausibel, wie die Benutzung seines eigenen Autos. Er war damit viel flexibler. Auch bei seiner Rückkehr in Litzlwalchen, nach einer durchwachten Nacht und einem harten Vorabend war er müde und wollte nicht kilometerweit zu Fuß gehen, würde ich meinen.
Irrtumsvorbehalt
Catch22
Beiträge: 747
Registriert: Sonntag, 10. Juli 2022, 21:33:56
Kronen:
Sterne:

Re: MORDFALL EHEPAAR LANGENDONK -- Diskussion

Ungelesener Beitrag von Catch22 »

@Widasedumi
@Rimini

Danke für Eure bereichernden Überlegungen! Ich möchte dazu gerne etwas ergänzen:

Widasedumi hat geschrieben: Donnerstag, 01. September 2022, 04:54:16 Im Gegensatz zu dir, @Catch22 denke ich doch, dass er die Geige in sein Auto legte und mit einer Decke abdeckte. … Ich gehe eher nicht von einem Leihauto aus.
Der Taxifahrgast stellte sich als für gewöhnlich mit der Eisenbahn Reisender dar. Auch kannte er sich ganz offensichtlich nicht mit den Verkehrswegen auf Straßen aus. Deshalb kaufte der zweite Taxifahrer unterwegs eine Straßenkarte. Dennoch war dem Fahrgast das Chiemgau (insbesondere die Region um den Tatort) geografisch sehr wohl vertraut. Dies alles legt den Schluss nahe, dass er nicht Halter eines eigenen Kraftfahrzeugs war. Falls er als Täter dennoch mit einem Kraftfahrzeug an den Tatort am Hölzl gelangt sein sollte, müsste es sich demzufolge um ein fremdes (geliehenes, nicht zwangsläufig gemietetes) Fahrzeug gehandelt haben oder er wurde chauffiert.

(Lebensfremd wäre dies keineswegs. Gerade Menschen, die beruflich häufig über weitere Distanzen unterwegs sind, verzichten auf ein eigenes Auto und reisen mit der Bahn – auch schon aus den 90er-Jahren kenne ich hierfür zahlreiche Beispiele.)

Deshalb zog ich zum eigenen Auto auch alternative Möglichkeiten in Betracht: ein geliehenes Auto, Fahrrad, Bus, mit einem Chauffeur oder sogar per pedes. (Bei einem geliehenen Fahrzeug oder einem Chauffeur allerdings hätte es wohl spätestens nach der Tat einen Mitwisser geben können.)

Dazu passt:
Rimini hat geschrieben: Donnerstag, 01. September 2022, 08:40:42 Das Hölzl liegt an der Bahnstrecke mit den beiden nicht zu weit entfernten Haltestellte Traunstein und Altenmarkt mit einer Bushaltestelle direkt vor dem Hölzl.

In diesem Zusammenhang lohnt ein Blick darauf, was es mit dem vom Fahrgast genannten „Nordostbahnhof“ auf sich haben könnte. Bei Bahnreisen zwischen dem Chiemgau und München hätte er eigentlich den Münchner Ostbahnhof kennen müssen. War ihm dieser nur namentlich nicht so vertraut, weil er in der Nürnberger Region verwurzelt ist? In Nürnberg gibt es den Nordostbahnhof. Wer an einem bestimmten Bahnhof einer fremden Stadt jedoch weder aus- noch umsteigen muss, kennt meist auch dessen Namen nicht.

Beispiel: Hätte er aus dem Chiemgau per Bahn in die Münchner Philharmonie gewollt (Gasteig, S-Bahn Rosenheimer Platz), hätte er am Ostbahnhof umsteigen müssen. Von Norden, Süden oder Westen kommend dagegen am Hauptbahnhof. Verwechselte er nur irrtümlich die Namen (etwa weil ihm der Nürnberger Bahnhof bereits in Fleisch und Blut übergegangen war) oder kannte er den Münchner Ostbahnhof wirklich nicht?

Nicht nur der Münchner Ostbahnhof ist ein wichtiger Verkehrsknoten (Fern- und Regionalbahn, S-Bahn, U-Bahn), sondern mehr oder weniger auch der Nürnberger Nordostbahnhof (Regionalbahn, U-Bahn seit 1996).

https://de.m.wikipedia.org/wiki/U-Bahnh ... ostbahnhof
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Bahnhof ... rg_Nordost
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Bahnhof ... Cnchen_Ost


Rimini hat geschrieben: Donnerstag, 01. September 2022, 08:40:42 Leider vergaß er die … Einstiegshilfe am … Tatort und muss das … in Altenfurt bemerkt haben. Das Fehlen … wäre den EBs aufgefallen und hätte … zu einem Aufruf an die Bevölkerung nach Hinweisen zu dem … letzten bekannten Aufenthaltsort … geführt. Also musste er dringend noch in der Nacht zurück zum Tatort, um sie im Wald zu verstecken.
Das leuchtet mir nicht ganz ein, denn die Einstiegshilfe hätte dann im ausgebrannten Wohnmobil in Altenfurt immer noch gefehlt.

Den Wohnort des Täters sogar in Nürnberg anzunehmen, erscheint alles andere als fernliegend! Um sich im Chiemgau gut ausgekannt zu haben, musste er zur Tatzeit nicht zwangsläufig dort gewohnt haben.
Widasedumi
Beiträge: 8966
Registriert: Donnerstag, 12. März 2020, 10:04:00
Kronen: ♔♔♔♔♔♔♔♔
(ausgezeichnet mit acht Goldenen Kronen für 8000 Beiträge)
Sterne:

Re: MORDFALL EHEPAAR LANGENDONK -- Diskussion

Ungelesener Beitrag von Widasedumi »

In dem Flächenstaat Bayern würde ich schon etwas Motorisiertes annehmen, wenn man schon kein Auto hat. Vielleicht einen Motorroller mit einem Gepäckträger. Allerdings wird hier kein Geigenkasten reinpassen. Vielleicht hat er eine große Sporttasche gehabt, die man am Roller festschnallen konnte? Und die Ersatzkleidung hätte die Geige polstern können. Bayern ist bergig. Und da nur ein Fahrrad?
Irrtumsvorbehalt
Rimini
Beiträge: 393
Registriert: Freitag, 13. September 2019, 11:00:40
Kronen:
Sterne:

Re: MORDFALL EHEPAAR LANGENDONK -- Diskussion

Ungelesener Beitrag von Rimini »

Widasedumi hat geschrieben: Donnerstag, 01. September 2022, 08:50:33 @Rimini

Vielen Dank für deine Gedanken. Wenn der Täter nicht sein Auto in der Nähe hatte, dann ist er zu Fuß zum Hölzl. Dann hat er diese beiden Stunden im Wohnmobil bei den Toten zugebracht. Dann hätte er die teure Geige nicht in seinem Auto bis zu seiner Rückkehr deponieren können. Das ist richtig. Der Haken ist aber, dass du eine Wohnung im Raum Nürnberg annimmst. Der Täter hat sich aber im Bereich Nußdorf ausgekannt, wie in seiner Westentasche. Also musste er dort auch eine Wohnung gehabt haben?
Für Nürnberg spricht mMn die Erwähnung der Nürnberger Symphoniker und die Tatsache, dass das WoMo in der Nähe von Nürnberg ausbrannte.
Dass er sich im Bereich Nussdorf auskannte, habe ich bisher nicht mitbekommen. Ist doch eigentlich nur der Ort Nussdorf und die Wanderregion Samerberg.

Er muss auch nicht zu Fuss zum Treffpunkt Hölzl gekommen sein. Er könnte sich in Siegsdorf mit den Ls verabredet haben und wurde evtl. vom Bahnhof abgeholt, er könnte auch im Laufe des Tages mit dem Bus gekommen sein. Jedenfass spricht für mich mehr dafür, dass er kein eigenes Auto hatte und ganz bewusst das Hölzl als Treffpunkt aussuchte.
Antworten