Normalerweise würde ich zustimmen. Prinzipiell ist es eine gute Sache, hinter Angehörigen und Freunden zu stehen, denn jeder braucht Menschen, die ohne Wenn und Aber auf ihrer Seite sind.ajiri hat geschrieben:Es ist doch völlig normal, dass sich die Familie hinter F. stellt. Solange nichts bewiesen ist, sollte sie das in der Öffentlichkeit auch tun, denn wenn er wirklich unschuldig sein sollte, würde die Familie dann völlig auseinander brechen. Falls er doch der Täter ist und es sich beweisen lässt, ist es angebracht, sich gegen ihn zu stellen. Dann, aber auch erst dann wäre es pathologisch, ihm immernoch zu glauben. Da auch die Familie die genauen Indizien nicht kennt, finde ich die Reaktion normal. Das hat meiner Meinung nach auch nichts mit Verdrängen zu tun. Innerlich haben sie sicherlich Zweifel, aber das ist ihre Sache. Wer kennt das nicht, dass man jemanden vor anderen verteidigt, obwohl man Zweifel hat. Es gibt so viele merkwürdige Zufälle und die Indizien scheinen gegen jemanden zu sprechen und dann ist es doch anders, weil eben bis dahin der Beweis gefehlt hat.
Aber keine Regel ohne Ausnahme. In diesem Fall stellt sich die Frage, ob ein Kapitalverbrechen verübt wurde, etwas Unverzeihliches, nicht Wiedergutzumachendes.
Ein getöteter Mensch ist nicht mehr zum Leben zu erwecken, er ist und bleibt tot. Das hat nicht nur Konsequenzen für das Opfer, dessen Leben nicht mehr gelebt werden kann und das vergessen wird. Es geht auch um Kinder, die nicht geboren werden, um Eltern, Geschwister usw., die einsam und traumatisiert zurückbleiben. Nicht nur das Opfer, viele Menschen werden durch die Tat auf nicht wiedergutzumachende Weise seelisch beschädigt oder zerstört. Das Leiden der Angehörigen und der Freunde hört nie auf.
Ich habe über 80jährige bitterlich weinen sehen, weil sie sich an ein im Krieg getötetes Geschwisterkind erinnerten, der Schmerz über den Verlust verschwindet nicht.
Ein Totschlag/Mord wäre kein Bagatelldelikt, keine Dummheit, die sich ausbügeln ließe, kein "er/sie hat Mist gebaut, aber wir stehen trotzdem hinter ihm/ihr". Es wäre das endgültig Böse, es ließe sich nicht rückgängig machen. Nibelungentreue scheint mir persönlich daher unangebracht. Ein Unschuldiger würde mMn auch mit gutem Gewissen vor die Familie treten und wäre daher KEIN WRACK, denn das reine Gewissen würde ihm die Kraft geben, die Familie in ihrem Leid zu unterstützen. Nur meine Meinung.