Bericht von Norbert Blaichinger vom 11.10.2016
VÖCKLABRUCK. Vor 30 Jahren wurde die 17-jährige Vöcklabruckerin ermordet, seither sucht die Polizei nach dem Täter.
30 Jahre sind seit dem Mord an der 17-jährigen Martina Posch vergangen. Die Polizei sucht nach wie vor nach dem Täter. Das Mädchen dürfte am 12. November 1986 am frühen Morgen (zwei Stunden nach Verlassen des Hauses) getötet worden sein. Für ihre Mutter offenkundig hatte sie ihr Elternhaus um 6.40 Uhr verlassen, um zu ihrer Arbeitsstelle nach Attnang-Puchheim zu kommen. Den Bus um 6.45 Uhr benutzte sie jedoch nicht, sondern dürfte von jemandem mitgenommen oder abgeholt worden sein.
Leiche lag im Mondsee
Seltsam: Im Kalender an ihrem Arbeitsplatz findet sich für den 12.11.1986 ein Eintrag "Urlaub". Ihr Freund (der als Täter nicht in Frage kommt) wusste jedoch nichts von diesem Urlaubstag seiner Freundin. Er war es auch, der eine Suchaktion privat und mit Hilfe der Polizei startete.
Zehn Tage später wird Martina Posch von zwei Tauchern im seichten Wasser an der Kienbergwand des Mondsees entdeckt. Die Leiche ist in eine grüne Plastikplane gehüllt, die mit einem rostigen Draht umwickelt ist. Warum liegt die Vöcklabruckerin tot im Mondsee? Warum an dieser Stelle? Die zweite Frage lässt sich vielleicht beantworten. Gleich neben der Auffindungsstelle ist das Wasser 80 Meter tief, und Martina wäre wohl kaum jemals gefunden worden. Der Täter hat also möglicherweise in der Dunkelheit die falsche Stelle erwischt, um Martina für immer verschwinden zu lassen.
Wer war im Besitz der grünen Plastikplane, hergestellt von der Lenzing AG, in die die Leiche eingewickelt war? Warum hat Martina einen "Urlaubstag" auf ihrem Kalender vermerkt und ihrem Freund nichts davon gesagt? Martina hatte bei den Fahrkartenabrechnungen für ihre Firma manchmal getrickst. Sie verrechnete Fahrkarten von Strecken, die sie gar nicht benutzt haben konnte. Deshalb musste sie sporadisch eine andere Mitfahrgelegenheit gehabt haben. Mit wem? Die Leiche lag längstens vier Tage im kalten Mondsee. Vorher muss sie irgendwo "zwischengelagert" gewesen sein. Vielleicht in einer Garage oder einem Heustadel. Aber wo?
Martina Posch wurde nicht mit beiden Händen erwürgt, sondern eher durch Drücken mit einem Unterarm auf ihren Kehlkopf. Weiters dürfte sie mehrere Schläge auf den Kopf bekommen haben. Dies könnte auf die Abwehr von Zudringlichkeiten eines abgewiesenen Liebhabers hinweisen.
https://www.nachrichten.at/oberoesterre ... 71,2399230
OÖ Nachrichten, Bericht vom 12.4.2017
https://www.nachrichten.at/oberoesterre ... 71,2536910SALZKAMMERGUT
"Ständige mediale Unruhe ist etwas, das dem Täter ziemlich zusetzen dürfte"
12. April 2017 00:04 Uhr
MONDSEE. Der 1986 verübte Mord an Martina Posch stößt auch beim "Stern" auf Interesse
Kürzlich weilte die deutsche Top-Journalistin Nina Poelchau vom Hamburger Magazin "Stern" im Bezirk Vöcklabruck. Grund dafür waren Recherchen im bis heute ungeklärten Mordfall Martina Posch. Poelchau über den Grund ihres Interesses: "Bei der Themensuche für unser Sondermagazin ‚Crime‘ sind wir auf das Buch ‚Mysteriöse Kriminalfälle Band 1‘ von Norbert Blaichinger gestoßen, in dem er den Fall Martina Posch ausführlich beschreibt. Das hat uns sofort gefallen, so dass wir ihn um Unterstützung bei den Recherchen gebeten haben."
Tatsächlich stießen die in mehreren Gesprächen präzisierten Informationen und Ansichten Blaichingers – er denkt an einen Täter aus dem Mondseeland – auf starkes Interesse bei der Kollegin des "Stern". Auf dem Plan der mehrfach ausgezeichneten Journalistin standen auch Gespräche mit Personen aus dem ehemaligen Umfeld des Opfers und mit dem damaligen Ermittlungsleiter Manfred Schmidbauer. Blaichinger und Poelchau geben sich zuversichtlich: Ständige mediale Unruhe sei etwas, das dem Täter, sofern er noch lebe, ziemlich zusetzen dürfte.
OÖ Nachrichten vom 12.7.2017
https://www.nachrichten.at/oberoesterre ... 71,2704031SALZKAMMERGUT
"Einen perfekten Mord gibt es nicht"
Von Gerhard Hüttner 12. Oktober 2017 02:15 Uhr
VÖCKLABRUCK. Publizist aus Zell am Moos übt in ORF-Dokumentation Kritik an der Mordermittlung.
Der Publizist und freie Autor Norbert Blaichinger (59) recherchiert seit 30 Jahren Details zum ungeklärten Mordfall Martina Posch. Am 13. Oktober wird er dazu in der ORF-Reihe "Thema ungelöst" interviewt. Und: "Die Ermittlungen waren nicht immer fehlerfrei", sagt er unverblümt im OÖN-Interview.
OÖN: Mal direkt gefragt: Wissen Sie etwas zum Mordfall Posch, was die Polizei nicht weiß?
Blaichinger: Sagen wir so: Durch die differenten Zugänge beim Recherchieren ergeben sich verschiedene Blickwinkel auf ein Thema. Das ist an sich nichts Besonderes. Es gibt aber auch Hinweise von Menschen, die direkt an den Journalisten gehen, und Unterschiede in der Bewertung von objektiven Fakten. Und daraus ergeben sich dann unterschiedliche Schlussfolgerungen.
Können Sie ein Beispiel nennen?
Ich halte schon seit Jahren einen Täter aus dem Mondseeland für möglich, die Mordermittler glaubten viele Jahre an einen Mann aus dem verwandtschaftlichen Umfeld der Martina als Täter. Ein klarer Irrtum, wie sich mittlerweile herausstellte.
Warum glauben Sie an einen Täter aus dem Mondseeland?
Ich glaube nicht daran, ich halte ihn für möglich und die Theorie für genau so berechtigt wie alle anderen Theorien. Ein neuer Freund, vielleicht einiges älter als sie, gerade kennengelernt und noch geheim, der zudringlich wird, das sich wehrende Mädchen tötet und es nach Tagen an der erstbesten Möglichkeit, an der Kienbergwand am Mondsee versenkt. Was spricht hier wirklich dagegen?
Was ist eigentlich mit dem angeblichen Urlaubstag, den sich Martina am Tag ihres Todes genommen hat?
Das ist spannend. Da ihr Freund glaubwürdig von diesem Urlaub nichts gewusst hat, stellt sich die Frage, wer den Urlaubseintrag auf ihrem Tischkalender vorgenommen hat. War es sie selbst, dann hatte sie offensichtlich ein Geheimnis vor ihrem Freund. Oder hat jemand anderer den Eintrag vorgenommen? Bei wem hat sie ihren Urlaub angemeldet? Das wäre wichtig, zu wissen. Nach meinem Wissensstand haben die Kriminalisten dem Urlaubseintrag aber wenig Beachtung geschenkt und auch keinen Schriftvergleich machen lassen.
Sie sprechen von "nicht fehlerfreien" Mordermittlungen. Was meinen Sie damit noch?
Zunächst muss ich sagen, dass der pensionierte Leiter der damaligen Mordermittlungen, Manfred Schmidbauer, sicher alles gegeben hat, was in seiner Macht stand. Fehler passieren eben, Schmidbauer würde sicher heute noch gern den Mordfall aufklären. Was ich überhaupt nicht verstehe, ist, dass der Fall Posch noch immer kein "Cold-Case"-Fall ist, denn dann würden andere Kriminalisten den ganzen Fall noch einmal durcharbeiten. Ein weiterer Fehler war sicher, wie mit manchen Asservaten umgegangen wurde. Der Pullover, den Martina bei ihrer Tötung trug, ist nach einer XY-Sendung einfach verschwunden. So etwas dürfte nicht passieren, zumal man mit heutigen Methoden eventuell noch DNA-Spuren sichern könnte.
Halten Sie noch etwas anderes als Ihre "Mondsee-Theorie" für möglich?
Grundsätzlich ist alles möglich, zumal wir ja nicht einmal hundertprozentig wissen, ob Martina ihr Elternhaus an diesem 12. 11. 1986 überhaupt verlassen hat. Was das bedeuten könnte, darüber kann jeder selbst spekulieren.
"Thema ungelöst", ORF 2, Freitag, 13. Oktober 2017, 21.20 Uhr