VERMISSTENFALL SCARLETT S. (26), BAD LIPPSPRINGE / TODTMOOS, 2020

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Re: VERMISSTENFALL SCARLETT S. (26), BAD LIPPSPRINGE / TODTMOOS, 2020

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Kantara hat geschrieben: Donnerstag, 15. September 2022, 12:20:37 Habe ein Video vom "Rasenden Reporter" gefunden, wo er diese Strecke fährt (und er lässt Gottseidank nur den Regen sprechen ;) ). Auf jeden Fall bekommen Ortsfremde einen Eindruck davon, wie einsam es dort ist.

Rechts bei Min. 4:25 Höhe KraiWoogGumpen, Min. 4:55 Höhe SchwarzeSäge.

https://www.youtube.com/watch?v=Fa4bqutecU4
Danke übrigens. Das sieht man mal wozu diese zahlreichen Videos vom TV-Guru von Hotzenwald doch gut sind :D
So kann man's besser einschätzen, RightInTheMiddleOfNowhere passt; viele unübersichtliche Kurven, wo man ganz unbeobachtet ist. Der Weg sieht übrigens fast so aus wie die Verbindungsstraße Todtmoos-Schwarzenbach, auf die der Schluchtensteig einmündet und ihr folgt für ein paar 100m.
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Re: VERMISSTENFALL SCARLETT S. (26), BAD LIPPSPRINGE / TODTMOOS, 2020

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z3001x hat geschrieben: Donnerstag, 15. September 2022, 20:48:21 Der Weg sieht übrigens fast so aus wie die Verbindungsstraße Todtmoos-Schwarzenbach, auf die der Schluchtensteig einmündet und ihr folgt für ein paar 100m.
Das stimmt. Schwarzenbach wäre auch ein Ort, um jemanden abzupassen. Wenn man weiß, wann die Startzeit eines Wanderers in Todtmoos ist oder sieht, wann der losläuft, dann kann man sich ausrechnen, wann der in Schwarzenbach ankommt. Im Falle eines Bösewichts mit Auto bräuchte der sich nur bei der Einmündung des "Weiherwegs" noch außerhalb der Ortschaft hinstellen und warten.
Gast

Re: VERMISSTENFALL SCARLETT S. (26), BAD LIPPSPRINGE / TODTMOOS, 2020

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Kantara hat geschrieben: Donnerstag, 15. September 2022, 23:31:57 Das stimmt. Schwarzenbach wäre auch ein Ort, um jemanden abzupassen. Wenn man weiß, wann die Startzeit eines Wanderers in Todtmoos ist oder sieht, wann der losläuft, dann kann man sich ausrechnen, wann der in Schwarzenbach ankommt. Im Falle eines Bösewichts mit Auto bräuchte der sich nur bei der Einmündung des "Weiherwegs" noch außerhalb der Ortschaft hinstellen und warten.
Interessant.
Als ich vor fast 2 Jahren von dem Fall hörte, war ich direkt von einem Verbrechen überzeugt.
Und zwar denke ich, dass Scarlett in Todtmoos von jemandem gesehen, als Wanderin des Schluchtensteigs identifiziert wurde und man ihr aufgelauert hat oder ihr gefolgt ist.
Ich hatte damals öfter die Karten studiert und versucht mir vorzustellen, wo ein Übergriff am wahrscheinlichsten wäre. Da es auf der Etappe keine Sichtungszeugen gab, dachte ich mir, es muss gleich irgendwo am Anfang der Strecke passiert sein.
Immer wieder landete ich in Schwarzenbach.
Hat man die Bewohner dort befragt? Weiß man etwas darüber?
Kantara
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Re: VERMISSTENFALL SCARLETT S. (26), BAD LIPPSPRINGE / TODTMOOS, 2020

Ungelesener Beitrag von Kantara »

Gast hat geschrieben: Freitag, 16. September 2022, 19:31:08 Interessant.
Als ich vor fast 2 Jahren von dem Fall hörte, war ich direkt von einem Verbrechen überzeugt.
Und zwar denke ich, dass Scarlett in Todtmoos von jemandem gesehen, als Wanderin des Schluchtensteigs identifiziert wurde und man ihr aufgelauert hat oder ihr gefolgt ist.
Ich hatte damals öfter die Karten studiert und versucht mir vorzustellen, wo ein Übergriff am wahrscheinlichsten wäre. Da es auf der Etappe keine Sichtungszeugen gab, dachte ich mir, es muss gleich irgendwo am Anfang der Strecke passiert sein.
Immer wieder landete ich in Schwarzenbach.
Hat man die Bewohner dort befragt? Weiß man etwas darüber?
Um Schwarzenbach wurde damals auch von offiziellen Einsatzkräften gesucht. Dann müßte man eigentlich auch davon ausgehen, dass die Leute dort bzgl. einer Sichtung befragt wurden. Was genaues weiß man nicht, es wurde seitens der Polizei nie eine Zeugensichtung in Schwarzenbach kommuniziert. Auf der Strecke nach Au läuft man in Schwarzenbach mitten durch den Ort.

Schwarzenbach ist über die Gemeindeverbindungsstraße von Todtmoos aus schnell zu erreichen. Die nächste Möglichkeit wäre Au, wo man ungesehen jemanden abpassen könnte. Die Bergstraße ist bis zum Waldrand befahrbar, ein Fahrzeug kann man in einem Seitenweg abstellen und dann befindet man sich etwas unterhalb des großen Hirsch, den die meisten Wanderer auf der E6 mitnehmen.
Marc

Re: VERMISSTENFALL SCARLETT S. (26), BAD LIPPSPRINGE / TODTMOOS, 2020

Ungelesener Beitrag von Marc »

Ich selbst schenke den Hunden mehr beachtung und vertraue auf deren „Spürnase“. So komme ich zu dem Ergenbis dass Scarlett nicht verunglückt ist, sondern sich zuletzt am Findling befand wo die Geruchsspur plötzlich abreißt.
Absturz/Unglück-> Geruchsspur der Hunde endet nicht mitten auf E6
Mitnahme in einem Fahrzeug vom Parkplatz am Findling-> Zeugensichtung, Hundespur die abrupt abreißt, keine Gegenstände auffindbar auf E6, keine weiteren Zeugensichtungen auf E6.

Ob eine abgesprochenen Mitfahrgelegenheit, ein gewaltsame Mitnahme, einen Komplizen zum Untertauchen, ist möglich.

Und dann bleibt noch der Zeitplan Ihrer Etappe nach Wehr. Haben hier einige Foristen schon erläutert, dass es bei Ihrem Start in Todtmoos ziemlich spät war, um Komplett nach Wehr zu laufen, dann zurück zu fahren, das Auto zu holen und zu Ihrer Freundin zu fahren.
Catch22
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Re: VERMISSTENFALL SCARLETT S. (26), BAD LIPPSPRINGE / TODTMOOS, 2020

Ungelesener Beitrag von Catch22 »

Marc hat geschrieben: Samstag, 17. September 2022, 05:56:06 Und dann bleibt noch der Zeitplan Ihrer Etappe nach Wehr. Haben hier einige Foristen schon erläutert, dass es bei Ihrem Start in Todtmoos ziemlich spät war, um Komplett nach Wehr zu laufen, dann zurück zu fahren, das Auto zu holen und zu Ihrer Freundin zu fahren.
Die Fahrt nach Mainz zur Freundin Vanessa war erst für den 11.09. geplant. Am 10.09. wäre Wehr noch problemlos vor Sonnenuntergang (ca. 19.50 Uhr) erreichbar gewesen, ebenso Stühlingen per ÖPNV (Bus ab Wehr z. B. ca. 20.30 Uhr). Unklar erscheint nur, wo Scarlett die Nacht zu verbringen geplant hatte. Der späte Start in Todtmoos um 11 Uhr widerspricht zwar der strategischen Planung eines bergerfahrenen Wanderers, passt aber noch mühelos in einen laienhaften Zeitplan.

Marc hat geschrieben: Samstag, 17. September 2022, 05:56:06 Ich selbst schenke den Hunden mehr beachtung und vertraue auf deren „Spürnase“. So komme ich zu dem Ergenbis dass Scarlett nicht verunglückt ist, sondern sich zuletzt am Findling befand wo die Geruchsspur plötzlich abreißt.
Richtig. Plötzlich abreißende Geruchsspur plus ernst genommene Zeugensichtung am Wanderparkplatz ergeben schon einiges an Gewicht. Nicht standhalten können dagegen bloße Vermutungen (gemeint sind nicht die von @Marc), die weder zeitlich noch örtlich in ein Gesamtbild passen, und für die es nicht den geringsten Anhaltspunkt gibt. Schlussendlich muss immer eine Gesamtschau erfolgen unter Einbeziehung von

• Informationen aus Digitaldaten:
  • Mobilfunk,
  • W-LAN,
  • Google-Konto,
  • WhatsApp,
• Geruchsspuren,
• Zeugensichtungen und
• negativen Suchergebnissen.


Deshalb denke ich, dass es sich lohnt, die Geruchsspuren in Todtmoos noch einmal genauer unter die Lupe zu nehmen – insbesondere: Wie konnte es dazu kommen, dass der Mantrailer, der bei Edeka gestartet war (Scarletts originale Wegstrecke!), in der Ortsmitte nicht in Richtung Rehaklinik abbog, sondern den Weg in die Hohwehraschlucht einschlug!?

Zur Vermeidung von Wiederholungen:
viewtopic.php?p=200988#p200988

qynx hat geschrieben: Mittwoch, 14. September 2022, 22:00:06 Eine spannende These …
… aber vielleicht zu anspruchsvoll für manchen Geist? ;-)

qynx hat geschrieben: Mittwoch, 14. September 2022, 22:00:06 … dass sich das Handy in ein bekanntes WLAN automatisch eingewählt hat. Dabei war die Verbindung lang genug die WhatsApp Nachricht zu empfangen, aber doch so kurz das Google kein Location Update angestoßen hat.
Überaus plausibel!

(Mit „Location Update“ meinst Du bestimmt ein Update der Google-Zeitleiste und keine Meldung im Sinne der Mobilfunkterminologie.)
papaya
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Re: VERMISSTENFALL SCARLETT S. (26), BAD LIPPSPRINGE / TODTMOOS, 2020

Ungelesener Beitrag von papaya »

Durch Zufall bin ich auf den Vermisstenfall Sven Harrer gestoßen, der 2019 ebenfalls beim Wandern im Schwarzwald verschwunden ist. Kennt jemand diesen Fall?

Todtmoos - Der 27-jährige Sven Harrer wird seit Dienstagabend vermisst. Nach Angaben der Polizei war der junge Mann zuletzt zu Fuß mit Rucksack und Zelt in Richtung Schluchtensteig unterwegs. Letztmals gesehen wurde er gegen 19 Uhr im Bereich von Todtmoos-Au im Bereich des Abzweigs zum Schluchtensteig.

Wie die Polizei mitteilt, rief der Vermisste in der Nacht zum Mittwoch gegen 2 Uhr per Handy bei der Rettungsleitstelle an und teilte mit, dass er dringend Hilfe benötige. Wo genau er sich befand, konnte er jedoch nicht sagen – nur, dass er bei einem Hochsitz nahe Todtmoos sei.

https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/110970/4320001

https://www.verlagshaus-jaumann.de/inha ... 68cf1.html

https://www.20min.ch/story/wanderer-nac ... 7952104502
qynx
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Re: VERMISSTENFALL SCARLETT S. (26), BAD LIPPSPRINGE / TODTMOOS, 2020

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papaya hat geschrieben: Sonntag, 18. September 2022, 21:21:22 Durch Zufall bin ich auf den Vermisstenfall Sven Harrer gestoßen, der 2019 ebenfalls beim Wandern im Schwarzwald verschwunden ist. Kennt jemand diesen Fall?
Er wurde tot gefunden, Fremdeinwirkung wurde ausgeschlossen.

https://www.suedkurier.de/region/hochrh ... 6,10230612
Kantara
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Re: VERMISSTENFALL SCARLETT S. (26), BAD LIPPSPRINGE / TODTMOOS, 2020

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papaya hat geschrieben: Sonntag, 18. September 2022, 21:21:22 Durch Zufall bin ich auf den Vermisstenfall Sven Harrer gestoßen, der 2019 ebenfalls beim Wandern im Schwarzwald verschwunden ist. Kennt jemand diesen Fall?

Todtmoos - Der 27-jährige Sven Harrer wird seit Dienstagabend vermisst. Nach Angaben der Polizei war der junge Mann zuletzt zu Fuß mit Rucksack und Zelt in Richtung Schluchtensteig unterwegs. Letztmals gesehen wurde er gegen 19 Uhr im Bereich von Todtmoos-Au im Bereich des Abzweigs zum Schluchtensteig.

Wie die Polizei mitteilt, rief der Vermisste in der Nacht zum Mittwoch gegen 2 Uhr per Handy bei der Rettungsleitstelle an und teilte mit, dass er dringend Hilfe benötige. Wo genau er sich befand, konnte er jedoch nicht sagen – nur, dass er bei einem Hochsitz nahe Todtmoos sei.


Der junge Mann wurde 3 Wochen später in einem Waldgebiet westlich von Au in seinem Zelt gefunden. Er hat sich suizidiert, was in der Presse in der Regel nicht kommuniziert wird. Er hat Tabletten eingeworfen und kurz vor knapp wohl Panik bekommen und noch einen Notruf abgesetzt. Das wurde mir von meinem Kontakt zur Bergwacht so bestätigt.
papaya
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Re: VERMISSTENFALL SCARLETT S. (26), BAD LIPPSPRINGE / TODTMOOS, 2020

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Danke, das hatte ich nicht gefunden. Traurig.

Leider keine Info darüber, was ihm zugestoßen ist und ob es Parallelen zu Scarlett geben könnte.
Gast

Re: VERMISSTENFALL SCARLETT S. (26), BAD LIPPSPRINGE / TODTMOOS, 2020

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Das wurde doch hier oder woanders schon diskutiert und jemand kannte sogar die Stelle wo er gefunden wurde.
Hatte er nicht auch andere Probleme.
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Re: VERMISSTENFALL SCARLETT S. (26), BAD LIPPSPRINGE / TODTMOOS, 2020

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papaya hat geschrieben: Sonntag, 18. September 2022, 21:21:22 Durch Zufall bin ich auf den Vermisstenfall … gestoßen, der 2019 … verschwunden ist. Kennt jemand diesen Fall?
Der seit 09./10.07.2019 Vermisste wurde am 26.07.2019 tot in einem dicht bewachsenen Waldstück nahe Todtmoos an der Grenze zum Landkreis Lörrach gefunden. Fremdeinwirkung konnte ausgeschlossen werden.
www.presseportal.de/blaulicht/pm/110970/4335375

papaya hat geschrieben: Sonntag, 18. September 2022, 23:03:07 Leider keine Info darüber, was ihm zugestoßen ist und ob es Parallelen zu Scarlett geben könnte.
Mutmaßlich Suizid.

Der Fundort lag offenbar nicht dort, wo sich der Vermisste bei seinem nächtlichen Notruf noch selbst verortet hatte. Von Herrischried kommend, musste er die Wehra gequert haben, um in einem Waldstück an die Landkreisgrenze zu gelangen. Gesucht wurde rund um Todtmoos-Au.

Eine Parallele zum Fall Scarlett sehe ich nicht.
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Re: VERMISSTENFALL SCARLETT S. (26), BAD LIPPSPRINGE / TODTMOOS, 2020

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papaya hat geschrieben: Sonntag, 18. September 2022, 23:03:07 Danke, das hatte ich nicht gefunden. Traurig.

Leider keine Info darüber, was ihm zugestoßen ist und ob es Parallelen zu Scarlett geben könnte.
Ich hatte doch geschrieben, dass der Mann sich suizidiert hat. Es gibt keinerlei Parallelen zu Scarlett Salice.
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Re: VERMISSTENFALL SCARLETT S. (26), BAD LIPPSPRINGE / TODTMOOS, 2020

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In dem oben verlinkten Polizeibericht und sinngemäß auch in der Presse steht

In der Nacht zum Mittwoch, 10.07.2019, hat ein Wanderer einen medizinischen Notfall gemeldet.

Der Zusammenhang mit einem angeblichen Suizid erschließt sich mir nicht ; ich konnte auch nirgendwo eine Diskussion zu diesem Fall finden.
Wenn er eine Notlage geraten wäre, könnte das mE auch bei Scarlett der Fall gewesen sein.
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Re: VERMISSTENFALL SCARLETT S. (26), BAD LIPPSPRINGE / TODTMOOS, 2020

Ungelesener Beitrag von Kantara »

papaya hat geschrieben: Montag, 19. September 2022, 11:40:10 In dem oben verlinkten Polizeibericht und sinngemäß auch in der Presse steht

In der Nacht zum Mittwoch, 10.07.2019, hat ein Wanderer einen medizinischen Notfall gemeldet.

Der Zusammenhang mit einem angeblichen Suizid erschließt sich mir nicht ; ich konnte auch nirgendwo eine Diskussion zu diesem Fall finden.
Wenn er eine Notlage geraten wäre, könnte das mE auch bei Scarlett der Fall gewesen sein.
Ich hatte es doch in meinem vorigen Post ausführlich geschrieben. Der "medizinische Notfall" war der, dass der Mann Tabletten eingenommen hat, um sich zu suizidieren, dann bekam er es mit der Angst ob der Endgültigkeit seines Vorhabens und dann hat er den Notruf abgesetzt. Leider konnte man ihn nicht genau orten, hat ihn nicht rechtzeitig gefunden. Die örtliche Bergwacht hat das so bestätigt.
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Re: VERMISSTENFALL SCARLETT S. (26), BAD LIPPSPRINGE / TODTMOOS, 2020

Ungelesener Beitrag von Catch22 »

papaya hat geschrieben: Montag, 19. September 2022, 11:40:10 … Wenn er eine Notlage geraten wäre, könnte das mE auch bei Scarlett der Fall gewesen sein.
Freilich. Doch im Wehratal wird m. E. die Lösung kaum zu finden sein, zumal mehr als zwei Jahre dort vergeblich gesucht wurde.

Deshalb hatte ich die Geruchsspuren in Todtmoos unter einem völlig neuen Blickwinkel neu thematisiert (viewtopic.php?p=200988#p200988). Leider wollte sich darauf niemand einlassen. Gefragt sind vor allem diejenigen, die vor Ort Kenntnisse über die Suche mit den Mantrailern erlangt haben. Solange hierzu keine näheren Einzelheiten vorliegen, können sich daraus ergebende Gedanken nur Spekulation sein:

Was hätte Scarlett dazu bewegen können, vom Wanderparkplatz nach Todtmoos zurückzukehren und dann die Hohwehraschlucht hinaufzuwandern?



Sehr interessant erscheint folgender Vermisstenfall, der für den Fall Scarlett durchaus einige Lehren zu bieten hat:

Isabella (16) verließ am 22.03.2021 um die Mittagszeit in einem laut Polizei „auffälligen Gemütszustand“ ihr Elternhaus in Celle ohne Handy, Geldbörse, Ausweispapiere und Hausschlüssel. Mantrailer konnten ihre Spur bis auf den Parkplatz eines unweit gelegenen Einkaufszentrums verfolgen, wo die Spur plötzlich abbrach. Alle Ermittlungen verliefen über zwei Wochen ergebnislos. Rasch ging die Polizei von einem Gewaltverbrechen aus.

Tatsächlich aber war Isabella nach Paris gelangt, wo sie schon am 23.03.2021 Passanten um Hilfe gebeten hatte. Daraufhin wurde die französische Polizei hinzugezogen und das Mädchen, dessen wahre Identität unklar blieb, schließlich in einer Pflegefamilie untergebracht. Eine Anfrage der französischen Behörden beim BKA führte durch einen Zufall am 06.04.2021 dazu, dass die Celler Polizei das Mädchen in Paris dem Fall in Celle zuordnen konnte. Deutsche Ermittler reisten tags darauf zusammen mit Isabellas Vater nach Paris, wo dieser das Mädchen als Isabella identifizieren konnte.

Der Hintergrund: Isabella sei aufgewacht (in Paris?) und habe sich an „nichts“ mehr erinnern können, auch nicht an ihre Identität. Körperlich war sie wohlbehalten und unversehrt. Nach ihrer Rückkehr nach Celle wurde sie zur stationären Behandlung in einem Krankenhaus aufgenommen. Weitere Einzelheiten wurden zum Schutz des Persönlichkeitsrechts der minderjährigen Isabella nicht veröffentlicht. Den Medien vorenthalten blieben die Diagnose, was der Auslöser des Gedächtnisverlusts war, welchen Umfang und welche Zeitdauer dieser hatte und wie Isabella nach Paris gelangt war. Die Polizei jedenfalls ermittelte weiter und fand keinerlei Anzeichen einer Straftat.

Zu diesem Fall gibt es im HET einen Thread, zu dem allerdings nur angemeldete Foristen Zugang haben: Vermisstenfall Isabella, Celle (geklärt).



Aufmerksamkeit erregt zunächst die Geruchsspur vom Elternhaus zum Parkplatz des Einkaufszentrums. Die Polizei hatte den genauen Verlauf der Spur in einem Ausschnitt des Celler Stadtplans kartografiert. Diese Grafik wurde veröffentlicht, u. a. in einem Artikel vom 25.03.2021 bei Tag24 (Laufrichtung von rechts oben nach links unten).

Auffällig ist, dass hier die Mantrailer offenkundig jedem Schlenker und jedem Umweg Isabellas genauestens gefolgt sind – und nicht etwa an Kreuzungspunkten der Spur sofort auf die frischeste Spur wechselten, so wie es im Fall Scarlett immer wieder behauptet wird. Kann dazu jemand Auskunft geben? Werden Mantrailer-Teams in Niedersachsen anders ausgebildet? Gibt es unterschiedliche Schulungsmodelle?

Wie der Trailverlauf im Fall Isabella zeigt, fand sich Isabella auf der ihr vertrauten Wegstrecke vom Elternhaus zum Einkaufszentrum nicht mehr auf Anhieb zurecht. Erst nach mehrfachem Verlaufen fand sie halbwegs den Weg, schien aber dann am Einkaufszentrum umhergeirrt zu sein. Daraus lässt sich schließen, dass Isabella trotz des Gedächtnisverlusts immerhin noch Fragmente der Wegstrecke erinnern konnte.



Eine psychische Ausnahmesituation kann auch im Fall Scarlett nicht ganz ausgeschlossen werden. In dem XY-Beitrag schilderte Scarletts damaliger Freund eine gewisse unglückliche Verstimmtheit. Die StAin führte diesen Eindruck auf die technisch schlechte Verbindung zurück. Was von beidem nun zutraf, weiß niemand genau. Dass eine psychische Ausnahmesituation zu spontanem Gedächtnisverlust führen kann (z. B. zu einer dissoziativen Fugue), ist möglich, tritt aber eher selten auf. Ausgeschlossen ist dies nicht. Eine Diagnose zu mutmaßen, steht uns nicht zu und wäre zudem rein spekulativ.

Angenommen, Scarlett wäre kurz vor oder auf dem Wanderparkplatz in eine ähnliche Lage geraten, was dann? Weitreichende Folgen lägen nahe:

• keine Erinnerung an Ziel der Wanderung
• keine Erinnerung an Auto und dessen Standort
• keine Erinnerung an eigene Identität?
• PIN-Codes nicht erinnerlich
→ keine Handy-Entsperrung (falls PIN)
→ kein Abschalten des Flugmodus
→ kein Interesse, den Akku zu laden
→ Handy nie mehr im Mobilfunknetz
→ keine elektronischen Zahlungen
→ keine Abhebung am Geldautomaten
→ Bargeld nur begrenzt verfügbar

Die WhatsApp-Nachricht wäre auch von einem nicht entsperrten Handy empfangen worden, hätte aber nicht beantwortet werden können. Dass das Auto nicht mehr aufgesucht wurde und kein bargeldloser Zahlungsverkehr mehr erfolgte, würde sich plötzlich wie von selbst erklären.

Warum vom Wanderparkplatz per Mitfahrt nach Todtmoos? Vielleicht, weil sich Scarlett an den Ortsnamen oder den Ort als Ankerpunkt erinnern konnte; kein Weiterkommen zu Fuß ohne Navigationshilfe (kein Zugriff aufs Handy und auf „Maps.me“). Warum von dort in die Hohwehraschlucht? Vielleicht entstand eine fragmentale Erinnerung daran, dort schon einmal gewesen zu sein. Warum keine neuerliche Übernachtung in der Kirchberghütte? Womöglich keine Erinnerung an die Unterkunft. Das Zelt ermöglichte erst einmal ein Campieren in der „Wildnis“, auch wenn dies im Wald kein Vergnügen ist.

Bemerkenswert erscheint die Zeugensichtung im Restaurant des Hotels Maien am Abend des 12.09., zumal am Eingang des Hotels auch eine Geruchsspur von Scarlett gefunden worden sein soll. Diesen Hinweisen sei die Polizei nachgegangen, jedoch ohne Ergebnis. In Todtmoos kursierte das Gerücht, die Polizei habe das Hotel „durchsucht“. Das ist kaum realistisch, viel wahrscheinlicher hat die Polizei dort mit Einverständnis der Wirtsleute und Gäste eine sogenannte Nachschau gehalten, ohne Erfolg. Nach Angaben der Sichtungszeugin soll sich Scarlett in dem Hotel um ein Zimmer bemüht haben. Aus damaliger Ermittlungsperspektive erschien dies wenig plausibel. Da sich die Zeugin mit Scarlett unterhalten haben will, wäre unter der Annahme eines möglichen Gedächtnisverlusts der Gesprächsinhalt von größter Wichtigkeit.

Auch die angebliche Zeugensichtung am Sportplatz bei St. Blasien am 13.09. gegen 6 Uhr kommt in den Sinn. Meines Wissens konnte diese weder falsifiziert noch verifiziert werden – und erschien aus damaliger Sicht nicht plausibel. Unter der Annahme eines Gedächtnisverlusts läge der Fall anders. Welche nicht falsifizierten Zeugensichtungen gibt es noch in dieser Region?

Wie hätte sich Scarlett in einer derartigen, hilflosen Lage verhalten? Isabella hatte sich hilfesuchend an Passanten gewandt. Zu Scarlett fehlt mir jegliche objektivierbare Einschätzung. Ein „Hineinfühlen“, wovon der Volksmund spricht, gibt es nicht. Vorstellen kann ich mir eine Hinwendung Scarletts zu einer Region, in der sie schon einmal war, zu der fragmentale Erinnerungen existieren könnten. Dies spräche für den Bereich Ibach, St. Blasien und vielleicht auch Schluchsee. Wie sie sich aber ohne fremde Hilfe und mit zur Neige gehendem Bargeld hätte weiter durchschlagen können, bleibt ein Rätsel. Erlitt Scarlett dort einen Unfall, fand sie zunächst ein Unterkommen oder geriet sie an einen vermeintlichen Helfer, der die Situation ausnutzte? Ohne weitere (neue) Anhaltspunkte zu haben, begänne hier der Sumpf wilder Phantasie, den es zu meiden gilt.



Zunächst ist es unerlässlich, die Geruchsspuren in der Ortsmitte von Todtmoos näher zu untersuchen:

• Woraus ergibt sich, dass die DRK-Mantrailer an Kreuzungspunkten stets der frischesten Spur und nicht dem historisch exakten Weg folgen?

• Gibt es überhaupt einen unmittelbaren Kreuzungspunkt der Spuren – oder nur einen weiträumigeren Kreuzungsbereich?

• Wo genau liegt der Kreuzungspunkt der Geruchsspuren?

• Wie eng ist dieser Bereich begrenzt?

• Entlang welcher genauen Wegstrecken verlief die Suche (z. B. Straßenseite, Straßenquerung)?




Und: Immer noch ungeklärt ist die Geruchsspur am Busbahnhof Wehr, die möglicherweise im Widerspruch steht zu der Geruchsspur in der Hohwehraschlucht.
papaya
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Re: VERMISSTENFALL SCARLETT S. (26), BAD LIPPSPRINGE / TODTMOOS, 2020

Ungelesener Beitrag von papaya »

Kantara hat geschrieben: Montag, 19. September 2022, 12:33:38 Ich hatte es doch in meinem vorigen Post ausführlich geschrieben. Der "medizinische Notfall" war der, dass der Mann Tabletten eingenommen hat, um sich zu suizidieren, dann bekam er es mit der Angst ob der Endgültigkeit seines Vorhabens und dann hat er den Notruf abgesetzt. Leider konnte man ihn nicht genau orten, hat ihn nicht rechtzeitig gefunden. Die örtliche Bergwacht hat das so bestätigt.
Ich hatte das auf dem Handy gelesen und Deinen Text in kursiv irgendwie als Teil des Zitats gesehen, sprich übersehen.
Tut mir leid und danke für die Wiederholung.
HP1
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Re: VERMISSTENFALL SCARLETT S. (26), BAD LIPPSPRINGE / TODTMOOS, 2020

Ungelesener Beitrag von HP1 »

Hat nichts mit dem Fall direkt zu tun, nur eine Ergänzung zum letzten ausführlichen Beitrag von @catch22 .

Spontane Amnesien entsprechen nicht unbedingt einfachem "Vergessen", wie man es vielleicht von einem schlechten Kurzzeitgedächtnis oder einer Demenzerkrankung kennt und sich vorstellt.
Vielmehr sind funktionale Routinen im Hirn betroffen, arbeiten eingeschränkt. Das kann z.B. das Kohärenzvermögen sein, Wahrnehmungen werden nicht mehr zu einem sinnhaften Ganzen zusammengesetzt, nicht mehr mit bisherigen Erkenntnisständen abgeglichen, sondern bleiben isoliert. Die können dann quasi anekdotisch (fehl-)interpretiert zu Handlungsentscheidungen führen, die von außen betrachtet unsinnig erscheinen. Oder das limbische System spielt verrückt, emotionale oder auch körperliche Reaktionen auf Eindrücke und Gedanken bleiben aus bzw. treten nur noch sporadisch auf - oder auch verstärkt. Bekanntes wird nicht "vergessen", sondern uU bedeutungslos, kommt einem schlicht nicht mehr in den Sinn in Situationen, wo es das eigentlich sollte.
Z.B. weiß die Person vielleicht bei der Frage "Wer ist Klaus?" nicht, dass ihr Vater gemeint sein könnte, antwortet aber auf die Frage "Wie heißt dein Vater?" spontan mit "Klaus".
Die Selbstwahrnehmung wird dabei erheblich gestört, wenn man überhaupt nicht mehr bzw. völlig anders funktioniert, als man es von sich kennt - das eigene Handeln hat für einen selbst keine bekannten und erwartbaren Muster mehr, ein tiefgreifender Verlust von Bezug zu sich selbst, zur eigenen Identität. Gleichzeitig funktionieren gerade die eingeschliffenen Routinen z.T. problemlos: Das Handy entsperren, die eigene Unterschrift, Orientierung in bekanntem Gebiet, Smalltalk.
Auch persönlichkeitsbezogene Handlungen können selbstverständlich und wiederholt ausgeführt werden, während sich die Person gleichzeitig verhält, als wäre ihr ihre Identität völlig verlustig gegangen. Ich habe im Thread zum Fall Yolanda Klug den Fall Hannah Upp kurz benannt, die aufgrund einer solchen Amnesie mehrfach, auch für längere Zeit, und letztlich dauerhaft verschwunden ist. Sie hatte z.B. während einer 20-tägigen Abwesenheit und Amnesie an einem öffentlichen Internet-Terminal ihre Mails gecheckt.
Man könnte jetzt meinen, die Person müsste die Veränderung doch bemerken und benennen können. Tatsächlich aber ist ja die veränderte Person selbst die Instanz, die das beurteilen müsste - schwer das kurz und verständlich darzustellen. Beobachtbar sind bei Betroffenen einerseits oft eine tiefgreifende Beunruhigung, manchmal Verwirrtheit, gleichzeitig ein bestmögliches Funktionieren und Unauffällig-Bleiben als Kompensation für die auftretenden Irritationen im Rahmen des gegebenen Mindsets. Auch ein "Tunnelblick" kommt vor, das völlige Fokussieren auf einzelne (von außen ggf. unmotiviert erscheinende) Zielsetzungen. Kurz, die Störung ist der eigenen Wahrnehmung idR nicht zugänglich und mental "lösbar", und das Hirn macht halt das Beste aus der Situation.

Zu sagen ist noch, dabei handelt es sich nicht um eine Erkältung mit erwartbaren, immer mehr oder weniger gleichen Symptomen, sondern um ein hochgradig individuelles Krankheitsbild. In diesem Sinne: Alles kann, nichts muss.
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U.s.1 883
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Re: VERMISSTENFALL SCARLETT S. (26), BAD LIPPSPRINGE / TODTMOOS, 2020

Ungelesener Beitrag von U.s.1 883 »

HP1 hat geschrieben: Montag, 19. September 2022, 14:31:11 Hat nichts mit dem Fall direkt zu tun, nur eine Ergänzung zum letzten ausführlichen Beitrag von @catch22 .

Spontane Amnesien entsprechen nicht unbedingt einfachem "Vergessen", wie man es vielleicht von einem schlechten Kurzzeitgedächtnis oder einer Demenzerkrankung kennt und sich vorstellt.
Vielmehr sind funktionale Routinen im Hirn betroffen, arbeiten eingeschränkt. Das kann z.B. das Kohärenzvermögen sein, Wahrnehmungen werden nicht mehr zu einem sinnhaften Ganzen zusammengesetzt, nicht mehr mit bisherigen Erkenntnisständen abgeglichen, sondern bleiben isoliert. Die können dann quasi anekdotisch (fehl-)interpretiert zu Handlungsentscheidungen führen, die von außen betrachtet unsinnig erscheinen. Oder das limbische System spielt verrückt, emotionale oder auch körperliche Reaktionen auf Eindrücke und Gedanken bleiben aus bzw. treten nur noch sporadisch auf - oder auch verstärkt. Bekanntes wird nicht "vergessen", sondern uU bedeutungslos, kommt einem schlicht nicht mehr in den Sinn in Situationen, wo es das eigentlich sollte.
Z.B. weiß die Person vielleicht bei der Frage "Wer ist Klaus?" nicht, dass ihr Vater gemeint sein könnte, antwortet aber auf die Frage "Wie heißt dein Vater?" spontan mit "Klaus".
Die Selbstwahrnehmung wird dabei erheblich gestört, wenn man überhaupt nicht mehr bzw. völlig anders funktioniert, als man es von sich kennt - das eigene Handeln hat für einen selbst keine bekannten und erwartbaren Muster mehr, ein tiefgreifender Verlust von Bezug zu sich selbst, zur eigenen Identität. Gleichzeitig funktionieren gerade die eingeschliffenen Routinen z.T. problemlos: Das Handy entsperren, die eigene Unterschrift, Orientierung in bekanntem Gebiet, Smalltalk.
Auch persönlichkeitsbezogene Handlungen können selbstverständlich und wiederholt ausgeführt werden, während sich die Person gleichzeitig verhält, als wäre ihr ihre Identität völlig verlustig gegangen. Ich habe im Thread zum Fall Yolanda Klug den Fall Hannah Upp kurz benannt, die aufgrund einer solchen Amnesie mehrfach, auch für längere Zeit, und letztlich dauerhaft verschwunden ist. Sie hatte z.B. während einer 20-tägigen Abwesenheit und Amnesie an einem öffentlichen Internet-Terminal ihre Mails gecheckt.
Man könnte jetzt meinen, die Person müsste die Veränderung doch bemerken und benennen können. Tatsächlich aber ist ja die veränderte Person selbst die Instanz, die das beurteilen müsste - schwer das kurz und verständlich darzustellen. Beobachtbar sind bei Betroffenen einerseits oft eine tiefgreifende Beunruhigung, manchmal Verwirrtheit, gleichzeitig ein bestmögliches Funktionieren und Unauffällig-Bleiben als Kompensation für die auftretenden Irritationen im Rahmen des gegebenen Mindsets. Auch ein "Tunnelblick" kommt vor, das völlige Fokussieren auf einzelne (von außen ggf. unmotiviert erscheinende) Zielsetzungen. Kurz, die Störung ist der eigenen Wahrnehmung idR nicht zugänglich und mental "lösbar", und das Hirn macht halt das Beste aus der Situation.

Zu sagen ist noch, dabei handelt es sich nicht um eine Erkältung mit erwartbaren, immer mehr oder weniger gleichen Symptomen, sondern um ein hochgradig individuelles Krankheitsbild. In diesem Sinne: Alles kann, nichts muss.
Danke für die verständliche Erklärung.
Die Illusion der Demokratie lebt von der Vertuschung staatlicher Rechtsbrüche, und leider verliert sich selbst die Standfestigkeit ursprünglich integerer Persönlichkeiten allzu oft in den Sümpfen der Politik.
Kantara
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Re: VERMISSTENFALL SCARLETT S. (26), BAD LIPPSPRINGE / TODTMOOS, 2020

Ungelesener Beitrag von Kantara »

Ich hätte da mal eine Frage. Sehe gerade, dass in der heutigen XY-ungelöst-Sendung der Fall eines vermißten jungen Mannes gezeigt wird.
Oliver Heise ist seit Anfang August d.J. auf GranCanaria vermißt. Es liegen bis dato kein Hinweise auf einen Unfall, Verbrechen oder Untertauchen vor. Also dieselbe Ausgangslage wie im Fall Scarlett S.

Der Vermißtenfall Oliver Heise wird nun 1 Monat nach dessen Verschwinden schon in XY gezeigt. Wieso hat man das im Fall Scarlett S. nie geschafft? Ihr Fall wurde ja auch nie in der regulären XY-Sendung gezeigt, sondern in dem Sonderformat "XY-vermißt" und das erst fast zwei Jahre nach ihrem Verschwinden.

Was machen die Ermittler im Fall Oliver Heise anders, als die EB Waldshut/Freiburg/Paderborn im Fall Scarlett S.?

Seit dem 4. August haben die Angehörigen eines vermissten 23-Jährigen aus Lemförde im Landkreis Diepholz nichts von ihm gehört. Am Mittwochabend beschäftigt sich die ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY... ungelöst" (20.15 Uhr) mit der Suche nach dem Backpacker Oliver Heise. Heise war Anfang August zu einer Rucksacktour über Teneriffa nach La Gomera aufgebrochen. Einen Tag später brach der Kontakt zu ihm ab. Seine Mutter meldete ihn wenige Tage später als vermisst.

"Die Suchmaßnahmen der spanischen Polizei liefen bisher erfolglos", sagt ein Sprecher der Polizei Schaumburg. "Derzeit liegen den Ermittlern keine Hinweise vor, dass Oliver Heise bewusst den Kontakt zu seinem gewohnten Lebensbereich abgebrochen hat. Ebenfalls gibt es keine Anhaltspunkte auf einen Unglücksfall oder eine Straftat", so der Sprecher weiter.


https://www.t-online.de/region/hannover ... sehen.html
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