AngRa hat geschrieben: ↑Dienstag, 09. August 2022, 05:27:25Es mag sein, dass der Sprecher der Staatsanwaltschaft öffentlich erklärt hat, keinen Zusammenhang mit dem Fall Mariya Nakovska zu sehen, aber Immerhin wurde im Mühlengraben nach Yolanda gesucht. Ich halte es auch nicht nur für ein Mediending, dass auf Parallelen zwischen den Fällen hingewiesen worden ist. Die Ermittlungsbehörden konnten nur damals wie heute kein Interesse daran haben, die Bevölkerung durch den Hinweis auf einen möglichen Serienmörder, der in den Saaleauen sein Unwesen treibt, in Unruhe und Panik zu versetzen.
Die Parallele zwischen dem Mord an Mariya Nakovska und dem Verschwinden von Yolanda Klug ist halt sehr vage.
Eigentlich geht es nur um die Übereinstimmung eines realen mit einem fiktiven Ort. Die Bulgarin wurde 2014 im Februar am Mühlgraben getötet und aufgefunden, sie wohnte unweit im Studentenwohnheim und war häufig auf der Saaleinsel joggen; am Abend des Mordes im Februar in der Dunkelheit. Ihre Leiche wurde schnell gefunden, zur Hälfte im Fluss.
https://story.mz.de/regional/der-fall-mariya/
Bei Yolanda weiß man nur, dass sie sich etwas lose für den Abend des Tags ihres Verschwindens in der Nähe des Mühlgrabens verabredet hatte, bzw. nicht einmal wirklich verabredet. Möglicherweise kannte sie die Örtlichkeit gar nicht, weil ja nur die Freundin da studierte in der anderen Stadt 30km weiter und nicht sie.
Die Rückseite der Kunsthochschule Giebichenstein liegt zwar Luftlinie durchaus nahe zum Mühlgraben genannten Seitenarm der Saale, dem Tat/Fundort im Fall MN. Allerdings wäre YK da nicht vorbeikommen, wenn sie vom HBF Halle zum Burg-Campus (der nebenbei nicht identisch mit der Burg selbst ist) gelaufen oder mit den Öffis gefahren wäre. Sie wäre dann von der Neuwerk-Seite in die Kunsthochschule-Campus und die Herbstsession-Veranstaltung.
Bei Yolanda fehlt halt letztlich alles, was im Fall MN existiert. Es gibt keine Leiche am oder beim Mühlgraben, es gibt keinerlei Hinweise auf einen Mord oder Angriff. Es gibt einen schwachen Hinweis, dass sie angeblich via Merseburg nach Halle gefahren sein. Das sind die nicht gerade zuverlässigen Mantrailerspuren.
Verhaltenspsychologisch ist es mM schon nicht allzu plausibel, dass Yolanda überhaupt nach Halle gegangen sein sollte.
Die Idee für den Filmabend kam von ihrer Freundin, die gerade dabei war, in Halle an der Burg ihr Designstudium zu beginnen.
Die wollte also mal ein bisschen in ihre neue Studienheimat reinschnuppern und damit's netter ist, jemand dabei haben.
Der Film war ein künstlerisches Thema, Verhüllungskünstler "Christo", für Yolanda vermutlich halbwegs interessant, aber kein absolutes Muss, für die Freundin als Kunststudentin oder gelegentliche Maler- und Zeichnerin schon eher relevant/ansprechend.
Yolanda wäre vermutlich mit, um einen netten Abend mit der Freundin und ggf anderen zu verbringen.
Man kann davon ausgehen, dass sich Yolanda und die Freundin LH (in XY "Emelie" genannt), sich nicht so lange kannten. LH war Anfang 2019 von einem 2-jähriges sozial-engagierten Auslandsaufenthalt in der Hauptstadt eines osteuropäischen Lands zurückgekehrt, das aktuell jeden Tag in den Nachrichten ist.
Yolanda war 2019 in Jordanien im Auslandssemester.
In XY heißt es, Yolanda und die Mitbewohnerin MB hätten
ab Mai 2019 in der WG zusammengelebt.
Man kann für mich davon ausgehen (nicht ganz sicher, aber ein "educated guess"), dass Yolanda im Mai in die Körnerstr-WG zurückkehrte aus Jordanien oder da frisch einzog. In der Zeit von April 2019 bis Sept 2019 war Yolanda außerdem noch in Wales, Südschwarzwald und den USA. Die Mitbewohnerin MB muss im Oktober '19 ausbildungsbedingt nach Hannover weggezogen, daher ist es unwahrscheinlich, dass sie diejenige war, deren Wohnphase in der Körnerstr im Mai begann.
Also gehen wir davon aus LH und YK kannten sich über die Zeal-Church, da sind beide drinnen und ab dem späteren Frühjahr 2019 haben sie öfters was zusammen unternommen. Über Facebook sind sie apropos zwar befreundet, aber keine Likes oder Kommentare eine bei der anderen, spricht auch für frische Freundschaft, auch wenn FB selbstredend, v.a. bei jüngeren Leuten, kein Abbild tatsächlicher Beziehungen ist.
Weil sie sich also nicht so gut kannten, würde ich davon ausgehen, dass Yolanda nicht annehmen konnte, dass LH auch ohne, dass sie sich zusammentelefonieren und ohne dass L Yolanda überhaupt erreichen konnte, sicher nach Halle zur Herbstsession kommen würde. Die Freundin konnte ja gar ihrerseits nicht annehmen, dass Yolanda selbst nach Halle fahren würde. Tatsächlich ist sie ja in Leipzig geblieben, als sie Yolanda nicht erreichte und die auf allen Kanälen "off" war. Sie machte sich vielmehr Sorgen, so sehr, dass sie um 22 Uhr in die WG ging und sie die Polizei alarmierten. Wenn sie ohne Yolanda, die sie nicht erreichte, nach Halle gefahren wäre, hätte sie als soziale Person ja außerdem ein schlechtes Gewissen, weil Yolanda könnte ja irgendwo ohnmächtig hilfsbedürftig rumliegen, während sie Christos Verhüllungskünste bewundert.
Yolanda wusste ja übrigens, dass sich ihr Umfeld Sorgen wegen der Ohnmachten machte, wenn sie nicht erreichbar war und alleine unterwegs. Es wäre extrem atypisch für ihre Wesenbeschreibung, wenn sie ohne die Freundin, die der einzige Grund war mitzugehen, nach Halle gefahren wäre, sich nicht gemeldet hätte, wissend, dass die WG und LH dann am Rad drehen dürften oder sogar das volle Suchprogrammstarten wie 5 Wochen vorher starten - was die ja tatsächlich auch taten.
Und wenn Yolanda dann irgendwie in Halle nachts auf einer Saale-Insel rumspaziert (statt das Kino alleine anzusehen) und dann von dem Serienmörder überfallen und getötet wird; der seinen modus operandi so "verbessert", dass er die Leiche komplett verschwinden lässt, sodass sie nicht mal Taucher mehr finden.
Dann wäre das kaum ein realer Plot, sondern einer für ziemlich schlechtes Kino, wenn man es mal salopp einsortiert.
Wenn Yolanda wie es heißt um ~15:45 in IKEA angekommen war, hätte sie um 16:45 fertig gekauft haben und zurückfahren können mit dem Bus. Dann wäre sie gegen 18 Uhr sicher in der WG gewesen - und hätte die Freundin gerade noch erreicht und es hätte ganz knapp für die Fahrt nach Halle und fürs Kino um 20 Uhr gereicht.
Außerdem, falls sie in IKEA gewesen sein sollte, hätte sie ihren Krempel ablegen können (Lampe und Gardinenstange wäre ja doch etwas lästig, um es zum Kinoabend 30 km weiter in Bussen&Bahnen mitzuschleifen).
Wenn sie um 14:15 aus dem Haus wäre und gemerkt hätte, dass das Handy alle ist, und weiß, dass sie es braucht, für die Verabredung hätte sie z. B. umdrehen können - oder sich eben beeilen, um schnell in der WG zurückzukehren und von da anrufen. Anyways.
Unter Strich heißt kann ich persönlich das nur so deuten, dass es extrem unwahrscheinlich ist, dass Yolanda überhaupt in Halle&Ikea war.
Wenn man das Ausschalten des Handys um 14:15 betrachtet, das Fehlen für mich aller belastbaren Spuren ab 14:15 (Busfahrer und Hunde sind für mich letztlich Trugschlüsse), die Vorgeschichte mit dem ersten Verschwinden im August 2019, auf Tag und Stunde genau 5 Wochen vorher, den ganzen Background mit der Familie und der Belastung, die eine Abtrünnige in der Scientology-Welt darstellen kann als sogenannte SP oder PTS, wie es in deren Codes heißt, ist es für mich weiterhin am naheliegendsten, dass ihr Verschwinden mit diesen Umständen und den Handlungs-Zwängen, die das auslösen kann, zu tun hat.
Wobei es Reaktionen in unterschiedliche Richtungen von unterschiedlichen Handelnde auslösen kann.
Alles, was man sich ausmalen kann, dass Yolanda seitens der SO drohte, kann sie sich auch selbst ausgemalt haben und ihr Verschwinden könnte ebenso gut eine vorauseilende Abwehrmaßnahme gegen drohende Maßnahmen seitens der SO sein.
Und auch dabei gäbe es unterschiedliche Varianten.