Mutter spurlos verschwunden Wie bei Rebecca ist es ein Mord ohne Leiche
Jetzt Prozess gegen den Ehemann
Zossen (Brandenburg) – Seit dem 27. März wird Claudia K. (48) aus Zossen (Teltow-Fläming) vermisst. Auch in diesem Fall fand die Polizei noch keine Leiche. Aber ihr Ehemann wird sich jetzt trotzdem wegen Mordes vor Gericht verantworten müssen!
Es ist Rolls-Royce-Ingenieur René K. (50). Er soll seine von ihm getrennt lebende Frau, die bei der Bundesbank in Berlin arbeitete, umgebracht haben.
Der Maschinenbauer sitzt seit dem 30. März in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft Potsdam ist schon lange sicher: René K. ist dringend tatverdächtig. Wie sehr muss ihre gemeinsame Tochter (12) leiden? Vor zwei Wochen – am 21. Oktober – hatte sie Geburtstag. Ein Geburtstag ohne ihre Eltern. Die Sechstklässlerin, die in Groß Machnow zur Schule geht, lebt nun bei einer Pflegefamilie.
Von einem Tag zum anderen brach ihre Welt zusammen. Ihre Mutter seit sieben Monaten wie vom Erdboden verschluckt. Ihr Vater deshalb in der Justizvollzugsanstalt Neuruppin-Wulkow, ihm droht lebenslange Haft. Wie soll ein Kind diesen Verlust verstehen, verkraften?
Bis heute bestreitet er die Vorwürfe
Bis heute bestreitet ihr Vater, etwas mit dem Verschwinden seiner Frau zu tun zu haben. Bis heute lässt der in Gera (Thüringen) geborene Ingenieur seine Tochter und auch seine Eltern glauben, er sei seit sieben Monaten zu Unrecht inhaftiert.
Landgerichtssprecher Sascha Beck dagegen sagt: „Polizei und Staatsanwaltschaft gehen davon aus, dass der Angeklagte seine Frau heimtückisch getötet hat.“
Claudia K. soll von ihrem Mann in eine Falle gelockt worden sein. Sie habe nicht ahnen können, dass er sie attackieren würde. Und: Er müsse das geplant haben. Mögliches Motiv: Sie wollte die Scheidung, die Vermögenswerte sollten aufgeteilt, das gemeinsam gekaufte Haus geschätzt werden.
Was genau passiert ist, wird wohl erst im Prozess zur Sprache kommen. Fakt ist: Am 27. März hatte Claudia K. ihre Tochter morgens noch mit dem Auto zur Grundschule gebracht. Dann verliert sich ihre Spur.
Wo war da ihr Mann, von dem sie seit Dezember 2017 getrennt lebte? Ein Alibi für die Zeit am Vormittag hat er nicht. Erst am Nachmittag taucht er im Rolls-Royce-Werk Dahlewitz auf. Claudia K. muss in ihre Wohnung zurückgefahren sein und sie dann nur kurz verlassen haben. Denn Geld, Papiere, Handy und Autoschlüssel ließ sie liegen.
Hat sie René K. vor dem Haus getroffen? Um etwas zu besprechen? Am Nachmittag sollten beide zu einem Eltern-Lehrer-Gespräch in die Schule kommen. Doch Claudia K. kam nicht. Dafür ihr Mann.
Merkwürdig: Sogenannte Man-Trailer-Hunde suchten rund um das Haus von Claudia K. in Zossens Innenstadt nach ihr. „Die hatten auch Witterung. Doch die Spur riss plötzlich ab“, sagt ein Ermittler. Der Suchhund drehte sich immer wieder auf der Stelle.
Ist sie in den weißen Golf ihres Mannes gestiegen? Die Ermittler glauben, dass es so war. In der Nacht danach, am frühen Morgen des 28. März, sieht ein Nachbar, wie René K. wegfährt. Seine Tochter lässt er allein zurück.
Als er in das Haus, das beide bis zur Trennung gemeinsam bewohnten, zurückkehrt, trägt er zwei Blechgießkannen aus dem Auto. Von der Polizei mit den Aussagen der Nachbarn konfrontiert, leugnet er zunächst. Dann behauptet er später, er habe seine Frau suchen wollen.
Die Polizisten wundern sich: Denn als sie ihn zuvor nach einem Foto seiner Frau für die Vermissten-Fahndung fragten, wollte er den Beamten dafür keins zur Verfügung stellen.
„So verhält sich keiner, der die Mutter der gemeinsamen Tochter finden will“, sagt ein Ermittler. Die Beamten kopierten das Personalausweis-Foto von Claudia K. und fahndeten damit öffentlich. Vergeblich.
Anfang Oktober gab es eine Haftprüfung. Abgelehnt! René K. muss weiter in U-Haft bleiben, bestätigte auch das Oberlandesgericht (OLG) Brandenburg. Wegen der hohen Haftstrafe im Fall seiner Verurteilung sei die Fluchtgefahr zu groß.
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