Der Nebel lichtet sich...
Leichenfund im Niddapark : Streit um Geld offenbar Motiv für Mord an Irina A.
Von Katharina Iskandar , Sebastian Eder
-Aktualisiert am 13.05.2018-18:18
Der mutmaßliche Mörder Jan M. und sein Opfer Irina A. stritten sich schon länger wegen Geld. Nun wird offenbar klar, worum es dabei genau gegangen ist
Nach dem Fund einer Frauenleiche im Frankfurter Niddapark gibt es neue Informationen über das mögliche Motiv des Verdächtigen. Nach Informationen dieser Zeitung hatte es zwischen dem Frankfurter Gastronomen Jan M. und Irina A. schon seit längerer Zeit Auseinandersetzungen um Geld gegeben. Der Gastronom soll der jungen Frau eine größere Summe geschuldet haben, die sie zurückforderte.
Die Polizei hat M. unter dringendem Tatverdacht festgenommen. Der Fünfzigjährige wird beschuldigt, die 29 Jahre alte Irina A. getötet zu haben, die am Mittwochmorgen von einem Spaziergänger blutüberströmt auf einer Wiese gefunden worden war.
Während M. inzwischen in Untersuchungshaft sitzt, werden nach und nach die Hintergründe der Tat klar. Wie in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung berichtet, hat die Staatsanwaltschaft mitgeteilt, dass es bei dem tödlichen Streit zwischen A. und dem mutmaßlichen Täter um Schmuck gegangen sei, den M. seinem Opfer gestohlen haben soll. Die Behörde sieht deshalb das Mordmerkmal der Habgier als erfüllt an. Tatsächlich ist dieser Aspekt aber nur ein Teil des möglichen Tatmotivs.
Streit um Erlöse aus „First In“-Bar
Am späten Dienstagabend hatten sich die beiden offenbar im Niddapark verabredet, um sich auszusprechen. Dabei kam es dann aber zur Eskalation: An einer Parkbank wurde A. von M. getötet und dann ins hohe Gras der Wiese geschleift, wo sie am nächsten Morgen gefunden wurde. Die Tatwaffe, bei der es sich laut Polizei um ein Messer oder eine ähnliche Stichwaffe handelt, hatte M. wohl von Anfang an bei sich.
In dem Streit war es offenbar vor allem um Erlöse aus dem „First In“ gegangen, einer Bar in der Frankfurter Innenstadt, die von M. betrieben wurde, aber schon länger nicht mehr gut lief. A. soll vor etwa zwei Jahren auf Bitten von M. als stille Teilhaberin eingestiegen sein, dem Vernehmen nach mit einem Anteil von 50Prozent. Das berichtet eine gute Freundin der jungen Frau. Aus Immobiliengeschäften habe sie zwar über ausreichend Kapital verfügt. Das Geld für die Teilhaberschaft habe aber ihr Vater aufgebracht. Es soll direkt von dessen Geschäftskonto an M. überwiesen worden sein.
Weil die Bar auch danach nicht besser lief, soll M. Anfang 2017 auf die Idee gekommen sein, das Lokal mit Hilfe der als „Sex-Mob-Lüge“ bekannt gewordenen Geschichte von angeblichen Übergriffen arabischer Männer in der Silvesternacht bekannt zu machen. Auch das berichtet die Freundin von Irina A. im Gespräch mit dieser Zeitung.
M. verkaufte das „First In“ Ende 2017
A. und M. hatten damals behauptet, eine größere Gruppe von Nordafrikaner sei durch die Frankfurter Innenstadt gezogen und habe im „First In“ Gäste belästigt; dabei sei es auch zu sexuellen Übergriffen auf Frauen gekommen. A. gab an, sie sei eines dieser Opfer gewesen. Über einen Mittelsmann hatte M. Kontakt zur „Bild“-Zeitung gesucht, die mit der Lügengeschichte bundesweit Schlagzeilen machte. Als sich später herausstellte, dass die Geschichte erfunden war, wurden A. und M. im November 2017 gemeinsam wegen Vortäuschens einer Straftat angeklagt. Der Prozess sollte am 8. Juni beginnen.
Diese Entwicklung soll dem Vernehmen nach dazu beigetragen haben, dass sich das gute Verhältnis von A. und M. zusehends verschlechterte. Als M. schließlich Ende 2017 das „First In“ verkaufte und A. ihren Anteil zurückforderte, soll es zum offenen Streit zwischen den beiden gekommen sein.
Die Polizei hielt sich gestern mit Informationen zu den Ermittlungen zurück. Eine Sprecherin sagte, es stünden noch etliche Befragungen und die Auswertungen von Informationen an, um zu einem abschließenden Bild zu kommen. Die Ermittlungen zu dem Mord und dem Geflecht aus geschäftlichen Beziehungen, persönlichen Verwicklungen und damit auch zu der Affäre um den angeblichen „Sex-Mob“ würden wohl noch mehrere Wochen in Anspruch nehmen.
Quelle: F.A.Z.
http://www.faz.net/aktuell/rhein-main/f ... 88258.html