heidetulpe hat geschrieben:
Letzter Punkt: Ich halte es für falsch, Inkas Verschwinden jetzt mit dem Erlebnis von Sexualität in Verbindung zu bringen. Warum um Himmelswillen soll eine erwachsene Frau in eine existenzielle Krise geraten, weil sie Sexualität mit einem geliebten Menschen erleben darf??? Da müsste sie dann schon mit sehr ungewöhnlichen Sexualpraktiken konfrontiert worden sein, die ihr unangenehm waren.
Eher kann ich mir vorstellen, dass das alltägliche Zusammenleben mit ihrem Partner sich als anders entpuppte, als sie es sich vorgestellt hatte und dass ihr das Schwierigkeiten bereitete. Aber eigentlich kann ich mir auch das nach nur 6 Wochen nicht vorstellen.
Da, finde ich, machst Du es Dir zu einfach!
"...weil sie Sexualität mit einem geliebten Menschen erleben darf..." Das ist m.E ein Klischee!
Es wird berichtet, dass sich die beiden im Studium kennenlernten - und dass die Beziehung immer wieder schwankte.
Es war also keine Beziehung, wie es sie gibt, wo 2 Seelen = 1 Gedanke... sind. Es gab Widersprüche, Unstimmigkeiten, v.a. unausgesprochene Erwartungen.
Ganz offenbar bereits in der Grundeinstellung. Es ist doch nicht nichts, religiös erzogen worden zu sein und dann selbstbestimmt sich unter religiöse Gebote zu stellen!
Was heisst es?
Normalerweise beginnt mit der Pubertät( ab ca 12J) die Geschlechtsidentität zu reifen. Man interessiert sich vermehrt für das andere Geschlecht und spiegelt sich gerne darin: Wie komme ich an? Wie wirke ich? Wie bin ich?...irgendwann probiert man Nähe mehr oder weniger aus.
Und Jeder macht da seine eigenen Erfahrungen und zieht seine Lehren daraus. Man weiss mehr und mehr, was harmoniert, was man braucht, was man nicht mag...
Jeder weiss: Nichterfüllung eines Wunsches - Verzicht - überhöht ihn.
Wer dann seinen Wunschkandidaten gefunden hat - mit mehr oder weniger Schattenseiten - der weiss, worauf er sich einlässt. Der wird es besser durchtragen können. Der hat weniger Illusionen und kennt menschlich-allzu menschliche Aspekte, weiss es zu nehmen.
Eine frühe Erziehung, die, per Vorbild und per Dogma, diese Prozesse dämmt, unter dem Vorwand der `Reinheit`, `Unberührtheit`, `der grossen und einzigen Liebe`...der wird erst mal genötigt, gegen die zarten Gefühle und Wünsche anzukämpfen, die sich natürlicherweise im Umgang mit dem anderen Geschlecht ergeben. Dieses `eigentlich möchte ich - aber ich darf nicht`...ist ja etwas von aussen Aufgesetztes.
und natürlich spreche ich hier nicht für das totale Ausleben allen sex Triebes während der Geschlechtsreife!
Der Entscheidungsprozess aber muss von innen kommen, aus dem `ìch will das - oder ich will das nicht`. Für viele Katholiken u.a. kommt die Distanzierung zu solchen rel. Dogmen am Ende der Pubertät. (freie Beziehung/ Pille/...)
Bis Inka 20 war, waren da womöglich also schon einige innere Überwindungen, Abstand zu halten - und irgendwann überträgt man die persönliche Entscheidung auf das Gebot der Religion. Wer macht das? Warum?
Inka kannte ihren Mann 4 Jahre. Wie viele Situationen gab es, denen sie ihm unter dem religiösen Vorwand ausgewichen ist? Warum?
Das liegt zutiefst in ihrer Persönlichkeit. Nicht jeder Religiöse hält sich an so ein Gebot, wenn es ihn `übermannt`oder `überweibt`...;-/ (s. kath. Priester!) Wer sich mit der Lebensweise der Amish People bzw. den Hutterern beschäftigt hat, weiss, wie sehr man sich abgrenzen muss, um diese religiösen Glaubensvorschriften einzuhalten! Und schaut, wie es den von den Eltern verheirateten Muslimas geht...die sich auch äusseren Zwängen selbstverständlich beugen...
Er war für sie einguter Freund. Sein Hochzeitsantrag hat sie überwältigt und sie sagt in diesem Moment ja. Er war charmant, zeigte Geduld und Verständnis...überbrückte auf feine Art, was sie nicht überbrücken konnte... Nun hat sie ein Versprechen gegeben und bereitet sich mental auf die Hochzeit vor, aber offenbar weniger auf das Zusammenleben mit ihm, als mit dem Gedanken an Kinder.
Warum wollte sie nicht erst mal eine Weile so zusammenverbringen? Zumal die Ausbildungssituation der Beiden das nahelegte?
Immerhin muss die Situation sie vor völlig neue Betrachtungsweisen gestellt haben, man muss doch erst mal verarbeiten, was das für einen selbst bedeutet, was es mit einem macht?
Bei manchen Paaren klappt es im Sexuellen, in Alltagsfragen kracht es schnell, bei anderen funktioniert das Teilen gut, aber der Sex wird langweilig, bei Wenigen passt alles zuerst perfekt zusammen, und zerbricht unter den Barriéren des Lebens...
Für mich klingt diese überhöhte Aussage an die Freundin - so sie denn so geschah und so sie der Wahrheit entsprach und nicht nur die Aufmerksamkeit ihrer Familie, Freunde etc von ihrer inneren Zerrissenheit abenken sollte - als Überspringen einer Realität, gleich in die nächste hinein, sich nicht auseinandersetzen müssen mit sich selbst...sondern den wiederum äusseren Erwartungen der Sozietät um sie herum zu genügen...als würde sie sagen:
" Guckt, wie brav ich bin...ich bleibe enthaltsam, dann heirate ich und gleich bekomme ein Kind..."
Für mich stimmt das nicht.