MORDFALL TRISTAN BRÜBACH (13 †), FRANKFURT/MAIN, 1998

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Fälle: Anja Aichele, Ayleen Ambs, Vierfachmord von Annecy 2012, Bärbel B. (Bremerhaven) u. Ingrid R. (Bremen), Annika Brill, Tristan Brübach, Christoph Bulwin, Anne D. (Lorch), Suzanne Eaton, Michaela Eisch, Victor Elling, Sonja Engelbrecht, Trude Espas, Regina Fischer, Abby G. & Libby W. (USA-Indiana), Maren Graalfs, Mara-Sophie H. (Kirchdorf), Marion & Tim Hesse, Jutta Hoffmann, Peggy Knobloch, Cindy Koch, Martina Gabriele Lange, Lola (FR-Paris), Karl M. (Berlin), Khadidja M. (Ingolstadt), Stefan M. (Salzgitter), Jelena Marjanović, Margot Metzger, Karin N. (Borchen), Gabby Petito, Heike Rimbach, Elmar Rösch, Gustav Adolf Ruff, Carina S. (Iserlohn), Hannah S. (Hamm), Lena S. (Wunsiedel), Gabriele Schmidt, Mord in Sehnde-Höver, Yasmin Stieler, Simone Strobel, Elisabeth Theisen, Karsten & Sabine U. (Wennigsen), Nicky Verstappen, Hanna W. (Aschau)
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Agatha Christie
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Re: MORDFALL TRISTAN BRÜBACH (13 †), FRANKFURT/MAIN, 1998

Ungelesener Beitrag von Agatha Christie »

DB Cooper hat geschrieben:Der Fall Bartsch ist mir wohl bekannt. Warum gibt es keine weiter Tat? Das wäre doch eigentlich wahrscheinlich?
@DB Cooper
Ich nehme an, du meinst, weshalb es keine weitere Taten von Tristans Mörder gibt? Das habe ich mich auch schon oft gefragt. Wahrscheinlich wird es welche geben, die ihm entweder bisher nicht zugerechnet werden konnten oder weil die Leichen des/der Opfer bisher nicht gefunden wurden. Die weiteren Taten könnte er zudem auch noch im benachbarten Ausland verübt haben. Dadurch würde es extrem schwer eine Verbindung zu Tristans Ermordung herzustellen.

Weitere Fragen, die ich mir immer wieder stelle:

1. Wo hat der Täter Anfang 1998 gewohnt? In dem Phantombild erkenne ich einen hageren Mann mit ungepflegtem Äußeren, deshalb halte ich es für möglich, dass er evtl. ein Obdachloser mit Drogenproblemen gewesen sein könnte.

2. Weshalb enthielt Tristans Rucksack, als er ein Jahr später gefunden wurde, eine Straßenkarte von Deutschland in tschechischer Sprache? Und wie kam dieser Rucksack an den späteren Fundort?

3. Handelte es sich bei dem Phantombild-Mann um einen Deutschen? Hat ihn irgendwann einmal jemand sprechen hören?
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Re: MORDFALL TRISTAN BRÜBACH (13 †), FRANKFURT/MAIN, 1998

Ungelesener Beitrag von AngRa »

@ DB Cooper

Die Polizei geht davon aus, dass der Mord an Tristan einer der brutalsten Kindermorde in Deutschland war und dass kein anderer Fall bekannt sei, wo die Leiche ein ähnliches Verletzungsmuster aufwies. Der Mord wird somit als einzigartig eingestuft.

Es ist gut möglich, dass der hessischen Polizei kein anderer Fall bekannt ist, wo die Leiche ein derartiges Verletzungsmuster aufwies. Ich meine aber, dass man daraus nicht so einfach schlussfolgern kann, dass es in Deutschland und in Europa keine weiteren Kindermorde gab oder gibt mit derart gravierenden Verletzungen des Opfers, denn es gibt schließlich kein europäisches Register in denen Verletzungen der Opfer aufgelistet sind, die man abgleichen kann.

Der Mord an Tristan ist , was die Öffentlichkeitsarbeit der Polizei anbelangt, aus meiner Sicht etwas Besonderes, denn in keinem mir bekannten Fall wurden die Verletzungsmuster öffentlich so genau beschrieben, obwohl es keine Gerichtsverhandlung gegen einen Täter gab, wo der Obduktionsbericht Gegenstand der Beweisaufnahme gewesen wäre und somit öffentlich gemacht worden wäre.

Die Veröffentlichung der Verletzungsmuster durch die Polizei hatte sicher auch den Grund um andere Polizeidienststellen und evtl. Rechtsmediziner auf Verletzungen dieser Art aufmerksam zu machen und sich zu melden, falls ihnen Derartiges bekannt war. Das ist aber nicht mehr als ein Versuch, denn nicht jeder Rechtsmediziner in Europa hat von Tristans Verletzungen gelesen.

Ich gehe davon aus, Tristans Mörder nicht immer in Deutschland gelebt hat und auch seit der Tat nicht mehr in Deutschland lebt. Es könnte sein, dass er aus Osteuropa stammt und dass es dort ähnlich grausame Kindermorde gegeben hat. Vielleicht hat er auch an unterschiedlichen Orten in Europa gelebt. Ich gehe davon aus, dass es sich bei dem Täter nicht um jemanden handelt, der nur einmal getötet hat. Nur bislang werden wahrscheinlich unaufgeklärte Kindermorde oder Vermisstenfälle in Europa nicht in Zusammenhang mit dem Mord an Tristan gesehen. Von daher gesehen ist es gut möglich, dass er nach dem Mord an Tristan weitere Jungen ermordet hat.
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Re: MORDFALL TRISTAN BRÜBACH (13 †), FRANKFURT/MAIN, 1998

Ungelesener Beitrag von DB Cooper »

Glaubt man den Polizeiberichten, die den Mord als "weltweit einzigartig" bezeichnen, dann gibt es auch einen weltweiten Abgleich. Wie an das macht weiß ich nicht, aber es muss eine Möglichkeit geben. Einen Osteuropäischen Täter halte ich auch für möglich. Es gab zu der Zeit wohl zahlreiche Fremdarbeiter, die die Bahnschnellstrecke dort bauten. Das war in dem Bereich des Fundortes von dem Rucksack. Aber auch die Spur wurde verfolgt. Wobei über die Grenzen weg auch schnell was übersehen worden sein kann.

Ich glaube auch, dass die Öffnung des Grabes von Tristan nicht direkt mit der Tat, bzw. dem Täter zu tun hat.
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Re: MORDFALL TRISTAN BRÜBACH (13 †), FRANKFURT/MAIN, 1998

Ungelesener Beitrag von AngRa »

Einen Bezug des Täters nach Osteuropa kann es gegeben haben. In der Nähe des Tatorts, an der Nordseite des Höchster Bahnhofs, hat eine Außenstelle des Zolls ihren Sitz, die Anlaufstelle für osteuropäische Fernfahrer ist. Ein Ansatz der Polizei war damals nach der Tat, dass einer von ihnen Tristans Mörder nach Höchst gebracht hat. Außerdem sollen Zigaretten bei Tristan eine Rolle gespielt haben. Angeblich hatte Tristan Zigaretten in einem Gebüsch am Liederbachtunnel gebunkert, weil er öfters von älteren Jugendlichen wegen der Zigaretten drangsaliert worden war. Sie sollen ihm abgenommen worden sein. Vielleicht handelte es sich um Zigaretten aus Osteuropa, die jemand geschmuggelt und ihm gegeben hat.
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Re: MORDFALL TRISTAN BRÜBACH (13 †), FRANKFURT/MAIN, 1998

Ungelesener Beitrag von DB Cooper »

Ich glaube wegen Zigaretten bringt man niemanden um. Und schon gar nicht auf so eine Weise.
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Re: MORDFALL TRISTAN BRÜBACH (13 †), FRANKFURT/MAIN, 1998

Ungelesener Beitrag von AngRa »

Ganz sicher schlachtet niemand einen 13 Jährigen wegen ein paar Zigaretten ab. Das wollte ich mit meinem Beitrag auch nicht ausdrücken. Mir ging es darum darauf hinzuweisen, dass ein Bezug nach Osteuropa im Raum steht. Vielleicht hat der Täter Tristan mit Zigaretten aus Osteuropa versorgt. Das ist für mich die einzig denkbare Möglichkeit. Ich gehe nämlich aus, dass Tristan seinen Mörder kannte und dass er kein Zufallsopfer war.
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DB Cooper
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Re: MORDFALL TRISTAN BRÜBACH (13 †), FRANKFURT/MAIN, 1998

Ungelesener Beitrag von DB Cooper »

Das Tristan seinen Mörder kannte halte ich auch für möglich. Aber das Verletzungsbild deutet nicht auf einen normalen Streit hin.
AngRa
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Re: MORDFALL TRISTAN BRÜBACH (13 †), FRANKFURT/MAIN, 1998

Ungelesener Beitrag von AngRa »

Ich glaube, dass Tristan seinen Mörder kannte und ich glaube auch, dass er an seinem letzten Lebenstag mit ihm verabredet war.

Auffällig ist, dass er an diesem Tag eigentlich nicht zur Schule wollte, denn er rief seinen Vater gegen 8.00 Uhr morgens an, um ihm mitzuteilen, dass er wegen Rückenschmerzen statt zur Schule zum Arzt gehen wollte. Er ließ sich vom Vater zwar zum Schulbesuch überreden, aber dann blieb er nicht bis Schulschluss sondern ließ sich nach dem Mittagessen gegen 13.15 Uhr von der Lehrerin beurlauben, so dass er gegen 13.30 Uhr vor allen Klassenkameraden die Schule verließ. Als Grund für das frühere Verlassen der Schule gab er ihr gegenüber einen Arztbesuch an wegen Rückenschmerzen, die angeblich von einem Sturz vom Baum her resultierten. In Wirklichkeit war er nicht vom Baum gefallen sondern er hatte sich gegenseitig mit einem Freund mit Steinen beworfen, die ihn angeblich am Rücken getroffen hatten. Die Rückenschmerzen kommen mir vorgeschoben und wie eine Ausrede vor, denn er hat schon über die Ursache die Unwahrheit gesagt.

Ich habe den Verdacht, dass Tristan nicht zur Schule wollte bzw. wenigstens vor den Klassenkameraden die Schule verlassen wollte, weil er es vermeiden wollte, dass Mitschüler nach dem gemeinsamen Schulschluss mit ihm zusammen im Bus zum Bahnhof fahren und er sie dann nicht los wird, weil sie noch zusammen mit ihm warten und ihn aufhalten, so dass er sich dann nicht ungestört mit seiner Verabredung treffen kann. Vielleicht hatte der Mann mit dem er verabredet war, ihm auch eingebläut, dass er ja nur alleine kommen sollte, weil er nur an ihm interessiert sei und keine neugierigen Gaffer dabei haben wollte. Ideal wäre es gewesen, wenn Tristan sich hätte während der Schulzeit mit dem Mann hätte am Höchster Bahnhof treffen können, weil dann die anderen Schüler, die Tristan kannten, hätten nicht stören können.

Anscheinend hat Tristan dann dort auf einer Bank im Höchster Bahnhof über eine Stunde auf die Verabredung gewartet. Dann sind sie wohl zusammen zum Liederbachtunnel gegangen und der Mann ist über Tristan hergefallen.
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DB Cooper
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Re: MORDFALL TRISTAN BRÜBACH (13 †), FRANKFURT/MAIN, 1998

Ungelesener Beitrag von DB Cooper »

Hi AngRa, das ist natürlich möglich. Hilft aber nicht unbedingt weiter. Wir haben das ja schon einmal angesprochen. Weder Zigaretten noch sexuelle Handlungen hätte an der Stelle zu so einer Tat geführt. Dazu bestand überhaupt kein Grund. Ein sexuelles oder sadistisches Motiv hätte der Täter genossen, und zwar an einem einsamen Ort. Er hätte dafür gesorgt, nicht gestört zu werden.
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Re: MORDFALL TRISTAN BRÜBACH (13 †), FRANKFURT/MAIN, 1998

Ungelesener Beitrag von Eulenspiegel »

Es kann ja auch sein, das sich Tristan nach kräften gewehrt hat und den Täter dabei gebissen oder einen Tritt in den Unterleib verpasst hat. Vielleicht ist die Tat deshalb so schrecklich ausgeartet. Auf mich wirkt der brutale Mord wie eine Art Bestrafung (womöglich unvollendet, da sich der Täter gestört fühlte).
AngRa
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Re: MORDFALL TRISTAN BRÜBACH (13 †), FRANKFURT/MAIN, 1998

Ungelesener Beitrag von AngRa »

Hi DB Cooper und Eulenspiegel

Ich habe mich in den letzten Tagen nochmals intensiv mit diesem brutalen Mord beschäftigt, der in Frankfurt wohl einzigartig war, denn die Polizei ist 21.000 Spuren nachgegangen und hat mit den Ermittlungsergebnissen 300 Aktenordner gefüllt.

Ein wichtiges Ereignis in der Ermittlungshistorie scheint mir der Wechsel in der Zuständigkeit des Leiters der Mordkommission zu sein. Zunächst war zuständig Rudolf Thomas, der 2005 in Ruhestand ging und somit 8 Jahre lang die Federführung hatte. Ab 2005 ist dann Uwe Fey zuständig. Meiner Auffassung nach hat Thomas die Theorie favorisiert, dass ein ausländischer Straftäter, der nicht dauerhaft in Frankfurt gelebt hat, Tristans Mörder war. Begründet wurde das mit der sehr brutalen Vorgehensweise des Mörders. Das ist ein schwaches Argument, denn brutale Mörder können auch in Hessen geboren sein und ihren Wohnsitz hier haben. Es hat aber wohl anfangs auch entsprechende Profiler-Aussagen gegeben.



Uwe Fey hat sich dann ab 2005 akribisch in die Akten eingearbeitet und ihm ist wohl aufgefallen, dass in diversen Aussagen der Zopfmann eine Rolle spielt. Die Nachhilfelehrerin von Tristan Maria H. hat erwähnt, dass sie Tristan vor der Tat in Begleitung eines Zopfmannes gesehen hat und das Tristan in seiner Begleitung recht stolz gewirkt habe. Der Vater eines Jungen hatte sich ca. eine Woche nach der Tat gemeldet und bei der Polizei ausgesagt, ein Mann mit einem Zopf habe versucht seinen Jungen in den Liederbach-Tunnel zu locken, Kinder aus dem Vincent Kinderheim in Hofheim haben ähnliches berichtet. Ein 14 jähriges Mädchen hat berichtet, sie habe zur Tatzeit einen Mann mit einem Zopf in der Nähe des Liederbachtunnels gesehen, wie er sich durch Gebüsch geschlichen habe. Die Mitarbeiterinnen einer Anwaltskanzlei haben berichtet, dass ein Zopfmann bei ihnen vorgesprochen und um Hilfe nachgesucht habe, weil er etwas Dummes angestellt habe. Die Mitarbeiterinnen einer Kanzlei für Wirtschaftsrecht verwiesen den Mann an die Kanzlei eines Strafverteidigers. Dort ist der Zopfmann aber nicht erschienen. Die Mitarbeiterinnen konnten noch berichten, dass dieser Mann akzentfrei Deutsch sprach.


Ich kann aufgrund dieser Aussagen nicht so recht nachvollziehen, warum der damals zuständige Polizist Thomas nicht schon ein Phantombild des Zopfmannes hat anfertigen lassen und öffentlich nach ihm hat fahnden lassen. Entweder er hat den Aussagen keinerlei Bedeutung beigemessen oder der Phantommann konnte identifiziert werden und ein Alibi vorweisen. Dagegen spräche aber, dass der Polizist Fey dann 2008 für die Verbreitung des Phantombildes sorgte. Das war leider viel zu spät, denn der Mann kann sein Aussehen komplett verändert haben und als braver Familienvater, dem niemand eine solche Tat zutrauen würde, unter uns leben.

Ab 4.11. 2009 gab es seitens des BKA eine Beschreibung des TV:

https://www.bka.de/DE/IhreSicherheit/Fa ... l?nn=26874

Allerdings soll es gerüchteweise eine Person aus Tristans Umfeld geben, die dem Zopfmann im Aussehen sehr ähnlich ist, die aber ein Alibi haben soll. Vielleicht hat Fey das Phantombild 10 Jahre nach der Tat veröffentlicht, weil er sich Hinweise aus der Bevölkerung erhofft, die gerade diese Person belasten. Auffällig ist, dass er immer, beispielsweise auch in der Folge "Hallo Deutschland" vom 3.9.2014 intensiv auf die Sichtungen des Zopfmannes hingewiesen hat. Besonders bei dem Umstand, dass Kinder zuvor von einem Zopfmann in den Tunnel gelockt werden sollten, müssen doch die Glocken klingeln. Speziell diesen Umstand hat Fey auch wieder erwähnt.

Ich habe früher der Theorie zugeneigt, dass es sich beim Zopfmann um einen Ausländer handelt, der nach der Tat wieder in die Heimat zurückgekehrt ist. Davon bin ich aber so ziemlich abgekommen. Ich halte es für möglich, dass Tristans Mörder im Raum Frankfurt/ Hofheim, Niedernhausen gewohnt hat. Die Polizei sieht das wohl inzwischen ähnlich und zwar nach einer neuen Fallanalyse aus dem Jahr 2012.

https://www.bka.de/DE/IhreSicherheit/Fa ... l?nn=26874

Der Täter muss auch zur Flucht ein Auto bei sich gehabt haben, dass er hinter dem Tunnel geparkt hat, denn verschmiert und dreckig vom Schlamm und Blut konnte er in Höchst nicht herum laufen. Ein Saisonarbeiter oder ein obdachloser Junkie oder so hätte wohl nicht über ein eigenes Fahrzeug verfügt, das er hätte mit Blut und Schlamm verschmutzen können. .


Beim Motiv der Tat sehe ich eindeutig sexuelle Bezüge. Das Ganze hat auch mit Kannibalismus zu tun, denn wer kommt sonst auf die Idee dem Opfer die Hoden und zusätzlich noch 2 kg Muskelfleisch zu entfernen und mitzunehmen. Vermutlich hat der Täter das Fleisch verspeist, weil er sich in seinen irren Gedanken vorgestellt hat, dass er dann so gut aussehen wird wie Tristan, der ja ein hübscher blonder Junge war. Ich gehe auch davon aus, dass der Mann seine irren Fantasien unter Drogeneinfluss umgesetzt hat. Zusammen gesponnen wird er sich so etwas schon oft haben, aber in die Tat umsetzten konnte er es vermutlich nur durch Drogengenuss, weil ihn ansonsten irgendeine Tötungshemmung davon abgehalten hat. Ich sehe die Tat auch als durchgeplant an. Der Täter muss ein geeignetes Tatwerkzeug ( scharfes Messer) und einen Plastiksack für die Fleischteile bei sich gehabt haben. Im Rucksack war ja kein Blut, also kann dort höchstens der Plastiksack mit dem Fleisch transportiert worden sein. Zunächst hat er den Jungen bewusstlos geschlagen, was die Hämatome im Gesicht verursacht hat und dann die Kehle durchgeschnitten. Dann hat er ihn im Liederbach ausbluten lassen. Das dürfte einige Zeit gedauert haben und es ist so wie Schächten. Danach hat er die 11 Fleischteile herausgeschnitten. Dem Täter kam es offensichtlich nicht darauf an das lebende Opfer zu quälen und sich daran zu ergötzen, denn bei dem Kehlenschnitt tritt sofortige Bewusstlosigkeit ein. Ihm kam es auf das Fleisch des Kindes an.

Der Mörder hat den Tunnel bewusst gewählt, weil er ein geeigneter Tatort war wegen der Uneinsehbarkeit bedingt durch die Dunkelheit . Fey hat in einer Sendung auch erwähnt, dass ein Schnitt gekonnt gesetzt worden sei. Ich vermute, dass damit der Hodenschnitt gemeint war.( "setzt einen tiefen Schnitt oberhalb des Schambeines. Dann schneidet der Mörder den Hodensack des Jungen auf und entnimmt beide Hoden." ) Vielleicht hat der Täter eine Ausbildung angefangen als Sektionsgehilfe /Pathologiehelfer etc. Es gibt ja das große Klinikum in Höchst. Er muss die Ausbildung nicht zwangsläufig beendet haben und kann später einen ganz anderen Beruf ergriffen haben.

Er hat nach der Tat womöglich keine weiteren Morde mehr begangen, weil er wahrscheinlich Angst hatte, dass man ihm doch irgendwann auf die Schliche kommt. Vielleicht gab es im Leben auch Stabilität durch Freundin / Frau /Arbeit und später noch durch Kinder. Möglich ist auch, dass der Mann sich in psychiatrische Behandlung begeben hat, sich medikamentös hat mehr oder weniger ruhig stellen lassen. Dazu würde zu der letzten Spur, die Fey erwähnt hat, der Psychiater in Ruhe, der in aus Spanien angerufen habe, passen.
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Re: MORDFALL TRISTAN BRÜBACH (13 †), FRANKFURT/MAIN, 1998

Ungelesener Beitrag von AngRa »

Die Persönlichkeit von Tristan ist meiner Meinung nach auch wichtig. Seine Nachhilfelehrerin beschreibt ihn als goldigen lieben Jungen. Sie hat ihn halt viele Jahre gekannt und gemocht und von daher gesehen ist ihre Beschreibung verständlich. Tristans Mutter war tot, hatte sich das Leben genommen, in dem sie aus einem Hochhaus gesprungen ist. Die Gründe sind nicht weiter bekannt. Vermutlich litt sie unter Depressionen. Der Vater musste arbeiten und Tristan wuchs mehr oder weniger ohne elterliche Kontrolle auf. Er war oft im Bereich des Höchster Bahnhofs unterwegs. Dort ging es unter den Jugendlichen sicher nicht immer friedlich zu. Da war nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen.

Ich könnte mir vorstellen, dass er irgendwo auch ziemlich einsam war und sich gefreut hat, wenn ein Erwachsener Interesse an ihm gezeigt hat. Insofern dürfte er aufgrund seiner besonderen Lebensumstände ein leichtes Opfer gewesen sein für jemanden, der nichts Gutes mit ihm vorhatte und ihm das Gegenteil vorgegaukelt hat. Dass Tristan seinen Mörder gekannt hatte, davon bin ich überzeugt. Ein Zufallsopfer war er nicht. Durch sein Aussehen war er womöglich für Pädophile interessant. Möglich, dass er sie auch nicht gemieden hat. Den Mörder halte ich für einen Pädophilen, der zusätzlich noch weitere irre Gedanken in Richtung Kannibalismus hatte.

Hier findet man noch die vom BKA veröffentlichte Biografie Tristans:

https://www.bka.de/DE/IhreSicherheit/Fa ... l?nn=26874
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Re: MORDFALL TRISTAN BRÜBACH (13 †), FRANKFURT/MAIN, 1998

Ungelesener Beitrag von AngRa »

Hier steht noch etwas zum Phantombild:

In all den Jahren war es nicht gelungen, dem Täter ein Gesicht zu geben. „Natürlich fragt man sich, wie sieht so jemand aus?“, sagt Fey. Aus Erfahrung weiß er aber, dass man einem Mörder in den seltensten Fällen die Tat ansieht. „Oft sind das ganz normale Menschen, denen niemand etwas Böses zugetraut hat. Und dann sitzt man ihnen gegenüber und ist einfach nur überrascht.“

Dass auch der Mörder von Tristan ein unscheinbarer Familienvater oder hilfsbereiter Nachbar sein könnte, mag sich niemand vorstellen. Und so blieb seine Person abstrakt, eben ein monströses, bestialisches, kaltblütiges Wesen. Die Frage nach dem Aussehen des Täters hat Fey jedoch die ganze Zeit beschäftigt, bis zuletzt. Schließlich begann er, sich wieder die Ermittlungsakten vorzunehmen. Er las sich zum x-ten Male sämtliche Zeugenaussagen durch, verglich die Informationen, die er und seine Kollegen über die Jahre gesammelt hatten. Immer wieder tauchte die Beschreibung eines Mannes auf: groß, hager, blonde, lange Haare, die er zu einem Zopf gebunden hat, damals etwa 20 bis 30 Jahre alt. Dass dieser Mann mit der Tat etwas zu tun hat, halten die Ermittler inzwischen für wahrscheinlich.

Abermals wurden glaubwürdige Zeugen geladen. Mit ihrer Hilfe hat eine Spezialistin des Landeskriminalamts ein Phantombild des Verdächtigen angefertigt, der damals von mehreren Personen in der Nähe des Tatorts gesehen worden war. Es ist ein Mann mit blassblauen Augen. Über der Oberlippe hat er eine Verletzung, vielleicht auch eine Hasenscharte. Die Wangen sind eingefallen, das charakteristischste Merkmal ist aber der lange blonde Zopf.

Möglicherweise ist dieses Phantombild eine der wenigen Möglichkeiten, die den Ermittlern noch bleiben, um den Fall eines Tages aufzuklären. Vielleicht ist es sogar die letzte Chance.
http://www.faz.net/aktuell/rhein-main/f ... 67-p2.html

Fey hält es offenbar für sehr wahrscheinlich, dass es sich bei dem Zopfmann um jemanden handelt, der etwas mit der Tat zu tun hat, dass er womöglich der Mörder ist.

Es muss aber auch schon 1998 ein Phantombild gegeben haben, denn in einem Bericht der Frankfurter Rundschau vom 15.5.1998 wird darauf Bezug genommen:
Ein Dutzend Personen wurden im Verlauf der Ermittlungen festgenommen und wieder freigelassen. Bisweilen wähnte sich die Sonderkommission schon fast am Ziel. So nach dem Hinweis, am Tattag sei ein Mann mit blutverschmiertem Hemd, in Gedanken ganz woanders, vor ein Auto gelaufen. In diesem Fall wurde mit einem Phantombild gefahndet, doch die ermittelte Person hatte ein Alibi.
Es könnte sein, dass auch damals schon nach dem Zopfmann gefahndet worden ist, weil er in vielen Zeugenaussagen auftaucht und dass er ein Alibi vorweisen konnte, so dass er lange Zeit nicht mehr im Focus der Ermittler stand bis Fey sich mit dem Fall beschäftigte.

Auf mich wirkt der Zopfmann wie jemand, der Drogen konsumiert. Daher könnte er auch so ungepflegt gewirkt haben. Vielleicht hat er nach der Tat eine Drogentherapie gemacht und ist von den Drogen losgekommen, so dass er dann seine irren Fantasien im Rausch nicht mehr umgesetzt hat?
Eulenspiegel

Re: MORDFALL TRISTAN BRÜBACH (13 †), FRANKFURT/MAIN, 1998

Ungelesener Beitrag von Eulenspiegel »

Danke AngRa für deine Mühe!

Es ist schon verflixt, wie viel Glück der Täter nach all den ganzen Hinweisen und Spuren hat. Ziemlich frustrierend finde ich auch, das sich durch die Asservate bis heute keine DNA erstellen lies. Immerhin konnte man anhand des Fingerabdrucks die verdächtigen Klienten ausschließen. Momentan ist es ja wieder still um den Fall geworden, womöglich laufen verdeckte Ermittlungen oder dieser "letzte Versuch" (lt. Uwe Fey), endet erneut in einer Sackgasse.
Zuletzt geändert von Agatha Christie am Samstag, 07. Juli 2018, 10:54:15, insgesamt 2-mal geändert.
Grund: Benutzername auf Wunsch korrigiert
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Re: MORDFALL TRISTAN BRÜBACH (13 †), FRANKFURT/MAIN, 1998

Ungelesener Beitrag von Eulenspiegel »

Ups, hab gerade gemerkt das ich als "Gast "geschrieben habe. Bitte den oben stehenden Beitrag mir zuordnen. Vielen Dank :)
Coco
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Re: MORDFALL TRISTAN BRÜBACH (13 †), FRANKFURT/MAIN, 1998

Ungelesener Beitrag von Coco »

TV-Tipp, morgen (8.7.18), 20.15 h
Die spektakulärsten Kriminalfälle
Es gibt Taten, die die Ermittler niemals ruhen lassen. Der entsetzliche Fall des Tristan Brübach aus Frankfurt gehört dazu. Seit zwanzig Jahren jagt die Polizei seinen Mörder. Am 26. März 1998 fährt Tristan von der Schule im benachbarten Sindlingen nach Frankfurt zum Höchster Bahnhof. Eine Zeugin sieht ihn hier zum letzten Mal lebend. Kurz danach trifft Tristan seinen Mörder.
https://www.kabeleins.de/tv/die-spektak ... alfaelle15
AngRa
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Re: MORDFALL TRISTAN BRÜBACH (13 †), FRANKFURT/MAIN, 1998

Ungelesener Beitrag von AngRa »

Zum Mordfall Tristan Brübach gibt es sehr viele Informationen, die Seite des BKA, diverse Zeitungsberichte und diverse Filme. Man muss das alles mal auf sich wirken lassen. Das ist aber alles sehr zeitaufwändig und die Tat liegt 20 Jahre zurück. Man nimmt sich dazu nicht immer die Zeit.

Ich gehe davon aus, dass der Täter über sehr gute Ortskenntnisse verfügt hat, denn lt Fey ist der Tunnel ein versteckter Ort. Das kann man wohl sagen. Nicht jeder kannte den Tunnel westlich vom Höchster Bahnhof, der die Bahngleise unterquert zwischen dem südlichen Bahnhofsbereich und dem nördlichen Wohngebiet Unterliederbach. Speziell der südliche Tunneleingang ist schwer einsehbar und er wurde von Ortskundigen, meist von Kindern und Jugendlichen als Abkürzung und für Mutproben, Graffitis etc. benutzt. Heute ist dort ein Gitter angebracht. Es wurde verschlossen und den Schlüssel hat die Polizei.

Ich vermute, dass der Täter Tristan unter einem Vorwand zum Tunnel gelockt hat, ihn dann dort überwältigt und getötet hat. Dann ist er mit dem Rucksack und den Fleischteilen in nördliche Richtung geflohen, weil er dort wahrscheinlich irgendwo sein Fahrzeug abgestellt hatte.

Dazu gehören meiner Meinung nach gute Ortskenntnisse. Das weiß niemand, der sich zufällig mal im Bereich des Höchster Bahnhofs aufhält.
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DB Cooper
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Re: MORDFALL TRISTAN BRÜBACH (13 †), FRANKFURT/MAIN, 1998

Ungelesener Beitrag von DB Cooper »

Alles sehr gute Infos. Einige kannte ich noch gar nicht. Dieser Zeuge aus dem Ausland, weiß man schon was der sagte? Scheinbar ist er ja Psychiater i.R. , sehr interessant!
AngRa
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Re: MORDFALL TRISTAN BRÜBACH (13 †), FRANKFURT/MAIN, 1998

Ungelesener Beitrag von AngRa »

Nein, soweit mir bekannt gibt es keine neuen Informationen vom Psychiater i. R. Ich erwarte mir da auch nicht viel. Den plagt vielleicht manchmal das Gewissen, aber grundsätzlich fühlt er sich dem Patienten verpflichtet und hält die ärztliche Schweigepflicht ein.
Eulenspiegel
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Re: MORDFALL TRISTAN BRÜBACH (13 †), FRANKFURT/MAIN, 1998

Ungelesener Beitrag von Eulenspiegel »

Der Mord an Tristan erinnert mich ein wenig an das Verschwinden des kleinen Pascal aus dem Jahr 2001. Auch hier war das soziale Umfeld schwierig und die Spuren führten letztlich ins Nichts.
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