SuperdadV8 hat geschrieben: ↑Sonntag, 29. Januar 2023, 00:26:25
Was spricht gegen eine Entführung? Nur weil die erpresste Person, aus welchen Gründen auch immer, dies eventuell nicht ggü. den EB "gebeichtet" hat???
Das gäbe zumindest den regelemäßen aktiven Kontaktaufnahmen, dem nicht nachweisbaren Sexualdelikt in den gleichen Klamotten wie am 20.06.2006, sowie dem nicht nachweisbar gewaltsamen Tod einen gewissen Sinn, der über irgendwelche ansonsten plausiblen Allmachtaphantasien hinaus gehen könnte....
Die Kontaktaufnahmen ggü. Christos könnten ein bewusst gewähltes Werkzeug zur Umsetzung gewesen sein. Ist doch offensichtlich, dass Christos das Bindeglied zu anderen Personen gewesen sein könnte. Dann hätte man die anderen Personen, speziell den jeweiligen Adressaten, nicht mal direkt kontaktieren müssen....
Ja
Auf den ersten Blick wirkt es natürlich recht beliebig, die Erpressung einer dritten Person als Tatmotiv in den Raum zu stellen.
Zum möglichen Motiv gibt es ja jede Menge Möglichkeiten, die gedanklich ausgelotet wurden, in deren Richtung teils spezifisch ermittelt wurde.
Im Wesentlichen gibt es da erstens die Freiheitsberaubung als Verdeckungstat, Frauke wurde nach einem möglicherweise spontanen Übergriff nicht gehen gelassen. Anlass könnte auch sein, dass sie etwas wahrgenommen hat (an dem Abend oder auch im Vorfeld), das sie keinesfalls publik machen durfte. Dem Täter wäre eigentlich ebenso wie Frauke daran gelegen, sie wieder gehen zu lassen. Aber er kann nicht. Die Woche ein (quasi "gemeinsames") Ringen um eine Lösung, die nicht gefunden werden kann. Die Anrufe könnten in so ein Szenario hineinpassen. Dagegen spricht, dass den meisten Menschen das ungeplante Festhalten einer Person über eine Woche inklusive der fast täglichen Anruffahrten kaum unauffällig möglich wäre. Denkbar wäre es dennoch, längst nicht jeder unterliegt so engmaschig sozialer Kontrolle, und im ländlichen Raum gibt es mehr als genug freistehende Wohnhäuser, nicht frequentierte Nutzgebäude, größere Privatgrundstücke.
Zweitens die Entführung als Selbstzweck. Motiv also die Situation als solche, eine junge Frau in seiner Gewalt zu haben, ob nun mit vordergründigen sexuellen "Ambitionen" oder nicht. Da könnte man von Planung ausgehen, für das Stattfinden der Anrufe muss man sich jedoch etwas verbiegen. Die halte ich da für kontra-intuitiv und sehe auch keine Notwendigkeit(!) für den Täter derart, dass er ohne die Anrufe ein deutlich erhöhtes Entdeckungsrisiko gehabt haben könnte. Klar kann man da vage von "verzögerten Ermittlungen" reden, aber ganz konkret: Welcher bis heute unerkannte Täter wäre denn geschnappt worden, wenn die Anrufe nicht stattgefunden hätten? Und für eine allgemein "gute Idee" halte ich den konkreten Aufwand und Risiko für eine zu hohe Hürde - wie gesagt, kontra-intuitiv. Am ehesten könnte ich mir da vorstellen, dass Donnerstag eine Überreaktion auf "SMS aus Nieheim" war, und nachdem man erstmal begonnen hatte, das Umfeld mit "alles OK"-Botschaften zu kontaktieren, war diese mentale Hürde überwunden und man blieb dabei, wenn man so will "aus einer inneren Logik heraus".
Drittens die Entführung aus Hass/Rache. Entweder an Frauke selbst, oder gegen eine dritte Person gerichtet (die der Täter jedoch nicht über den Zusammenhang aufgeklärt hat). Wäre ein sehr extremes Handeln, und da würde ich eine andere "Ausgestaltung" bezüglich der Anrufe erwarten. Eine derart starke Motivlage hätte man in ihrem Umfeld wahrscheinlich auch ermittelt, meine ich.
Dann gibts noch die eine oder andere "exotische" Hypothese - Frauke bereits tot (Unfall?) und die Anrufe Fake, oder Menschenhandel/Organmafia, freiwilliges Verschwindenwollen, das irgendwie schiefläuft - nicht nötig, das an dieser Stelle alles auszuführen.
Was all diese mal mehr, mal weniger naheliegenden Ansätze zum Motiv gemeinsam haben: Sie alle haben ihre Ungereimtheiten und/oder Unwahrscheinlichkeiten, und bis heute gibt es keine Hypothese zum Motiv, die belastbar begründet wäre.
Da ist es erstmal völlig legitim (und eben auch notwendig), nach weiteren Möglichkeiten zu suchen - natürlich auch die "Exoten".
Fraukes Fall hat zwei (uns bekannte) einschlägige Merkmale.
Ich habe das hier in der Vergangenheit schonmal in anderem Zusammenhang formuliert: Was wäre, wenn es die Anrufe nicht gegeben hätte?
Junge Frau begibt sich abends zu Fuß auf den Heimweg, kommt dort nie an, verschwindet spurlos. Monate später werden ihre Überreste 20km entfernt im Waldrand neben einer Landstraße gefunden. Kleidung vom Tag des Verschwindens, Handtasche+Inhalt (Geldbeutel, Handy) sowie Armbanduhr fehlen, bis auf einen fehlenden Zahn keine erkennbare Verletzung - die Überreste sind aufgrund der langen Liegedauer weitestgehend skelettiert, zu Hergang und Todesursache ist da nichts mehr zu ermitteln. Ermittlungen im Umfeld führen zu nichts, etwaig "geeignete" nahestehende Personen werden zweifelsfrei entlastet.
Was wir aber tatsächlich haben, sind die Anrufe.
Erstens sagen die uns, dass Frauke nach ihrem Verschwinden noch mehrere Tage lebte, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit festgehalten wurde.
Und zweitens ist es der Umstand der Anrufe selbst. Deren Stattfinden ist im Kontext so ungewöhnlich, nicht erwartbar, dass hier von "einzigartig" geredet wird, im Grunde keine wirklich vergleichbaren Fälle bestehen. Die Frage, warum sie stattfanden, deshalb im Grunde Dreh- und Angelpunkt jeder Spekulation um Motiv und Täterschaft angesichts dessen, dass es nunmal ansonsten keine hinreichenden Hinweise auf genau diese oder jene diesbezügliche "Version" gibt.
Wie oben gesagt, die Anrufe einfach, weil der Täter es allgemein für eine "gute Idee" hielt, das reicht nicht. Ich sag mal so - wäre das psychologisch plausibel, als Täterhandeln im irgendwie erwartbaren Rahmen, dann hätten wir so einige ähnliche Fälle.
Und den Täter, für den die Anrufe mehr oder weniger notwendig waren, um nicht erwischt zu werden, den sehe ich beim besten Willen nirgends.
Auch Frau Saimehs Ansatz speziell zu den Anrufen kann ich nicht folgen. Ihre Annahmen (aktueller Podcast) leuchten mir ein, halte ich für einen Täter entsprechend "Version 2" oben für naheliegend. Aber dass dieser Täter die Anrufe in völlig selbstsicherem Überlegenheitsempfinden gönnerhaft gewährt haben soll, das kann ich nicht nachvollziehen. Wenn sie ohne größeren Aufwand für ihn vom Versteck aus hätte telefonieren können, oder wenn es nur ein Anruf (z.B. der am Dienstag) gewesen wäre, ja. Aber dass er selbst tagtäglich diesen Aufwand damit hat, nur weil er sich dran aufgeilt, dass ers halt kann - das erscheint mir sehr unwahrscheinlich. Nach meinem Eindruck versucht Saimeh an dem Punkt, die Kernfrage "Warum fanden die Anrufe statt?" innerhalb ihres Fachgebiets zu beantworten und findet doch nur eine recht unwahrscheinliche Antwort, schießt übers Ziel hinaus.
Wenn ich mich richtig erinnere, entwickelt sie ihr Gesamtbild vom Täter aus genau dieser Annahme heraus. So stimmig das auch für einen Täter entsprechend "Version 2" oben sein mag, bleibt es deswegen mMn dennoch völlig optional.
Treten wir jetzt mal ein paar Schritte zurück, betrachten den Fall im Gesamten und mit etwas Unschärfe im Blick.
Person wird entführt, bleibt zunächst am Leben, kommt jedoch letztlich doch um, es gibt im Verlauf Kontakte zum Umfeld.
Mal so gefragt - wem kommt bei dem Schema denn nicht zuallererst erpresserische Entführung in den Sinn?
Natürlich gibt es Einwände:
1. Dass eine erpresste Person den Sachverhalt zunächst nicht der Polizei offenbart, stattdessen auf die Erpressung eingeht, gut möglich. Allerdings hat sich in dem Fall auch im Nachgang (und bis heute) niemand als erpresste Person offenbart. Hier wäre zu klären, unter welchen Umständen das Sinn machen würde.
2. Wenn man von Kontaktaufnahmen bei erpresserischer Entführung spricht, meint man damit Kontakte zur erpressten Person zwecks Drohung, Forderung, Lebenszeichen. In dem Fall wäre hier also Chris die erpresste Person, und ihn würde ich hier völlig herausnehmen wollen, ohne das an dieser Stelle weiter zu diskutieren.
Zu 1.:
Bei erpresserischer Entführung mag man, ganz "krimimäßig", an die Erpressung von Sachwerten danken, an Lösegeld. Und da ist wohl zu erwarten, dass der Sachverhalt zumindest im Nachgang der Ermittlung bekannt gemacht wird. Denkbar wäre vielleicht, dass sich der Erpresste, wenn es schiefgelaufen und das Opfer tot ist, auch im Nachgang nicht offenbart - er empfindet Mitschuld, weil er mit seinem Wissen nicht gleich zur Polizei gegangen ist, befürchtet entsprechende Vorwürfe, zwischenmenschliche Konsequenzen. Aber dass er bis heute schweigen würde, erscheint mir dennoch eher unwahrscheinlich.
Eine ganz andere Möglichkeit, der mir recht gut gefällt: Dass die Zielperson nicht um Geld erpresst wurde, sondern zu einer Straftat (oder Vertuschung einer anderen Straftat des Täters, was auch immer). Er lässt sich darauf ein, Frauke kommt dennoch nicht frei, und die Offenlegung seines Tuns hätte erhebliche strafrechtliche, berufliche oder private Konsequenzen. Da wäre mir ein auch dauerhaftes Stillschweigen gut denkbar.
Zu 2.:
Fraukes fast tägliche Anrufe/SMS erfüllen offensichtlich nicht die Funktion "Kontaktaufnahme Erpresser/Erpresster" (solche können/müssen unabhängig davon natürlich stattgefunden haben). Und die Kernfrage ist ja nach wie vor, warum fanden Fraukes Anrufe statt?
Hierzu habe ich zwei Versionen:
Erstens, Frauke sollte sich auch im Nachgang nicht über die Umstände ihrer Entführung im Klaren sein, deshalb konnte man sie nicht anweisen, mit dem Erpressten direkt zu telefonieren (wäre mit einem anderen Telefon als ihrem natürlich technisch völlig unauffällig möglich gewesen). Die Anrufe an Chris hatten dann vielleicht die Funktion von (für Frauke und Umfeld als solche nicht erkennbare) Lebenszeichen an den Erpressten. Hier wäre nur vorauszusetzen, dass derjenige von den Anrufen bei Chris jeweils zeitnah erfahren würde, bzw. dies unauffällig in Erfahrung bringen könnte. Dagegen spricht mMn die fast tägliche Häufigkeit. Auch der Punkt, Frauke hätte bei den Telefonaten oder nach etwaiger Freilassung Details über die Täter benennen können, bliebe ungeklärt.
Zweitens, und das erscheint mir plausibler:
Frauke wurde über den Grund ihrer Entführung in Kenntnis gesetzt und sollte letztendlich auch tatsächlich freigelassen werden. Der Plan war, dass sie nach für sie glücklichem Verlauf (Freilassung) die erpresste Straftat des Dritten (notwendigerweise jemand, zu dem sie hinreichend Bezug hatte) decken und entsprechend nichts verraten würde. Das scheint erstmal nicht sonderlich tragfähig, aber je nachdem, worum es ging, und wenn man mal annimmt, dass der Vorgang (Entführung) vielleicht eigentlich viel kürzer vorgesehen war, vielleicht ein oder zwei Tage, dann könnte das schon aufgehen.
Was dieses Szenario "liefert":
- Frauke konnte zumindest zunächst berechtigt von ihrer Heimkehr ausgehen - ein Eindruck, der zumindest bei mir angesichts der Anrufprotokolle entsteht. Bei anderen Tatzusammenhängen ist das idR nur eingeschränkt oder gar nicht der Fall.
- Angesichts eines geplanten "glücklichen Verlaufs" für sie wäre auch ihre Kooperation soweit, dass die Anruffahrten überhaupt durchführbar waren, naheliegend.
- Der/die Entführer hätten keinerlei Anlass für Aggression/Übergriff gegenüber Frauke (abgesehen vom Festhalten als solchem), auch hier eine Grundlage für hinrechende Zuversicht und Kooperation seitens Frauke. Zum Vergleich: Man muss sich bei einem Szenario weitergehender Übergriffigkeit/Aggression und mit weniger Anlass zur Zuversicht auch fragen, wie Frauke noch am Sonntag, nach fünf Tagen, ein "unverzweifeltes" Telefonat mit Chris führen konnte, mit konstruktiven Äußerungen/Formulierungen und klarer Heimkehr-Perspektive, "erkläre ich dir, wenn ich zu Hause bin".
- Fraukes wiederholte Äußerungen, "heute" nach Hause zu kommen (Fr, Sa, So) irritieren, da sie dann nicht stattfanden. Das macht vor allem in der Wiederholung weder als Täterformulierung noch als Fraukes Aussage Sinn. Aber genau in einem Szenario, in dem die (möglichst baldige) Freilassung der Plan ist und lediglich von außen(!) entstandene Verzögerungen (z.B. der Erpresste kommt den Forderungen nicht wie gewünscht nach, oder es gibt Probleme, weswegen spontan weiteres Handeln "nachgefordert" werden muss) dies wiederholt verhindern, würde es plausibel.
- Wenn der Plan war, dass Frauke freigelassen wird und nichts verraten soll (s.o.), dann müsste sie nach ihrer Heimkehr irgendetwas Harmloses erzählen, zumindest Nachfragen erfolgreich abwiegeln. Hier wären ihre vorigen Anrufe bei Chris ein völlig sinnvoller und wesentlicher Bestandteil. Die können durchaus fragwürdig und wenig überzeugend wirken, keine Erklärung beinhalten - wenn sie erst wieder wohlbehalten da ist und "mir gehts gut, ich will nicht darüber reden" durchzieht, hätten die Anrufe ihren Anteil am Gesamtbild erfüllt. Auch hier wieder: Es wird weit stimmiger, wenn man eine deutlich kürzere geplante Entführungsdauer annimmt. Dieses mentale Motiv "ich will nicht darüber reden" nimmt sie mit Formulierungen wie "kann ich nicht sagen" und "frag mich nicht aus" im Grunde bei den Anrufen vorweg, hat die nötige Haltung gegenüber dem Umfeld hier bereits verinnerlicht (dies natürlich nur eine Interpretation unter Annahme dieses Szenarios, nicht als hinreichendes Argument gemeint).
- Der letzte Anruf am Dienstag: Frauke offensichtlich verzweifelt, gibt dennoch nichts preis, "kann ich nicht sagen/frag mich nicht aus". Was das nichts-sagen-dürfen angeht, bleibt sie in Fassung. In meinen Augen war Frauke da zwar maximal mutlos und ausgeprägt verzweifelt, aber es muss zumindest formal noch ein Plan bestanden haben, dass sie freikommen wird - jedenfalls aus ihrer Wahrnehmung. Denkbar, dass es vielmehr die schiere Dauer ihrer Gefangenschaft war, die sie zusammenbrechen ließ als der Verlust der Heimkehr-Perspektive aufgrund von für sie sichtbar veränderten Rahmenbedingungen.
- Die ganze Logistik (Abgriff, Unterbringung/Festhalten, insbesondere die Anruffahrten, Ablage) werfen bei einem Einzeltäter immer wieder Fragen der Machbarkeit auf. Dieses Entführungsszenario ist ohne weiteres mit mehreren Tätern denkbar, während bei den anderen Szenarien in der Regel motivbezogen ein Einzeltäter naheliegt, ggf. mit (per se eher unwahrscheinlichem) Tathelfer.
Jedenfalls, die Kernfrage "Warum fanden die Anrufe statt?" wird hier mMn besser und sinnhafter beantwortet als in jeder mir bekannten anderen Hypothese zum Tatmotiv. Ebenso ist die wiederholte, irritierende Ankündigung sehr zeitnaher Heimkehr erklärbar - kurzfristig entstandene Verzögerungen, die in anderen Szenarien schlechter oder gar nicht angenommen werden könnten. Und dass Frauke auch nach fünf Tagen (Sonntag) noch in der Lage ist, ein Telefonat entsprechend Protokoll zu führen, würde ich zumindest in (anderen) Szenarien mit deutlich präsenter und unmittelbarer empfundener Bedrohung in Frage stellen.
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Nachträgliche Ergänzung: Fraukes Äußerungen in den Telefonaten erscheinen mir nicht wörtlich (mehr oder weniger) vom Täter vorgegeben - vielleicht außer dem Anruf am Donnerstag. Und wenn es doch so wäre, dann wäre noch mysteriöser, warum sie beim Dienstag-Telefonat so lang und offensichtlich (meine ich) frei sprechen durfte. Das Dienstag-Telefonat ist dem Protokoll nach zu dialogisch, um auf kleinteiligen Vorgaben zu beruhen. Ich meine, insgesamt braucht es da eine Situation, in der Frauke auch noch am Sonntag ausreichend zuversichtlich an ihre Heimkehr glauben konnte. Nach fünf Tagen z.B. mit einem bedrohlich auftretenden Vergewaltiger oder demonstrativ machtbewussten Soziopathen wäre das kaum der Fall, ein solcher Täter hätte ihr eine spätere Freilassung nicht so lang glaubhaft vermitteln können.//
Es drängt sich natürlich die Frage auf, wer könnte in dem Fall mit Fraukes Entführung erpresst worden sein?
Man denkt wahrscheinlich zuerst an die Eltern, oder Geschwister. Aber ich möchte hier nichts derartiges in den Raum stellen, im Gegenteil: Jeder, der einen halbwegs persönlichen Bezug zu Frauke hatte und sie mochte, könnte damit erpresst werden. Und aus Tätersicht: Wenn die Erpressung auch im Nachgang geheim bleiben soll, würde man vielleicht gerade nicht eine unmittelbar nahe Person (Familie, Partner) als Druckmittel auswählen.
Frauke hatte weit mehr (auch gute, nahestehende) Bekanntschaften als die paar Figuren, die allseits bekannt sind. Auch die Erpressung eines Verwandten (nicht unmittelbare Familie) wäre denkbar.
An der Stelle meine ich, im Rahmen dieser Hypothese muss man weit über den Kreis der ca. 10 allseits bekannten Umfeld-Personen hinausgehen.
Wenn man über das "Erpressung zu einer Straftat" nachdenkt:
Für irgendetwas, was im Grunde jeder (auch der Entführer selbst) machen könnte, würde die Erpressung dazu fernliegen. Ich würde hier jedenfalls etwas annehmen, was nur die erpresste Person (bzw. ein begrenzter Kreis von Personen) leisten kann. Entweder im beruflichen (eher) oder privaten (weniger) Kontext.
Wenn im Nachgang mit einem Stillschweigen desjenigen und Frauke(!) geplant/gerechnet wurde, müsste diese Tat entweder strafrechtlich trotz "unter Erpressung" erheblich geahndet werden, oder aber es müssten sich erhebliche Konsequenzen beruflicher oder privater Natur ergeben, unabhängig vom Strafrecht und Erpressungskontext.
Konkreter denke ich hier nicht darüber nach, wäre ab hier doch nur Rätselraten.
Könnte auch Frauke selbst zu etwas erpresst worden sein, was sie während der Entführung leisten konnte und was sie (inklusive der Entführung als solcher) nach einer Freilassung nicht offenbart hätte?
Ich bin (noch?) weit entfernt davon, dieses Szenario explizit propagieren zu wollen. Soweit ist das nur eine Möglichkeit und vor allem der Versuch, eine stimmige Antwort auf Umstand und Inhalt der Anrufe zu finden. Fragen zum Hergang des Dienstagabends und der Nieheim-SMS sind da noch völlig unbeachtet.
Aber vielleicht mag ja jemand weiterdenken und ergänzen, wie immer auch gerne widersprechen?