MORDFALL LIEBS -- Diskussion

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HP1
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Re: MORDFALL LIEBS -- Diskussion

Ungelesener Beitrag von HP1 »

z3001x hat geschrieben: Mittwoch, 14. September 2022, 11:40:07 Diese perfekte Logik im Vor-, Während- und Nachtatverhalten, die man Tätern oft unterstellt, ist jedenfalls selten Wirklichkeit. Meistens haben sie einfach Glück, wenn sie unentdeckt bleiben (...)
Volle Zustimmung.
Was ein Täter (oder genauso auch ein Opfer) in der durch Stress und andere Emotionen aufgeladenen Situation tut und lässt, stimmt höchstens teilweise damit überein, was unsereiner von außen als Unbeteiligte im Nachgang für naheliegend halten. Der Gedankengang "logisch sinnvoll - plausibel - wahrscheinlich" ist nunmal eine Milchmädchenrechnung, die nicht immer aufgeht und insbesondere selten ein "kann nur so gewesen sein, jedes andere Verhalten wäre weniger sinnvoll" zulässt. Dass die Menschen auch generell verschiedene Wahrnehmungsmuster und Erfahrungswerte haben, deswegen Situationen unterschiedlich einschätzen, kommt hinzu.
Dennoch, Menschen treffen ihre Handlungsentscheidungen in aller Regel aus für sie(!) zu dem Zeitpunkt(!) guten Gründen, die Motivationen lassen sich idR auf die "Basics" Lustgewinn und/oder Leidvermeidung runterbrechen, also auf emotionale Beweggründe. Dabei kommt nunmal nicht immer logisch naheliegendes Verhalten heraus. Aber man kann es doch mit einer Perspektivübernahme in diesem Sinne mehr oder weniger nachvollziehen, bzw. mögliche Hergänge bzgl. Täterverhalten spekulativ ausloten.
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Re: MORDFALL LIEBS -- Diskussion

Ungelesener Beitrag von Monsterenergy77 »

Da ich jetzt nicht alle 500 Seiten durchlesen konnte. In wie fern wurde eigentlich in Richtung Englische Soldaten ermittelt?

Das Frauke zu jemanden fremdes ins Auto gestiegen ist kann ich mir nicht vorstellen. Ihre Familie sagt das passt nicht zu ihr & den Erzählungen nach schätze ich sie auch nicht so ein. Zumal sie es ja nicht weit nach Hause hatte.

Taxi? In einem Poadcast habe ich gehört sie hätte nur 3€ mitgehabt. Woher kommt diese Summe von 3€.

Die Straßen waren ja den Erzählungen nach voll Aufgrund der WM.Hätte sie jemand einfach mitgezerrt,hätte das sicher jemand mitbekommen oder sie hätte Hilfe rufen können.

Was mich auch noch beschäftigt. Wo wurde sie unbemerkt festgehalten? Das muss man ja auch vorher überlegen oder sogar vorbereiten.
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Re: MORDFALL LIEBS -- Diskussion

Ungelesener Beitrag von HP1 »

@Monsterenergy77

Die Befragungen/Ermittlungen zu britischen Soldaten wurden nicht von den deutschen Behörden, sondern von den Briten intern durchgeführt, die Ergebnisse dann wohl den deutschen Behörden übermittelt. Inhaltlich ist darüber mW nichts öffentlich bekannt.
Es ist klar, dass Isabellas damaliger Freund und heutiger Ehemann hier als Zeuge befragt wurde (war am Abend des Verschwindens mit dabei im Pub), und ich gehe davon aus, dass unter den Pubbesuchern einige weitere Angehörige der britischen Streitkräfte waren. Ich nehme an, die wurden auch von den Briten intern ermittelt und befragt.
Die Möglichkeit ist ein naheliegender Gedanke, da zu der Zeit viel britisches Militär in PB stationiert war, viele davon alleinstehende junge Männer. Dass es hier konkrete Hinweise gegeben hätte, die sich gar zu einem Verdacht (konkret oder allgemein) verdichten würde, davon weiß ich allerdings nichts.
Manche sehen in dem Insider in der SMS von Dienstag Nacht ("nicht gegen England") einen versteckten Hinweis auf einen englischsprachigen Täter, das halte ich allerdings für etwas weit hergeholt. Sofern zu dem Zeitpunkt schon eine Unfreiwilligkeit Fraukes vorlag und der Täter die SMS mitlesend (oder vorgebend) kontrollierte, wäre einem britischen Täter das "England" jedenfalls aufgefallen und er hätte den Versand in diesem Wortlaut eher nicht gestattet.

Freiwillig in ein fremdes Auto? Ich hatte mal den Gedanken, vielleicht ist sie unterwegs mit dem Fuß umgeknickt und hat jemanden mit Auto an der Straße gefragt, ob er sie kurz heimfahren könne. Dann auch ein Unbekannter - in puncto Risiko/"würde sie nie machen" ist es ja ein großer Unterschied, ob man von jemandem angequatscht wird oder aus gutem Grund selbst auf jemanden zugeht, zB um nach Hilfe zu fragen. Es wird ja auch so dargestellt, dass Frauke keine Probleme damit hatte, Leute anzuquatschen, aktiv Kontakt herzustellen. Ist aber nur eine Möglichkeit ohne greifbaren Hinweis darauf, dass es genau so gewesen sein könnte.
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Re: MORDFALL LIEBS -- Diskussion

Ungelesener Beitrag von z3001x »

@Klugscheißer
Klugscheißer hat geschrieben: Mittwoch, 14. September 2022, 17:37:57 Bist du sicher?
Annika verstarb 2014 und Susanne 2016, unmittelbar danach erfolgte die Hausdurchsuchung.
Dass eine Vielzahl von Handys gefunden wurde, das ist richtig. Aber dass die Opfern zugeordnet werden konnten, dazu ist mir nur bekannt, dass Angelika das Handy von Annika nutzte, um deren Mutter über zwei Jahre hinweg Nachrichten zukommen zu lassen.
Also laut Presse wurden wohl insgesamt ~20 Handies gefunden, die "sowohl Tätern als auch Opfern" zugeordnet wurden, im "Höxterhaus". Es wurden darauf Videos von 8 unterschiedlichen Opfern gefunden. Außerdem wurde ein Handy gefunden, dass sich in der Funkzelle von Frauke Liebs Leichenfundort eingeloggt hatte.
Okay, mit der zeitlichen Aussage, 5-10J, was Opferhandys angeht, die ist ungenau, weil eig nicht gesagt wurde, wie weit das zurückgeht, vll im Prozess. Vll geht das also nicht soweit zurück, unklar.
Die 10 Jahre müssen sich logisch gesehen stand 2016 auf die Einwahl in die Fundort-Funkzelle beziehen, bei Frauke. (Sonst wäre es eine Null-Aussage, wenn es sich zB 2012 da eingewählt hätte).
Ist kein Opferhandy, aber eines wodurch sich jmd verdächtig macht.

https://www.bild.de/news/inland/folter/ ... .bild.html
https://www.morgenpost.de/vermischtes/s ... alten.html
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Re: MORDFALL LIEBS -- Diskussion

Ungelesener Beitrag von Monsterenergy77 »

HP1 hat geschrieben: Freitag, 16. September 2022, 08:10:49 @Monsterenergy77

Die Befragungen/Ermittlungen zu britischen Soldaten wurden nicht von den deutschen Behörden, sondern von den Briten intern durchgeführt, die Ergebnisse dann wohl den deutschen Behörden übermittelt. Inhaltlich ist darüber mW nichts öffentlich bekannt.
Es ist klar, dass Isabellas damaliger Freund und heutiger Ehemann hier als Zeuge befragt wurde (war am Abend des Verschwindens mit dabei im Pub), und ich gehe davon aus, dass unter den Pubbesuchern einige weitere Angehörige der britischen Streitkräfte waren. Ich nehme an, die wurden auch von den Briten intern ermittelt und befragt.
Die Möglichkeit ist ein naheliegender Gedanke, da zu der Zeit viel britisches Militär in PB stationiert war, viele davon alleinstehende junge Männer. Dass es hier konkrete Hinweise gegeben hätte, die sich gar zu einem Verdacht (konkret oder allgemein) verdichten würde, davon weiß ich allerdings nichts.
Manche sehen in dem Insider in der SMS von Dienstag Nacht ("nicht gegen England") einen versteckten Hinweis auf einen englischsprachigen Täter, das halte ich allerdings für etwas weit hergeholt. Sofern zu dem Zeitpunkt schon eine Unfreiwilligkeit Fraukes vorlag und der Täter die SMS mitlesend (oder vorgebend) kontrollierte, wäre einem britischen Täter das "England" jedenfalls aufgefallen und er hätte den Versand in diesem Wortlaut eher nicht gestattet.

Freiwillig in ein fremdes Auto? Ich hatte mal den Gedanken, vielleicht ist sie unterwegs mit dem Fuß umgeknickt und hat jemanden mit Auto an der Straße gefragt, ob er sie kurz heimfahren könne. Dann auch ein Unbekannter - in puncto Risiko/"würde sie nie machen" ist es ja ein großer Unterschied, ob man von jemandem angequatscht wird oder aus gutem Grund selbst auf jemanden zugeht, zB um nach Hilfe zu fragen. Es wird ja auch so dargestellt, dass Frauke keine Probleme damit hatte, Leute anzuquatschen, aktiv Kontakt herzustellen. Ist aber nur eine Möglichkeit ohne greifbaren Hinweis darauf, dass es genau so gewesen sein könnte.
Danke für deine Information & Einschätzung!!! Klar,eine Situation kann sich schlagartig ändern,die man vielleicht anders einschätzt als sie in Wirklichkeit ist.
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Re: MORDFALL LIEBS -- Diskussion

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@Monsterenergy77

Ja, es ist ja weit verbreitet, dass man manches im Nachhinein anders einschätzt, wenn einem die Folgen bekannt sind. Und insbesondere von außen betrachtet will man es oft gern hinterher schon vorher gewusst haben.
Auch findet bei einer Perspektivübernahme so gut wie immer auch eine Übertragung statt, die eigene Wahrnehmung, Werturteile usw. beeinflussen unsere Einschätzung zum Innenleben der betreffenden Person. Manches davon mag einem selbstkritisch zugänglich sein, anderes nicht.
Auf der Suche nach Gewissheiten zu einem unklaren Hergang helfen natürlich kategorische/allgemeingültige Einschätzungen besonders weiter - wenn sie denn zutreffen. Doch in der Realität handeln Menschen nunmal in konkreten, individuellen Situationen. "Würde xy nie tun" gilt halt höchstens so lang, bis xy es dann doch tut. Letztlich ist bei den meisten Menschen die konkrete Motivation einschlägiger als gewohnte Verhaltensmuster oder kategorische Überzeugungen, alles eine Frage des geeigneten Anlasses. Hart begrenzt wird das lediglich dadurch, was die Person schlicht nicht in der Lage ist zu tun.
Handlungsentscheidungen sollen etwas bezwecken, sind entsprechend zielgerichtet und zumindest in halbwegs normaler psychischer Verfassung auch von einer ausreichenden Erfolgserwartung begleitet.

Das klingt vielleicht so, als könnte jeder Beteiligte beliebig alles Denkbare getan haben, oder auch nicht - so als wäre es sinnfrei, überhaupt darüber nachzudenken und zu spekulieren. Das ist natürlich nicht richtig.
Aber die Frage stellt sich anders. Nicht "welches Handeln wäre am sinnvollsten" sondern vielmehr "welche Anlässe und Bedingungen könnten hinreichend sein für dieses oder jenes Handeln im Handlungsspielraum der Person". Je mehr das Handeln vom Erwartbaren abweicht, desto triftiger (für die Person, nicht per se nach unserer Einschätzung) ist idR der Anlass.

z3001x hat geschrieben: Freitag, 16. September 2022, 10:19:31 Also laut Presse wurden wohl insgesamt ~20 Handies gefunden, die "sowohl Tätern als auch Opfern" zugeordnet wurden, im "Höxterhaus". Es wurden darauf Videos von 8 unterschiedlichen Opfern gefunden. Außerdem wurde ein Handy gefunden, dass sich in der Funkzelle von Frauke Liebs Leichenfundort eingeloggt hatte.
Okay, mit der zeitlichen Aussage, 5-10J, was Opferhandys angeht, die ist ungenau, weil eig nicht gesagt wurde, wie weit das zurückgeht, vll im Prozess. Vll geht das also nicht soweit zurück, unklar.
Die 10 Jahre müssen sich logisch gesehen stand 2016 auf die Einwahl in die Fundort-Funkzelle beziehen, bei Frauke. (Sonst wäre es eine Null-Aussage, wenn es sich zB 2012 da eingewählt hätte).
Ist kein Opferhandy, aber eines wodurch sich jmd verdächtig macht.
Um wirklich verdächtig zu sein, müsste sich das betreffende Handy im Zeitraum der möglichen Ablage in der Zelle befunden haben, und zwar für eine deutlich längere Dauer als nur zur Durchfahrt auf der L817. Wäre das aber der Fall, würde W wohl nach wie vor als Verdächtiger gehandelt werden, sofern er nicht zweifelsfrei entlastet wurde (ist mir nicht bekannt, hatte hier mal danach gefragt).

Mal zum zeitlichen Ablauf: Fraukes Überreste werden 2-3 Monate nach der Ablage gefunden. Handydaten zum Ort und fraglichen Zeitraum werden gesichert. Die betreffende Nummer fällt offenbar nicht besonders auf, also durch längere Verweildauer bei gleichzeitig ansonsten keinem oder nur sporadischem Auftreten in der Funkzelle. Erst Jahre später wird nach möglichen Querverbindungen zwischen W und FL gesucht, die gefundene Übereinstimmung nährt jedoch nicht ausreichend einen haltbaren oder gar hinreichenden Verdacht.
Für mich klingt das viel eher nach dem Bewegungsprofil einer zufälligen Durchfahrt im fraglichen Zeitraum, nichts weiter.
Gast

Re: MORDFALL LIEBS -- Diskussion

Ungelesener Beitrag von Gast »

HP1 hat geschrieben: Freitag, 16. September 2022, 14:49:36 Mal zum zeitlichen Ablauf: Fraukes Überreste werden 2-3 Monate nach der Ablage gefunden.
Sagst Du. Es gibt öffentlich keinen einzigen Beleg dafür, daß Frauke dort wo sie aufgefunden wurde, tatsächlich 2 - 3 Monate gelegen hat. Ich will nicht sagen, daß es nicht so war. Aber es gibt durchaus ein paar Hinweise darauf, daß es nicht so gewesen sein könnte. Man führe sich dazu die Aussagen des Jägers, der Frauke gefunden hat, aus Stern Crime mal zu Gemüte.
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Re: MORDFALL LIEBS -- Diskussion

Ungelesener Beitrag von Agatha Christie »

Gast hat geschrieben: Freitag, 16. September 2022, 19:05:19 Sagst Du. Es gibt öffentlich keinen einzigen Beleg dafür, daß Frauke dort wo sie aufgefunden wurde, tatsächlich 2 - 3 Monate gelegen hat. Ich will nicht sagen, daß es nicht so war. Aber es gibt durchaus ein paar Hinweise darauf, daß es nicht so gewesen sein könnte. Man führe sich dazu die Aussagen des Jägers, der Frauke gefunden hat, aus Stern Crime mal zu Gemüte.
Und was soll der Jäger gesagt haben?
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Re: MORDFALL LIEBS -- Diskussion

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Jäger: "Ja, an dem nahegelegenen Weg gingen auch schon mal Spaziergänger her."

Stern Crime: "Warum, glauben Sie, hat man den Leichnam dann nicht früher gefunden?"

Jäger: "Es ist überraschend, dass es so lange gedauert hat, bis man sie fand. Ich habe da auch keine Erklärung."

Es gibt noch ein paar Hinweise / Indizien mehr darauf, daß Frauke dort nicht die ganze Zeit lag, aber das führt hier zu weit. Wer schon mal eine Leiche im Wald aufgefunden hat, weiss wovon ich spreche.
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Re: MORDFALL LIEBS -- Diskussion

Ungelesener Beitrag von Agatha Christie »

Gast hat geschrieben: Freitag, 16. September 2022, 21:36:39 Jäger: "Ja, an dem nahegelegenen Weg gingen auch schon mal Spaziergänger her."

Stern Crime: "Warum, glauben Sie, hat man den Leichnam dann nicht früher gefunden?"

Jäger: "Es ist überraschend, dass es so lange gedauert hat, bis man sie fand. Ich habe da auch keine Erklärung."

Es gibt noch ein paar Hinweise / Indizien mehr darauf, daß Frauke dort nicht die ganze Zeit lag, aber das führt hier zu weit. Wer schon mal eine Leiche im Wald aufgefunden hat, weiss wovon ich spreche.
Der Jäger sagt nur das, was jeder sich auch fragt: Warum hat es so lange gedauert, bis man sie gefunden hat? Auch wenn dort "auch schon mal Spaziergänger" in der Nähe der Fundstelle vorbeiliefen, heißt das nicht, dass sie Frauke auf dem Weg liegend hätten vorfinden müssen. Wie wir wissen, hatte der Täter den Ablageplatz gut gewählt und geschickt getarnt. Und man darf nicht vergessen, dass Hochsommer war, als sie abgelegt wurde. Leichen verwesen dann sehr schnell und schon nach ein paar Tagen gibt es keine Geruchsspuren mehr. Die Gefahr, dass Fraukes Leichnam hätte entdeckt werden können, war für den Täter also höchstens ein paar Tage akut.
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Re: MORDFALL LIEBS -- Diskussion

Ungelesener Beitrag von Klugscheißer »

Gast hat geschrieben: Freitag, 16. September 2022, 21:36:39 Jäger: "Ja, an dem nahegelegenen Weg gingen auch schon mal Spaziergänger her."
Auf dem Weg schon, aber nicht durch den Wald. Denn der Boden in diesem Wald war ja nicht eben. Da war Moos und war nicht bequem zu laufen. Wer schaut auch schon unter Reisighaufen, ob darunter eine Mulde ist, in der eine Leiche liegt.
Gast

Re: MORDFALL LIEBS -- Diskussion

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Agatha Christie hat geschrieben: Freitag, 16. September 2022, 22:34:36 Leichen verwesen dann sehr schnell und schon nach ein paar Tagen gibt es keine Geruchsspuren mehr. Die Gefahr, dass Fraukes Leichnam hätte entdeckt werden können, war für den Täter also höchstens ein paar Tage akut.
Wenn es nicht sehr trocken ist und sie mumifizieren werden sie von Maden befallen und die brauchen bei einem Menschen schon ein paar Wochen bis sie ihn verputzt haben und solange stinkt das erbärmlich, falls keine Aasfresser sich dran laben. Ein toter Vogel ist gleich weggeputzt.
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Re: MORDFALL LIEBS -- Diskussion

Ungelesener Beitrag von HP1 »

Gast hat geschrieben: Freitag, 16. September 2022, 19:05:19 Sagst Du. Es gibt öffentlich keinen einzigen Beleg dafür, daß Frauke dort wo sie aufgefunden wurde, tatsächlich 2 - 3 Monate gelegen hat. Ich will nicht sagen, daß es nicht so war. Aber es gibt durchaus ein paar Hinweise darauf, daß es nicht so gewesen sein könnte. Man führe sich dazu die Aussagen des Jägers, der Frauke gefunden hat, aus Stern Crime mal zu Gemüte.
Nun, die "2-3 Monate" sind bei meinem Gedankengang ja nicht der springende Punkt. Es ging ja um das fragliche Handy von W und in wieweit da ein tatsächlich verdächtiges Bewegungsprofil ermittelt worden sein könnte. Auch wenn die EB von einer Ablage zB bis spätestens Mitte August ausgegangen sind, gehe ich mal stark davon aus, dass Handydaten auch darüber hinaus erfasst und abgeglichen wurden. Zum einen könnte ein Täter den Ort im Nachgang wiederholt aufgesucht haben, zum anderen könnte man so etwaige Zeugen finden, zB um anhand Aussagen zur Geruchsentwicklung das Zeitfenster für Tod/Ablage weiter eingrenzen zu können, oder so. Nicht jeder, der einen intensiven Verwesungsgeruch wahrnimmt, geht dem nach und sucht die Ursache. Viele suchen da eher schnell das Weite, haben kein Interesse daran, sich dort länger als nötig aufzuhalten und mutmaßlich ein vergammelndes Wildtier zu finden.
Jedenfalls, alles das Handy von W betreffend Gesagte gilt genauso, wenn man eine spätere Ablage annimmt.

Zu deinem Einwand an sich:
Der Ablageort wurde mit Sicherheit gründlich untersucht. Und es ist schon augenscheinlich, ob ein Körper an einer Stelle verwest ist oder erst nach (weitgehend) abgeschlossener Zersetzung dort abgelegt wurde. Auch liefert die weitere Zersetzung von in den Boden eingesickerten Verwesungsflüssigkeiten weitere Anhaltspunkte neben den oberflächlichen Überresten, um den zeitlichen Verlauf einzugrenzen. Fehlte diese eingesickerte Flüssigkeit, wäre das aufgefallen, wären die Überreste erst später als "Haut und Knochen" dort abgelegt worden, wäre das zweifelsfrei festgestellt worden.
Wir reden hier von einem Zeitraum von ein bis maximal zwei Wochen, in denen ein verwesender Körper bei üblichen Rahmenbedingungen (T, LF) die Umgebung entsprechend kontaminiert. Die weitere Zersetzung betrifft dann eher Haut, Knorpel usw.
Gegen ein deutlich späteres Versterben und Ablage (des "frischen" Leichnams) spricht der Zustand beim Auffinden. Soweit ich weiß, wurde hier eine Liegedauer ermittelt, die eine Ablage relativ zeitnah zu Fraukes letztem bekannten Lebenszeichen (Telefonat Dienstag) nahelegt - "zeitnah" bedeutet da sicher keine eng gefassten 1-2 Tage oder so, aber sicher auch nicht bis in den September hinein.
Ein merklich späteres Versterben und Ablage scheidet also aus, eine weitgehende Verwesung andernorts (länger als 1-2 Wochen) und dann Verbringung an den Auffindeort ebenfalls.
Bleibt höchstens noch das Szenario, dass der Leichnam nach bereits begonnener, jedoch nicht weit fortgeschrittener Verwesung dorthin verbracht wurde. Nur - erstens "bringt" das eine Ausweitung des möglichen Ablagezeitraums von höchstens einigen Tagen, wäre also kein Argument gegen besagte "2-3 Monate", und zweitens bewegt keiner einen ca. 70kg schweren Körper in aktiver Verwesung durch die Gegend. Also nicht im Auto/Kofferraum, nicht aufm Hänger, nicht auf der Schulter vom Auto bis zur Stelle unter dem Reisighaufen.

Nun, es hat keiner vor Oktober die Überreste entdeckt und gemeldet. Genauso wenig gibt es Zeugen, die zu einem früheren Zeitpunkt (jedoch nach dem angenommenen Ablagezeitraum) vor Ort waren und bestätigen würden, da habe zu dem Zeitpunkt keine Leiche gelegen. Ob da nun "auch schon mal Spaziergänger vorbeikommen", oder nicht - wie oben gesagt, intensiver Verwesungsgeruch ist nicht gerade für jeden ein Anlass, nach der Ursache zu suchen. Ich meine, die meisten würden ein totes Reh oÄ im Gebüsch vermuten, den Brechreiz unterdrücken und schnell weitergehen.

Klugscheißer hat geschrieben: Freitag, 16. September 2022, 22:46:01
(...)Wer schaut auch schon unter Reisighaufen, ob darunter eine Mulde ist, in der eine Leiche liegt.
"Spaziergänger" machen heutzutage bisweilen ja schon sonderbare Sachen... ;)
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Re: MORDFALL LIEBS -- Diskussion

Ungelesener Beitrag von Hbs900 »

Ich hatte auch mal gedacht, der Taeter hatte die Leiche erst spaeter dort
Verbracht. sie soll ja angezogen gefunden worden sein.
Ich glaube ..weiß es aber nicht genau ... die Leiche waere zb nach 2,5 Wochen nicht mehr fuer ihn allein transportfaehig gewesen.
Der transport zb von einem Grundstrueck haette erfolgen kennen. ...Vielleicht??
Mit einer Krankentransporttrage zu ZWEIT in ein geeignetes Fahrzeug,
Dann wieder zu zweit vom Fahrzeug zum Fundort.

Ich koennte mir vorstellen, daß der Job vom anblick und Gestank so ekelhaft, grauenhaft war....
Das der Taster einen Schock bekam...und nie mehr straffaellig wurde

Ich komme noch mal auf die kuerzlich erfolgte hausdurchsuchung zurueck.
Hat sich die Polizeibericht bei der Zielperson .. .Kurz beim ueberfliegen las ich 2 Brueder.... fuer ihre Aktion oeffentlich entschuldigt oder
bekanntgegeben, das die Aktion nicht die Zielperson oder Personen sein konnten...
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Re: MORDFALL LIEBS -- Diskussion

Ungelesener Beitrag von Hbs900 »

Mein tablet aenderte das Wort Spaeter leider um [ repariert ]
ocram84
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Re: MORDFALL LIEBS -- Diskussion

Ungelesener Beitrag von ocram84 »

Hbs900 hat geschrieben: Samstag, 17. September 2022, 10:02:42

Ich komme noch mal auf die kuerzlich erfolgte hausdurchsuchung zurueck.
Hat sich die Polizeibericht bei der Zielperson .. .Kurz beim ueberfliegen las ich 2 Brueder.... fuer ihre Aktion oeffentlich entschuldigt oder
bekanntgegeben, das die Aktion nicht die Zielperson oder Personen sein konnten...
Moin.

Nein.
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Re: MORDFALL LIEBS -- Diskussion

Ungelesener Beitrag von Klugscheißer »

Gast hat geschrieben: Samstag, 17. September 2022, 00:40:50 Wenn es nicht sehr trocken ist und sie mumifizieren werden sie von Maden befallen und die brauchen bei einem Menschen schon ein paar Wochen bis sie ihn verputzt haben und solange stinkt das erbärmlich, falls keine Aasfresser sich dran laben. Ein toter Vogel ist gleich weggeputzt.
Das sind nur wenige Tage, an denen Leichengeruch feststellbar ist:

https://november.de/ratgeber/todesfall/verwesung/
Folge der Autolyse: Die inneren Organe und Teile des Bindegewebes im Körper verflüssigen sich. Der typische Leichengeruch oder Verwesungsgeruch entsteht.
Dauer der Autolyse: In der Regel vergehen nur ein paar Tage, bis die organischen Substanzen durch Autolyse zersetzt worden sind.
HP1
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Re: MORDFALL LIEBS -- Diskussion

Ungelesener Beitrag von HP1 »

@Klugscheißer
Die Autolyse ist ein degenerativer Prozess im Innern des toten Körpers und betrifft die inneren Organe in Bauchhöhle und Schädel. Das geht tatsächlich recht schnell. Gleichzeitig "arbeitet" jedoch auch Fäulnis, die entsteht durch nicht körpereigene Bakterien ("Fäulnisbakterien" sind überall...) und beginnt von außen. Trockene Haut bildet hier eine Zeitlang eine Barriere, an Körperöffnungen und der Aufliegefläche (feucht durch ausgetretene Flüssigkeiten der Autolyse) sowie etwaigen äußeren Verletzungen geht es schneller.
Jedenfalls, auch wenn die Autolyse ziemlich flott abläuft (kauft mal ein Pfund Rinderleber, packt es in eine Schüssel mit Deckel und stellt das Ganze in den Garten...), dauert die Fäulnis bei einem so großen (menschlichen) Körper doch merklich länger und produziert ebenfalls ordentlich üblen Geruch.
Ein deutlicher Geruch in der Umgebung ist daher nicht auf wenige Tage (Dauer der Autolyse) beschränkt, sondern hält etwas länger an - ein bis zwei Wochen sind da schon eine brauchbare Abschätzung.
Gast

Re: MORDFALL LIEBS -- Diskussion

Ungelesener Beitrag von Gast »

… die riesigen Fliegenschwärme nicht vergessen …
Gast

Re: MORDFALL LIEBS -- Diskussion

Ungelesener Beitrag von Gast »

Wir wissen ja gar nicht, ob die bei einer Verwesung austretenden Flüssigkeiten auch bei der Ablagestelle im Erdreich vorhanden oder noch feststellbar waren. Die Ermittlungsbehörden sagen ja nur, dass der Ablageort nicht der Tatort (Tötungsort) ist. Ob der Weg dann vom Tatort zum Ablageort innerhalb weniger Stunden nach der Tötung oder erst nach einigen Tagen oder Wochen (z.B. nach 2 bis 3 Wochen, wenn der Verwesungsgeruch nicht mehr vorhanden ist), erfolgt ist, können ja ggf. die Ermittlungsbehörden festgestellt haben - und halten diese Info natürlich zurück.

Die Aussage der Ermittlungsbehörden, dass der Ablageort nicht der Tatort ist, kann hier also auch darauf hindeuten, dass Frauke erst nach 2 bis 3 Wochen nach dem Tod dort abgelegt wurde - weil z.B. keine Flüssigkeiten aus dem Verwesungsprozess vorhanden waren, aber vielleicht im Erdreich hätten vorhanden sein müssen, wenn Frauke dort zeitnah nach dem Tod abgelegt worden wäre.

In diesem Zusammenhang frage ich mich sowieso: wenn Frauke als eine der genannten Möglichkeiten erstickt wurde, wie kann man dann feststellen, dass dies nicht am Ablageort stattgefunden hat - z.B. im Auto auf dem Weg neben der Ablagestelle. Die Ablagestelle ist zwar dann nicht der Tatort, aber dieser liegt dann aber direkt daneben - und das kann eigentlich mit der Aussage, dass der Ablageort nicht der Tatort ist, nicht gemeint sein.

Daher könnte es wirklich so sein, dass mangels vorhandener Flüssigkeiten im Erdreich der Ablageort nicht der Tatort sein kann. Die Ermittlungsbehörden sagen ja aus taktischer Überlegung nicht, aus welchen Umständen sie darauf geschlossen haben, dass der Ablageort nicht der Tatort ist.

Und eine Leiche nach 2 bis 3 Wochen im Zustand der Verwesung dort abzulegen heißt ja nicht, dass die Leiche direkt im Kofferraum lag oder über die Schulter vom Auto zur Mulde gebracht wurde. Es gibt ja auch Leichensäcke oder sonstige "Umhüllungen", die der Täter verwendet haben kann.

An der Ablagestelle hätte er sie dann nur noch aus der Umhüllung in die Mulde "fallen" lassen müssen - deshalb auch die "lieblose" Ablage wie ein Stück Müll.

Es ist also vieles möglich, wenn man die Aussage, dass der Tatort nicht der Ablageort ist, mal hinterfragt.
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