MORDFALL GÜNTHER STOLL (aka "Der YOG'TZE-Fall"), 1984

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DB Cooper
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Re: MORDFALL GÜNTHER STOLL (aka "Der YOG'TZE-Fall"), 1984

Ungelesener Beitrag von DB Cooper »

Und genau genommen ist es ein Gedächtnisprotokoll. Der original Zettel ist nicht aufgefunden worden.
So zumindest meine Info.

Y gleich Y oder Zeichen für Sternschaltung?
O gleich O oder Null?
G oder eine 6
`halber Schrägstrich?

und so weiter...
Jolu65

Re: MORDFALL GÜNTHER STOLL (aka "Der YOG'TZE-Fall"), 1984

Ungelesener Beitrag von Jolu65 »

Wer weiß was GS da aufgeschrieben hat. Für ihn hatte das eine Bedeutung - für uns wird es niemals eine erlangen. Denn das ist ein persönlicher Code, eine Gedankenstütze. Vielleicht war das seine Art sich daran zu erinnern, dies oder das zu erledigen, einzukaufen oder was auch immer. Das kann banal sein.
Aber der vorherige Gedanke, dass GS etwas wusste, was er mit anderen Leuten in Zusammenhang bringen konnte ist weiterzuverfolgen- auch ohne YOGTZE.
Es geht um das Jahr 1984. Wir müssen uns in diese Zeit versetzen und nachdenken, um was es gegangen sein kann- in dieser Gegend im Siegerland.
Mir fällt das momentan aber leider nichts ein- zum Siegerland. Bei 1984 ist das anders- da denke ich weiter.....
Melanie
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Re: MORDFALL GÜNTHER STOLL (aka "Der YOG'TZE-Fall"), 1984

Ungelesener Beitrag von Melanie »

Den XY-Fall vergesse ich auch nicht. Es gibt grundsätzlich zwei Sichtweisen. Man kann es psychologisieren oder man kann eine übersinnliche Realität annehmen. Ich gehe von letzterem als Realität aus. Als Quelle gebe ich folgendes Video an mit dem Titel: "Besessen von bösen Geistern | Horrortrip nach Voodoo". Es ist aus 2015. (Es ist nicht die einzige Quelle, die ich kenne.)

https://www.youtube.com/watch?v=IBiro667mvE

Noch heute bedaure ich, dass Herr Stoll so spät zu dieser alten Frau kam. Sie hätte ihm vermutlich helfen können.
Jolu65

Re: MORDFALL GÜNTHER STOLL (aka "Der YOG'TZE-Fall"), 1984

Ungelesener Beitrag von Jolu65 »

Gibt es übersinnliche Erklärungen ? Gibt es mehr als Raum und Zeit und vor allem mehrere Dimensionen von Zeit ? Existiert Gott oder ist das Leben auf der Erde eine ausgeklügelte Versuchsanordnung Außerirdischer ? Existiert nur ein Körper und endet das Bewußtsein mit dessen Tod oder kommt es zu einem Weiterexistieren einer Seele nach dem biologischen Tod vor allem in anderen Dimensionen der Zeit ?
Das sind Fragen, die schon interessant sind, aber nicht beantwortet werden können- schon gar nicht von mir !
Nun war GS der Prototyp des Profanen und Durchschnittlichen. Lebensmitteltechniker, zudem zum Zeitpunkt seines Ablebens trotz Wirtschaftsaufschwungs arbeitslos, verheiratet, eine Tochter, Besitzter eines alten Golf mit 50 PS- Spießer durch und durch. Gut vielleicht heimlich irgendwo einen Joint geraucht- das war es dann aber auch.

Und doch sein Tod ist dermaßen bizarr, dass man eine Erklärung nicht finden kann- schon gar nicht, wenn man diese Spießergestalt vor einem inneren Auge visualisiert.
Da muss noch etwas anderes im Leben von GS gewesen sein.
Aber das war vielleicht auch wieder profaner, als dass man Geister bemühen müsste, um sein Ableben zu erklären.
Ich habe inzwischen lange über diesen Fall nachdenken können.....
Was macht eigentlich jemand nachts nackt in seinem Auto mit ordentlich zusammengelegten Kleidern und Schuhen im Fußraum auf einer Bundesautobahn ?
Vielleicht führt diese Fragestellung zum Ziel.
Wahrscheinlich war GS homosexuell und hat einen entsprechenden Cruiser-Parkplatz aufgesucht.
Es soll solche Orte geben..... und was da Menschen machen, die solche Orte aufsuchen, entzieht sich meiner Kenntnis, weil ich nicht homosexuell bin und solche Orte aufgrund ihrer Gefährlichkeit nicht aufsuchen kann und werde.
GS wäre aber nicht der Erste, der durch "Cruising" ums Leben kam und er wird ganz sicher nicht der Letzte gewesen sein. Denn wer sich in Gefahr begibt kommt darin um.
Das wird der Grund gewesen sein, warum er sich Frau H versucht hat anzuvertrauen. Er war zu irgendetwas verabredet, was auch ihm wahrscheinlich Sorgen bereitete und wovon er innerlich zurückschreckte.....

Wie das das niedergeschreibene YOG´TZE passt, weiß kein Mensch, weil man ja gar nicht weiß, ob GS eine solche Buchstabenkombination tatsächlich aufschrieb.
Melanie
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Re: MORDFALL GÜNTHER STOLL (aka "Der YOG'TZE-Fall"), 1984

Ungelesener Beitrag von Melanie »

Jolu65 hat geschrieben:Nun war GS der Prototyp des Profanen und Durchschnittlichen. Lebensmitteltechniker, zudem zum Zeitpunkt seines Ablebens trotz Wirtschaftsaufschwungs arbeitslos, verheiratet, eine Tochter, Besitzter eines alten Golf mit 50 PS- Spießer durch und durch.
Mein Gott, welch eine abfällige Reduzierung eines Menschen! Wie kann man nur so überheblich sein? Wir wissen nicht viel von Herrn Stoll, deshalb kann und darf man ihn wegen seiner Arbeitslosigkeit, wegen seines alten Golf doch nicht so abwerten?

Sollte er lieber mit einem teuren Auto geprotzt haben, das er auf Pump gekauft hatte, um im Nachhinein nicht abgewertet zu werden?

Also arbeitslos und verheiratet gewesen zu sein, eine Tochter gehabt und ein altes Auto gefahren zu haben, ist gleich "Spießer durch und durch"?

Soll damit suggeriert werden, dass es um den nicht schade war? So kommt mir das nämlich vor.
Jolu65 hat geschrieben:Gut vielleicht heimlich irgendwo einen Joint geraucht- das war es dann aber auch.
Und das Joint rauchen hätte ihn etwas aus dem Spießersumpf herausgehoben?

Entschuldigung, ich schweige hier, um nicht beleidigend auf dasselbe Niveau zu sinken.

Jolu65 hat geschrieben:Und doch sein Tod ist dermaßen bizarr, dass man eine Erklärung nicht finden kann- schon gar nicht, wenn man diese Spießergestalt vor einem inneren Auge visualisiert.
Aha! Für einen "bizarren Tod" kann man eine Erklärung nicht finden.
Da Herr Stoll jedoch "diese Spießergestalt" war, kann man eine Erklärung "schon gar nicht finden"?

Passende Volksweisheiten:

Dummheit und Stolz wachsen auf einem Holz.

Dem Sturze geht Stolz voran, und hoffärtiger Sinn dem Fall.

Hochmut kommt vor dem Fall.

Ich bin Herrn Stoll heute noch dankbar, dass er die alte Frau aufsuchte. Das hat er getan und das ist nicht wegzudiskutieren.

Das war weise, jedoch leider zur falschen Zeit. Sie hätte ihm helfen können, denn Gläubige wissen, dass Jesus höchstselbst Geister austrieb und Besessene heilte.
Und Herr Stoll wusste das auch. Ja, jammerschade um ihn. Das ist meine Bewertung aufgrund des geringen Wissens, das uns die Filmbeschreibung gab.

Aber da gibt es einen Kommentar eines @Thorsten auf einem Blog eines Code-Entschlüsslers zum Yogtze-Fall. Dieser Thorsten stammt aus dem kleinen Dorf mit der frommen Frau. Thorsten sagte, dass es im Dorf zwei Theorien gab, die aber Dorfgeheimnis bleiben. Nachfragen hat er nicht beantwortet.
http://scienceblogs.de/klausis-krypto-k ... en-sein/2/
(runtersrollen zum 4. Kommentar)
Jolu65

Re: MORDFALL GÜNTHER STOLL (aka "Der YOG'TZE-Fall"), 1984

Ungelesener Beitrag von Jolu65 »

Hier soll niemand abgewertet werden.
Man muss sich Taten eben deutlich machen, wie sie gewesen sein könnten. Dazu sollte man sich ein Bild von Opfern machen, so wie nun einmal waren.
Das hier ist doch keinerHeldenverehrung oder eine Trauerseite.

GS war so wie er eben war: Durchschnittlich eben. Das ist weder gut noch schlecht, sondern ist zunächst einmal vor dem Hintergrund seines Ablebens, das ich immer noch als bizarr ansehe, bemerkenswert. Wäre er Pier Paolo Pasolini gewesen, dann hätte mich die Art und Weise seines Ablebens sehr viel weniger verwundert, so aber verwundert es mich vor eben dem sozialen Hintergurnd, den er nun einmal hatte, doch sehr.
Und ich habe das doch nicht erfunden, dass er arbeitslos war und den Beruf des Lebensmitteltechnikers erlernt hat. Er war eben arbeitslos und er hatte eben diesen Beruf. Es gibt schönere Berufe als den des Lebensmitteltechnikers und auch wesentlich schlechtere. Dann gibt es noch Menschen, die haben einen "schönen" Beruf, machen den aber nicht gerne, manche finden jedoch auch Erfüllung in dem schlimmsten Job, den man sich vorstellen kann.......

Man muss das schon im Hinterkopf behalten, dass da einer arbeitslos war, im Jahr 1984 - in einer Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs in einem damals wie heute recht konjunkturunabhängigen Beruf. Das ist schon zu hinterfragen, aus welchem Grund GS arbeitslos war.
Z.B könnte er auch krank gewesen sein, vielleicht sogar psychisch krank. Das würde einiges besser erklären, wenn man das wüsste. Vielleicht war er auch nicht krank, sondern lebte vom dem Geld, das seine Frau verdiente. Vielleicht war in kriminelle Machenschaften verstrickt......
Man weiß das alles nicht. Wenn man sich aber auf einer Diskussionsebene der Sache nähern möchte, dann kann man nicht von vorneherein alle diese Dinge ausklammern, weil sie vielleicht als taktlos oder abwertend oder sonst wie negativ erscheinen. Das verstellt den nüchternen Blick auf die Situation. GS ist nun schon über 30 Jahre tot. Es bringt weder ihm war noch sonst wie die Sache voran, wenn man ihn zum Säulenheiligen macht, der er vielleicht nicht war. Aber eines ist auf klar:
Er wurde Opfer einer Straftat und es gibt Täter dieser Straftat.
Melanie
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Re: MORDFALL GÜNTHER STOLL (aka "Der YOG'TZE-Fall"), 1984

Ungelesener Beitrag von Melanie »

Jolu65 hat geschrieben:Man muss das schon im Hinterkopf behalten, dass da einer arbeitslos war, im Jahr 1984 - in einer Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs in einem damals wie heute recht konjunkturunabhängigen Beruf. Das ist schon zu hinterfragen, aus welchem Grund GS arbeitslos war.
Es ist gut, dass Sie, Jolu65, nun den negativen Begriff "Spießer" unterlassen. Er ist abwertend und er hat im Fall des Herrn Stoll nichts verloren, wie auch in anderen Fällen nicht.

Dass er arbeitslos war und dass er möglicherweise psychische Probleme hatte, das könnte durchaus der Fall gewesen sein. Der Film verschweigt uns weiteres, was mich auch interessiert hätte. In irgend einem Kommentar wundert man sich, dass alle Kontaktpersonen von GS sein seltsames Verhalten einfach so hingenommen haben, ob das die Ehefrau, die alte Frau oder der Wirt waren. Andererseits hatten diese gar keine Zeit mehr zur Intervention am nächsten Morgen, denn noch in der Nacht kam Herr Stoll zu Tode.

Der Mann war ein Getriebener. Er konnte es nicht zu Hause aushalten. Er blieb nicht im Lokal für länger. Die alte Frau wollte in wegen der späten Stunde nicht empfangen. Dann trieb es ihn in seinem Auto in den Straßenverkehr, wo er mysteriös zu Tode kam.

Die Person des Herrn Stoll hätte mich interessiert, gar nicht so sehr die Umstände auf der Straße, sondern sein Lebensumfeld, seine sozialen Beziehungen, sein Verhältnis zur Ehefrau und seiner Tochter, sein Bemühen um Arbeit, sein Umgang mit Absagen von Bewerbungen sein Verhältnis zu seiner Mutter und seinen Geschwistern (sofern er welche hatte), ob er in ärztlicher Behandlung war, ob er in einer christlichen Gemeinde war, ob er schon länger an dieser inneren Unruhe litt, ob es deshalb einen Zusammenhang mit seiner Arbeitslosigkeit gab.

Und mich würde interessieren, warum die Filmregie diese Informationen wegließ. Das muss Gründe gehabt haben. Natürlich muss man an Persönlichkeitsschutz der Familie denken, das ist klar.
Jolu65

Re: MORDFALL GÜNTHER STOLL (aka "Der YOG'TZE-Fall"), 1984

Ungelesener Beitrag von Jolu65 »

Man kann davon ausgehen, dass GS schon ein etwas spießiges Landleben führte- jedenfalls so wird es eben skizziert. Was kann ich dafür, dass es so ist. Ich selbst bin schon auch Spießer und schäme mich da gar nicht so sehr. Ich kann mit vielen "liberalen" Ansichten nichts anfangen, weil meine Lebenserfahrung mich das eben lehrte. Ist halt so- und nicht wie in den frühen 1980er, als die Band Straßenjungs, die Spießer am Spieß zum besten gab. Habe ich auch live erlebt. Heute sind nicht mehr die 1980er-Jahre, die ich glücklicherweise in vollen Zügen genießen durfte.
Und da sind wir im Jahr 1984, in dem die Tat geschah. Da war GS 34 Jahre alt und ich hätte ihn sehr wahrscheinlich für eine "Vollspießer" gehalten- jedenfalls so wie er dargestellt wurde:
Golf 1, verheiratet, 1 Tochter, Haus, Dorf im Westerwald, Kneipengänger.

Aber:
GS war vielleicht gar nicht "der Spießer" für den man ihn nach der Berichterstattung halten müsste.
Denn es gibt eine weitergehende Berichterstattung:
Danach war er Bäckergeselle, seine Frau Angestellte bei einer Versicherung- gut das ist sehr spießig. Offenbar war der Beruf des Bäckers aber nicht der Richtige- und das obwohl seine Eltern eine Bäckerei hatten. GS soll sich zum Lebensmitteltechniker in einem Fachstudium weiterqualifiziert haben, aber leider den Abschluss völlig vermasselt haben, so dass er arbeitslos und ohne den begehrten Beruf des Lebensmitteltechnikers dastand. Selbstverständlich führte das zu Depressionen und Eheproblemem- kommt vor..... . Dabei soll - und das wird nur durch die Ehefrau ausgesagt, ohne dass es bewiesen wurde, am Tatabend GS seiner Frau ein blaues Auge verpasst haben.
Das wiederum wäre oberspießig, aber kam im 20. Jahrhundert wohl schon öfter einmal vor....

Nun vor diesem Hintergrund spielte sich dann die Tatnacht ab.

Was mich erstaunt ist, dass es wohl tiefgreifendere familiäre Probleme gegeben haben muss, womit auch die Rolle der Frau Hellfritz erklärbar wird.

Szenarien:
Es gibt einen Familienbetrieb (Bäckerei), der nicht gut läuft und man sagt "Günther mach was anderes und werde Lebenmitteltechniker". Günther macht das und versagt- da wird nicht nur der Günther enttäuscht gewesen sein. Aber gut das wäre ja nicht so schlimm gewesen, weil der Günther ja wieder hätte in Bäckerei als Bäcker weitermachen können. Hätte einen gewissen Ärger aufgrund der Enttäuschung nach sich gezogen, aber das wäre es dann gewesen.
Deshalb wird es so ja nicht gewesen sein, weil wir ja auch wissen, dass GS arbeitslos war- er demnach nicht bei seinen Eltern arbeitete. Er wollte wohl kein Bäcker mehr sein, sondern strebte nach etwas Anderem- wohl für ihn Besseren. Ob das seine Eltern, vor allem sein Vater auch so sahem, darf in einem solchen Szenario (ich bin was Besseres) sehr bezweifelt werden. Nun hat also GS versagt und es blieb ihm der berufliche Aufstieg verwehrt- auch sonst hatte er als 34-jähriger Bäckergeselle wohl keine allzu rosigen Aussichten. Das wird ihm schon auch- vielleicht offen, vielleicht unterschwellig- seine Ehefrau klargemacht haben. Er befand sich also in einer Zwickmühle- vielleicht gab es auch schon ein Ultimatum seiner Ehefrau...... Hinzu kommt noch die Blamage des Versagens gegenüber seinen Eltern und auch im Dorf wird es das Lästereien gegeben haben.
Jedenfalls ist GS aufgewühlt. Das Erste, was ihm einfällt ist das Aufsuchen einer Kneipe zu nächtlich recht vorgerückter Stunde (ja damals ging man nicht erst um 23 Uhr irgendwo hin, schon gar nicht am Werktag und schon gar nicht auf dem Land). Dort kam es zu einem Nervenzusammenbruch und zu einer Entscheidungsfindung. Er musste zu seinen Eltern, um seine weitere berufliche und soziale Zukunft zu regeln. Man kann erahnen, dass die Frau Hellfritz hier vermitteln sollte. Entweder wollte sie das ganz und gar nicht oder sie hat den Ernst der Lage zu mitternächtlicher Zeit nicht erkannt.

Ich glaube inzwischen, dass GS das Opfer eines Familiendramas wurde. Wie genau kann ich nicht sagen. Aber es muss sehr handgreflich zugegangen sein. So könnte auch das "Blaue Auge" der Ehefrau eine ganze andere Erklärung gehabt haben.

Übrigens soll Frau S nicht mehr leben (steht bei Stern Crime)
Dort steht aber auch, dass es ein Bedrohungsszenario gegeben haben soll. Dieses Bedrohungsszenario wird aber nur von Frau S als Solches beschrieben.... Ich glaube daran nicht.
GS war ein "armer Wicht", den in einem entscheidenden Augenblick seines Lebens das Glück verlassen hat. Hinterher hat man dann alles versucht gerade zu biegen, damit die "Familienehre" wieder hergestellt wurde.
Wer da jetzt Spießer ist oder Spieß - wer kann das beurteilen ? Bizarr ist die Handlung jedenfalls gewiss.
Melanie
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Re: MORDFALL GÜNTHER STOLL (aka "Der YOG'TZE-Fall"), 1984

Ungelesener Beitrag von Melanie »

Das familiäre Umfeld in den Blick zu nehmen, halte ich für sinnvoll.
Der XY-Film gibt zwar keinerlei Anhaltspunkte für eine Auseinandersetzung in der Ehe, doch die Arbeitslosigkeit war evtl. doch eine Belastung für einen oder für beide und vielleicht auch für seine Eltern. Es ist schon bezeichnend, dass sich GS zu einer bekannten alten Frau, nicht aber zu seinen Eltern begeben hat. Das deutet darauf hin, dass er sich bei seinen Eltern nicht in gleichem Maße verstanden fühlte.

Er ignorierte ja auch den Rat von Frau Hellfritz, zu seiner Mutter zu gehen. Und vielleicht hat die Erfolglosigkeit eines Gespräches seinen psychischen Zustand sehr verschlimmert.

Zur Diagnose hat Dr. Jörg Müller gefehlt. Er hätte unterscheiden können, ob es eine Besessenheit von Dämonen oder ein Traumata war. Dr. Müller ist nämlich Priester und klinischer Psychotherapeut. Er kann den psychischen Bereich behandeln und er kann den seelischen Bereich behandeln. Im einen Fall sind Traumatherapien angebracht, im anderen Fall Gebete, Weihwasser und/oder religiöse Symbol-Gegenstände.

So schildert Dr. Müller hier: https://www.youtube.com/watch?v=6TZrrmVPueU
dass esin seiner Praxis kaum eine Besessenheit in mehreren Jahrzehnten gegeben habe, wohl aber Traumata. In einem Fall, und das schildert er um die 6. Minute ca. 2 Minuten lang sehr überzeugend, wie er es herausfand, dass ein Priester, der ihm von einem Arzt als besessen geschickt worden war, nicht besessen war, sondern 4 Traumatas in der Kindheit erleben musste. (Ich suchte ein anderes Video von Dr. Müller. Da stieß ich heute zufällig auf dieses, habe aber aus Zeitgründen nur 10 Minuten lang reingeschaut. Titel: " Verwünscht, verhext, verrückt oder was? Gibt es dämonisch bedingte Störungen?")
Jolu65

Re: MORDFALL GÜNTHER STOLL (aka "Der YOG'TZE-Fall"), 1984

Ungelesener Beitrag von Jolu65 »

Da ist nix mit Exorzismus oder sontigem Übersinnlichen !
GS ist um 1950 geboren. Er war also 1968 18 Jahre alt und hat vielleicht seinen Wehrdienst abgeleistet.
Zuvor war er Bäckerlehrling.
So und nun muss man eben wissen wie das in der Zeit in BRD so war auf dem Land:
Da war nichts mit Selbstverwirklichung, Gleichberechtigung oder dergleichen.
Wenn man keinen überaus engagierten Lehrer hatte und auch nur durchschnittlich- also ganz normal- intelligent war ( so dass man heute ohne Weiteres ein Abitur machen konnte ), dann war der Weg vorgezeichnet. Da war nichts zu machen, wenn man der Sohn war, der auserkoren wurde, den Betrieb, das Geschäft des Vaters weiterzuführen.
Das wird bei GS nicht anders gewesen sein und seine biografischen Daten zeigen das ja auch ganz deutlich. Er sollte die Bäckerei weiterführen und des deshalb lernte er Bäcker- ob er wollte oder nicht. Da kam gar nichts anderes in Frage. Ich habe solche Dorfpatriachen noch von außen noch kennengelernt. Da konnte man nur sehr schwer ausbrechen. Und GS macht auch nicht denEindruck eines überzeugten 68ers und Revoluzzers. Gut er hat vielleicht Hippie-Musik gehört und einen Joint geraucht. Wenn überhaupt.
Ich kann mir auch sehr gut vorstellen, welchen Affront das bedeutet, dass die Schwiegertochter- also die Ehefrau von GS- nicht im Geschäft mitarbeitete und auch in einem eigenen Haus in einem anderen Dorf wohnte. Eigentlich wohnt der Chef (senior und junior) im Haus des Geschäfts- so "gehörte sich das". Eine Schwiegertochter die in der nahen Stadt einen Beruf auch noch im Angestelltenverhältnis nachging, war nicht üblich und war ganz sicher ein Dorn im Auge der Schwiegereltern.
Nun zu Frau Hellfritz:
Sie wird so eine Art Mutterersatz gewesen sein. Denn die leibliche Mutter wird es nicht einfach gehabt haben. Normalerweise- so kenne ich das aus meiner Jugend- war die Frau des Bäckers den ganzen Tag im Laden- also von morgens kurz nach 5 Uhr bis zum späten Nachmittag . Die wird keine Zeit gehabt haben sich um GS zu kümmern. Da gingen die Kinder auch noch alleine von zu Hause aus zu Fuß in den Kindergarten- nichts mit Helikoptereltern. Gut die kamen auch mittags nach Hause und die Mutter hat dann neben ihrem Laden auch noch ein Mittagessen vorzubereiten gehabt. Ich kann mir schon gut vorstellen, dass GS sich oft in der Nachbarschaft aufhielt und dort besonders bei Frau Hellfrizt......

So jetzt zu Tatabend:
GS war in der Kneipe ist mit den Nerven am Ende und es muss sich etwas entscheiden !
Es ist doch ganz naheliegend, dass er zuerst Frau Hellfritz aufsucht. Tragisch ist, dass diese offenbar die Situation nicht so recht einordnen kann oder vielleicht einfach nicht mehr die Kraft aufbringen konnte vermittelnd GS bei seinen Eltern zu unterstützen.
Aber GS war ja in der Nähe seiner Eltern. Aber auch genau dort muss ja die Tat passiert sein. Alles andere passt ja nicht in das Zeitraster.
Ich kann mir nur vorstellen, dass GS eine Aussöhnung oder auch eine Konfrontation mit seinen Eltern und vor allem mit seinem Vater gesucht hat. Denn der war als Bäcker gewiss nicht lange nach dem Erscheinen von GS in seiner Backstube und das wusste GS ja auch. Da muss etwas Schreckliches passiert sein.
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Re: MORDFALL GÜNTHER STOLL (aka "Der YOG'TZE-Fall"), 1984

Ungelesener Beitrag von DB Cooper »

In der aktuellen Ausgabe der Stern CRIME steht ein Artikel über den Fall. Falls es euch interessiert :-)
Jolu65

Re: MORDFALL GÜNTHER STOLL (aka "Der YOG'TZE-Fall"), 1984

Ungelesener Beitrag von Jolu65 »

Das ist bekannt.
Da ist auch beschrieben, dass GS, wie ich es vorangehend ja schon wiedergegeben habe, nicht Lebensmitteltechniker war, sondern seine Ausbildung wegen eigenen Fehlversagens nicht abschließen konnte......
Ich denke nun in eine andere Richtung und vermute das Tatgeschehen in der Familie.... Aber wie dieses Tatgeschehen konkret abgelaufen sein könnte, weiß ich natürlich auch nicht.

Noch einmal zur Zeitleiste:
GS fährt spätabends so gegen 11:00 von zu Hause weg, war dann in der Kneipe und um 01:00 bei Frau Hellfritz- und um 03:00 war er schwer verletzt aufgefunden worden. Zur eigentlichen Tatbegehung und dem Transport zum Auffindeort bleiben demnach nur 1:30 bis 1:45 Stunden. Unter Berücksichtigung der reinen Fahrzeit kann sich GS nicht sehr weit von dem Anwesen von Frau Hellfritz entwernt haben,
WENN
Die Tat unmittelbar nach deren Aufsuchen geschah.
Und GS war in unmittelbarer Nähe seines Elternhauses sozusagen in Rufweite. Und in der Bäckerei begann der Arbeitstag.....
Was läge denn eigentlich nahe ?

1. GS versteht sich mit seinen Eltern und insbesondere mit seinem Vater ausnehmend gut- dann wäre es doch durchaus ganz normal, wenn er ihn in Backstube besucht und bei der Arbeit hilft- er hat eigentlich auch nichts besseres zu tun.....
2. GS hat gravierende Probleme mit seinen Eltern und insbesondere mit seinem Vater- dann wäre es vielleicht nicht so normal, aber durchaus denkbar, dass er den Vater aussucht, um etwas zu fordern, zu klären oder zu erbitten.....
Melanie
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Re: MORDFALL GÜNTHER STOLL (aka "Der YOG'TZE-Fall"), 1984

Ungelesener Beitrag von Melanie »

@Jolus65:
Ihre Gedanken sind wirklich plausibel. Super! Meine große Anerkennung dieser Leistung!

Dass GS Bäcker war, ist mir neu, aber Sie werden das in einer Quelle herausgefunden haben. Und die Beschreibung "Lebensmitteltechniker" beißt sich nicht unbedingt mit dem Bäckerberuf.
Den neuen Stern kenne ich auch nicht.

Ihre Überführung des Falles aus dem Mystischen ins Naheliegende ist wie das Fallen der Schuppen von den Augen. Ja, Sie stellen den Fall vom Kopf auf die Füße und suchen erst einmal im Nahbereich, statt in der Ferne irgendwelcher Sauerlandautobahnen.

Es ist wirklich alles einleuchtend, das Beziehungsgefüge aufgrund des Herausklingelns der Frau Hellfritz und nicht der eigenen Mutter. Und Bäcker beginnen ihren Arbeitstag ganz ganz früh. Die wäre eher wach gewesen, als Frau Hellfritz.

Und wie so oft, liegt der Schlüssel im nahen Bereich, statt in der Ferne. Auch die psychische Belastung des GS ist von hier aus, zumindest zu einem erheblichen Anteil, erklärbar. Da muss es Spannungen gegeben haben. Wollte oder konnte der arbeitslose GS nicht im Geschäft seines Vaters arbeiten, sofern dieser Betrieb noch existieret hatte? Das musste den Vater ja aufgeregt haben, wenn er vielleicht eine Arbeitskraft gebraucht hätte.

GS litt evtl. unter furchtbarem Druck, unter Schuldkomplexen, unter Vorwürfen, und möglw. unter Enttäuschung und Ablehnung des Vaters gegenüber ihm. Das machte ihn fertig, das war eine schwere Belastung, der er entkommen wollte. Ich weiß nicht, ob bzw. wie sich in GS diese Sache psychisch entwickelte. Ich bin kein Psychologe und ich weiß nicht, ob sich diese Vorwürfe verselbständigten und sich auf andere "geistige Verfolger"übertrugen, weil man sich die Ablehnung durch den eigenen Vater nicht eingestehen und wahrhaben wollte.

Auf jeden Fall hat Ihr Beitrag eine Menge enträtselt. Wie sich das dann letztlich auf der Autobahn dargestellt hat, ist für mich sekundär. Die nicht unmögliche Begegnung im Elternhaus in jener Nacht, dürfte nicht harmonisch verlaufen sein. Da könnte sich sein Zustand tatsächlich verschlimmert haben.

Ich sage nochmals: Besten Dank!
Jolu65

Re: MORDFALL GÜNTHER STOLL (aka "Der YOG'TZE-Fall"), 1984

Ungelesener Beitrag von Jolu65 »

Nun ist das was ich dargestellt wollte, eine Hypothese.
Aber ich denke eben, dass da im dörflichen Bereich - der Sozialisation sämtlicher in Frage kommender Protagonisten- eine Spannung aufgebaut hat, die unweigerlich in einer Katastrophe münden musste.
Ich glaube, dass ich das so darstellen kann, obwohl ich natürlich keinen dieser Menschen persönlich gekannt habe oder kenne. Ich selbst komme auch nicht aus dem Sauerland, aber aus einer Kleinstadt.

Da ist ein Vater, der in den Nachkriegsjahren eine Bäckerei aufgebaut hat. Wahrscheinlich- nicht ohne Grund- ein stolzer Handwerker ( und auch ein bisschen Spießbürger ). Das soll nicht abwertend gemeint sein. Im Sauerland der 1950er, -60er und auch -70er Jahre waren die Menschen sehr konservativ und heimatverbunden- das ist nun einmal so. Dieser Bäckermeister will sein Geschäft, auf das er wahrscheinlich ungemein stolz ist, in der Familie behalten, auf die er wahrscheinlich ebenso stolz ist- in seinem Sinne. Er hat einen Sohn als Bäcker und der soll, ja muss sein Nachfolger werden.
Man kann die Enttäuschung durchaus nachvollziehen, als eben dieser Sohn das nicht wollte.....
Da wird schon auch ein große Wut über die Entscheidung des Sohnes mitschwingen. Davon können und sollten wir ausgehen.
Die Brüder des GS- die werden über das Verhalten des ausersehenen "Kronprinzen" auch nicht erfreut gewesen sein; u.a weil sie nun "ran" mussten. Das wird auch viel "böses Blut" gegeben haben.
Die Mutter der Kinder- über die kann man nichts sagen. Man kann nicht wissen auf wessen Seite sie stand. Aber ich nehme an, auch nicht an der Seite von GS.
Frau Hellfritz- der wird das alles zuviel geworden sein. Immerhin musste sie als unmittelbare Nachbarin ja mit den Eltern von GS zurecht kommen- und wahrscheinlich wollte sie auch genau das als gottesfürchtige Frau. Sie schied auch als Unterstützerin aus und schien "eine gewisse Neutralität im Konflikt erklären zu wollen" als GS sie - wahrscheinlich wieder einmal- für seine Zwecke instrumentalisieren wollte.
Seine Ehefrau- es könnte sein, dass sie zu ihm hielt, wie er wahrscheinlich auch zu ihr. Das blaue Auge könnte dadurch entstanden sein, dass sie versucht hat zurückzuhalten und ja nichts unbedachtes zu machen- und ihr das aber nicht gelang. Es könnte aber auch durch einen Einschüchterungsversuch der Familie entstanden sein. Beides halte ich für durchaus möglich.

Ja und dann die bedeutungsschwangeren Worte:
".... es wird etwas Schreckliches in dieser Nacht geschehen..." oder so ähnlich.
Ja der große Kriminologe E. Zimmermann.... da hat er sich geirrt. GS meinte wahrscheinlich, dass nicht ihm etwas Schreckliches widerfährt, sondern dass von ihm eine Gefahr ausgeht, durch die etwas Schreckliches passieren kann.

Ich glaube GS ist nach seinem "Auftritt" bei der Frau Hellfritz zu seinem Vater gegangen. Dann kam es zu einer folgenschweren Auseinandersetzung, die ich im Detail hier nicht rekonstruieren kann.

Was ich mich aber frage:
Kann denn wirklich ein Überrolltrauma als gesichert gelten ? Sind denn wirklich Profilspuren von Reifen auf der Haut von GS zu sehen gewesen ? Oder entspricht das Verletzungsmuster von GS dem eines Überrolltraumas ?
Wenn ein Überrollen zwar als wahrscheinlich gelten muss, aber nicht als sicher, dann könnte ich mir auch vorstellen, dass die Verletzungen von GS auch von Maschinen herrühren könnten, die man in einer Bäckerei findet......
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Re: MORDFALL GÜNTHER STOLL (aka "Der YOG'TZE-Fall"), 1984

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G.S. war gelernter Bäcker. Er studierte einige Jahre später aber in Richtung Lebensmitteltechnik. Da er die letzte Prüfung nicht bestand, und das öfter, war irgendwann Schluss. Er wurde depressiv, hat aber wahrscheinlich seine Frau auch geschlagen.

Nun sind gescheiterte Studenten ja nicht dümmer als vorher. Er war ja fast fertig und auf den Letten Test kommt es nicht an. Nicht für das Bildungsniveau. Studenten lernen in ihrer Zeit auch viele Leute kennen und leiden chronisch unter Geldmangel. Was liegt jetzt nahe? Wahrscheinlich haben sie sich irgendwie Geld dazu verdient. Vielleicht deshalb der Kontakt nach Holland. Ich denke aber eher als Händler von chemischen Drogen, nicht als Konsument.

Das Verletzungsbild scheint klar zu sein, so die Polizei. Aber nicht von seinem eigenen PKW.

Wenn sein Vater oder seine Brüder darin verwickelt wären, dann hätte er das sagen können. Er sagte ja auch, es waren keine Freunde.... Und bei einem typischen Streit mit dem Vater hätte das wahrscheinlich in der Backstube stattgefunden. Und das aus Affekt.
Jolu65

Re: MORDFALL GÜNTHER STOLL (aka "Der YOG'TZE-Fall"), 1984

Ungelesener Beitrag von Jolu65 »

1.
Die Polizei konnte keine Verbindung von GS zu Drogenhändlern herstellen. Vielleicht hat er selbst gelegentlich Drogen konsumiert, aber dass er damit gehandelt haben könnte, ist ein recht gewagte Hypothese. Der Mann war ein paar Mal in Holland- ich selbst war in meinem Leben auch zweimal in Holland. Das bedeutet noch längst nicht, dass wenn man in der Nähe Hollands wohnt und dorthin für ein paar Tage fährt, dass man dann auch zum Drogenkonsument geschweige denn zum Drogenschmuggler bzw. Drogenhändler wird.
Wenn nun GS so etwas wie einen "Drogenhandel" betrieben hätte, dann wäre das von der Polizei ermittelt worden- aber nichts dergleichen konnte ihm nachgewiesen werden. Gut, man sieht dem Menschen nicht an, was er treibt- aber Stoll, Golf 1-Fahrer und Familienvater 34 Jahre alt. Der war nie und nimmer Drogenhändler. Der allerhöchstens mit Angstschweiß einem Kumpel ein paar Gramm Haschisch gebracht, aber sehr wahrscheinlich noch nicht einmal das.
Er war Student und hat auf Texel Ruhe gesucht- und Texel ist er eine Urlaubs- als eine Drogenkonsumenten- Insel.

2.
So ganz richtige Geldprobleme hatte das Ehepaar Stoll offenbar nicht. Denn seine Ehefrau war berufstätig und verdiente Geld. Ob GS als Student und ausgebildeter Bäcker auch etwas neben dem Studium verdiente, weiß man nicht- aber warum denn nicht ?

3.
Stoll konnte an seinem Lebensende eigentlich nicht mehr viel sagen- nur soviel, dass es "nicht seine Freunde waren". Und das träfe ja ganz offensichtlich zu, wenn es eben nicht Freunde, sondern die "Familie" gewesen wäre.

Ich glaube es kam zu einer Auseinandersetzung und in deren Folge ist etwas unfallähnliches geschehen. So richtig vorstellen kann ich mir das allerdings nicht. Aber für mich sieht es momentan eher so aus, dass GS eher den Konflikt suchte, als ihm aus dem Weg zu gehen.
Anders hätte er an diesem Abend auch zu Hause bleiben können. Dann wäre sein Leben anders verlaufen. Er agierte jedoch aus eigenem Antrieb und war deshalb eher Handelnder als passiv.
Melanie
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Re: MORDFALL GÜNTHER STOLL (aka "Der YOG'TZE-Fall"), 1984

Ungelesener Beitrag von Melanie »

Ich habe heute morgen meinem Mann gesagt, dass ich den Yog'tze-Fall für gelöst halte, und zwar durch User, insbesondere einen User, im HET. Ich schilderte ihm die Hypothesen, die Joli65 aufstellte, sowohl über die Bäckersfamilie in den 60er/-70/er Jahren, die Nachbarin, die mal auf die Kinder aufpasste und dann wohl auch mal übrige Backwaren erhielt usw.
Dann kam es zur Heirat von Günter. Gut möglich, dass es Erwartungen gab, das Prestige eines gewöhnlichen Bäckers durch ein Studium anzuheben. Es könnte dadurch zu Verwerfungen der Elternpläne gekommen sein. Die Wege von Vater und Sohn führten wohl unter Spannungen auseinander. Das Studium wurde nicht abgeschlossen und das Einkommen war unregelmäßig und schwankend. Das bringt alles eine gewisse Unzufriedenheit mit sich, denke ich mal.
Und die Frau Hellfritz, das sieht Jolu65 m.E. auch ganz richtig, die wollte sich in die Spannungen, von denen sie genau wusste, nicht hineinziehen lassen. Das war eine ganz schwierige Geschichte. Gut für sie, dass sie sich mit der späten Zeit bedeckt halten konnte. Die hatte vermutlich schon den richtigen Riecher, sich - wie Jolu65 schrieb - nicht instrumentalisieren zu lassen.

Dass es nach dem Kontakt zu Frau Hellfritz zu einer Begegnung im Elternhaus kam, liegt nahe.
Ich denke, dass sich GS in dieser Kneipe, wo er vom Hocker fiel, innerlich auf den Besuch seiner Eltern eingestellt hat, mögliche Szenen vorweggenommen hat, eine Strategie ausgedacht hat etc. Hierbei hat er wohl auch Frau Hellfritz mit ins Kalkül genommen. Dieses Hineinversetzen in die bevorstehende - unausweichliche - Situation hat ihm einen blackout verpasst. Umgekehrt kann man daraus schließen, dass er selbst die Lage bedrohlich eingeschätzt hatte und Frau Hellfritz irgendwie als einen Besänftigungsfaktor wünschte.

Wenn einer sich - wie Jolu65 entdeckte - auf den Weg macht, aktiv wird, dem Getriebensein entgehen möchte, dann wird er für sich einen Vorteil für seine Lage gesucht haben. Dazu brauchte er seine Eltern. Dass das, was er wollte, schwierig bis unmöglich zu realisieren war, hat er wahrscheinlich selbst eingerechnet. Diesen Fall wollte er vermeiden. Der Gedanke ließ sich aber nicht verdrängen, dass es schief gehen könnte, und er fiel vom Hocker.

Soweit scheint mir die Sache plausibel zu sein. Auch dass das Gespäch mit seinen Eltern unbefriedigend verlief, das glaube ich auch. Für weitere Hypothesen fehlen mir momentan die Ideen. Da müsste ich nochmal den Film anschauen.

Es passt auch total in die XY-Filmfall-Philosophie, dass die Eltern gänzlich rausgehalten wurden. Aber dass sie existierten, wollte man doch anklingen lassen - eben durch Frau Hellfritz. Auch jegliche Probleme als Familienvater wurden bei GS ausgeblendet: die Ehefrau schien verständnisvoll zu sein. Ein Kind tauchte gar nicht auf. Das Weglassen dieser Aspekte geschieht aus bestimmten Gründen. Man kann zum Zeitpunkt der Filmerstellung mehr Ermittlerhypothesen noch nicht preisgeben; oder die Zeugen wünschen keine Erwähnung, oder die Zeugen hätten die Einwilligung nicht gegeben ...

Aber sensationell finde ich, wie Jolu65 und andere, diesen rätselhaften Fall seines mystischen Nebels entkleideten.
Melanie
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Re: MORDFALL GÜNTHER STOLL (aka "Der YOG'TZE-Fall"), 1984

Ungelesener Beitrag von Melanie »

Da fällt mir grade das Gleichnis vom verlorenen Sohn ein, der seinen Vater um Auszahlung seines Erbes bat.

Es könnte auch bei GS durchaus um Geld gegangen sein, welches er brauchte, wo er als Ausweg nur die Eltern erkannte und evtl. sogar einen "Anspruch" geltend gemacht haben könnte. Und wenn sein Vater sowieso enttäuscht über ihn war, der ihn evtl. im Stich gelassen hatte, und nun, als Arbeitsloser, auch noch Geld wollte, könnte ein Ausrasten - je nach Charaktertyp - durchaus drin gewesen sein.

Der Vater, der keine Nacht durchschlafen konnte, der im Stress und im Schweiß am heißen Backofen tagaus, tagein stand. Der vielleicht gerade wieder den Schlaf abgebrochen hatte wegen der Arbeit, zu dem kommt nun sein Filius und hat einen ungewöhnlichen Wunsch bzw. Anliegen, bzw. Forderung ...
Melanie
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Re: MORDFALL GÜNTHER STOLL (aka "Der YOG'TZE-Fall"), 1984

Ungelesener Beitrag von Melanie »

Da fällt mir doch gerade noch eine Kleinigkeit ein.

Ich habe die Szene des Bäckers vor Augen, der gerade seinen Schlaf abbrechen musste. Es müssen nun ganz bestimmte Schritte getan werden, damit die Backwaren einige Stunden später verkauft werden können. Was weiß ich Mehl richten, Sauerteig, Backofen, Bleche schmieren, Temperatur prüfen usw.
Das passiert alles in einem routinierten Zeitablauf.

Da sind eigentlich keine Störungen und Unterbrechungen erwünscht. Nun kam aber so eine unerwartete Unterbrechung dazwischen. Die Gemüter erhitzen sich. Es kommt zu erregten Gesprächen. Darüber vergeht Zeit, Und es kommt im Back-Ablauf zu Verzögerungen. Das ist Stress und das erregt zusätzlich. Es geht vielleicht was schief, es brennt etwas an, oder man vergisst, den Ofen einzuschlalten.

Da liegen die Nerven nochmal blanker als blank und Wut steigt auf. (Natürlich alles hypothetisch!)
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DB Cooper
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Re: MORDFALL GÜNTHER STOLL (aka "Der YOG'TZE-Fall"), 1984

Ungelesener Beitrag von DB Cooper »

G.S. sagte etwa sowas zu seiner Frau: "Jetzt weiß ich was die vorhaben". Dazu schrieb er etwas wie YOGZE auf einen Zettel. Das ist allerdings eine Interpretation, der originale Zettel wurde nicht gefunden. Außerdem äußerte er Sachen wie "Die wollen mich umbringen" (Sinngemäß).

Streitigkeiten in der Familie wären auch anderen Leuten bekannt, davon kann man ausgehen. Warum? Finanzielle Sorgen und fehlender Arbeitsplatz waren kein Geheimnis. Den Zusammenhang mit der Möglichkeit, beim Vater zu arbeiten wäre auch jedem bekannt gewesen. Es gab also keinen finanziellen Notfall, er hätte dort Geld verdienen können. Und wie gesagt, dann wäre es sehr wahrscheinlich eine Affekttat gewesen, mit den üblichen Spuren im Haus oder der Bäckerei. G.S. verlor sehr viel Blut, sein Arm war fast komplett abgetrennt.

Warum dann noch das Auto von G.S. in eine Lichtung lenken, anstatt ihn spurlos verschwinden zu lassen? Dann das Eingene Verletzungsrisiko beim Platzieren des Autos und dazu noch an der Autobahn.
Blöder könnte man als Familienangehöriger ja gar nicht sein.

Am Fahrzeug wurde ein etwa 25 jähriger Mann gesehen, der anschließend noch als Anhalter in der unmittelbaren Umgebung gesehen wurde. Als Familienunternehmen hätte man sicher für seine Flucht was besseres parat gehabt.

Ich wette, der Tod von G.S. war so nicht gewollt. Das hätte man leichter haben können! Er sollte schnell gefunden werden und auf keinen Fall sterben. Der Motor war nur lauwarm, der flüchtende Mann hat sich wahrscheinlich noch kurz um ihn gekümmert. Er musste dann weg, weil erste Hilfe in Form der LKW Fahrer kam. Die Täter wollten ihn einschüchtern und anschließend seine Dienste weiter nutzen. So wie er aussah, hätte er die Täter auch anschließend nicht verraten. Das hätte er am Fundort ja sonst machen können.

Und all das ist für mich ein Zeichen, dass irgendwie ein Geschäft lief. Ob daraus bereits Geld generiert wurde, keine Ahnung. Aber für seine Täter war G.S. nicht ohne Wert, sonst wäre er mausetot in irgendeinem Wald oder See gefunden worden und Feierabend!

Schlaft da mal eine Nacht drüber! Jolu´s Idee ist nachvollziehbar, aber ich glaube die wären sehr schnell aufgeflogen. Viele Punkte sind auch nicht unbedingt logisch, wenn gleich Logik unter Stress nicht immer funktioniert. Aber spätestens heute hätte man dazu nutzbare Spuren. Die Polizei ermittelt immer von innen nach außen. Seine Gesamte Familie war damit im Kreis der Hauptverdächtigen. Das wäre aufgeflogen.
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