HP1 hat geschrieben: ↑Samstag, 06. September 2025, 10:45:04
Nochmal zu human trafficking, mögliches Anwerben oÄ und ein doch freiwilliges Verschwinden Scarletts.
Warum sollte sie hier so spurlos verschwinden, alles zurücklassen, keine finanziellen Mittel mitnehmen, Auto verkaufen und so, durch das Verschwinden "mitten aus dem Leben" trotz Verabredung mit der Freundin usw. den Eindruck eines tödlichen Unfalls oder Verbrechens vortäuschen und in Kauf nehmen, fortan mit falschen Papieren zu leben?
Nur um sich möglicherweise dem Konflikt mit Familenangehörigen oder Umfeld nicht zu stellen, die ihre Pläne mit China oder so vielleicht nicht gutheißen? Denen stattdessen vorgaukeln, ihr wäre weiß Gott was passiert, sie im Unklaren lassen?
Scarlett war 26, keine Jugendliche oder Heranwachsende, die sich der (Entscheidungs-)gewalt der Eltern entziehen, fliehen hätte müssen. Die auch bisher ihren eigenen Kopf hatte, ihre Pläne verwirklicht hatte, da entweder Wohlwollen und Unterstützung hatte oder aber auch gegen die Meinung anderer auf Kurs blieb.
Die Vorstellung, dass sie in dieser Weise selbstbestimmt untergetaucht sei, ist doch völlig absurd.
Wenn man den landesüblichen "gutbürgerlichen" Wertekanon drüberlegt auf diese Flucht-nach-Asien-Theorie(n) bzw. Auswandern-nach-Asien, dann kommt man natürlich nur zu dem Schluss, das muss absurd sein. Man kann dagegen halten, dass es ja schon unstrittig ist, dass sie vorhatte nach Asien zu gehen, sich informiert und vorbereitet hat dafür (Sprache gelernt, sich vielfältig erkundigt). Offenbar hat sich das im Detail bei ihr entwickelt, erst war es Englisch-Lehren in China für Kinder (im Mai '20), dann irgendwie Jobben im Himalaya-Touri-Gewerbe in Nepal (August '20).
Wenn man das betrachtet ...
kantara2.0 hat geschrieben: ↑Samstag, 06. September 2025, 02:49:58Außerdem hat sie in einer FB-Gruppe Anfang August 2020 noch gepostet, dass sie vorhat, im Oktober für Trekking-Touren nach Nepal zu reisen und hat sich dort erkundigt, wie und ob man dort gegen freie Unterkunft jobben könnte und ob es im Winter sehr kalt in Nepal ist und es einfaches Schuhwerk auch täte (*räusper'*) Für mich hatte das Mädel einfach viele naive, sprunghafte und unausgegorene Ideen.
... dann ist das ja eindeutig ein Statement, wo sie dagt, dass sie 20 Tage nach Todtmoos nach Asien wollte. So steht es da. Das mag man von der lebenserfahrenen soliden Warte aus als unausgegorene Hirngespinste bewerten und verwerfen.
Aber der Punkt, um den es geht, ist nicht, wie find ich persönlich das, gehört sich das und würde ich das machen (und das würde ich natürlich nicht) usw.. Sondern es geht darum, ob die Person, die das möchte und sagt, so vorhatte oder nicht.
Und dabei muss man ja schon sehen, dass sie zuvor real, faktisch eine Weltreise angetreten hatte. Alleine. Das würden viele, die es gerne wollten, insgeheim, nicht machen. Aus Angst oder Vorsicht. Und als sie diese Reise plante im Sommer 2019, mag sich das ja seinerzeit ebenso wie ein Hirngespinst angehört haben. Aber sie hat es gemacht. Außerdem hatte ja damals z.B. betont, dass sie ein "oneway"-Ticket hatte nach Myanmar hat und auch "Goodbye Deutschland" darunter geschrieben (siehe FB-Auftritt, Flugticket, Lebensereignisse). Das war also ihre Linie, Zielsetzung gewesen. Sie wollt eigentlich gar nicht zurück. Kein Hirngespinst, sondern Fakt.
Im Gegensatz zu andern hat sie auch wenig objektive Bindungen, die soeinen totalen Ortswechsel für andere unmöglich machen. Das ist i.d.R.: Fester Job, eigene Familie, feste Beziehung in Deutschland, oder auch Sachen, in die man investiert hat, wie ein eigenes Haus, oder andere Großanschaffungen. Das bindet jmd an einen Ort. Wenn man das nicht hat, ist man eig frei und kann auch woandershin.
Was das Finazielle angeht, sie wird jetzt nicht ein Riesenvermögen zurückgelassen haben. Sondern ggf. das Auto, falls da überhaupt ihr Eigentum war. Und was sonst? Ein nicht-wertvolles Auto ist kein Argument bei einer grundlegenden Lebensentscheidung.
Von daher find ich es nicht komplett unrealistisch, dass sie so eine, für das Gros der hierzulande-sozialisierte Menschen unvorstellbare Sache vorgehabt haben könnte. Gerade diese Naivität, die sich in der Frage "
Ist es in Nepal kalt?" (falls das stimmt) ausdrückt, zeugt ja davon, dass bei der jungen Frau sich ein paar Selbstverständlichkeiten noch nicht als selbstverständlich eingeprägt hatten. Wie bei z.B. dem Großteil der Boomer*innen, die hier mitlesen und schreiben. Und wenn jemand viele Dinge sozusagen ganz neu und unvoreingenommen erlebt, dann macht er oder sie auch Sachen, die für andere völlig ausgeschlossen und undenkbar sind, weil sie ja ihren Erfahrungs- und Bewertungsrahmen haben, durch den soundso 98% der Ideen aussortiert werden.
Aus dem Bauch find ich es zwar selbst weit hergeholt, das sie nach dem Keltenlabyrinth ab nach China (oder eher Sri Lanka, Myanmar, Thailand) ist, aber einige Indikatoren sprechen tatsächlich dafür, dass sie das wollte. Und, als Rückbezug zum "human trafficking", sie könnte ja schon den/dem Falschen in die Hände geraten sein, bei Leuten die sich dabei als Unterstützer, sozusagen "Schleuser", anboten.
Ich meine, warum ist das absurd, aber dass sie 2 km hinterm Steinlabyrinth einem Sexmörder in die Hände fiel, von dem es keine Spuren gibt, das ist natürlich das normalste von der Welt? Ist es das? So groß sind die Unterschied zwischen beiden Varianten von Verbrechen aber gar nicht...