… Eine Tragödie, die kein Ende nehmen will
Es ist der Mordfall des Jahres … in Traunstein … Der Prozess um den gewaltsamen Tod von Hanna W. … wirft viele Fragen auf. Doch noch immer schweigt der Angeklagte …
… Ein Prozess mit Dutzenden von Zeugen, mit Gutachtern zu allem möglichen – zum Beispiel zum Strömungsverhalten von Wasser –, zwei Pflichtverteidiger, dazu eine Wahlverteidigerin, allerhand Thesen und Theorien sowie ein Überraschungszeuge und ein Überraschungsgast: Der Mordprozess … schlägt weiterhin Wellen.
Ein Verfahren, das man in der Region … so noch nie erlebt habe … Das ist das übereinstimmende Echo der Prozessbeteiligten.
Fataler Fußweg zum Elternhaus
Vielleicht fängt man den Rückblick auf diese Marathon-Verhandlung am besten mit dem an, was man gesichert weiß. Hanna W. … verließ am … 3. Oktober 2022 den Club „Eiskeller“ … Sie machte sich kurz vor halb drei nachts auf den 885 Meter langen Fußweg zu ihrem Elternhaus. Sie kam dort nie an.
War er der Mörder? Sebastian T. schweigt
Noch am selben Tag … entdeckte … ein Spaziergänger einen leblosen Körper in der Prien. Es war Hanna. Zu Tode gekommen durch ein Gewaltverbrechen, wie die Polizei ermittelte.
Sechs Wochen später präsentierte die Soko „Club“ einen dringend Tatverdächtigen: Sebastian T. … Seit seiner Festnahme … sitzt er … in Untersuchungshaft. Und schweigt zu jenem fatalen Abend.
Aus Heimtücke? Was der Staatsanwalt meint
Am 12. Oktober 2023 begann der Prozess … Der Vorwurf: Mord aus Heimtücke. … Und sehr viel weiter als bei der Erhebung der Anklage am 11. Mai 2023 ist man noch immer nicht. Auf den ersten Blick zumindest.
Noch immer geht die Staatsanwaltschaft davon aus, dass Sebastian T. die nichtsahnende Hanna W. von hinten angegriffen, zu Boden gerissen und sich auf ihren Rücken gekniet habe. Er habe mit einem Gegenstand auf ihren Kopf eingeschlagen, die Medizinstudentin stranguliert, und die Bewusstlose in den Bärbach … geworfen. Hanna sei schließlich ertrunken. Gehandelt habe Sebastian T. aus sexuellem Interesse. Davon ist Staatsanwalt Wolfgang Fiedler überzeugt.
War die Tragödie von Aschau ein Unfall?
Und noch immer versucht die Verteidigung, Zweifel an dieser Rekonstruktion zu nähren. Es könnte ein Unfall gewesen sein, die Verletzungen könnten schließlich auch durch das Treiben in der Prien verursacht worden sein.
Es gibt: einen schweigenden Angeklagten. Es gibt: keinen Tatzeugen und keine DNA-Spuren. Es gibt: eine Belastungszeugin, die sich öfter widerspricht, auf der aber die Anklage zu weiten Teilen beruht. Weil Sebastian T. Täterwissen offenbart haben soll. Und es gibt: einen neuen … Überraschungszeugen.
Er ist Mithäftling … Er belastet Sebastian T. schwer. Sebastian T. habe Vertrauen zu ihm gefasst und ihm die Tat gestanden. T. habe eingeräumt, dass er Hanna bewusstlos geschlagen habe. Damit sie sich nicht wehren könne.
Was es noch gibt: einen Gewalt-Porno. Den hatte Sebastian T. … angeklickt. Das Video schockierte … Wegen der Parallelen zum Fall Hanna.
Wie glaubwürdig ist der Überraschungszeuge?
Was ist von dem Knastzeugen zu halten? … Als glaubwürdig sieht ihn … Nebenkläger-Anwalt Walter Holderle an … Als unzuverlässig bezeichnete ihn die Verteidigung …
Wie im Fall Genditzki? Familie setzt auf Anwältin Rick
Auch … Regina Rick gehört zu den Volten dieses Prozesses. Baumgärtl hatte den Angeklagten die ganze Zeit seit der Festnahme vertreten und beraten. Zusammen mit seinem Kollegen Frank hatte er ihn auch schon vier Wochen im Mordprozess betreut.
Doch die Familie des Angeklagten setzt offenbar auf die Prominenz Regina Ricks. Sie ist die Anwältin, die Manfred Genditzki … vom Vorwurf des Mordes reinigen konnte …
Auf der Suche nach Justizirrtum
Und derlei soll sie … offenbar auch im Falle Sebastian T. schaffen. Bevorzugt, in dem sie den Ermittlern Fehler nachweist. Als ihr Schicksals-Mandant Manfred Genditzki auftauchte und neben der Familie des Angeklagten Platz nahm, sprach Rick von einem Zufall. … Über eine „Showveranstaltung“ mokierte sich Hans-Peter Butz, der Leiter der Sonderkommission „Club“. Richterin Jacqueline Aßbichler sah sich bereits mehrmals gezwungen, Rick zur Ordnung zu rufen. …
Nicht zuletzt, weil die Verteidigung immer wieder Beweisanträge stellt, könnte sich der Prozess bis in den Frühling hineinziehen. Der Zeitpunkt des Urteils erscheint ebenso ungewiss wie die Entscheidung des Gerichts.
Bislang gilt, was die Eltern gesagt haben
Unbestreitbar bleibt … eines: Hannas Tod hat … den Angehörigen entsetzliches Leid zugefügt. Am zweiten Tag … sprachen Hannas Eltern und ihr Bruder. Sie schilderten die … Studentin eindrucksvoll, als lebensfrohe, weltoffene und liebenswerte Frau mit vielen Freunden.
Und sie erinnerten an einen wichtigen Zweck des Prozesses. „Innerlich total aufgewühlt“ sprach die Mutter über ihre tote Tochter. Und sie sagte, was sie sich … erhofft: „Ich will wissen, warum jemand so was macht.“
Rosenheim24.de am 30.12.2023
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