Meiner Einer hat geschrieben: ↑Mittwoch, 10. Mai 2023, 12:45:33
Eine dritte Person ist so oder so alles andere als unwahrscheinlich - auch wenn sie sich nicht während des Telefonates bewegte
Meiner Einer hat geschrieben: ↑Mittwoch, 10. Mai 2023, 15:46:53
Einfach aus praktischen Gründen, mit zwei Personen wäre vieles deutlich einfacher.
DominikSchlaffski hat geschrieben: ↑Mittwoch, 10. Mai 2023, 16:16:23
Ist ein starkes Argument. Besonders eine Woche lang eine Person gefangen zu halten ohne dabei aufzufallen, ist alleine logistisch schon extrem schwer zu bewältigen.
Der Schluss von "einfacher" zu "wahrscheinlicher" ist hier logisch nicht ohne weiteres schlüssig.
Wenn man als Täter so eine Tat plant und (nur so als Gedankenspiel) die freie Wahl hat, das allein oder lieber zu zweit durchzuziehen, dann mag die Wahl aus Gründen der einfacheren Machbarkeit zugunsten eines Mittäters ausfallen. Aber so eine, am rein Praktischen orientierte Auswahlmöglichkeit wäre ja eine völlig fiktive Situation, wenn man nicht gerade eine Gangsterbande a la Ocean´s 11 vor Augen hat, die für den großen Plan gezielt die benötigten Spezialisten anwirbt.
Die Vorstellung im vorliegenden Fall, ein eigentlich motivmäßig Einzeltäter würde sich einen Mittäter suchen, um die Tat auf eine bestimmte Weise durchführen zu können, erscheint doch maximal unwahrscheinlich, meine ich.
Stattdessen würde der Einzeltäter die Tat doch so planen wie er annimmt, sie auch alleine bewältigen zu können.
Der größte Knackpunkt bezüglich "allein gut durchführbar" sind wohl die Anruffahrten. Und die waren so hoch wahrscheinlich eben kein Bestandteil eines vorab gefassten Plans. Kann man ausführlich begründen (wurde auch schon mehrfach), aber in Kürze zitiere ich mich hierzu selbst: Ein Plan, der wiederholte Kontakte des Opfers zum Umfeld benötigt, wäre ein Scheißplan.
An der Stelle dann vielmehr eine unvorhergesehen entstandene, tatsächliche oder vermeintliche Notwendigkeit für die Anrufe. Und auch wenn das mit mehreren Tätern wohl einfacher zu machen wäre, hätte es auch ein Einzeltäter gemacht, wenn es ihm möglich war. Und hierzu (Anruffahrten mit Einzeltäter) wurden durchaus realistische Szenarien entworfen, nach denen das machbar gewesen wäre.
Der (Einzel-)täter tut was er für nötig hält und kann. Er lässt es nicht bleiben, weil es mit einem Mittäter einfacher wäre.
Unauffälligkeit bzgl. Unterbringung:
Auch wenn die Unterbringung abseits des gewöhnlichen Bewegungsradius´ des/der Täter zu den entsprechenden Zeiten war, wäre zumindest jeweils der eine oder der andere aufgefallen, wenn er dort beobachtet worden wäre. Hier also kein Gewinn an Unauffälligkeit.
Sich Abwechseln beim Aufsuchen des Opfers wäre bzgl. Unauffälligkeit nur relevant, wenn zumindest beide Täter im privaten Alltag einer hohen sozialen Kontrolle unterlagen, also v.a. nicht alleine lebten. Aber genau das wäre bei Annahme eines sexuellen oder Pseudobeziehungs-Motivs eine wahrscheinliche Annahme zum Täter, nämlich dass er allein lebte und wenig/keine verbindlichen Sozialkontakte hatte. Der hätte keinen Ersatzmann gebraucht, um abendlichen Ausflüge vor Familie oÄ unauffälliger (da seltener) zu machen.
Und die Unauffälligkeit ggü. Umfeld bei den Anruffahrten:
Unauffälliger wäre da zu zweit nur, wenn man sich abwechseln und jeweils allein fahren würde. Das wäre dann unvereinbar mit dem Argument, zu zweit wären die Fahrten als solche einfacher durchzuführen. Beides geht halt nicht, außer man nimmt mehr als zwei Täter an.
Ob jemand an mehreren Tagen abends wegfährt und später wiederkommt, löst das bei Nachbarn einen Verdacht aus? Auf dem Land, wo man nicht mal unbedingt unmittelbare Nachbarn hat, wo man für jeden Scheiß gewohnheitsmäßig oder notwendig mit dem Auto fährt? Während der WM, wo eh viele abends unterwegs sind (anders als sonst) wegen public viewing besuchen oder die Spiele bei Freunden zu schauen?
Ich wohne aktuell in einer Kleinstadt, Mehrfamilienhaus in einer Spielstraße, duzende Nachbarn kennen mich mindestens vom Sehen. Würde ich jetzt eine Woche lang abends um 22h wegfahren und um 24h wiederkommen (was ich üblicherweise nicht mache), dann würde das höchstwahrscheinlich niemandem auffallen, also jedenfalls nicht die Wiederholung. Und zeitversetzt später würde sich schon gar niemand daran erinnern, mich
mal um die Uhrzeit gehen/kommen gesehen zu haben. Dafür wäre es schlicht viel zu belanglos.
Auf dem Land habe ich auch schon gewohnt (zwei Wohnorte). Im einen Fall wäre sowas vielleicht aufgefallen, da wohnhaft am Ende einer Sackgasse und man kannte sich untereinander recht gut. Im zweiten Fall freistehendes Haus mit 1ha Grundstück, zwischen mir und den nächsten Nachbarn noch ein Maisacker. Zufahrt auf die Landstraße (Ortsrand, unbebaut) im Grunde ohne überhaupt von anderen Anwohnern gesehen werden zu können.
Kurz, ein planender Täter hätte das wohl bedacht und es wäre ohne weiteres möglich, dass er die Gefahr aufzufallen zutreffenderweise für recht gering hielt. Gerade wenn wir von einem Ort (außerhalb PB) reden, auf den überhaupt kein Hinweis bzgl. Fraukes Verschwinden bestand - zumindest nicht im Rahmen der Tatplanung. Da denkt doch keiner an einen möglichen Frauke-Täter, nur weil er den Nachbarn abends im Auto fahren sieht.
Also, zwei Täter hätten es vielleicht bequemer gehabt.
Aber am Anfang steht das Tatmotiv, und da wären bei einer (geplanten) solchen Tat an einer jungen Frau typische "Einzeltäter"-Motive am naheliegendsten.
Bei ungeplanter Tat (eskalierte Situation, Festhalten zur Vertuschung) wären mehrere Beteiligte genauso denkbar wie ein Einzelner.
Aber so oder so, der oder die Täter hätten das getan, was ihm/ihnen nötig erschien und möglich war. Und möglich kann das auch gut einem Einzelnen gewesen sein.
Möglich ist alles, aber "wahrscheinlicher zu mehreren, weil es da einfacher gewesen wäre" ist ein Fehlschluss, wenn die Machbarkeit für einen Einzelnen grundsätzlich und ohne allzu große Unwahrscheinlichkeit gegeben ist.