Mark Benecke äußert sich zum Fall Fabian: Winzige Kleidungsbestandteile, Blut, Sperma, Hautschuppen oder Haare könnten den Täter überführen.
Interessant und folgendes:
Bei Kriminalbiologen Mark Benecke wurde nachgefragt: Welche Rückschlüsse erlauben die Bilder vom Fundort?
Der Forensiker ist vorsichtig. "Es gibt auch Chemikalien, die solche Spuren erzeugen", teilt er mit. Dass es an der Stelle gebrannt habe, sei durchaus möglich. Aber: Ohne dass ein ausgewiesener Experte die Spuren vor Ort genau analysiert habe, sei eine sichere Aussage nicht zu treffen.
In jedem Fall könnten Rückstände am Fundort wichtige Bausteine auf der Suche nach dem Täter sein. "Bei Bränden lässt sich oft noch ermitteln, welcher Stoff zur Entzündung und zum Erhalt des Brandes verwendet wurde", betont Benecke. "Das kann Rückschlüsse auf Kauf oder Lagerung erlauben."
Für den Brandfall läge ein Motiv nahe
Sollte jemand versucht haben, Fabian zu verbrennen, liegt für den Experten das Motiv dafür auf der Hand: "Ich kenne nur Fälle, in denen es um Vertuschung ging", sagt er. Grenzenloser Hass oder der Wunsch, eine andere Person möglichst vollständig zu vernichten, seien hingegen unwahrscheinlich. Benecke: "Wenn Menschen hassen, dann löschen sie meist lieber persönlich und direkt aus, also durch viele Schläge, Stiche und so weiter."
Ob es dem Täter gelungen sein könnte, mit einem möglichen Feuer alle Hinweise auf ihn zu vernichten, ist indes fraglich. Benecke erklärt: Winzigste Kleidungsbestandteile, Blut, Sperma, Hautschuppen oder Haare können genügen, um den Täter zu verraten. Auch etwa an Pflanzen in der Nähe könne Erbgut anderer Personen festgestellt werden. "Und es gibt auch immer mal wieder Überraschungen, beispielsweise Lacksplitter, Glasstückchen oder Ähnliches, etwa nach einem Verkehrsunfall oder einem absichtlichen Umfahren."
Das Rätsel um die Leichenspürhunde
Eine weitere ungeklärte Frage in dem Fall lautet: Wieso meldeten sich bei der Suche nach Fabian an völlig anderer Stelle Leichenspürhunde?
Am Montagabend hatten vier Hunde unabhängig voneinander am Inselsee angeschlagen. Der See liegt am Stadtrand von Güstrow – und ist etwa zehn Minuten mit dem Auto vom Fundort der Leiche entfernt.
Am Dienstagvormittag starteten Taucher im Inselsee um 10 Uhr ihre Suche, brachen diese aber ab, als wenig später die Leiche bei Klein Upahl entdeckt wurde.
War dieser Abbruch möglicherweise verfrüht? Kann es sein, dass jemand den achtjährigen Fabian am Inselsee getötet und dann nach Klein Upahl gebracht hat? Oder hat der Mörder das tote Kind vielleicht sogar zuerst am Inselsee abgelegt – und erst nach Klein Upahl gebracht, als bekannt wurde, dass am Inselsee gesucht werden soll?
Leichenspürhunde und ihre Führer irren sich oft
"Grundsätzlich sind Hunde supergut und können viel besser als Menschen Gerüche wahrnehmen", sagt Benecke dazu. Dennoch müsse in Betracht gezogen werden, dass sie sich ganz einfach getäuscht haben.
Der Experte für biologische Spuren verweist auf eine Studie von Forschern der Universität von Tennessee. Diese haben auf ihrer "Body Farm", einem Gelände für wissenschaftliche Studien über Verwesungsprozesse, die Zuverlässigkeit von Leichenspürhunden und ihren Hundeführern getestet.
Die im Februar vorgestellten, aber bisher noch nicht schriftlich veröffentlichten Ergebnisse sind laut Benecke ernüchternd. Demnach hatten die Forscher 105 Dosen mit darin enthaltenem Leichengeruch platziert. Die Hunde und ihre Führer hätten jedoch nur 30 dieser Dosen identifiziert.
Umgekehrt schlugen die Hunde häufig an, auch wenn gar kein menschlicher Leichengeruch vorhanden war: In 217 Fällen hätten die Teams Dosen ohne Leichengeruch herausgepickt. Benecke bezeichnet das als "Riesenproblem". "Die Hunde haben ganz klar geschaut, wie sich ihre Führerinnen und Führer verhalten und haben entsprechend angezeigt", erklärt er.
Oft hätten die Hunde in der Studie zum Beispiel angeschlagen, wenn ihr Mensch an einer Ecke umgekehrt sei: "Sie haben also gedacht, jetzt ändert sich die Richtung, vielleicht möchte mein Führer oder meine Führerin mir etwas sagen." Das Phänomen sei als sogenannter "Kanteneffekt" bekannt.
Quelle :
https://www.t-online.de/nachrichten/pan ... pahl-.html