Gast hat geschrieben: ↑Freitag, 30. Dezember 2022, 16:03:54
Du hast den lieben Andy vergessen. Schliesslich muss ja irgendjemand dem unerfahrenen Niels diese oberschlauen Sprüche von wegen Kochen in Unterwäsche eingeflüstert haben - solche Sprüche bringt man normalerweise nicht als unerfahrener Mitt-Zwanziger, der noch nie eine Freundin hatte. Andy wird sicherlich auch davon gewusst haben, daß Niels mit ihm nun lieber Billiard-Spielen und zum Dönermann ist, statt noch zu Frauke in den Pub zu kommen.
Doch, gerade der würde auf solche Sprüche kommen. Eigentlich unerfahren/bisher erfolglos, eher unsicher und gehemmt in Sachen Flirten - und findet sich auf einmal in einer lockeren Konversation wieder mit einer interessanten Frau, die ihrerseits Interesse an ihm zeigt (welcher Art auch immer). Dass der sich da auf einmal weit aus dem Fenster lehnt und ebenso forsche wie unbeholfene Sprüche klopft, verwundert doch überhaupt nicht.
Ich meine, auch noch drei möglicherweise begünstigende Faktoren zu sehen: Erstens, die Mittelbarkeit durch SMS-Chat verringert die Hemmschwelle im Vergleich zu einem Austausch im Angesicht. Zweitens, die Beteiligung seiner besten Freundin Bella könnte ihm da Sicherheit gegeben haben - jemand dabei, der seinen Approach auf jeden Fall wohlwollend werten würde. Bella und Frauke hier auch sein "gemeinsames Gegenüber". Drittens, Fraukes wahrnehmbare Sozialkompetenz, Offenheit, Wohlwollen. Er fühlt sich in seiner Gehemmtheit/Unsicherheit von Frauke verstanden und akzeptiert, befürchtet keine Ablehnung für so einen Spruch.
Und auch wenn Andy ihm das "eingeflüstert" hätte - sich trauen, das auch zu schreiben und abschicken müsste er dennoch. Bleibt also so oder so nur noch die Frage, ob er sich das auch selbst ausgedacht hätte.
Wie gesagt, ja doch. Ich würde da genau solche creepy Sprüche erwarten.
Und ob nun Andy ihn "gecoacht" hat oder nicht - in welchem Szenario täte denn das überhaupt etwas zur Sache?
Was Andys "Mitwisserschaft" um Fraukes Pubbesuch angeht - den aufzuzählen habe ich vergessen, ja. Nur - so lange man hier keine Täterschaft Andys unabhängig von Niels fabulieren will, kann man ihn in diesem Punkt getrost als reines "Anhängsel" von Niels betrachten und braucht ihn nicht extra aufzählen. Oder meinst du, Andy könnte Täter sein, Niels dann Alibigeber? Widersinniger Gedanke...
Es gibt bei der Frage, wer alles von Fraukes Pubbesuch wusste (und eine Heimkehr allein zu Fuss um etwa diese Zeit erwarten konnte) noch eine ganz andere Variante (rein spekulativ):
Wir wissen, der Pubbesuch war bereits vorher geplant/besprochen worden, Frauke hatte wohl auch zuvor mit Niels davon geredet. Gleichzeitig legt Bellas SMS, als Frauke im Restaurant war -"Komm gerne vorbei" nahe, dass Fraukes Teilnahme zu dem Zeitpunkt unsicher war, dass sie es offen gehalten oder nach anfänglicher Zusage nochmal in Frage gestellt hatte.
Warum? Frauke war gesellig, feierfreudig, genoss laut ihrer Mutter die WM-Stimmung. Und sie kam dann ja tatsächlich auch noch vorbei. Warum also hatte sie ihre Teilnahme zuvor offen gelassen oder nochmal in Frage gestellt?
Vielleicht Müdigkeit, ihr bereits zuvor im Lauf des Tages absehbar und entsprechende Nachricht an Bella? Nach meinem Bild von ihr nicht unbedingt "frauketypisch", aber natürlch denkbar. Auch das Abendessen zuvor mit Mutter+Chris könnte sich eher kurzfristig ergeben haben und sie das Gefühl gehabt haben, beides am gleichen Abend wäre ihr zuviel. Ebenfalls denkbar, aber ebenfalls nicht "frauketypisch".
Was wäre, wenn Frauke eigentlich noch später am Abend etwas vorgehabt hätte, z.B. eigentlich mit jemand nach dem Fußballspiel (könnte derjenige ja auch erstmal geschaut haben) verabredet war? Muss nicht zwingend eine feste Verabredung gewesen sein, vielleicht auch eher ein "Komm vorbei, wenn du willst", das sie wahrnehmen wollte?
Dass keiner davon wusste: Muss nicht das Riesengeheimnis sein, aber dass sie beim Abendessen ihrer Mutter gegenüber nicht haarklein von ihren Unternehmungen erzählt (Stichwort nächster Tag Schule, Konfliktpunkt "schräge Vögel"...?), nur erwartbar, und auch Chris muss ja nicht alles wissen. Und Bella? Je nachdem, wie es mit derem besten Freund Niels aussah, könnte Frauke es ihr gegenüber lieber verschwiegen haben, jemand anderen zu treffen. Und einer Freundin, mit der man eigentlich verabredet ist, bindet man auch nicht unbedingt auf die Nase, an dem Abend noch anderweitig verabredet zu sein. Manche neigen dazu, auf sowas verschnupft zu reagieren. (Dazu gleich mehr.)
Dann jedenfalls würde sie wohl überlegen, ob sie davor noch mit in den Pub gehen würde, wo sie zumindest bis Spielende gebunden wäre. Vielleicht auch hinzukommend(!) das Abendessen zuvor (wenn es sich kurzfristig ergeben hat).
Jedenfalls, Frauke entscheidet sich für den Pubbesuch und hat vor, dort Müdigkeit vortäuschend zeitig aufzubrechen, um die andere Verabredung wahrzunehmen. Wie gesagt, naheliegend dass sie Bella da nicht offenkundig wegen einer anderen Verabredung "sitzenlassen" wollte und ihr auch deshalb nichts darüber sagen wollte.
Dann kehrt plötzlich Chris zurück, um sich ihren Schlüssel zu leihen und fragt, wann sie denn vorhat, heimzukommen.
Kacksituation, denn vor Bella kann sie da ja schlecht sagen, sie habe noch was vor. Auch ein allgemeines "wird vielleicht spät" nicht naheliegend, wenn sie Bella bereits gesagt hätte, dass sie müde sei und wohl nicht lang bleiben würde - und auch tatsächlich nicht vorhat, länger als 23h zu bleiben.
Also muss sie Chris notgedrungen zusagen, zeitnah nach dem Spiel heimzukommen.
Dann der weitere Verlauf: Frauke kann schlecht ihrer anderen Verabredung Bescheid sagen, denn die neugierig mitlesende Bella sitzt direkt neben ihr. Aus dem gleichen Grund kann sie zu dem Zeitpunkt auch Chris gegenüber ihre angekündigte frühe Heimkehr nicht korrigieren.
Vielleicht beschließt sie, nach dem Spiel so schnell wie möglich aufzubrechen, motiviert das durch wiederholtes auffälliges Gähnen (davon wird von Bella im Nachgang auch berichtet), und will Chris stattdessen um 23h Bescheid geben, oder aber einfach "wenigstens kurz" noch bei der anderen Verabredung vorbeigehen. Dann wäre weder eine Benachrichtigung desjenigen noch eine Nachricht an Chris aus dem Pub nötig.
Frauke jedenfalls bricht 23h "fluchtartig" auf (hatte bereits bezahlt, "ist sofort abgehauen" laut Bella) und begibt sich jedoch nicht auf den direkten Heimweg sondern zu ihrer Verabredung in fußläufiger Nähe - ob nun Wohnung desjenigen, oder einen anderen Ort, an dem man sich verabredet hatte oder wo er zu dem Zeitpunkt sowieso sein würde.
Möglicherweise kommt es da zu der "Komme später"-SMS an Chris, die aus obskuren technischen Gründen dann erst 0.49 von ihrem Handy ins Netz geschickt wird? Oder die wurde tatsächlich erst 0.49 (freiwillig) verfasst? Vielleicht hatte derjenige ein Nokia-Ladegerät zu Hause, in seinem Auto, oder einen passenden Akku im eigenen Handy (nicht nur das Ladegerät/-kabel, auch der gleiche Akku passte für etwa ein Duzend Nokia-Modelle, btw.).
Ein weiterer Verlauf, der (auch freiwillig) zu einem Aufenthalt 1,5h später in Nieheim führt, ist jedenfalls denkbar. Ebenso ein (geplantes oder situativ spontanes) Einmünden in Freiheitsberaubung.
//Direkte Hinweise auf dieses Szenario gibt es keine. Allerdings gibt es doch einige bekannte Punkte, die Fragen aufwerfen, welche von diesem Szenario beantwortet würden - Teilnahme am Pubbesuch seitens Frauke zunächst unklar, augenfällig gezeigte Müdigkeit, quasi überstürzter Aufbruch, ggf. SMS an Chris, sowie die Frage, welcher Nicht-Zufallstäter konnte anders als völlig zufällig mit ihr zusammentreffen, ohne dass man dafür höchst unwahrscheinlichen Alibi-Brainfuck betreiben müsste.//
SuperdadV8 hat geschrieben: ↑Freitag, 30. Dezember 2022, 16:58:01
Nein, denn das brauche ich nicht. Ich habe 2006 gelebt und gesimst. Mit Nokia! Und es gab auch bei mir in der Zeit hunderte, wenn nicht tausende SMS die im Ausgang unter "SMS konnte nicht übermittelt werden" gelistet wurden und erst nach einem Neustart, teilweise nach erneutem Einsatz der Simkarte in den Äther gingen.
Da ich oben die Möglichkeit einer zuvor verfassten SMS doch aufgegriffen habe, hier eine Antwort dazu:
Bei der hier in der Vergangenheit diskutierten Frage um das "Verhalten" des Handys ging es zunächst darum, ob sich das Gerät erneut einschalten ließe, wenn es zuvor (wie von Bella explizit so berichtet) in der laufenden Benutzung ausgegangen war. Also erstmal nur um die Frage, ob Frauke die Nieheim-SMS auch ohne Lademöglichkeit/erneuten Leihakku hätte verschicken können. Die Antwort ist - jein. Handys schalten automatisch ab, wenn die Betriebsspannung unter einen Mindestwert fällt. Und die Betriebsspannung sinkt, je leerer der Akku wird. Allerdings sinkt diese auch sporadisch etwas bei stärkerem Stromfluss, also wenn das Handy von Bereitschaft ins "Senden" geht (SMS schicken, Anruf tätigen oder entgegennehmen). Denkbar also, dass das Handy beim Versenden einer SMS (an Niels, im Pub) ausgeht, sich danach jedoch nochmal einschalten lässt. Das ließ sich auch mit 6230-Geräten reproduzieren (@Agatha Christie, ich selbst). Allerdings zieht auch die Netzsuche etwas mehr Saft, und insbesondere wenn man dann eine SMS verschicken will, kackt das Gerät sofort wieder ab, ohne dass die SMS tatsächlich versendet würde (ist nur logisch, und konnte ich genau so wiederholt reproduzieren). Was einen "Akku-Erholug"-Effekt angeht: Akkus "erholen" sich nicht. Lediglich verändert sich der Innenwiderstand mit der Temperatur, ein kühlerer Akku kann eine leicht höhere Betriebsspannung leisten. Nur - weder wird der Akku beim simsen so warm, dass das Handy (im Pub) irgendwie nennenswert vorzeitig ausgehen würde, noch wäre die damalige ausgesprochen warme Witterung (auch am späten Abend/Nacht) geeignet, den Akku so erheblich runterzukühlen, dass hier ein solcher Effekt entstünde. Also Fazit: Einschalten möglicherweise ja, erfolgreiche Netzsuche und SMS-Versand kaum.
Die anschließende Frage drehte sich darum, ob es vielleicht
vor 0.49/Nieheim genau so war: Frauke schaltet ihr Handy ein, verfasst die SMS an Chris, beim versuchten Versenden kackt das Handy sofort ab. Das ist nach Obigem natürlich so denkbar. Allerdings war Fraukes Handy zwischen Pub und Nieheim nirgends eingeloggt - das Gerät hätte also nach Einschalten und während dem Verfassen der SMS auch keine erfolgreiche Netzverbindung aufgebaut.
Nun der springende Punkt: Wäre diese SMS noch irgendwo im Gerät verfügbar, würde sie möglicherweise bei erneutem Einschalten (mit ausreichender Stromversorgung) automatisch versendet werden? Die Antwort ist nein. In damaligen Geräten wurde eine SMS weder beim Tippen persistent zwischengespeichert, sondern aus dem RAM versandt und NACH der providerseitigen Bestätigung als "gesendet" gelabelt abgespeichert. Und das RAM war nicht persistent, da befand sich nach Ausgehen und Wiedereinschalten keine SMS mehr.
An dieser Stelle übrigens deine Erlebnisse bzgl. mehrfach zugestellter SMS: Wenn der Provider die zeitnahe Eingangsbestätigung verkackt, versucht das HAndy weiterhin (0im Effekt dann wiederholt), die SMS zu versenden. Aber das ist ja der "umgekehrte" Fall zum vorliegenden Szenario.
Entsprechende Versuche habe ich mit den Geräten mehrmals durchgeführt: SMS schicken und
vor erfolgreichem Versand den Akku rausnehmen. Im Ergebnis war die SMS jedesmal weg, kein automatischer Versand nach dem Wiedereinschalten.
Was nun dein Beitrag eröffnet, ist eine weitere Möglichkeit:
Wenn man die Frage nach Stromversorgung
ohne Lademöglichkeit/Ersatzakku (Handy kackt spätestens beim Versuch des Sendens wieder ab) mal außen vor lässt - was wäre, wenn der Versand nicht gelingt mangels Netz/wegen Netzstörung, das Handy jedoch noch eine Weile (ohne Netz) an bleibt?
Also, das Gerät "wartet" einen Zeitraum (wie lange?) darauf, die SMS verschicken zu können - würde dann die SMS als "zu senden" vom RAM in einen persistenten Speicherbereich verschoben werden? Das wäre grundsätzlich denkbar und zu überprüfen. Meine Geräte habe ich im Büro liegen, da bin ich erst nächste Woche wieder. Mal schauen, ob ich dieses Szenario erfolgreich nachstellen kann.
Würde in dem Fall aber bedeuten, Frauke müsste bereits zu dem Zeitpunkt eine Stromquelle gehabt haben - naheliegend wäre da wiederum Bellas Akku.
Laut Östermann (2015) habe sich Frauke Bellas Akku geliehen, um eine letzte Antwort zu
empfangen, aber denkbar wäre hier natürlich auch eine Ungenauigkeit (weniger bei Östermann als bei Bellas Erinnerung/Darstellung), und es war tatsächlich eine
verschickte SMS (an Chris). Auch der Zeitpunkt müsste nicht
nach dem Spiel gewesen sein: Für ein
gegen England hätte Schweden gewinnen müssen, jedoch lag Schweden bis zur 90. Minute im Rückstand, dann in der 90. das (nicht entscheidende) Ausgleichstor Schwedens. Die tatsächliche Feststellung "nicht gegen England" hätte Frauke jedenfalls auch mutmaßend einige Minuten vor ihrem Aufbruch (unmittelbar nach Abpfiff) treffen können.
Nunja, erstmal die Möglichkeit einer doch zwischengespeicherten "zu versenden"-SMS prüfen...