MORDFALL SCHEMMER -- Nachbetrachtung

ÖFFENTLICHE DISKUSSION
Undercover
Beiträge: 454
Registriert: Sonntag, 04. Oktober 2020, 13:57:22
Kronen:
Sterne:

Re: MORDFALL SCHEMMER -- Nachbetrachtung

Ungelesener Beitrag von Undercover »

Rübezahl hat geschrieben: Freitag, 30. Oktober 2020, 15:16:28 Aber das Urteil haste Dir schon mal durch gelesen?
Ja, natürlich. Und das ändert nichts an der Tatsache, dass die Aussage des Motorradfahres sehr windig ist, lange Zeit nach der Tatnacht vorgetragen und mit fraglicher Argumentation. Hier hätte man die damalige Situation durchspielen müssen in dem z.B. 30 Autos nacheinander auf der Autobahn fahren, der Motarradfahrer jeweils rausfährt und nach einem weiteren Jahr fragt man den Motorradfahrer nach Kennzeichen Nr.17. Was sagts du jetzt?

P.S. Du und andere fühlen sich durch das Urteil bestärkt -aber wie hätte man sich entschieden wenn es noch kein Urteil gab? Würde man da nicht als lupenreiner Demokrat einiges in Frage stellen?
Widasedumi
Beiträge: 8966
Registriert: Donnerstag, 12. März 2020, 10:04:00
Kronen: ♔♔♔♔♔♔♔♔
(ausgezeichnet mit acht Goldenen Kronen für 8000 Beiträge)
Sterne:

Re: MORDFALL SCHEMMER -- Nachbetrachtung

Ungelesener Beitrag von Widasedumi »

Undercover hat geschrieben: Freitag, 30. Oktober 2020, 15:41:58 das ändert nichts an der Tatsache, dass die Aussage des Motorradfahres sehr windig ist, lange Zeit nach der Tatnacht vorgetragen und mit fraglicher Argumentation.
Warum soll diese Aussage "windig" sein? Der Motorradfahrer hat glaubhaft versichert, dieses Nummernschild erkannt zu haben. Das hat Herr Harbort nicht widerlegen können. Wer war denn sein Testfahrer in dem Versuch? Darüber schweigt er. Er spricht davon, dass er einen Motorradfahrer beauftragte, die Fahrt nachzufahren und das Kennzeichen abzulesen. Leider ist Herr Harbort die näheren Bedingungen schuldig geblieben. Waren die Augen des Versuchsfahrers so gut, wie die Augen des Originalfahrers? War der Motorradfahrer Brillenträger oder nicht? Ist der Versuchsfahrer genauso nahe an das Auto herangekommen, oder scheute er einen Beinahe-Unfall aus Angst, dass es zu einem Touchieren kommt. War er evtl. zu sehr auf seine Fahrtlinie bedacht, dass er für das Ablesen keine Aufmerksamkeit mehr aufbringen konnte? Oder war es gar ein Gefälligkeits-Testfahrer, was man nicht ausschließen kann, denn er Testfahrer wusste sehr genau, auf was es dem Profiler ankam und was die Testfahrt bezwecken sollte? M.E. ist da ein Gedanke der Befangenheit nicht unbedingt von der Hand zu weisen.

Warum macht Herr Harbort seine Versuche nur mit einer Testperson. Es sollten mindestens 2 Versuche sein, wenn man ein gerichtliches Indiz angreifen möchte. Besser wären noch mehr als zwei Testversuche.

Ebenso hat er auch nur EINE Psychologin bemüht, statt zwei verschiedene. Hatte die Psychologin alle Informationen über HS ?

Ich habe während der Prozesszeit in einem Forum gelesen, dass das Senior Ehepaar Schemmer den Sohn enterben wollte.
Diese Haushaltshilfe, Frau Brigitte Kohl, hat ja ein "sehr angespanntes Verhältnis" von Waltraud zu HS bekundet. Und ihr Mann Alfred hätte der HS einen Auftragsmord zugetraut. Und diese Brigitte Kohl schloss die HS als Täterin nur deshalb aus, weil die Waltraud Schemmer eine starke und resolute Frau gewesen wäre, welche die HS vermöbelt hätte. Dabei ist der Mord doch in der Nacht während des Schlafens von Waltraud Schemmer pasiert.

Was die Befragung von Prozessbeobachtern anbelangt, macht mir die Auswahl der befragten Personen ebenfalls einen sehr einseitigen Eindruck.
Der ältere Herr, der noch einen Richter befragt haben will, ist eine Einzelmeinung, die dem Herrn Harbort natürlich zu pass kam. Dennoch fehlen Gegenmeinungen. Und ich kann bei diesem Prozess-Andrang von Menschen nicht vermuten, dass da keine Gegenmeinung bei war.

Wie Herr Harbort hoffte, dass er wichtige Indizienbeweise erschüttern kann, war ersichtlich, als er feststellen musste, dass die Schlüsselspur eine gelegte Spur eines rational handelnden Täters war. Das ist ihm schwer runtergegangen, denn es hieß im Film, nach diesem Ergebnis musste er erst einmal seinen "Kopf freibekommen".
Irrtumsvorbehalt
Widasedumi
Beiträge: 8966
Registriert: Donnerstag, 12. März 2020, 10:04:00
Kronen: ♔♔♔♔♔♔♔♔
(ausgezeichnet mit acht Goldenen Kronen für 8000 Beiträge)
Sterne:

Re: MORDFALL SCHEMMER -- Nachbetrachtung

Ungelesener Beitrag von Widasedumi »

Was ganz wichtiges muss ich noch ergänzen. Und zwar geht es um fiese Behauptungen über den Motorradfahrer im Film. Da wurde der Eindruck erweckt, als ob sich der Motorradfahrer zu viel Zeit mit seiner Beobachtung gelassen hätte. Dabei hatte die Kripo ganze 11 Monate keinen einzigen Verdächtigen. Wieso sollte da der Motorradfahrer wissen dass sein Beinahe-Unfall relevant wäre.

Und was lässt Herr Harbort als Aussage zweier Prozessbeobachter durchgehen? Der eine sagte in der Doku: "Da kommt nach 18 Monaten einer daher ... " So richtig abfällig und die Unglaubhaftigkeit suggerierend. Wohlgemerkt hat der Motorradfahrer gleich nach Veröffentlichung der Plakatfahndung reagiert, nachdem er das Nummernschild erkannt hatte. Und der Mann der Haushaltshilfe, Alfred Kohl, sprach von Schlampigkeit, und dass man das Nummernschild veröffentlicht hätte. Doch hätte der Motorradfahrer riechen sollen, dass sein gesichtetes Nummernschild für die Ermittlungen der Soko "Schlüssel" bedeutsam sind?

Dieser Alfred Kohl hat es auch negativ angemerkt, dass es bei dem Motorradfahrer ein Jahr gedauert hätte, bis er sich meldete. Welch ein Stuss, muss ich wiederum anmerken! Wenn die Soko ganze 11 Monate im Nebel stocherte, dafür kann man doch dem Motorradfahrer kein Säumnis vorhalten. Der Motorradfahrer hat nichts verzögert, sondern ganz normal seine Zeugenaussage gemacht, sobald er seine Entdeckung gemacht hatte. Aber er wurde in der Doku ungerecht behandelt. War es Herrn Harborts Frust, war es Absicht, weil der Motorradfahrer mit Herrn Harbort nicht reden wollte?
Irrtumsvorbehalt
Widasedumi
Beiträge: 8966
Registriert: Donnerstag, 12. März 2020, 10:04:00
Kronen: ♔♔♔♔♔♔♔♔
(ausgezeichnet mit acht Goldenen Kronen für 8000 Beiträge)
Sterne:

Re: MORDFALL SCHEMMER -- Nachbetrachtung

Ungelesener Beitrag von Widasedumi »

Der Film muss eine längere Vorgeschichte gehabt haben. Da wurde nach meiner Überzeugung sehr lange vorgearbeitet:
Was nimmt man rein? Was lässt man weg?

Alles auf den einen Punkt bezogen, die wegen Mordes Verurteilte zu unrecht verurteilt wirken zu lassen.

Das sollte die Botschaft des Filmes sein. Wenn schon die Indizien nicht nachhaltig erschüttert werden konnten, so war der Film auffällig so aufbereitet, dass es unterschwellig zu einer Mitleidserzeugung der Zuschauer für HS kommen sollte.

Hierzu wurden eingesetzt:

- die schwarze lange Haarpracht von HS;
- die vorbereitete knappe Ansage: "Ich bin keine Mörderin".
- das Getrenntsein der Eheleute wider Willen, der gute Zusammenhalt dennoch: Ein hehres Treue-Gut;
- die Kinder ergänzten die Unschuldssuggestion, denn Kinder und Mörderin geht nicht zusammen;
- die Ritterlichkeit des Ehemannes: "Ich will meine Frau hier rausbekommen." Das ist Ritterlichkeit vom Tapfersten trotz aussichtsloser Lage;
- schließlich zum Schluss die Krönung der Inszenierung: "Schneewittchen und der tapfere Prinz" , festlich in schwarz-weißem Outlook, eng vereint, in Trauer und in Enttäuschung;

Toll inszeniert! Psychologisch sehr gut gemacht. Da muss der Zuschauer vor Schmerz geradezu laut aufschreien!
Da sollte auf den Zuschauer eine Botschaft übergehen: "Schaut dieses arme unschuldige Paar an!" Ein rührender Hilfeappell.
Irrtumsvorbehalt
Widasedumi
Beiträge: 8966
Registriert: Donnerstag, 12. März 2020, 10:04:00
Kronen: ♔♔♔♔♔♔♔♔
(ausgezeichnet mit acht Goldenen Kronen für 8000 Beiträge)
Sterne:

Re: MORDFALL SCHEMMER -- Nachbetrachtung

Ungelesener Beitrag von Widasedumi »

Eine metaphorisch-allegorische Frage?

Ist es die Rache von Waltraud an Rike?

Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde, die wir nicht erfassen können, lautet ein Sprichwort.
Hier in diesem Fall scheint es so zu sein. Genau heißt es:
Zitat: Shakespeare im Hamlet "Es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, als deine Schulweisheit sich träumen lässt."
Irrtumsvorbehalt
Rübezahl
Beiträge: 267
Registriert: Donnerstag, 24. Januar 2013, 15:00:31
Kronen:
Sterne:

Re: MORDFALL SCHEMMER -- Nachbetrachtung

Ungelesener Beitrag von Rübezahl »

Undercover hat geschrieben: Freitag, 30. Oktober 2020, 15:41:58 Ja, natürlich. Und das ändert nichts an der Tatsache, dass die Aussage des Motorradfahres sehr windig ist, lange Zeit nach der Tatnacht vorgetragen und mit fraglicher Argumentation. Hier hätte man die damalige Situation durchspielen müssen in dem z.B. 30 Autos nacheinander auf der Autobahn fahren, der Motarradfahrer jeweils rausfährt und nach einem weiteren Jahr fragt man den Motorradfahrer nach Kennzeichen Nr.17. Was sagts du jetzt?

P.S. Du und andere fühlen sich durch das Urteil bestärkt -aber wie hätte man sich entschieden wenn es noch kein Urteil gab? Würde man da nicht als lupenreiner Demokrat einiges in Frage stellen?
Soweit ich mich erinnere war es so dass der Motorradfahrer gesagt hat, dass er sich zur Gewohnheit gemacht hat, das Nummernschild des Verkehrsteilnehmers, mit dem er „Stress“ hatte, zu merken. Er erklärt genau warum. Weil er mal eine schlechte Erfahrung gemacht hatte. Er hat sich also die Nummer von HS’s Auto, meiner Erinnerung nach, zuhause direkt auf einen Zettel aufgeschrieben. Ob der Zettel noch auffindbar war, weiß ich nicht mehr. Aber man merkt sich Dinge, die man aufschreibt, normalerweise ziemlich gut. Er selber lebte mehr oder weniger wie ein Einsiedler. Schaute nie Fernsehen und hörte Musik noch immer per Schallplatten. Erst viel später kam er mit seiner Nachbarin, durch Zufall, auf dieses Flugblatt zu sprechen. Er selbst hatte sogar von der Flugblattaktion nichts mit bekommen. Als er dann die Nummer sah, fiel ihm der Zettel und die Situation dazu wieder ein.
Weil er selbst gar keine Lust hatte sich mit Behörden auseinander zu setzen, drängte ihn, meiner Erinnerung nach, die Nachbarin sich bei der Polizei zu melden. Was er dann auch tat. Das Gericht hat sich seinerzeit einen ganzen Vormittag nur mit seinen Aussagen beschäftigt. Es wurden noch die Nachbarin und seine Mutter, bei der er an diesem Tag zu Besuch war, gehört. Und das Gericht kam zu dem Entschluss dass die Aussage glaubhaft war. Zudem hat er auf die 10.000€ Belohnung verzichtet sowie auf das Zeugengeld bei Gericht. Dass er keine Lust hat sich im Nachhinein nochmal mit Herrn Harbort zu unterhalten, ist nachvollziehbar, wenn er schon damals keine Lust hatte auf Behördenkram.
Ich selbst bin jahrelang Motorrad gefahren und bin mir sicher, dass man das Kennzeichen hätte erkennen können. Aber das ist nur meine eigene bescheidene Meinung.
Von daher hat mich die einseitige Darstellung des Motorradfahrers in der Doku ziemlich genervt.

In die Runde:
Weiß noch irgendeiner wie das mit dem Zettel genau war?
Rübezahl
Beiträge: 267
Registriert: Donnerstag, 24. Januar 2013, 15:00:31
Kronen:
Sterne:

Re: MORDFALL SCHEMMER -- Nachbetrachtung

Ungelesener Beitrag von Rübezahl »

...und der Vergleich mit den 30 Autos und nach einem Jahr nach dem Kennzeichen der Nummer 17 zu fragen hinkt gewaltig.
Widasedumi
Beiträge: 8966
Registriert: Donnerstag, 12. März 2020, 10:04:00
Kronen: ♔♔♔♔♔♔♔♔
(ausgezeichnet mit acht Goldenen Kronen für 8000 Beiträge)
Sterne:

Re: MORDFALL SCHEMMER -- Nachbetrachtung

Ungelesener Beitrag von Widasedumi »

Hallo, Rübezahl, vielen Dank für deine Informationen, was es mit dem Motorradfahrer und dem Nummernschild auf sich hatte.
Ich habe es irgendwie so in Erinnerung, dass ihn die Ziffern des Nummernschilds an einen Geburtstag im Bekanntenkreis erinnerten
und er sich die Ziffern deshalb gut merken konnte. Er kann sich diese Ziffern trotzdem zuhause aufgeschrieben haben.

Bezüglich der 30 Nummernschilder und "wie lautet Nr. 17", wäre eine solche willkürliche Testkonstellation von vornherein
unangemessen gewesen und hätte überhaupt nichts bewiesen. Hat das nicht dieser ältere Prozessbeobachter von sich gegeben?
Wenn ja, dann weiß ich auch, was ich von seiner anderen Meinung halten kann. Das hätten sie wohl gerne gehabt, den Motorradfahrer
einem Experiment auszusetzen, das so konzipiert worden wäre, dass man das Wiederaufnahmeverfahren quasi hätte eintüten können?

Ich behaupte, dass man diese Motorradszene gar nicht nachstellen kann, weil in der Originalfahrt der Motorradfahrer den Kopf frei hatte.
Damit meine ich, dass er nicht auf eine Fahrspur achten musste und er musste nicht auf einen BMW achten, und er musste nicht darauf
achten, dass er den Auftrag auch ja genauso durchführt, wie es Herr Harbort ihm gesagt hatte. Er war frei im Kopf und damit
reaktionssicher und konzentrationsfähig. Der Nachsteller, der im Auftrag von Herrn Harbort arbeitete, war nicht frei im Kopf. Er musste
auf dies und das achten und hatte den Kopf nicht frei. Kein Wunder, dass er sich das Nummernschild nicht merken konnte.
Außerdem muss man fragen, ob Herr Harbort genau die gleiche Geschwindigkeit fuhr und nicht schneller, als HS? Und wusste er
überhaupt, wie schnell oder langsam HS gefahren ist?

Der Verzicht auf die Belohnung und auf das Zeugengeld finde ich bemerkenswert und macht seine Angaben noch glaubwürdiger.
Hat Herr Harbort in der Doku natürlich nicht erwähnt, was ich schlecht finde, wenn man einen neutralen und unbefangenen Profiler
abgeben möchte.
Irrtumsvorbehalt
Rübezahl
Beiträge: 267
Registriert: Donnerstag, 24. Januar 2013, 15:00:31
Kronen:
Sterne:

Re: MORDFALL SCHEMMER -- Nachbetrachtung

Ungelesener Beitrag von Rübezahl »

Ja, der Motorradfahrer hat sich das Kennzeichen anhand von Eselsbrücken gemerkt und dann aber, soweit ich mich erinnere, nochmal zuhause notiert. Und zwar so waren die Eselsbrücken:
EL –> er dachte das steht für Ellwangen. Da war er mal mit seinen Eltern im Urlaub.
RS –> hat ihn an einen Ford RS (Racing-Sport-Version von Ford) erinnert. Für dieses Auto hatte er sich mal interessiert.
56 –> sein eigener Geburtstag. Bei der letzten Ziffer war er sich nicht mehr ganz sicher.
Da er wohl ein KfZ-Freak ist, hat er sich auch die Automarke sowie deren Radkappen mit BMW-Emblem problemlos merken können.
Das was Du sagst, dass der Motorradfahrer den „Kopf frei“ hatte, würde ich auch so sehen.
Im Übrigen ist man auf einem Motorrad sowieso irgendwie, ich sag mal präsenter. Man hört kein Radio, man hat den Helm auf, man trinkt, isst oder raucht nicht, telefoniert nicht, wird nicht durch einen Beifahrer abgelenkt...etc. Somit ist man eh näher am Verkehrsgeschehen dran als ein Autofahrer. Er hat selbst eingeräumt einen Verkehrsverstoß begangen zu haben, weil er zu schnell war. Und wie du sagst, wir wissen nicht wie schnell HS gefahren ist.
Und ob die nachgestellte Szene genauso überhaupt stattfand.
Dafür müsste man ihn fragen, und da hat er verständlicherweise keine Lust mehr drauf. Hätte ich auch nicht.
Um nochmal davon weg zu kommen. Was ist mit den Alibis die sie sich von Tochter und Nachbarin ernötigen wollte? Was ist mit den Freunden die gefragt wurden ob sie zum einen für den Tag einen Mietwagen anmieten können und zum anderen nach einem Auftragskiller? Letzteres wurde als derber Scherz aufgefasst.
Was ist mit den anderen Versionen die sie vor der finalen Version (Selbstmordabsicht) erzählt hat?
Was ist mit der Schnittwunde zu der sie verschiedenen Leuten verschiedene Versionen erzählt hat?
Und diese absurden Verhaltensweisen am Tatort bei der Auffindesituation?
Und die Geschichte mit der Lambda-Sonde wurde ja auch im Gerichtsverfahren durch einen Sachverständigen überprüft.

Also, die Doku hat mich in gar keinem Fall überzeugt. Auch die Haushälterin die sagte, dass WS sehr stark war und die HS „vermöbelt“ hätte, fand ich total daneben. Denn wenn ich aus dem Schlaf gerissen werde und einer mit einem Messer vor mir steht, da mach ich gar nix mehr. Auch nicht wenn ich Kampfsportler oder Muskelprotz wäre. Außerdem wurde, glaub ich, nicht gesagt dass HS 1,90 groß ist.
Alles nicht überzeugend und der Satz „weil ich keine Mörderin bin“.
Das ist doch kein Argument.
Würde sagen, für den Herrn Harbort war das ganze keine sehr gute Werbung.
Undercover
Beiträge: 454
Registriert: Sonntag, 04. Oktober 2020, 13:57:22
Kronen:
Sterne:

Re: MORDFALL SCHEMMER -- Nachbetrachtung

Ungelesener Beitrag von Undercover »

Rübezahl hat geschrieben: Samstag, 31. Oktober 2020, 13:03:38 ...und der Vergleich mit den 30 Autos und nach einem Jahr nach dem Kennzeichen der Nummer 17 zu fragen hinkt gewaltig.
Wieso? Das ist gängige Praxis, dass wenn ein Täter von Zeugen erkannt werden soll - die Polizei dann mehrere Personen präsentiert, die in Frage kämen und ähnlich aussehen. Dadurch soll ausgeschlossen werden, dass Zeugen 50:50 Entscheidungen treffen sollen oder Roulette spielen. D. H. also, sie müssen von mehreren Personen GLEICH
und BESTIMMT auf den einen zeigen.

Dass man sich bestimmte (lustige, komische) Kennzeichen einprägt kann ich ja noch verstehen - aber dass sich ein Motorradfahrer stets beim Ausfahren fürsorglich alle Kennzeichen merkt und aufschreibt, finde ich mehr als fraglich. Zum anderen habe ich nicht verstanden welche Beweiskraft die aufgeschriebenen Kennzeichen haben sollen - zumal ER ja wegen einer ähnlichen Situation belangt wurde. Und welchen Tatbestand soll ein Kennzeichen beweisen? Im besten Fall hat man Aussage gegen Aussage...

Was völlig anders wäre, wenn er auf dem Helm eine Dashcam gehabt hätte - aber so ist die Aussage für mich (!) zu dünn!!
Rübezahl
Beiträge: 267
Registriert: Donnerstag, 24. Januar 2013, 15:00:31
Kronen:
Sterne:

Re: MORDFALL SCHEMMER -- Nachbetrachtung

Ungelesener Beitrag von Rübezahl »

Das hat doch keiner gesagt, dass er sich ALLE anderen Kennzeichen auf Tour gemerkt hat. Das ist ja total an den Haaren herbei gezogen. Er hat sich zur Gewohnheit gemacht sich Kennzeichen zu merken, mit denen er „Stress“ hatte!

Das Kennzeichen beweist nur dass das Auto wohl dann in Koblenz war.
Undercover
Beiträge: 454
Registriert: Sonntag, 04. Oktober 2020, 13:57:22
Kronen:
Sterne:

Re: MORDFALL SCHEMMER -- Nachbetrachtung

Ungelesener Beitrag von Undercover »

Rübezahl hat geschrieben: Samstag, 31. Oktober 2020, 18:35:57 Er hat sich zur Gewohnheit gemacht sich Kennzeichen zu merken, mit denen er „Stress“ hatte!
Scheint aber öfters Stress zu haben..... 8-)
Rübezahl hat geschrieben: Samstag, 31. Oktober 2020, 18:35:57 Das Kennzeichen beweist nur dass das Auto wohl dann in Koblenz war.
Na eben nicht. Das Kennzeichen war in der Öffentlichkeit bereits bekannt und es war auch bekannt, dass die Tat in Koblenz stattfand. Beweisen würde was, wenn das Kennzeichen nicht öffentlich wäre und er bevor die Ermittlungen bekannt waren aussagt mit Datum, Uhrzeit usw. DAS wären für mich stichhaltige Beweise.

Man muss sich auch mal anders rum die Frage stellen: Hätte so eine Mottoradfahrer-Aussage die Beschuldigte entlastet (bei der bestehenden Indizienkette) wenn der Vorfall sich 400km in die andere Richtung ereignet habe? Na?
Rübezahl
Beiträge: 267
Registriert: Donnerstag, 24. Januar 2013, 15:00:31
Kronen:
Sterne:

Re: MORDFALL SCHEMMER -- Nachbetrachtung

Ungelesener Beitrag von Rübezahl »

Undercover hat geschrieben: Samstag, 31. Oktober 2020, 19:08:48 Scheint aber öfters Stress zu haben..... 8-)



Na eben nicht. Das Kennzeichen war in der Öffentlichkeit bereits bekannt und es war auch bekannt, dass die Tat in Koblenz stattfand. Beweisen würde was, wenn das Kennzeichen nicht öffentlich wäre und er bevor die Ermittlungen bekannt waren aussagt mit Datum, Uhrzeit usw. DAS wären für mich stichhaltige Beweise.

Man muss sich auch mal anders rum die Frage stellen: Hätte so eine Mottoradfahrer-Aussage die Beschuldigte entlastet (bei der bestehenden Indizienkette) wenn der Vorfall sich 400km in die andere Richtung ereignet habe? Na?
Sicher, hat es aber nicht.

Er hat sich ja erst durch die Veröffentlichung des Kennzeichens melden können.

Ich denke der springende Punkt seiner Glaubwürdigkeit war schlicht, dass er sich entgegen seiner Abneigung gegen Behördenkram, trotzdem entschloss auszusagen. Wenn er sich des Kennzeichens und des Automodells und sogar des Details der kleinen Radkappen nicht sicher gewesen wäre, dann hätte er doch auf jeden Fall vermieden in die Sache verwickelt zu werden. Die Abneigung davor war sogar so groß, dass er noch nicht mal die Belohnung angenommen hat.
Also, kurz und gut, es geht nicht darum was wir hier glauben.
Sondern das Gericht hat ihm geglaubt.
Undercover
Beiträge: 454
Registriert: Sonntag, 04. Oktober 2020, 13:57:22
Kronen:
Sterne:

Re: MORDFALL SCHEMMER -- Nachbetrachtung

Ungelesener Beitrag von Undercover »

Rübezahl hat geschrieben: Samstag, 31. Oktober 2020, 19:45:23 Also, kurz und gut, es geht nicht darum was wir hier glauben.
Sondern das Gericht hat ihm geglaubt.
Ja, sicher. Aber deshalb sind ja solche Foren da um mal eine andere Meinung zu haben...

Für mich kam dieser Zeuge aus Sicht des Gerichts "wie gerufen". So eine Aussage hätte man in einer stärkeren Indizienkette wahrscheinlich gar nicht erst aufgenommenen.... ;)
Widasedumi
Beiträge: 8966
Registriert: Donnerstag, 12. März 2020, 10:04:00
Kronen: ♔♔♔♔♔♔♔♔
(ausgezeichnet mit acht Goldenen Kronen für 8000 Beiträge)
Sterne:

Re: MORDFALL SCHEMMER -- Nachbetrachtung

Ungelesener Beitrag von Widasedumi »

Undercover hat geschrieben: Samstag, 31. Oktober 2020, 20:14:35 Für mich kam dieser Zeuge aus Sicht des Gerichts "wie gerufen".
Es sollte eben vom Schicksal so sein, welches wir Menschen nicht in der Hand haben, und welches auch HS nicht in der Hand hatte, bei aller Cleverness.
Undercover hat geschrieben: Samstag, 31. Oktober 2020, 20:14:35 So eine Aussage hätte man in einer stärkeren Indizienkette wahrscheinlich gar nicht erst aufgenommenen...
Diese Unterstellung, dass die Richter die Glaubwürdigkeit daran messen, wie stark die Indizienkette ist, lehne ich ab.
Die Richter haben den Zeugen sehr lange auf seine Glaubwürdigkeit geprüft und dieses Ergebnis war entscheidend.
Der Zeuge hätte die 10 000 € einstreichen können und sein Zeugengeld noch dazu. Hat er aber nicht.
Er war Behördendistanziert und wollte von ihnen keine Zuwendungen. Und trotzdem kam er einer Zeugenpflicht nach.
Er hatte auch keinerlei Belastungseifer und er wusste gar nicht, welchen Stellenwert seine Aussagen in dem Gesamtgefüge haben würden.
Er interessierte sich nicht fürs Fernsehen und schottete sich gegen die Informationsflut von Medien eher ab.
Doch seine Darlegung der Eselsbrücken zwischen dem Autokennzeichen und seiner Lebenswelt musste den Richtern eingeleuchtet haben.
Sicher hat er noch andere solcher angewandter Merkhilfen vorbringen können in anderen Lebensbereichen.
Und von seinen geistigen Fähigkeiten, seinen Vorlieben, seiner Tätigkeit, seine Hobbys, seine Interessen hat man sich auch einen
Eindruck verschafft und ihn wohl auf die Kompatibilität mit dieser zur Debatte stehenden Wahrnehmungseigenschaft abgecheckt.
Nur davon sind die Richter zu ihrer Auffassung gekommen.

Und diese Auffassung ist unabhängig von der Fall-Lage gewesen. Das ist meine Überzeugung. Schließlich hat auch der Staranwalt
von HS die Befragung des Zeugen miterlebt. Er durfte selbst Fragen stellen und sich eine Meinung bilden. All das macht mich
sicher, dass der Motorradzeuge das Gericht von seiner Seriosiät überzeugte.
Irrtumsvorbehalt
Gast

Re: MORDFALL SCHEMMER -- Nachbetrachtung

Ungelesener Beitrag von Gast »

Iven hat geschrieben: Donnerstag, 29. Oktober 2020, 13:31:25 Es gibt übrigens eine Sichtungszeugin, die weder im Gerichtsurteil auftaucht noch dem Gericht überhaupt bekannt ist, da ihr Hinweis erst nach dem Prozessende einging. Diese Zeugin hatte wenige Tage vor der Tat Rike Schemmer zusammen mit einer anderen Person in Koblenz (nur wenige Autominuten vom Wohnhaus der Schemmers senior entfernt) gesehen. Den Hinweis hatte ein damals enges Mitglied dieses Forums erhalten und wurde von uns - nach Verifizierung - an den zuständigen KHK Lauxen (via Telefon) weitergeleitet.

Was hat den der Komissar Lauxen zu dem Hinweis gesagt und wie hat er ihn bewertet?
Benutzeravatar
Iven
Beiträge: 6536
Registriert: Mittwoch, 23. Januar 2013, 19:59:11
Kronen:
Sterne:
Wohnort: Hamburg

Re: MORDFALL SCHEMMER -- Nachbetrachtung

Ungelesener Beitrag von Iven »

Gast hat geschrieben: Sonntag, 01. November 2020, 23:34:32 Was hat den der Komissar Lauxen zu dem Hinweis gesagt und wie hat er ihn bewertet?

KHK Lauxen hat sich bedankt und war sehr interessiert an dem Hinweis. Da die Sichtungszeugin die andere Person - Rike Schemmers Begleiter - von früher her persönlich kannte und auch Rike Schemmer aufgrund des damals zeitweilig veröffentlichten Zeugenaufrufs mit einem Bild von ihr (kurze, rote Haare; sehr groß) im Nachhinein erkannte, stufte er - sofern ich das noch richtig in Erinnerung habe - die Zeugin als glaubwürdig und den Hinweis als durchaus wichtig ein.
grummelelse

Re: MORDFALL SCHEMMER -- Nachbetrachtung

Ungelesener Beitrag von grummelelse »

Ich bin der Meinung das dort noch etwas übersehen worden ist. Der Täter ist von vorne auf den Ehemann zugegangen und dieser wurde mit 3 Messerstichen (sowie ich es in der Dokumentation gesehen habe) getötet. Er hat nicht geschrien oder so? Und seine Ehefrau bleibt seelenruhig im Bett liegen? Der Motorradfahrer äisserst merkwürdig! Und in der Zeitspanne ist so etwas denke ich nicht zu schaffen. Die haben einen Schuldigen gesucht und da kam Fr. Schlemmer gerade recht.
Gast

Re: MORDFALL SCHEMMER -- Nachbetrachtung

Ungelesener Beitrag von Gast »

Ich habe mir heute diese "Doku" angeschaut. Der Fall war mir nicht bekannt.
Danach habe ich im Netz gesucht nach Schemmer und bin u.a. auf dieses Forum gestoßen.
Ich habe sozusagen keine Ahnung.

Folgendes brachte mich aber bei der "Doku" ins Grübeln:

Die Verurteilte gab als Alibi an sich mit dem Pkw umzubringen zu wollen.
Dann fuhr sie doch mit dem Pkw der von ihr deshalb in die Werkstatt gerbacht wurde, weil der nicht intakt war.
Habe ich da was falsch verstanden?

Allerdings, rein spekulativ, wäre die Suizidabsicht durchaus eine Möglichkeit, die einem nach einem derartigen Verbrechen durchaus durch den Kopf gehen könnte.

Grüße ins Forum
Der Ahnungslose
Duchonin

Re: MORDFALL SCHEMMER -- Nachbetrachtung

Ungelesener Beitrag von Duchonin »

Hier gilt m.E. das Gleiche, was einer der bekanntesten Strafverteidiger Deutschlands Dr. Gerhard Strate in einem anderen Fall sinngemäß gesagt hat:

"Ich weis nicht, ob sie die Tat begangen hat, aber die im Urteil aufgeführten Gründe reichen nicht für eine Verurteilung"
Antworten