Ein Bericht zur Einführung in den Mordfall:
Heiße Spur zu ihrem Mörder
15 Jahre nach Regina Fischers (20) gewaltsamem Tod soll ein Speicheltest helfen, den Fall endlich aufzuklären.
Wathlingen/Celle. Es ist kurz nach sieben Uhr am Morgen, als die Teilnehmer einer Jagdhundeprüfung einen grausigen Fund machen. An einem Weg an der Bundesstraße 3 bei Bergen liegt eine junge Frau: nackt, bis auf weiße Tennissocken. Tot. Wenige Meter entfernt steht ihr beiger Ford-Escort mit ihrer Kleidung. Die Tote ist Regina Fischer, 20 Jahre alt, Verkäuferin aus Wathlingen (Landkreis Celle). Am Abend vorher, einem regnerischen Freitag, ist sie aufgebrochen, um ihren Freund in Munster von der Bundeswehr abzuholen. Dort kommt sie nie an. Der brutale Mord an der hübschen, jungen Frau ist mehr als
15 Jahre her und wurde nie aufgeklärt. Die Obduktion ergab, dass Regina Fischer vergewaltigt wurde. Der Täter hatte mit einem dumpfen Gegenstand auf sie eingeschlagen. Sie starb an mehreren Messerstichen in Brust und Rücken. Die Polizei fahndete nach dem Fahrer eines Mercedes. Ohne Erfolg. "Der Mord hat das Dorf nie zur Ruhe kommen lassen", sagt der Wathlinger Bürgermeister Torsten Harms (38, CDU). Nun wird der Mordfall Regina Fischer, getötet am 23. September 1988, wieder aufgerollt. "Mit der DNA-Analyse haben wir neue Möglichkeiten, den Fall aufzuklären", sagt Polizeisprecherin Angela Markgraf. An der Leiche seien damals Spermaspuren gesichert worden. Aus diesen hätten Mitarbeiter des Landeskriminalamtes Hannover nun eine auswertbare molekulargenetische Spur gesichert. Weil der Abgleich mit Daten aus der DNA-Kartei des Bundeskriminalamtes sowie den Dateien benachbarter Länder kein positives Ergebnis brachten, haben Polizei und Staatsanwaltschaft in Celle jetzt einen groß angelegten Speicheltest bei Männern aus Wathlingen angeordnet. Nach der Tat war vermutet worden, dass Regina Fischer ihren Mörder kannte. Immer häufiger versuchen Ermittler mit Hilfe der neuen wissenschaftlichen Möglichkeiten eines DNA-Profils ungeklärte Kriminalfälle zu lösen. Auch in Altenpleen bei Stralsund ist ein Massen-DNA-Test im Gang. Die Polizei hofft, so dem Mörder der 17 Jahre alten Simone K. aus Nordvorpommern auf die Spur zu kommen. Er hatte einen genetischen Fingerabdruck an der Leiche des Mädchens hinterlassen. In Wathlingen sind die Aufforderungen zur Speichelabgabe bereits verschickt. "Ich finde das absolut in
Ordnung", sagt Heinrich Drewes (63), der als einer der Ersten bei der Polizei war. "Ich hoffe, es dient der Wahrheit." Viele in dem 6200-Einwohner-Dorf können sich noch gut an die freundliche junge Frau mit dem welligen dunklen Haar erinnern, die Regina Fischer war. Immer wieder tauchte die ungesühnte Bluttat auf. "Vor einiger Zeit gab es anonyme Anrufe", sagt Bürgermeister Harms. Jemand habe behauptet zu wissen, wer der Mörder sei. "Es ist gut, wenn das jetzt zum Abschluss kommt." Auch für die Familie der Toten. "Vergessen kann man das nie. Nichts ist mehr wie vorher", sagt Vater Erwin Fischer, der noch eine Tochter hat. "Es ist, als ob etwas rausgerissen ist." Wenn der Mörder endlich gefunden würde, sagt er, und bemüht sich um Fassung, "ist das eine große Erleichterung". Der Freund, den Regina Fischer damals abholen wollte, ist heute verheiratet und hat Kinder. Sie starb mit 20 Jahren.
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