DOPPELMORDFALL EHEPAAR PLACZEK (66 u. 70), SCHNAITTACH, 2017

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AngRa
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Re: DOPPELMORDFALL EHEPAAR PLACZEK (66 u. 70), SCHNAITTACH,

Ungelesener Beitrag von AngRa »

Die Aussage der Ex-Freundin Franziska S. wirft ein anderes Bild auf IPs Persönlichkeit, als bisher bekannt war. Im Grunde genommen stützt sie die Aussagen von SP. Demnach neigte IP zu Gewaltausbrüchen, hatte ein Alkoholproblem und war völlig ohne Empathie. Interessant ist auch, dass er unfruchtbar sein soll. Das würde erklären, dass sich SP sich so kurz nach der Hochzeit im Internet bereits nach Dating Partnern umgesehen hat.

Zu dieser wichtigen Zeugenaussage und insgesamt zum gestrigen Prozess-Tag gibt es einen ausführlichen Bericht:

N-Land, 19.3.2019

Schnaittacher Doppelmord
Ex-Freundin erzählt von Gewaltausbrüchen


NÜRNBERG — Gewalttätig, zwanghaft und dominant. So beschreibt eine Ex-Freundin von Ingo P., die nach der Prozesspause als Zeugin geladen ist, den Angeklagten. Der Schnaittacher soll seine eigenen Eltern erschlagen haben. Die Aussage könnte der Verteidigung von Stephanie P., seiner ebenfalls wegen Mordes angeklagten Frau, in die Hände spielen.


Es ist die bisher wichtigste Zeugenaussage aus dem persönlichen Umfeld der Angeklagten. Rund zweieinhalb Jahre, vom Sommer 2014 bis Ende 2016, ist Franziska S. mit Ingo P. zusammen – also wenige Monate vor der Beziehung mit seiner späteren Partnerin und Frau Stephanie P., mit der er gemeinsam die eigenen Eltern umgebracht haben soll. Franziska S. wohnt ein halbes Jahr mit ihm in seinem Elternhaus in Schnaittach, zuvor verbringt sie viel Zeit mit ihm in seiner damaligen Wohnung in Nürnberg

Unkontrollierte Wut
Was die 24-Jährige erzählt, lässt aufhorchen. Einmal habe Ingo P. ihren Kopf bei einem Wutausbruch gegen eine Arbeitsplatte in der Küche geschlagen. Er habe sie in der Gästetoilette eingesperrt, sie in mehreren Situationen geschubst, einmal eine Zigarette auf ihrer Hand ausgedrückt.

Warum? Zeugin S. ist stark übergewichtig, Ingo P. wünscht sich, dass sie abnimmt, wie die Schwabacherin vor Gericht berichtet. Findet er bei ihr Süßigkeiten oder kauft sie etwas ein, was ihm nicht gefällt, gibt es Ärger. Auch wenn sie die Wohnung nicht wie gewünscht saubermacht, kann der junge Mann austicken. Als S. einmal wegen eines Magen-Darm-Viruses nach Hause in die gemeinsame Wohnung nach Schnaittach kommt und sich ins Bett legen will, weist Ingo. P sie zurecht. Wenn es ihr schlecht gehe, solle sie ins Krankenhaus. Ansonsten könne sie jetzt putzen.


„Ich war froh, als es vorbei war“, sagt die Medizinische Fachangestellte. „Ich habe mein Leben wieder.“

Erstaunlich ist bei diesen Aussagen, wie die Beziehung zu Ende ging. Nicht S., sondern Ingo P. machte im Dezember 2016 Schluss. Aus heiterem Himmel, wie S. erzählt. Weil sie einfach nicht abnehmen konnte. Seine Eltern seien überrumpelt gewesen, der Vater habe sogar Tränen in den Augen gehabt. Dass die Eltern hinter der Trennung steckten, schließt die Schwabacherin aus.


Am Anfang war alles traumhaft
Die beiden hatten sich bei einem Datingportal kennen gelernt, im Juli 2014 kamen sie zusammen. Zunächst sei alles traumhaft gewesen, Ingo P. spielte den Gentleman. Doch das änderte sich. Er zwang sie, sich zweimal am Tag zu wiegen und wollte ihr vorgeben, was sie zu essen hat. Auch ein Alkoholproblem schildert sie. Von der Arbeit sei er jeden Tag mit einer Alkoholfahne nach Hause gekommen, schnell handgreiflich geworden.

Er habe behauptet, er könne sich in ihr Handy hacken und ihre Nachrichten mitlesen. Von seinen Wutaus­brüchen dürfe sie niemandem etwas erzählen, sonst tue er ihr oder ihrer Mutter etwas an.

Zum Arzt oder zur Polizei ging Franziska S. nie. Ingo P. habe gesagt, er würde es so hindrehen, dass ihr keiner glaubt.

Ingo P. sagte, ohne ihn sei sie nichts wert
Er habe ihr ständig eingeredet, sie sei ohne ihn nichts wert. Und sie habe sich dem gebeugt, was er ihr befohlen habe und gehofft, dass die Beziehung wieder besser wird. Trotz aller Gewalt, trotz der Demütigungen, so schildert es S., konnte sie ihn nicht verlassen.


Manche der Aussagen hat man in diesem Gerichtsverfahren bereits gehört. Sie tauchen im Polizeiverhör von Stephanie P. auf, teilweise fast Wort für Wort. Auch die Angeklagte will von Ingo P. mehrfach körperlich misshandelt und bedroht worden sein. Auch sie will unfähig gewesen sein, ihn zu verlassen.

Psychiater hakt nach
Die Aussage, P. sei bei seinen Wutausbrüchen ein anderer Mensch gewesen, macht den Psychiater Michael Wörthmüller hellhörig. Er begutachtet beide Angeklagten im Auftrag des Gerichts. Von S. lässt er sich erklären, wie sich P. spontan verändert hat und dass das nicht nur in betrunkenem Zustand passierte. Welche Schlüsse er daraus zieht, wird ein anderer Verhandlungstag zeigen.
Auch zum Familienverhältnis konnte Franziska S. einiges berichten. Der Vater sei Ingo P.s großes Vorbild gewesen, er habe ihn gar „verehrt“ und viel Zeit mit ihm verbracht, während die Mutter nur zum Wäsche waschen und Kochen da gewesen sei. Er habe sich regelmäßig mit ihr gestritten, ihr einmal seiner Schilderung nach auch eine Backpfeife gegeben.

Keine Empathie
Andere Erinnerungen der Ex-Freundin finden sich auch in den Zeugenaussagen von Ingo P.s ehemaligen Kollegen bei der Datev, die ebenfalls am Montag als Zeugen geladen sind: Der Schnaittacher ist extrem ehrgeizig, er will so schnell wie möglich eine Führungsposition in dem Betrieb erreichen, erzählen sie. Doch während seine fachliche Qualifikation unumstritten ist, gab es an der menschlichen Eignung starke Zweifel, sagt sein ehemaliger Teamleiter aus. P. sei eher ein „Einzelkämpfer“.

Franziska S. berichtet, P. solle über sich gesagt haben, er habe keine Empathie, sei ein „soziales Arschloch“ und das stehe ihm beruflich im Weg. Kollegen erinnern sich, P. nutzte in Zigarettenpausen jede Gelegenheit, sich wichtig zu machen.

So schnell wie möglich heiraten
Heiratspläne hatte Ingo P. offenbar bereits mit Franziska S. Er wolle so schnell wie möglich eine eigene Familie und ein eigenes Haus, sagen Ex-Kollegen. Doch dafür müsse sie erst einmal abnehmen. Und noch ein Detail fällt ihr ein: Ingo P. sei unfruchtbar. Er habe ins Spiel gebracht, dass sie sich zu gegebener Zeit ja von einem anderen schwängern lassen könne.




https://n-land.de/top-story/ex-freundin ... usbruechen

Ich bin sehr gespannt, inwieweit sich die Aussage von Franziska S. auf die Verurteilung von SP auswirkt.
AngRa
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Re: DOPPELMORDFALL EHEPAAR PLACZEK (66 u. 70), SCHNAITTACH,

Ungelesener Beitrag von AngRa »

Auch ein Ex-Freund von Stephanie P. hat inzwischen ausgesagt.
NB vom 20.3.2019
Als Michael S. (27), ein früherer Freund von Stephanie P., über die Beziehung berichtet, könnte man wieder die sprichwörtliche Stecknadel fallen hören, so mucksmäuschenstill wird es im Saal. Er schildert ein On-Off-Drama, eine Freundschaft, die ständig beendet und wieder aufgenommen wurde - Stephanie P. habe ständig mit anderen Männern geflirtet, und sei, als sie eine Fehlgeburt erleiden musste, monatelang zu Hause geblieben. Als seine Schwester dies thematisierte, war die Beziehung nur noch "eine Katastrophe". Die Schwester sei Steffi "ein Dorn im Auge" gewesen, ständig habe sie gegen die Schwester gehetzt, geäußert, dass sie der Beziehung im Weg stehe. Sie mochte mit der Schwester nicht mehr an einem Tisch sitzen, und äußerte sogar schriftlich, es wäre besser, sie wäre tot.

http://www.nordbayern.de/region/doppelm ... -1.8717932

Interessant ist, dass sie auch bei ihrem Ex-Freund gegen dessen Familie gehetzt hat und bezüglich der Schwester sogar geäußert hat, dass sie der Beziehung im Wege stünde und es besser sei, wenn sie tot wäre.

Wenn man das auf die neue Beziehung zu IP überträgt, dann könnte es schon sein, dass sie gegen die Eltern, vor allem gegen die Mutter gehetzt hat und als Lösung der Probleme den Tod der Mutter in den Raum gestellt hat.
Melanie
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Re: DOPPELMORDFALL EHEPAAR PLACZEK (66 u. 70), SCHNAITTACH,

Ungelesener Beitrag von Melanie »

Zuerst danke ich @AngRa für die Möglichkeit, mich hier über den aktuellen Verfahrensstand informieren zu können.

Eigentlich würde ich es aus Zeitgründen nicht tun, den Prozess zu verfolgen, wenn mich nicht die Persönlichkeit der Tatverdächtigen so erschüttert hätte.

Da setzen sich die beiden ins Fernsehen und sagen, wie sehr sie die Vermissten vermissen, und dass sie keinen sehnlicheren Wunsch hätten, als dass die Eltern P. zur Türe hereinkämen.

Dass man so schauspielern kann? Dabei wird dem IP vorgeworfen, er hätte die Eltern getötet und einbetoniert.

Ich kann es nicht fassen, wie man das fertigbringt. Daher ist mein Interesse geweckt worden, welche Werte diese jungen Menschen internalisiert haben und wie man so über Leichen gehen kann, und dann noch im selben Haus wohnen, wo die Leichen unter einer Betonschicht liegen.

Nun sind das doch Menschen meines Kulturkreises - oder wohl doch nicht? Meine Werte sind eben, dass ich nicht morden darf. Das Verbot ist viel eindringlicher, weil hier ein Gott dahinter steht, an den ich glaube. Es ist nicht einfach eine menschlich-vernünftige Mehrheitsentscheidung, sondern es ist ein Gebot höherer Ordnung. Durch meinen Glauben habe ich dahingehend eine so große Furcht, weil ich der Überzeugung bin, dass Gott mich überall im Fokus hat. Er sieht immer mit.

Diesen Glauben hatten die Tatverdächtigen wohl nicht gehabt. Sie dachten - falls sie die Täter sind -,
dass sie mit so einer Tat leben können, wenn sie nicht entdeckt wird.

Und das ist das Unbegreifliche für mich. Jedesmal wenn ich über den Beton ginge, wo die von mir ermordeten Eltern liegen, würde sich mir die Brust verkrampfen aus lauter Schuldgefühl.

Das sehen die TV aber offensichtlich lockerer. Und deshalb danke ich @AngRa für die Berichte über die Schilderungen von Freunden der TVen. Diese Persönlichkeiten, ihre Werte, ihre Einstellungen, ihr Gewissen, darüber möchte ich mehr erfahren, um zu verstehen, wie diese Kaltblütigkeit entstehen konnte.

Ich bin ein Freund des Psychiaters Dr. Reinhard Haller, der viel mit verurteilten Mördern arbeitet und auch Gerichtssachverständiger ist. Ein Spezialthema von ihm ist "Die Macht der Kränkung", die sich
irgendwann im Leben eines Menschen entlädt. Er hat sich auch intensiv mit dem Amokläufer von Winnenden beschäftigt und herausgefunden, dass dieser sich massiv ausgegrenzt und gekränkt gefühlt hatte. Z.B. wollte bei Ausflügen niemand mit ihm den Sitz oder das Zimmer teilen, obwohl er nicht "von schlechtem Elternhaus" war.
https://www.youtube.com/watch?v=NwlKy68zNNs

Insofern finde ich es spannend, was bei diesem IP der innere Motor zum Mord war. War es Kränkung? Woher kam diese Gefühlskälte, diese Empathielosigkeit. Was war die Ursache, dass man sich so kalt wie ein Roboter entwickeln kann?

Prof. Dr. Haller sagt ja, wenn man den Ausspruch hört, dass Kinder cool seien, so ist das nicht unbedingt positiv zu werden. Coolsein und ein empathisches Empfinden schließen sich eher aus.
Die Morde waren vielleicht "extrem cool" und das Leben mit zwei Ermordeten unterm Fußboden ist vielleicht auch "extrem cool", deutet aber eher auf eine emotionslose Dumpfbackenheit hin. Und das sind m.E. unsensible Menschen, obwohl sie ein erstaunliches schauspielerisches Talent bewiesen.
AngRa
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Re: DOPPELMORDFALL EHEPAAR PLACZEK (66 u. 70), SCHNAITTACH,

Ungelesener Beitrag von AngRa »

Ja, mich interessiert an diesem Doppelmord vor allem auch, wie es dazu kam, dass der Ingo mutmaßlich so gewalttätig wurde und seine Eltern auf brutale Art und Weise mit einem Zimmermannshammer erschlagen hat.

Grundsätzlich bin ich davon überzeugt, dass der Mensch von seiner Natur her darauf ausgelegt ist Gewalt auszuüben. Wenn man bedenkt, dass in der Steinzeit die Hälfte aller Männer erschlagen worden sind ( so habe ich es mal gehört), dann muss das wohl so sein. Das Töten war damals an der Tagesordnung und die Regel. Dann kamen die zehn Gebote, wovon eines lautet: "Du sollst nicht töten." Das war das Regelwerk was dazu führte, dass das Töten nicht mehr toleriert wurde und dass das friedliche Zusammenleben als hoher Wert betrachtet wurde. Es fand so etwas wie eine Erziehung zum friedlichen Miteinander statt. Der "homo sapiens", also der Mensch, der heute lebt, ist meistens sozialisiert und hat durch Erziehung Hemmungen erlernt, die Aggressionen verhindern. Es gibt aber ein paar Ausnahmen, etwa Menschen, die eine ungünstige Kindheit hatten oder regelmäßig Drogen nehmen. Beim Ingo vermute ich, dass der seine Hemmungen zu Gewalt und töten abgelegt hat, weil er zu oft und zu viel Alkohol getrunken hat. Der Alkohol beeinflusst die Hirnregionen, die Moral und Emotionen regulieren. Viele Menschen trinken Alkohol, weil er die Kontrollmechanismen lockert . Er steigert somit aber auch die Gewaltbereitschaft.

Ich sehe bei ihm also die Trinkerei , für die er verantwortlich ist, als eine wesentliche Ursache für seine Gewaltausbrüche. Dadurch vermindert sich in meinen Augen seine Schuld nicht, denn es war ihm ja nicht unbekannt, dass er unter bestimmten Umständen zu Aggressionen neigt und dann muss man alles tun, damit man die Kontrolle über sich behält und darf nicht saufen. Über seine Kindheit möchte ich mir kein Urteil erlauben. Ich mag es nicht, wenn ein Täter seine Tat auf eine ungünstige Kindheit schiebt. In den siebziger Jahren war das eine weit verbreitete Auffassung , dass Straftaten derjenige begeht, der eine ungünstige Kindheit hatte. Jeder ist für sich verantwortlich und kann nicht immer alles auf die Eltern oder die Ahnen schieben.
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Re: DOPPELMORDFALL EHEPAAR PLACZEK (66 u. 70), SCHNAITTACH,

Ungelesener Beitrag von Melanie »

Der mutmaßliche Täter, der seine eigenen Eltern umbrachte, ist mir speziell in diesem Fall ein wirkliches Rätsel.
Der Alkohol stellt vieles an. Doch warum griff er zu dieser Lösung? Viele Hypothesen gehen mir im Kopf herum, aber ich will mich zurückhalten.
Ich stimme AngRa voll zu, dass die ewig-langweilige Elternschuld ein Bequemlichkeitsmuster ist.
Der Junge war, nehme ich an, ein Wunschkind. Er hatte einen Vater und eine Mutter, die für ihn da waren, nehme ich auch an. Das ist schonmal die halbe Miete für einen guten Lebensstart. Sein Lebensumfeld war kleinbürgerlich und materiell abgesichert. Der Junge war nicht krank oder behindert. Das Ehepaar passte in diese Umgebung, war nicht asozial und bot ihm ein gutes Zuhause.

Daher frage ich mich, was schiefgelaufen ist? Dass er dem Alkohol zuneigte, muss aus irgend einem psychischen Missbehagen heraus erfolgt sein. Der Alkohol kann sehr wohl Hemmschwellen abbauen, doch diese Tat war geplant und gereift. Da war er zwischendurch auch mal nüchtern. Und es waren schließlich seine Eltern.

Nachdem, was ich so gelesen habe, gab es wohl auch Erwartungen der Partnerin, vielleicht, dass er sich entscheiden sollte zwischen ihr und seiner Mutter?
Aber so ganz nur fremden Erwartungen hörig zu sein, scheint er mir auch nicht gewesen zu sein.
War er sooo verwöhnt, dass er immer alle Wünsche sofort realisiert bekam? Und ein Haus zu bekommen ohne störende Elternschaft, das sah er nicht anders erreichbar, als durch Mord? Weil eine Sofortrealisierung aller Wünsche eben so eine Art Lebensprogramm war? Das ist natürlich hypothetisch und spekulativ.

Dass aber auch gar keine Empathie für seine Eltern da war, das ist schon verwunderlich.

Ich warte gespannt auf Gutachten, wenn man sie zu wissen kriegt.

Nachtrag: Ich bedaure ihn. Er ist eine armselige Figur.
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Re: DOPPELMORDFALL EHEPAAR PLACZEK (66 u. 70), SCHNAITTACH,

Ungelesener Beitrag von Melanie »

Zum Verstehen und Einschätzen der Persönlichkeit des IP wäre seine Gesundheits-/Krankheitsgeschichte interessant. Auch ob er in Psychotherapie war?
Desgleichen ob es in der Schule Auffälligkeiten gab.
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Re: DOPPELMORDFALL EHEPAAR PLACZEK (66 u. 70), SCHNAITTACH,

Ungelesener Beitrag von AngRa »

Heute am 14 Verhandlungstag wurden die psychiatrischen Gutachten verlesen.

https://www.frankenfernsehen.tv/mediath ... -verlesen/

SP soll heute im Gerichtssaal beinahe fröhlich gewirkt haben. IP soll eher nachdenklich gewirkt haben.

IP hat dem Psychiater gegenüber keinerlei Angaben zum Tathergang gemacht. Der Psychiater ist zu dem Ergebnis gekommen, dass IP voll schuldfähig ist und dass bei ihm auch keine Suchtkrankheit bestünde , die eine verminderte Schuldfähigkeit begründen könnte. In seinem Gutachten hat er auf die schwierige Kindheit von IP hingewiesen. Dieser sei stark übergewichtig gewesen und sei von seinen Mitschülern gemobbt und gehänselt worden. Es könnte eine Persönlichkeitsstörung vorliegen, die aber keinen Einfluss auf die Schuldfähigkeit habe. Es könnte aber sein, dass er aus Liebe zu seiner Ehefrau getötet hat.

SP ist sich wohl sicher, dass ihr keine Mittäterschaft nachgewiesen werden kann. Es soll wohl inzwischen seitens des Richters an einem der letzten Verhandlungstage einen rechtlichen Hinweis gegeben haben, dass sie sich auch wegen Anstiftung oder Beihilfe strafbar gemacht haben könne.

Zu Stephanie P.s Beteiligung – auch sie ist wegen Mordes angeklagt – wiesen die Richter bereits darauf hin, dass stattdessen auch eine Verurteilung wegen Anstiftung oder Beihilfe in Betracht kommt.


http://www.nordbayern.de/region/doppelm ... -1.8744600

Bei einer Bestrafung wegen Anstiftung zum Mord wäre die Strafe ebenso hoch wie bei dem Angestifteten.
Als Anstifter wird gleich einem Täter bestraft, wer vorsätzlich einen anderen zu dessen vorsätzlich begangener rechtswidriger Tat bestimmt hat.
https://dejure.org/gesetze/StGB/26.html

Bei einer Bestrafung wegen Beihilfe wäre das Strafmaß geringer.
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Re: DOPPELMORDFALL EHEPAAR PLACZEK (66 u. 70), SCHNAITTACH,

Ungelesener Beitrag von Melanie »

Danke, AngRa, für die Neuigkeiten in diesem Fall.

Was SP anbelangt, ist es insgesamt schwierig, ihr etwas nachzuweisen. Auch eine Aktivität in Beihilfe oder Anstiftung halte ich für schwer nachweisbar, wenn IP von seinem Schweigerecht Gebrauch macht.

Aus dem besagten Interview, als das Paar so sehnlichst das Erscheinen der angeblich vermissten Eltern erwünschte, obwohl diese schon tot und versteckt waren, kann m.E. auch kein Beweis einer Anstiftung oder Beihilfe von SP entnommen werden.

Natürlich gibt es Indizien, dass SP in den Plan eingeweiht war. Aber ob das als Beihilfe gelten kann, ist fraglich.
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Re: DOPPELMORDFALL EHEPAAR PLACZEK (66 u. 70), SCHNAITTACH,

Ungelesener Beitrag von AngRa »

@Melanie

Das sehe ich genauso.

Die Staatsanwaltschaft hat die Anklage ( gemeinschaftlich begangener Doppelmord) meines Erachtens vor allem auf der Arbeitshypothese des Psychiaters "Mord aus Liebe" aufgebaut,

Gemäß seinem Gutachten wäre in der Beziehungsdynamik des Paares die Bluttat ein Liebesbeweis, ihr Auftritt im Franken Fernsehen eine gemeinsame Lüge. Und selbst die Leichen auf dem Grundstück hätten ihr Gefühl der Zusammengehörigkeit verstärkt.

Quelle:
http://www.nordbayern.de/region/doppelm ... -1.8744600

Das ist aber sehr dünnes Eis, weil IP seine Ehefrau bislang nicht belastet hat und sie bei der Giftbackerei bzw. Giftmischerei und der Mordtat nicht anwesend war. Wie will man ihren Tatbeitrag nachweisen? Sie sagt, dass er sie zur Spurenbeseitigung gezwungen hat.

Meiner Meinung nach ist Beihilfe aus rechtlichen Gründen nach Beendigung der Tat nicht mehr möglich. Wenn also jemand nur hilft die Spuren einer Mordtat zu beseitigen, dann macht er sich nicht wegen Beihilfe zum Mord strafbar, sondern er will den Täter vor Strafverfolgung bewahren. Es käme daher nur eine Bestrafung wegen Strafvereitelung in Frage.

Mal sehen wie die Schwurgerichtskammer das alles wertet. Vielleicht sieht sie auch eine psychische Beihilfe, dann muss aber nachgewiesen werden, dass SP ihren Mann zumindest im Vorfeld bei der Tat psychisch unterstützt hat.
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Re: DOPPELMORDFALL EHEPAAR PLACZEK (66 u. 70), SCHNAITTACH,

Ungelesener Beitrag von Melanie »

Ich habe mich gerade in IP eingefühlt. Es hat nichts mit Überheblichkeit zu tun, im Gegenteil. Was für ein armer Tropf ist das nun. Nein, ich habe kein falsches Mitleid und da gibt es gar nichts zu entschuldigen. Er ist voll verantwortlich.

Wen oder was hat dieser Mann nun? Der ist doch völlig verlassen und isoliert. Wie hält man das aus?
Die Eltern hat er mutmaßlich umgebracht. Seine Frau, wenn sie freikommt, wird sich wahrscheinlich scheiden lassen, vermute ich. Seine Verwandten werden nichts von ihm wissen wollen. In seiner Heimatgemeindeist ist er wahrscheinlich auch völlig untendurch. Und die Berufskollegen haben ihn auch abgeschrieben.

Mitgefangene? Wenn sie von einem Elternmörder erfahren? Keine Ahnung.
Vielleicht ein Psychologe? Oder eine Zeitung, die eine Story möchte?
Oder mal einen Seelsorger, wenn er diesen zulässt?

Er ist noch jung. Er wird wieder rauskommen. Vielleicht kann er an sich arbeiten und seine Schuld
eingestehen und aufarbeiten?
AngRa hat geschrieben:SP soll heute im Gerichtssaal beinahe fröhlich gewirkt haben. IP soll eher nachdenklich gewirkt haben.
Diese Beobachtung lässt Rückschlüsse zu.
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Re: DOPPELMORDFALL EHEPAAR PLACZEK (66 u. 70), SCHNAITTACH,

Ungelesener Beitrag von Melanie »

Ich habe mir die Videos, soweit noch verfügbar, nochmals angeschaut.
Nach meiner Ansicht hat das junge Paar gemeinschaftlich den Plan mit der Tötung und der Geschichte des Verreisens ausgeheckt.

Das geht ja auch gar nicht anders. Allein kann man das gar nicht machen. Man braucht die Unterstützung, und wenn sie nur mental ist, des anderen. Außerdem haben sie auch gegen die Eltern zusammenhalten müssen. Und die Idee, die Besorgung und die Zubereitung der vergifteten Lebensmittel für die Mutter von IP, das war eine Gemeinschaftssache, da bin ich überzeugt, weil sie zusammenlebten. Das "große Ziel", das Feld allein zu beherrschen, war die gemeinsame Aufgabe, die sie aneinanderband, darüber sinnierten sie, darüber sprachen sie, darüber erörterten sie Ideen.

Ich habe mir überlegt, ob IP sich durch eine Anstiftung fremdbestimmen ließ. Das glaube ich nicht. Da war ein Eigenanteil dabei. Ohne, dass er das innerlich auch gewollt und mitgetragen hat, wäre m.E. eine solch brutale Tat gar nicht durchführbar gewesen. Klar, dass eine Frau es versteht, die Lage stimmungsmäßig anzuheizen und immer wieder Brennbares nachzuschieben. Aber IP war selbstverständlich mehr, als nur ein höriges Werkzeug seiner Partnerin, nach meiner Ansicht.

Und die Abwesenheit von SP am Tage des Mords ist im Sinne des Vorhabens erklärlich. Sie wollte das nicht mitkriegen und sie wollte ein Alibi haben. Aber dass es passieren würde, das dürfte sie gewusst haben.

Die beiden haben auch nach der Tat zusammengewirkt in ihren TV-Aufrufen. Sie haben wahrscheinlich zusammen die Spuren beseitigt und die Wohnung renoviert. Spätestens da hätte sie sich distanzieren können, denn sie muss normalerweise ja was gemerkt haben. Bei dieser Todesart war eine Menge an Blut geflossen, in die Betten, auf den Boden, über die Zimmer hinweg.

Doch nein, sie haben sogar geheiratet. Also verstanden sie sich als eine Art "Schicksalsgemeinschaft", die zusammenhalten musste. Auch das gemeinsamen Schweigen bringt für sie eigentlich nur Vorteile mit sich. Die Gefühle beider werden geschont. Er muss nicht selbst noch einmal gedanklich in die Tat einsteigen. Sie muss es sich nicht anhören, was nämlich auch Gefühle des Abstoßens und des Ekels gegen ihn erzeugen könnte. Und IP bringt es keine geringere Strafe, wenn er SP beschuldigt. Er war in der Tatnacht der einzige TV. Das hängt an ihm alleine, ob SP nun auch eine Strafe abkriegt oder nicht.

Meine Überlegungen sind hypothetisch und erheben keinen Wahrheitsanspruch. Es kann sich alles auch ganz anders verhalten. Ist nur ein Konstrukt.
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Re: DOPPELMORDFALL EHEPAAR PLACZEK (66 u. 70), SCHNAITTACH,

Ungelesener Beitrag von AngRa »

Bezüglich IP gehe ich davon aus, dass er nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme wegen Doppelmordes verurteilt wird und dass auch die besondere Schwere der Schuld durch das Gericht festgestellt wird. Ein Doppelmord wiegt schwerer als ein einfacher. Ein Doppelmord an den Eltern ohnehin. Das hat sich seit alters her schon immer strafverschärfend ausgewirkt, wenn jemand die Eltern getötet hat. In früheren Zeiten war für Elternmord zwingend die Todesstrafe vorgeschrieben. Hinzu kommt die besondere Brutalität beim Töten. Die Mutter wurde so auf den Kopf und ins Gesicht geschlagen, dass sie unkenntlich war und ihre Identität nur noch per DNA festgestellt werden konnte. Der Vater wurde mit brutalen Schlägen durchs Haus gejagt.


Bezüglich SP bin ich mir nicht sicher, ob sie wegen eines gemeinschaftlich begangenen Doppelmordes verurteilt wird. Ich halte es für möglich, dass sie letzten Endes nur wegen psychischer Beihilfe verurteilt wird. Sie war weder bei den Mordversuchen mit Gift anwesend noch beim eigentlichen Doppelmord. Wenn die beiden wirklich so in Liebe verbunden gewesen wären und sich in der Tatbegehung gestützt hätten, dann hätte das meiner Meinung nach dazu gehört. Sie hätte nicht zuschlagen müssen, aber wenigstens anwesend sein. Es wäre ja denkbar gewesen, dass IP von seinem Vater letzten Endes überwältigt wird. Gegenwehr muss der Vater geübt haben, ansonsten wäre die Jagd durchs Haus nicht notwendig gewesen. Immerhin hatte IP es auch mit zwei Personen zu tun, deren mögliche Gegenwehr und deren Zusammenwirken er einkalkulieren musste. Das war alles nicht ohne Risiko und da wäre ihre Anwesenheit wichtig gewesen. IP stand aber bei den Tötungshandlungen alleine da.

Ich schätze IP als gefühlskalte Person ein, die seine Eltern getötet hat, damit er ein schlaues Leben führen kann und nicht viel und regelmäßig arbeiten muss um einen gewissen Lebensstandard aufzubauen und zu halten. Eine Frau hat halt in sein konservatives Weltbild gepasst, ob er allerdings so verliebt war und für sie töten wollte, kann ich mir nicht recht vorstellen.

Auf das Urteil bin ich jedenfalls gespannt.
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Re: DOPPELMORDFALL EHEPAAR PLACZEK (66 u. 70), SCHNAITTACH,

Ungelesener Beitrag von Melanie »

AngRa hat geschrieben:Bezüglich SP bin ich mir nicht sicher, ob sie wegen eines gemeinschaftlich begangenen Doppelmordes verurteilt wird. Ich halte es für möglich, dass sie letzten Endes nur wegen psychischer Beihilfe verurteilt wird. Sie war weder bei den Mordversuchen mit Gift anwesend noch beim eigentlichen Doppelmord. Wenn die beiden wirklich so in Liebe verbunden gewesen wären und sich in der Tatbegehung gestützt hätten, dann hätte das meiner Meinung nach dazu gehört. Sie hätte nicht zuschlagen müssen, aber wenigstens anwesend sein. Es wäre ja denkbar gewesen, dass IP von seinem Vater letzten Endes überwältigt wird. Gegenwehr muss der Vater geübt haben, ansonsten wäre die Jagd durchs Haus nicht notwendig gewesen. Immerhin hatte IP es auch mit zwei Personen zu tun, deren mögliche Gegenwehr und deren Zusammenwirken er einkalkulieren musste. Das war alles nicht ohne Risiko und da wäre ihre Anwesenheit wichtig gewesen. IP stand aber bei den Tötungshandlungen alleine da.
Wenn ich mich nicht irre, wurden beide, IP und SP, inhaftiert. Das heißt, dass die Polizei und die Staatsanwaltschaft auch SP für tatbeteiligt halten. Dafür ist die Beweislage dünn, nicht zuletzt, weil IP schweigt. Ich werde suchen, ob ich etwas über die Anklagepunkte gegen SP aus der Anklageschrift finde, worauf sich die Inhaftierung stützt.

SP war also bei den diversen Attacken von IP gegen seine Mutter nicht anwesend. Ich vermute, dass sie was wusste und dass sie mit Berechnung diesen Handlungen fern blieb. Vielleicht hat es auch damit was zu tun, dass sie der Störfaktor im Haus war und das Subjekt der Ablehnung schlechthin. Möglicherweise konnte es nur in ihrer Abwesenheit zu einem "entspannten Kaffeetrinken bzw. Plätzchen essen" kommen?

Das Spannende ist tatsächlich, ob sie etwas von den Handlungen wusste und sie gebilligt hat, oder nicht. Und natürlich, ob man es ihr nachweisen bzw. mit Indizien überzeugend zuschreiben kann.

Da ist das Renovieren der Wohnung. Hat IP das alles allein gemacht? Hat sie ihn in dieser Zeit gar nicht gesehen?

Sie haben geheiratet, wenn ich mich nicht irre als noch die Vermisstenversion im Raum stand.
Da SP aber das Hindernis für die Eltern war, musste sie bei der Heirat davon ausgegangen sein, dass sie nun kein Hindernis mehr war. D.h., sie wusste, dass es die Eltern im lebenden Zustand nicht mehr gibt. Und dennoch setzt sie sich mit ihrem Mann vor die Fernsehkamera und trägt die "Reisestory" mit?

Ich weiß, dass auch diese Gedanken ein Gericht nicht unbedingt von ihrer Mitbeteiligung überzeugen müssen, wenn nicht noch mehr Indizien eine Unterstützung untermauern.

Daher bin auch ich gespannt. Hat es schon ein Gutachten zu SP gegeben?
Wozu IP in der Lage war - o mein Gott! - das kann ich gar nicht fassen. Zu seinem Vater soll sein Verhältnis doch gar nicht so schlecht gewesen sein? Ich werde nicht damit fertig, wie man das fertig bringen kann? Und dann noch mit den eingegrabenen Leichen in einem Haus leben? Ich halt das nicht einmal gedanklich aus. Mein großer Wunsch wäre, dass Prof. Reinhard Haller diese Täterpersönlichkeit analysiert. Dessen Ansatz geht ja in der Regel von der Kränkungshypothese aus. Doch bei IP sehe ich weder im Vater noch in der Mutter eine Kränkungsinstanz.

IP mag charakterlich vielleicht Anteile von Trägheit und Bequemlichkeit gehabt haben. Vielleicht sind ihm in der Erziehung zudem viele Hindernisse aus dem Weg geräumt worden, so dass er nicht geübt war in Anstrengungsbereitschaft, Zähigkeit, Initiative und Durchhaltevermögen? Und seine Körperfülle zementierte diese Antriebslosigkeit obendrein. Hat er darunter gelitten?

In seinem Arbeitsumfeld waren sicher sportlich aktive Menschen, die er vielleicht beneidete. Er selbst hatte für sich keine Hoffnung, einen aktiveren Typ aus sich zu machen, denke ich. Nun war er in seiner Tätigkeit in einem sozialen Gefüge, in welchem es positivere und negativere Beziehungen gibt. AngRa vermutet ihn als gefühlskalt und im Bestreben nach einem schlaueren Leben. Das ist durchaus plausibel. Ich bekomme nur die SP dabei nicht auf die Reihe.

IP scheint angesichts dieser abscheulichen Tat wirklich von Gefühlskälte geprägt gewesen zu sein. Sein Verstand funktionierte vorwiegend unter Ausblendung von Sitte und Moral, auf Vernunft, Taktik und in mechanischer Methodik. Dazu musste er die Eltern als sachliche Gegenstände begreifen, die seinem Leben hinderlich waren.

Dass er bei dieser Gefühlskälte eine innige Beziehung zu einer Frau aufbauen konnte, ist für mich zweifelhaft. Sexualität ist zwar ein Grund, deretwegen er sich als Kalkulationstypus aber nicht hätte binden müssen. Oder glaubte er, dass sie ein umsorgendes, beköstigendes und verwöhnendes Muttchen für ihn wird? Wollte er sich wirklich die Mühen eines Familienvaters antun, bei diesem Naturell? War da wirklich der Wunsch nach Kindern, die er liebevoll erziehen wollte und vielleicht den Hausmann abgeben?

Ich kann das nicht glauben. Warum aber dann der Wunsch nach einer Dauerpartnerin? Warum eine Partnerin, die nicht mit den Eltern harmonierte? Warum für eine Partnerschaft einen so hohen Preis bezahlen, bzw. eine so miserable, grausame Hypothek auf sich zu laden? Vielleicht hatte sie gar nicht viel Materielles in die Ehe eingebracht (um mal auf dem Level seiner kühlen Vernunfttaktiererei zu schließen?), aber er schafft ihr zuliebe, die evtl. auch nur einen Objektstatus in seinen Augen hatte, mal kurzerhand seine Eltern aus dem Weg? Ich begreife die innere Logik dieser Katastrophe noch nicht.

Auf diese Täteranalyse wäre ich wirklich gespannt, noch mehr, als auf seine Verurteilung, die vorherzusehen ist.
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Re: DOPPELMORDFALL EHEPAAR PLACZEK (66 u. 70), SCHNAITTACH,

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Aus einem Beitrag von Mrs.Murmur am 22.1.:

Tatverdächtige versuchten offenbar zu flüchten
Offenbar wollten sich die Tatverdächtigen aber ihrer Festnahme entziehen. "Sie wurden in Autobahnnähe vom Spezialkräften festgenommen", sagt Elke Schönwald vom Polizeipräsidium Mittelfranken. Nach Informationen unserer Zeitung wurde das Fahrzeug der jungen Eheleute mit Gewalt gestoppt. Auch die Seitenscheiben wurden im Rahmen der Festnahme eingeschlagen.


Das ist ein weiteres Indiz gegen SP, oder nicht?

Meine Güte, und das Spendenkonto von IP? So was Unverfrorenes!
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Re: DOPPELMORDFALL EHEPAAR PLACZEK (66 u. 70), SCHNAITTACH,

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@Melanie

Ja, für SP gibt es auch ein psychiatrisches Gutachten. Auszügen davon kann man in einem Zeitungsbericht nachlesen..
Sie verließ die Schule nach der 9. Klasse, beschreibt Ingo als "besitzergreifend" und sich selbst als "naiv".

Doch ihre eigenen Wünsche stellte sie nicht hinten an: Sie flirtete auf Online-Portalen mit anderen Männern, verlangte von Ingo, ihre Lügen gegenüber ihren Eltern zu decken und als gelernte Kinderpflegerin war sie beruflich ständig "auf ihren Vorteil bedacht". Weder Stephanie noch Ingo P. attestiert der Psychiater eine Persönlichkeitsstörung, doch Stephanie sei auch "dominant, manipulativ und theatralisch" und habe "dissoziale Anteile".
So behauptet sie, dass ihr Ingo die Morde gestanden habe, doch danach drohte, sie und ihre Eltern zu töten, wenn sie nicht schweige – dass sie psychisch zerrissen war, hält der Psychiater für denkbar. Doch er zweifelt, dass Stephanie unter Zwang bei Ingo P. blieb. So "minderbegabt" sei sie nicht, sie war auch "nicht unfähig zu gehen".
http://www.nordbayern.de/region/doppelm ... -1.8744600

Demnach war IP wohl SP intellektuell überlegen, ihr wurden aber auch dominante und manipulatorische Züge attestiert. Gleichwohl hält der Psychiater es für denkbar, dass sie psychisch zerrissen war, aber nicht so minderbegabt, dass sie nicht mehr für sich entscheiden konnte zu gehen.

Mal sehen, wie das Gericht das Gutachten wertet.
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Re: DOPPELMORDFALL EHEPAAR PLACZEK (66 u. 70), SCHNAITTACH,

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Danke, @AngRa, für die Informationen aus den Gutachten.

Da ist m.E. eine Unlogik enthalten. Sie, SP, behauptet, dass er ihr die Morde gestanden und sie mit einer Drohung zum Schweigen gezwungen hätte.
Sie war aber nicht so naiv, dass sie nicht gewusst hätte, dass, wenn sie bei der Polizei die Tat meldet, dass dann IP inhaftiert werden würde. Damit wäre die Bedrohung vom Tisch gewesen.
Das ist also eine Behauptung zum Eigenschutz, die dahingehend unglaubhaft ist, dass sie unter Zwang gestanden hätte.

Im Zeitungsartikel stand noch was von einem Video, auf welchem IP schluchzend um ihre Einwilligung zur Heirat flehte. Wie kriege ich das aber mit seiner "Schweige-Drohung", auch sie zu ermorden, unter einen Hut?
Auch das ein Beweis, dass sich SP an seiner Seite gar nicht unsicher gefühlt haben dürfte. Im Gegenteil hatte sie ihn gewissermaßen mit ihrem Wissen in der Hand.

Wie kann ich mir die "Zerrissenheit" von SP vorstellen?
Ein ziemlich cooles Abwägen, was ihr mehr bringt. Es heißt ja auch in dem Gutachten, dass sie in ihrem Arbeitsverhältnis ständig auf ihren Vorteil bedacht war und sie sei "dominant, manipulativ und theatralisch".

Ich glaube nicht, dass SP jemals zu ihrem Nachteil in die Ehe getreten wäre. Sie wog vermutlich Vor- und Nachteile ab, kalkulierte Ausstiegschancen ein, und entschied sich willentlich, an seiner Seite zu bleiben. Nicht ausgeschlossen ist, dass sie sich auch schon Verfehlungen zu schulden kommen ließ, von denen IP wusste. Oder IP hätte eventuell auspacken können, wie das bei den Giftversuchen war? Wer kam auf die Idee? Wer wusste Quellen? Wer besorgte was? Wer buk die Plätzchen?

Wenn der Gutachter formulierte, dass die Zerrissenheit denkbar sei, dann ist er sich aber auch nicht so sehr sicher, sondern will es nur nicht ausschließen. Es ist eine Möglichkeit, aber keine sichere Annahme.

Zum Duo stelle ich objektiv fest:
Sie hatte von seiner Tat Kenntnis und entschied,
an seiner Seite zu bleiben. Sie rechnete sich mehr Vor- als Nachteile aus.
Da kann ich nur den Kopf schütteln und reimen:

"Der Ee is krass, doch aach die Anner,
do sinn zwee Passende beinanner?"
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Re: DOPPELMORDFALL EHEPAAR PLACZEK (66 u. 70), SCHNAITTACH,

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Ich vermute, dass sich momentan IP und SP gegenseitig in der Hand haben. Das Schweigen bringt aber eindeutig SP Vorteile. Darüber dürfte auch IP nachdenken. Er wollte sie zur Frau, flehte sie an, weil
sie eben ein für ihn riskantes Wissen hatte.

Dass aber SP nach der "Schweigedrohung" mit Mord-Konsequenzen nicht die Flucht nach vorne, sprich zur Polizei angetreten hat, lässt darauf schließen, dass IP auch etwas gegen SP in petto hatte. Ich vermute Vorbereitungen zu den Gifteinsätzen.

Wenn nun IP sein Schweigen aufrecht erhält und SP schlüpft durch die Maschen, dann kann sie nie mehr
für diese evtl. möglichen Verfehlungen vor Gericht kommen.

Sie kann sich dann auch scheiden lassen, ohne dass IP ihr noch irgend etwas anhängen kann.
Möglicherweise haben sie bei der Heirat Gütergemeinschaft gewählt, so dass sie einen Anteil an dem Haus der Opfer erbt, falls sie nicht per Testament ausgeschlossen ist?
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Re: DOPPELMORDFALL EHEPAAR PLACZEK (66 u. 70), SCHNAITTACH,

Ungelesener Beitrag von AngRa »

Wenn IP wegen Elternmordes verurteilt wird, dann wird er auch nichts erben, weil dann seitens der Geschwister seines Vaters, die statt ihm erben würden, eine Klage wegen Erbunwürdigkeit erfolgen dürfte. Zumindest hatte Vater P. einen Bruder, der würde sich mit Sicherheit darum kümmern, dass IP nichts erbt. Als Schwiegertochter steht SP kein Erbrecht zu am Vermögen der Schwiegereltern zu. Ich verstehe daher nicht, dass IP bislang nichts Belastendes über ihre Beteiligung an der Tat aussagt. Vorteile hat er dadurch nicht. Verurteilt werden wird er ohnehin, egal ob sie ihn im Gegenzug noch belastet, wenn er sie auch belastet. Das würde den Kohl nicht mehr fett machen. Dass er sie nicht belastet, werden ihre Verteidiger dahingehend deuten, dass sie mit den Morden nichts zu tun hat, außer dass sie Spuren beseitigt hat, so dass es eben nichts gibt mit dem er sie belasten könnte.
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Re: DOPPELMORDFALL EHEPAAR PLACZEK (66 u. 70), SCHNAITTACH,

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Vielen Dank, AngRa, dass du die Erblage geklärt hast. Das ist schonmal gut, zu wissen. SPs Verteidiger werden das Schweigen IPs sicher so auslegen, aber die Staatsanwaltschaft könnte es anders auslegen, nämlich dass IP auf weitere Partnerschaft mit SP hoffen könnte, so dass dieser Punkt neutralisiert wäre.
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Re: DOPPELMORDFALL EHEPAAR PLACZEK (66 u. 70), SCHNAITTACH,

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Im Mordprozess gegen IP und SP hat die Staatsanwaltschaft heute lebenslängliche Freiheitsstrafen wegen gemeinschaftlich begangenen Doppelmordes und wegen versuchten Mordes beantragt. Das war seitens der Staatsanwaltschaft nicht anders zu erwarten. Für IP wurde außerdem die Anordnung von Sicherungsverwahrung beantragt. Auch das war zu erwarten.


Nordbayern, 3.4. 2019
Doppelmord von Schnaittach: Lebenslange Haft gefordert
Opfer in Garage eingemauert, um Spuren zu beseitigen - vor 28 Minuten

NÜRNBERG - Im Doppelmordprozess von Schnaittach hat die Staatsanwaltschaft für die Angeklagten lebenslange Freiheitsstrafen gefordert.


Für den 26-jährigen Sohn der Getöteten sei zusätzlich Sicherungsverwahrung anzuordnen, weil von ihm auch künftig eine erhebliche Gefahr ausgehe, sagte Staatsanwalt Stefan Rackelmann am Mittwoch vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth.

In dem Verfahren müssen sich der 26-Jährige und seine drei Jahre jüngere Frau wegen der Tötung der Eltern des Mannes verantworten. Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft versuchte das Paar zunächst, die Eltern mit Pflanzensamen vom Rizinusbaum und mit einer Überdosis einer Partydroge zu vergiften.

Mord in Schnaittach: Welches Strafmaß ist angemessen?

Als dies scheiterte, soll der Sohn Mitte Dezember 2017 die im Bett liegende 66-Jährige mit einem Zimmermannshammer erschlagen haben . Danach soll er auch seinen 70 Jahre alten Vater mit dem Hammer getötet haben.


http://www.nordbayern.de/region/lauf/do ... -1.8765805

Ich bin gespannt, was die Verteidiger darauf erwidern und wie das Gericht letzten Endes urteilt.
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