Widasedumi hat geschrieben: ↑Freitag, 12. Juni 2020, 05:53:26
Die Verhandlung war in Innsbruck. Wenn ich google: "Landesgericht Innsbruck, Mord, 43 Jahre, Fernfahrer" bekomme ich einige Zeitungsmeldungen zum Urteil und ein kurzes Video mit verpixeltem Gesicht.
Mich würde sein Familienstand interessieren. Doch darüber konnte ich nichts lesen. Ist es ein Familienvater? Sein Geburtsjahrgang ist 1977. Da war noch Staatskommunismus unter Ceauşescu. Mit 12 Jahren hat dieser Täter einen Systemwechsel erlebt, als der eiserne Vorhang fiel.
War er verheiratet? Hatte er Kinder? Wuchs er in einem Heim auf? Hatte er Eltern, eine gute Kindheit? Schulbildung?
Der Täter hat die Tat in Deutschland eingeräumt. Aber dann hat er sie wieder relativiert. Er gibt unterschiedliche Erklärungen ab. Mal fühlte er sich gezwungen, eine Tat einzugestehen. Mal wurde ihm geraten, das Alkoholargument zu bringen.
Die Tat in Kufstein stritt er ab. Wenn der Richter in Innsbruck ihn fragt, wie seine DNA in den Intimbereich des Opfers kam, dann hat er dafür keine Erklärung.
Also mich würde sein Menschenbild interessieren. Hat er einen Hass auf andere Staatsangehörige? Er war Fernfahrer und hat für eine italienische Firma gearbeitet. Woher kam der Trieb, Menschen umzubringen? War es Rache für irgend etwas?
...
z3001x, hast du noch was im Kopf, was er dem Richter zu seiner Biographie angegeben hat?
Also die Einlassungen des Angeklagten und nun Verurteilten zu der Tat, die wollte ich ja noch liefern - das folgt nun.
Nachdem
StA Clemens Gattringer und die Catalin C's Anwältin
RAin Julia Konzett ihre Sichtweise des Falls in der Eröffnung abgeschlossen hatten, wurde noch am Vormittag vor der Mittagspause der Angeklagte zu den Vorwürfen befragt.
Eckdaten seiner Person wurden ja schon ganz zu Beginn festgehalten. Er ist heute 43 Jahre alt, verheiratet, hat drei Kinder. Sein Ältester ist heute 17 Jahre alt, bei der Festnahme war dieser soweit ich weiß 13.
Sein jüngstes Kind wurde aus meiner Erinnerung Ende 2013 / Anfang 2014 geboren, also kurz bevor er Lucile tötete.
Seine Frau hatte eine Zeitlang mit ihm im Kaiserstuhl gelebt gehabt - ich meine nur knapp ein Jahr - das sind alles Infos aus der Presse von ~2017, wurde jetzt im Prozess in Ö alles nicht weiter beleuchtet.
Wie aus den Fällen hervorgeht, ist er seit langem LKW-Fahrer, sein Vater war das auch, das wurde im Prozess angeschnitten, wg der y-chromosomalen DNA, die nach alter Interpretation ja nur auf eine väterliche Linie verweist und nicht 100% auf eine einzelne Person. Theoretisch hätten also auch Vater, Großvater, Sohn, Bruder Täter sein können (wenn man alles anderen Beweise/Indizien ignoriert und auch nur nach alter Bewertungsmethode von Y-Signalen). Der Vater ist mittlerweile gestorben (2018 oder 2019).
Da der Angeklagte im Innsbrucker Prozess von diesem Dienstag ja sein Geständnis für den Endinger Mord an Carolin widerrufen hat - wie ja in der Presse gemeldet wurde - und auch verneint hat, Lucile getötet zu haben, hat er selbstredend auch nicht seien Motive genannt für die Taten, die er ja nun gar nicht begangen haben will.
Da er sich generell wenig ausführlich äußert, tat er auch (fast) keinerlei innere Gefühlslagen und Einstellungen kund. Also er sprach in keinerlei Hinsicht von einem Hass auf Ausländer oder junge Frauen oder was auch immer.
Er ging etwas auf die Umstände ein, die dazu geführt hätten, dass er aus seiner Sicht wider besseres Wissen, die Endinger Tat gestanden hätte. Da meinte er, er sei eben tief verängstigt gewesen, weil er ja willkürlich verhaftet worden wäre - direkt nach der Inhaftierung sei er von einer ganzen Horde von Mithäftlingen der JVA Freiburg übelst zusammengeschlagen und misshandelt worden. Diese hätten ihn auch bedroht, er solle besser gestehen, sonst würden weitere Attacken folgen. Er stellt es weiter so dar, als ob Justizapparat, gewalttätige Mitinsassen und sein Freiburger Pflichtverteidiger,
RA Dr. Klaus Malek, alle unter einer Decke steckten und es die Idee des Verteidigers gewesen sei, doch besser zu gestehen, aber Alkoholeinfluss (Obstler) ins Spiel zu bringen (eben um Mordmerkmale wegzuwischen und ggf Schuldfähkeitverminderung geltend zu machen - Anmerkung von mir). Aus Angst vor weiteren Repressalien und dem generellen Gefühl, keine Chance zu haben, hätte er da mitgespielt. Auch hatte er behauptet, er hätte nie die Chance bekommen, die Dinge richtig zustellen, also er sei nie gefragt worden, was wirklich passiert sei.
Das widerlegte der Richter Hofer natürlich, indem er darauf hinwies, dass er dutzende Male verhört worden sei und immer aber geschwiegen hätte wenn es um konkrete Schilderungen der Tat (oder aber der Nicht-Tat aus seiner Sicht) und seines Tagesablaufs am 6.11.2016 aber auch am 11. und 12.1.2014, gegangen sei. Die Aussage, er sei genötigt worden und hätte kein faires Verfahren erhalten, sei also nicht im Ansatz haltbar.
Zu seinem ehem. (Pflicht-)Verteidiger, Klaus Malek, von 2017 meinte Catalin C, dass er ihn nicht mag und ihm nicht traut. Und dass er erstaunt sei, wie pro-aktiv und engagiert ihn seine Innsbrucker Anwältin
RAin Julia Konzett nun verteidige.
Insgesamt wollte er sich als braven, fleißigen und zuverlässigen LKW-Fahrer wahrgenommen wissen, dessen einziges Interesse sei, seiner Familie den bestmöglichen Lebensstandard zu ermöglichen und der dafür auch die Entbehrung des lange-getrennt-von -zuhause-Lebens in Kauf genommen habe und dem nun wie in einem kafkaesken Prozess übelst mitgespielt würde und der sich weil er Ausländer und der Sprache und Justizregeln und die Mentalitäten nicht kenne, keine Chance hätte.
Der Richter und ich meine auch der Anwalt der Nebenklage,
RA Dr. Michael Hohenauer, widerlegten seien Darstellungen durch ruhige, sachliche und zielgenaue Nachfragen und Hinweise. Insbesondere spielten seine Aussagen gegenüber dem Psychiater Winkler, die er ja freiwillig gemacht hatte und in denen er auch implizit den Mord an Lucile gestanden hatte, dabei natürlich eine grosse Rolle und natürlich alle weiteren forensischen Belege.
Catalin C hatte da leider gar nichts zu entgegen, er sagte immer nur "ich weiss nicht", bei der Frage z.B., wie denn dann seine DNA in die Vaginalbereiche der Frauen käme, wenn er sie nie gesehen oder gar berührt hätte.
Der Nebenklage-Anwalt Hohenauer wies auch daraufhin, dass er soviel Anstand und Größe besitzen solle, die Situation der Famile Klobut zu erkennen, die durch ihn ein Kind, das hoffnungsvoll am Anfang seines Erwachsenelebens stand, verloren habe und deren Leben seit nunmehr 6 Jahren in einen nie endenden Alptraum verwandelt worden sei - und denen ein Geständnis zumindest einen Moment des Friedens verschaffen würde.
Das alles lies Catalin C aber völlig unbeeindruckt und regungslos.
Was sein Motiv angeht, warum er Frauen tötet, so wurde das nicht in dem einen Prozesstag behandelt. Der Psychiater stufte ihn als gefährlichen Serientäter ein mit großer Gefahr weitere Morde zu begehen. Und sah ein immenses Tendenz diese Seite an sich in seinem eigenen Denken abzuspalten und zu verdrängen.
In der Presse anno 2017 kam über seine Kindheit und Jugend das Übliche bei solchen Biografien raus. Dass er eben eine vernachlässigende Mutter hatte mit Alkoholproblemen, die er bald gar nicht mehr gesehen hatte und dass der Vater, bei dem er aufwuchs, sich eben nicht um ihn kümmerte und seinerseits herrisch, launisch und gewalttätig war, auch trank, und dass Catalin C. als Kind Frauen v.a. als ständig wechselnden Flittchen seines Vaters, die sich nicht um ihn scherten - wahrgenommen hätte. Also das ist jetzt was
mir aus der Presse aus v.a. Rumänien von damals in Erinnerung geblieben ist und was eben die typisch Grundalge für solche Biografien ist.
Im Prozess wurde lediglich erwähnt, dass es auch die Ehe der C's durchaus von Spannungen geprägt gewesen sei ,wie Zeugen im Endinger Prozess die mit beiden zusammen gelebt hatten, dargestellt hätten - dass also auch das Bild des sorgenden Familenvaters und der dankbaren Gattin nicht ganz realitäskonform sei. Ich habe vergessen, zu erwähnen, dass ein Punkt auf den er in seiner Selbstdarstellung als Justizopfer immer wieder zurückkam, dass auch seien Familie in Rumänien stark bedrängt und bedroht und angegangen worden, sei, insbesondere natürlich als es erstmals öffentlich wurde, dass er als mordverdächtiger Frauenmörder verhaftet wurde. Das ist natürlich sicherlich nicht erfunden dass diese Bedrohungen seiner Frau und Kinder stattgefunden haben dürften.
Da Du @wadasedumi nach dem Meschenbild von Catalin C fragst, da kam wie gesagt nicht viel bei rum. Er wirkt nicht gerade aggressiv, sondern eher ruhig, verschlossen-zurückhaltend und trotzdem tendenziell eher freundlich. Er sei unter den Fahrern der Spedition Döpke aus Endingen der zuverlässigste und beliebteste gewesen. Sowohl aus Sicht der Geschäftsleitung also auch der Trucker Kollegen und sei jeden Tag zuverlässig und tadellos gefahren, weshalb speziell der sein Chef es wohl längere Zeit kaum fassen konnte, dass er sein bester Fahrer ein Frauenmörder sein könnte.
Catalin C gilt als suizid-gefährdet und darf daher nicht in eine Einzelzelle in der JVA Schwäbisch Hall, wo er untergebracht war. Und wo er wieder untergebracht sein wird, wenn er aus Österreich rück-überstellt wird, wenn der Einspruch der Verteidigung in Österreich von einem Gericht behandelt worden sein wird.
Ich würde vermuten dass sein Problem eben die nicht vorhandene Mutter in der Kindheit ist und der Umstand dass die Frauen die da waren teils Prostituierte oder leichtlebige junge Weiber waren, mit denen der Vater Affären hatte. Und er eben nicht das Mindestmaas an Zuwendung bekam, was ein Mensch braucht, um keinen Knacks zu bekommen. Das soll jetzt kein Verständis darstellen, aber das ist ja bekanntermassen die "psychologische MechaniK" hinter solchen Serientäter-Profilen.