Serienmord als Konfliktlösung
Angelika W. passt ins Täterinnen-Schema
Von Solveig Bach
Die Anklage lautet auf Körperverletzung und Mord durch Unterlassen. Es geht um den Tod zweier Frauen, auf der Anklagebank sitzt Angelika W. neben ihrem Ex-Mann. Die 48-Jährige ist der seltene Fall einer tötenden Frau und zudem eine Serienmörderin.
Der Düsseldorfer Kriminalhauptkommissar Stephan Harbort ist überzeugt, dass die mutmaßliche Höxter-Täterin Angelika W. eine Serienmörderin ist. Die 48-Jährige steht derzeit in Paderborn gemeinsam mit ihrem Ex-Mann vor Gericht. Beiden wird vorgeworfen, über Jahre hinweg immer wieder Frauen in ihr Haus gelockt und dort schwer misshandelt zu haben. Zwei der Frauen starben völlig ausgezehrt.
Harbort hat gerade unter dem Titel "Killerfrauen" eine Untersuchung zu Serienmörderinnen vorgelegt. Man müsse im Fall von Angelika W. "natürlich abwarten, was vor Gericht entschieden wird", sagte er im Gespräch mit n-tv.de. Aus dem, was man bisher wisse, könne man jedoch bereits schlussfolgern, dass "zwischen ihrem Ex-Ehemann und ihr ein fast schon symbiotisch anmutendes Verhältnis bestanden hat. Entweder hat der eine den anderen dominiert oder sie haben sich gegenseitig in ihrer Destruktivität befeuert."
Für die Einordnung als Serienmörderin spiele es auch keine Rolle, ob die Tötungshandlung durch aktives Tun oder durch Unterlassen realisiert wurde. Harbort hatte die Fälle aller 38 Frauen untersucht, die in der Bundesrepublik nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges als Serienmörderinnen verurteilt wurden. Ihnen wurden insgesamt 145 Tötungsdelikte nachgewiesen.
Serienmörderinnen sind Jedermann
Angelika W. allerdings sei eine außergewöhnliche Täterin, "weil sadistische Motive im engeren Sinne bei Serientäterinnen in Deutschland extrem selten zu beobachten sind". Auch wurden die verurteilten Frauen durchschnittlich erst sechseinhalb Jahre nach der ersten Tat überführt. In Höxter aber waren es "nur" drei Jahre. Ihr erstes Opfer, Annika W., war bereits 2013 an den brutalen Misshandlungen gestorben. Angelika und Wilfried W. hatten die Leiche zunächst tiefgefroren und später zerstückelt und verbrannt. Gegenüber Behörden gaben sie an, die Frau sei weggezogen.
In anderen Punkten passe W. hingegen ziemlich genau in das Täterinnenprofil, das er erstellt habe. So werde die Mehrzahl der Mordserien von Frauen eher zufällig aufgeklärt. Die Taten von Höxter kamen ans Licht, als Angelika und Wilfried W. versuchten, ihr zweites Opfer schwerverletzt nach Hause zu schaffen. Dabei ging das Auto des Paares kaputt, ein herbeigerufener Taxifahrer weigerte sich, die sterbende Frau zu transportieren. Schließlich wurde ein Rettungswagen gerufen, für Susanne F. kam jedoch bereits jede Hilfe zu spät, sie starb kurz darauf im Krankenhaus.
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http://www.n-tv.de/panorama/Angelika-W- ... 55598.html