MORDFALL ANJA AICHELE (17 †), STUTTGART-BAD CANNSTADT, 1987

ÖFFENTLICHE DISKUSSION
Fälle: Anja Aichele, Ayleen Ambs, Vierfachmord von Annecy 2012, Bärbel B. (Bremerhaven) u. Ingrid R. (Bremen), Annika Brill, Tristan Brübach, Christoph Bulwin, Anne D. (Lorch), Suzanne Eaton, Michaela Eisch, Victor Elling, Sonja Engelbrecht, Trude Espas, Regina Fischer, Abby G. & Libby W. (USA-Indiana), Maren Graalfs, Mara-Sophie H. (Kirchdorf), Marion & Tim Hesse, Jutta Hoffmann, Peggy Knobloch, Cindy Koch, Martina Gabriele Lange, Lola (FR-Paris), Karl M. (Berlin), Khadidja M. (Ingolstadt), Stefan M. (Salzgitter), Jelena Marjanović, Margot Metzger, Karin N. (Borchen), Gabby Petito, Heike Rimbach, Elmar Rösch, Gustav Adolf Ruff, Carina S. (Iserlohn), Hannah S. (Hamm), Lena S. (Wunsiedel), Gabriele Schmidt, Mord in Sehnde-Höver, Yasmin Stieler, Simone Strobel, Elisabeth Theisen, Karsten & Sabine U. (Wennigsen), Nicky Verstappen, Hanna W. (Aschau)
AngRa
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Re: MORDFALL ANJA AICHELE (17 †), STUTTGART-BAD CANNSTADT, 1

Ungelesener Beitrag von AngRa »

@hbs900

Ich gehe davon aus, dass der Täter das T Shirt nicht zerschnitten und verstreut hat, weil er befürchtete, dass dort Blut oder andere Spuren von ihm anhafteten. Das Shirt hat er dann anderweitig entsorgt. Das ist aber auch nur bestenfalls ein Erklärungsversuch.

Das Zerschneiden der Klamotten und sogar der Schuhe und das anschließende Verteilen der Schnipsel ist auch so ein Alleinstellungsmerkmal der Tat wie das Vergraben der Leiche im Gemüsebeet.

Ich vermute mal, dass der / die Täter mit dieser Aktion mehrere Zwecke verfolgt hat. Durch das Verteilen an anderen Orten wollte er vom Tatort Weinberg und der Muckensturm Siedlung ablenken. , Denn wenn er nicht eine besondere Absicht damit verfolgt hätte, dann hätte er die Klamotten auch anders ohne viel Aufwand auf Nimmerwiedersehen beseitigen können. Das Verbrennen wäre wohl zu auffällig gewesen, aber er hätte den Kram in einen entfernt liegenden Müllcontainer werfen können und niemand hätte die Kleidung je wieder gefunden.

Das Zerschneiden von Kleidung und das anschließende Verteilen der Schnipsel wirkt zumindest auf mich krank. Ich schätze den Täter allerdings nicht als Psychopathen ein. Vielleicht wollte er es aber durch diese merkwürdige Nachtathandlung vortäuschen, dass ein geisteskranker Serienmörder Anja getötet hat. Dazu gehörte auch das Entkleiden der Leiche, denn ich vermute mal, dass das nach dem Tod geschah. Das würde auch erklären, dass er lange Zeit nach der Tat , als Anja längst gefunden worden war, nochmals mit dem Ablegen eines Lederteils vom Schuh nachgelegt hat. Da konnte er nicht mehr mit erreichen, dass vom Tatort /Fundort abgelenkt wird. Da musste ein anderer Zweck dahinter stehen. Vielleicht war ihm die Polizei dicht auf den Fersen und er wollte nochmals eine falsche Fährte legen.

Und es stimmt, dass der Beseitiger der Leiche Nerven wie Drahtseile gehabt haben muss, wenn er nachts einfach in einem fremden ( wenn auch ziemlich vernachlässigten und verwilderten) Garten ein Grab schaufelt. Auch muss er besonders dreist gewesen sein. Ich schätze es auch so ein, dass der dreiste Beseitiger der Leiche die Idee mit dem Entkleiden der Leiche, dem Zerschneiden der Klamotten und dem anschließenden Verteilen an unterschiedlichen Orten hatte. Der oder die Täter haben dann die Ideen nur umgesetzt.

Ja und es stimmt auch, dass es etwas Besonderes ist, dass die pensionierten Polizeibeamten Tacheles geredet haben. Da kann man im Göhrde-Fall noch 100 Jahre drauf warten und es würde sich noch nichts tun.
AngRa
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Re: MORDFALL ANJA AICHELE (17 †), STUTTGART-BAD CANNSTADT, 1

Ungelesener Beitrag von AngRa »

Es gibt da noch den Telefonanruf. Bei Anjas Eltern hatte sich ein unbekannter Anrufer am Telefon gemeldet und gesagt: Ihre Tochter ist tot." Seinen Namen hat er nicht genannt. Kurze Zeit später überbringt auch die Polizei den Eltern die Nachricht vom Tod der Tochter.

Ich vermute, dass es sich bei dem Anrufer nicht um den Täter gehandelt hat, sondern um jemanden, der die Familie kannte und der die Suchaktion der Polizei beobachtet hat und der aus dem Aufgebot geschlossen hat, dass eine Leiche gefunden worden ist. Er wollte vielleicht seinen Namen nicht nennen, weil er nicht als Überbringer einer schlechten Nachricht gelten wollte, die Eltern aber vorwarnen wollte. Einige halten den Anrufer allerdings für den Täter.

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Ich habe mich immer gewundert, dass im Neckarstadion vor dem Bundesligaspiel VfB Stuttgart – Borussia Dortmund am 4. April 1987 ein Bild der Ermordeten eingeblendet wurde. Solch eine Suchmaßnahme scheint mir nicht üblich zu sein. Das liegt aber wohl daran, dass der damalige Präsident des VfB Stuttgart damals in der Muckensturm Siedlung wohnte und die Familie Aichele kannte und auf diese Weise bei der Suche mithelfen wollte.
Melanie
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Re: MORDFALL ANJA AICHELE (17 †), STUTTGART-BAD CANNSTADT, 1

Ungelesener Beitrag von Melanie »

AngRa hat geschrieben:Es gibt da noch den Telefonanruf. Bei Anjas Eltern hatte sich ein unbekannter Anrufer am Telefon gemeldet und gesagt: "Ihre Tochter ist tot."
Zuerst dachte ich: "Dieser Anrufer hatte einen an der Klatsche.", denn das Überbringen einer Todesnachricht von einem Kind gehört zu den schrecklichsten Aufträgen der Polizei. Um solche Aufgaben reißt sich wahrlich niemand.

Aber gerade weil das so furchbar ist, könnte es auch jemand zugunsten der Polizeibeamten gemacht haben, welchen dieser unangenehme Besuch bei den Eltern oblag. Je mehr ich mir die Situation vorstelle, so eine Nachricht persönlich zu übermitteln, desto mehr glaube ich an einen Anrufer aus Ermittlerumgebung. Damals war es wohl noch nicht üblich, die Angehörigen mit einem Seelsorger oder vielleicht sogar einem Arzt aufzusuchen. Ein solcher Gang und erst recht die Reaktionen auf eine solche Hiobsbotschaft werden manchen Polizeibeamten überfordert haben.
Gast

Re: MORDFALL ANJA AICHELE (17 †), STUTTGART-BAD CANNSTADT, 1

Ungelesener Beitrag von Gast »

gerhard mayer vorfelder rief bei den eltern der ermordeten an u. teilte mit, das seine frau schreie in der nacht gehoert hatte.
kennt sich jemand in der wohl landschaftlich schoenen gegend aus.

konnte man den tatort ca. mit dem auto anfahren.

ich glaube der chef ermittler hatte eine ahnung wer der taeter sein koennte u. wollte das unbedingt noch mitteilen, bevor er es vielleicht nicht mehr konnte.

wenn ein vater vergrub, duerften sohn u. vater wie eine einheit gefestigt gewesen sein.
vielleicht war die mutter verstorben, abgehauen oder krank.
der vater musste nicht mit seiner frau diskutieren, er konnte sofort ja sagen....
das koennte ein hinweis sein.
die tatwaffe muss kein schraubenzieher gewesen sein, vielleicht war es ein weinoeffner.......weil man geplant hatte noch eine flasche wein gemeinsam zu trinken
AngRa
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Re: MORDFALL ANJA AICHELE (17 †), STUTTGART-BAD CANNSTADT, 1

Ungelesener Beitrag von AngRa »

ja, Gast, irgendwie messe ich der Theorie des pensionierten Polizeibeamten schon eine große Bedeutung zu. Sie klingt für mich sehr plausibel. Bei der Tatwaffe könnte es sich natürlich um alles Mögliche gehandelt haben, nur eben nicht um ein Messer, was halt wiederum darauf hindeutet, dass der Täter solch einen Überfall auf eine Frau nicht geplant hat, denn ansonsten hätte er mit einem Messer oder einer Pistole im Weinberg auf der Lauer gelegen in der Hoffnung, dass sich spätabends noch eine Frau, die mit dem Bus gekommen ist, daran macht die Abkürzung zu gehen. Ja, und es könnte auch so sein, dass Vater und Sohn nur noch alleine waren und dass der Vater deshalb den Sohn besonders beschützt hat, gerade weil er ihn nicht auch noch verlieren wollte. Zugleich hätte dann nicht noch eine weitere Person eingeweiht werden müssen. Je mehr Leute Bescheid werden, desto wahrscheinlicher ist es , dass sich jemand verquatscht oder es nervlich einfach nicht aushält.

Es war ja die Rede davon, dass Anja etwas verliebt gewesen sein soll und sie hat an dem Abend ihren guten neuen Mantel angezogen. Gut möglich, dass ihr der Spezi gesagt hat, dass er sie nach der Veranstaltung im Gemeindehaus noch von der Haltestelle abholt. Vielleicht hat Anja auf den Typen schon an der Straßenbahnhaltestelle gewartet und daher eine Straßenbahn abfahren lassen und auf die nächste gewartet, weil er nicht da war. Alles nur Spekulation, aber denkbar.

Es war auch die Rede davon, dass noch eine Freundin mitkommen wollte. Dann haben sich vielleicht die beiden Jungs ausgemalt, dass sie beide die Mädels anmachen können und dass sich vielleicht noch was ergibt. Eben halt so ein Blödsinn. Das kennt man ja selber auch aus früheren Zeiten, was man sich so alles gedacht hat. Nur dann könnte alles anders gekommen sein, weil Anja das alles nicht so schnell wollte und den Schwarm abgewiesen und abgewehrt hat. Die Freundin war gar nicht dabei. Vielleicht war das auch eine zusätzliche Enttäuschung für den anderen Mann. Nicht jeder kommt mit einer Abweisung zurecht und so kann sich aus einem Handgemenge und Handgreiflichkeiten dann Schlimmeres entwickelt haben. Zum Schluss wurde Anja dann gewürgt, damit sie nicht mehr schreien kann und die Leute im Muckensturm nicht alarmiert werden und die Polizei rufen.
Melanie
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Re: MORDFALL ANJA AICHELE (17 †), STUTTGART-BAD CANNSTADT, 1

Ungelesener Beitrag von Melanie »

AngRa

Genau so könnte es abgelaufen sein. Die Burschen, nachdem Anja nicht so leicht zugänglich war,
machten sich vielleicht noch die Hoffnung auf den Weinbergweg. Und Anja dachte bis dato noch nicht an was Gefährliches. Ihre Eltern haben ihr ja ausdrücklich den Bus bei der Nacht anbefohlen und den Weinbergweg untersagt. Das hat Anja ihnen zugesichert. Aber nun war sie nicht allein, sondern in Begleitung von zwei Personen. Sie wäre nie mit ihnen den Weg gegangen, wenn sie misstrauisch gewesen wäre.

Und letztlich artete es dann zu einem Verdeckungsmord aus. Auch die Überlegung von "Gast", dass es vielleicht gar keine Mutter beim Muckensturm-Verdächtigen mehr gab, hat in der Tat was für sich.
AngRa
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Re: MORDFALL ANJA AICHELE (17 †), STUTTGART-BAD CANNSTADT, 1

Ungelesener Beitrag von AngRa »

Über die Aussage des Spaziergängers habe ich auch schon oft nachgedacht und vor allem darüber, warum sie nicht ausgereicht hat (tatverdächtige) Männer, die im Muckensturm gewohnt haben an ihren Stimmen zu identifizieren.

Zwar ist die Identifizierung eines Tatverdächtigen aufgrund Stimmenvergleichs möglich, allerdings gelten da analog die Grundsätze die für die Gegenüberstellung mit einem Augenzeugen entwickelt worden sind, d.h. der Zeuge muss die Stimme des Verdächtigen nicht nur isoliert hören und erkennen sondern er muss sie neben anderen Stimmen hören und erkennen. Das scheint mir die Krux zu sein, denn es dürfte schwierig sein, wenn der Zeuge nicht nah genug am Geschehen war und nur von weitem Stimmen hören konnte. Das macht aber die Aussage des Spaziergänger Zeugen meiner Meinung nach nicht wertlos. Von daher verstehe ich nicht, dass sie von dem Operativen Fallanalytiker außer Acht gelassen worden ist. Denn die OFA geht ja von einem Täter im Alter von 30-40 Jahren aus.
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Re: MORDFALL ANJA AICHELE (17 †), STUTTGART-BAD CANNSTADT, 1

Ungelesener Beitrag von Melanie »

AngRa

von der OFA weiß ich nichts. Kannst du mir bitte einen Hinweis geben, wo ich das nachlesen kann?
Denn ich bin gespannt, wie man anhand der Tatumstände auf das Alter schließen kann.
AngRa
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Re: MORDFALL ANJA AICHELE (17 †), STUTTGART-BAD CANNSTADT, 1

Ungelesener Beitrag von AngRa »

@Melanie

Eine Quelle dafür, dass im Jahr 2002 eine "Operative Fallanalyse" erstellt worden ist, ist die Stuttgarter Zeitung vom 17.9.2005, die wohl online nicht mehr verfügbar ist. In diesem Bericht ist die Rede davon, dass der Täter nicht unter 30 Jahre alt war.
Auch wenn der Mord an Anja schon 18 Jahre zurückliegt, und die Sonderkommission längst aufgelöst ist, und die Beamten alles getan haben, was mit Tüchtigkeit und Fleiß zu tun war, ist der Nachhall dieses Falls bis heute zu spüren in den langen Fluren des Stuttgarter Polizeipräsidiums. Vor drei Jahren haben sich Spezialisten nochmals durch mehr als 90 Ordner gekämpft und eine operative Fallanalyse gemacht, wie das im Jargon der Kriminalisten heißt.

Sie haben ein Täterprofil erstellt und eine Hypothese erarbeitet. Danach war der Täter nicht unter 30 Jahre alt, verfügte über intime Kenntnisse der Kleingartenanlage, war im Muckensturm mit der Örtlichkeit vertraut und kannte Anja so gut, dass er für sie „positiv besetzt“ war.
Es war aber auch als Fazit der Fallanalyse zu lesen, dass der Täter 30-40 Jahre alt war. Im Grunde ist das kein Widerspruch zu den Angaben in der Stuttgarter Zeitung.
Melanie
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Re: MORDFALL ANJA AICHELE (17 †), STUTTGART-BAD CANNSTADT, 1

Ungelesener Beitrag von Melanie »

AngRa

dieses Täterprofil und die Sichtweise des pensionierten Ermittlers, Josef Kögel, wollen nicht so recht zusammen passen.

Ich neige eher zum Herrn Kögel. Eventuell sind die Profiler davon ausgegangen, dass die Begleiter von Anja selbst die Vergrabung des Leichnams vornahmen. Die hatten vielleicht nicht die Hypothese eines beispringenden Vaters gehabt.

Aber der Herr Kögel hatte da die Verhältnisse über Jahre verfolgt. Da gibt es auch mal informelle Informationen. Man nimmt als Polizist ja auch als Privatperson an gesellschaftlichen Ereignissen teil.

Ich sage mal so: Der Verstand, die Logik, das gesammelte kriminalistische Wissen, das ist eminent wichtig und ist die Hauptsache. Aber es gibt noch andere Erkenntnisquellen, die man nicht auf Knopfdruck sprudeln lassen kann.

Man lebt mit einem Fall, er ist nie ganz weg aus dem Kopf, er beschäftigt einen auch emotional. Der Fall ruht in einem und unbewusst haben Sinneseindrücke auf nicht erklärbare Weise auch Berührungen mit dem ruhenden Fall in mir. Rational, willentlich und zielstrebend passiert gar nichts mit dem Fall in mir. Es gibt nur so einen diffusen Wunsch "schön wäre es, wenn man weiterkommen würde", aber man kämpft nicht mehr. Und genau dann kann irgendwann aus heiterem Himmel eine Idee kommen, "dass es anders gar nicht gewesen sein kann". Es ist das Leben mit dem Fall, das auch noch seine Erkenntnis-Chancen birgt.

Und deshalb ist Herr Kögel nach meinem Dafürhalten um eine Dimension reicher als ein Profiler, denn das Profilerwissen wurde ihm sowieso auch zuteil. Das hat er intus genommen. Doch er hat den Fall in seinem Innern in einer ganz eigenen "Gäratmosphäre" baden lassen.

Somit soll mir persönlich das Alter zwischen 30 und 40 Jahren nicht unbedingt einen Zwang antun.

Das ist meine subjektive Überzeugung, nicht jedoch ein Wahrheitsanspruch. Ich werde darüber mit niemandem streiten wollen. Ich persönlich bin erfahrungshalber davon überzeugt, dass "Gut Ding seine Weile braucht" und manchmal Erkenntnisse in Momenten kommen, die auf einmal ungesteuert einfach da sind. Es ist das Gegenteil von "Methode", das es auch gibt. Dennoch ist Methode unverzichtbar.
AngRa
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Re: MORDFALL ANJA AICHELE (17 †), STUTTGART-BAD CANNSTADT, 1

Ungelesener Beitrag von AngRa »

Hier kann man den Herrn Kommissar Kögel kurz sehen. Im Filmfall bei xy spielt er sich selbst und dann ist er auch noch mit Fragen im Studio. ( Min 9.45)

https://www.youtube.com/watch?v=4n4myT7887U

In den Stuttgarter Nachrichten vom 27.März 1988 hat er auf den xy Einsatz Bezug genommen und erwähnt, dass er einspringen musste, weil ein Schauspieler ausgefallen war.

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2017 war Kommissar Kögel 82 Jahre alt. Er müsste dann Jahrgang 1935 sein und ungefähr im Jahr 2000 in Pension gegangen sein. Seine Nachfolger haben dann weiter am Fall gearbeitet und dürften auch die Operative Fallanalyse veranlasst haben.

Vielleicht ist der Fallanalytiker unter anderem auch deshalb später nach Kögels Pensionierung zu dem Ergebnis gekommen, dass der Täter über 30 Jahre alt war, weil alle 15-30 Jährigen Männer der relevanten Umgebung ergebnislos überprüft worden waren. Die Überprüfung dieser Altersgruppe hat Kommissar Kögel im Bericht erwähnt.
Im Fall Aichele haben wir im Sommerrain, in Steinhaldenfeld und Teilen Cannstatts alle Männer zwischen 15 und 30 Jahren überprüft.
https://www.stuttgarter-zeitung.de/inha ... dd4f2.html

Hier heißt es im STUTTGARTER-Wochenblatt vom 27.04.1995 ergänzend zu dem Thema:
Die Kripo betrieb über Monate hinweg einen großen Personalaufwand; man habe "enorm viel Herzblut in den Fall investiert" und sei "über Wochen nicht mehr aus den Schuhen gekommen" ,sagt ein Beamter, der damals dabei war. So wurden mehr als 400 junge Männer überprüft, die in der Umgebung des Tatorts wohnten.
Diese Befragungen wurden damals 1995 also noch unter Federführung von Herrn Kögel durchgeführt. Dass nun alle unter 30 Jährigen aus dem Schneider sind, ist damit meiner Meinung nach nicht unbedingt bewiesen. Es kann auch einer aus dem einen oder anderen Grund durchs Raster gefallen sein, eben weil beispielsweise ein falsches Alibi präsentiert worden ist.

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Interessant ist auch, dass der zweite pensionierte Polizist Werner Knubben, , der neben dem Kommissar Kögel in dem Bericht in der SZ aus dem Jahr 2017 zu Wort gekommen ist, Landespolizeiseelsorger war. Er dürfte mit dem Fall auch sehr vertraut gewesen sein und sowohl den Kommissar Kögel, als auch die Eltern des Opfers seelsorgerisch unterstützt haben.
Knubben hat parallel zum Polizeiberuf 1978 mit dem Studium der Theologie im Fernkurs begonnen. Eines Tages stand der Polizeiseelsorger Pater Eisele vor der Kommissariatstüre und habe gefragt, ob er nicht seine Nachfolge übernehmen würde.
Das hat er dann im Jahr 1983 auch getan. Und dann in den folgenden Jahren die Polizeiseelsorge landes- und bundesweit mitgeprägt. Er hat dafür geworben, dass Polizisten und später dann auch Polizistinnen Mensch bleiben sollen und dürfen und dass es dazu Hilfen bedarf. Seelsorgliche und psychologische Hilfe.
In der Polizei, so berichtete er in einem Rundfunk-Interview, waren religiöse Fragen damals noch ein Tabu, seelsorgerliche Unterstützung anzunehmen eher mit dem Makel der Weichheit verbunden
https://baden-wuerttemberg.polizeiseels ... nubben.htm
Hbs900
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Re: MORDFALL ANJA AICHELE (17 †), STUTTGART-BAD CANNSTADT, 1

Ungelesener Beitrag von Hbs900 »

hallo angra..wie immer sehr gutdurchdachte berichte.schade dad ich die gegend nicht kenne....
denn der fall ist hoechst interessant.
herr koegel gab in einem interview wie ich lesen konnte noch folgendes bemerkenswerte bekannt.
er ist sich ziemlich sicher das einer der taeter ihm schon einmal gegenueber sass.
dann antworte er auf die frage, warum wohl seiner meinung der vater die leiche im schrebergarten vergraben hatte.
,,,,,.er koennte es getan haben, um den fortbestand seiner existenz zu sichern

dieser satz hat es in sich.-....u. verteilte diese zerschnittenen kleiderstreifen auf dem feld eines konkurrenten u. wurde dabei im dunkeln mit von weiten gesehen...wollte er einem bauer die schuld in die schuhe schieben?

ich vermute noch folgendes. der chefermittler wird den
mann 2...nicht gekannt haben...somit konnte er auch keine dna bei dem ihm vermuteten taeter beantragen, weil die beweislage nicht ausreichte....u. die gefundene dna auch den zweiten ihm unbekannten taeter gehoeren koennte.

das vater u. sohn selbst anja begleiteten glaube ich nicht.

es wird wie immer gewesen sein....wie du beschrieben hattest.
beide jungen maenner begleiteten sie...wahrscheinlich befand sich in einem der schrebergaeten oder am feld noch eine art offener unterstand. da wollte man mit anja vielleicht noch fuer 20minuten eine rauchen gehen u. vielleicht eine flasche wein oder sekt gemeinsam koepfen.
damit war anja einverstanden.
wie immer wegen ploetzlicher sexforderungen duerfte anja voellig geschockt gewesen sein u. sofort gedroht haben...dies ihren eltern zu erzaelen odet mit einer anzeige gedroht haben.
bereit dazu waere sie vielleicht mal spaeter gewesen u. auch nur mit dem einem mann den sie gerne hatte....
grundsaetzlich aber nicht mit einem zweiten mann der zuschaute oder auch fummeln wollte u. schon gar nicht kurz vor ablauf ihrer freizeiterlaubnis, die sie von ihren eltern bekommen hatte u. einhalten wollte...u. nicht an so einem ort..draussen im maerz.

ich war auch mal jung.....u. haette damals das ziel gehabt sie naeher kennenzulernen, um spaeter vielleicht alleine irgendwo an einem besseren ort ihr naeher kommen zu duerfen. selbst mit alkohol im blut waere man zu zweit mit einem freund nicht auf so eine idee gekommen.
anders vielleicht im sommer, wenn sie sommerkleid offenherzig ohne bh unterwegs gewesen waere..
vielleicht haette man ihr dann auch zu zweit gesagt, nun zeig doch mal was du zu bieten hast.
alkohol veraendert die menschen.
ich koennte mir vorstellen, beide taeter waren zu spaeten stunde schon angetrunken.

ja so was frueher,. es wurde immer gerne mit kumpels einer getrunken
das es was zu trinken gab, war in jungen jahren schon wichtig.
die cola oder die limo konnten andere trinken.
erst als das auto da war, rueckte der alkoholverzehr wieder nach hinten...angst vor der polizei.

man kann nur spekullieren, warum sie anja nicht in ruhe gelassen hatten....als die jungen maenner merkten..ist nicht, geht nicht...sie will das nicht.

andererseits sehe ich auch kein hass motiv zweier junger maenner auf frau, die man toeten wollte.
man hatte kein messer oder pistole u. fesselzeug dabei.
insgesamt waren wir deutschen ganz anders erzogen...als die suedlaender die jetzt zu uns gekommen sind.
aber auch hier sieht man oft, die jungen frauen begeben sich leichtsinnig zu sehr in gefahr.

der chefermittler deutete an, wer damals ein allibi hatte, wurde nicht aufgefordert seine dna abzugeben oder brauchte sie nicht abgeben.. er war nicht zwingend verdaechtig.
das beide maenner zwischen 30 u. 40j. alt waren glaube ich nicht....dann haette ja einer der taeter ein ihr gut bekannter bruder eines ihrer schulfreunde oder schulfreundinnen sein muessen.
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Re: MORDFALL ANJA AICHELE (17 †), STUTTGART-BAD CANNSTADT, 1

Ungelesener Beitrag von Melanie »

AngRa,
vielen, vielen Dank für den Hinweis auf den xy-Filmfall mit Herrn Kögel.
Ich habe dieses Video schon mehrmals angesehen, mir aber den Namen
des Kommissars nicht gemerkt. Du bist einfach super-super Angra!
Herr Kögel gefällt mir sehr gut.
Gast

Re: MORDFALL ANJA AICHELE (17 †), STUTTGART-BAD CANNSTADT, 1

Ungelesener Beitrag von Gast »

Hier sieht man den Weg hoch von der Haltestelle Obere Ziegelei zur Siedlung Muckensturm und im Grossen Kreis wohnte Anja und beim kleinen roten Kreis etwa war ihre Leiche vergraben.
Der Weg ist etwa 175 m lang mit Treppenstufen zwischen drin.
Das XY Video wurde wahrscheinlich in einem anderen Weinberg gedreht, nur wo sie unten aus dem Weg heraus kommt müsste orginal sein, aber das Haus ist jetzt abgerissen und die Bahn fährt jetzt die Schmiedener Strasse entlang und nicht wie damals im Video wo sie nur senkrecht drauf zu fuhr zur Endhaltestelle (unteres blaues Symbol)

https://www.youtube.com/watch?v=feBNz1FtMJM

https://www.google.com/maps/@48.8158174 ... a=!3m1!1e3
Dateianhänge
muc4.jpg
muc4.jpg (153.88 KiB) 3990 mal betrachtet
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Re: MORDFALL ANJA AICHELE (17 †), STUTTGART-BAD CANNSTADT, 1

Ungelesener Beitrag von Hbs900 »

her koegel gab noch bekannt....34000dm belohnung.
der boxerhund besitzer duerfte sich geaergert haben, das er weiter ging bzw nicht gleich die polizei angerufen hatte.
AngRa
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Re: MORDFALL ANJA AICHELE (17 †), STUTTGART-BAD CANNSTADT, 1

Ungelesener Beitrag von AngRa »

@Gast

vielen Dank für den Link zum kompletten xy Beitrag vom 15.1.1988 zum Schrebergarten-Mord und für das Bild.

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Leider konnte in dem xy Beitrag, der am 15.1.1988 ausgestrahlt worden ist, aus zeitlichen Gründen die Kleiderspur, die der oder die Täter hinterlassen haben, nicht näher thematisiert werden. Ich halte das für ein Manko, denn alles, was mit der Kleiderspur zusammenhängt lässt Rückschlüsse auf das Handeln der /des Täter zu.

Daher habe ich einiges zur Kleiderfetzenspur aus Zeitungsberichten zusammen gestellt.


In der Stuttgarter Zeitung vom 15.1.1988 wurde das Thema Kleiderspur daher parallel und in Ergänzung der xy Sendung aufgegriffen.

Es war dort zur Spur zu lesen:
Die Spur der Kleiderfetzen, die von der näheren Umgebung des Tatorts unterhalb des Wohngebietes Muckensturm über das Schmidener Feld bis über Schmiden hinaus in Richtung Waiblingen führt.

Es schlossen sich die Fragen der Polizei an:

Wer hat in der Nacht zum 28.3.1987 auf dem Feld zwischen Cannstadt und Schmiden verdächtige Wahrnehmungen gemacht? Wer hat dort ein Auto oder ein Zweirad beobachtet?

Wer kann Angaben zu den zwei Männern machen, die von einem Zeugen gegen 1 Uhr am 28.3. 1987 auf dem rechts der Schmidener Straße gelegenen Weg zwischen Schmiden und Waiblingen gesehen worden sind. Die beiden Männer trugen eine Tüte der Firma "Plus"bei sich. Auch an dieser Stelle wurden Kleiderteile gefunden.

Wer hat möglicherweise auch Wochen nach der Tat Beobachtungen in dieser Gegend gemacht? Genau vier Monate nach dem Mord war im Gewann Hofäcker ein Lederfetzen vom Schuh des Opfers gefunden worden, der dort erst später hingelegt worden sein muss.
In der Stuttgarter Zeitung vom 11.4.1987 war zu den Beobachtungen des Plustütenzeugen folgendes zu lesen:
Ein Zeuge will kurz vor 1 Uhr in der Mordnacht ( 27. auf 28. März) zwei junge Männer auf dem Feld hinter Schmiden beobachtet haben, die als Täter in Frage kommen. Sie wurden genau an den beiden Stellen gesehen, wo in den vergangenen beiden Tagen wiederum Teile von Anjas Bekleidung gefunden worden sind..... Beide Männer sind zwischen 20 und 25 Jahre alt, aber verschieden groß- der eine etwa 1,68 m bis 1,70m, der andere 1,75m. Beide waren in dieser Nacht dunkel gekleidet, der kleinere trug Turnschuhe und Jeans. Dieser Mann hatte -die vielleicht wichtigste Beobachtung- eine Plastiktüte der Firma "Plus" bei sich, in der sich möglicherweise die Kleidungsteile befanden. Zunächst waren die beiden Männer dem Zeugen aufgefallen, als sie auf dem Feldweg rechts der Schmidener Straße ( auch Richtung Waiblingen, in Richtung Schmiden) unterwegs waren. Dort wurden zerschnittene Teile von Anjas Oberbekleidung gefunden. Wenig später sah der Zeuge die beiden noch einmal links der Schmidener Straße und zwar dort , wo sich am Donnerstag Teile der Schuhe befanden.
In der Stuttgarter Zeitung vom 29.7.1987 war ergänzend zum später gefundenen Schuhfetzen noch folgendes zu lesen:
"Wieder einmal wurde ein Teil der Kleidung der in der Nacht zum 27. März 1987 ermordeten Schülerin aus Cannstadt gefunden. Der Fund, den eine Passantin am Ortsausgang von Schmidingen in Richtung Waiblingen auf offenem Feld machte, unterscheidet sich freilich von den bisherigen durch ein wesentliches Merkmal. Der von Anjas schuh stammende abgeschnittene Lederfetzen ist nicht in der Tatnacht sondern erst vor kurzem an dieser Stelle niedergelegt worden. Wer hat möglicherweise Wochen nach der Tat Beobachtungen in dieser Gegend gemacht? Genau vier Monate nach der Tat war im Gewann Hofäcker ein Lederfetzen vom Schuh des Opfers gefunden worden, der erst später hingelegt worden sein muss. Dies ergaben entsprechende Laboruntersuchungen sowie die Tatsache, dass das Feld erst kürzlich umgepflügt wurde.
Für die Mordkommission der Stuttgarter Kripo war dies Anlass genug , das bereits mehrfach durchsuchte Gelände im Gewann Hofäcker am Dienstag erneut mit Kräften der Einsatzhundertschaft sowie Kriminaltechnikern systematisch durchkämmen zu lassen....

Folgende Fragen haben die Fahnder:

Wer hat in den vergangenen Tagen oder Wochen zwischen Schmiden und Waiblingen irgendwelche verdächtige Wahrnehmungen gemacht? Wer hat in einem Fahrzeug oder in einem Gebäude Fetzen von Anjas Kleidung, insbesondere das jetzt aufgefundene Schuhteil gesehen?
Ich sehe das Legen der Kleiderspur vom Tatort weg über Felder hinaus in Richtung Waiblingen eindeutig als Versuch eine Trugspur zu legen. Die Polizei sollte denken, dass der Täter gerade nicht aus der näheren Umgebung also aus dem Muckensturm kommt, sondern dass er auf seinem Heimweg Richtung Waiblingen sich der verdächtigen Kleidungsfetzen entledigt hat.

Ich stütze meine Theorie auch darauf, dass die Kleiderfetzen erst nach dem Leichenfund am 30.3.1987 ( Quelle zum Tag des Leichenfundes: SZ vom 2.4.1987) gefunden worden sind. Erstmals erwähnt wurden die Kleiderfetzenfunde in der Stuttgarter Zeitung vom 3.4.1987, die darüber berichtete, dass Mantelteile des Opfers am Dienstag, also am 31.3.1987 gefunden worden sind.

Ich vermute daher , dass die Täter die Kleidungsfetzen erst in der Nacht nachdem das Grab von Anja gefunden worden ist, verteilt haben. Zuvor hatten sie keinen Grund die Kleidungsfetzen zu verteilen und falsche Spuren zu legen, denn sie dürften darauf gehofft haben, dass Anjas Grab lange, wenn nicht auf ewig unentdeckt bleibt. Mit einem sehr wachsamen Gartennachbarn konnte niemand rechnen. Es hätte keinen Sinn gemacht, dass sie einerseits sorgfältig ein Grab ausheben und die Leiche darin verstecken und dann draußen Kleidungsfetzen verteilen, die gefunden werden sollten und ein Zeichen dafür waren, dass Anja tot ist. Die Nachtathandlungen der Täter waren sehr durchdacht und solch ein widersprüchliches Handeln hätte nicht gepasst.

Aus diesem Grunde möchte ich auch die Aussage des Plustütenzeugen anzweifeln. Er gab an, dass er die jungen Männer in der Tatnacht gesehen hat, also in der Nacht von Freitag auf Samstag. Zu diesem Zeitpunkt wäre es für sie aber kontraproduktiv gewesen die Kleidungsfetzen zu verteilen, denn es wäre besser für sie gewesen, wenn Anja nur als vermisst und nicht als tot gegolten hätte. Ich vermute also, dass der Zeuge zu seiner Aussage durch die Zeitungsberichte über die Kleiderfetzenfunde animiert worden ist. Vielleicht ist die Polizei letzten Endes auch zu dieser Auffassung gekommen, denn später wird der Plustütenzeuge kaum noch erwähnt.

Fest steht, dass die Täter Anjas Kleidung mitgenommen haben und dass sie sie nicht unmittelbar nach der Tat entsorgt haben. Offenbar haben sie zur schnellen Entsorgung der verräterischen Kleidungsstücke keine Veranlassung gesehen. Sie werden abgewogen haben, dass sie dadurch nichts gewinnen können, weil sie ohne den Fund der Leiche nicht in Verdacht geraten können und andererseits aber bei der Beseitigung ertappt werden können, weil die Bevölkerung durch das Verschwinden des Mädchens sensibilisiert war und daher auf alles, auch auf weggeworfene Sachen im Müll besonders geachtet hätten. . Vielleicht wollten sie die Sachen auch zur Erinnerung aufheben. Man weiß ja nie, was in den Köpfen von Kriminellen so vor sich geht.

Vier Monate nach der Tat haben die/ der Täter dann ein weiteres Schuhteil genau dort abgelegt, wo auch schon die anderen Teile abgelegt wurden. Ich kann mir keinen nachvollziehbaren Grund dafür vorstellen, dass der / die Täter den Schuhfetzen bewusst zurückgehalten haben. Ich könnte mir vorstellen, dass die Täter zunächst am Tatort die Kleidungsstücke von Anja eingesammelt und mitgenommen haben und dass sie diese dann irgendwo zu Hause, vielleicht im Keller, zerschnitten und dann zum weiteren Transport in eine Plus-Tüte gesteckt haben. Dabei haben sie vielleicht einen Schuhfetzen vergessen, der irgendwo hin gerutscht ist und erst später kurz vor der Ablage beim Aufräumen gefunden worden ist.

Es ist natürlich denkbar, dass die Täter, so wie es @hbs900 in Erwägung gezogen hat, durch das Ablegen der Kleidungsstücke nicht nur von seinem Wohnort Muckensturm ablenken wollten, sondern außerdem noch den Verdacht auf den Eigentümer der Felder oder dessen Umfeld lenken wollte.
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Re: MORDFALL ANJA AICHELE (17 †), STUTTGART-BAD CANNSTADT, 1

Ungelesener Beitrag von Hbs900 »

Theoretisch hätte man in Richtung der Schrebergaerten auch mit dem auto hinfahren koennen.

Ich glaube der Vater des einen Taeter hatte einen landwirtschaftsbebetrieb, alternativ eventuell eine handwerksfa.
Melanie
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Re: MORDFALL ANJA AICHELE (17 †), STUTTGART-BAD CANNSTADT, 1

Ungelesener Beitrag von Melanie »

Die Details um die Kleidung sind mir heute nur noch schwach in Erinnerung. Aber dass auch das Schuhteil nachträglich wieder an der gleichen Stelle ausgelegt wurde, lässt doch einen Bezug der Täter zu dem Feld erkennen?
AngRa hat geschrieben:Es ist natürlich denkbar, dass die Täter, so wie es @hbs900 in Erwägung gezogen hat, durch das Ablegen der Kleidungsstücke nicht nur von seinem Wohnort Muckensturm ablenken wollten, sondern außerdem noch den Verdacht auf den Eigentümer der Felder oder dessen Umfeld lenken wollte.
Ich denke, dass die Polizei beim Eigentümer oder Pächter des Feldes ermittelt hat. Wahrscheinlich hat sie auch gefragt, wen der Landwirt vermutet, ob er einen Gegner hat, der ihn in Schwierigkeiten bringen möchte usw. Wenn die Äcker zu Schmiden gehören, so kennen sich dort die Leute untereinander. Schmiden scheint mir nicht sehr groß zu sein. Natürlich gibt es auch Fluktuationen in Großstadtnähe sowie eine Klientel zu der die Alteingesessenen keinen Kontakt haben, weil die sich nicht oder kaum am Vereinsleben beteiligen.

Der Zeuge berichtete von nächtlichen Fußgängern in dunkler Kleidung. Das heißt, diese Männer kannten sich aus in der Nacht. Als Fußgänger müssen sie in der Nähe gewohnt haben.

Nun gab es zur Tatzeit noch viel mehr kleine Polizeiposten und Polizeireviere übers Land verstreut. Dort laufen die Verhaltensauffälligkeiten der Gegend zuerst auf. Der Beamte vor Ort kannte seinen Bezirk recht genau. Wenn von weiter oben oder von der Kripo angefragt wird, was sich tut, ist bzw. war so ein Posten eine gute Info-Quelle.

Im Fall Anja waren die Täter aber wohl keine gesellschaftlichen Außenseiter erster Güte. Die sind vielleicht polizeilich noch nie vorher aufgefallen. Warum sie die Kleidung in dieser Art und Weise entsorgt haben, ist schon seltsam. Sie müssen gedacht haben, dass ihnen dadurch niemand auf die Schliche kommt. Eine andere Beseitigungsart haben sie vermieden. Und zuhause aufbewahren wollten sie diese Kleider nicht, weil es wohl Angehörige gegeben hat.

Logisch ist auch, dass der zweite Täter in der Nähe zum Muckensturm leben musste. Wie lernen sich junge Burschen kennen? Entweder lebten sie im selben Einzugsbereich einer Schule. Oder sie kannten sich durch dieselbe Pfarrei. Oder sie waren im selben Sportverein. Letzteres vermute ich am ehesten aufgrund des Alters. Die Konfirmanden verlaufen sich mit der Zeit. Die Schule lag schon weit zurück. Bleibt der Sportverein. Und da fällt mir der VfB ein. Der liegt praktisch auf dem Weg in Cannstatt in der Mercedesstraße. Das ist ein Katzensprung bis zur Schmidener Straße. Ich habe mal geschaut, wann die Vereinsgaststätte dort schließt. Es war ein Freitag. Derzeit ist um 21.00 Uhr Schluss. Das kann natürlich damals anders gewesen sein.

Anja hat wohl auch um 21.00 Uhr herum den Konfi-Club verlassen. Ließ dann aber die erste Straßenbahn um Viertel nach 21.00 Uhr sausen. Vielleicht wartete sie auf jemanden. Dann kam die nächste Straßenbahn 20 Minuten später. Da weiß man nicht, ob sie eingestiegen ist oder ob sie von einem Auto mitgenommen wurde.

Wenn Anjas Bekanntschaft (und im Zeitungsbericht steht, dass Anja drei Tage zuvor einer Freundin, die ihr zum Geburtstag gratulierte, von einer neuen Bekanntschaft eine Andeutung machte, und dass sie beim nächsten Treffen ihr mehr sagen würde) vom VfB-Vereinsheim gekommen ist und dort kurz nach 21.00 Uhr aufgebrochen ist, könnte sich Anjas Nicht-Einsteigen in die Straßenbahn erklären, weil eben etwas ausgemacht war.

Natürlich muss die neue Bekanntschaft nicht unbedingt mit dem VfB etwas zu tun gehabt haben. Die Burschen können auch wo anders gewesen sein. Aber am Freitag abends dürften in Sportvereinen auch Trainings- oder Sportangebote angeboten worden sein. Natürlich gibt es die auch in anderen Sportvereinen als dem VfB.

Wenn man den Zeitungsbericht vom 20. Todestag aufmerksam liest, dann kann einem die Frage kommen, ob es Anja wirklich um ihren Anteil an einem Gemeinschaftsessen ging, den sie noch entrichten musste, oder ob das als Grund dienen musste, um alleine abends wegzudürfen. Sie machte sich mit ihrem Pulli, der hellen Hose und dem neuen hellen Mantel auch sehr schick, den sie zum Geburtstag bekommen hatte. Im Zeitungsbericht steht, dass sie vor lauter Wegwollen nicht einmal den Klebstoff verschloss und Bilder und das Album nicht mehr aufräumte. Ich meine, dass das Mädchen von etwas anderem weggezogen worden war, als vom Konfi-Club.
AngRa
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Re: MORDFALL ANJA AICHELE (17 †), STUTTGART-BAD CANNSTADT, 1

Ungelesener Beitrag von AngRa »

Tja, ich bin mir nicht sicher, ob die beiden Täter, sofern sie jung waren, im Muckensturm oder der näheren Umgebung wohnten. Einer wohnte dort aber meiner Meinung nach mindestens.

Man muss bedenken, dass im Jahr 1987 spät Ostern war. Ostermontag war der 20.4. . Die Osterferien in Baden-Württemberg endeten daher erst am 27.4. 1987. Die Ferien in Rheinland-Pfalz endeten erst am 30.4.1987

https://www.schulferien.org/deutschland/ferien/1987/

Es könnte sein, dass die beiden Jungs ebenso wie Anja noch zur Schule gingen, vielleicht waren sie in der Oberstufe. Dann könnte es sein, dass einer der Jungs den anderen in den Ferien besucht hat, da eben schulfrei war. Er könnte mit ihm verwandt oder bekannt gewesen sein. Ich tippe eher auf Verwandtschaft. Als die Leiche gefunden worden ist, könnte einer der beiden längst schon wieder zu Hause gewesen sein und der andere hat den Besuch der Polizei gegenüber vielleicht gar nicht erwähnt, so dass an seine DNA niemand mehr gedacht hat.
Gast

Re: MORDFALL ANJA AICHELE (17 †), STUTTGART-BAD CANNSTADT, 1

Ungelesener Beitrag von Gast »

AngRa
Das Ganze war doch im März 87 und nicht im April
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