MORDFALL HEIKE RIMBACH (19 †), LÜTTGENRODE/HARZ, 1995

ÖFFENTLICHE DISKUSSION
Fälle: Anja Aichele, Ayleen Ambs, Vierfachmord von Annecy 2012, Bärbel B. (Bremerhaven) u. Ingrid R. (Bremen), Annika Brill, Tristan Brübach, Christoph Bulwin, Anne D. (Lorch), Suzanne Eaton, Michaela Eisch, Victor Elling, Sonja Engelbrecht, Trude Espas, Regina Fischer, Abby G. & Libby W. (USA-Indiana), Maren Graalfs, Mara-Sophie H. (Kirchdorf), Marion & Tim Hesse, Jutta Hoffmann, Peggy Knobloch, Cindy Koch, Martina Gabriele Lange, Lola (FR-Paris), Karl M. (Berlin), Khadidja M. (Ingolstadt), Stefan M. (Salzgitter), Jelena Marjanović, Margot Metzger, Karin N. (Borchen), Gabby Petito, Heike Rimbach, Elmar Rösch, Gustav Adolf Ruff, Carina S. (Iserlohn), Hannah S. (Hamm), Lena S. (Wunsiedel), Gabriele Schmidt, Mord in Sehnde-Höver, Yasmin Stieler, Simone Strobel, Elisabeth Theisen, Karsten & Sabine U. (Wennigsen), Nicky Verstappen, Hanna W. (Aschau)
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U.s.1 883
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Re: MORDFALL HEIKE RIMBACH (19 †), LÜTTGENRODE/HARZ, 1995

Ungelesener Beitrag von U.s.1 883 »

Ich habe mir die Bilder vom Tatort nur über mehrere Tage genau angesehen. Dabei bin ich zu dem Schluss gekommen das die getötete den Weg aus der " Kammer" bis auf den Dachboden lebend hinter sich bringen musste.

Von den Tätern geschliffen und getrieben.

Die Spurenlage gibt dafür für mich nichts anderes her.

Zusätzlich erscheint es mir so, dass die Täterschaft sich getrennt hat zu vorbereitenden Maßnahmen auf dem Dachboden.

Wenn es jemand gegeben haben sollte denen Heike kannte, und deshalb die Tür aufgemacht hat, wäre das die Person die als erstes auf dem Dachboden war, wäre eben diese Person die Heike bekannt war.

Von wem wurde denn " die alte Schäferei"abgekauft. Ist das denn auch schon durchleuchtet worden, beziehungsweise dort ermittelt worden. Vielleicht war da jemand mit dem Verkauf nicht einverstanden!?
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Widasedumi
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Re: MORDFALL HEIKE RIMBACH (19 †), LÜTTGENRODE/HARZ, 1995

Ungelesener Beitrag von Widasedumi »

U.s.1 883 hat geschrieben: Samstag, 05. Februar 2022, 01:13:19 Von wem wurde denn " die alte Schäferei"abgekauft. Ist das denn auch schon durchleuchtet worden, beziehungsweise dort ermittelt worden. Vielleicht war da jemand mit dem Verkauf nicht einverstanden!?
Bei facebook las ich, dass die Rimbachs die Alte Schäferei gemietet hatten. In der DDR gab es m.W. nur Volkseigentum, und landwirtschaftliche Betriebe waren Kolchosen, die von Arbeitern betrieben wurden. Ob es da auch Kolchose-Leiter gab, nehme ich an, weiß es aber nicht. Auf welcher Ebene die Kolchosen verwaltet wurden, ob auf Gemeinde-, Kreis- oder Landesebene, weiß ich auch nicht. Ich weiß auch nicht, wie die Kolchosen "abgewickelt" wurden, bzw. mit wem die Familie Rimbach den Mietvertrag geschlossen hat.

Hätte gerne noch den Link reingestellt, wo der Satz mit der Vermietung stand. Er stand wirklich da. Aber ich habe immer wieder einen anderen Link aufgemacht, um weiter zu lesen, dann habe ich ihn nicht mehr zurückverfolgen können.
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Re: MORDFALL HEIKE RIMBACH (19 †), LÜTTGENRODE/HARZ, 1995

Ungelesener Beitrag von AngRa »

Soweit ich gelesen habe war die "Alte Schäferei" zu DDR Zeiten eine LPG (landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft) und es war damals schon ein heruntergekommenes Gemäuer. Nach der Wende wurde die Alte Schäferei über die Treuhand verkauft. Die Schafe sollen schon 1990 abgegeben worden sein. Das Gebäude stand dann zunächst leer. Der neue Eigentümer soll das Areal partiell vermietet haben, zu günstigen Konditionen. Der Name des Eigentümers ist nicht bekannt. Ich gehe davon aus, dass Rimbachs sich dort wegen der günstigen Konditionen eingemietet haben. Sie hatten sicher vor die Gebäude herzurichten. Dazu ist es aber nicht gekommen, vermutlich weil die Auftragslage schlecht war und kaum Geld eingenommen worden ist.
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Re: MORDFALL HEIKE RIMBACH (19 †), LÜTTGENRODE/HARZ, 1995

Ungelesener Beitrag von Matula63 »

U.s.1 883 hat geschrieben: Samstag, 05. Februar 2022, 01:13:19 Ich habe mir die Bilder vom Tatort nur über mehrere Tage genau angesehen. Dabei bin ich zu dem Schluss gekommen das die getötete den Weg aus der " Kammer" bis auf den Dachboden lebend hinter sich bringen musste.

Von den Tätern geschliffen und getrieben.

Die Spurenlage gibt dafür für mich nichts anderes her.

Zusätzlich erscheint es mir so, dass die Täterschaft sich getrennt hat zu vorbereitenden Maßnahmen auf dem Dachboden.

Wenn es jemand gegeben haben sollte denen Heike kannte, und deshalb die Tür aufgemacht hat, wäre das die Person die als erstes auf dem Dachboden war, wäre eben diese Person die Heike bekannt war.

Von wem wurde denn " die alte Schäferei"abgekauft. Ist das denn auch schon durchleuchtet worden, beziehungsweise dort ermittelt worden. Vielleicht war da jemand mit dem Verkauf nicht einverstanden!?
Die alte Schäferei wurde von Familie Rimbach nicht gekauft, sondern angemietet. Und warum hätte man Heike deshalb umbringen sollen? Sorry, aber das passt nicht zusammen...
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Re: MORDFALL HEIKE RIMBACH (19 †), LÜTTGENRODE/HARZ, 1995

Ungelesener Beitrag von Widasedumi »

Der Eigentümer würde mich dahingehend interessieren, ob es eine Person oder eine juristische Person ist, und ob sie aus dem Westen kommt oder nicht. Schließlich ist auf seinem Gelände ein Mord verübt worden.

Ich könnte mir denken, dass es nach dem Kommunismus in der DDR Eigentumsansprüche von den Eigentümern vor der DDR gab, dass man seine Enteignung rückgängig gemacht haben wollte.
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U.s.1 883
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Re: MORDFALL HEIKE RIMBACH (19 †), LÜTTGENRODE/HARZ, 1995

Ungelesener Beitrag von U.s.1 883 »

von Widasedumi » Samstag, 05. Februar 2022, 07:48:58


Du hast mich sehr richtig verstanden. Ich habe mich wahrscheinlich etwas missverständlich ausgedrückt.

Wenn damals ein Grundstück mit Gebäuden von der Treuhand gekauft wurde, ist für das schnelle Geld meistens Fördermittel beantragt worden die dann eingestrichen wurden. Es wurde seitens der Käufer für das schnelle Geld ein höchstmöglicher Profit angestrebt.

Andererseits war dieses ja auch so erwünscht. Das ganze sollte dann den Marktkräften ausgesetzt werden und ist jeder Spekulation schutzlos ausgeliefert.

Dann gab es die die eine eventuelle Enteignung in der Vergangenheit rückgängig machen wollten.

Und dann natürlich die Bevölkerung die sich diesen Bedingungen und Verhältnissen stellen musste.

Ich empfehle dann einen Blick in Jahrbücher der Heimatsvereine von Ortschaften im ehemaligen Zonenrandgebiet als auch dem Gegenstück auf der ehemaligen DDR Seite. Höchst interessant.

Ich denke schon das dar Potenziale für eine Motivlage in diesem Fall liegen könnten.
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Re: MORDFALL HEIKE RIMBACH (19 †), LÜTTGENRODE/HARZ, 1995

Ungelesener Beitrag von Widasedumi »

Die Ungelöstheit dieses Falles ist unbefriedigend. Ich konnte bisher für alle Fälle unter den Tathypothesen einer bestimmten Hypothese eine größere Wahrscheinlichkeit geben, als den anderen, und dann den Fall damit ruhen lassen. Aber in diesem Fall will mir das nicht gelingen.

Ich frage mich, woran das liegen mag? Es fehlt mir zuallererst das Studiogespräch nach einer xy-Sendung. Aus diesen Gesprächen konnte ich oft - nicht immer - etwas "riechen", konnte zwischen den Sätzen was raushören, und habe das Studiogespräch oft dazu genutzt, die Spreu vom Weizen zu trennen, wenn die Spekulationen ins Kraut schossen.

Es fehlen Informationen über die Arbeit der Brüder und die Berufe der Ex-Freunde, ihre Fahrzeuge und Arbeitsstellen. Die diversen Falldarstellungen verschweigen vieles, worin man ein Motiv finden könnte. Leider ist das wohl interessanteste Video, auf das Matula63 aufmerksam gemacht hat, aus dem Netz genommen worden.

Es fehlen Informationen, warum das Dorf über den Mord geschwiegen hat. Wüsste man das, wäre das vielleicht sogar ein Schlüssel.
Stattdessen ist die Mutter sehr präsent, sowohl in den Videos, als auch beim Profiler. Das ist mir eine zu einseitige Quelle. Es würde mich auch der Ort Lüttgenrode in seiner Sozialstruktur interessieren und wie die Wessies ihn eventuell verändert haben.
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Re: MORDFALL HEIKE RIMBACH (19 †), LÜTTGENRODE/HARZ, 1995

Ungelesener Beitrag von AngRa »

@Widasedumi

Ich sehe es auch so, dass die Mutter zu präsent ist und dass ihre Aussagen eine sehr einseitige Quelle sind. Dr. Bennecke und Axel Petermann haben sich in ihren Büchern vor allem auf ihre Aussagen gestützt und sie als gegeben hingenommen. Besonders von einem ehemaligen Profiler wie Axel Petermann hätte ich mir mehr objektive Distanz gewünscht. Seine Tathergangshypothese passt mit der Spurenlage nicht zusammen, wenn der oder die Täter von außen kommen sollten.

Bernd Kaufholz war von 1976 bis 2012 und ab 2017 als Journalist bei der Magdeburger Volksstimme tätig.. Seine Beiträge kommen mir insgesamt objektiver vor. Vielleicht hat er auch einen besonderen Draht zum Fall, weil er in Magdeburg geboren ist und sich mit den Verhältnissen in Sachsen-Anhalt besser auskennt.

https://de.wikipedia.org/wiki/Bernd_Kaufholz

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Ich stelle hier den Wortlaut des Polizeifilms (Ungeklärte Morde-Dem Täter auf der Spur) ein, weil er ganz interessante Einzelheiten enthält..

REITAG, 23. OKTOBER 2009

Der Mordfall Heike Rimbach
23. Oktober 2009, Köln




Doku-Reihe MK Rimbach, Deutschland 2002
Wortlaut des Polizeifilms über den Mord an Heike Rimbach (19), Endfassung


Reinhard Fallak:
Guten Abend, meine Damen und Herren, herzlich willkommen zu "Ungeklärte Morde, dem Täter auf der Spur". Mein Name ist Reinhard Fallak, ich bin Kriminalbeamter aus Hamburg und heute abend wieder für Sie da. Jetzt zu einem besonders mysteriösen Mordfall, der seit Jahren meine Kollegen der Kripo Halberstadt beschäftigt: Ein junges Mädchen, Heike Rimbach, wurde bestialisch ermordet aufgefunden. Und ein ganzes Dorf schweigt.

Sprecher:
Sachsen-Anhalt, Lüttgenrode. Tatort: Amt 93. Ein kleines Dorf in der Nähe der ehemaligen Zonengrenze, Lüttgenrode. Am Vormittag des 29. August 1995 wird Heike Rimbach hier ermordet aufgefunden. Das Verbrechen ist für die Polizei bis heute rätselhaft und für Heikes Mutter nach wie vor unfaßbar.

Frau Rimbach, Heikes Mutter:
Der letzte Abend, also der war eigentlich, es war eigentlich ein schöner Abend, find' ich. Die Jungs waren noch draußen, der Rainer war noch mit dem Rad unterwegs und so, und die Heike, die saß bei uns im Wohnzimmer, und da haben wir ein bißchen gequatscht und gemacht, und da wollte sie mal schnell in den Ort zum Telefonieren, und da frug sie denn, ob sie das Auto nehmen kann, und da ist sie dann auch losgefahren, kam aber kurz danach gleich wieder, war doch kein Ding, saß dann im Wohnzimmer mit uns wieder eine ganze Weile noch, bis die Jungs dann eben kamen, und dann mit ihrem Kater getobt und gespielt, und dann ist sie eigentlich dann auch mit den Jungs nach oben gegangen und haben sie dann auch eben Fernsehen geguckt. Also ganz normal. Da war nichts verändert, da war gar nichts, ja, jedenfalls auch an ihr nicht. Also es war ein ganz normaler Abend.

Sprecher:
Die neunzehnjährige Heike ist Auszubildende in einer Fleischerei. Am nächsten Tag hat sie frei.

Frau Rimbach:
Und da ging ich dann hoch, und da stand die Zimmertür offen, und da lag ihr Geldbeutel auf dem Tisch, mit allem raus. Da lag ihre Jacke auf dem Sessel. Die hatte so 'nen, wenn man reinkommt, rechts so einen Sessel, und da lag diese Jacke, die lag aber nicht da. Deswegen waren wir der Meinung, naja, sie ist ja vielleicht doch irgend wohin.

Sprecher:
Als ihre Mutter am Montagabend von der Arbeit nach Hause kommt, ist Heike nirgendwo zu finden.

Frau Rimbach:
Deswegen waren wir immer eigentlich der Meinung, sie war entweder nach Dessau hochgefahren zu ihrem neuen Freund oder daß sie eben in Harzburg mit jemand von der Clique war. Bis zum nächsten Früh, wo sie dann immer noch nicht da war. Und da ging mir dann so leicht das Nackenhaar hoch. Und da hab ich dann gleich gedacht: Hier stimmt was nicht. Ich sagte: Das paßt nicht, das ist nicht ihre Art. Dann hätte sie uns irgendwo einen Zettel oder was ... Ich sagte: Das haut nicht hin.

Sprecher:
Am nächsten Morgen, am Dienstag, dem 29. August, fehlt von Heike noch immer jedes Lebenszeichen. Die beunruhigten Eltern entschließen sich, eine Vermißtenanzeige aufzugeben.

Frau Rimbach:
Dann hab ich kurz nach 7 eben die Polizei angerufen in Osterwieck und habe denen eben mitgeteilt, daß da irgendwas nicht stimmt, das ist nicht ihre Art und Weise. Und da hab ich dann ganz lapidar zur Antwort gekriegt, ich sollte mich nicht verrückt machen, sie ist 19, und da kommt sowas eben halt mal vor. Aber das war nicht ihre Art.

Sprecher:
Die Familie beginnt die Nachbarn zu befragen, und auch Rainer Baumbach, der mit Heikes Vater in der Nachbarschaft eine Baumontage betreibt.

Baumbach, Geschäftspartner des Vaters:
Und die erste Frage, die ich gestellt bekommen habe, das war von Frau Rimbach: Rainer, war denn ... Hat sich denn Heike bei dir gemeldet? Ich meine, das kann ich nicht vergessen, das ist ein Moment ... Ich sage: Nee du, warum sollte sie das? Und da sagt sie: Wir haben seit gestern Abend nichts wieder von ihr gehört, sie ist nicht da, und so weiter, und so weiter ...

Frau Rimbach:
Da hab ich mich mit Herrn Baumbach ins Auto gesetzt, dann sind wir nach Bettingerode in ihre Firma gefahren. Hatte sich aber immer noch nicht gemeldet, und da sind wir denn ... Ja, da sind wir ... Herr Baumbach hatte einen normalen Termin beim Arzt, aber da war's zu voll. Und da sind wir nochmal zu ihm nach Hause gefahren, und ich habe im Wohnzimmer - er wollte noch was erledigen - ich hab im Wohnzimmer gewartet. Auf einmal klingelte das Telefon.

Baumbach:
Ja, und ich sollte ans Telefon kommen, weil mein Schwiegersohn anrief, wollte mich sprechen. Jetzt hat der natürlich gedacht, wo man mich rief, ich gehe ans Telefon. Aber an meiner Stelle ist Frau Rimbach gegangen. Die war mit bei uns zu Hause, meine Frau war auch zu Hause. Auf einmal schrie sie auf. Ja, und da war es passiert. Da bin ich raus. Da hat sie nur noch geschrien: "Heike ist tot, Heike ist tot! Karl-Heinz hat sie gefunden."

Sprecher:
Eine schreckliche Ahnung wird Gewißheit. Heike ist nicht mehr am Leben. Ihr Vater Karl-Heinz Rimbach hat sie in seinem eigenen Haus tot aufgefunden. Die einzige Tochter. Das älteste von drei Kindern.

Frau Rimbach:
Da fing die Hölle an. Sie haben sie dann auf dem Dachboden erschlagen, erstochen und aufgehängt gefunden.

Baumbach:
Da sind wir natürlich sofort, meine Frau, Frau Rimbach und ich, sofort in die Wohnung gefahren von Herrn Rimbach und hab ihn vollkommen apathisch angetroffen. Er saß auf der Treppe. Es war nur noch ein zitternder Haufen. Ich muß es wirklich so sagen, er saß nur noch da, das war nur noch Flattern, total am Ende. Frau Rimbach wollte gleich vorbeilaufen an ihm, weil er sagte: "Auf dem Boden, auf dem Boden." Es kam ja kein zusammenhängender Satz mehr raus. Und die Polizei - Gott sei Dank, Gott sei Dank, sage ich heute - hat die Polizei sie verhindert, ihre Tochter so zu sehen ...

Sprecher:
Das Mädchen hing an einem Hanfstrick auf dem ehemaligen Heuboden der Scheune. Mit eingeschlagenem Schädel und entstellt durch eine Vielzahl von Messerstichen.

KK Götze, einen Pkw steuernd:
Kurz nach 9 Uhr wurden wir von der Polizeistation Osterwieck darüber verständigt, daß Schutzpolizisten, aufgrund der Information eines Vaters, auf dem Dachboden in Lüttgenrode, Amt 93, ein Mädchen tot aufgefunden haben. Die Schutzpolizei befand sich bereits vor Ort, und wir fuhren dann mit mehreren Kollegen in Richtung Lüttgenrode. Zum damaligen Zeitpunkt war es fast genau solch ein bedrückendes Wetter wie heute auch, es war relativ trüb, es nieselte leicht, und es war eigentlich ein recht unangenehmes Wetter.

Sprecher:
Gewissenhaft nehmen die Spezialisten den Tatort, das Wohnhaus der Rimbachs, unter die Lupe.

KK Götze, vor dem Rimbach-Wohnhaus Amt 93 stehend und auf die Fenster zeigend:
In Parterre befanden sich die Wohnräume der Eltern von Heike, das Wohnzimmer, Schlafzimmer, Küche, Bad. In der ersten Etage waren die Kinderzimmer untergebracht. Zum einen das Zimmer von Rainer, von Heike in der Mitte, und das Zimmer von Martin rechts. Zwischen den einzelnen Zimmern gab es keinerlei Verbindung, so daß jedes Zimmer über einen separaten Eingang verfügt hat.

Sprecher:
Schon bei der ersten Begehung des alten Gutshofes sind die Experten sicher: Das Tatgeschehen muß sich in mehreren Räumen zugetragen haben.

KK Götze:
Gegenüber von diesem Fenster befindet sich die eigentliche Zugangstür zum Zimmer von Heike. Von dieser Tür aus gelangt man auf einen weiteren Flur, wo dann rechtsseitig der weitere Abgang zu dem Partyraum, in dem die unterschiedlichsten Gegenstände standen bis letztlich zum Dachboden, war.

Sprecher:
Unklar ist, wie der Täter sein Opfer auf den Dachboden brachte und auf welchem Weg er nach der Tat entfloh. Die Polizei vermutet: in beiden Fällen durch das Wohnhaus. Aber wie war es möglich, daß er unerkannt entkommen konnte?

2. Sprecher:
Am frühen Morgen des 29. August 95 wird die neunzehnjährige Heike Rimbach aus Lüttgenrode in Sachsen-Anhalt brutal ermordet aufgefunden. Der eigene Vater entdeckt sie in der ehemaligen Scheune des Gutshofes, auf dem Heike mit Eltern und zwei jüngeren Brüdern wohnte. Das Mädchen hängt an einem Hanfstrick mit eingeschlagenem Schädel und grausam entstellt durch unzählige Messerstiche.

KK Götze:
Wir verschafften uns zunächst einen Überblick darüber, wie man denn auf diesen Dachboden gelangen konnte. Hierfür ergaben sich nur drei Möglichkeiten - entweder durch die Wohnungstür der Familie Rimbach. Durch einen angrenzenden Lagerraum, der eine Zugangsmöglichkeit zum Wohnhaus bot. Oder über eine Tür, hinter der sich eine Treppe befand und man auf den Dachboden kommen konnte.

Sprecher:
Was wirklich geschah, ist bis heute im Dunkeln geblieben. Anhand von Spuren versucht die Polizei, den Hergang der Tat zu rekonstruieren.

KK Götze:
Er hat zunächst möglicherweise im Zimmer von Heike die erste Auseinandersetzung mit ihr gehabt. Hier kann es sein, daß Schläge ausgetauscht worden sind zwischen beiden, daß er auf Heike eingeschlagen hat und daß sie sich unter Umständen auch gewehrt haben kann. In weiterer Folge nahm er dann den Eisenhaken, schlug auf sie ein, stellte fest, daß der erhoffte Erfolg immer noch nicht eintrat, suchte nach weiteren Tatwerkzeugen und fand als nächstes in dem Abstellraum ein Messer. Mit diesem Messer stach er dann auch sehr häufig auf Heike ein, stellte fest, daß sein Opfer zwar sehr stark verletzt war, aber für ihn muß auch klar gewesen sein, daß er seine Absicht, Heike zu töten, noch nicht vollendet hat. In weiterer Folge fand er dann ein Hanfseil vor. Mit diesem Hanfseil strangulierte er sein späteres Opfer.

Cornelia Behrendt, Profilerin LKA Sachsen-Anhalt:
Ja, die Werkzeuge, die er also im vorliegenden Fall benutzt hat, haben wir als auch Zufallswerkzeuge eingestuft, die ihm in der jeweiligen Situation gerade zur Verfügung gestanden haben, weil, wie gesagt, die Tat ursprünglich so in dem Verlauf, wie sie stattgefunden hat, seinerseits nicht geplant war, und er mußte dann natürlich sich entsprechend von ihm als geeignet eingestufte Mittel nehmen in dieser Situation und sie halt anwenden.

Sprecher:
Die Einzelheiten, die von der Polizei zusammengetragen wurden, lassen erste Schlüsse zu, aber viel mehr nicht. Was sich bis heute keiner erklären kann: Warum mußte Heike Rimbach sterben und, vor allem: warum ein so junges Mädchen auf so grauenvolle Weise?

Frau Rimbach:
Es gibt einfach keinen Grund. Es gab keinen Grund. Sie war weder in einem anderen Milieu oder was weiß ich mit Drogen oder irgend ... Nichts. Es gab keinen Grund. Und das ist für uns das Unbegreifliche. Und dann dieses verdammte Bestialische! Er hat die ja förmlich hingerichtet. Das versteh ich bis heute nicht, wie ein Mensch sowas tun kann.

Sprecher:
Heikes Familie war erst vor wenigen Wochen nach Lüttgenrode gezogen, und nun diese Katastrophe. Überall versucht die Polizei, mehr über Heike Rimbach zu erfahren. Insbesondere die gerichtsmedizinische Untersuchung soll weiterhelfen. Die Leiche wird zur Obduktion nach Magdeburg gebracht. Von den Gutachtern erhoffen sich die Kriminalbeamten weitere Informationen zum Tatablauf, die unter Umständen auch Rückschlüsse auf den Mörder zulassen.

Rüdiger Schöning, Rechtsmedizin Magdeburg:
Die Verletzungen von Heike, insbesondere auch die Kombination der doch erheblichen Schlagwirkung dann mit den Stichverletzungen des Halses, das heißt, das ist schon'n Anblick, den auch wir als Rechtsmediziner glücklicherweise relativ selten haben. Zunächst sah man aber nur bestimmte Schleifspuren, Blutspuren auch, und erst nach Lösung des Strangwerkzeuges konnte man feststellen, daß also hier zahlreiche Stichverletzungen auch 'ne Rolle spielten. Weitere Untersuchungen haben dann auch noch andere Befunde ergeben, die insgesamt todesursächlich zu werten sind. Die anderen wesentlichen Befunde waren also: Gewalteinwirkung gegen den Kopf, das heißt 'ne Schlagverletzung im Bereich des Kopfes, wahrscheinlich mit einem Haken, Metallhaken, der auch als mögliches Tatwerkzeug untersucht wurde. Hier gab's also einen Bruch des Schädeldaches, auch mit 'ner Verlagerung des Knochens nach innen, wir sagen dazu "Impressionsfraktur". Es ist nicht davon auszugehen, daß hier schon allein der Tod dadurch verursacht worden ist, aber zum mindesten 'ne Bewußtlosigkeit oder wenigstens 'ne zeitweilige Bewußtlosigkeit. Es fanden sich noch Verletzungen durch Faustschläge und auch Verletzungen, die Hinweise geben auf 'ne Gewalteinwirkung direkt gegen den Hals, auch vor der eigentlichen Strangulation.

Sprecher:
In Verdacht geraten schon bald die zwei jüngeren Brüder des Opfers. Einer berichtet angeblich an Heikes Arbeitsplatz von Details der Verletzungen, von denen nur der Täter wissen konnte. Im Schrank des anderen wird ein Hanfstrick gefunden.

KK Götze:
Da Heike die Angewohnheit hatte, ihr Zimmer bei Abwesenheit von anderen Personen und insbesondere in der Nacht zu verriegeln, wir keinerlei Aufbruchspuren in ihrem Zimmer als auch im Wohnhaus feststellen konnten, kann man davon ausgehen, daß Heike ihren späteren Täter gekannt haben muß. Sie muß zu ihm sogar eine Art Vertrauensverhältnis gehabt haben, schließlich empfing sie ihn in ihrem Zimmer im Sleepshirt und im Slip. Das ist für sie eine eigentlich nicht gewöhnliche Situation, da sie zu unbekannten Leuten eigentlich als sehr verschlossen galt und sich in diesem Aufzug auch nicht gezeigt hätte.

Sprecher:
Wann Heike starb, am Sonntagabend oder erst am Montag, ist unklar, aber von entscheidender Bedeutung. Abhängig von der Todeszeit müssen Ermittlungsergebnisse anders bewertet werden, verändert sich der Kreis der Verdächtigen.

Baumbach:
Und der wußte schon, daß die Kleine alleine war. Und das kann nur jemand wissen, der entweder mit ihr Umgang hatte, sie kannte, sonst wüßte ich da nicht. Das war kein Zufall.

Sprecher:
Obwohl die Polizei nicht lockerläßt, reicht es nicht zu einer Überführung der in Verdacht geratenen Personen, auch nicht der beiden Brüder.

KK Götze:
Nach der Tat muß Heikes Mörder nochmals in ihr Kinderzimmer gegangen sein. Hier befanden sich auf dem Teppichboden Blutspuren. Der Täter hat versucht, diese Blutspuren oberflächlich zu beseitigen, was ihm nicht vollends gelang. Seine Absicht bestand vermutlich darin, später eintreffende Familienmitglieder von der von ihm begangenen Tat abzulenken.

Sprecher:
Alle Indizien weisen darauf hin: Der Mörder kannte Heike und ihr Umfeld gut, sehr gut sogar.

Frau Rimbach:
Es konnte keiner wissen, daß Heike am Montag frei hatte. Weil, bei ihr änderte sich der freie Tag in jedem Lehrjahr. Sie war im dritten Lehrjahr, und dadurch hatte sich das ... Das wußten nur ganz wenige.

Sprecher:
Schritt für Schritt werden die Nachforschungen ausgedehnt. Erst auf den gesamten Ort, dann bis nach Bettingerode. Hier ermittelt die Polizei an Heikes Arbeitsplatz. Sie befragt Kollegen und den Chef der Schlachterei, in der Heike zwei Jahre lang ihre Lehre machte.

Harald Leiste, Arbeitgeber von Heike Rimbach:
Ja, ich erinnere mich noch lebhaft daran, daß Heike morgens nicht zur Arbeit kam und wir diese Situation als völlig ungewöhnlich empfanden. Das gibt es zwar schon mal, daß jemand nicht zur Arbeit kommt und anschließend anruft und so, aber bei Heike war das schon so, das kannte man nicht. Heike kam auch, wenn sie Fieber hatte, Heike kam auch, wenn's ihr schlecht ging. Da kann ich mich gut dran erinnern. Irgendwann um 9, ich weiß jetzt nicht mehr, wer es war, sagte irgendjemand: "Stellt euch vor, Heike ist tot". Heike ist tot. Das muß man sich mal vorstellen. Ein junges Mädchen, 19 Jahre, Lehrmädchen. Die Liebenswürdigkeit und Zuverlässigkeit in Person. Und ist tot. Und dann kam noch dazu, daß wir so nach und nach erfahren haben, wie sie gestorben ist.

Sprecher:
Bei Mitarbeitern und Vorgesetzten war Heike überaus beliebt. Auch ihre berufliche Zukunft in der Schlachterei schien gesichert.

Leiste:
Ich hab sie mal gefragt, ob sie sich vorstellen könnte, nach ihrer Lehre weiter bei uns zu arbeiten, und das wollten wir eigentlich so machen. War so abgeschlossen. Aber da ist es leider nicht zu gekommen.

Sprecher:
Das Motiv für diese derart brutale Tat gibt den Fahndern Rätsel auf.

KK Götze:
Unter ihren Kollegen, Bekannten, Freunden als auch im Verwandtschaftskreis war sie ein beliebtes Mädchen. Sie war offen, war zugänglich, hatte jedoch es nicht verstanden, in ihrem neuen Dorf engere Kontakte zu pflegen, so daß sie sich nach wie vor hauptsächlich in den Bereichen Goslar mit ihren alten Schulfreunden und neu hinzugewonnenen Freunden aufhielt.

Sprecher:
Heike Rimbach wurde in Goslar geboren und ging dort zur Schule, bevor die Familie nach Sachsen-Anhalt zog. Sie war scheu und zurückhaltend.Hatte das freundliche Mädchen Probleme, von denen niemand etwas wußte? Ist der Täter doch in privaten Bereichen zu suchen?

Baumbach:
Heike ist mit meiner Tochter zusammen großgeworden. Die Kinder ... Überhaupt, ich habe zwei Kinder, Familie Rimbach hatte drei. Die Jungs sind im Alter von meinem Sohn, und die Heike ist genauso alt wie meine Tochter. Die gingen also zusammen zur Schule. Wir sind so gute Freunde, daß die Kinder heute noch zu mir Onkel und Tante zu meiner Frau sagen, und ebenfalls das gleiche umgedreht, meine Kinder sagen auch Onkel und Tante zur Familie Rimbach. Das ist mehr eine Herzlichkeit und Freundschaft, die mit dem Betrieb an sich nichts zu tun hat. Wir waren auch solche Partner, wir haben uns unheimlich im Betrieb gestreßt, richtig gestreßt, richtig gekascht, aber vor'm Tor, wenn wir abends zusammen das Tor zugeschlossen haben, war er Kalle, und ich war Rainer.

Sprecher:
Mit Rainer Baumbach zusammen hatte der Vater von Heike in Lüttgenrode einen Baumontagebetrieb. Mit Heikes Tod ist auch das gemeinsame Geschäft zusammengebrochen.

2. Sprecher:
Die Ermittler nehmen Firma und Gelände genau unter die Lupe und stoßen bei ihren Nachforschungen auf mysteriöse Vorfälle in der Zeit vor Heikes Tod.

Baumbach:
Wir haben Maschinenschäden jeden Tag melden müssen bei der Kriminalpolizei. Wir mußten Diebstähle melden bei der Kriminalpolizei, bis es dann zu diesem Mordgeschehen kam.

Pause.

Baumbach:
Was soll ich dazu noch sagen? Das war der erste Mord, der passiert war in unserer neuen Firma. Da wurde ein Kollege von uns erhängt ...

Sprecher:
Auch dieser Fall ist bei der Polizei bekannt. Dort allerdings geht man von einem Selbstmord aus. An einen Selbstmord wollen Rainer Baumbach und die Rimbachs bis heute nicht glauben.

Frau Rimbach:
Unser Alfred, das war jemand ... Der war soweit ein ganz lieber Kerl. Der war 33 und war aber Analphabet. Und das wußte aber keiner, das haben wir erst rausgefunden. Er war aber ein ganz lieber Kerl. Also wirklich, der hat das letzte gegeben, hat aber selbst kaum was gehabt. Also in diesem Früh sind wir dann auch gekommen, aber unser Alfred ... Der wohnte da in so einem kleinen Bungalow, den hatten wir ihm zurecht gemacht und fühlte sich da auch sauwohl, und kümmerte sich so ein bißchen um den Hof. Und diesen Früh, da sind wir auf den Hof gekommen. Das Radio bis hinten aufgedreht und die Tore schon offen. Und diesen Früh war nix. Und da sind wir rein, und da haben wir erst Kaffee getrunken, und dann haben wir ein bißchen besprochen, was den Tag über gemacht wird, und da sagt Herr Baumbach: "Wo bleibt denn der Alfred heute?" Und da ist einer unserer Mitarbeiter, das war der Schwiegersohn damals von Herrn Baumbach, ist dann raus, und da gabs draußen in der Halle einen Riesenschrei. Wir hoch wie die Verrückten, Herr Baumbach stand in der Halle, sind mein Mann und ich nach vorne gelaufen, und da hatten wir so 'ne kleinere Hebebühne, so 'ne Drehbank war das, und da hang der dran, in Unterhosen. Werd' ich mein Leben nicht vergessen. Den Kopf leicht nach links geneigt, hang der da.

Sprecher:
Nach Ansicht der Polizei besteht kein Zusammenhang zwischen diesem Geschehen und dem Mord an Heike. Dennoch: Ein merkwürdiger Zufall.

Baumbach:
Auf jeden Fall ist das ist nicht der gleiche Täter, das kann ich mir überhaupt nicht vorstellen. Weil der Betrieb mit Heike überhaupt nichts zu tun hatte. Heike war in ihrem Leben ganz, ganz wenig bei uns im Betrieb, das heißt, wenn sie mal frei hatte, war sie mal ganz kurz da, auch meine Kinder waren sehr, sehr wenig in der Firma. Und wenn ich die erste Tat noch mal so Revue passieren lasse - es ist ja so gewesen, daß der Mann erhangen wurde oder sich erhangen hat, und danach kamen die Folgetaten, Einbruchsdiebstähle und so weiter, und so weiter, und ich kann mir nicht vorstellen, daß der gleiche Täter das Mädchen umbringt - da sehe ich mehr eine Beziehungstat.

Sprecher:
Da die genaue Tatzeit des Mordes an Heike Rimbach nicht bekannt ist, kann keiner der Verdächtigen bis heute wirklich ausgeschlossen werden. Weder Kollegen und Bekannte noch Freund und Ex-Freund, nicht einmal die eigene Familie.

Helmut Windweh, Staatsanwaltschaft Halberstadt:
Wenn ich mich richtig erinnere, ist nicht nur der engste Familien- und Angehörigenkreis, sondern auch der Freundes- und Bekanntenkreis denkbar hinreichend durchleuchtet worden. Auch da, beispielsweise aus der Sicht der Angehörigen, haben sich ja immer wieder Hinweise ergeben, es könnte vielleicht der oder jener sein.

Sprecher:
Ein schwieriger und komplizierter Fall, und das in einem so kleinen Ort wie Lüttgenrode. Gibt es wirklich Mitwisser, die sich bis jetzt noch nicht geäußert haben? An einen unbekannten Täter wollen Freunde und Angehörige nicht glauben.

Baumbach:
Aber welcher Fremde findet den Weg bis zu dem Zimmer? Und weiß grundsätzlich, daß das Mädchen zu Hause ist, und weiß, daß es montags lange schläft? Also kann's doch nur wirklich jemand sein, und da muß ich wirklich noch mal sagen, da glaube ich unbedingt der Kriminalpolizei, daß es nur ein Mensch sein kann, der die Umgangsformen von Heike kennt. Der weiß: Wann hat sie frei, wo schläft sie, wo ist sie? Und geht konstruktiv da hin. Alles andere, das wäre ein Zufall, das gibt's nicht, das kann ich mir nicht vorstellen.

Sprecher:
Die Leere, die Heike bei denen, die sie liebten, hinterlassen hat, ist nicht zu füllen. Um so sehnlicher ist der Wunsch, den Mörder endlich zu finden, endlich Gewißheit zu haben.

Profilerin Behrendt:
Daß der Täter Heike mit 'nem gewissen Vorsatz, mit 'nem gewissen Plan aufgesucht hat, haben wir aus der Situation geschlossen, die sich dort vor Ort geboten hat. Aus der möglichen Tatzeit, aus der Situation in ihrem Zimmer, also daß dort 'ne Auseinandersetzung stattgefunden hat, und er hat ja zielgerichtet sie aufgesucht, um mit ihr irgend'n Problem zu klären. Und da gehen wir schon mit hoher Wahrscheinlichkeit davon aus, daß er also mit diesem Plan, mit Heike irgendwas zu bereden, irgendwas aus der Welt zu schaffen, sie dort aufgesucht hat.

Sprecher:
Die ungeklärten Fragen nach Motiv und Mörder lassen Freunde, Familie und Ermittler nicht zur Ruhe kommen. Warum aber wußte niemand von Heikes Problemen? Warum hat niemand etwas geahnt?

Knut Petsche, Profiler LKA Sachsen-Anhalt:
Wir meinen, aufgrund auch ziemlich chaotischer Umstände am Tatort, daß der Täter sehr gestreßt war und daß der Täter möglicherweise also hier in eine Situation geraten ist oder sich selber hineinmanövriert hat, aus die er kaum noch rausgekommen ist und deshalb auch unter diesem Streß Handlungen begangen hat am Opfer, die eigentlich gar nicht geplant waren.

Sprecher:
Vieles deutet darauf hin, daß der Täter nicht mit einer Tötungsabsicht kam. Gab es einen Streit, der eskalierte? Was geschah in Heikes Zimmer? Und immer wieder stellt sich die Frage: Warum wurde das junge, schüchterne Mädchen so grausam hingerichtet? Konnte wirklich jemand sie so gehaßt haben? Was war mit Heike Rimbach? Was konnte den Täter dazu gebracht haben, ihr so etwas Grauenvolles anzutun?

2. Sprecher:
Unter großer Anteilnahme der Nachbarn und Freunde wird Heike beigesetzt. Ist der Täter unter den Trauergästen, die von Beamten in Zivil diskret beobachtet werden? Auch die Justiz hat diesen dringenden Verdacht, kommt aber trotzdem nicht weiter.

Windweh:
Dieser Fall zeigt auch deutlich, daß in so einem kleinen Kreis auch mit Härte geschwiegen wird. Und deswegen denke ich auch nicht so sehr an die unmittelbar Tatbeteiligten, sondern auch an das dörfliche Umfeld. Es sagt keiner was, es hat keiner was gesagt, aber irgendwie denke ich auch: Gibt es da Ansätze? Vielleicht kommt das noch mal auf uns zu ...

Sprecher:
Gibt es in Lüttgenrode eine Mauer des Schweigens, die von den Fahndern bis heute nicht eingerissen werden konnte?

Frau Rimbach:
Wenn Polizei kommt, dann ist es aus. Dann hat keiner mehr ein Wort gesagt, da hat keiner was gesehen, obwohl sie vorher alles wußten. Aber hinterher, wie es dann soweit war, mal was zu sagen - nichts mehr, totales Schweigen. Obwohl ich fest eigentlich der Meinung bin, daß da etliche bestimmt Antworten haben.

Sprecher:
Hat in Lüttgenrode in der Nacht zum 28. August ...


2. Sprecher:
Die neunzehnjährige Heike Rimbach wird am 29. August 1995 in der ehemaligen Scheune des heimischen Gutshofes grausam ermordet aufgefunden. Motiv und Täter geben den Spezialisten von der Polizei bis heute Rätsel auf. Viele Indizien sprechen dafür, daß der Täter aus Heikes nächstem Umfeld kommt. Doch jeder der Verdächtigen hat ein Alibi.

KK Götze:
Da es sich um einen alten Gutshof handelt, der auch noch teilweise landwirtschaftlich genutzt wurde, wo weitere Anwohner wohnhaft waren, wo auch Fahrzeugverkehr war, besteht die Möglichkeit, daß jemand etwas gehört haben kann. Schreie, Schläge auf Heike, daß jemand Personen gesehen haben kann, die sich unberechtigt oder auch berechtigt dort oben aufhielten. Daß Personen wahrgenommen worden sein können, die sich Zugang zum Wohnhaus Amt 93 verschafft haben. Daß Personen in weiterer Folge gesehen wurden, die möglicherweise Spuren an sich trugen.

Sprecher:
Auch die Justiz appelliert dringend an eventuelle Mitwisser, ihr Schweigen endlich zu brechen.

Windweh:
Derjenige, der etwas weiß und verheimlicht, der kann vielleicht bestraft werden, nicht? Immerhin, wenn man von Mord oder Totschlag weiß, ist man verpflichtet, aufklärend mitzuarbeiten.

Sprecher:
Jeder noch so kleine Hinweis, jede noch so unbedeutend scheinende Beobachtung kann helfen, den Mord an der neunzehnjährigen Heike Rimbach aufzuklären.

KK Götze:
Uns interessiert nach wie vor, welche Personen am 28.8.1995 und am 29.8.1995 kein konkretes Alibi haben. Vom Erfahrungswissen her können wir sagen, daß sehr häufig leichtfertig ein Alibi gegeben wird, da niemand einem ihm Bekannten, einem Freund oder Verwandten eine solch grausame Tat zumutet. Ein wichtiger Ermittlungsaspekt, der sich uns heute bietet, wären Angaben dazu, welche Personen vielleicht kurzzeitig ihren Arbeitsplatz verlassen haben, ihren gewohnten Umgangskreis verließen, nach einem gewissen Zeitraum unter Umständen mit anderer Kleidung wieder erschienen. Dies können wesentliche Ermittlungsaspekte sein, um den Mörder von Heike finden zu können.

Sprecher:
Die Hoffnung bleibt. Aber das Leid der Ungewißheit ist für Heikes Familie und Freunde unermeßlich.

Baumbach:
Wenn der Täter gefunden wird, ist mir das alles gleich. Aber ich glaube jetzt nicht mehr dran nach den Jahren. Aber vielleicht, wenn der Zufall es doch will, oder dank dieser Sendung. Daß sich das doch noch zum Guten wendet. Das würd' ich hoffen.

Frau Rimbach:
Das ist alles so unbegreiflich. Wie kann ein Mensch sowas anrichten und kann damit leben? Wie kann man mit sowas leben? Sowas anzurichten und legt sich jeden Abend ins Bett und schläft. Ich weiß es nicht. Ich kann's nicht.

Reinhard Fallak:
Heike Rimbach wurde am 29. August 1995 von ihrem eigenen Vater tot aufgefunden. Zwei Tage zuvor, es war der 27. August 1995, wurde sie zuletzt lebend in ihrem Elternhaus in Lüttgenrode gesehen. Die Fragen meiner Kollegen der Kripo Halberstadt richten sich insbesondere an Menschen, die Heike Rimbach kannten oder sich im Zeitraum zwischen dem 27. und 28. August 1995 in der Nähe des Tathauses aufgehalten haben. Natürlich sind in diesem Fall auch Hinweise von Menschen wichtig, die etwas über Heike Rimbach wissen. Die eventuell mitbekommen haben, daß Heike Probleme hatte, vielleicht hat sie sich auch jemand anvertraut. Die Kripo bittet dringend um Ihre Mithilfe. Wenden Sie sich an die Polizeidirektion Halberstadt oder jede andere Polizeidienststelle.

http://liesbeth-treuter.blogspot.com/

Interessant ist, was Staatsanwalt Windweh zum Schweigen der beteiligten und des Dorfes sagt:

Windweh:
Dieser Fall zeigt auch deutlich, daß in so einem kleinen Kreis auch mit Härte geschwiegen wird. Und deswegen denke ich auch nicht so sehr an die unmittelbar Tatbeteiligten, sondern auch an das dörfliche Umfeld. Es sagt keiner was, es hat keiner was gesagt, aber irgendwie denke ich auch: Gibt es da Ansätze? Vielleicht kommt das noch mal auf uns zu ...
Ich gehe auch davon aus, dass die, die etwas wissen mit Härte schweigen und sich womöglich gegenseitig entlasten oder Alibis geben. Ich gehe ferner davon aus, dass die Leute aus dem Dorf schweigen, weil sie sich durch einen möglicherweise frei herumlaufenden Täter nicht bedroht fühlen, da sie den Täter im engsten Umfeld verorten, der für andere keine Gefahr darstellt. Sie schweigen sicher auch, weil sie nicht wegen Verleumdungsanzeigen Ärger bekommen wollen. Da halten sie sich lieber fern.

Oberstaatsanwalt Windweh ist übrigens 2012 verstorben. Er war der erste zuständige Staatsanwalt im Fall Rimbach. Mit ihm konnte Axel Petermann im Rahmen der Recherchen für sein Buch nicht mehr sprechen. Vielleicht hätte er ansonsten zum Vorwurf der schlampigen Ermittlungen Stellung nehmen können.

https://www.sachsen-anhalt.de/bs/presse ... 7986a48528
Widasedumi
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Re: MORDFALL HEIKE RIMBACH (19 †), LÜTTGENRODE/HARZ, 1995

Ungelesener Beitrag von Widasedumi »

@AngRa

Ich sehe gerade die Textfassung dieser Crime-Serie zum Fall Rimbach. Ich bin dir überaus dankbar für diese Quelle, wirklich, ganz lieben Dank!
Gelesen habe ich es noch nicht. Zuerst mein Bedürfnis, dir großen Dank zu zollen.

Denn, Frau R. sagte mal, dass die Familie fest zusammenhielt (ich interpretiere: dass es niemandem gelang, sie zu spalten oder gegeneinander zu bringen). Dann muss Frau R. ein Feindbild gehabt haben, gegen das sie sich gemeinsam gestellt haben. Vielleicht hat sie auch den psychologischen Rat erhalten, dass in der Lage eines ermordeten Kindes der Zusammenhalt ganz wichtig ist. Das kann auch sein. Also, wie ich schrieb, kreisen meine Gedanken suchend um das Fallgeschehen herum, wo man einen Ansatz finden könnte.

Wir kennen die Heike aus einem Gedicht, aus Aussagen ihrer Freundin, aus einer Beurteilung ihres Chefs, und wissen, dass sie von der Familie weg wollte. Und das Dorf schweigt. Das wissen wir auch, obwohl Heike an ihrer Arbeitsstelle Kontakt zu Kunden hatte. Von ihren Freunden nehme ich an, dass es wohl Ostdeutsche gewesen waren (der letzte Freund war aus Dessau). Da finde ich leider noch kein Motiv für eine Tötung. Es soll ja eine ungeplante Tat im Affekt gewesen sein.
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Re: MORDFALL HEIKE RIMBACH (19 †), LÜTTGENRODE/HARZ, 1995

Ungelesener Beitrag von AngRa »

@Widasedumi

Der Zusammenhalt der Familie, der auch dazu geführt hat, dass mit Härte geschwiegen wird ( ich verwende mal die Redewendung von Staatsanwalt Windweh, weil sie mir für diesen Kreis sehr treffend erscheint) ist ein wichtiger Punkt. Das von Dir angesprochene Feindbild gegen das sie sich gemeinsam gestellt haben, könnten die Herausforderungen in Lüttgenrode gewesen sein, die sich die Familie durch ihren Umzug in die Alte Schäferei und die Aufnahme einer selbstständigen Tätigkeit auferlegt hat. Das Wohnumfeld war trostlos. Da die Gebäude herunter gekommen waren und das Geld für eine zügige Sanierung fehlte, falls das überhaupt zügig möglich gewesen wäre. Nicht jeder ist außerdem für eine unternehmerische Tätigkeit geeignet, wo man sich um alles selber kümmern muss, nicht nur um Material, sondern auch um Aufträge und dann später um den Geldeingang. Probleme über Probleme entstanden. Ich könnte mir vorstellen, dass dieses schwierige neue Leben in fremder Umgebung mit seinen Überforderungen dann als eigentlicher Grund für die Katastrophe angesehen worden ist, als die Heikes Tod dann empfunden worden ist. . So nach dem Motto: "Hätten wir nicht den Fehler gemacht und wären dahin gezogen, dann wäre alles nicht passiert. Dort konnte man einfach nicht leben usw.." Die Schuld könnte man bei dieser Betrachtungsweise den schwierigen Lebensumständen zuschreiben. Sie wäre genommen von einer oder mehreren Personen. Ist natürlich nur Spekulation.
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Re: MORDFALL HEIKE RIMBACH (19 †), LÜTTGENRODE/HARZ, 1995

Ungelesener Beitrag von Widasedumi »

@AngRa

Ich hätte als Dorfbewohner auch geschwiegen, weil ich keine Scherereien hätte haben wollen. Es steht m.E. außer Frage, dass der Dorfbevölkerung das arme Opfer ebenfalls sehr leid getan hat. Der Metzgermeisterchef hat Heike sehr treffend und ausgezeichnet beurteilt, ein Mädchen, dass bereitwillig gute Dienste leistete, wohl auch, weil es hier Anerkennung und Wertschätzung erfuhr. Heike war bescheiden, fühlte sich aber ihrem Gedicht zufolge eher nicht gut verstanden und stellte wohl auch manchen Anspruch zurück. Die Beziehung zu Freunden könnten für sie in eine angenehmere Atmosphäre bedeutet haben, da ich gelesen habe, dass es zuhause oft Streit gegeben haben soll. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieses verträgliche Mädchen einen Freund soweit brachte, dass er es in dieser Weise zu Tode brachte. Ich denke, dass sie eher froh war über außerfamiliäre Begegnungsmöglichkeiten.
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Re: MORDFALL HEIKE RIMBACH (19 †), LÜTTGENRODE/HARZ, 1995

Ungelesener Beitrag von Widasedumi »

Die Schriftfassung der Crime-Sendung war wirklich sehr interessant. Besonders interessant war die Passage, wo es hieß, dass man auch leichtfertig jemandem ein Alibi gegeben haben könnte, und man das nochmal überdenken sollte.

Ich kann den Fall für mich nun abschließen.
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Re: MORDFALL HEIKE RIMBACH (19 †), LÜTTGENRODE/HARZ, 1995

Ungelesener Beitrag von Widasedumi »

Ich glaube, dass ich's jetzt blicke.

Ich bringe nun zusammen, dass der Profiler nicht alle Personen sprechen konnte und eine Projektion.
AngRa hat geschrieben: Sonntag, 06. Februar 2022, 05:25:58 Probleme über Probleme entstanden. Ich könnte mir vorstellen, dass dieses schwierige neue Leben in fremder Umgebung mit seinen Überforderungen dann als eigentlicher Grund für die Katastrophe angesehen worden ist, als die Heikes Tod dann empfunden worden ist.
Aber dann scheint es einen Übersprung von der Miseren-Ursache zu einer projektiven Schuldzuschreibung zu geben.
Die Psyche sucht nach Entlastung. Schuld kann projiziert werden. Ein Ort der schweigt.

Ich persönlich sehe keinen Täter im Dorf Lüttgenrode oder Umgebung. Aber ich kann falsch liegen. Es ist nicht festgestellt, wen die Polizei intern verdächtigt. Damit steht es mir auch nicht zu, irgend etwas zu behaupten. Es ist eine Erklärungshypothese für mich, mit der ich den Fall ruhen lassen möchte, und natürlich die Unschuldsvermutung beachte.
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Re: MORDFALL HEIKE RIMBACH (19 †), LÜTTGENRODE/HARZ, 1995

Ungelesener Beitrag von Iven »

Baumbach:
Wir haben Maschinenschäden jeden Tag melden müssen bei der Kriminalpolizei. Wir mußten Diebstähle melden bei der Kriminalpolizei, bis es dann zu diesem Mordgeschehen kam.
Baumbach:
[...]
Und wenn ich die erste Tat noch mal so Revue passieren lasse - es ist ja so gewesen, daß der Mann erhangen wurde oder sich erhangen hat, und danach kamen die Folgetaten, Einbruchsdiebstähle und so weiter, und so weiter ...

Interessant, also lag ich mit meinem diesbzgl. Wissen doch nicht falsch und meine Erinnerung war nicht getrübt.
Wenn das stimmt, was Herr Baumbach hier sagt (und davon gehe ich aus), dann wurden die Täter, die für die vielen Einbrüche und Diebstähle verantwortlich waren, somit keineswegs schon vor den Morden an Alfred und Heike Rimbach ermittelt und erst recht nicht verurteilt.

Somit ist dann meine gepostete Hypothese bzgl. des Tatmotivs auch nicht hinfällig und ich bleibe dabei.
Und der Mordfall Heike Rimbach bleibt für mich persönlich auch weiterhin abgeschlossen.
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Re: MORDFALL HEIKE RIMBACH (19 †), LÜTTGENRODE/HARZ, 1995

Ungelesener Beitrag von Widasedumi »

Iven hat geschrieben: Sonntag, 06. Februar 2022, 13:11:44 ...
Und der Mordfall Heike Rimbach bleibt für mich persönlich auch weiterhin abgeschlossen.
...
Für mich ist nun auch genug. Das Befassen mit dem für mich unbekannten Fall hat mich aber weitergebracht. Es war eine erfolgreiche Denkschulung. Es war die Lösung eines Rätsels. Ein Widerspruch war plötzlich keiner mehr, weil er sich im Grunde selbst erklärte.
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Re: MORDFALL HEIKE RIMBACH (19 †), LÜTTGENRODE/HARZ, 1995

Ungelesener Beitrag von Widasedumi »

Mir geht Herr Petermann noch ein bisschen im Kopf herum. Ich sehe inzwischen im Fall klar, habe aber etwas gekürzt, wie ich auch in meiner Frage an euch ganz von diesem konkreten Fall abkommen möchte.

Ich möchte allgemein die Verantwortung eines Profilers in den Blick nehmen. Diese Fachkräfte sind oft weitergebildete Kriminalbeamte mit einer vertieften psychologischen Ausbildung. Es sind an sich private Unternehmer, es sei denn, sie bleiben im Polizeidienst und werden von dort aus dienstlich eingesetzt.

Wenn sie im privaten Auftrag tätig werden, hat ihr Ergebnis auch keinen amtlichen Charakter.

Nochmal zu Herrn Petermann: Ich hatte mir sein Buch "Der Profiler" bei meiner Bezugsquelle schon reserviert gehabt, aber ich habe es von der Liste gestrichen. Ich bin enttäuscht. Sein Resümee im Fall Heike kann ich nicht nachvollziehen. Für mich hat er seinen Nimbus verloren. Das ist mein subjektives Empfinden.
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Re: MORDFALL HEIKE RIMBACH (19 †), LÜTTGENRODE/HARZ, 1995

Ungelesener Beitrag von AngRa »

Ich sehe Herrn Petermann als erfahrenen Kriminalisten an, der sehr gut Hintergründe von abgeschlossenen Kriminalfällen aufarbeiten kann, etwa wenn der oder die Täter verurteilt worden sind oder wenn ein Täter, der überführt worden ist nicht mehr lebt und daher nicht verurteilt werden konnte ( Beispiel Hammermörder) .

Als Bespiel für einen Fall mit abschließendem Urteil möchte ich den Fall Marianne Bachmeier nennen, den er für das Fernsehen zusammen mit einer Psychologin aufgearbeitet hat. Dort hat er durch Schießübungen überzeugend dargelegt, dass Frau Bachmeier die Tat geplant haben muss, weil es ohne Übung nicht gelingen kann einen Menschen auf eine bestimmte Distanz zielgenau zu treffen und zu töten. Der Richter hatte die Tat damals im Urteil als Affekttat gewertet. Petermann konnte mich mit seinen Argumenten vom Gegenteil überzeugen.Allerdings hatte er in diesem Fall auch freie Hand bei seiner Bewertung, denn Frau Bachmeier ist inzwischen verstorben und konnte sich nicht mehr äußern.

Ich meine das ein pensionierter Polizeibeamter nicht im Auftrag von Angehörigen in einem ungeklärten Mordfall ermitteln sollte, weil er nicht die Befugnisse eines Polizisten hat und weil obendrein die Gefahr besteht, dass er sich von Auftraggebern instrumentalisieren lässt .
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Re: MORDFALL HEIKE RIMBACH (19 †), LÜTTGENRODE/HARZ, 1995

Ungelesener Beitrag von Widasedumi »

Ich bin ganz der Meinung von @AngRa, dass ein pensionierter Polizeibeamter nicht im Auftrag von Angehörigen in einem ungeklärten Mordfall ermitteln sollte. Auch die Begründung teile ich, weil er nicht mehr mit den Rechten und Pflichten eines Polizeibeamten ausgestattet ist, er aber mit Achtung und Autorität eines solchen angesehen wird. Gerade der Fall Heike zeigt m.E. ein Dilemma auf.

Anders war es im Fall Bachmeier. Da scheint mir der Einsatz von Herrn Petermann aus ganz anderen Gründen erfolgt zu sein. Ich sah mir gerade eine Doku an, in der die Kriminalpsychologin Frau Lydia Bennecke anhand des Falles Bachmeier das gesellschaftliche Bewusstsein bezüglich der moralischen Beurteilung der Selbstjustiz beim Verlust eines Kindes bewertet. https://www.youtube.com/watch?v=PtEve0sBzK4

Das ist ein anderes Kapitel. Da schwang ein bisschen Kritik mit, weil viele Menschen der Frau Bachmeier für diese Selbstjustiz Anerkennung und Verständnis zollten. Ich könnte mir vorstellen, dass der Einsatz von Herrn Petermann deshalb zustande kam, damit von der Glorifizierung einer Heldentat etwas der Glanz abbröckelt. Die Tat war zunächst als heimtückischer Mord eingestuft worden. Dagegen erhob sich gesellschaftliches Unverständnis. So ruderte die Staatsanwaltschaft zurück und es kam nur zum Vorwurf den Totschlags, der mit 6 Jahren bestraft wurde.

Warum nun Herr Petermann die Tat nachträglich doch als vorsätzlich und heimtückisch herausfinden sollte, muss einer Auftraggebung entsprungen sein, die daran ein Interesse hatte. Und irgend jemand muss die Recherchen von Herrn Petermann bezahlt haben. Das würde mich interessieren, wer hier der Auftraggeber war. War es die Staatsanwaltschaft, die ihr Prestige wieder haben wollte, dass ihre ursprüngliche Anklage doch gestimmt hat? Oder waren es bestimmte Medien, die sich neben der Information auch der Erziehung und Lenkung des Bewusstseins der Bevölkerung verpflichtet fühlen?
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Re: MORDFALL HEIKE RIMBACH (19 †), LÜTTGENRODE/HARZ, 1995

Ungelesener Beitrag von Sandy »

Ein paar Fragen sind mir nach dem Durchlesen des ganzen Falls noch gekommen:

Wurde untersucht ob sie vor ihrem Tot Geschlechtsverkehr hatte? Immerhin war sie nur mit einem Slip bekleidet. Ich konnte dahingehend nichts finden.

Was ist mit dem Freund aus Dessau? Wurde der als Täter ausgeschlossen und wenn ja warum? Der wusste doch sicher auch das sie am Montag alleine zuhause sein würde. Warum sollte er da nicht vorbeikommen sein für ein Schäferstündchen?

Das man als Wessi kurz nach der Wende sicherlich nicht gerade beliebt war ist ja nunmal fakt. Die Einwohner hatten offensichtlich den Plan der Familie ihr Geschäft kaputt zu machen, sie wegzuekeln. Daher die ständigen Beschädigungen und Diebstähle in der Firma. So würde ich das interpretieren. Irgendwann werden die schon wieder abhauen, wenn das nicht aufhört, so vermutlich der Gedanke. Ob da allerdings auch der vermeintliche Suizid von Alfred mit reinspielt, das wäre ja schon sehr krass....und dann ggf. noch Heike?

Wenn man ehrlich ist, kann weiß in so einem kleinen Dorf jeder alles über jeden. Selbst ein Auto das da nicht hingehört fällt sofort auf. Und da will niemand irgendetwas gesehen haben? Wir bzw. die Polizei und Familie gehen ja davon aus, das die Tat am hellichten Tag, Montag im Laufe des Tages stattgefunden hat. Der Täter war auf Grund der Brutalität sicherlich voller Blut. Keiner hat was gesehen?

Oder war es eben doch eine Tat die schon in der Nacht von Sonntag auf Montag stattgefunden hat? Da kämen dann ja ganz andere Aspekte zum tragen. Dann wäre die Familie ja im Haus gewesen, jemand hätte etwas mitbekommen müssen, wenn nicht die Eltern, dann die Brüder die ihre Zimmer direkt neben Heike haben. Oder waren es doch die Brüder? Sie hätten auch allen Grund gemeinschaftlich alles zu vertuschen, sich gegenseitig zu decken usw. Die Schmach vor der Familie wenn sie als Täter überführt werden würden wäre wohl grenzenlos. Lt. Aussage der Mutter waren sie ja auch am Sonntag abend alle 3 Kinder zusammen oben um Fernsehen zu gucken.

Also mein Fazit: Ich tippe auf eine ... Tat der ...



Ein Teil des Textes wurde entfernt.
Zuletzt geändert von Iven am Dienstag, 08. Februar 2022, 12:45:36, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Regelverstoß.
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Re: MORDFALL HEIKE RIMBACH (19 †), LÜTTGENRODE/HARZ, 1995

Ungelesener Beitrag von Widasedumi »

Sandy hat geschrieben: Dienstag, 08. Februar 2022, 12:22:43 ...
Also mein Fazit: Ich tippe auf ... .
...
Hallo @Sandy

gut, dass auch du dir den Fall vorgenommen hast, und deine Fragen sind berechtigt. Ich weiß es nicht genau. Eine Obduktion wurde durchgeführt. Nach Spuren im Genitalbereich müsste eigentlich gesucht worden sein.

Was den neuen Freund in Dessau anbelangt, mit dem sich Heike gut verstand (vgl. die Erhebungen um das Gedicht von Heike), fehlt bei ihm im Grunde das Motiv.

Zum Schluss die Bitte wegen der Forenregeln, dass du die letzten Wörter deines Beitrags einfach löschst, weil hier kein Verdacht ausgesprochen werden darf, wenn die Polizei keinen öffentlichen Verdacht erhoben hat.
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