Gast hat geschrieben: ↑Freitag, 12. August 2022, 22:55:13
Man findet sowas selten weil die Leichen natürlich auch nicht gefunden werden sollen.
Wie und wo hätte ein Täter entlang des Wanderwegs im Wald eine Leiche und den sperrigen Rucksack nebst reflektierender Isomatte spontan so gut verbergen können, dass trotz aller Suchmaßnahmen bis heute rein gar nichts davon aufgefunden wurde? Eine tote Masse von mehr als 50 Kilogramm ohne jede Muskelanspannung schleppt kaum jemand weiter als ein paar zig Meter.
Hinzu kommt ein unkalkulierbares Entdeckungsrisiko während der Tat oder in der Nachtatphase durch andere Wanderer, die plötzlich und unerwartet auftauchen könnten. (Zudem verspricht das Auflauern eines Täters im Wald nicht zugleich, dass auch zeitnah ein geeignetes Opfer des Weges kommt. Andernorts gäbe es weitaus mehr und bessere Gelegenheiten für eine Straftat.)
Viel prädenstinierter sind Orte, die mit einem Fahrzeug angesteuert werden können – sowohl für einen Übergriff als auch für eine Leichenablage. Bei einem Übergriff denke ich beispielsweise an einen Parkplatz wie etwa den Wanderparkplatz an der alten Wehrabrücke (Zeugensichtung und Geruchsspur) oder den Busbahnhof in Wehr (Geruchsspur).
Als Ablageort freilich kommt zunächst eine Vielzahl an Örtlichkeiten in Frage, keinesfalls jedoch „überall“:
• per Fahrzeug erreichbar,
• dennoch abgelegen und nicht frequentiert,
• dem Täter vertraut (kennt sich aus und fühlt sich sicher),
• eher in einem engeren als einem weiteren Radius um den Tatort (Entdeckungsrisiko).
Essentielle Probleme zu einem Ablageort in der Region brachte @HP1 auf den Punkt:
HP1 hat geschrieben: ↑Sonntag, 07. August 2022, 17:45:23
Die Gegend ist zwar vielerorts eher unwegsam, gleichzeitig auch recht frequentiert. Soll heißen, wo man eine Leiche mit vertretbarem Aufwand hintransportieren kann, da kommen eher früher als später auch irgendwelche Leute vorbei. Vergraben ist vielerorts eher problematisch, zum einen machen die allgegenwärtigen flachwurzelnden Fichten das Graben ohne schweres Gerät schwierig überall dort, wo es irgendwie "waldig" ist, zum anderen stößt man oft bereits nach 30-40cm Humusschicht auf Fels (Granit).
Kurz, ohne gute Ortskenntnisse, einfach "irgendwo im Wald", wird man dort eine Leiche eher schwer erfolgreich verschwinden lassen.
Dies grenzt die zuvor genannte „Vielzahl“ an Örtlichkeiten noch ganz erheblich weiter ein!
Gast hat geschrieben: ↑Freitag, 12. August 2022, 22:55:13
Auch Seen kommen in Frage. Ich habe erst heute gelesen, dass mehrere Leichen in einem ausgetrocknet See bei Las Vegas gefunden wurden und man rechnet mit weiteren Funden.
Gewässer als Ablageort sind sehr problematisch. Der Auftrieb wird erst ab einer großen Tiefe durch den hohen Wasserdruck kompensiert. Alternativ ist eine gewaltige Erhöhung der Masse durch Gewichte erforderlich, was von vielen unterschätzt wird. Ebenso wird oft nicht an die Möglichkeit gedacht, dass sich durch Zersetzung Einzelteile lösen und auftreiben können. Selbst eine gute „Verpackung“ hilft hiergegen nicht zuverlässig, denn auch in Gewässern leben meist Tiere. Das Entdeckungsrisiko gerade an Gewässern mit Publikum ist erbeblich. Zudem ist der zumeist seichte Uferbereich zur Ablage ungeeignet, weshalb ein Boot oder zumindest ein Steg notwendig sind, um tieferes Wasser zu erreichen.
Einige Beispiele: Das direkt an der Etappe 6 gelegene Wehrastaubecken wurde 2021 wegen Revisionsarbeiten abgelassen, ein Fund dort nicht registriert. Der Schluchsee (ebenfalls ein Stausee) zieht viele Badegäste, Segler und auch Taucher an; er ist bis zu rund 60 Meter tief. Auch der touristisch sehr frequentierte Titisee mit einer Tiefe von bis zu knapp 40 Metern lädt zum Baden und Bootchenfahren ein. Mit einem Kraftfahrzeug legal nicht erreichbar ist der bis zu rund 30 Meter tiefe Feldsee am Feldberg, ein Ziel für Wanderer und Mountainbiker. Bliebe noch der nahegelegene Hochrhein mit einem Pegel von rund 6 bis 9 Metern, Ausflugsschiffen, Sportbooten und auch Flaneuren am Gestade. Wie erfolgreich überall dort eine Versenkung angesichts des zuvor Gesagten erscheinen mag, sei der individuellen Phantasie jedes Einzelnen überlassen …
Auch eine Geiselnahme kommt in Betracht:
HP1 hat geschrieben: ↑Sonntag, 07. August 2022, 17:45:23
Auch allein stehende Häuser außer Sicht- und Rufweite von Nachbarn gibt es zuhauf. Das (auch längerfristige) Festhalten eines lebenden Opfers wäre da technisch recht gut zu bewerkstelligen.
Grundsätzlich bei Annahme einer Straftat – gleich ob Tötungsdelikt oder Geiselnahme – halte ich eine Beziehungstat für wahrscheinlicher als eine Zufallstat. Das Opfer müsste also zuvor schon einmal Kontakt mit dem Täter gehabt, ein oberflächliches Vertrauen gefasst haben. Gegen einen Zufallstäter spricht, dass es, soweit ersichtlich, weder vor noch nach dem Verschwinden Scarletts vergleichbare, sich wiederholende Vorfälle bzw. Delikte in der Region gab. Zudem käme ein Einheimischer mit guter Ortskenntnis sehr viel eher in Betracht als ein Tourist.
Wurden denn beispielsweise die beiden Pub-Bekanntschaften aus Schluchsee ermittelt und befragt? Waren sie ortsansässig oder Urlauber? Immerhin war es die Begegnung wert, der Freundin per WhatsApp mitgeteilt zu werden.