Immer? Immer verteidigst? In welcher Hinsicht? Im Bezug auf was? Auf sein Werbe-Verhalten?Gast hat geschrieben:Hallo Melanie,mir ist aufgefallen,dass du den "Andy" immer verteidigst.
Auf seine Zuwendung zu TC? Auf seine "Bombardierung" von TC mit SMS?
Nein, Gast, der Andy zeigte (im Film) eine Seite, die mich befremdete. Es ist diese Szene bei Minute 15.50, als Andy und Tabita das letzte Telefonat führten und es um Herbert ging:
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Tabita: Wir hatten wirklich ein sehr gutes Gespräch. Er hat mir Dinge aus der Kindheit erzählt ... Ich begreife erst jetzt, was für ein richtiges Trauma er durchgemacht hat.
Andy: Der wickelt dich doch bloß ein.
Tabita: Es fällt mir einfach schwer, so einen Menschen im Stich zu lassen, und total alleine.
Andy: Und was ist mit mir? Du hast doch selbst erlebt, wie schön die Liebe sein kann ...
(den Rest von Andys Einwand habe ich nicht verstanden. Der Ton klang recht vorwurfsvoll.)
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Hier war ein neuralgischer Punkt erkennbar. Tabita nahm Position für ihren Ehemann ein und begründete ihre Haltung. Andy setzte - wie ein Trotzkopf - sich dagegen. "Und was ist mit mir?" Er ging von einer Art Rechtsanspruch aus, den er gegenüber Tabita hatte. "Du hast doch erlebt, wie schön die Liebe sein kann", gibt er als Begründung an.
Tabita argumentiert auf einer sachlich rationalen Ebene aus einem Mit- und Verantwortungsgefühl für ihren Ehemann heraus.
Andy sucht Tabita auf der Gefühlsebene einzufangen. Sein Ton klingt ungehalten. Sie solle sich gefälligst an die Glücksmomente erinnern, verlangt er fordernd.
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Da habe ich - ehrlich gesagt - ein Gefühl bei, dass Tabita vom Regen in die Traufe gefallen wäre.
Jeder der Männer hat das Bedürfnis, nicht allein bleiben zu wollen. Jeder will die Frau für sich haben, vielleicht, um im Alter jemanden zu haben, der einen versorgt?
(Hier hat der Film-Andy m.E. die Katze aus dem Sack gelassen. Der reale Thomas ist möglicherweise ganz anders.)
Wir wissen nicht, wie lange sich das Gespräch um Herbert drehte. Ich nehme begründet an, dass Herbert zuhörte. Wir wissen nicht, wie das Gespräch endete. Es könnte sein, dass es für Andy unbefriedigend endete. Das nehme ich an, weil Tabita ihm diese SMS mit dem Liebesbekenntnis schickte, so als Versöhnungsgeste vielleicht? Auch das ist ein Hinweis, dass Tabita Zeit brauchte. Dass sie sich im Telefonat nicht wollte festnageln lassen?
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Wie muss ich dieses Drängen Andys verstehen, und zwar auf einer tieferen Ebene?
Warum hat er sich nicht mit der Rolle als Nebenmann zufrieden geben können?
So der Tröster und Erfreuer ab und zu zu sein?
Er forderte aus einem Eigeninteresse Tabita ganz für sich. Wenn er sie dem Herbert
ganz entreißen hätte können, wäre eine Menge an Aufwand von ihm abgefallen.
Das Werbeverhalten, sich immer von seiner angenehmsten Seite zeigen zu müssen,
ist auf Dauer sehr anstrengend. Hat man aber die Frau erst mal vom anderen losgelöst,
dann kann er einen Gang im Mühen und Aufwand um das Erobern der Frau
zurückschalten, bzw. diese Anstrengungen entfallen ganz. Und sie ist immer disposibel.
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In dem außerehelichen Verhältnis von Tabita mit Andy gibt es kurz vor Tabitas Verschwinden einen Knacks. Das Verhältnis war ungetrübt und hätte sich vielleicht auch ungetrübt fortsetzen lassen. Der Herbert hatte seine Frau noch im Haus. Für Tabita war der Andy eine schöne Abwechslung, ein Quell der Freude. Sie brauchte aber viel Zeit, um eine Umorientierung reifen zu lassen, um alle Aspekte und die Konsequenzen in Ruhe zu überlegen. Ihrer Schwester sagte sie zwar, dass sie den Herbert verlassen würde, aber wollte das sicherlich überlegt und nicht Knall auf Fall tun.
Dann kam das Ereignis mit der Polizeistreife, welche Andy geschickt hatte, mit einer körperlichen Untersuchung des Ehepaares auf Gewaltspuren. (Das war ja vielleicht der Hammer!) Da hatte Andy den beiden Ehegatten eine unerwartete Überraschung bereitet. Sie wurden beide in die gleiche Lage versetzt, sich von der Polizei auf körperliche Gewaltspuren hin in Augenschein nehmen zu lassen! Der Tabita war das megapeinlich und ihre Gefühle für Andy werden sich in diesem Moment "leicht gedämpft" haben. Herbert hat das gespürt. Für ihn war das instinktiv diiiee Chance, es bei Tabita nochmals zu versuchen und er lud sie zu einem Spaziergang zum See ein.
Auf dem Spaziergang öffnete er sich, erzählte Schweres aus seinem Leben. Er beteuerte ihr, dass er nach vielen schweren Jahren, die auch Kuraufenthalte erforderlich gemacht hatten, nun froh sei, eine gute Frau gefunden zu haben. Vielleicht sagte er ihr auch, dass er zwar eine rauhe Schale habe, der Kern von ihm aber nicht rauh wäre.
Das berührte nun Tabitas Mit- und Verantworungsgefühl in einer Weise, dass sie sich das nicht einfach von Andy ausreden lassen wollte. Hier stand das Verhältnis von Andy und Tabita auf der Kippe.
Das spürte der Andy, wie ich glaube, sehr wohl.
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Gast, wie du siehst, verteidige ich Andy keineswegs "immer".