K.I.S. hat geschrieben: ↑Freitag, 20. Mai 2022, 08:17:21
Ich glaube nicht daran das es ein Täter war der ihr bekannt war. Ich denke auch nicht unbedingt das es eine rein spontane Tat war. Also so nach dem Motto... Oh die sieht gut aus die nehme ich mal mit. Ich glaube schon das der Täter das Szenario im Kopf hatte eine Frau zu entführen, glaube jedoch nicht das die Tat durchgeplant war. Vielleicht war er auch schon im Vorfeld mal auffällig, was aber auf Grund der Geringfügigkeit nicht auffiel.
So nun noch mal als Erklärung warum ich es mehr und mehr für wahrscheinlich halte das der Täter ein Unbekannter war:
Ich denke die Ermittler sind nicht blöd ! Sie haben deutlich mehr Informationen und Möglichkeiten als wir hier. Ich denke das alle Aussagen, Alibis usw. von den Bekannten aus dem Umfeld von Frauke abgeklopft wurden. Es gibt Gesprächstaktiken der Ermittler, die Widersprüche und Ungereimtheiten aufdecken. In so einem Verhör möchte ich nicht stecken. Ein Bekannter hat mir mal von einem Verhör berichtet wo es um eine Bagatelle ging. In dem Fall wurde er verhört und ich muss sagen das ist schon sehr "tricky". Da werden einige Fallen gestellt die schwierig zu umschiffen sind. Ich denke das die Ermittler den Bekanntenkreis sehr intensiv studiert haben und das es wenn zu Widersprüchen gekommen wäre. Es könnte natürlich sein das man sich gegenseitig gedeckt hat, das halte ich jedoch für äußerst unwahrscheinlich, denn je mehr Mitwisser es gibt desto größer die Wahrscheinlichkeit das es durchsickert oder sich doch jemand verquatscht. Und dann wäre nach all den Jahren schon gesprächig geworden.
Allein schon der Umstand das man nach all den Jahren nicht voran gekommen ist spricht für mich für Mister Unbekannt.
Ich denke auch nicht das sie freiwillig mitfuhr. Ich denke das sie auf offener Straße weggefischt wurde. Ein Beispiel zeigt es ja das es scheinbar möglich ist. Und wenn man beachtet das es zur WM stattfand, wo es sicher sowieso ab und zu etwas lauter war in den Straßen, dann war es wohl noch wahrscheinlicher das es unbemerkt bleibt..
https://rp-online.de/nrw/panorama/pader ... d-52166835
Ich vermute das dieser Täter auch noch nicht gefasst wurde. (Ich habe jedenfalls nichts gegenteiliges finden können.) Und man beachte das es in der Borchener Straße passiert ist. Quasi eine im Fall Frauke Liebs sehr bekannten Straße.
Also erst einmal abschließend sonst wird's mir zu viel und lang:
Ich denke das er unbekannt ist und Einzeltäter mit viel Freizeit während des Tatzeitpunktes.
Danke für deine recht ausführlichen Überlegungen, die sich auch in wesentlichen Punkten mit meinen eigenen Ideen decken.
Ich gehe ebenfalls von Mr. Unbekannt aus und vermute, dass er noch nicht gefasst wurde. Eine Gruppe halte ich für nahezu ausgeschlossen, aber wenn doch, dann wurde diese Gruppe nie verhört. Aufgrund der Dynamik eines Gruppengeschehens, der Tatsache, dass die Polizei weitestgehend alle möglichen verfügbaren Spuren verfolgt hatte, müsste es schon mit dem Teufel zugehen, wenn sie nicht über die Täter gestolpert wären.
Ich gehe davon aus, dass der Täter sozial unauffällig gelebt hat, lebt. Verheiratet und mit Kindern, halte ich für durchaus denkbar. Vllt war die Ehe zum Zeitpunkt der Taten im Begriff zu scheitern oder anderweitiger sozialer Druck wie drohender Verlust des Arbeitsplatzes, Verlust von Vermögen oder gesellschaftlichen Status, lastete auf ihn.
Die Taten hatte er in der Phantasie über einen längeren Zeitraum immer und immer wieder sich durch den Kopf gehen lassen. Er hatte ein Drehbuch für seine Tat und arbeitete streng planerisch. Was nach spontanen Anrufen aussieht, um die Polizei in ihrer Ermittlungstätigkeit zu stoppen, halte ich für Versuche, mit Frauke eine größere Intimität einzugehen. Der Täter ist Sadist, es ging ihm die Erniedigung seines Opfers, ua durch Beschmutzung und letztlich um die völlige Auslöschung desselben. Was allerdings befremdet, ist die merkwürdige Ablage, die ein starkes Undoing zeigt (taktisches Vorgehen?). Man fragt sich, worin bestand das Sexualvergehen, da FLs Leichnam weder ausgestellt noch unbekleidet oder in sexuell erniedrigter Position aufgefunden wurde. Die Anrufe und die seltsame Ablage wirken eigentümlich und in gewisserweise rätselhaft kryptisch. Offensichtlich will der Täter wirklich sämtliche möglichen Eindrücke abschwächen oder verwischen, die ihn als verantwortlichen Urheber der Verbrechen überführen könnten. Vielleicht will er das selbst auch glauben.
FL macht eine Auszeit, alles geschieht einvernehmlich, ihm ist kein Vorwurf zu machen, ihr Tod ein bedauerlicher Unfall, so soll es dem Außenstehenden erscheinen.
Frauke wurde eingesperrt und gefesselt. Letzteres war dem Täter wohl sehr wichtig. Die Abnahme von Wertgegenständen war gleichfalls gewünscht. FL sollte sich komplett ausgeliefert und in der Gewalt eines fremden Mannes fühlen. Körperlicher Gewalt (neben den angenommenen Handgreiflichkeiten während der Entführungssituation) wurde ua insofern ausgeübt, dass der Täter die Nahrungsaufnahme steuern konnte. Kam es zu sexuellen Handlungen? Vermutlich ja und in Verbindung mit Betäubungsmitteln. Da man aber keine DNA auffand, ist das völlig unklar und in Verbindung mit der gefundenen Kleidung am Leichnam schlicht nicht zu beantworten. Merkwürdig erscheint jedenfalls die Tatsache, dass dieselbe Kleidung am Leichnam vorhanden war, wie zum Zeitpunkt der Enführung. Wurde dem Opfer die Kleidung nach der Entführung abgenommen? Ich meine, dass auch Überreste von Unterwäsche gefunden wurden.
Der Täter kennt die Gegend gut. Sein Wohnort könnte nach meinen Überlegungen in etwa der Mitte der längsten Entfernungen der Anrufe zu finden sein. Der Ablageort von FL ist die kürzeste Entfernung zum angenommen Wohnort, alle anderen Punkte, die der Kontaktaufnahme dienten, sind weiter gestreut. Tatsächlich war Nieheim nicht als Ablenkung geplant. Das 1. Profiling dürfte immernoch gültig sein.
Der Täter hat FL mit einem sozialen Trick in sein Auto gelotst. Er liebt es durch die Gegend zu fahren. Ob er vorher schon auffällig geworden ist, ist schwer zu sagen, ich vermute nicht. Es gab wohl Übergriffe gegenüber Frauen, um seine Macht und Kontrolle auszuspielen und um zu sehen, ob die ersonnenen Methoden funktionieren würden, alles aber nur als Probehandlungen. Es fehlte der Schlüsselreiz, der bei dem Opfer gefunden wurde. Vermutlich Fraukes sozialer Status (?), ihre weibliche Erscheinung (?) und ihre roten Haare. Frauke wurde wohl in einer vermeintlich sicheren Umgebung entführt (Treppenhaus einer Tiefgarage?). Wünschenswert wäre ein Gebäude, da man sich kaum vorstellen kann, dass der Täter im Freien unter all den vielen Leuten bereit wäre, einen Menschen zu überwältigen. Möglich ist aber dennoch auch das Abfischen im Freien. Dieses steht aber im deutlichen Widerspruch zum Vorgehen und zum Modus der Taten. Der Täter hat zuvor kleinere Delikte begangen, um sich immer weiter seiner eigenen Phantasie anzunähern.
Einen Täter, wie vom Reißbrett entworfen, wird es wohl nie geben.
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Disclaimer: Alle hier gemachten Äußerungen sind rein auf fiktiver Basis und orientieren sich in lockerer Form an den Darstellungen aus dem PDF des BKA "Fallanalyse und Täterprofiling"