@z3001x
Nun, wenn Frauke mit der Ankündigung, nach Hause zu wollen, den Pub verlässt und dann nicht zu Hause ankommt, wo sie ihre direkte Heimkehr nach dem Spiel ebenfalls angekündigt/verabredet hatte, dann ist Zeitfenster und Weg klein (20 min) und die Annahme, der Anlass für ihr Fernbleiben sei ihr selbst mutmaßlich unerwartet gewesen, sehr naheliegend. Da ist der Spielraum für harmlose Erklärungsversuche eng und reich an Irritation, wenn derart spontane Planänderungen nicht zu ihrem üblichen und erwartbaren Verhalten gehörten.
In meinen Augen ist das nicht gleichzusetzen mit Situationen, wo z.B. allgemein jemand mal 1-2 Tage nicht erreichbar ist oder nicht zu einer Verabredung erscheint.
Dass da die Mutter gleich am Folgetag vormittags zur Polizei geht, wirkt auch auf mich einerseits eher unerwartet. Andererseits ist auch "
wenn etwas passiert ist, muss möglichst sofort gehandelt werden" als handlungsleitendes Motiv naheliegend.
Wenn dann das Gefühl, dort nicht ernst genommen und vertröstet zu werden, den eigenen Ansatz mit der Situation umzugehen quasi "abwürgt", mag die entstehende Frustration und empfundene Handlungsunfähigkeit die Beunruhigung unmittelbar noch verstärken. Ohne das weiter vertiefen zu wollen, nach meiner Wahrnehmung ist Frau Liebs "genau der Typ dafür": Entschluss- und tatkräftig, nimmt "widrige Umstände" nicht einfach so hin, fährt da ihr Engagement eher hoch als klein beizugeben.
z3001x hat geschrieben: ↑Sonntag, 26. Juni 2022, 22:23:04
MMn muss es einen bestimmten Umstand geben, der nicht nach außen kommuniziert wurde und der begründet, warum alle angeblich so in Panik waren, nachdem Frauke gerade mal einen Vormittag nicht zu erreichen war.
Entweder hat es eine Vorgeschichte oder es gab irgendwelche beunruhigende Kontakte oder Verhaltensweisen im Vorfeld, durch die sich schon vorher bei einigen, die sie näher kannten, die Nackenhaare aufstellten. Mehr auf der subkutanen Ebene vermutlich.
Natürlich denkbar, dass da bereits vorab irgendein Gefährdungsempfinden bzgl. Frauke bei Frau Liebs bestand, ob nun latent, unterschwellig und allgemein oder doch eher konkret. Manche Eltern haben da auch eine hohe grundsätzliche Bereitschaft zur Besorgnis, aus kleinen Anlässen oder auch ohne Anlass.
Wenn sich z.B. mein Kind gerade mit dem Thema "Selbstmord" beschäftigt (der Selbstmord von Niels´ Freund war Fraukes Thema beim Essen mit Mutter und Chris am Dienstag) und dann in der folgenden Nacht plötzlich unerklärlich verschwunden ist, dann würde mich das auch unmittelbar sehr beunruhigen, auch wenn ich da bei ihr im Allgemeinen keinerlei Gefährdung sehen würde. Also nur so als Beispiel.
Einen "bestimmten Umstand", der trotz möglicher Ermittlungsrelevanz nicht öffentlich kommuniziert wurde (bis heute) - natürlich denkbar, man ist ja üblicherweise allgemein zurückhaltend mit Informationen und öffentlichen Darstellungen, die z.B. das Opfer in ein zwielichtiges, schlechtes Licht rücken könnten. Ich meine, natürlich völlig fiktiv, hätte Frauke gelegentlich gekifft oder beim Feiern mal ne Pappe eingeworfen und das wäre öffentlich geworden, dann stünde wohl am nächsten Tag in der Bild "Paderborn: Foltermord im Drogenmilieu?", oder so ähnlich. Und sowas will dann ja auch niemand haben. Also nur als fiktives Beispiel, wie gesagt.
Aber "muss" es so einen bestimmten, mehr oder weniger konkreten Umstand/Anlass zur Sorge gegeben haben? Ich denke nein. Gerade das völlige Fehlen eines plausiblen/naheliegenden Erklärungsansatzes/Szenarios ist doch auch gut geeignet, große Beunruhigung hervorzurufen.
@Agatha Christie
An der Stelle Isabella/Mittwochmorgen muss man genau sein: Ihrer Darstellung (Interview 2021) nach war Isabella nicht beunruhigt/hat sich große Sorgen gemacht, als Frauke nicht in der Schule war. Jegliche derartige Äußerungen von ihr beziehen sich darauf,
nachdem sie von Chris erfahren hatte, dass Frauke gar nicht nach Hause gekommen war. Ob hier dann Eindrücke/Beobachtungen vom Vorabend eine Rolle spielten, die sie im Nachhinein als beunruhigend/verdächtig wertete, jedoch an dieser Stelle nicht (öffentlich) kommuniziert - muss nicht sein, sehe ich auch keinen Anhaltspunkt dafür. Grundsätzlich möglich ist es natürlich schon, wie so vieles.
Dass sie sich 2021 nicht vor der Kamera zeigen wollte - ein Bedürfnis nach Alltagsanonymität, nicht beim Einkaufen erkannt werden und angesprochen werden oder so, wäre da naheliegend. Ihre Erklärung, "da der Täter noch frei rumläuft", ist dagegen rational völlig Banane. Ihr voller Name ist öffentlich bekannt (SC2015), und wenn man FB bemüht, hat man unmittelbar Fotos von ihr und ihrer Familie am Start. Auf nicht-logisch emotionaler Ebene kann der hergestellte Zusammenhang zwischen herumlaufendem Täter und sich nicht vor der Kamera zeigen wollen aber schon Sinn machen.
Wo da ein Zusammenhang mit möglichen Beobachtungen Isabellas am Dienstagabend bestehen sollte (so habe ich deinen Beitrag verstanden), erschließt sich mir allerdings nicht.
Allgemein: Isabella ist eine "Erzählerin", durch und durch. Während z.B. im Vergleich eine Karen Liebs auch da, wo sie von Stimmungen und emotionalen Reaktionen redet, ganz Berichterstatterin ist, ist Isabella eine Erzählerin, die szenisch-dramaturgisch darstellt. Spannungsbögen herstellend, Verhalten/Äußerungen anderer (z.B. im Dialog) nachstellend, latent darum bemüht, dem Zuhörer eine plasische Vorstellung des Geschehens zu liefern, es ihn erleben zu lassen. Bei der Betrachtung ihrer Auftritte 2021 muss man ihren allgemeinen(?) Kommunikatonstypus jedenfalls berücksichtigen, sonst wirds an einigen Stellen schnell sonderbar (außer, man ist selbst genauso drauf...). Auch die Möglichkeit, dass sie hier und da im Detail ungenau oder gar verfälschend ist zugunsten der "Story", ist bei diesem "Erzählertyp" gegeben. Nicht vergessen, der gegebene Kontext ist Interview, hier auch als "Draufloserzählen" konzipiert, nicht Befragung.