UNGEKL. TODESFALL TANJA GRÄFF -- Presseberichte

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Iven
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UNGEKL. TODESFALL TANJA GRÄFF -- Presseberichte

Ungelesener Beitrag von Iven »

In diesem Thread kommen alle Presseberichte rein.

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talida
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Re: MORDFALL GRÄFF -- Presseberichte

Ungelesener Beitrag von talida »

Polizei sucht Gelände am Fundort weiter ab

Die Trierer Polizei sucht am Mittwoch weiter das Gelände rund um den Fundort der sterblichen Überreste von Tanja Gräff ab.

Unterdessen gibt es eine erste Stellungnahme eines Rechtsmediziners.


Demnach sind am Schädel von Tanja Gräff keine Verletzungen vorhanden.

Das sagte der untersuchende Gerichtsmediziner der Universität Mainz, Professor Reinhard Urban, dem SWR.

Tanja Gräff sei also offenbar nicht an einer Kopfverletzung gestorben.

Weitere Angaben machte Urban nicht. Er habe bisher lediglich den Schädel gesehen. Erst nach der Untersuchung weiterer Knochen könne man einschätzen, ob in Richtung Todesursache oder Todesgeschehen überhaupt eine Aussage getroffen werden könne.

"Wir wollen sichergehen, dass wir nichts übersehen", sagte ein Sprecher der Polizei zur Suche am Fundort. Auch der Bereich oberhalb der Felswand werde von Polizisten großflächig geprüft. Die Knochen der seit Juni 2007 vermissten Trierer Studentin waren am Montag bei Rodungsarbeiten unterhalb der 50 Meter hohen Felswand auf einem Privatgelände gefunden worden.

Neue Sonderkommission nimmt Arbeit auf

Unterdessen arbeite die neue Sonderkommission daran, alle relevanten Spuren, die es bisher gab, in Bezug auf den Fundort neu zu bewerten, sagte der Sprecher weiter. Die Ermittler gehen davon aus, dass die damals 21-Jährige von dem Felsen in die Tiefe stürzte.
Die Hintergründe sind noch unklar.
Möglich ist nach Angaben der Ermittler ein Verbrechen, aber auch ein Unfall. Der Fundort ist nur rund einen Kilometer von der Hochschule Trier entfernt, wo Tanja Gräff aus Korlingen (Kreis Trier-Saarburg) vor fast acht Jahren nach einer Party zuletzt lebend gesehen worden war.

Bei einer am Dienstag in Trier einberufenen Pressekonferenz hatte der Leitende Oberstaatsanwalt, Peter Fritzen, mitgeteilt, dass neben dem Skelett auch Schmuck, Kleidung, Handy und Studentenausweis gefunden worden seien.
Der Fundort der Knochen lasse mehrere Deutungen zu, was tatsächlich passiert ist, so die Ermittler. Kriminalhauptkommissar Christian Soulier sagte, die sterblichen Überreste seien relativ nah beisammen aufgefunden worden.
Es würde weiterhin wegen eines Tötungsdelikts ermittelt.

Polizei wehrt sich gegen Vorwürfe

Zu Vorwürfen wegen mangelnder Ermittlungen sagte Polizeidirektor Franz-Dieter Ankner, der jetzige Fundort sei in der Vergangenheit mehrfach von Hubschraubern, der Höhenrettung und Hunden abgesucht worden. Das Suchgebiet sei extrem groß und es habe keinen Hinweis auf einen konkreten Ort gegeben. Außerdem sei es nicht möglich gewesen, die Vegetation am Hang komplett zu entfernen. Der Einsatz von Wärmebildkameras sei damals schwierig gewesen, weil sich der Felsen durch die sommerlichen Temperaturen erwärmt habe.

"Hätten wir geahnt, dass sie dort liegt, hätten wir natürlich Rodungsarbeiten durchgeführt", sagte Soulier. Vorwürfe, die Polizei habe nicht richtig ermittelt, würden zu Unrecht erhoben, sagte auch Oberstaatsanwalt Fritzen. Die Polizei sei 2.000 Hinweisen nachgegangen, habe 900 Spuren geprüft und 250 Personen aus dem Umfeld der Studentin vernommen. Am Fundort selbst sei man aber nicht gewesen, da das von Bäumen und Sträuchern überwucherte Gelände zu Fuß nicht zugänglich war. Einsatzkräfte hätten sich aber an der rund 50 Meter hohen Felswand darüber bis zu einem Vorsprung abgeseilt.

Knochen bei Rodungsarbeiten entdeckt

Bei Rodungsarbeiten auf einem Gelände in Trier-Pallien waren am Montagmorgen menschliche Knochen, Reste von Bekleidung und persönliche Gegenstände gefunden worden. Die Arbeiter waren damit beschäftigt, den Steilhang freizuschneiden.
Eine reduzierte Karte von Trier zeigt den Fundort von Tanja Gräff in der Nähe der Fachhochschule Trier auf.

Der Anwalt von Tanja Gräffs Mutter, Detlef Böhm, sagte dem SWR, er sei vom Fundort der Leiche überrascht. Die Polizei habe den mehrfach abgesucht und nichts gefunden. Dies könnte an dem schwer zugänglichen Gelände liegen. Allerdings stelle sich auch die Frage, ob an bestimmten Stellen nicht akribisch genug gesucht wurde. "Man hätte jeden Stein umdrehen müssen."
Der Fund der sterblichen Überreste wäre für die Mutter "eine große Erleichterung", hatte Böhm am Montag vor der endgültigen Bestätigung durch die Polizei gesagt. "Es war immer ihr erstes Anliegen, ihre Tochter in Würde beerdigen zu können." Seit dem Verschwinden der damals 21-jährigen Studentin sei kein Tag vergangen, an dem die Mutter nicht an das Schicksal ihrer Tochter gedacht habe. "Sie hat gespürt, dass sie tot ist."

Jahrelang erfolglos gesucht

Die Polizei wehrt sich gegen Vorwürfe, am Steilhang nicht gründlich gesucht zu haben
Der Fall der vermissten Tanja Gräff beschäftigt seit acht Jahren Polizei, Familie und Freunde der Trierer Studentin. Mit Flugblättern und Plakaten wurde nach ihr gesucht. Polizei und Ermittler suchten zu Lande, zu Wasser und in der Luft.
Taucher durchkämmten Weiher bei Trier und die Mosel, hochmoderne Sonartechnik kam zum Einsatz. Selbst an einem Stausee in Luxemburg wurde nach Tanja Gräff gesucht - ohne Erfolg. Zahlreiche Hinweise aus der Bevölkerung brachten die Polizei nicht weiter.
So will ein Zeuge in der Nacht von Tanja Gräffs Verschwinden Schreie wie "Lass mich in Ruhe" gehört haben. Auch Hinweise auf einen blauen Peugeot mit Luxemburger Kennzeichen verliefen erfolglos. Zudem appellierten die Eltern mehrfach öffentlich an den möglichen Mörder ihrer Tochter und baten um einen Hinweis, wo Tanja zu finden sei.

Auch eine Ausstrahlung des Falls in der ZDF-Reihe "Aktenzeichen XY... ungelöst" hatte die Polizei nicht weitergebracht. "Es gibt keinen Tatort, keine Spuren, nichts, wo man ansetzen könnte", sagten die Ermittler immer wieder. Dabei befand sich die Leiche wohl die ganze Zeit unweit vom Ort des Verschwindens.


http://www.swr.de/landesschau-aktuell/r ... index.html
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Re: MORDFALL GRÄFF -- Presseberichte

Ungelesener Beitrag von talida »

Trierer Volksfreund

Rechtsmediziner prüfen: Tod durch Sturz oder Gewalt?

(Trier) Kann anhand der gefundenen Skelettteile herausgefunden werden, wie Tanja Gräff ums Leben gekommen ist?

Darüber sprach unserer Redakteur Bernd Wientjes mit dem Leiter der Rechtsmedizin der Uni Mainz, Reinhard Urban. Er untersucht die Knochen auf mögliche Verletzungen.

Herr Urban, wie kann man anhand von Skelettteilen, also von Knochen, die seit Jahren draußen lagen, herausfinden, wie jemand ums Leben gekommen ist?

Reinhard Urban: Wir untersuchen die Skelettteile auf Spuren, die auf Verletzungen hindeuten – oder auf Werkzeuge, mit denen Verletzungen zugefügt worden sind. Daraus kann man dann Rückschlüsse auf lebensbedrohliche Verletzungen und damit auch auf die Todesursache ziehen.

Das wird aber sicherlich nicht so einfach werden?
Urban:Vermutlich wird es an den Knochen auch Defekte geben, die möglicherweise erst durch die Bergung jetzt entstanden sind. Die muss man versuchen von den verletzungsbedingten Defekten zu unterscheiden.

Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie tatsächlich nachweisen können, wie ein Opfer gestorben ist?
Urban: Das kommt darauf an, welche Knochenteile gefunden werden. Wenn man zum Beispiel Teile des Halsskeletts hat, könnte man – je nach festgestellten Defekten – nachweisen, ob Gewalt auf den Hals ausgeübt worden ist, also Würgen oder Drosseln.

Wie lange dauert es in der Regel, bis Sie auf diese Art feststellen können, wie jemand ums Leben gekommen ist?
Urban: Ein bis maximal zwei Tage. Dann können wir vermutlich sagen, ob in dem aktuellen Fall ein Sturz oder eine Gewaltanwendung Todesursache war.

Das heißt also, die Untersuchung der nun gefundenen Knochen ist für Sie nichts Außergewöhnliches?
Urban: Es ist zwar ein spektakulärer Fall, ansonsten aber vom Prinzip her eher Alltagsgeschäft.

Wie häufig kommt so etwas vor, dass Sie mehrere Jahre alte Skelettteile untersuchen müssen?
Urban: Immer wieder. Allerdings handelt es sich dabei nicht immer nur um Opfer. Oft handelt es sich um Knochen, die an Stellen gefunden wurden, wo früher einmal ein Friedhof war. Dabei geht es für uns erst einmal darum zu klären, ob es sich um menschliche Knochen handelt. Falls ja, geht es darum zu klären, wie lange die Knochen irgendwo gelegen haben.


http://www.volksfreund.de/nachrichten/r ... 54,4211513
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Re: MORDFALL GRÄFF -- Presseberichte

Ungelesener Beitrag von talida »

Volksfreund 13.05.2015

Fall Tanja Gräff:
Rechtsmediziner stellen keine Verletzungen an Schädel fest – Sonderkommission FH neu nimmt Arbeit auf


Am Fundort der sterblichen Überreste von Tanja Gräff hat die Trierer Polizei am Mittwoch die Arbeiten beendet. Unterdessen gibt es ein erstes Ergebnis der Rechtsmedizin: An Tanjas Schädel wurden keine Verletzungen festgestellt.

Ein Dutzend Spezialkräfte der Wittlicher Bereitschaftspolizei und mehrere Trierer Kripobeamte haben am Mittwoch den dritten Tag in Folge das Gelände hinter dem Appartementhaus in Trier-Pallien abgesucht, wo Forstarbeiter am Montagmorgen die sterblichen Überreste entdeckt hatten. Das komplette Erdreich um die Fundstelle herum wurde seitdem gesiebt, um so auch kleinste Partikel, die von Belang sein könnten, zu finden.

Laut Polizeisprecher Karl-Peter Jochem wurde auch das Gelände oberhalb der Felswand von den Spezialisten unter die Lupe genommen, der Boden gesiebt. „Mir ist nicht bekannt, dass etwas gefunden wurde“, sagte Jochem zu volksfreund.de.

Die Ermittler gehen davon aus, dass die Trierer Studentin Tanja Gräff an dieser Stelle in Höhe des Appartementhauses vor acht Jahren 50 Meter in die Tiefe gestürzt ist.

Die Hintergründe sind noch völlig offen. In der Vergangenheit gingen die Ermittler stets von einem Gewaltverbrechen aus. Das am Ortsausgang von Pallien gelegene Appartementhaus ist Luftlinie nur wenige Hundert Meter von der Trierer Hochschule entfernt, wo Tanja in der Nacht zum 7. Juni 2007 zuletzt lebend gesehen wurde.

Die sterblichen Überreste der 21-jährigen Studentin aus Korlingen (Kreis Trier-Saarburg) werden derzeit in der Mainzer Rechtsmedizin untersucht. Nach Angaben des Institutsleiters, Professor Reinhard Urban, hat eine erste Untersuchung des Schädels keine Hinweise auf äußere Gewalteinwirkung ergeben.
Bedeutet: Tanja Gräff starb wohl nicht an den Folgen einer Kopfverletzung. Nach Angaben Urbans kann erst nach der Untersuchung der anderen Knochen möglicherweise gesagt werden, ob es sich um Tötungsdelikt gehandelt haben könnte oder einen Unfall.

Der Leitende Trierer Oberstaatsanwalt Peter Fritzen sagte unserer Zeitung, ihm liege keine Mitteilung über Untersuchungsergebnisse der Skelettteile vor. Auch zu einer möglichen Todesursache gebe es keine neuen Erkenntnisse.

Unterdessen hat die neu ins Leben gerufene 20-köpfige Sonderkommission ihre Arbeit aufgenommen. Sie soll alle bis dato eingegangenen Hinweise und Spuren noch einmal neu bewerten. Auch einen Namen hat die Sonderkommission schon: Soko FH neu. Die nach dem Verschwinden Tanjas gegründete Kommission hieß Soko FH – Soko Fachhochschule.

http://www.volksfreund.de/nachrichten/r ... 54,4212568
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AngRa
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Re: MORDFALL GRÄFF -- Presseberichte

Ungelesener Beitrag von AngRa »

Bericht Trierischer Volksfreund vom 8.12.2014:

"Tanja Gräffs Mutter erhebt schwere Vorwürfe gegen Trierer Polizei - Studentin seit über sieben Jahren vermisst

(Trier) Mehr als sieben Jahre nach dem spurlosen Verschwinden der Trie8rer Studentin Tanja Gräff hat die Mutter der Vermissten den Ermittlern schwere Versäumnisse vorgeworfen. "Wir haben nicht unversucht gelassen, den Fall aufzuklären", kontert Chef-Staatsanwalt Peter Fritzen.



Der spektakuläre Vermisstenfall machte bundesweit Schlagzeilen - und das über Monate hinweg: Anfang Juni 2007 verschwindet die 21-jährige Tanja Gräff nach einem Sommerfest an der Trierer Hochschule. Schon kurz darauf startet eine beispiellose Fahndungs- und Suchaktion der Polizei. Über 2000 Hinweise gingen ein, knapp 900 Spuren wurden von den Ermittlern verfolgt, unzählige Zeugen befragt, Dutzende Wälder, Gewässer und Häuser abgesucht. Alles vergeblich. "Es gibt keinen Tatort, keine Spuren, nichts, wo man ansetzen könnte", meinte 2012 der damalige Trierer Chef-Staatsanwalt Jürgen Brauer. Nur die Ahnung, die die Ermittler auch schon kurz nach Tanjas mysteriösem Verschwinden hatten: Die junge Frau ist wahrscheinlich einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen.


Viel mehr an Erkenntnissen haben die Ermittler siebeneinhalb Jahre nach dem mutmaßlichen Gewaltverbrechen allerdings nicht. Tanjas Mutter Waltraud Gräff gibt die Hoffnung dennoch nicht auf, dass das Schicksal ihres einzigen Kindes doch noch eines Tages geklärt werden kann. Und die Frau aus Korlingen (Kreis Trier-Saarburg) und ihr Rechtsanwalt Detlef Böhm erheben jetzt schwere Vorwürfe gegen die Ermittler. So sei etwa das Umfeld von Tanjas damals noch neuem Freundeskreis nie durchleuchtet worden, kritisiert der Trierer Jurist, einigen Hinweisen sei darüber hinaus gar nicht oder erst viel zu spät nachgegangen worden. "Ich habe kein Vertrauen mehr in die Trierer Polizei", sagt Waltraud Gräff (58) und fordert, dass der Fall von einer anderen Dienststelle weiterbearbeitet wird."Dazu besteht kein Anlass", meint Triers neuer Leitender Oberstaatsanwalt Peter Fritzen und wehrt sich zugleich auch gegen die heftige Kritik. Es sei alles unternommen worden, den Fall Tanja Gräff aufzuklären oder zumindest einen Erfolg versprechenden Ermittlungsansatz zu finden, sagte Fritzen unserer Zeitung."

http://www.volksfreund.de/nachrichten/r ... 54,4075563
AngRa
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Re: MORDFALL GRÄFF -- Presseberichte

Ungelesener Beitrag von AngRa »

Leserbrief des pensionierten Kriminalbeamten Günther Deschunty im Trierischen Volksfreund vom 27.1. 2015

"Kriminalität

Zum Artikel "Tanja Gräffs Mutter erhebt schwere Vorwürfe gegen Trierer Polizei" (TV vom 8. Dezember):

Als pensionierter Kriminalbeamter des Polizeipräsidiums Trier und ehemaliges Mitglied in der "Soko FH Tanja Gräff" widerspreche ich dem Leiter der Staatsanwaltschaft Trier, Herrn Fritzen, und seinem Vorgänger Dr. Brauer ganz entschieden, wenn sie behaupten, "man hätte nichts unversucht gelassen, den Fall zu klären", und man habe in der Spur "Spitzbart" eingehende Ermittlungen geführt, die keine konkreten Ermittlungsansätze gebracht hätten. Damit wird der Öffentlichkeit suggeriert, dass die Kritik von Waltraud Gräff und Rechtsanwalt Böhm "völlig aus der Luft" gegriffen ist, auf emotionalen Gründen beruht und sich nicht an realen Fakten orientiert. Dies ist falsch. Es gab und gibt noch immer eine Vielzahl ungeklärter Sachverhalte zu dieser Spur. Auch durch die Aussagen, was man alles getan hat, könnte der Leser sich fragen, warum die Mutter, bei allem Verständnis für ihr Schicksal, nicht endlich Ruhe gibt. TV-Reporter Rolf Seydewitz hat meines Erachtens durch die Überschrift und den Tenor seines Berichts, der vieles unbeantwortet lässt, auch dazu beigetragen. Wo blieben seine sonst so kritischen Anmerkungen und Fragen? Die Staatsanwaltschaft ist nach der Strafprozessordnung bei einem Anfangsverdacht einer Straftat verpflichtet, Ermittlungen einzuleiten. Sie sieht aber keine erfolgversprechenden Ansatzpunkte mehr für Ermittlungen zur Spur "Spitzbart". Herr Böhm und ich beurteilen dies anders. Wir glauben, dass dieser Mann ("Spitzbart") Bindeglied zu dem "Unbekannten" sein könnte, dafür gibt es viele Indizien. Der "Unbekannte", er soll gegen 3.50 Uhr zu dem letzten Begleiter von Tanja aggressiv gesagt haben, "he, lass Tanja in Ruhe", wurde von den Soko/EK-Leitern von Anfang an über die Medien aufgefordert, sich zu melden. Man nimmt an, dass Tanja ihn persönlich kannte. Die Wichtigkeit seiner Identifizierung - als Zeuge, möglicherweise sogar als Täter - wurde immer hervorgehoben. Bis heute ist er nicht ermittelt, ein Phantombild gibt es nicht. Ein solches existiert allerdings seit 2007 von dem "Spitzbart". Dieses sei angeblich veröffentlicht worden. Das trifft nicht zu. Ich habe 2011 (!) bei internen Recherchen einen Mann festgestellt, bei dem es sich um den gesuchten "Spitzbart" handeln könnte. Ich teilte dies dem Leiter der Ermittlungen mit. Daraufhin wurde eine Person festgestellt, über die ich hier aus Gründen der Verschwiegenheitspflicht und der Wahrung der Persönlichkeitsrechte keine Angaben machen kann. Die nachfolgenden Ermittlungen waren völlig unzureichend. Darum habe ich mit kritischen Stellungnahmen behördenintern und bei der Staatsanwaltschaft auf Versäumnisse hingewiesen. Erst auf diese Intervention wurde "scheibchenweise" weiter ermittelt, mit einem nicht akzeptablen Abschluss. Danach sind interne Spannungen aufgetreten. 2012 ging ich in Pension. 2013 hat Rechtsanwalt Böhm durch Akteneinsicht festgestellt, dass immer noch nicht alle Ansatzpunkte in dieser Spur abschließend ermittelt wurden und dass Bezüge zur "Kabinenbahnspur" und zur "Death-Metal-Szene" bestehen. Trotzdem wurden die Ermittlungen nun endgültig abgelehnt. Darüber wurde bei Ministerpräsidentin Malu Dreyer Beschwerde geführt. Sie sagte Frau Gräff persönlich zu, keine Wochen auf Antwort warten zu müssen. Erst zehn Monate (!) später und nach mehreren Anfragen kam die Mitteilung, dass Dr. Brauer und der Justizminister keine weiteren Ermittlungen für nötig erachten. Seit nunmehr vier Jahren (!) verzögern und blockieren eine Handvoll Verantwortliche wichtige Ermittlungen in dieser Spur. Ist man sich klar, was man Frau Gräff damit antut? Sie betont, dass sie kein Mitleid will, sondern Gerechtigkeit, konkret: Die Ermittlungen müssen weitergeführt werden. Günter Deschunty, Trier"




http://www.volksfreund.de/nachrichten/k ... 42,4116245
AngRa
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Re: MORDFALL GRÄFF -- Presseberichte

Ungelesener Beitrag von AngRa »

Süddeutsche Zeitung vom 12.5.2015


12. Mai 2015, 18:47 Uhr

Kriminalfall Tanja Gräff Tod am Roten Felsen

Nach acht Jahren wird die Leiche der verschwundenen Studentin Tanja Gräff in Trier entdeckt. Jetzt wird einer der rätselhaftesten deutschen Kriminalfälle noch einmal von vorne aufgerollt.

Von Martin Schneider

Die Leiche liegt nur ein paar Meter entfernt. Ein paar Meter vom Tatort weg, ein paar Meter von der Straße weg, ein paar Meter von einem großen Apartment-Haus weg. Ganz nah. Acht Jahre lang haben sehr viele Menschen nach Tanja Gräff gesucht. Nur dort nicht. Acht Jahre lang war die 21-jährige Studentin verschwunden. Spurlos. Es gab keinen Tatort, keine Spuren, nichts. Bis Arbeiter am Montagmorgen um 8.50 Uhr Hecken und Sträucher wegschneiden und einen Schädel finden. Wo Tanja Gräff ist, weiß man nun. Aber das macht diesen Fall kaum weniger rätselhaft.

Tanjas Mutter

Zwei Monate zuvor. Es ist ein grauer Tag in Korlingen, dem Heimatdorf von Tanja Gräff, 13 Autominuten von Trier entfernt. Ein großes Familienhaus, in dem jetzt nur noch eine Person wohnt. Der Vater ist vor zwei Jahren gestorben. Bis zu seinem Tod hatte er die Hoffnung nicht aufgegeben, seine Tochter irgendwann wiederzusehen. Vor der Tür liegt ein Stein, Tanja Gräffs Name ist eingraviert. "Kommen Sie rein", sagt Waltraud Gräff, Tanjas Mutter.

Im Wohnzimmer sitzt sie zusammen mit ihrem Anwalt Detlef Böhm auf einer großen, schwarzen Ledercouch. An der Wand hängt ein Bild von Tanja. Das gleiche Porträt, mit dem auch die Polizei nach der jungen Frau suchte. Sie wollen über den Fall sprechen, über die Fakten. Das ist ihnen sehr wichtig.


Es gab schon so viele Texte und Beiträge über Waltraud Gräff, in denen man sich nur dafür interessierte, wie sie als Mutter leidet. Das lässt sie nicht mehr zu. Sie ist hart geworden in all den Jahren.



Was war passiert?

Um den Fall zu verstehen, muss man zurück zum 7. Juni 2007. Waltraud Gräff fährt am frühen Abend Tanja nach Trier. Die Studentin will zum Sommerfest der FH, ein großes Event, 10 000 junge Menschen feiern auf den Parkplätzen rund um die Hochschule. Die Mutter fährt ihre Tochter zunächst zu Andreas (Name geändert) und seinen Freunden. Tanja kennt Andreas erst seit ein paar Wochen. Die beiden sind befreundet, und Tanja schwärmt für ihn.



Die Clique geht später zum Sommerfest und verliert sich irgendwann aus den Augen. Um ungefähr 3.50 Uhr ist Tanja mit dem letzten Begleiter aus der Clique auf dem Fest unterwegs, als sie neben einer unbekannten Person an einem Bierstand stehen bleibt. Dieser unbekannte Mann, erklärt der Begleiter später, habe ihn harsch mit den Worten "Lass die Tanja in Ruhe" angefahren. Da Tanja den Unbekannten zu kennen scheint, sei er weitergegangen.

Tanja Gräff bleibt bei dem Unbekannten. Um vier Uhr morgens wird sie von einem anderen Zeugen, der Tanja persönlich kennt, beobachtet, wie sie bei einer Gruppe von Männern steht und mit Andreas telefoniert. Andreas ist mittlerweile in der Trierer Innenstadt unterwegs, Tanja möchte zu ihm. Um 4.13 Uhr telefoniert sie wieder mit Andreas. Ihr letztes Lebenszeichen.

Der Leichenfund

Rechtsanwalt Detlef Böhm sagt, der Fund sei auf eine gewisse Art eine "Erleichterung" für Tanjas Mutter. Endlich Gewissheit. Aber was für eine Gewissheit? Es bleiben nämlich Fragen. Die bedrückendste ist: Warum hat man Tanjas Leiche nicht früher gefunden? "Die Nähe des Fundortes bestürzt uns", sagt Böhm. "Man muss sich schon fragen, wie bei der Suche vorgegangen worden ist. Es hieß ja immer, man habe jeden Stein umgedreht."

Tatsächlich ist der Fundort merkwürdig. Er liegt nur wenige Hundert Meter von der Fachhochschule entfernt, direkt neben einem Wohnhaus. Genau dieses Gelände aber wurde mehrfach abgesucht, auch mit Kletterern, einem Hubschrauber und einer Drohne. Es sind steile Hänge und Klippen, die "roten Felsen" aus Sandstein, die zur Mosel abfallen. Außerdem ist das Gebiet dicht bewachsen.

Das Dickicht, sagt Chefermittler Christian Soulier auf der eilig einberufenen Pressekonferenz von Polizei und Staatsanwaltschaft am Dienstag, sei der Hauptgrund gewesen, warum man die Leiche nicht gesehen habe. "Die Felsen sind drei Kilometer lang und extrem schwer zugänglich", sagt Soulier. Vom Wohnhaus her war der Ort unter anderem durch eine Brombeerhecke verdeckt und zu Fuß nicht zu erreichen. Erst durch die Rodungsarbeiten sei das möglich gewesen. Die Polizei setzte schon früh Leichenspürhunde und sogenannte Man-Trailer-Hunde ein. Das sind speziell ausgebildete Tiere, die auch noch die geringsten Geruchsspuren verwerten können.



Die Polizei geht davon aus, dass Tanja den Felsen herabstürzte. Ob es ein Unfall war, sagt Ermittler Soulier, das wisse man noch nicht. Allerdings war die Absturzstelle schon 2007 mit einem 1,20 Meter hohen Zaun gesichert. Ist Tanja über diesen Zaun geklettert? Um zu Andreas in die Stadt zu kommen? Höchst unwahrscheinlich. Von dort führt kein Weg in die Stadt. Und Tanja kannte das gefährliche Gelände sehr gut

Der Spitzbart

Rückblende. In ihrem Wohnzimmer sagt Waltraud Gräff, 58, dass sie das Vertrauen in die Trierer Polizei verloren habe. Es ist Ende Februar. Kurz zuvor hat ihr Anwalt Detlef Böhm erstmals Akteneinsicht in dem Fall erhalten: "Es hieß schon früh von der Polizei, dass der Unbekannte, also die Person, die 'Lass Tanja in Ruhe' gesagt hat, der Schlüssel sein könnte", sagt Böhm. Doch bis heute ist dieser Mann nicht identifiziert. Was unter anderem an der Beschreibung liegt: Er soll dunkle Haare gehabt haben, 1,80 Meter groß gewesen sein. Mehr weiß man nicht.

Was Böhm fast noch mehr interessiert, ist ein anderer, auffälligerer Mann, mit dem Tanja ebenfalls gesehen wurde. Böhm nennt ihn "Spitzbart", denn einen solchen wollen die Zeugen an dessen Kinn gesehen haben. Obwohl Spitzbart mit Tanja in einer Gruppe stand, soll sich die Polizei zunächst nicht für ihn interessiert haben. "Es lag eine genaue Beschreibung vor", sagt Böhm. "Und trotzdem wurde die Person erst vier Jahre später ermittelt. Wir fragen uns: warum?"




12. Mai 2015, 18:47 Uhr

Kriminalfall Tanja Gräff Wie geht es weiter?


Der pensionierte Polizist

Ermittelt wurde Spitzbart auf Initiative von Günter Deschunty, einem mittlerweile pensionierten Polizisten, der damals mit dem Fall betraut war. Ende Januar schrieb er einen Leserbrief an die Zeitung Trierischer Volksfreund, in dem er der Polizei schwere Versäumnisse vorwarf, vor allem, was die Suche nach Spitzbart anging. Dieser hätte wenigstens ein wichtiger Zeuge in dem Fall sein können. Die Trierer Polizei reagierte harsch auf Deschuntys Leserbrief. Sie wies die Vorwürfe zurück



Die Death-Metal-Szene

Fast gegenüber des Fundorts der Leiche, auf der anderen Moselseite, steht ein Gebäude, das an allen Wänden mit Graffiti überzogen ist: Das "Ex-Haus", kurz für "Exzellenz-Haus". Früher wohnten hier die Exzellenzen der preußischen Armee. Heute ist es ein Jugend- und Kulturzentrum. Tanja Gräff war in den Wochen vor ihrem Verschwinden öfter hier. Wegen der Death-Metal-Konzerte. Death Metal ist ein Subgenre der Metal-Musik. Es geht in den Texten um Horror, Folter und Tod.

Tanja Gräff lernte Andreas etwa einen Monat vor ihrem Verschwinden im Ex-Haus kennen. Andreas, der mittlerweile nicht mehr in Trier wohnt und nicht reden will, spielte damals in einer Death-Metal-Band, die auch im Ex-Haus auftrat. Und es gibt Anzeichen, die vermuten lassen, dass Spitzbart auch zu dieser Szene gehörte, sagt Böhm. Er spricht sehr vorsichtig. Er weiß, welche Assoziationen diese Bilder auslösen und sagt, dass die Vorliebe für diese Musik gar nichts heißen muss. Es gehe ihm hier eher um mögliche Verbindungen.



Aber eines ist schon komisch: Andreas spielte nach Tanjas Verschwinden auch weiter in Death-Metal-Bands. Im Video einer dieser Bands wird eine junge Frau gezeigt, die bestialisch erschlagen wird. Andreas hat, wie sein Handy beweisen soll, für den Abend, an dem Tanja verschwindet, tatsächlich ein Alibi.

Nachdem Spitzbart schließlich ermittelt war, wurde er befragt, erinnert sich Böhm. Aber er sagte nicht viel. Nur, dass auch er auf dem Fest gewesen sei. Und später sei er dann heimgefahren. Und warum konnte sein Handy zu diesem Zeitpunkt immer noch an der FH geortet werden, wie die Polizei herausfand? Er habe im Auto übernachtet, erklärte Spitzbart. Tanja Gräff kenne er übrigens nicht.

"Mit dieser Aussage hat man es dann ruhen lassen", sagt Böhm. "Es gab keine ausreichenden Ermittlungen."



Die Schreie

Es gibt in diesem Fall noch mehr Merkwürdigkeiten. Ein Anwohner gab an, dass er zum Zeitpunkt des Verschwindens von Tanja Gräff um 4.30 Uhr von einem panischen Frauenschrei in der Nähe der stillgelegten Kabinenbahn geweckt worden sei. Die Kabinenbahn ist heute abgerissen, lag damals aber in unmittelbarer Nähe zur FH und in unmittelbarer Nähe zum Fundort der Leiche.

Sechs Tage nach dem Verschwinden durchsuchte die Polizei außerdem in einer großen Razzia Wohnungen in der Pallienstraße, ebenfalls in unmittelbarer Nähe zum Leichenfundort. Anwohner hatten Hilfeschreie einer jungen Frau gehört. In der Straße wohnte ein mittlerweile verstorbenes Mitglied der Trierer Death-Metal-Szene, auch seine Wohnung wurde überprüft. Die Razzia blieb aber ohne Ergebnis, auch die Umgebung soll abgesucht worden sein. Der Trierer Staatsanwalt Eric Samel sagte auf der Pressekonferenz, dass die damaligen Bewohner nun noch einmal Teil der Ermittlungen sein werden.



Was sagen die Ermittler?

Oberstaatsanwalt Peter Fritzen weist weiter alle Vorwürfe zurück. Zu Spekulationen wollte er sich auf der Pressekonferenz nicht äußern. Wochen zuvor antwortete er auf eine Anfrage der Süddeutschen Zeitung - mit einem neunseitigen Statement. Inhalt: Die Spitzbart-Spur, so Fritzen, sei nur eine von mehr als 800 Spuren gewesen und habe halt auch nicht weitergeführt. Ende der Ermittlungen. Für weitere Nachforschungen in der Trierer Death-Metal-Szene sah die Staatsanwaltschaft bisher keinen Anlass. Die Verbindungen von Tanja in die Szene seien nicht eindeutig genug.

Tatsächlich kann man den Behörden kaum zu wenig Engagement vorwerfen. Vielen Polizisten gehe der Fall auch persönlich nahe, schreibt Fritzen. Bernd Michels etwa, der ehemalige Leiter der Trierer Mordkommission, erlitt am ersten Jahrestag von Tanjas Verschwinden einen Herzinfarkt - nach einer Trauerfeier für sie



Wie geht es weiter?

Nun wird einer der rätselhaftesten Kriminalfälle Deutschlands noch einmal von vorne aufgerollt. Die Polizei kündigte an, alle 800 Spuren noch mal anhand der neuen Erkenntnisse zu überprüfen. Die Rechtsmedizin wird ihr Gutachten abgeben, außerdem wurde Tanja Gräffs Handy gefunden. Gerade das Handy könnte wichtige Hinweise liefern. Die Polizei geht weiterhin von einem Tötungsdelikt aus.

Und Waltraud Gräff? Im Gegensatz zu den Ermittlern glauben sie und ihr Anwalt auch weiter, dass Spitzbart den Weg zur ganz heißen Spur weisen könnte. Dass Tanja definitiv tot ist, überrascht sie nicht. "Eine Mutter spürt das", sagte sie bereits Ende Februar in ihrem Wohnzimmer. "Ich will nur einen Ort zum Trauern haben. Ich würde sie gerne in Würde beerdigen können."


http://www.sueddeutsche.de/panorama/ver ... .2476906-2
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Re: MORDFALL GRÄFF -- Presseberichte

Ungelesener Beitrag von talida »

Die in Trier seit acht Jahren vermisste Studentin Tanja Gräff ist vermutlich nahe des letzten bekannten Aufenthaltsortes an der Fachhochschule Trier einen Felsen herabgestürzt.


.....................


Das sagte der Leiter der Staatsanwaltschaft Trier, Peter Fritzen, am Dienstag auf einer Pressekonferenz. Nachdem nahezu das vollständige Skelett sowie zahlreiche persönliche Gegenstände wie Armbanduhr, Ohrringe, Studentenausweis und Handy gefunden sowie der Zahnstatus bestätigt worden seien, gebe es "keine ernsthaften Zweifel" mehr, dass es sich bei den am Montag bei Rodungsarbeiten gefundenen sterblichen Überresten um die von Tanja Gräff handele.

Der Fundort sei von der Mosel aus zu Fuß nur äußerst schwer zu erreichen, weswegen Gräff vermutlich von oben über den "Roten Felsen" abgestürzt sei. An der möglichen Absturzstelle oberhalb des Fundorts gebe es einen Fußweg auf den Felsen, der allerdings mit einem massiven Geländer gegen Abstürzte gesichert sei. Die Polizei rechtfertigte sich, dass die Leiche bislang nicht gefunden wurde. "Es wurde in dem Bereich gesucht, aber in genau diesem Dickicht waren wir nicht drin", sagte ein Polizeisprecher. An der entsprechenden Stelle sei der Felsen 50 Meter hoch, ein Abseilen sei schwierig. "Zu dieser Zeit war mehr nicht möglich - jedes Dickicht abzuholzen, da werden sie nicht fertig".

Einen konkreten Hinweis habe es schließlich nicht gegeben. Die fragliche Stelle sei 2007 mit einer Wärmebildkamera im Hubschrauber abgeflogen worden, ohne dass es Hinweise gegeben habe. Auch der Schrei, den ein Zeuge vom anderen Ufer der Mosel gehört haben will, sei von diesem eher in eine andere Richtung verortet worden. Die Polizei bildet nun erneut wieder eine Sonderkommission und ermittelt in alle Richtungen.

Seriöse Aussagen zu möglichen Handlungsabläufen könne man derzeit noch nicht machen. Seit dem Verschwinden von Tanja Gräff am 7. Juni 2007 nach einer großen Studentenparty sorgt der Fall überregional für großes Aufsehen. In dem damals populären sozialen Netzwerk StudiVZ diskutierten anfänglich Freunde der Vermissten öffentlich über den Ablauf der Nacht, in einem Internetforum gibt es mittlerweile rund 30.000 Diskussionsbeiträge. Selbst "private" Ermittler hatten sich zwischenzeitlich auf die Suche nach der vermissten Studentin gemacht.


http://www.ad-hoc-news.de/vermisste-stu ... s/43629615
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Re: MORDFALL GRÄFF -- Presseberichte

Ungelesener Beitrag von AngRa »

Trierischer Volksfreund vom 11.5.2015

Chronik: Die lange Suche nach Tanja Gräff

(Trier) Seit die Studentin im Juni 2007 verschwand, suchten Polizei, Eltern und Freunde nach Tanja Gräff. Doch selbst Fernsehsendungen und ein Appell an den mutmaßlichen Mörder brachten keine Ergebnisse - bis nun Knochen gefunden wurden, bei denen es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um die sterblichen Überreste der jungen Frau handeln soll. Nachfolgend eine Chronologie der wichtigsten Ereignisse:



Chronik des Vermisstenfalls Tanja Gräff

- 7. Juni 2007: Tanja Gräff verschwindet im Alter von 21 Jahren bei einem Sommerfest an der Fachhochschule Trier spurlos.

- 13. Juni 2007: Die Polizei sucht weiter nach der vermissten Studentin. Die Wahrscheinlichkeit, sie lebend zu finden, schwinde aber mit jedem Tag, sagt der Chef der Sonderkommission. Er geht von einem Verbrechen aus.

- 27. September 2007: Der Fall ist Thema in der ZDF-Sendung «Aktenzeichen XY ... ungelöst». Eine heiße Spur ergibt sich nicht. Hinweise gehen auch zu einem Auto ein, dessen Fahrer ein unbekannter Begleiter sein könnte, mit dem Gräff die Party verlassen haben soll.

- 27. November 2007: Die Polizei startet mehrere Suchaktionen, unter anderem an einem Stausee in Luxemburg. 62 Taucher aus drei Ländern und Sonarspezialisten erkunden das Gewässer in einem dreitägigen Großeinsatz. Der Einsatz verläuft ergebnislos

- 21. März 2008: Die Eltern der Studentin wenden sich mit einem öffentlichen Appell an den möglichen Mörder ihrer Tochter. «Geben Sie uns einen Hinweis, wo wir Tanja finden», sagen die Eltern in einem Interview der Zeitung «Trierischer Volksfreund».

- 7. Juni 2008: Auch ein Jahr nach dem Verschwinden der Lehramtsstudentin bleibt ihr Schicksal ungeklärt. 1300 Hinweise sind eingegangen, doch die Ermittler sind ohne heiße Spur. Freunde erinnern mit öffentlich abgespielten Musikstücken an den Fall.

- 16. Januar 2009: Die Polizei löst ihre Ermittlungskommission auf. Rund 1400 Hinweisen und 600 Ermittlungsspuren sind die Polizisten nachgegangen, ohne das Schicksal der Vermissten klären zu können.

- 29. Oktober 2010: Die Polizei rollt den Fall neu auf. Ein dreiköpfiges Ermittlungsteam soll «alle alten Spurenakten» nochmals überprüfen. Fünf Monate später räumt die Polizei ein, dass es nur wenig Hoffnung auf Klärung gebe.



- 18. März 2011: Spezialisten suchen die Felsen an der Fachhochschule mit einer Drohne ab. Doch auch das unbemannte Minifluggerät bringt keine verwertbaren Spuren.

- 30. März 2011: Der Fall ist Thema einer Spezialsendung von «Aktenzeichen XY ... ungelöst» im ZDF. Die Sendung thematisiert die Fälle plötzlich verschwundener Kinder. Doch der Bericht bringt die Polizei auch nicht weiter.

- 11. Mai 2015: Die Ermittler geben bekannt, dass an einem schwer zugänglichen Steilhang in Trier-Pallien Knochen gefunden wurden, bei denen es sich laut Polizei und Staatsanwaltschaft mit hoher Wahrscheinlichkeit um die sterblichen Überreste Gräffs handelt.



http://www.volksfreund.de/nachrichten/r ... 54,4210353
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Re: MORDFALL GRÄFF -- Presseberichte

Ungelesener Beitrag von AngRa »

Focus 13.5.2015

Tanja Gräff ist tot: Das ist die einzige Gewissheit im Fall der 2007 verschwundenen Studentin. Die Hintergründe jedoch sind unklar. FOCUS Online gibt einen Überblick über die vielversprechendsten Spuren und größten Ungereimtheiten im Fall Tanja Gräff.

•„Lass Tanja in Ruhe!“: Unbekannter brüllte Gräffs Begleiter kurz vor ihrem Verschwinden an
•Ex-Ermittler wirft Polizei schwere Versäumnisse vor
•Gräff hatte Kontakte in die Death-Metal-Szene
•Anwohner will panische Frauenschreie gehört haben

Sie suchten mit Drohnen, Wärmebildkameras und Man-Trailing Hunden nach ihr, starteten Suchaktionen, die bis zu einem See nach Luxemburg reichten. Doch als Tanja Gräff acht Jahre später tot aufgefunden wird, liegt sie gerade mal einen Kilometer von dem Ort entfernt, an dem sie verschwand.

"Es stellt sich jetzt die Frage, wie akribisch die Polizei damals gesucht hat“, sagt Detlef Böhm, der Anwalt von Tanja Gräffs Mutter. Es ist nicht das erste Mal, dass Kritik an der Arbeit der Polizei laut wird. Der mittlerweile pensionierte Trierer Kriminalbeamte Günter Deschunty warf den Behörden erst im Januar vor, Hinweise nicht richtig zu verfolgen.

Dabei scheint es durchaus vielversprechende Spuren zu geben:

Was geschah mit der Studentin?Der rätselhafte „Spitzbart“: Das sind die vier heißesten Spuren im Fall Tanja Gräff


Spur 1: die „Spitzbart-Spur“

In einem Leserbrief an den „Trierischen Volksfreund“ kritisiert der frühere Polizist Deschunty, dass der „Spitzbart“-Spur nicht richtig nachgegangen worden sei. Diese hat ihren Ursprung in der Nacht, in der Tanja Gräff verschwand, auf dem Sommerfest der FH in Trier. Eine Gruppe aus Männern war vorher zusammen gesichtet worden, einer von ihnen mit auffälligem Spitzbart am Kinn.

Um 3:50 Uhr soll ein anderer Mann aus dieser Gruppe aggressiv zu Tanja Gräffs Begleiter gesagt haben: „He, lass Tanja in Ruhe!“ Der Begleiter ließ die Studentin alleine mit dem Mann, den sie zu kennen schien. Das war das letzte Mal, dass die lebende Tanja Gräff zweifelsfrei identifiziert wurde. Im Zuge der Ermittlungen forderte die Polizei den unbekannten Mann über die Medien auf, sich zu melden – ohne Erfolg.

Ex-Kriminalbeamter: „Ermittlungen waren völlig unzureichend“

Ein Phantombild von ihm gibt es nicht. „Ein solches existiert allerdings seit 2007 von dem ‚Spitzbart‘“, schreibt der pensionierte Kriminalbeamte Deschunty. Das Phantombild des Bartträgers, der den unbekannten Mann offenbar kannte, sei jedoch nie veröffentlicht worden, wirft er der Polizei vor.


Erst vier Jahre nach Gräffs Verschwinden sei Deschunty bei internen Recherchen auf jemanden gestoßen, der dieser „Spitzbart“ sein könnte. Er kritisiert die Beamten: „Die nachfolgenden Ermittlungen waren völlig unzureichend.“ Nachdem er die Staatsanwaltschaft auf Versäumnisse hingewiesen habe, sei „scheibchenweise“ weiterermittelt worden – mit einem nicht akzeptablen Abschluss, so Deschunty.

Spur 2: die „Kabinenbahn-Spur“

Eine weitere Spur führt zu einer stillgelegten Kabinenbahn am Zurlaubener Ufer. Zwischen 4:20 und 4:30 Uhr in der Nacht von Tanja Gräffs Verschwinden habe er dort panische Schreie vom Parkplatz gehört, sagt ein Zeuge. „Lass mich“, soll eine Frau gerufen haben, dann noch einmal. Die Ermittler riefen mögliche weitere Zeugen des Vorfalls auf, sich zu melden. Ob die Schreie von Tanja Gräff stammten, konnten sie trotzdem nicht herausfinden.

Allerdings ist die Kabinenbahn nicht allzu weit entfernt vom FH-Gelände, etwa 15 Minuten zu Fuß. Sie liegt am Mosel-Ufer – jedoch nicht auf der Seite des Flusses, wo nun die Leiche gefunden wurde. Der Zeuge, der in jener Nacht einen weiblichen Hilfeschrei an der Mosel vernommen haben will, soll nun noch einmal gehört werden, wie der Oberstaatsanwalt am Dienstag bekannt gab.

Spur 3: die „Homburg-Spur“

Ungefähr 100 Kilometer entfernt von Trier liegt die Stadt Homburg. Zwei Tage nach Tanja Gräffs Verschwinden will ein Zeuge dort eine verdächtige Beobachtung gemacht haben, wie die „Saarbrücker Zeitung“ damals berichtete.


Ein Mann soll eine schlanke Frau auf seiner Schulter über die Straße getragen haben, die der Studentin ähnlich gesehen haben soll. Auch diese Ermittlungen liefen jedoch ins Leere.

Spur 4: die „Death-Metal-Spur“

In den Wochen vor ihrem Verschwinden hatte Tanja Gräff offenbar einen neuen Freundeskreis erschlossen. So hätte sie häufiger Kontakt mit Personen aus der Death-Metal-Szene. Haben diese neuen Bekanntschaften etwas mit dem Fall zu tun?

Das sei nicht auszuschließen, fand offenbar die Mutter von Gräff. Sie machte den Kriminalbeamten im „Trierischen Volksfreund“ Vorwürfe: Das Umfeld von Tanjas damals neuem Freundeskreis sei von den Ermittlern nie richtig unter die Lupe genommen worden. Dabei scheint sogar ein Zusammenhang zwischen den neuen Death-Metal-Freunden und einer anderen Spur zu bestehen: Denn auch die Gruppe rund um den „Spitzbart“ könnte dieser neuen Clique angehören, wurde vermutet.

20-köpfige Sonderkommission bewertet alle Spuren neu

Erweist sich eine dieser Spuren als die richtige? „Es ist noch ein weiter Weg bis zur Aufklärung des Todes von Tanja Gräff", sagt Oberstaatsanwalt Peter Fritzen. Alle knapp 3000 Hinweise und Spuren werden im Licht des Leichenfundes neu bewertet. Eine 20-köpfige Sonderkommission soll Licht ins Dunkel bringen.



http://www.focus.de/panorama/was-gescha ... 81481.html
AngRa
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Re: MORDFALL GRÄFF -- Presseberichte

Ungelesener Beitrag von AngRa »

Zeitungsbericht Trierer Volksfreund nach dem Verschwinden

Trierischer Volksfreund: Dramatischer Polizeieinsatz
Dramatischer Polizeieinsatz: Zittern um Tanja


Massives Polizeiaufgebot im Trierer Stadtteil Pallien, Aufmarsch von 100 Beamten in schusssicheren Westen, abgesperrte Straßen und eine Durchsuchungsaktion in Dutzenden Häusern: Die Ermittlungen im Fall der verschwundenen Korlinger Studentin Tanja Gräff nahmen gestern Abend eine dramatische Entwicklung – ohne zu einem Erfolg zu werden




Trier. Mittwochabend, um 19.15 Uhr im Trierer Stadtteil Pallien. Abgesperrte Straßenzüge, bewaffnete Polizeibeamte in schusssicheren Westen klingeln an Haustüren. Nichts dringt zunächst nach draußen – nur so viel: Es handelt sich um eine Durchsuchungsaktion im Zusammenhang mit den Ermittlungen im Fall der vermissten Korlinger Studentin Tanja Gräff. Ein Anwohner in der Bonner Straße berichtet wenig später, die Beamten hätten ihm gesagt, am Nachmittag seien Hilferufe gehört worden – deshalb die Polizeiaktion. Heinz Krämer, Anwohner, berichtet, ein Dachdecker und ein Zimmermann hätten Schreie aus Richtung der Sandsteinfelsen gehört. Sie hätten auch die Polizei alarmiert. Die Schreie, so berichten andere Anwohner, hätten „nicht normal geklungen“. Grund genug für die Polizei, einen Großeinsatz zu beschließen – mit der richterlichen Genehmigung für die Durchsuchung praktisch eines ganzen Stadtteils.


Polizei bricht 20 Türen auf


Gegen 21 Uhr: Wo Türen nicht geöffnet werden, brechen Beamte sie mit Hilfe von Schlüsseldiensten auf. Auch die Wohnung von Shawn Becker wird durchsucht. „Ich finde das gut“, sagt Becker. Andere Anwohner sind weniger begeistert. Barbara Longen ist völlig überrascht, als sie gegen 21.30 Uhr nach Hause kommt und ihre Tür aufgebrochen worden ist. „Ich finde das nicht so toll“, sagt die allein stehende Frau. „Ich habe eine Rufumleitung. Hätte die Polizei sich gemeldet, wäre ich in fünf Minuten da gewesen.“ Ein Schlüsseldienst setzt ihr gleich nach dem Einsatz einen Ersatz für das zuvor aufgebrochene Schloss in der Tür ein. „Ich habe 14 Türen aufgemacht“, sagt Franz Zamberger von der Firma Klinke, „in dem Ausmaß habe ich das auch noch nicht erlebt.“ Insgesamt werden es an diesem Abend 20 Türen, die die Polizei gewaltsam aufbricht. Dutzende Wohnungen werden gründlich durchsucht, wie die Betroffenen berichten. Die meisten Menschen sind hilfsbereit, fiebern und bangen wie die ganze Region mit bei der Suche nach der 21-jährigen Studentin. „Ich finde es toll, dass die Anwohner die Polizei so gut unterstützen“, sagt Ortsvorsteher Klaus Blum. Das bestätigt auch Polizeisprecherin Monika Peters: „Die Leute waren überaus kooperativ.“



Die Anteilnahme lässt nicht nach

Den ganzen Tag über hatte es keine neuen Spuren von der vermissten jungen Frau gegeben. Die Anteilnahme am Schicksal der 21-Jährigen aber lässt nicht nach. So war es nur eine Art Strohhalm, an den sich die Trierer Ermittler um ihren Soko-Leiter Bernd Michels geklammert hatten: Ein Kleingärtner, dessen Garten in der Nähe des Wildgeheges und damit unweit der Fachhochschule liegt, hatte den Beamten von einem „merkwürdigen Gespräch“ berichtet, das er am frühen Donnerstagmorgen zufällig belauscht hatte – dem Tag des Verschwindens von Tanja Gräff. Zwei junge Männer hatten sich unterhalten, „mitgehangen, mitgefangen“ soll der eine dem anderen gesagt haben, und: „Mach dir keine Gedanken.“


Sollte dieser Vorfall womöglich etwas mit dem Verschwinden der Trierer Studentin Tanja Gräff zu tun haben? Der Hoffnungsfunke glühte nur wenige Stunden. Am Mittwoch meldete sich ein junger Mann bei der Polizei. Er gab zu, gemeinsam mit einem Freund auf dem Sommerfest der Fachhochschule eine Kiste Bier gestohlen zu haben, die das Duo anschließend in der Kleingartenanlage „verputzte“. Dabei hätten die beiden auch das „merkwürdige Gespräch“ geführt, berichtet die Polizei. Ein weitere Spur, die zu nichts führt, ebenso wie die Suchaktionen am Tag rund um die Fachhochschule, wo die 21-jährige Studentin aus Korlingen (Kreis Trier-Saarburg) vor einer Woche zum letzten Mal lebend gesehen worden war.

Ungeachtet dessen sind sich Polizei und andere Hilfskräfte einig: Wir suchen weiter. In ihrem Engagement nicht müde werden auch die Freunde, Bekannten und Kommilitonen der vermissten jungen Frau. Auch in den nächsten Tagen wolle die Gruppe gezielt Leute ansprechen und nach Beobachtungen fragen, sagt Christian Jäger. „Großen Respekt vor dem Engagement der Studierenden“ äußert gestern Nachmittag auch Universitätspräsident Peter Schwenkmezger, an dessen Hochschule Tanja studiert. „Ich bin tief bewegt“, sagt Schwenkmezger. Besonders schlimm ist die Situation derzeit in der knapp 900-Einwohner-Gemeinde Korlingen, wo Tanja mit ihren Eltern lebt.




Trost und Zuspruch für die Eltern

„Das ganze Dorf bangt mit der Familie“, sagt Ortsbürgermeister Kurt Koppka, „wir hoffen alle, dass sie lebend und gesund gefunden wird.“ Am frühen Abend besucht Koppka mit Verbandsgemeindebürgermeister Bernhard Busch die Eltern. Trost und Zuspruch in einer Zeit, in der es schwer ist, die richtigen Worte zu finden.

Hoffnung macht dann zunächst der Großeinsatz am späten Abend. Wird Tanja vielleicht doch noch lebend gefunden? Je länger aber die Polizisten die Häuser durchkämmen, desto weniger wahrscheinlich wird, dass der Einsatz noch Erfolg zeigt. Kurz vor 22 Uhr rücken die ersten Beamten ab. Um 22.05 Uhr werden die Durchsuchungen abgebrochen. „Woher die Hilferufe kamen, haben wir nicht herausfinden können“, sagt Polizeisprecherin Monika Peters. „Wir bedauern es natürlich sehr, dass wir Tanja Gräff nicht gefunden haben.“

Derweil kreist über Pallien bereits der Polizeihubschrauber, der in der Nacht mit einer Wärmebildkamera über das Gelände rund um die Fachhochschule fliegen wird. Die Suche nach Tanja Gräff geht weiter




http://www.volksfreund.de/nachrichten/D ... 58,1409370
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Re: MORDFALL GRÄFF -- Presseberichte

Ungelesener Beitrag von talida »

Spurensuche unterhalb des roten Felsens - Polizisten sind weiterhin in Trier-Pallien im Einsatz

(Trier) Polizeiarbeit unter erschwerten Bedingungen: Am Tag nach dem Fund der sterblichen Überreste von Tanja Gräff suchten dort gestern die Ermittler weiter nach Spuren. Spuren, die das Rätsel über den Tod der seit 2007 vermissten Studentin womöglich lösen können.

Sie habe die ganze Nacht nicht schlafen können, sagt die Frau. Sie wohnt in einem Mehrfamilienhaus am Ende des Trie-rer Stadtteils Pallien. Dahinter wurden am Montagmorgen auf einem bis dahin kaum zugänglichen Flecken unterhalb des mächtigen Sandsteinfelsens Knochenteile von Tanja Gräff gefunden. „Unfassbar“ sei das, sagt die völlig aufgelöst wirkende Frau. Sie könne nicht glauben, dass die Leiche womöglich jahrelang hinter dem Haus lag. „Schrecklich.“ Der Frau fehlen die Worte.

Vom dritten Stock des in die Jahre gekommenen Wohnhauses sind es nur ein paar Meter zu der Stelle, an der ein Waldarbeiter kurz vorm Fällen eines der Ahornbäume auf einen Knochen gestoßen ist. Ein menschlicher Schädelknochen, wie nun feststeht.

Ein schmaler mit Waschbetonplatten belegter Steg, auf dem zwei Polizisten stehen, führt vom Hausflur zu einem kleinen Gärtchen unterhalb des roten Felsens, der hier gut 30 Meter nach oben ragt. Das Gärtchen ist mit einem rot-weißen Band abgesperrt. Ein verwitterter Gartenzwerg steht in einer Felseinbuchtung. Daneben eine Solarleuchte. Blumentöpfe stehen auf dem sandigen Boden, in den eine kleine Yuccapalme gepflanzt wurde.

Dichtes Gestrüpp

Ein Rhododendronbusch blüht üppig in Blau. Daneben ein grüner, teilweise eingeschnittener Maschendrahtzaun. Von dort geht es auf den kleinen Felsvorsprung.

Unvorstellbar, dass der bis vor kurzem völlig zugewuchert gewesen sein soll. Hohe Ahornbäume hätten hier gestanden, dichtes Gestrüpp aus wilden Brombeeren sei bis zu dem Maschendrahtzaun gewachsen, erzählt ein Bewohner des Hauses. Seit Wochen sei hinter dem Haus gerodet worden, seien Bäume gefällt, Hecken geschnitten worden.

Polizisten in Blaumännern graben auf dem Felsvorsprung den Boden um. Mitarbeiter der Spurensicherung suchen im Sand nach Hinweisen. Ein Mann, auf dessen blauem T-Shirt „Polizei“ steht, sägt bereits gefällte Bäume klein, räumt sie zur Seite.

Ein Mitarbeiter der Firma, die seit Wochen hinter dem Haus gerodet habe, sei am Montagmorgen an der Stelle gerade dabei gewesen, einen Baum, der gefällt werden sollte, mit einem Seil zu sichern, als er plötzlich auf dem Boden etwas gefunden habe, sagt ein älterer Bewohner des Hauses. „Was er gefunden hat, habe ich nicht gesehen.“
Kurze Zeit später seien dann die ersten Polizeiwagen vorgefahren. Bis zu 20 Polizisten seien dann dort herumgelaufen, erzählt der Mann.

Ihre Tochter habe geweint, als sie die ganzen Leute dort hinter dem Haus gesehen habe, sagt eine Mutter. Später sei dann auch noch ein Hubschrauber übers Haus geflogen. Was die Polizisten dort suchten, habe sie erst am Abend von ihrer älteren Tochter erfahren. „Die hat in Facebook gelesen, dass sie Tanja Gräff hier gefunden haben“, sagt die Frau. „Ist sie tatsächlich ’runtergestürzt?“ fragt der ältere Bewohner zweifelnd. Er glaubt eher, dass sie „von unten“ dort hingelegt worden sei. Mehr will er dazu aber nicht sagen.

Oberhalb des Mehrfamilienhauses machen sich Bergsteiger des Sondereinsatzkommandos der Polizei bereit für eine heikle Mission. Sie sollen sich oben von dem steilen Felsen abseilen und dort nach Spuren suchen. Eine Reporterin des Nachrichtensenders NTV schildert mit dem Rücken zu dem Felsvorsprung und dem Felsen vor der Kamera, wie die Waldarbeiter am Tag zuvor die Knochen gefunden haben. Weitere Mannschaftswagen der Polizei fahren vor.

Bereitschaftspolizisten, die das noch immer unwegsame Gelände unterhalb des Felsens absuchen sollen. Ein Kollege weist sie ein, sagt, worauf sie achten sollen. Nach und nach kommen weitere Kamerateams den steilen Weg, der vom Parkplatz des Mehrfamilienhauses zu dem Waldweg unter dem roten Felsen führt, herauf. Sie wollen von hier aus die Fundstelle filmen.

Plakat erinnert an Tanja

Oberhalb des Felsens verläuft ein schmaler Pfad. Knapp einen Kilometer ist es von hier bis zur Fachhochschule. Dort wurde Tanja am 7. Juni 2007 bei einem Sommerfest zum letzten Mal gesehen. Keine zehn Minuten dauert die Fahrt mit dem Auto vom Ende des Stadtteils Trier-Pallien bis zu der Fachhochschule. An der Fußgängerbrücke, die Parkplatz und Hochschule verbindet, hängt auch an diesem Vormittag noch das Plakat, mit dem Freunde von Tanja seit Jahren nach der Studentin gesucht haben. „Wo ist Tanja?“ steht darauf, daneben ein Bild der damals 21-Jährigen. An der schmalen Straße, die an der Hochschule vorbei Richtung Naherholungsgebiet Weisshauswald führt, erinnert seit geraumer Zeit ein kleiner Schrein am Waldrand an das bislang ungeklärte Verschwinden von Tanja Gräff. Fotos, Vermisstenanzeigen mit Telefonnummern und eine Liste mit Gegenständen, die die 21-Jährige damals bei sich hatte, wie etwa Schmuckstücke, kleben auf der kleinen Holztafel. Irgendjemand hat einen frischen Strauß mit rosa Blumen davor gestellt.



http://www.volksfreund.de/nachrichten/r ... 54,4211566
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Re: MORDFALL GRÄFF -- Presseberichte

Ungelesener Beitrag von talida »

Tageblatt Lux
14. Mai 2015 09:08; Akt: 14.05.2015 09:27 Print

Tanja Gräffs Schädel nicht verletzt

Nach dem Fund der sterblichen Überreste von Tanja Gräff ist die Todesursache noch immer unklar.
Ihr Schädel ist unverletzt, sagt ein Rechtsmediziner.

Die Trierer Studentin Tanja Gräff ist offenbar nicht durch eine Kopfverletzung zu Tode gekommen. Das habe eine erste Untersuchung des Schädels der Toten ergeben, sagte der Leiter des Instituts für Rechtsmedizin an der Uni Mainz, Professor Reinhard Urban, am Mittwoch. Der Schädel weise "vom äußeren Aspekt her keine Verletzungen oder Werkzeugspuren auf, die auf eine Gewalteinwirkung gegen den Kopf unmittelbar Rückschlüsse zulassen". Bislang hat Urban lediglich den Schädel untersucht.

Dieses erste Ergebnis sage aber noch nichts darüber aus, wie die Studentin ums Leben gekommen sei, sagte Urban. Zunächst müsse er noch die anderen Knochen untersuchen. Erst dann könne er etwas Genaueres zu einer möglichen Gewalteinwirkung sagen. "Wenn wir Verletzungen finden, werden wir versuchen, zu differenzieren, ob es eben zwingend ein Tötungsdelikt ist oder ob das auch ein Unfall gewesen sein könnte", sagte er.

Tödliche Verletzungen an anderen Körperstellen

Auch wenn jemand abstürze, müsse nicht unbedingt der Kopf dabei verletzt werden. Es könne auch tödliche Verletzungen an anderen Körperteilen geben, etwa am Brustkorb. Zu der Frage, ob er glaube, die Todesursache noch feststellen zu können, sagte er: "Die Möglichkeiten kann ich im Moment nicht einschätzen, weil ich die Knochen noch nicht kenne." Er warte noch auf den Rest. Einige Knochen befänden sich "innerhalb von Kleidung".

Die sterblichen Überreste von Tanja Gräff waren am Montag bei Rodungsarbeiten unterhalb einer 50 Meter hohen Felswand in Trier-Pallien auf einem Privatgelände gefunden worden. Die junge Frau war seit Juni 2007 vermisst.

"Nichts übersehen"

Am Mittwoch durchsuchte die Polizei weiter das Gelände rund um den Fundort der Leiche. "Wir wollen sichergehen, dass wir nichts übersehen", sagte ein Sprecher der Polizei. Auch der Bereich oberhalb der Felswand wurde von Polizisten großflächig geprüft.

Unterdessen arbeitet die neue Sonderkommission daran, alle relevanten Spuren, die es bisher gab, in Bezug auf den Fundort neu zu bewerten, sagte der Sprecher. Die Ermittler gehen davon aus, dass die damals 21-Jährige von dem Felsen in die Tiefe stürzte (►Link). Die Hintergründe sind noch unklar. Der Fundort ist rund einen Kilometer von der Hochschule Trier entfernt, wo Gräff vor fast acht Jahren zuletzt lebend gesehen worden war.


http://www.tageblatt.lu/nachrichten/gro ... t-19134265
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Re: MORDFALL GRÄFF -- Presseberichte

Ungelesener Beitrag von AngRa »

Trierer Volksfreund, 15.5.2015

Tanja Gräff kein Einzelfall: Immer wieder Vermisste am roten Felsen

(Trier) Der seit einigen Tagen aufgeklärte Vermisstenfall Tanja Gräff ist kein Einzelfall: In der Nähe des Fundorts von Tanjas sterblichen Überresten wird seit einiger Zeit ein weiterer Mensch vermisst. Und: An den roten Felsen in Trier-Pallien wurden schon häufiger Tote erst nach einiger Zeit entdeckt.

Raimund Ackermann kennt das Gebiet entlang der roten Felsen wie seine Westentasche. Der Trierer Streetworker kümmert sich schon seit langem um die Trierer Obdachlosenszene, betreut immer wieder auch Wohnsitzlose, die in dem Wald- und Felsengelände zwischen Pallien und Biewer leben. Einer von ihnen, Thomas Schmidt, wird seit anderthalb Jahren vermisst. „Er ist spurlos verschwunden“, sagt Ackermann, „wie vom Erdboden verschluckt.“

Thomas „Tom“ Schmidt lebte zuletzt in einer Hütte oberhalb eines Weinbergs der Vereinigten Hospitien. Laut Streetworker Ackermann ist das Gelände nur 200 Meter von der Stelle entfernt, wo am Montag die sterblichen Überreste der lange vermissten Trierer Studentin Tanja Gräff entdeckt wurden

Auch nach dem Wohnsitzlosen Tom Schmidt wurde mehrfach gesucht. Zuletzt gab es im Sommer vergangenen Jahres eine größere Aktion, bei der auch acht Polizeihunde eingesetzt wurden. Ohne Erfolg. „Es wurde aber auch nur im Umkreis der Hütten gesucht“, sagt Streetworker Ackermann. Er beschreibt das Gelände am Fuß der roten Felsen als „sehr ursprünglich und unwegsam“. Selbst wenn man sich einen Weg freischlage, verbusche der schon nach kurzer Zeit wieder.

Von dem vermissten Wohnsitzlosen fehle noch immer jede Spur, bestätigt auch Polizeisprecher Karl-Peter Jochem. „Nicht ausgeschlossen, dass ihm etwas zugestoßen sein könnte“, sagt Streetworker Raimund Ackermann.

In der Vergangenheit wurden am Fuß der roten Felsen schon häufiger Leichname entdeckt, die dort eine ganze Zeit gelegen hatten. In den beiden Fällen, die unserer Zeitung geschildert wurden, handelte es sich um Selbsttötungen.
1978 sprang in der Nähe der Stelle, wo jetzt die sterblichen Überreste Tanja Gräffs entdeckt wurden, eine 36-jährige Frau in den Tod. Bauarbeiter fanden ihre Leiche zwei Wochen später durch Zufall.

An einen ähnlichen Fall erinnert sich Bernd Michels, bis 2009 Chef der Trierer Mordkommission. In den 80er Jahren fanden Kletterer in Höhe der Kabinenbahn die sterblichen Überreste einer seit zwei Jahren vermissten Frau. Bei der intensiven Suche zuvor waren laut Michels nur ihr Auto und eine Handtasche gefunden worden.


http://www.volksfreund.de/nachrichten/r ... 54,4213991
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Re: MORDFALL GRÄFF -- Presseberichte

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Leser Kommentar, Focus vom 14.5.2015, Marco Burger


In einem der zahlreichen Berichte über Tanja Gräff wird gesagt, dass sie das Gelände um die FH GUT kannte. Ich frage mich, wie der Kommentator zu dieser Aussage kommt. Sie ist nicht in der direkten Nachbarschaft groß geworden, und kannte es wohl erst seit ihrem Studium. Aus der Berichterstattung wissen wir zudem, dass das Gebiet weitläufig und unübersichtlich ist. Davon, dass sie sich viel in der Natur aufhielt und Wanderungen o.Ä. liebte, ist nichts bekannt.Wahrscheinlich kannte sie dort oben kaum mehr als das FH Gebäude. Nach der Feier wollte sie in die Stadt zurück, hat sich aber in der Dunkelheit verlaufen. Dann beschloss sie eine Abkürzung zu nehmen und ahnte nicht, wie steil es an dieser Stelle bergab geht. Eventuell hatte sie die Orientierung auch völlig verloren.

http://www.focus.de/regional/trier/tanj ... 22989.html
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Re: MORDFALL GRÄFF -- Presseberichte

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L`essentiel vom 14.5.2015 (LUX)



Ermittler graben nach Spuren im Fall Tanja Gräff

TRIER - Wie starb die Studentin Tanja Gräff? Die Ermittler stochern weiter im Nebel. Der Fundort der Leiche wird jetzt großflächig untersucht.



Nach dem Fund der sterblichen Überreste der Trierer Studentin Tanja Gräff suchen die Ermittler nach weiteren Puzzleteilen in dem rätselhaften Fall. Die Polizei durchkämmte am Mittwoch erneut das Gelände rund um den Fundort der Leiche - unweit der Hochschule, wo die junge Frau im Juni 2007 zuletzt lebend gesehen worden war.

«Bis 16.00 Uhr haben die Kollegen gesiebt und gegraben», sagte eine Polizeisprecherin am Donnerstag. Auch der Bereich oberhalb der Felswand sei großflächig geprüft worden. Ob dabei weitere Spuren entdeckt wurden, war zunächst unklar.

Nach ersten Erkenntnissen der Ermittler kam Tanja Gräff nicht durch eine Kopfverletzung zu Tode. Das habe eine erste Untersuchung des Schädels der Toten ergeben, sagte der Leiter des Instituts für Rechtsmedizin an der Universität Mainz, Professor Reinhard Urban, am Mittwoch. Der Schädel weise «vom äußeren Aspekt her keine Verletzungen oder Werkzeugspuren auf, die auf eine Gewalteinwirkung gegen den Kopf unmittelbar Rückschlüsse zulassen». Im Gespräch mit L'essentiel schloss Urban nicht aus, dass Tanja Gräff den Sturz aus 20 Metern zunächst überlebt hatte

Unfall oder Tötungsdelikt


Die sterblichen Überreste von Tanja Gräff waren am Montag bei Rodungsarbeiten unterhalb einer 50 Meter hohen Felswand in Trier-Pallien auf einem Privatgelände gefunden worden. Bislang haben die Rechtsmediziner lediglich den Schädel untersucht.

Das erste Ergebnis sage noch nichts darüber aus, wie die Studentin ums Leben gekommen sei, sagte Urban. Zunächst müsse er die anderen Knochen untersuchen. Erst dann könne er Genaueres zu möglicher Gewalteinwirkung sagen: «Wenn wir Verletzungen finden, werden wir versuchen, zu differenzieren, ob es eben zwingend ein Tötungsdelikt ist oder ob das auch ein Unfall gewesen sein könnte.»

Unterdessen arbeitet eine neue Sonderkommission daran, alle bisher bekannten relevanten Spuren in Bezug auf den Fundort neu zu bewerten. Die Ermittler gehen davon aus, dass die damals 21-Jährige von dem Felsen in die Tiefe stürzte. Die Hintergründe sind noch unklar. Der Fundort ist rund einen Kilometer von der Hochschule Trier entfernt, wo Gräff vor fast acht Jahren zuletzt lebend gesehen worden war.



http://www.lessentiel.lu/de/news/dossie ... f-19748505
AngRa
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Re: MORDFALL GRÄFF -- Presseberichte

Ungelesener Beitrag von AngRa »

General Anzeiger vom 18.5.2015


"Verantwortliche blockieren wichtige Ermittlungen"
Fall Tanja Gräff: Vorwürfe gegen Ermittler


Von Wolfgang Kaes




TRIER.
Am Fronleichnamstag 2007 kommt Tanja nicht nach Hause. Die Polizei geht von einem Verbrechen aus. Vor einer Woche wurde Tanja Gräffs Skelett gefunden. Für die Staatsanwaltschaft ist der Fall damit abgeschlossen.


Ein schöner Ort, um Kinder heranwachsen zu sehen. Korlingen, Verbandsgemeinde Ruwer, Landkreis Trier-Saarburg. In dem 900-Seelen-Dorf wohnt man mitten in der Natur und stadtnah zugleich, bis ins Zentrum Triers sind es nur acht Kilometer. Waltraud Gräff wohnt in Korlingen. Allein. Das war nicht immer so. Viele Jahre lebte die heute 58-Jährige hier glücklich mit Mann und Kind. Ihr Mann Karl-Hans starb vor zwei Jahren. "Aus Gram", sagen ehemalige Arbeitskollegen. "Weil er seine geliebte Tochter verloren hat. Das einzige Kind.


"Ein Abschied für immer

Vor acht Jahren, am Tag vor Fronleichnam, am Mittwochabend des 6. Juni 2007, fuhr Waltraud Gräff ihre Tochter Tanja die vier Kilometer von Korlingen nach Trier-Tarforst, das Universitätsviertel im Osten der Stadt. Dort ist die 21-jährige Lehramtsstudentin verabredet, zum "Vorglühen" in einer WG. Später will man noch weiterziehen, ans westliche Ende der Stadt, jenseits der Mosel, zum Sommerfest der Fachhochschule. Die FH liegt auf Schneidershof, einem waldreichen Hochplateau oberhalb des Flusses, der die älteste Stadt Deutschlands in zwei Hälften teilt.


Tanja Gräff trägt an diesem Abend T-Shirt, Jeans, Turnschuhe und eine Umhängetasche, die sie sich aus einem Hawaii-Hemd ihres Vaters genäht hat. Ihr Outfit führt sie noch rasch dem Vater vor, bevor sie mit der Mutter das Haus verlässt. "Wie sehe ich aus?" Die Meinung des Vaters ist ihr wichtig. "Fein siehst du aus; so kannst du laufen", sagt Karl-Hans Gräff.Tanja ist während der kurzen Autofahrt bester Laune. Dafür gibt es drei Gründe. Erstens ist sie meistens guter Laune. Zweitens genießt das alljährliche Sommerfest der FH bei jungen Leuten weit über die Grenzen Triers hinaus Kultstatus: sechs Live-Bands, mehrere Bühnen, diesmal werden (dank der hochsommerlichen Temperaturen) mehr als 10.000 Besucher erwartet. Drittens wartet in der WG Andreas (Name geändert) - ihr neuer Freund, Uni-Student sowie Gitarrist einer Death-Metal-Band.Den und dessen Clique hat sie erst vor wenigen Wochen kennengelernt. Neuer Freund ist deshalb vielleicht zu viel gesagt, so genau weiß man das nicht, sie ist offenbar verknallt, aber vielleicht hegt nur Tanja diese Gefühle. Sie ist behütet aufgewachsen, hat früher gern mit den Jungs aus dem Dorf Fußball gespielt, betreibt Bogenschießen im Verein und engagiert sich ehrenamtlich als Betreuerin von Jugendfreizeiten. Die 1,73 Meter große, zierliche Frau mit dem rotblonden Haar ist beliebt, hat viele Freunde. Aber bislang gab es noch keine feste Liebesbeziehung.In Trier-Tarforst springt Tanja Gräff um 20.30 Uhr aus dem Auto, winkt ihrer Mutter und verschwindet. Für immer. Waltraud Gräff sieht ihre Tochter nie wieder.

Tanja Gräff kommt nicht wieder zurück

Acht Jahre später ist Waltraud Gräff die Verbitterung deutlich anzumerken, als sie diesen Satz sagt: "Zeit heilt alle Wunden, sagt man. Aber in meinem Fall ist die Zeit die Wunde." Je mehr Zeit vergeht, desto größer wird die Wunde. Sie hat Härte entwickelt, weil die Medien sie all die Zeit nur leiden sehen wollen. Waltraud Gräff will aber nicht nur still leiden. Sie kämpft seit acht Jahren darum, dass der Tod ihrer Tochter aufgeklärt wird.Am Fronleichnamstag 2007 kommt Tanja nicht nach Hause. Dabei wollte sie doch zum Mittagessen zurück sein. "Aber sie war ja ein erwachsener Mensch", sagt Waltraud Gräff. "Man will ja nicht die hysterische Mutter sein." Aber auch in der folgenden Nacht bleibt das Bett im Kinderzimmer unberührt. Über Handy ist Tanja nicht erreichbar, und nach einem Telefonat mit Andreas, der Tanja in Korlingen wähnt, erstatten die Eltern Vermisstenanzeige.Die Polizei geht von einem Verbrechen aus. Aus den verschiedensten Kommissariaten der Trierer Kriminaldirektion werden 60 Ermittlungsbeamte der "SoKo FH" zugeordnet. Hundertschaften der Bereitschaftspolizei durchkämmen die Wälder rund um das FH-Gelände. Taucher und Boote mit Sonar-Technik überprüfen die Mosel sowie die Seen in der Umgebung, auch jenseits der nahen Staatsgrenze im Herzogtum Luxemburg. Die von den Kriminalbeamten abgearbeiteten 3000 Hinweise aus der Bevölkerung, die protokollierten Zeugenvernehmungen, die gelisteten Spuren und Asservate füllen bald 200 Aktenordner.

Bundesweite Aufmerksamkeit

Der Fall erregt bundesweit Aufmerksamkeit. Die 107.000-Einwohner-Stadt, nicht eben eine Hochburg des Verbrechens, steht unter Schock; und die Polizei unter gewaltigem öffentlichem Druck - trotz oder wegen des bis dahin nicht gekannten personellen und logistischen Aufwands. Eine Belohnung in Höhe von 30.000 Euro wird ausgesetzt. Studenten unternehmen auf eigene Faust Suchaktionen, plakatieren Trier mit selbst entworfenen Fahndungsplakaten, initiieren Aufrufe und Diskussionsforen im Internet, die bald Heerscharen anonymer "Experten" eine willkommene Plattform für absurde Verschwörungstheorien bieten. Handy-Schnappschüsse vom Sommerfest werden der Polizei zur Verfügung gestellt, mehr als 6000 Fotos. Auf keinem einzigen kann Tanja Gräff entdeckt werden.Stationen auf Tanjas Weg durch die Nacht lassen sich bruchstückhaft rekonstruieren. Mit Hilfe von Zeugen und der Auswertung der Funkzellen-Aufzeichnungen des Mobilfunkanbieters.Seltsamer Zwischenfall mit UnbekanntemNach dem Vorglühen in der WG macht sich die Studentin mit Andreas und der neuen Clique im Shuttle-Bus auf den Weg zum Sommerfest. Dort treffen die acht jungen Leute gegen 23.30 Uhr ein. Mitarbeiter eines privaten Sicherheitsdienstes kontrollieren den Haupteingang an der Zufahrt von der Bitburger Straße, wo auch die Busse halten, sowie einen Nebeneingang am Rande des roten Felsens, wie er in Trier genannt wird, ein 50 Meter hoher Steilhang aus Buntsandstein. Von dort führt ein schmaler Fußweg hinunter zur Kaiser-Wilhelm-Brücke, ein anderer in den Ortsteil Pallien, dessen Häuser sich unterhalb von Schneidershof auf dem schmalen Absatz zwischen der senkrechten Felswand und dem Westufer der Mosel ducken.In den Menschenmassen verliert Tanja die neue Clique samt Andreas aus den Augen. Aber die 21-Jährige kennt genügend andere Besucher, ehemalige Schulfreunde etwa, Freunde aus ihrer alten Clique, Kommilitonen ihres Uni-Studiengangs. Sie kriegt gar nicht mit, dass ihr Schwarm Andreas und dessen Clique das Sommerfest gegen 3.30 Uhr verlassen, um mit dem Bus hinunter zum Nikolaus-Koch-Platz im Stadtzentrum zu fahren. Sie ist zu dieser Zeit mit Heiko auf dem weitläufigen, unübersichtlichen Festgelände unterwegs, um Andreas zu suchen, als Heiko sie für eine Weile aus den Augen verliert. Gegen 3.55 Uhr findet er Tanja wieder, an einem Bierstand. Als Heiko sie anspricht und ihr vorschlägt, gemeinsam mit dem Bus hinunter in die Stadt zu fahren, tritt ein ihm unbekannter Mann hinzu und schnauzt Heiko an: "Hey, lass die Tanja in Ruhe!" Der Unbekannte stößt ihn barsch weg, Heiko verzieht sich lieber und besteigt alleine den Bus.In seiner späteren Zeugenaussage beschreibt er den Unbekannten als 20 bis 25 Jahre alt, etwa 1,75 Meter groß, schlank - und unsympathisch. Heiko glaubt aber, dass Tanja den Mann gekannt haben muss, weil er sie mit Vornamen ansprach und sie während des eigenartigen Zwischenfalls völlig entspannt blieb. Der Unbekannte wird nie identifiziert.

Um 4 Uhr morgens bricht die Handyverbindung ab


Nur wenige Minuten später trifft ein Trio alter Freunde (Svenja, Katharina und Tim) an jenem Bierstand auf Tanja, die gerade telefoniert (um 4.01 Uhr, mit Andreas, ergibt die Funkzellen-Auswertung; Andreas versichert in der Zeugenvernehmung, Tanja habe ihn angerufen und er habe ihr vorgeschlagen, in die Stadt nachzukommen). Die drei alten Freunde warten, bis Tanja ihr Handy-Telefonat beendet und fragt: "Wie komme ich denn jetzt am schnellsten zum Nikolaus-Koch-Platz?" Sie habe fröhlich gewirkt. Euphorisch gar. Svenja, Katharina und Tim erinnern sich, dass hinter Tanja zwei junge Männer standen, die offenbar zu ihr gehörten.Den einen konnten sie nicht richtig sehen, weil sein Gesicht von Tanjas Schatten verdeckt wurde, aber den anderen Mann, den kann Svenja detailliert beschreiben: Mitte zwanzig, 1,80 Meter groß, mollig, schwarze Kleidung und ein auffälliger, spitz zulaufender Kinnbart. Die ganze Zeit habe der Mann mit dem Spitzbart das Trio feindselig angestarrt. Ob es sich bei dem anderen Mann möglicherweise um den Unbekannten handelte, der dort kurz zuvor Heiko angeblafft hatte, wird nicht ermittelt. Der identische Ort und der extrem kurze zeitliche Abstand zwischen den beiden Ereignissen legen den Verdacht nahe. Von dem Mann mit dem Spitzbart wird später ein Phantombild erstellt, aber nie veröffentlicht.Tanja muss anschließend zum Nebenausgang geeilt sein, ergibt die Funkzellen-Auswertung. Um 4.13 Uhr telefoniert sie von dort erneut mit Andreas. Der wartet zu diesem Zeitpunkt aber schon nicht mehr am vereinbarten Treffpunkt am Nikolaus-Koch-Platz auf sie, sondern ist mit der Clique bereits auf dem Rückweg zur WG nach Tarforst im Osten der Stadt, um dort weiter zu feiern - unter anderem mit Andreas' Ex-Freundin Rena (Name geändert). Ein Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes am Nebenausgang erinnert sich später an eine zierliche Frau mit rotblonden Haaren, die mit ihrem Handy telefonierte und sehr verärgert wirkte. Bei ihr standen zwei junge Männer. Das Telefonat um 4.13 Uhr ist Tanjas letztes Lebenszeichen. Danach ist das Handy tot. Nicht mehr erreichbar. Und niemand will die 21-Jährige nach 4.13 Uhr gesehen haben.

Schreie in der Nacht

Jenseits der Mosel verläuft die Zurmaiener Straße parallel zum Ostufer. Gegen 4.30 Uhr schreckt dort ein Theologiestudent von seinem Bett hoch. Schreie dringen durch das geöffnete Schrägfenster seines Mansardenzimmers. Angstvolle Schreie einer Frau in Bedrängnis. Er eilt ans Dachfenster, kann aber nichts sehen. Erst um 4.45 Uhr wird es allmählich hell, aber da sind die Schreie längst verstummt. Er ist sicher, dass die Schreie aus Richtung Moselufer kommen. Nur: von welcher Uferseite? Nachts tragen Wasserflächen den Schall besonders gut.Eine Woche nach Tanjas Verschwinden durchkämmt ein Großaufgebot der Polizei den Ortsteil Pallien, nachdem am Nachmittag des 13. Juni 2007 mehrere Bewohner unabhängig voneinander Hilfeschreie einer Frau gehört haben. Aus Richtung Felswand. Die Polizei durchsucht 17 der rund 60 Häuser Palliens. Allerdings nicht das Apartmenthaus, hinter dem Tanjas Leiche acht Jahre später gefunden wurde. Am späten Abend zieht die Polizei erfolglos ab.Während fünf Ohrenzeugen unabhängig voneinander versichern, die Hilfeschreie und das schreckliche Wimmern einer Frau gehört zu haben (O-Ton: "Ich bekomme jetzt noch eine Gänsehaut, wenn ich mich daran erinnere"), meint ein anderer Ohrenzeuge, es hätte sich eher wie der Streit einer Mutter mit ihrem Kleinkind angehört. Obwohl eine Mutter mit Kleinkind als Quelle nie ermittelt wurde, gilt die Mutter-Kind-Version seither als offizielle Version der Polizei - und die "Pallien-Spur" als erledigt.

Ermittlungen kommen zu keinem Ergebnis

200 Aktenordner. Kein Ergebnis. Ein halbes Jahr nach Tanjas Verschwinden wird die 60-köpfige "SoKo FH" auf eine 15-köpfige Ermittlungskommission reduziert. Im Januar 2009 wird auch die "EK FH" aufgelöst, die Akten gehen zurück an das K11, das für Kapitaldelikte zuständige Kommissariat. "Hier wird ein erfahrener Kriminalbeamter den Fall übernehmen", heißt es in der Pressemitteilung der Polizei.Im Abschlussbericht der "EK FH" gipfelt der aktuelle Erkenntnisstand nach 19 Monaten in dem Satz: "Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist es zwischen 4.15 Uhr und 4.45 Uhr zu einem unbekannten Geschehensablauf gekommen." Bernd Michels, damals Leiter der SoKo, drückte es so aus: "Wir suchen nicht die Nadel im Heuhaufen - wir suchen den Heuhaufen."Die Jahre gehen ins Land. Im Dezember 2014 veröffentlicht die örtliche Lokalzeitung, der "Trierische Volksfreund", einen Bericht, der nichts Neues erzählt, aber von seiner Anmutung gut in die besinnliche Adventszeit passt. Waltraud Gräff kommt darin zu Wort. "Als Mutter fühle ich, dass meine Tochter nicht mehr lebt", sagt sie. Und dass sie kein Vertrauen mehr in die Arbeit der Polizei habe.Auch die Behörden kommen zu Wort. Derzeit gebe es "keine Anhaltspunkte für weitere erfolgversprechende Ermittlungen", versichert Triers Leitender Oberstaatsanwalt Peter Fritzen: "Es ist wirklich nichts unversucht gelassen worden, den Fall aufzuklären oder zumindest einen erfolgversprechenden Ermittlungsansatz zu finden." Den Artikel liest auch Günter Deschunty - und ist empört. Er schickt einen Leserbrief an seine Lokalzeitung, der auch abgedruckt wird. "Ich widerspreche der Staatsanwaltschaft ganz entschieden, wenn sie behauptet, man hätte nichts unversucht gelassen", schreibt er darin. "Seit nunmehr vier Jahren verzögern und blockieren eine Handvoll Verantwortliche wichtige Ermittlungen."Bevor Günter Deschunty 2012 in Pension ging, war er 46 Jahre lang Polizeibeamter, zuletzt Erster Kriminalhauptkommissar und Leiter des K16 (Observation und Fahndung) der Kriminaldirektion Trier. In dieser Position war Deschunty einer der 60 Ermittler der "SoKo FH", bis die im Januar 2008 aufgelöst wurde. Doch der Fall Tanja Gräff ließ Deschunty nie los, auch wenn er von Amts wegen nicht mehr zuständig war. In regelmäßigen Abständen nahm er sich die alten Fallakten vor, in der stillen Hoffnung, etwas zu finden, was damals übersehen worden war.

Der Unbekannte wird identifiziert

Im Januar 2011, dem Jahr vor seiner Pensionierung, stößt er auf die alte Aussage der Zeugin Svenja, die zwei Männer in Begleitung Tanjas am Bierstand beschrieb, und das nie veröffentlichte Phantombild des Mannes mit dem Spitzbart. Auf den 6000 eingesendeten Fotos vom Sommerfest ist zwar Tanja nicht zu sehen - aber gleich mehrfach der von Svenja beschriebene schwarz gekleidete, mollige junge Mann mit dem Spitzbart.Deschunty findet die beiden Studentinnen, die jene Fotos damals einsendeten, und kann den Mann mit dem Spitzbart identifizieren: ein ehemaliger Trierer FH-Student aus dem nahen Saarland, der sein Studium bald nach Tanjas Verschwinden abbrach und der saarländischen Polizei bestens bekannt ist: gefährliche Körperverletzung, Beleidigung, Hausfriedensbruch, Sachbeschädigung. Nennen wir ihn P. Der junge Mann mit dem hohen Aggressionspotenzial gehört der Death-Metal-Szene an, so wie Gitarrist Andreas, Tanjas damaliger "Freund".Im Kofferraum seines schwarzen Volvo Kombi fährt P. einen Kindersarg spazieren, der dient den Musikboxen als Resonanzkörper. Den Kindersarg mag man vielleicht als geschmacklosen Humor eines Angehörigen der dem Satanismus nahestehenden Death-Metal-Musikszene abtun - so geschmacklos wie der Umstand, dass Tanjas Schwarm Andreas im Jahr nach dem Sommerfest mit seiner Band ein Musikvideo veröffentlicht, das zeigt, wie ein gesichtsloser Mann in einem Gewölbekeller eine junge, zierliche Frau mit rotblonden Haaren foltert und bestialisch ermordet.Weniger erklärbar ist da schon, warum Andreas' Ex-Freundin Rena am Tag nach dem Sommerfest über das Internet-Forum "StudiVZ" folgende Botschaft an Andreas schickte: "Du Arschloch hast Beweismaterial von meinem Handy gelöscht." Ähnlich unerklärlich sind die beiden Vernehmungen des Zeugen P. durch Beamte des K11 am 29. Juli 2011 und am 11. Mai 2012, nachdem K16-Leiter Günter Deschunty Monate zuvor seine Erkenntnisse an das K11 weitergereicht hatte.

Auch die Handyverbindung des Unbekannten brach nach 4 Uhr ab

P. sagt darin aus, er habe Tanja Gräff nicht gekannt und sei ihr auch auf dem Sommerfest nicht begegnet. Er sei dort die ganze Zeit mit seiner Freundin Katharina (Name geändert) zusammen gewesen. Katharina wird zunächst nur per Telefon gefragt, ob sie das Alibi bestätige. P. lässt sich während der Vernehmungen jedes Wort aus der Nase ziehen, verwickelt sich in auffällige Widersprüche, aber die Ermittler haken nicht nach.Wer sich die Funkzellen-Aufzeichnung anschaut, erkennt, dass P. sich um 4.09 in der Nähe des Nebenausgangs aufhielt und während des Abends exakt zehn Mal per Handy seine Freundin kontaktierte, mit der er angeblich ununterbrochen zusammen war - und Katharina zwischen 1.07 und 4.07 fünf Mal nicht P., sondern ihren Ex-Freund D. per Handy kontaktierte. Verhalten sich so Paare, die den Abend gemeinsam verbringen?Später, am 16. November 2011, wird sie doch noch vernommen und erklärt, man habe viel getrunken; sie sei sauer gewesen, weil P. dauernd nach anderen Frauen schaute. Schließlich sei sie alleine in die Innenstadt gelaufen und habe bei ihrem Ex-Freund D. übernachtet.Um 4.24 Uhr schaltet P. sein Handy ab und ist für den Rest der Nacht nicht mehr erreichbar. Er habe in seinem am Moselufer geparkten Volvo übernachtet, sagt er in der zweiten Vernehmung aus, während er in der ersten Vernehmung angab, noch in der Nacht zurück ins Saarland gefahren zu sein.

Staatsanwaltschaft verfolgt Spur nicht weiter

Vor einer Woche wurde Tanjas Skelett gefunden, hinter einem sechsstöckigen Haus mit vier Dutzend Wohnungen am Rande des Ortsteils Pallien. Über das Hochplateau ist das fast ein Kilometer Fußweg vom FH-Gelände bis zur möglichen Absturzstelle. Durch den Wald, in völliger Dunkelheit, ohne erkennbares Ziel? Ein 1,40 Meter hoher, stabiler Zaun schützt dort vor unfreiwilligen Abstürzen.Die Studentinnen mit den Handy-Schnappschüssen von P. wohnten in Pallien - im selben Haus wie einer der Ohrenzeugen, der eine Woche nach dem Fest die Hilfeschreie einer Frau vernahm. Der ebenfalls im Haus wohnende Sohn dieses Ohrenzeugen gehörte wie P. der Death-Metal-Szene an, spielte mit Tanjas "Freund" Andreas in einer Band - und beging 2012 Selbstmord. Das mögen Zufälle sein - aber eine Spur bilden solche Zufälle allemal. Sollte man meinen. Die Trierer Staatsanwaltschaft vertritt im "Abschlussbericht zur Spitzbart-Spur" vom 31. Juli 2012 eine andere Meinung: "Weitere Ermittlungen erscheinen nicht mehr angezeigt."




Artikel vom 18.05.2015

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Re: MORDFALL GRÄFF -- Presseberichte

Ungelesener Beitrag von AngRa »

Generalanzeiger vom 18.5.2015


ZDF-Talkshow
Markus Lanz und der seltsame Anruf
wok




Vielleicht dient es ja der Sache. Also lässt sich Waltraud Gräff von der Redaktion des TV-Moderators Markus Lanz überzeugen, am 22. Mai 2014 in dessen ZDF-Talkshow aufzutreten

Vor Aufzeichnungsbeginn erscheint der smarte Moderator in der Gästelounge und fragt Tanjas Mutter, ob er ihr während der Sendung mit einer bestimmten Frage helfen könne. Oh ja, entgegnet Waltraud Gräff. Sie habe der in Trier wohnenden rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer einen langen Brief geschrieben - und sie gebeten, ob sie vielleicht dafür Sorge tragen könnte, dass die Kripo alle Spuren noch einmal intensiv betrachte.Tanjas Mutter fühlte sich von der Ministerpräsidentin zu dem Brief ermuntert, weil sie das Signal erhalten hatte, sie könne versichert sein, nicht Wochen auf eine Antwort warten zu müssen. Das bewahrheitete sich insofern, als Waltraud Gräff zum Zeitpunkt der ZDF-Sendung schon Monate auf eine Antwort wartete



Markus Lanz nickt mitfühlend, verspricht, eine entsprechende Frage zu stellen, lächelt und geht. Wenig später, kurz vor Aufzeichnungsbeginn, erscheint ein Mitarbeiter in der Gästelounge und erwähnt beiläufig, man habe soeben einen Anruf aus der Mainzer Staatskanzlei erhalten. Waltraud Gräff fragt: "Ja und?" Der Mitarbeiter schweigt und geht.Zu Beginn der Sendung sagt Gastgeber Lanz mit Blick auf den Komiker Jürgen von der Lippe: "Das verspricht eine humorige Sendung zu werden." Dann wendet er sich Waltraud Gräff zu und bombardiert sie mit Banalitäten: "Wie erlebt man das? In Watte?" - "Hilft es Ihnen, das Zimmer Ihrer Tochter im Haus aufzusuchen?" - "Halten Sie Zwiesprache mit Ihr?" - "Fragen Sie Ihre Tochter um Rat?" - "Suchen Sie gezielt Orte auf, an denen Sie mit Ihrer Tochter waren?" - "Kochen Sie auch noch für sie, decken Sie noch für Ihre Tochter den Tisch? Es gibt ja Menschen, die solche Dinge machen."



Waltraud Gräff beantwortet brav all diese Fragen, und Lanz beendet das Gespräch mit einem klassischen Lanz-Monolog: "Entweder man zerbricht daran, oder man wächst daran. Bei Ihnen scheint letzteres der Fall zu sein. Ein Beleg dafür, dass Menschen offenbar mehr innere Kraft haben, als man ihnen manchmal zutraut."Dann wendet er sich dem nächsten Gast zu. Waltraud Gräff ist mit ihrer Kraft am Ende und schaut sich hilfesuchend nach ihrem Anwalt um. Ihre Augen sprechen Bände: Warum hat Lanz die versprochene Frage nicht gestellt?Malu Dreyer ist nicht nur Ministerpräsidentin, sondern auch Vorsitzende der Rundfunkkommission der Länder, Parteifreund Kurt Beck ist Vorsitzender des ZDF-Verwaltungsrates. Dreyer ist mit Klaus Jensen verheiratet; der war von 2007 bis 2014 Oberbürgermeister von Trier. Am 13. März kommenden Jahres steht ihr und ihrer Partei eine schwierige Landtagswahl bevor, ohnehin belastet durch den Nürburgring-Skandal.




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Re: MORDFALL GRÄFF -- Presseberichte

Ungelesener Beitrag von talida »

„Jemand hat Tanja einfach weggeworfen“

Die Mutter der toten Tanja Gräff, deren Leiche nach Jahren zufällig gefunden wurde, erhebt nun schwere Vorwürfe gegen die Trierer Polizei. Die Ermittlungsbehörden geraten nun in Erklärungsnöte. Hat man nicht gut genug ermittelt?

Von Wolfgang Kase

Trier.
Seit einer Woche sind alle Bewältigungsmechanismen, die sich Waltraud Gräff in den vergangenen acht Jahren aufgebaut hat, Makulatur. "Jede Nacht kommt nun dieses Bild: Jemand hat meine Tochter weggeworfen, einfach weggeworfen und verrotten lassen wie ein Stück Vieh."

Hinter einem sechsstöckigen Apartmenthaus im Trierer Ortsteil Pallien fanden Forstarbeiter am vergangenen Montag Teile eines Skeletts und Gegenstände, die eindeutig der im Juni 2007 verschwundenen 21-jährigen Studentin Tanja Gräff zugeordnet werden können. Der Eigentümer des Gebäudes hatte die Rodung am Fuß des Steilhangs aus Buntsandstein veranlasst, weil er befürchtete, dass die morschen Bäume Schäden anrichten könnten.

Die Ermittlungsbehörden geraten nun in Erklärungsnöte, weil der gesamte "rote Felsen", wie die Trierer den 50 Meter hohen Hang am Moselufer nennen, in den vergangenen Jahren angeblich akribisch abgesucht worden war. Inzwischen bildete die Kripo eine 20-köpfige Sonderkommission, die noch einmal alle bislang gesammelten und in 200 Aktenordnern gelisteten Spuren überprüfen soll. Die 58-jährige Mutter der Toten hat allerdings kein großes Vertrauen mehr in die Arbeit der Trierer Ermittlungsbehörden. "Ich wiederhole meinen alten Wunsch: Mir wäre es nach den bisherigen Erfahrungen lieber, das Mainzer Landeskriminalamt würde den Fall übernehmen."

Ähnlich äußert sich auch Waltraud Gräffs Anwalt Detlef Böhm, der auf einige "nicht nachvollziehbare und völlig inakzeptable Nachlässigkeiten" stieß. Insbesondere kritisiert Böhm, dass zwei Spuren viel zu früh zu den Akten gelegt worden seien. Auch sei das Umfeld der neuen Clique der Studentin nicht ausreichend überprüft worden.

Für Waltraud Gräff ergeben sich aus den aktuellen Mitteilungen und Mutmaßungen der Staatsanwaltschaft mehr Fragen als Antworten: "War Tanja vielleicht schon tot, als man sie den Hang hinabwarf? Oder lebte sie noch nach dem Sturz? Oder ist sie gar nicht herabgestürzt, sondern wurde am Fuß des Hangs abgelegt?" Die Rechtsmediziner der Universität Mainz untersuchen derzeit das Skelett. Das Ergebnis steht noch aus. Aber aus Mainz war inzwischen zu erfahren: Zumindest der Schädel ist unversehrt.

Vor acht Jahren, am Tag vor Fronleichnam, am Mittwochabend des 6. Juni 2007, fuhr Waltraud Gräff ihre Tochter Tanja nach Trier-Tarforst, das Universitätsviertel im Osten der Stadt. Dort ist die 21-jährige Lehramtsstudentin verabredet, zum "Vorglühen" in einer WG, mit ihrer neuen Clique. Später will man noch weiterziehen, ans westliche Ende der Stadt, zum Sommerfest der Fachhochschule. Die FH liegt auf einem waldreichen Hochplateau oberhalb des Flusses, der die älteste Stadt Deutschlands in zwei Hälften teilt. Tanja Gräff trägt an diesem Abend T-Shirt, Jeans, Turnschuhe und eine Umhängetasche, die sie sich aus einem Hawaii-Hemd ihres Vaters genäht hat.

Tanja ist während der Fahrt bester Laune. Erstens ist sie meistens guter Laune. Zweitens genießt das alljährliche Sommerfest der FH bei jungen Leuten weit über die Grenzen Triers hinaus Kultstatus: Sechs Live-Bands, mehrere Bühnen, diesmal werden (dank der hochsommerlichen Temperaturen) mehr als zehntausend Besucher erwartet. In Trier-Tarforst springt Tanja um 20.30 Uhr aus dem Auto, winkt ihrer Mutter und verschwindet. Für immer. Waltraud Gräff sieht ihre Tochter nie wieder.

Die Polizei geht bald von einem Verbrechen aus. Aus den verschiedensten Kommissariaten der Trierer Kriminaldirektion werden 60 Ermittlungsbeamte der "SoKo FH" zugeordnet. Hundertschaften der Bereitschaftspolizei durchkämmen die Wälder rund um das FH-Gelände. Taucher und Boote mit Sonar-Technik überprüfen die Mosel sowie die Seen in der Umgebung, auch jenseits der nahen Staatsgrenze im Herzogtum Luxemburg.

Um 4.01 Uhr und um 4.13 Uhr benutzt Tanja auf dem FH-Gelände ihr Handy, ergibt später die Funkzellenauswertung. Danach ist das Handy tot. Jemand hat es ausgeschaltet. Und nach 4.13 Uhr will niemand der zehntausend Festbesucher Tanja Gräff gesehen haben.

Ein halbes Jahr nach Tanjas Verschwinden wird die 60-köpfige "SoKo FH" durch eine 15-köpfige Ermittlungskommission ersetzt. Am 16. Januar 2009 wird auch die "EK FH" aufgelöst, die Akten gehen zurück an das K11, das für Kapitaldelikte zuständige Kommissariat. Im Abschlussbericht der "EK FH" gipfelt der aktuelle Erkenntnisstand nach 19 Monaten in dem Satz: "Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist es zwischen 4.15 Uhr und 4.45 Uhr zu einem unbekannten Geschehensablauf gekommen." Bernd Michels, damals Leiter der SoKo, drückte es so aus: "Wir suchen nicht die Nadel im Heuhaufen - wir suchen den Heuhaufen."


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Re: MORDFALL GRÄFF -- Presseberichte

Ungelesener Beitrag von talida »

Tanja Gräff: Ein Fall, der Trier schockt
SP | 19.05.2015

Es gibt in Trier wohl niemanden, der den Namen Tanja Gräff nicht kennt. Fast acht Jahre lang hielt der Fall die Bevölkerung in Atem - und ein Ende ist noch nicht in Sicht. Forstarbeiter fanden zwar die sterblichen Überreste der Studentin – nur knapp einen Kilometer von der Stelle entfernt, wo sie zuletzt gesehen worden war. Aufgeklärt ist der Tod von Tanja Gräff damit noch lange nicht. WochenSpiegel-Mitarbeiter erinnern sich an Fall.

Der Fall Tanja Gräff gehört sicherlich zu den spektakulärsten Vermisstenfällen in Rheinland-Pfalz. Überregionale Medien wie Spiegel, Stern, FAZ und Süddeuschte berichteten immer wieder über die Studentin. Auch die Sendung "Aktenzeichen XY" widmete ihr 2011 einen Beitrag. Jahrelang wurde spekuliert was mit Tanja Gräff die am 7. Juni 2007 nach einer Party an der Hochschule Trier verschwand, wirklich geschehen war.
Von der Polizei verhört

Viele unserer WochenSpiegel-Mitarbeiter erinnern sich noch gut an den Fall. "Ich musste damals eine Aussage bei der Polizei machen", erzählt Jan, Mitarbeiter in der Redaktion. Tanja Gräff hatte an der Uni Trier Deutsch und Geschichte auf Lehramt studiert. Sie saß mit Jan in einem Seminar. "Die Polizei hat damals alle männlichen Seminarteilnehmer befragt. Ich habe Tanja ein paar Mal im Seminar gesehen, kannte sie aber nicht persönlich", erinnert sich Jan. "Ich wurde von zwei Polizisten verhört, sowas kannte ich bisher nur aus dem Fernsehen."
Laptop durchsucht

Ähnlich erging es dem damaligen Freund von Dunja Feller, Kauffrau für Dialogmarketing in unserem Haus. Die beiden waren auch auf der Party an der Hochschule gewesen. Die Polizei untersuchte nach dem Verschwinden von Tanja Gräff auch deren Laptop. "Da haben sie ein Bild gefunden, auf dem mein damaliger Freund im Hintergrund zu sehen war. Er musste bei der Polizei aussagen und genaue Angaben darüber machen, mit wem er auf der Party war und was er die ganze Zeit über gemacht hat." Die Polizei rief auch Dunja Feller an, sie musste das Alibi ihres damaligen Freundes bestätigen.
Bei Sucharbeiten vor Ort

Unsere Redakteurin Claudia Neumann war kurz nach dem Verschwinden bei den Sucharbeiten vor Ort. "Ich war dabei als sie Pallien abgeriegelt haben, bei der großen Suchaktion an der Hochschule und am Silbersee. Der Fall hat mich nie ganz losgelassen. Dass Tanja Gräff jetzt quasi dort gefunden wurde, wo sie verschwunden ist, macht mich fassungslos."

Weiter Weg, bis Fall aufgeklärt ist

Was genau mit Tanja Gräff geschehen ist und ob sie Opfer eines Verbrechens wurde oder ob es ein tragisches Unglück war, ist derzeit noch nicht klar. Die Polizei untersucht momentan das Skelett und die Kleidung. "Das Auffinden der Leiche hat uns ein Stück weiter gebracht. Aber wir sollten uns da nichts vormachen. Es ist noch ein weiter Weg, bis der Fall aufgeklärt ist", erklärte Peter Fritzen der leitende Oberstaatsanwalt bei einer Pressekonferenz vergangene Woche (wir berichteten). Eine neue Soko ist bereits gegründet worden. Sie wird den rund 900 Spuren von damals nochmals nachgehen.
Das sagen Uni und Hochschule

Der Fall Tanja Gräff hat auch die Uni und die Hochschule Trier stark bewegt. Der WochenSpiegel hat Studenten und Hochschulleiter gefragt.


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Was man ernst meint, sagt man am besten im Spaß - Wilhelm Busch
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