MORDFALL GÜNTHER STOLL (aka "Der YOG'TZE-Fall"), 1984

ÖFFENTLICHE DISKUSSION
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DB Cooper
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Re: MORDFALL GÜNTHER STOLL (aka "Der YOG'TZE-Fall"), 1984

Ungelesener Beitrag von DB Cooper »

Jolu65 hat geschrieben:Nun könnte es sein, dass GS "nicht richtig im Kopf" war. Er könnte tatsächlich schizophren gewesen sein, was durchaus erklären könnte, dass er sich völlig entkleidete. Auch eine Unterkühlung könnte tatsächlich dafür sprechen, dass er völlig nackt war. Auch das ist richtig.
Nun gehen wir einmal davon aus, dass GS im Wahn (tatsächlicher Wahn) sich die Kleider vom Leib riss und in der Gegend umherirrte. Dabei geriet auf eine Straße und wird überrollt. Gerade aber überrollen wäre schon ungewöhnlich, weil man ja eher erwarten würde, dass er überfahren worden sein müsste- also er springt auf die Strasse vor ein Auto, der Fahrer kann nicht mehr reagieren und überfährt GS mit einer Geschwindigkeit von 40 oder 60 km/h.
Gehen wir aber davon aus der Fahrer kann noch gut runterbremsen, aber es reicht nicht ganz und er überrollt den am Boden liegenden nackten GS, der im Wahn gar nicht realisiert, was mit ihm geschieht.

Dann stehen wir aber vor einem großen Problem:
Wie kann denn der Unfallfahrer wissen, dass GS in der Nähe oder in weiterer Entfernung sein Auto geparkt hat ?
Nun, er könnte seinen Golf-Schlüssel noch in der Hand gehabt haben..... Aber ist das realistisch, das anzunehmen, also unter der Annahme GS wäre völlig psychotisch gewesen, hätte sich aus diesem Grund völlig entkleidet und so auf die Straße gelegt ? Ich bezweifle das !
Selbst wenn nun GS seinen Golf-Schlüssel noch in der Hand gehabt haben sollte:
Wie sollte denn ein Unfallfahrer in der Dunkelheit den Golf von GS finden ? Spätestens hier wird es sehr schwierig diese Hypothese weiter zu konstruieren. Denn dann müsste der Golf ja auf einem beleuchteten Parkplatz gut sichtbar geparkt worden sein. Zusätzlich müsste der Unfallfahrer in der Unfallsituation noch die Kaltblütigkeit besessen haben zu kombiniern, dass der hellblaue Golf, der des GS ist und dass man GS damit transportieren könnte.
Alles in allem ist eine solche Hypothesenkonstruktion nicht sehr realistisch bis hierin. Nun kommt noch hinzu, dass das Handeln des Unfallfahrers dann doch sehr ungewöhnlich wäre. Wer handelt denn so ? Und wo sollte denn die Reise überhaupt hin gehen ?
Wäre es auch 1984 nicht eher so gewesen, dass man Hilfe organisiert oder Hilfe geleistet hätte:
Also bei mehreren Insassen im Fahrzeug wäre dann nicht einer oder zwei bei GS geblieben und einer hätte in der nächsten Ortschaft Hilfe geholt oder bei einem einzelnen Fahrer: wäre der nicht an Ort und Stelle geblieben und hätte gewartet bis andere Autofahrer helfen ?
- Er könnte ja auf einer "Nebenstrasse", auf der man halt nicht so schnell fährt, neben oder vor oder hinter seinen KfZ erfasst worden sein. Und das Fahrzeug überfuhr ihn im Bereich des Oberkörpers, hauptsächlich der Arm wurde verletzt. Das passt doch alles ins Bild. Wie auch immer das Verletzungsbild ausgesehen hat, das kann man ja nicht planen. Das Auto muss ja nicht weit weg gestanden haben.
Vielleicht hielt er an, weil er unbedingt aus den Klamotten raus wollte, die er dann einfach ins offene Auto warf.
Jolu65

Re: MORDFALL GÜNTHER STOLL (aka "Der YOG'TZE-Fall"), 1984

Ungelesener Beitrag von Jolu65 »

Mir "gefällt" einfach diese Hypothese nicht, dass GS unfallbedingt überrollt worden sein könnte. Das hat natürlich nichts mit persönlichen Präferenzen zu tun, sondern ich halte das einfach für sehr, sehr unwahrscheinlich, dass ein komplett psychotischer GS sich auf einen Feldweg oder eine Nebenstraße legt und dann von einem anderen Auto überrollt wird.
Natürlich können wir das gedanklich so konstruieren, dass GS in einer Psychose (schizophrener Wahn) unter kompletter Verkennung der Realität sich auf einen Weg legt und sein Auto direkt neben ihm geparkt da stand, so dass dann diejenigen, die über ihn fuhren nur wenig Kombinatorik brauchten, um sein Auto auch ihm zuzuordnen. Aber wer handelt denn dann so ? Also wer überrollt einen Menschen und schleppt diesen dann schwerverletzt in dessen Auto, um mit eben dessn Auto ihn von der Unfallstelle abzutransportieren ?
Da würden ja zwei völlig absonderliche Verhaltensweisen mitten in der Nacht auf einer völlig abgelegenen Straße aufeinander treffen. Das wäre so unwahrscheinlich, dass das zwar theoretisch durchaus denkbar ist, aber für mich eben nicht.
Ich weiß auch, dass meine Parkplatzsex-Theorie nicht sehr überzeugend klingt. Sie auch nur eine Konstuktion, wie es gewesen sein könnte. Wahrscheinlich ist sie auch nicht.
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DB Cooper
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Re: MORDFALL GÜNTHER STOLL (aka "Der YOG'TZE-Fall"), 1984

Ungelesener Beitrag von DB Cooper »

Er muss doch gar nicht gelegen haben. Es war ein Verkehrsunfall wie jeder andere auch.
Jolu65

Re: MORDFALL GÜNTHER STOLL (aka "Der YOG'TZE-Fall"), 1984

Ungelesener Beitrag von Jolu65 »

So wie ich die Fakten kenne, muss er gelegen haben, weil immer von einem Überrolltrauma gesprochen wird, d.h es muss ein Fahrzeug über ihn drüber gefahren sein. Wäre er als Fußgänger mit höherer Geschwindigkeit angefahren (überfahren) worden, dann wäre er in Luft geschleudert und von der Motorhaube aufgeladen worden. Wenn er mit niedrigerer Geschwindigkeit angefahren worden wäre, dann wären typische Anpralltraumen nachgewesen, u.a typische Frakturmuster.
Das wird aber alles nicht berichtet, sondern es ist immer von einem Überrollen die Rede, was impliziert, dass sich GS relativ flach auf dem Boden befunden haben muss, als das Tatereignis stattfand.
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Re: MORDFALL GÜNTHER STOLL (aka "Der YOG'TZE-Fall"), 1984

Ungelesener Beitrag von DB Cooper »

Ober komplett überrollt wurde, oder ob damit der Arm gemeint war weiß ich nicht. Und es wir viele Erklärungen geben, warum er überrollt worden ist. Er könnte im Wahn versucht haben, das Auto anzuhalten und die Person(en) überfuhr ihn. AUs Angst, aus Versehen, egal. Sie waren anscheinend zu viert im Auto. Da kann schon eine gewisse Gruppendynamik dazu geführt haben, dass jemand Gas gegeben hat. Was ein Grund mehr wäre, G.S. irgendwelcher Hilfe zuzuführen ohne selber erwischt zu werden.

Würde man den Fall so auflösen, wäre das auf jeden Fall plausibel.
Jolu65

Re: MORDFALL GÜNTHER STOLL (aka "Der YOG'TZE-Fall"), 1984

Ungelesener Beitrag von Jolu65 »

Trotzdem, dass die Hypothese einfach den Tatkomplex erklären könnte, bleiben drei Merkwürdigkeiten, die sie eben in Frage stellen:

1.
GS war nackt. Warum war er das ? Wie erklärt man sich sein Nacktheit ?
Ich habe vor kurzem einen Bericht gelesen, dass es sog. Nachtwanderer gibt, die nachts nackt durch Wälder streifen. Ich gehe jedoch davon aus, dass GS definitiv kein Nacktwanderer war. Schizophrene entkleiden sich manchmal im Wahn, allerdings müsste man auch annehmen, dass die Erkranung weiter fortgeschritten gewesen sein müsste. Dafür gibt es jedoch auch keine Hinweise.

2.
Wie konnte man wissen, dass der hellblaue Golf dem nackten Mann gehörte, den man gerade eben überrollt hat ? Das ist doch das Rätsel, das geklärt werden muss, wenn man die Hypothese eines "zufälligen" Überrollens aufgrund eines von GS verschuldeten oder selbst herbei geführten Unfall aufrecht erhalten will.

3.
Wieso holen die Unfallbeteiligten keine Hilfe, sondern versuchen in einer total aberwitzigen Aktion den schwerverletzten GS in seinem eigenen Auto zu transportieren ? Eine normal, rational begründbare Aktion war das nicht.
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Re: MORDFALL GÜNTHER STOLL (aka "Der YOG'TZE-Fall"), 1984

Ungelesener Beitrag von DB Cooper »

Jolu65 hat geschrieben:Trotzdem, dass die Hypothese einfach den Tatkomplex erklären könnte, bleiben drei Merkwürdigkeiten, die sie eben in Frage stellen:

1.
GS war nackt. Warum war er das ? Wie erklärt man sich sein Nacktheit ?
Ich habe vor kurzem einen Bericht gelesen, dass es sog. Nachtwanderer gibt, die nachts nackt durch Wälder streifen. Ich gehe jedoch davon aus, dass GS definitiv kein Nacktwanderer war. Schizophrene entkleiden sich manchmal im Wahn, allerdings müsste man auch annehmen, dass die Erkranung weiter fortgeschritten gewesen sein müsste. Dafür gibt es jedoch auch keine Hinweise.

2.
Wie konnte man wissen, dass der hellblaue Golf dem nackten Mann gehörte, den man gerade eben überrollt hat ? Das ist doch das Rätsel, das geklärt werden muss, wenn man die Hypothese eines "zufälligen" Überrollens aufgrund eines von GS verschuldeten oder selbst herbei geführten Unfall aufrecht erhalten will.

3.
Wieso holen die Unfallbeteiligten keine Hilfe, sondern versuchen in einer total aberwitzigen Aktion den schwerverletzten GS in seinem eigenen Auto zu transportieren ? Eine normal, rational begründbare Aktion war das nicht.
1) Wie gesagt könnte er an einer Psychose gelitten haben und sich im Wahn die Kleider vom Leib gerissen haben. So etwas gibt es und läßt sich ärztlich belegen.

2) Wenn es das einzige Fahrzeug in der Nähe war?!

3) Wenn sie selber keinen Kontakt zur Polizei haben wollten? Selber straffällig, betrunken oder auf Drogen?
Jolu65

Re: MORDFALL GÜNTHER STOLL (aka "Der YOG'TZE-Fall"), 1984

Ungelesener Beitrag von Jolu65 »

Die Einwände sind berechtigt und mir auch bekannt.
Nur:
Das mit einer Psychose ist nicht so, das es da einen On-Off-Schalter gibt. So eine Psychose- und in diesem Fall reden wir von einer Schizophrenie mit wahnhaften Elementen- kündigt sich an. Nun könnte es natürlich sein, dass GS schon längere Zeit Symptome zeigt, die jedoch keiner als solche wahrnahm und sie auch nicht wahrnehmen wollte.
Kann sein- muss aber nicht sein.
Ein bisschen gegen die Psychose-Theorie spräche, dass er zwar in der Kneipe vom Stuhl fällt, jedoch offenbar danach als relativ "normal" wahrgenommen wurde (wenn das wirklich stimmt !) Da hatte man offenbar keinen Eindruck, dass GS geisteskrank war. Gut- der Besuch bei Hellfritz ist wirklich seltsam ! Aber GS spricht da ja auch nicht komplett verworrenes Zeug. Er fabuliert, dass etwas Furchtbares passieren wird- und das Erstaunliche daran ist ja, dass eben genau das "Furchtbare" passiert. Wenn da nichts Furchtbares passiert wäre, ja dann könnte man sagen GS war wahnsinnig. Als Einwand kann man vorbringen, dass GS eben genau das so geplant hat und in einer Wahngewissheit auch etwas Furchtbares hat passieren lassen......

Als Fazit würde ich sagen, dass eine Psychose bei GS bestanden haben kann, jedoch würde auch das Vorliegen einer Psychose sein relativ zielgeirchtetes Handeln ein solch bizarres Verhalten so kurz nach relativ strukturiertem Handeln nicht erklären.
Ja, es ist jetzt vielleicht ein bisschen kompliziert ausgedrückt- ich bin aber auch sehr müde.....

Nun, mein lieber DB Cooper..... Du/Sie fahren nachts mit mehreren Kumpels besoffen auf einer abgelegenen Straße (nur hypothetisch, so zum Vorstellen), dann läuft Dir/Ihnen ein nackter Mann vor das Auto.....
Würden Sie/Du dann auch wenn ein anderes Auto in der Nähe stehen würde annehmen, es sei das Auto von dem Nackten ? Würden Sie/ Du das Auto überhaupt in einer solchen akuten Unfallsituation wahrnehmen ?
Ich gebe zu vor sehr, sehr langer Zeit mit Kumpels stockbesoffen mit dem Auto durch die Gegend gefahren zu sein. Es ist nie etwas passiert und das ist für mich ein großes Glück. Ich kann hier aber nur sagen, dass ich nicht im Traum daran gedacht hätte einen Schwerverletzten in ein am Straßenrand geparktes Auto zu laden und mit diesem Auto, das mir oder meinen Kumpels nicht gehört hätte, diesen Schwerverletzten irgendwo hinzufahren. Eine solche Vorstellung liegt mir so fern, dass ich das auch der allergrößten Mehrheit der deutschen Bevölkerung nicht zutrauen würde.
Ein solches Verhalten wäre so grotesk, abgebrüht und gewissenlos, dass man es sich nicht vorstellen kann.

Das ist jetzt hypothetisch.
Vergessen darf ja nicht, dass das Auto von GS wirklich so hätte geparkt sein müssen, dass man buchstäblich auch in der Dunkelheit darüber stolpert. Ist das überhaupt vorstellbar, darum müssten alle Gedanken kreisen.... meine heute Abend nicht mehr, weil meine komplexe Migräne das nicht zulässt......
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Re: MORDFALL GÜNTHER STOLL (aka "Der YOG'TZE-Fall"), 1984

Ungelesener Beitrag von Melanie »

Ich gehe mal von den Bedürfnissen eines Menschen nach sozialer Anerkennung, nach einer Arbeit, einem Einkommen, einer sozialen Gemeinschaft, einer sexuellen Partnerschaft, und dergleichen aus. Da war bei Günther nicht mehr viel da. Er ging noch ab und zu ins Lokal. Das zeigt, dass der soziale Faktor ihm noch wichtig war. Es war wohl der einzige Ort, an welchem er keine Ablehnung und keine Versagensvorhaltungen spürte. Ansonsten war er doch recht isoliert in einer Umgebung, die ihm keine Anerkennung und keinen Respekt mehr zollte.

Das macht was mit dem Menschen im Verlauf der Zeit. Die soziale Kontrolle ist nicht mehr wirksam. Die Welt wird weitgehend nur noch unter dem Aspekt wahrgenommen, wie und wo der eigene Zustand noch erträglich ausgehalten werden kann, vielleicht auch, wo man noch eine sexuelle Befriedigung erleben könnte. Zuhause glaube ich nicht, dass es da noch Nähe gab.

Zum Gespräch mit Frau Hellfritz kam es wahrscheinlich deshalb, weil Günther zuhause ausgesperrt worden war. Bei ihr wollte er vermutlich die Nacht verbringen, also eine Schlafmöglichkeit bekommen.
Das lehnte diese verständlicherweise ab.

Ab dieser Situation könnten sich sehr wohl gewisse soziale Hemmschwellen gesenkt haben. Er hatte gar keine andere Möglichkeit, als alles auf eine Karte zu setzen. Niemand wollte ihn haben. Es war Nacht und es war kühl. Fürs Auto fahren riss er sich noch zusammen. Aber irgendwann überkam ihn ein irrationales Bauchgefühl, welches seine verzweifelte Lage verdrängen sollte. Damit war ein vernunftgesteuertes Verhalten lahmgelegt.

Dass er sich entkleidete, könnte ein Verlangen nach Aufmerksamkeit gewesen sein, ob positiver oder negativer Art. Das ist immer noch besser, als ignoriert zu werden, weil der Mensch ein soziales Wesen ist. Gewiss könnte auch ein sexuelles Bedürfniss dabei gewesen sein. Ich sehe es aber eher als ein diffus-ungerichtetes Verzweiflungsverhalten, um Aufmerksamkeit zu bekommen.

Von anderen könnte er sowohl als Verrückter, als auch als eine Bedrohung - oder beides - wahrgenommen worden sein. Als Günther merkte, dass er Aufmerksamkeit hervorgerufen hatte, hat er sich evtl. diesen Beobachtenden nähern wollen. Das war diesen jedoch unangenehm und suspekt und sie wollten sich von ihm entfernen.
Günther jedoch wollte den Kontakt bzw. die Nähe aufrecht erhalten und sie am Entfernen hindern. Daher legte er sich ihnen in den Weg in der Hoffnung, dass sie mit ihm kommunizieren oder in irgend einer Weise (sexuell) verkehren. Stattdessen versuchten die Beobachtenden, die in einem Pkw waren, den Günther durch Heranfahren zum Weichen zu veranlassen. Dieser reagierte aber weder auf das anrollende Auto, noch auf Zurufe, den Weg freizumachen.
Letzten Endes rollte der Pkw mit Absicht über Günther hinweg, vielleicht, weil er nicht ausweichen und auch nicht rückwärts fahren konnte?

Das ist natürlich wieder nur eine Spekulation.
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DB Cooper
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Re: MORDFALL GÜNTHER STOLL (aka "Der YOG'TZE-Fall"), 1984

Ungelesener Beitrag von DB Cooper »

Jolu65 hat geschrieben:Die Einwände sind berechtigt und mir auch bekannt.
Nur:
Das mit einer Psychose ist nicht so, das es da einen On-Off-Schalter gibt. So eine Psychose- und in diesem Fall reden wir von einer Schizophrenie mit wahnhaften Elementen- kündigt sich an. Nun könnte es natürlich sein, dass GS schon längere Zeit Symptome zeigt, die jedoch keiner als solche wahrnahm und sie auch nicht wahrnehmen wollte.
Kann sein- muss aber nicht sein.
Ein bisschen gegen die Psychose-Theorie spräche, dass er zwar in der Kneipe vom Stuhl fällt, jedoch offenbar danach als relativ "normal" wahrgenommen wurde (wenn das wirklich stimmt !) Da hatte man offenbar keinen Eindruck, dass GS geisteskrank war. Gut- der Besuch bei Hellfritz ist wirklich seltsam ! Aber GS spricht da ja auch nicht komplett verworrenes Zeug. Er fabuliert, dass etwas Furchtbares passieren wird- und das Erstaunliche daran ist ja, dass eben genau das "Furchtbare" passiert. Wenn da nichts Furchtbares passiert wäre, ja dann könnte man sagen GS war wahnsinnig. Als Einwand kann man vorbringen, dass GS eben genau das so geplant hat und in einer Wahngewissheit auch etwas Furchtbares hat passieren lassen......

Als Fazit würde ich sagen, dass eine Psychose bei GS bestanden haben kann, jedoch würde auch das Vorliegen einer Psychose sein relativ zielgeirchtetes Handeln ein solch bizarres Verhalten so kurz nach relativ strukturiertem Handeln nicht erklären.
Ja, es ist jetzt vielleicht ein bisschen kompliziert ausgedrückt- ich bin aber auch sehr müde.....

Nun, mein lieber DB Cooper..... Du/Sie fahren nachts mit mehreren Kumpels besoffen auf einer abgelegenen Straße (nur hypothetisch, so zum Vorstellen), dann läuft Dir/Ihnen ein nackter Mann vor das Auto.....
Würden Sie/Du dann auch wenn ein anderes Auto in der Nähe stehen würde annehmen, es sei das Auto von dem Nackten ? Würden Sie/ Du das Auto überhaupt in einer solchen akuten Unfallsituation wahrnehmen ?
Ich gebe zu vor sehr, sehr langer Zeit mit Kumpels stockbesoffen mit dem Auto durch die Gegend gefahren zu sein. Es ist nie etwas passiert und das ist für mich ein großes Glück. Ich kann hier aber nur sagen, dass ich nicht im Traum daran gedacht hätte einen Schwerverletzten in ein am Straßenrand geparktes Auto zu laden und mit diesem Auto, das mir oder meinen Kumpels nicht gehört hätte, diesen Schwerverletzten irgendwo hinzufahren. Eine solche Vorstellung liegt mir so fern, dass ich das auch der allergrößten Mehrheit der deutschen Bevölkerung nicht zutrauen würde.
Ein solches Verhalten wäre so grotesk, abgebrüht und gewissenlos, dass man es sich nicht vorstellen kann.

Das ist jetzt hypothetisch.
Vergessen darf ja nicht, dass das Auto von GS wirklich so hätte geparkt sein müssen, dass man buchstäblich auch in der Dunkelheit darüber stolpert. Ist das überhaupt vorstellbar, darum müssten alle Gedanken kreisen.... meine heute Abend nicht mehr, weil meine komplexe Migräne das nicht zulässt......
Wie lange ist denn der Zeitraum, in der sich eine Psychose oder Verfolgungswahn andeuten? Das hatte es ja bereits seit Wochen oder länger. Wie schnell dreht sich die Spirale am Ende? Es gibt ja auch Leute, die drehen einfach durch. In Minuten. (Ok, meine Meinung. Halte ich aber nicht für völlig unmöglich)

Wenn dass ein möglicher Verkehrsunfall stattgefunden hat, bei minderer Geschwindigkeit, auf kaum befahrener Strasse. Ihm wird heiß, denk er hätte überall Ameisen am Körper, was man sich so vorstellen kann. Er fährt rechts ran, Tür auf, Kleider weg ins Auto und befindet sich auf der Fahrbahn, vielleicht an uneinnehmbarer Stelle. Das Auto läuft noch, die Fahrertür ist auf. (Da hätte man dann die Identifizierung als SEIN Auto)

Aus welchen Gründen auch immer, sie wollen keine Polizei. Einer der Kumpel (oder Mehrere) setzen G.S. auf die Beifahrerseite und fahren ihn zur Autobahn, weil dort Verkehr ist. Sie lenken das Auto kurz vor einem Parkplatz ins Gebüsch neben der AB, setzen vielleicht dazu aus Sicherheitsgründen lieber zurück.

Sie werden sofort gesehen, als LKW´s anhalten, kann der Fahrer "flüchten" denn Hilfe ist unterwegs.
Seine Kumpel sammeln ihn auf nahe gelegener Landstrasse wieder ein.
Jolu65

Re: MORDFALL GÜNTHER STOLL (aka "Der YOG'TZE-Fall"), 1984

Ungelesener Beitrag von Jolu65 »

Ja, natürlich könnte es so gewesen sein.
ABER:
Natürlich drehen immer wieder Menschen einfach durch und es kommt zu Gewalt oder völlig unkontrolliertem Verhalten. Ein gutes Beipiel war ja der nackte Mann im Berliner Neptun-Brunnen, der von Polizisten erschossen wurde. Der war auch nackt und "völlig durchgedreht". Nun lebte GS relativ gut sozial kontrolliert in einer Ehe (die zwar nicht gut lief, aber immer noch Bestand hatte) mit einem Kind, um das er sich offenbar gut und intensiv kümmerte. Offenbar deutete ja nichts auf eine Psychose hin; jedenfalls wird da gar nichts Derartiges berichtet.
Und da soll jetzt GS nachdem er bei Frau Hellfritz abgeblitzt ist, ziellos in der Gegend herumgefahren sein bis "etwas Furchtbares" passiert. Nun kann man argumentieren, dass GS als self-fullfillign prophecy dieses Furchtbare selbst herbeigeführt hat. Tatsächlich passt das zu einer Schizophrenie- nur müsste die wirklich vorgelegen haben....
Aber das Setting eines solchen Unfalls müsste GS so exakt geplant haben, dass eben genau das im Ergebnis herauskommt, wie es sich ereignete. Also er müsste eine Stelle an einer Straße herausgesucht haben, an der es sich so platzieren konnte, dass ein Auto mit niedriger Geschwindigkeit über ihn drüber fuhr UND etwaige Unfallbeteiligte sein Auto als das Seinige erkennen hätten können.

Das alleine ist schon ohne vorherige Planung in einer spontanen Aktion eigentlich undenkbar. Dann kommt noch die Aktion mit dem Einladen des GS in sein eigenes Auto hinzu.....
Ich habe erhebliche Zweifel an dieser Hypothese, auch wenn das Tatgeschehen sich so hätte ereignen können.
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Re: MORDFALL GÜNTHER STOLL (aka "Der YOG'TZE-Fall"), 1984

Ungelesener Beitrag von DB Cooper »

Wer sagt denn es sein Absicht von G.S. gewesen????? Ich kann es kaum glauben!
Die Sache war doch nicht geplant, deshalb war es ein Unfall.

Es muss auch nicht so gewesen sein, würde aber zusammen passen. Und das besser als viele andere Theorien!
Jolu65

Re: MORDFALL GÜNTHER STOLL (aka "Der YOG'TZE-Fall"), 1984

Ungelesener Beitrag von Jolu65 »

Wie soll denn ein solcher Unfall passieren ?
Da würde ich mir vorstellen, GS reißt die Tür seines Auto auf und stürzt sich quasi vor ein Auto.....
Gut, dann wäre auch einem Unfallfahrer klar, welches Auto das des GS ist....
Aber warum macht GS das ? Aus Verzweiflung ?
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Re: MORDFALL GÜNTHER STOLL (aka "Der YOG'TZE-Fall"), 1984

Ungelesener Beitrag von Melanie »

Die beiden LKW-Fahrer hatten mit Günther kurz vor seinem Tod Kontakt. Sie sind glaubwürdig, was die letzten Äußerungen des Schwerverletzten betrifft. Danach seien vier Personen bei Günther im Auto gewesen, die schon weg waren. Das waren keine Freunde von ihm, wie Günther betonte. Und er, so Günther, wolle auch weg.

Der Seitenaufprall (?) mit Günthers Pkw wurde wahrscheinlich extra herbeigeführt, um zu signalisieren, dass hier eine Unfallsituation vorliegt, damit jemand nachschaut.

Ist das nun eine Spur von Verantwortungsgefühl, damit Günther aufgefunden wird?
Oder war es deshalb, um von dem früheren Platz abzulenken, auf dem Günther überrollt worden war?

Ich denke, es war letzteres.
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Re: MORDFALL GÜNTHER STOLL (aka "Der YOG'TZE-Fall"), 1984

Ungelesener Beitrag von DB Cooper »

Jolu65 hat geschrieben:Wie soll denn ein solcher Unfall passieren ?
Da würde ich mir vorstellen, GS reißt die Tür seines Auto auf und stürzt sich quasi vor ein Auto.....
Gut, dann wäre auch einem Unfallfahrer klar, welches Auto das des GS ist....
Aber warum macht GS das ? Aus Verzweiflung ?
Wenn er an uneinsichtiger Stelle aus dem Fahrzeug auf die Fahrbahn trat, dann reicht das doch schon.
Er macht das wahrscheinlich auch nicht mit der Absicht, vor ein Auto zu laufen. Es könnte Folge seiner psychischen Störung gewesen sein.
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Re: MORDFALL GÜNTHER STOLL (aka "Der YOG'TZE-Fall"), 1984

Ungelesener Beitrag von DB Cooper »

Melanie hat geschrieben:Die beiden LKW-Fahrer hatten mit Günther kurz vor seinem Tod Kontakt. Sie sind glaubwürdig, was die letzten Äußerungen des Schwerverletzten betrifft. Danach seien vier Personen bei Günther im Auto gewesen, die schon weg waren. Das waren keine Freunde von ihm, wie Günther betonte. Und er, so Günther, wolle auch weg.

Der Seitenaufprall (?) mit Günthers Pkw wurde wahrscheinlich extra herbeigeführt, um zu signalisieren, dass hier eine Unfallsituation vorliegt, damit jemand nachschaut.

Ist das nun eine Spur von Verantwortungsgefühl, damit Günther aufgefunden wird?
Oder war es deshalb, um von dem früheren Platz abzulenken, auf dem Günther überrollt worden war?

Ich denke, es war letzteres.
Das was passierte, passierte nicht dort wo das Auto gefunden wurde. Wahrscheinlich wollte man, dass er gefunden wird. Vielleicht wegen seiner schweren Verletzung. Sollte er ermordet werden, wäre das natürlich aus Tätersicht völlig unnötig.
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Re: MORDFALL GÜNTHER STOLL (aka "Der YOG'TZE-Fall"), 1984

Ungelesener Beitrag von Melanie »

Der Auffindeort von Günther auf der Autobahn bei Hagen steht fest. Es besteht einige Wahrscheinlichkeit dafür, dass die letzte Auffahrt vor dieser Stelle benutzt worden ist.
Und die Stelle des Überrollens über Günthers Körper dürfte wiederum in der Nähe dieser Autobahnanschlussstelle - vielleicht auf einem näheren Parkplatz - geschehen sein.

Ich traue der Polizei zu, dass sie die nächtliche Szene rund um diese Autobahnanschlussstelle kannte.
Nach allem, was Günther zu seiner Frau und zu Frau Hellfritz sagte, hatte er Kontakt zu einer dort in der Nacht belebten Stelle, wo irgend was abging.

Von diesem nächtlichen Tun und Treiben dürfte die Polizei bereits 1984 ausgegangen sein. Nur leider gab sie keine Ermittlungsergebnisse an die Öffentlichkeit, weil sie - eben aufgrund eigener Erkenntnisse - nicht mehr um weitere Zeugenbeobachtungen nachgefragt hat. Vielleicht hatte man sogar schon eine Gruppe von Verdächtigen Visier, doch um sie der Tat überführen zu können, hatte es halt nicht gereicht?
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Re: MORDFALL GÜNTHER STOLL (aka "Der YOG'TZE-Fall"), 1984

Ungelesener Beitrag von Melanie »

DB Cooper hat geschrieben:Das was passierte, passierte nicht dort wo das Auto gefunden wurde. Wahrscheinlich wollte man, dass er gefunden wird. Vielleicht wegen seiner schweren Verletzung. Sollte er ermordet werden, wäre das natürlich aus Tätersicht völlig unnötig.
Es könnten beide Absichten dahinter stecken. Auch bei einem Mord-Vorsatz würde das Verbringen an die Autobahn und das Vortäuschen eines Unfalls Sinn aus Sicht der Täter machen, um nämlich vom Tatort abzulenken, weil der Tatort möglicherweise schneller auf die Täter hätte schließen lassen.

Die Täter intendierten wohl ein Auffinden des Günther. Sie wussten allerdings auch, dass er schwer verletzt war. Konnten sie eigentlich damit rechnen, dass Günther noch in der Lage war, zu sprechen?
Wenn das so gewesen wäre, dann hätten sie befürchten müssen, dass Günther konkrete Hinweise auf die Täter geben kann. Allerdings wohl keine Namen. Aber vielleicht Personenbeschreibungen und Ruf-/Spitznamen?

Daher sind die Täter wohl vom baldigen Ableben Günthers ausgegangen, haben dieses aber nicht selbst herbeigeführt.
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Re: MORDFALL GÜNTHER STOLL (aka "Der YOG'TZE-Fall"), 1984

Ungelesener Beitrag von DB Cooper »

Es könnte natürlich ein Tatort gewesen sein, den man als Täter zu verschleiern versuchte. Da er die Typen aber nicht namentlich kannte, konnte er sie nicht verraten. Das spräche auch gegen ein Privatgrundstück. Das es einen Unfall gab und er zwecks Entdeckung zur BAB gebracht wurde, halte ich aber für möglich. Vielleicht beruhte sein Verfolgungswahn wirklich auf einer psychischen Störung?
Das wäre. auf jeden Fall ein nachvollziehbarer Tatablauf. Ganz ohne Homosexuelle, Ritualmorde und Lebensmittemafia. Wer weiß...
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Re: MORDFALL GÜNTHER STOLL (aka "Der YOG'TZE-Fall"), 1984

Ungelesener Beitrag von Melanie »

DB Cooper hat geschrieben:Vielleicht beruhte sein Verfolgungswahn wirklich auf einer psychischen Störung?
Das würde ich auch nicht ausschließen. So ein ausgegrenztes, gesellschaftlich missbilligtes Leben, das dem arbeitslosen Günther über etliche Jahre verblieben war, musste ihm ja aufs Gemüt gehen. In einer Zeit (1984), wo ein ungeheurer wirtschaftlicher Aufschwung war, wo man Arbeit hätte finden können, da packte es dieser Mann in den besten Jahren (34 J.) einfach nicht, den Stier bei den Hörnern zu packen. Er zog sich in Selbstgespräche und möglicherweise auch ins Delirium zurück, erfand unerklärliche Buchstabenkombinationen, strich sie wieder durch, was aber in der Realität nicht einordenbar war.

Natürlich spürte er die Ausgrenzung, die negative Reaktion einer Gesellschaft (Nichtsnutz, Drückeberger, Taugenichts). Das hält man nur aus, indem man sich psychisch irgendwelche Schuldigen, Entschuldigungen, Ausreden zurechtlegt, in die man sich hineinsteigert. Das ist dann aber eine ganz andere Sicht auf die Welt, als sie die anderen haben, mit der Folge, dass das gegenseitige Verstehen immer weiter auseinander driftet.

Die Eltern und die Geschwister hatten ihn wahrscheinlich auch aufgegeben. Die Ehefrau war auch nicht begeistert von seinem Nichtstun einerseits und den nächtlichen Unruhezuständen mit anschließendem Papillonbesuch andererseits. Desgleichen auch nicht von seinen nächtlichen Unternehmungen, welche ihm diese Angst einflößten.

Das alles musste auf die Psyche gehen. Vielleicht hatte er eine charakterliche Disposition zu melancholischen Zügen. Aber seine Lebenslage, als exogener Faktor, tat in Wechselwirkung mit den endogenen Voraussetzungen ein Übriges. Günther war nicht mehr normal, das würde ich als Nichtfachmann uneingeschränkt aus seinen exogenen, jahrelang wirkenden, Bedingungen annehmen. Mir scheint er hochgradig gestört gewesen zu sein. Daher dürfte er des Nachts auch nicht, wie ein normaler müder Mann, dem Schlafbedürfnis nachgekommen sein, sondern war nervlich sehr aufgewühlt und verhielt sich ziemlich irrational.
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