MORDFALL GÜNTHER STOLL (aka "Der YOG'TZE-Fall"), 1984

ÖFFENTLICHE DISKUSSION
Fälle in Foren: Truus & Harry Langendonk (Doppelmord im Chiemgau)

Fälle in Themen: Göhrde-Morde, Der Tod von Kris Kremers u. Lisanne Froon, Doris Seyffarth, YOG'TZE-Fall
Jolu65

Re: MORDFALL GÜNTHER STOLL (aka "Der YOG'TZE-Fall"), 1984

Ungelesener Beitrag von Jolu65 »

Ich glaube niemand muss etwas weiterleiten, weil das hier Geschriebene öffentlich zugänglich ist. Die Polizei liest hier mit. Wenn die Polizei meine Theorie für konsitent hält, dann kann sie ja darauf aufbauen; wenn nicht wird sie schon wissen warum.
Aber ein ganz großes Problem bleibt die Zeitspanne zwischen jetzt und der Tat. Ein Täter ist vielleicht gar nicht mehr am Leben. Und klar, die Familie und auch das weitere Umfeld haben kein Interesse an einer detaillierten Aufklärung mehr.
Wir wissen nicht, ob GS eine tragische Figur war. Die Umstände seines Todes sind jedoch so grotesk, dass er selbstständlich unser aller Mitleid verdient hat.
Melanie
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Re: MORDFALL GÜNTHER STOLL (aka "Der YOG'TZE-Fall"), 1984

Ungelesener Beitrag von Melanie »

Müssen tut niemand. Wurde auch nicht behauptet.

Herrn Stoll halte ich für eine tragische Figur. Er könnte als Sujet für ein literarisches Stück stehen, in welchem Zeitgegensätze personale Brüche bedingen, Spannungen erzeugen, in welche der Protagonist hineingerät und an denen er letztlich zugrunde geht, wie es das Schicksal tragischer Gestalten eben ist.

Seine Eltern stehn für Tradition, traditionelle Werte, Sitte und Moral. GS wächst in der Generation der 68er auf bzw. wird im Studium damit konfrontiert.

Hier erlebt er eine Bewegung, welche die Tradition, in der er sozialisiert wurde, theoretisch und praktisch überwinden will, sich von den traditionellen Werten verabschiedet, eine andere Sexualität leben möchte und die Moral ihr schließlich dort vorbeigeht, wo keine Sonne scheint.

In diesem Spannungsfeld bewegt er sich. Seine Eltern erlebten die Zeit des NS-Regimes. Die 68er kritisierten diese Generation und beschuldigten sie deshalb. Es war eine Zeit des Umbruchs in den Hochschulen, in Schulen, Medien usw.

Damit scheint GS nicht klar gekommen zu sein. Er konnte weder in der Tradition Fuß fassen, noch im linken Spektrum sein Glück und seinen Halt finden.

Er scheiterte und war am Ende tot. Es war kein Heldentod. Aber tragisch war er dennoch, weil ihm die politischen Halteseile fehlten, die ihm sinngebende Ideen hätten geben können.

Die Kirche war für ihn wahrscheinlich out.
Ins Bürgertum passte er als Arbeitsloser nicht rein.
Das linkere Spektrum auf dem Land war noch keine starke Bewegung und GS hatte durch seine Sozialisation im Elternhaus mit diesem Spektrum wohl weniger Berührungspunkte und Sozialkontakte.

So war sein geistiges Bewusstsein wie ein Flugsamen im Wind, von Strömungen hin- und hergetrieben. Subjektiv konnte er keinen Halt auf einer politischen Bodensorte im gesellschaftspolitischen Spektrum finden, die ihm einen Sinnhorizont vermittelt hätte, wo er hätte Wurzeln schlagen und darin hätte selbstbewusst aufblühen können.

Das ist meine Hypothese, die keinen Anspruch auf Wahrheit erhebt.
Jolu65

Re: MORDFALL GÜNTHER STOLL (aka "Der YOG'TZE-Fall"), 1984

Ungelesener Beitrag von Jolu65 »

Wir schweifen ab. Natürlich wäre bei genauer Betrachtung die Lebensgeschichte des GS als Drehbuch geeignet. Aber solche Filme werden nicht mehr gemacht. Rainer Werner Fassbinder, Gottfried John und Michael Ballhaus sind schon tot..... Auf Netflix wird das nicht produziert werden.
GS ist jedoch durch die Buchstabenkombination YOG´TZE, die wahrscheinlich auf eine Erfindung seiner Ehefrau zurückgeht doch in gewisser Weise medial unsterblich geworden. Aber wie gesagt: Ob GS wirklich eine tragische Figur war- so wie sie im klassischen Theater gezeichnet wird- das würde ich eher bezweifeln, obwohl seine Biografie selbstverständlich als "interessant" zu bezeichnen ist und er auch Mitleid für sein schreckliches verdient.

Nun warten wir ab, ob andere Theorien auftauchen und widmen uns vielleicht wieder Hartmut Weiske.....
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Agatha Christie
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Re: MORDFALL GÜNTHER STOLL (aka "Der YOG'TZE-Fall"), 1984

Ungelesener Beitrag von Agatha Christie »

Ich gehe jetzt mal davon aus, dass die Ermittler die legendären Zeichen auf dem Notizblock zweifelsfrei ermittelt haben und dass die Abbildungen im Netz vom Original stammen. Da diese bisher nicht gedeutet werden konnten liegt die Vermutung nahe, dass es sich dabei auch um eine Kombination von Buchstaben und Zahlen handeln könnte, wenn man davon ausgeht, dass sie irgendeinen Sinn ergeben müssen. Folgende Kombinationen wären denkbar. Aber auch damit komme ich nicht weiter.


YOG'TZE
YOGTZE
YO6'TZE
YO6TZE
Y0G'TZE
Y0GTZE
Y06'TZE
Y06TZE
YDG'TZE
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Re: MORDFALL GÜNTHER STOLL (aka "Der YOG'TZE-Fall"), 1984

Ungelesener Beitrag von Melanie »

Jolu65 hat geschrieben:Aber wie gesagt: Ob GS wirklich eine tragische Figur war- so wie sie im klassischen Theater gezeichnet wird- das würde ich eher bezweifeln, obwohl seine Biografie selbstverständlich als "interessant" zu bezeichnen ist
Ich bezweifle die Tragik der Person des GS nicht.

Allerdings wurden die klassischen Tragik-Figuren erst durch ihre künstlerische Modellierung und Publizierung einem breiten Publikum bekannt. Meistens liegt ihnen ein wirkliches Sujet aus dem realen Leben zugrunde. Dieses wurde von einem Künstler aufgegriffen, weil er an ihm unterschiedliche gesellschaftliche Strömungen aufzeigen konnte, die zu Gegensätzen, Spannungen und Konflikten führten, welche sich in einzelnen Personen exemplarisch kulminierten und diese Personen tragisch enden ließen.

Die Tragik ist aber bereits vor der künstlerischen Modellierung vorhanden, sonst könnte die Person nicht als Sujet dienen. Die Tragik ist eine Konstante des Todes der Hauptfigur, weil der Tod die vom Künstler gewollte Emotionalisierung über ein Mitfühlen auslösen soll, um ein Bewusstsein über herrschende Gesellschaftsverhältnisse zu vermitteln sowie die Sinne über den Antriebsmotor "Mitgefühl" in politisches Handeln zu lenken.

Günter Stoll ist geradezu eine exemplarisch tragische Figur, die es - da bin ich sicher - zu einer klassisch-tragischen Kunstfigur schaffen wird. Dieser Fall bietet sich m.E. geradezu an. Das Kunstwort YOG'TZE wird eine unterstützende Hilfe sein, Interesse an dem Kunststück zu wecken. Ich könnte mir sogar mehrere Bearbeitungen dieses Sujets vorstellen, auch in verschiedenen Kunstgattungen.

Hier könnte sogar das HET-Forum und Jolu65 einen würdigen Platz darin finden.
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Re: MORDFALL GÜNTHER STOLL (aka "Der YOG'TZE-Fall"), 1984

Ungelesener Beitrag von Melanie »

O, das ist ein wunderbares Sujet!

Und wie könnte man das Kunstwerk beispielhaft bestücken:

Da haben wir die Geschäftswelt, die Tradition mit ihren bürgerlichen Tugenden und Werten, welchen die Eltern verkörpern.

Wir haben in Frau Hellfritz das religiöse Element, welches Herr Stoll vor seinem tragischen Tod noch aufgesucht hat.

Wir haben einen unerfüllten Karrierewunsch, ein gescheitertes Studium, eine zerstörte Hoffnung, das Gegenstück der Gesellschaftsphilosophie vom "Alles ist möglich".

Der wichtige menschliche Bereich der Sexualität ist vorhanden. Die straflose sexuelle Befreiung; Ehebruch; Homosexualität etc. Eben Hedonismus pur, ohne Warnung vor Süchten und Gefahren.

Eine Familienidylle, die aber an den Verhältnissen zerbricht. Auch da steckt viel Gefühlspotential drin. Das kleine Kind, das seinen Papa verliert. Die enttäuschte Frau. Zerwürfnisse, usw. Stoff, mit dem man die Literaturkonsumenten fesseln und emotionalisieren kann.

Ein Sujet, par excellence!

Und nicht zu vergessen: Das HET und Jolu65, welche den Fall plausibel ermitteln konnten, ohne über polizeiliche Internas zu verfügen.
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Re: MORDFALL GÜNTHER STOLL (aka "Der YOG'TZE-Fall"), 1984

Ungelesener Beitrag von Melanie »

@Jolu65:

Über Hartmut Weiske fehlen die Kenntnis persönlicher Fakten sowie Einblick in die Qualität seines Familiengefüges einschl. seiner Ehe. Daher sehe ich dort keine neuen Ansatzpunkte.
Jolu65

Re: MORDFALL GÜNTHER STOLL (aka "Der YOG'TZE-Fall"), 1984

Ungelesener Beitrag von Jolu65 »

Zu Yog´tze:
Nach den publizierten Ermittlungsergebnisse soll die Ehefrau von GS den Inhalt des Zettels erst lange (manche sagen nach 6 Monaten) der Polizei gemeldet haben. Den Originalzettel soll sie vernichtet (achtlos weggeworfen) haben. Nun könnte es sein, dass sie sich schon die Buchstabenkombination irgendwie und irgendwo notiert haben könnte. Dass sie aber erst einige Wochen später über die Notiz aus ihrem Gedächtnis berichtet, lässt eben Zweifel aufkommen, ob GS wirklich am Tatabend etwas aufschrieb und was das genau war. Weil nun auch YOGTZE überhaupt keinen Sinn ergeben mag, bringt das alles nichts dem eine Bedeutung zuzumessen.

Zu GS als Person:
Nun weiß man wirklich zu wenig über ihn. Fassbinder als Regisseur hätte bei einem sozialkritischen Drehbuch GS sicherlich als tragische Figur dargestellt, vielleicht wäre Gottfried John ein guter Schauspieler gewesen, seine Biografie dramaturgisch zu verwirklichen und Günter Lamprecht hätte gewiss eine guten leicht missmutig- cholerischen Bäckermeister zum Ausdruck bringen können..... Aber wie gesagt, eine dramaturgische Umsetzung wird nicht stattfinden. Die GEZ-finanzierten Sender caprizieren sich mit dem Tatort oder Polizeiruf 110 auf eine Art der "Erwachsenenbildung".....

Zu Hartmut Weiske:
Zuletzt hat jemand eine bemerkenswerte Aussage hier im Forum getätigt.
Nämlich:
Er sei als in der chemischen Industrie bis zu seiner Berentung tätig gewesen. Ich denke, dass diese Person HW gekannt hat bzw kennt. Leider hat sie bisher nichts Weiteres geschrieben.
Melanie
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Re: MORDFALL GÜNTHER STOLL (aka "Der YOG'TZE-Fall"), 1984

Ungelesener Beitrag von Melanie »

Jolu65 hat geschrieben:Aber wie gesagt, eine dramaturgische Umsetzung wird nicht stattfinden. Die GEZ-finanzierten Sender caprizieren sich mit dem Tatort oder Polizeiruf 110 auf eine Art der "Erwachsenenbildung".....
Im GEZ-TV ganz bestimmt nicht. Und wenn schon, dann wäre es rein zu Unterhaltungszwecken, wie "Tatort" und dergleichen. Das ist jedoch alles, bloß keine Kunst, denn in diesen Krimi-Filmen geht es nicht darum, Zeitströmungen, gesellschaftliche Bedingungen, Klassenkonflikte etc. über einen "Aufhänger", z.B. eine Person oder eine Personengruppe zu erschließen, denn Tatorte sind Instrumente, um Einstellungen zu erzielen und Verhalten zu steuern.
Ich las, dass es für einen Tatort ganz strikte Vorgaben gibt: Die Täter dürfen weder Ausländer, noch Muslime, noch Schwarze, noch Homosexuelle sein. Es müssen weiße Biodeutsche sein.
Dann muss das Konstrukt durch die "Genderprüfung", d.h. Rollenumkehr wie das auch bei Aktenzeichen-Filmen passiert: Der Mann bügelt und die Frau sucht nach Internetangeboten. Außerdem gibt es Vorschriften, die sich mit Parteiprogrammen bestimmter Parteien vertragen müssen, ob das Essen, Umwelt, Familienmodell, Sexualität anbelangt. Das Opfer, welches Mitleid erzeugen soll, muss möglichst ein unschuldiger Flüchtling oder Homosexueller sein, so in diesem Stil.
Da kann man nicht von Kunst reden, sondern nur von Machwerken.

In klassischer Literatur erschließt sich die gesellschaftliche Realität einer Zeitepoche und ihre Machtstrukturen. Kürzlich habe ich mich beim Fall der vermissten Brigitte Volkert an Lessings "Emilia Galotti" erinnert. Ich bekam Lust, es wieder zu lesen und habe es mir noch einmal gekauft. Da sitzt jeder Satz und ist geschliffen auf die politische Absicht des Autors hin. Der Adjutant des Prinzen, war ein solch raffinierter Verbrecher. Der übernahm jeden Drecks- und Tötungsauftrag bzw. tat ihn in vorauseilendem Gehorsam. Ich stelle da durchaus Vergleiche zur Gegenwart her.

Irgendwo in diesem Stück hat Lessing das Lust- und Lasterleben der Aristokratie interessant beschrieben. Lessing stand natürlich auf der Seite des Bürgertums. Habe die Stelle noch nicht gefunden, weil ich erst am Anfang bin, aber irgendwo lässt er eine Figur sagen, dass die Lustöffnungen mancher einflussreicher Damen derartig geweitet sind, dass man sie mit dem Zollstück ausmessen könne. Daher würde sich der Fürst nun lieber auf bürgerliche Mädchen besinnen …

Die Aristokratie durfte sich von Moral, Sitte und Anstand ausnehmen, wenn es um ihr Wohlbefinden ging. Machte aber anscheinend auch nicht zufrieden, wie der Hedonismus in heutiger Zeit auch nicht. Lebensgier und Süchte bringen immer groteskere Steigerungen hervor. Religion war ein Disziplinierungsmittel für Bürger, Bauern und Handwerk.

Was "Yog'tze" anbelangt, sehe ich es genau wie Jolu65. Irrelevant.

Zu Hartmut Weiske ist es schade, nichts von Leuten aus seiner Gegend im HET zu erfahren. Ich habe mal Todesanzeigen gegoogelt und Internetfriedhöfe nach diesem Nachnamen durchforstet, um vielleicht auf seine Frau zu kommen, wie alt sie war, wie der Text formuliert war und wer um sie trauerte: Fehlanzeige!
Jolu65

Re: MORDFALL GÜNTHER STOLL (aka "Der YOG'TZE-Fall"), 1984

Ungelesener Beitrag von Jolu65 »

Offenbar hat die politische Korrektheit in diesem Forum glücklicherweise noch keinen Einzug gehalten.

An alle hierbei Beiteiligten meinen ausdrücklichen Respekt für Ihre "Haltung" ! Ich habe das hier in Anführungszeichen geschrieben, weil man dieses Wort "Haltung" ja neuerdings fragwürdig politisch instrumentalisiert.

Gut YOG´TZE hat keine Bedeutung für uns hier im Forum. Vielleicht ist das auch eine Einfkaufsliste gewesen und GS wollte am nächsten Tag einen speziellen Joghurt kaufen..... Das kann alles und nichts sein, vor allem kann es falsch wiedergegeben worden sein, was die Sache noch obskurer werden lässt.

Nun habe ich gesten im Fernsehen etwas Erstaunliches gesehen:
Da sind 2 Frauen vom Landgericht Frankfurt/ Oder verurteilt worden, weil sie den Ex-Ehemann bzw Ex-Partner haben entführen und ihn nackt aussetzen ließen.....
Natürlich haben diese Frauen nichts mit dem Tod von GS zu tun und natürlich ist der Fall hier auch anders gelagert. GS wurde ja nicht nur "ausgesetzt", sondern auch offensichtlich schwer, sogar tödlich verletzt. Aber wie kann man jemanden überrollen, der sich zuvor selbst entkleidet hat und der weder gefesselt noch betäubt war ?
Und wie soll GS jemandem "in die Hände" gefallen sein, um ein solches Verbrechen an ihm zu verüben ? Wie und wodurch soll er denn in eine Falle gelockt worden sein ? Und vor allem was soll der Grund hierfür gewesen sein ? Wollte man ihm "eins auswischen" ? Wenn ja wofür ? Und warum sollte er sich "eins auswischen" lassen ?

Solche "Späße", wo jemandem "etwas ausgewischt" werden soll, bleiben nie geheim. Meist prahlt derjenige, der so etwas macht oder machen will schon vorher mit seinem Vorhaben oder er kann danach nicht an sich halten. Deshalb glaube ich, dass es da um mehr ging, als ein verunglückter Scherz in "Männerkreisen".
Aber GS war einfach zu normal, zu unbedeutend, als dass jemand einen solchen Aufwand betreiben sollte ihn "abzustrafen" oder gar "aus dem Weg" zu schaffen. Das Ganze war nicht geplant.
Ich bleibe dabei. GS hat eine unberechenbare Reaktion bei jemandem ausgelöst, der sich durch sein Verahlten und wahrscheinlich seine Nacktheit erschreckt oder provoziert gefühlt hat- in der Nähe von Hagen- an einer Stelle wo Sextreffen stattfanden.
Melanie
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Re: MORDFALL GÜNTHER STOLL (aka "Der YOG'TZE-Fall"), 1984

Ungelesener Beitrag von Melanie »

Jolu65 hat geschrieben:Aber wie kann man jemanden überrollen, der sich zuvor selbst entkleidet hat und der weder gefesselt noch betäubt war ?Und wie soll GS jemandem "in die Hände" gefallen sein, um ein solches Verbrechen an ihm zu verüben ? Wie und wodurch soll er denn in eine Falle gelockt worden sein ? Und vor allem was soll der Grund hierfür gewesen sein ?
Ich verbinde seine Verletzungen mit den sorgenvollen Sätzen gegenüber seiner Frau und gegenüber Frau Hellfritz, dass man ihm etwas antun wolle und dass was Fürchterliches passieren würde.
Diese Andeutungen haben mit Sicherheit eine Vorgeschichte, in der es zwischen GS und vier Männern zu Meinungsverschiedenheiten kam.

GS war am Tatort bekannt. Er war nicht beliebt. Aus der Vorgeschichte resultierte eine von ihm so empfundene Bedrohungslage.

Und trotzdem fuhr er dort hin. Etwas zog ihn an. Etwas, was stärker war, als seine Angst.
Er kannte das Tun und Treiben und den Ablauf von früheren Besuchen dort.

In seinem verletzten Zustand sagte er dem ihn auffindenden LKW-Fahrer, dass "die anderen nicht seine Freunde sind". Dann müssen es seine Gegner gewesen sein.
Jolu65 hat geschrieben: Das Ganze war nicht geplant. Ich bleibe dabei. GS hat eine unberechenbare Reaktion bei jemandem ausgelöst, der sich durch sein Verhalten und wahrscheinlich seine Nacktheit erschreckt oder provoziert gefühlt hat
Ich könnte mir denken, dass sich GS auf seine Weise auf "das Fürchterliche" vorbereitet hat. Er hatte wahrscheinlich erwartbare Szenen antizipiert und eigene Reaktionsmöglichkeiten gedanklich durchgespielt. Reaktionsmöglichkeiten, die durchaus für die vier Männer neu und überraschend waren.
Das kann schon hinhauen, Jolu65, dass GS damit eine unberechenbare Reaktion ausgelöst hat.

Allerdings ist hier Ende meiner Fahnenstange. Das Weitere kann ich nicht erfühlen, weil ich zum Thema "Parkplatzsex" kein eigenes Repertoire einbringen kann, keine Körperbefindlichkeitserfahrung habe, über welche ich mich in den Konflikt einfühlen könnte, um über irgendwelche triebhaften Reiz-Reaktions-Muster erahnen zu können, wie mehr oder weniger ungestüm solche triebgesteuerten Szenen ihre Eigendynamik entfalten.

Aber eines ist mir von Freud bekannt, nämlich dass der Sexualtrieb und der Todestrieb ganz nahe beieinanderlägen (oder so ähnlich).
Jolu65

Re: MORDFALL GÜNTHER STOLL (aka "Der YOG'TZE-Fall"), 1984

Ungelesener Beitrag von Jolu65 »

Ich glaube schon, dass GS gewusst und nicht nur geahnt hat, dass mit ihm etwas Unangenehmes geschieht, vielleicht sogar etwas Bedrohliches, gar Lebensbedrohliches. Andererseits könnten seine Aussagen auch so zu interpretieren sein, dass von ihm und nicht von den Anderen Gefahr ausgeht; er quasi die Konfrontation sucht und Gefahren bewusst in Kauf nimmt.
Wie es auch sein mag:
Das Handeln von GS ist von etwas getrieben worden. Er musste so handeln, wie er handelte. Entweder war es Aggression, die von ihm ausging oder sexueller Trieb, vielleicht auch beides. Seine Nacktheit lässt er eher auf sexuelle Motive schließen. Auch ich kenne mich in der Parkplatzsexszene (leider) nicht aus, weil ich erstens nicht homosexuell bin und das Ganze zwar sehr interessant, aber viel zu gefährlich finde (interessant im Sinne von Neugier nicht etwa um da mitzumachen). Solche anonymisierten Sextreffen sind bei Homosexuellen durchaus nicht so unüblich (mir sind hier in neuerer Zeit Darkrooms bekannt), so dass man sich durchaus denken kann, dass es GS unweigerlich dorthin trieb (im wahrsten Wortsinne), wenn, ja wenn er homosexuell gewesen war oder er dorthin wegen exhibitionistischen oder voyeuristischen Neigungen einen Ort fand, wo er solche Neigungen ausleben kann.
Es gibt auch neben Cruising auch den Straßenstrich, wo Prostituierte ihre Dienst in Autos anbieten. Für Voyeure und Exhibitionisten sicher sehr attraktive Orte......
DBG

Re: MORDFALL GÜNTHER STOLL (aka "Der YOG'TZE-Fall"), 1984

Ungelesener Beitrag von DBG »

Hallo zusammen
Habe mir jetzt grad 2 std lang diesen thread durchgelesen.. und wollte dann doch nochmal nachfragen warum das Drogenmilieu hier gänzlich ausgeschlossen wird.

Also ich kiffe seit über 20 Jahren habe einige andere Drogen selbst genommen und zeitweise (In kleinem Umfang) selbst vertrieben.

Was ich jetzt anmerken wollte ist, dass nich jeder drogenring mit Triaden oder sonst irgendeiner Mafia in Verbindung stehen muss. Oftmals sind es selbst nur kleine Fische .. solche leute reagieren auf Schulden oder Verlust der Ware nich so kaltblütig wie organisierte Gruppen , trotzdem können die sowas nich durchgehen lassen.
Da kommt es mal zu Unfällen die eigentlich nur als Abschreckung gedacht waren.

Ich hab beispielsweise mehrmals von Fällen in meiner Umgebung gehört, wo Schuldner in den Wald gefahren wurden, sich ausziehen mussten (in dem Fall wohl mit vorgehaltener Waffe) und dann an einen baum gebunden wurden. Zusätzlich gabs ne Pappe (LSD) in den Nacken. Am nächsten tag holt man den Mann wieder ab .. dieser hat die schlimmste Nacht seines Lebens hinter sich. Also heftigste Halluzinationen gepaart mit Paranoia. Egal was er falsch gemacht hat .. das machter nie wieder.

Wie gesagt habe mehrfach von unabhängigen Leuten davon gehört.

Das Überrollen war in dem Szenario hier dann wohl nur n Unfall .. Der Fahrer der Dealer hat die Handbremse nich angezogen und GS stand ungünstig .. natürlich alles nur Spekulation

Auch das es auf der holländischen Insel keine Coffee-Shops gab muss da nich dagegen sprechen .. warum sollt ich mein eigenes kleines Kartell nich genau von sonem Ort aus führen ... Man kann Besuch empfangen wann man will (is nur ein kurzurlaub) Man muss nich immer dasein (is nur mein Urlaubsdomizil)
Außerdem haben Inseln noch den Vorteil, dass die meisten im Wasser sind .. also auch mit nem Boot beliefert werden können.

Ok GS hatte keine nachweisbaren Geldprobleme, aber ein bisschen mehr schadet auch nich.

Ok GS hatte keine Drogen im Körper .. da möcht ich cypress hill zitieren "never get high of your own supply)

Parkplatzsex kann man natürlich deswegen nich verwerfen is klar .. mir kam nur der kategorische Ausschluss von Drogen zu einfach vor
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Re: MORDFALL GÜNTHER STOLL (aka "Der YOG'TZE-Fall"), 1984

Ungelesener Beitrag von Melanie »

Jolu65 hat geschrieben:Das Handeln von GS ist von etwas getrieben worden. Er musste so handeln, wie er handelte. Entweder war es Aggression, die von ihm ausging oder sexueller Trieb, vielleicht auch beides. Seine Nacktheit lässt er eher auf sexuelle Motive schließen.
GS war in seinen besten Jahren. Das Eheverhältnis dürfte angepannt gewesen sein. An meiner Vermutung, dass er ausgeschlossen worden war, in jener Nacht, erklärt die Zeitlücke zwischen dem Papillon und Frau Hellfritz. Da wollte er zuhause reinkommen, aber es ging nicht.

Und dass ein Mann eben seine sexuellen Bedürfnisse hat, ist klar. Bei GS dürfte das noch gravierender als normal gewesen sein, weil es ansonsten keine Erfüllung gegeben haben dürfte, weder in einem guten Job, noch im Verhältnis zu seinen Verwandten oder im gesellschaftlichen Leben. Er war ein Außenseiter. Blieb nur die Sexualität, die ihm eine Befriedigung verschaffen konnte.
Wie er aber "gestrickt" war, dass er da unbedingt ca. 100 km fahren musste, um in zweifelhafte nächtliche Kreise zu kommen, das ist mir nicht klar. War es ein neues Erfahrungsfeld, welches zu erkunden und auszuprobieren ihn anzog?
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Re: MORDFALL GÜNTHER STOLL (aka "Der YOG'TZE-Fall"), 1984

Ungelesener Beitrag von Agatha Christie »

@DBG

Ich schließe das Drogenmilieu nicht aus. Im Gegenteil, es wäre für mich die einzig logische Erklärung für diesen rätsrlhaften Fall.

Hast du möglicherweise irgendeine Erklärung für "YOGTZE", auch wenn du sie selbst für völig absurd halten solltest?

PS: Kennst du schon den Fall Lars Mittank? Der ist mindestens genauso rätselhaft.
http://www.tnmultimedia.de/het-forum/vi ... it=Mittank
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Jolu65

Re: MORDFALL GÜNTHER STOLL (aka "Der YOG'TZE-Fall"), 1984

Ungelesener Beitrag von Jolu65 »

Hossa ! Leute nackt an einen Baum binden.... das ist schon ganz schön strafbewehrt.
Ja, das mit Drogen..... Das hat die Polizei ja bis zum Get-No ausermittelt und nichts gefunden. Das muss nichts heißen. Aber in solch einem Umfeld, wie DBS beschreibt, da kennt die Polizei normalerweise ihre Pappenheimer.
Ich habe jetzt nicht den Hintergrund von DBS, weil ich außer Alkohol Drogen überhaupt nicht mag. Aber selbst mir war in einem kleinstädtischen Umfeld genau bekannt, wer Drogen nahm, wer mit welchen Drogen handelt, wer sich am illegalen Glücksspiel (gut da habe ich dann manchmal mitgemacht) beteiligt, wer Einbruchdiebstähle begeht usw. . Die Polizei wusste solche Sachen auch. Und wenn dann einer unvorsichtig wurde, dann war der weg vom Fenster, weil die Polizei ihn einkassierte. In einer solchen Umgebung, in der sich GS bewegte, hätte man etwas gewusst.....

Nun ist das mit dem Überfahren zur Strafe so eine Sache:
Wie hätte das denn technisch überhaupt funktionieren sollen ?
Ich meine GS hätte ja regungslos am Boden liegen müssen, währenddessen langsam jemand über ihn mit einem Auto hinwegrollt. Das macht ja keiner von alleine. Man hätte ihn fesseln müssen. Das hätte man aber so machen müssen, dass man entsprechende Spuren einer solchen Fesselung hätte wahrnehmen müssen. Hat man aber nicht.
Gut, einer hätte ihm eine Pistole an den Kopf halten können, während ein anderer über ihn fuhr. Aber das wäre nachts im Dunkeln auch ein gewisses Wagnis geworden und würde Geschick voraussetzen. Also würde man doch vermuten, das etwaige Täter so etwas schon öfter gemacht haben. Hat man aber noch nie etwas davon gehört.
Dann wäre es schon so, dass auch jeder halbwegs denkende Mensch, weiß, dass wenn ein Auto über einen menschlichen Köper in Brustkorbhöhe drüberrollt, dass dieser Körper "kaputt" ist, also der Mensch nach einer solchen Prozedur vermutlich tot sein wird. Dann hätte man den Tod von GS billigend in Kauf genommen oder sogar gewollt. Vielleicht hat man ihn Gegenwart anderer "Geschäftspartner" überrollt, um zu zeigen, was passiert, wenn man Geld schuldig bleibt oder Drogen unterschlägt.
Dann wäre aber die Nummer "GS in sein eigenes Auto laden und so über die Autobahn zu fahren, obwohl der noch lebt" nicht so ganz erklärlich- obwohl man natürlich so von einem tatsächlichen Tatort gut abgelenkt hat.

Ich glaube da steckt nichts mit Drogen dahinter. Man hat ja auch bei GS keine Spuren von Drogen entdeckt, was ja ungewöhnlich wäre, für einen "Kleindealer".
Jolu65

Re: MORDFALL GÜNTHER STOLL (aka "Der YOG'TZE-Fall"), 1984

Ungelesener Beitrag von Jolu65 »

Hossa ! Leute nackt an einen Baum binden.... das ist schon ganz schön strafbewehrt.
Ja, das mit Drogen..... Das hat die Polizei ja bis zum Get-No ausermittelt und nichts gefunden. Das muss nichts heißen. Aber in solch einem Umfeld, wie DBS beschreibt, da kennt die Polizei normalerweise ihre Pappenheimer.
Ich habe jetzt nicht den Hintergrund von DBS, weil ich außer Alkohol Drogen überhaupt nicht mag. Aber selbst mir war in einem kleinstädtischen Umfeld genau bekannt, wer Drogen nahm, wer mit welchen Drogen handelt, wer sich am illegalen Glücksspiel (gut da habe ich dann manchmal mitgemacht) beteiligt, wer Einbruchdiebstähle begeht usw. . Die Polizei wusste solche Sachen auch. Und wenn dann einer unvorsichtig wurde, dann war der weg vom Fenster, weil die Polizei ihn einkassierte. In einer solchen Umgebung, in der sich GS bewegte, hätte man etwas gewusst.....

Nun ist das mit dem Überfahren zur Strafe so eine Sache:
Wie hätte das denn technisch überhaupt funktionieren sollen ?
Ich meine GS hätte ja regungslos am Boden liegen müssen, währenddessen langsam jemand über ihn mit einem Auto hinwegrollt. Das macht ja keiner von alleine. Man hätte ihn fesseln müssen. Das hätte man aber so machen müssen, dass man entsprechende Spuren einer solchen Fesselung hätte wahrnehmen müssen. Hat man aber nicht.
Gut, einer hätte ihm eine Pistole an den Kopf halten können, während ein anderer über ihn fuhr. Aber das wäre nachts im Dunkeln auch ein gewisses Wagnis geworden und würde Geschick voraussetzen. Also würde man doch vermuten, das etwaige Täter so etwas schon öfter gemacht haben. Hat man aber noch nie etwas davon gehört.
Dann wäre es schon so, dass auch jeder halbwegs denkende Mensch, weiß, dass wenn ein Auto über einen menschlichen Köper in Brustkorbhöhe drüberrollt, dass dieser Körper "kaputt" ist, also der Mensch nach einer solchen Prozedur vermutlich tot sein wird. Dann hätte man den Tod von GS billigend in Kauf genommen oder sogar gewollt. Vielleicht hat man ihn Gegenwart anderer "Geschäftspartner" überrollt, um zu zeigen, was passiert, wenn man Geld schuldig bleibt oder Drogen unterschlägt.
Dann wäre aber die Nummer "GS in sein eigenes Auto laden und so über die Autobahn zu fahren, obwohl der noch lebt" nicht so ganz erklärlich- obwohl man natürlich so von einem tatsächlichen Tatort gut abgelenkt hat.

Ich glaube da steckt nichts mit Drogen dahinter. Man hat ja auch bei GS keine Spuren von Drogen entdeckt, was ja ungewöhnlich wäre, für einen "Kleindealer".
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Re: MORDFALL GÜNTHER STOLL (aka "Der YOG'TZE-Fall"), 1984

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In dem Buch "Die Welt ist böse" von Julian Hannes wird dieser Fall mal aus einer anderen Sicht dargestellt. Eine Theorie, die ebenfalls in sich schlüssig ist. G.S. redete zwar immer von einer Verschwörung gegen ihn, aber niemand in seinem Umfeld nahm wirklich eine Bedrohung war. Es gab offensichtlich keinen sichtbaren oder plausiblen Feind. Stellte man ihn zur Rede, dann wich er aus und meinte, niemand würde ihn verstehen. Aus ärztlicher Sicht spricht das für eine Psychose. Verfolgungswahn, sich bedroht fühlen, all das kann man ärztlich sehr gut diagnostizieren. Der Auslöser dafür könnte der Verlust seines Arbeitsplatzes gewesen sein. Auf jeden Fall gibt es einen Auslöser.

Hat er sich vielleicht wegen dieser Psychose in einem Anfall die Kleider ausgezogen? War er auf dem Weg zu einer Unterkühlung? Bei schweren Unterkühlungen denkt der Betroffene, ihm wäre zum Verbrennen heiß. Darauf ziehen sich tatsächlich die meisten Betroffenen aus. (Kann man alles googeln).

Wurde er vielleicht in der Situation an/ überfahren? Das könnte durchaus passiert sein. Wenn nun der Fahrer nicht allein war, aber auf Grund von Alkohol etc. , kein Führerschein oder sowas nicht die Polizei rufen konnte/ wollte? Ein Mitfahrer oder Komplize , G.S. sprach von 4 Personen,(welche vielleicht dazu gerufen wurden) könnten G.S. dann zwecks Erster Hilfe wo anders hinbringen gewollt haben. An reich befahrener Strecke inszeniert er/ sie einen Unfall und merkt dann, dass bereits zwei LKW Fahrer angehalten haben. Die haben ihn ja auch gesehen.
Er entfernte sich vom der Stelle, da G.S. ja nun geholfen werden würde.

(Er sprach von 4 Personen, nicht seine Freunde. Sie müssen aber nicht alle in seinen Wagen gewesen sein. Und ob ein weiteres Fahrzeug dabei war, sagte er zwar nicht. Aber die Polizei sagte, er wäre nicht von seinem eigenen Fahrzeug überholt worden !)

Und um es noch einmal zu erwähnen. Den Zettel mit dem Begriff YogZe, dessen Wort an sich, oder der Zettel konnten je gefunden werden. Auch das Wort entstand aus dem Gedächtnis seine Frau.
Genau genommen muss es den gar nicht gegeben haben, bzw. kann es alles Andere bedeutet haben.
Jolu65

Re: MORDFALL GÜNTHER STOLL (aka "Der YOG'TZE-Fall"), 1984

Ungelesener Beitrag von Jolu65 »

Nun könnte es sein, dass GS "nicht richtig im Kopf" war. Er könnte tatsächlich schizophren gewesen sein, was durchaus erklären könnte, dass er sich völlig entkleidete. Auch eine Unterkühlung könnte tatsächlich dafür sprechen, dass er völlig nackt war. Auch das ist richtig.
Nun gehen wir einmal davon aus, dass GS im Wahn (tatsächlicher Wahn) sich die Kleider vom Leib riss und in der Gegend umherirrte. Dabei geriet auf eine Straße und wird überrollt. Gerade aber überrollen wäre schon ungewöhnlich, weil man ja eher erwarten würde, dass er überfahren worden sein müsste- also er springt auf die Strasse vor ein Auto, der Fahrer kann nicht mehr reagieren und überfährt GS mit einer Geschwindigkeit von 40 oder 60 km/h.
Gehen wir aber davon aus der Fahrer kann noch gut runterbremsen, aber es reicht nicht ganz und er überrollt den am Boden liegenden nackten GS, der im Wahn gar nicht realisiert, was mit ihm geschieht.

Dann stehen wir aber vor einem großen Problem:
Wie kann denn der Unfallfahrer wissen, dass GS in der Nähe oder in weiterer Entfernung sein Auto geparkt hat ?
Nun, er könnte seinen Golf-Schlüssel noch in der Hand gehabt haben..... Aber ist das realistisch, das anzunehmen, also unter der Annahme GS wäre völlig psychotisch gewesen, hätte sich aus diesem Grund völlig entkleidet und so auf die Straße gelegt ? Ich bezweifle das !
Selbst wenn nun GS seinen Golf-Schlüssel noch in der Hand gehabt haben sollte:
Wie sollte denn ein Unfallfahrer in der Dunkelheit den Golf von GS finden ? Spätestens hier wird es sehr schwierig diese Hypothese weiter zu konstruieren. Denn dann müsste der Golf ja auf einem beleuchteten Parkplatz gut sichtbar geparkt worden sein. Zusätzlich müsste der Unfallfahrer in der Unfallsituation noch die Kaltblütigkeit besessen haben zu kombiniern, dass der hellblaue Golf, der des GS ist und dass man GS damit transportieren könnte.
Alles in allem ist eine solche Hypothesenkonstruktion nicht sehr realistisch bis hierin. Nun kommt noch hinzu, dass das Handeln des Unfallfahrers dann doch sehr ungewöhnlich wäre. Wer handelt denn so ? Und wo sollte denn die Reise überhaupt hin gehen ?
Wäre es auch 1984 nicht eher so gewesen, dass man Hilfe organisiert oder Hilfe geleistet hätte:
Also bei mehreren Insassen im Fahrzeug wäre dann nicht einer oder zwei bei GS geblieben und einer hätte in der nächsten Ortschaft Hilfe geholt oder bei einem einzelnen Fahrer: wäre der nicht an Ort und Stelle geblieben und hätte gewartet bis andere Autofahrer helfen ?
Jolu65

Re: MORDFALL GÜNTHER STOLL (aka "Der YOG'TZE-Fall"), 1984

Ungelesener Beitrag von Jolu65 »

Ich möchte meine "Parkplatzsex"- Hypothese noch etwas modifizieren.
1984 war eine andere Zeit als heute. Es gab noch keine "Homo-Ehe" und noch keine Transgender-Hysterie. Der §175 besaß noch seine Gültigkeit. GS könnte homosexuell gewesen sein.
Ich habe überhaupt keine homosexuellen Neigungen. Trotzdem war ich mit einem Kollegen in den 1990er-Jahren in der Großstadt, in der ich heute noch lebe, mit diesem Kollegen und anderen in homosexuellen Clubs. Ich habe das Treiben dort beobachtet, obwohl das für mich als "begehernswerte" Jungfrau (besser -mann) nicht ganz so einfach war. Das war aber in den 1990er-Jahren. 10 Jahre früher war alles noch schwieriger und eine Homosexuellen-Szene gab es allenfalls in Köln und vielleicht noch in Berlin. Homosexualität war immer noch strafbewehrt und eine Abgrenzung zur Pädophilie war auch nicht immer so klar.
In der Niederlande war alle noch liberaler- wobei liberal hier nicht unbedingt positiv besetzt ist ( ja ich bin Mitglied FDP). Der "Liberalismus" im sexuellen Bereich war in den 1970er und 1980er- Jahren anders. Was damals solche Figuren wie Volker Beck oder Daniel Cohn-Bendit für liberal erachteten, ist heute (richtigerweise) Missbrauch. Aber so war es eben.
Nun ist GS ein Kind des Sauerlandes- eines der spießigsten Landstriche ganz Deutschlands. Wenn jemand homosexuelle Neigungen gehabt hätte, dann war das definitiv der falsche Ort dazu. Zu der Zeit wäre auch in "liberalen" Landstrichen Deutschlands ein Outing schwierig gewesen und hätte in der Kreisstadt, in der ich groß geworden bin aucn Schwierigkeiten hervorgerufen, die durchaus mit ernsteren physischen Verletzungen verbunden gewesen wären, wenn man zur falschen Zeit am falschen Ort seine sexuelle Orientierung offenbart hätte.
Aucn der Kollege mit dem ich in der deutschen Großstadt einige Nächte im homosexuellen Milieu verbracht habe, hat(te) eine Frau und ein Kind. So kann das auch bei GS gewesen sein.

Nun zum aktuellen Fall:
GS war arbeitslos- er hatte Zeit- seine Frau war aus dem Haus- deshalb war er "besuchbar", ob gegen Geld oder einfach nur so- wer weiß das schon. Jedenfalls waren vor seinem Haus oftmals Autos geparkt, die auswärtige Nummernschilder hatte- genauso wie vor dem Puff, an dem ich jeden Morgen zur Arbeit fahre.
Homosexuelle sind - so ist jedenfalls meine Erfahrung- sexuell viel aktiver, als die braven Ehemänner, die hin und wieder in den Puff gehen können von dem Geld, das sie ihrer Ehefrau vorenthalten können, ohne dass das zum Drama wird, wobei von der frigiden Ehefrau nun wirklich nichts mehr zu erwarten ist. Homosexuelle sind aber auch verliebt und neigen oft zu Übertreibungen bis hin zum Liebeswahn. In der Szene selbst bestehen oft recht bizarre Beziehungen mit "Seitensprüngen", wie in heterosexuellen Beziehungen auch mit genau den gleichen oder sogar noch viel schlimmeren Dramen.

Die Familie des GS wird von seinen Neigungen gewusst haben, genauso seine Ehefrau. Und es gab 1984 fast nichts Schlimmeres in einer katholischen, dörflichen Umgebung als genau das:
Der eigene Sohn, der eigene Ehemann ist schwul.
Damit war man für immer und ewig gesellschaftlich "erledigt".

GS wird vielleicht eine homosexuelle Beziehung gehabt haben oder er wird eifersüchtig gewesen sein, weil er in einen der homosexuellen Männer verliebt gewesen ist, die sich immer auf Parkplätzen rund um Hagen getroffen haben.
Und dann wird es ihm klar:
YOG hat eine sexuelle Verbindung mit TZE- und nicht mit ihm ! Gerade mit ihm, der sich nach einer solchen Beziehung verzehrt.
Das bedarf einer Klärung ! Und er weiß wo sich YOG und TZE treffen. Und da fährt er hin......

Kann es so gewesen sein ? Er lässt sich eher überfahren, als dass er YOG oder TZE zusammen wegfahren lässt ?

Zugegeben ich übertreibe hier etwas dichterisch, aber so stelle ich mir das wirklich vor. So ist das passiert........
Ich betone nochmals:
Ich kann Homosexualität nicht das geringst abgewinnen, aber Karl May war auch niemals in Amerika.
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