MORDPROZESS vor dem Landgericht Regensburg

ÖFFENTLICHE DISKUSSION
AngRa
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Re: MORDPROZESS vor dem Landgericht Regensburg

Ungelesener Beitrag von AngRa »

@widasedumi

Ich glaube schon, dass das Selbstleseverfahren dazu führen könnte, dass die Grundsätze der Unmittelbarkeit, der Mündlichkeit und der Öffentlichkeit des Strafverfahrens verletzt werden, wenn man es allzu oft anwendet. Daher sollte es meiner Meinung nach auch nicht dazu kommen, dass man beispielsweise eine umfangreiche Anklageschrift nicht mehr verliest, sondern im Selbstleseverfahren einführt.

Geregelt sind die Voraussetzungen des Selbstleseverfahrens in $ 249 II S t P O.

https://www.gesetze-im-internet.de/stpo/__249.html

Allerdings dient das Selbstleseverfahren der Ökonomisierung der Beweiserhebung im Strafverfahren. Insbesondere in Wirtschaftsstrafverfahren ist eine Hauptverhandlung ohne Selbstleseverfahren nahezu nicht mehr vorstellbar. Die Flut an Urkunden, die beispielsweise durch die Sicherstellung von E-Mailkorrespondenz und die Spiegelung ganzer Server entsteht, ist heute anders nicht mehr zu beherrschen.

Bei den Chatverläufen soll es sich ausgedruckt auch um ein dickes Paket handeln, dessen Verlesung unangemessen viel Zeit in Anspruch nehmen würde.Von daher gesehen halte ich es für keinen Verstoß gegen das Unmittelbarkeitsprinzips. Vielleicht sollte der Vorsitzende jeweils eine Zusammenfassung der wichtigsten Passagen der Urkunden verlesen .
AngRa
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Re: MORDPROZESS vor dem Landgericht Regensburg

Ungelesener Beitrag von AngRa »

Sechzehnter Prozesstag vor dem Landgericht Regensburg am 28.9.2020
08:56 Uhr
28.09.2020
Guten Morgen aus Sitzungssaal 104. Heute behandelt das Gericht den Beweisantrag der Verteidigung zu einem möglichen Cannabis-Konsum von Maria Baumer. Der Angeklagte wurde bereits vorgeführt.
09:00 Uhr
28.09.2020
Die Verteidigung ist komplett. Von Seiten der Nebenklage ist noch niemand im Saal.
09:05 Uhr
28.09.2020
Die Sitzung wird eröffnet. Familie Baumer und ihre Anwältinnen sind heute nicht anwesend.
09:08 Uhr
28.09.2020
Es ergeht sofort der Beschluss des Gerichts: Die Einvernahme der Zeugen wird abgelehnt.
09:10 Uhr
28.09.2020
Begründung der Entscheidung: Die Behauptete Tatsachen können so verwendet werden, als wären sie wahr, so das Gericht. Soweit Maria Baumer gelegentlich Cannabis konsumierte, handelt es sich dahingehend um ein Beweisziel. Zeugenvernehmung können nur erfolgen, wenn dies unmittelbar der Beweissache dienen sollen.
09:11 Uhr
28.09.2020
Jetzt geht es noch um Formalien.
09:16 Uhr28.09.2020


Oberstaatsanwalt Thomas Rauscher will die Rentenversicherungspolice von Maria Baumer verlesen lassen. Es geht darum, dass Maria Baumer mögliche Depressionen verheimlichen wollte und deshalb die Medikamente Tavor und Tramadol heimlich eingenommen habe, so wie es der Angeklagte in seiner Stellungnahme erklärte. Sie habe wegen einer Berufsunfähigkeitsversicherung Bedenken gehabt. Rauscher will mit der Verlesung deutlich machen, dass Maria Baumer in der Police bereits 2005 eine Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen hatte. Damit wäre die Argumentation des Angeklagten falsch.
09:18 Uhr28.09.2020


Der Vorsitzende erneuert den Plan, dass morgen die Sachverständige das psychiatrische Gutachten verliest. Im Anschluss sollen die Plädoyers gehalten werden, und zwar vollständig, sagt Dr. Michael Hammer.
09:18 Uhr28.09.2020


Am Dienstag 6. Oktober soll das Urteil verkündet werden, wenn die Plädoyers morgen vollständig gehalten werden können, sagt der Vorsitzende. Sollte auch noch am Freitag plädiert werden, könnte sich der Urteilstermin nochmals auf Freitag verschieben.
09:19 Uhr28.09.2020

Damit ist die Sitzung für heute geschlossen.

https://www.mittelbayerische.de/region/ ... 17691.html
Widasedumi
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Re: MORDPROZESS vor dem Landgericht Regensburg

Ungelesener Beitrag von Widasedumi »

09:10 Uhr
28.09.2020
Begründung der Entscheidung: Die Behauptete Tatsachen können so verwendet werden, als wären sie wahr, so das Gericht. Soweit Maria Baumer gelegentlich Cannabis konsumierte, handelt es sich dahingehend um ein Beweisziel. Zeugenvernehmung können nur erfolgen, wenn dies unmittelbar der Beweissache dienen sollen.
AngRa

Wenn du das in eine Alltagssprache bringen könntest, wäre ich dir sehr dankbar.
Anschlussfrage: Kann die Verteidigung an der Entscheidung einen Haken finden?
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AngRa
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Re: MORDPROZESS vor dem Landgericht Regensburg

Ungelesener Beitrag von AngRa »

Gegen die Ablehnung des Beweisantrages können die Verteidiger gar nichts ausrichten, denn die Sache, die die Verteidiger beweisen wollten, wurde vom Gericht nicht als strittig behandelt als wahr unterstellt.

Bei der sog. Wahrunterstellung kann das Gericht eine Behauptung ohne Beweisaufnahme so behandeln, als wäre die behauptete Tatsache wahr, siehe § 244 Abs. 3 Satz 2 letzte Alt.
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Re: MORDPROZESS vor dem Landgericht Regensburg

Ungelesener Beitrag von Widasedumi »

Vielen Dank, AngRa, für deine beiden Antworten. Ich kann jetzt nachvollziehen, dass das Selbstleseverfahren in manchen Deliktarten dem Prozessablauf dienlich ist.

Das Fernbleiben der Familie Baumer und ihrer Anwältin war ein deutliches Zeichen.

Das "Fürwahrhalten" war ein geschickter Zug gegen einen Revisionsgrund.
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Re: MORDPROZESS vor dem Landgericht Regensburg

Ungelesener Beitrag von AngRa »

@Widasedumi

Es kann gut möglich sein, dass wir etwas aus dem Chatverlauf zwischen Maria und der Schwägerin in spe im Urteil erfahren. Vielleicht hat sie ihr gegenüber so einige Schwänke aus der Jugend erwähnt und das Cannabis Rauchen in der Jugend eingeräumt und das aber als jugendlichen Leichtsinn beschrieben, was sie nun nicht mehr machen würde. Irgend so etwas wird es sein. Ich bin mal gespannt.

Der Schmäh mit dem Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung und der deshalb erfolgten Selbstbehandlung der Depressionen und Schmerzen ist nun auch enttarnt. Nun ist der Prozess auch bald rum und man muss kein Hellseher sein, um vorherzusehen, welche Strafe im Urteil ausgesprochen wird.
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Re: MORDPROZESS vor dem Landgericht Regensburg

Ungelesener Beitrag von AngRa »

Eine Zusammenfassung des heutigen Verhandlungstages:
28. September 2020

Der heutige Verhandlungstag im Mordprozess Maria Baumer war sehr kurz. Er dauerte nur 19 Minuten. Dabei wurde über einen Antrag des Verteidigers Michael Euler befunden – ein Antrag, den dieser bereits in der vergangenen Woche angekündigt hatte.

Darin ging es um Folgendes:
Bereits 2005 und 2009 habe Maria Baumer Cannabis konsumiert, ihrer Familie davon aber nichts erzählt. Es könne ja durchaus sein, so die Schlussfolgerung des Verteidigers, dass dies 2012 auch der Fall war. Zu diesem Zeitpunkt habe sie Schmerztabletten zu sich genommen. Die Familie habe also keinen Einblick haben können, in welchen Mengen Maria Baumer die Tabletten genommen hat. Der Antrag steht sicherlich in Zusammenhang mit einem Verhandlungstag Mitte August. Damals ließ der Angeklagte Christian F. über seinen Anwalt Michael Euler erklären, dass er seine damalige Verlobte tot im Bett vorgefunden habe. Wahrscheinlich sei sie an einer Überdosis Tabletten gestorben. In einer Kurzschlussreaktion habe der Angeklagte dann die Leiche in einem Waldstück vergraben. Er selbst habe mit ihrem Tod nichts zu tun. Es war ein Paukenschlag Mitte August, zumal der Angeklagte vorher nie geäußert hatte oder verkünden ließ, dass er Maria Baumer tatsächlich vergraben hatte.

Das Gericht lehnte den Antrag der Verteidigung heute ab. Damit werden auch nicht 3 weitere Zeugen hinsichtlich der Cannabis-Einnahme im Jahr 2005 befragt.

Am morgigen Dienstag wird das psychiatrische Gutachten verlesen. Danach gibt es die Plädoyers. Sollten diese noch am Dienstag alle über die Bühne gehen, dann erfolgt am 6. Oktober das Urteil. Aber dieser zeitliche Fahrplan steht nach jetzigem Stand der Dinge noch in den Sternen. Hier müsse der morgige Dienstag noch abgewartet werden, so Landgerichtssprecher Thomas Polnik.

https://www.otv.de/regensburg-mordproze ... en-452515/
AngRa
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Re: MORDPROZESS vor dem Landgericht Regensburg

Ungelesener Beitrag von AngRa »

Und noch eine Zusammenfassung:
REGENSBURG.Der Fahrplan für die letzten Meter im Prozess um den gewaltsamen Tod von Maria Baumer steht: Am kommenden Dienstag, 6. Oktober, wird mit aller Wahrscheinlichkeit das Urteil gegen den angeklagten ehemaligen Verlobten fallen. Denn die Verteidiger von Christian F. haben angekündigt, dass sie am morgigen Dienstag, so wie vom Gericht gewünscht, ihre Plädoyers im Anschluss an das psychiatrische Gutachten halten werden. Ein letzte Beweisantrag wurde am Montag unverzüglich beschieden.
https://www.mittelbayerische.de/region/ ... 43590.html

Das klingt danach, als hätten die Verteidiger eingelenkt, was das Splitten der Plädoyers anbelangt.
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Re: MORDPROZESS vor dem Landgericht Regensburg

Ungelesener Beitrag von AngRa »

Morgen geht es um das psychiatrische Gutachten und um ein testpsychologisches Zusatzgutachten.

https://www.otv.de/mediathek/video/mord ... elgeraden/


Testpsychologische Zusatzgutachten kenne ich in Bezug auf Feststellung des Intelligenzquotienten und der Glaubwürdigkeit eines Zeugen, vor allem aus dem Bereich von Prozessen wegen Kindesmissbrauchs. Dort müssen sich minderjährige Zeugen diesen Tests unterziehen. . Ich bin gespannt, was das testpsychologische Zusatzgutachten in diesem Fall zum Gegenstand hat.
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Karli
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Re: MORDPROZESS vor dem Landgericht Regensburg

Ungelesener Beitrag von Karli »

09:16 Uhr28.09.2020


Oberstaatsanwalt Thomas Rauscher will die Rentenversicherungspolice von Maria Baumer verlesen lassen. Es geht darum, dass Maria Baumer mögliche Depressionen verheimlichen wollte und deshalb die Medikamente Tavor und Tramadol heimlich eingenommen habe, so wie es der Angeklagte in seiner Stellungnahme erklärte. Sie habe wegen einer Berufsunfähigkeitsversicherung Bedenken gehabt. Rauscher will mit der Verlesung deutlich machen, dass Maria Baumer in der Police bereits 2005 eine Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen hatte. Damit wäre die Argumentation des Angeklagten falsch.
@Angra++
Hier wäre es günstig, wenn die Nebenkläger oder die Anklage selbst nochmals auch die jüngst hier noch einmal genannten Stoffe, die in Marias Körper gefunden wurden (auch Opiate) in einen sinnvollen Bezugrahmen hieven würden.

Eher als daß Maria Depressionen gehabt hätte, ist zu fragen, was sie eigentlich über längere Zeit eingeflöst bekommen haben mag.
Welcher Gedankengang mag bei der Vergabe von OPIATEN zugrundegelegen haben? Also spricht etwas dafür, dieses Mittel nicht erst zu vergeben, wenn er sie innerhalb der nächsten 2 Wochen umbringen will?
Spricht etwas dafür, daß CF diesen und andere Stoffe/Medikamente mit einer gewissen Kalkulation der Maria schon viel länger untergejubelt hat?
So, wenn das Thema Depressionen aufgekommen ist oder wäre, man retrospektiv neu fragen müßte, ob hier nicht eigentlich ein Bild nach medikamentös bedingter Zerrüttung vorgelegen hätte?
Hier ist zwar die Rede von 2005, also der Vor-CF-Zeit.
Aber mich interessiert die Zeit, in der CF mit MB zus. war.
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Re: MORDPROZESS vor dem Landgericht Regensburg

Ungelesener Beitrag von Widasedumi »

AngRa
AngRa hat geschrieben: Montag, 28. September 2020, 10:58:32 Es kann gut möglich sein, dass wir etwas aus dem Chatverlauf zwischen Maria und der Schwägerin in spe im Urteil erfahren. Vielleicht hat sie ihr gegenüber so einige Schwänke aus der Jugend erwähnt und das Cannabis Rauchen in der Jugend eingeräumt und das aber als jugendlichen Leichtsinn beschrieben, was sie nun nicht mehr machen würde. Irgend so etwas wird es sein. Ich bin mal gespannt.
AngRa

Ausgeschlossen ist das mit so einem Probieren im Jugendalter vielleicht nicht und tatsächlich kann das im Austausch mit der Exfrau eines Bruders v. C mal als Jugendstreich eingeflossen sein. Aber nun wollte man damit wohl die Schwester BB in Zweifel ziehen, die darüber nichts wusste, aber beteuert hatte, dass sich die Schwestern alles gesagt haben, usw. Also vom Hölzchen zum Stöckchen und in alle Ewigkeit. Schwestern, auch Zwillingsschwestern, stehen untereinander auch in einem Konkurrenzverhältnis um die Aufmerksamkeit und Zuwendung der Eltern, solange sie noch Kinder und Teenies sind.

Aber wenn sich die räumlichen Wege trennen, dann entsteht ein ganz anderes Verhältnis. Dann ist man auch schon gereifter. Viele Geschwisterpaare, die sich als Erwachsene innig vertrauen und Bedrückendes und Beängstigendes anvertrauen, waren nicht selten als Kinder wie "Hund und Katz". Das war vielleicht auch bei Maria so. Die BB kam evtl. in ihrer ruhigeren Art etwas besser an, als die zuweilen aufbrausende Art von Maria. Und da gibt es auch mal Zoff um Eifersüchteleien unter den Geschwistern. Aber sobald man auseinander gegangen ist, ändert sich das in den meisten Fällen und man sieht sich nicht mehr als Konkurrenten.

Es ist kaum zu glauben, wie man mit so einem Pippifax offensichtlich versuchen wollte, die Beweislage aufzumischen.

Ja, das ist nun vom Tisch. Ich hoffe, dass die Schwester von Maria ihr Kind gut bekommen hat. Und es freut mich, dass die Angehörigen von Maria diesem heutigen Tag fern geblieben sind.

Vielen Dank noch einmal!
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Re: MORDPROZESS vor dem Landgericht Regensburg

Ungelesener Beitrag von AngRa »

Noch eine ausführliche Zusammenfassung des heutigen Prozesstages:
28 Sep
2020
Verteidiger blitzt mit Beweisantrag ab
Baumer-Prozess vor Abschluss


Am 6. Oktober soll nach Plan des Landgerichts Regensburg das Urteil im Prozess um den Tod von Maria Baumer gesprochen werden. Morgen sollen das psychiatrische Gutachten und die Plädoyers vorgetragen werden. Ein (vielleicht letzter) Beweisantrag von Christian F.s Verteidiger Michael Euler wurde heute abgelehnt.


Es ist der kürzeste Verhandlungstag im Mordprozess um den Tod von Maria Baumer. Die Nebenklage um die Angehörigen der Toten ist am heutigen Montag gar nicht erschienen. Für lediglich knapp zwanzig Minuten wird die Sitzung eröffnet. Im Vordergrund steht dabei ein – mutmaßlich letzter – Beweisantrag der Verteidigung von Christian F.

Urteil soll am 6. Oktober kommen
Am nächsten Verhandlungstag (29. September) soll die psychiatrische Sachverständige Susanne Lausch ihr Gutachten vorstellen, für das sie zwei Explorationsgespräche mit dem Angeklagten geführt hat. Ebenfalls am Dienstag sollen nach Wunsch der Strafkammer „möglichst vollständig“ die Schlussvorträge gehalten werden. Wenn das wie geplant gelinge, so kündigt der Vorsitzende Richter Michael Hammer an, werde am 6. Oktober das Urteil gesprochen.


Seit 1. Juli muss sich Baumers ehemaliger Verlobter Christian F. vor dem Landgericht Regensburg verantworten. Er soll laut Anklage an Pfingsten 2012 Maria Baumer mit einem Medikamentencocktail ermordet und anschließend in einem Wald bei Bernhardswald verscharrt haben. Erst kurz vor Ende der Beweisaufnahme gestand der Angeklagte via Verteidigererklärung, die Leiche seiner damaligen Verlobten im Wald vergraben zu haben. Eine Tötung bestreitet er aber.

Baumers Tod sei ein selbstverschuldeter Unfall gewesen. Er habe mit dem anschließenden Fortschaffen der Leiche vertuschen wollen, für sie und auf ihren Wunsch hin Medikamente im Bezirkskrankenhaus geklaut zu haben. Vor dieser Version hatte er jahrelang Lügengeschichten zu ihrem Verschwinden aufgetischt und den trauernden und unwissenden Verlobten gemimt.

Euler: Betäubungsmittelaffinität Baumers?


Zu einer möglichen Betäubungsmittelaffinität Baumers stellt F.s Verteidiger Michael Euler einen Beweisantrag. Er möchte drei ehemalige BKH-Auszubildende, die im dortigen Wohnheim gewohnt haben, zu einem Cannabis-Konsum Baumers befragen. Laut dem Verteidiger hätte diese im Jahr 2005 beziehungsweise 2009 beobachtet, wie Maria Baumer Cannabis konsumiert hätte.

Hintergrund von Eulers Antrag: Angehörige Baumers, allen voran ihre Zwillingsschwester Barbara, haben ausgesagt, dass die damals 26-Jährige weder Lorazepam noch Tramadol (die möglichen „Mordgifte“) eingenommen habe. Barbara Baumer untermauerte dies damit, dass die Schwestern keine Geheimnisse voreinander hatten. Dieses Vertrauensverhältnis möchte Euler erschüttern. Wenn Maria Baumer einen möglichen Cannabis-Konsum verheimlicht hätte, hätte sie dann vielleicht auch die Einnahme von Lorazepam und Tramadol verschwiegen?

Das Gericht lehnt den Antrag ab. Der behauptete Cannabis-Konsum könne so behandelt werden, als wäre er wahr. Lediglich für Beweistatsachen, nicht aber für das behauptete Beweisziel könnten Zeugen geladen werden.

Eine weitere These F.s scheint sich in Luft aufzulösen
Nach einer Beweisanregung von Oberstaatsanwalt Thomas Rauscher, die ihm erst bei der Vorbereitung seines Plädoyers aufgefallen sei, verliest Richter Hammer auszugsweise die Rentenversicherungspolice von Maria Baumer aus dem Jahr 2006. Im Versicherungspaket ist auch eine Berufsunfähigkeitsversicherung (monatlich 1.000 Euro) abgedeckt. Der Hintergrund dabei: Christian F. hatte in dem Raum gestellt, dass Baumer eine mögliche Depression nicht habe behandeln wollen, um später keine Schwierigkeiten beim Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung zu bekommen.

Dieser Punkt scheint sich, ebenso wie bereits einige Wochen zuvor eine These F.s zu einem YouTube-Link, in Luft aufzulösen. Damals hatte der Angeklagte sein Interesse für Kriminalgeschichten mit einem Link zu belegen versucht, der nicht mehr funktioniere aber möglicherweise zu einer ZDF-Doku über ein fast perfektes Verbrechen führe. Die Staatsanwaltschaft stellte allerdings einen Schreibfehler im Link fest: er funktioniere und führe nicht zu einer Doku, sondern zu einem Video der Band Mumford & Sons.

Auch die These zur Berufsunfähigkeitsversicherung scheint nun eine Nebelkerze zu sein. Warum sollte Maria Baumer Angst vor einem künftigen Abschluss einer entsprechenden Versicherung gehabt haben? Sie hatte bereits eine

https://www.regensburg-digital.de/baume ... /28092020/
AngRa
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Re: MORDPROZESS vor dem Landgericht Regensburg

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Eine weitere Zusammenfassung des gestrigen Verhandlungstages:
Baumer-Prozess: Letztes Aufbäumen vor dem Urteil
Im Mordprozess um Maria Baumer werden keine weiteren Zeugen gehört. Die Verteidigung von Christian F. scheiterte mit einem Beweisantrag. Mit Spannung erwartet wird am Dienstag das Gutachten der psychiatrischen Sachverständigen.


Nach 20 Minuten war die Verhandlung am Landgericht Regensburg am Montagmorgen schon wieder vorbei. Auf dem Programm war lediglich ein Beweisantrag von Michael Euler, Anwalt des angeklagten Krankenpflegers Christian F., gestanden. Er forderte, dass drei ehemalige Auszubildende des Bezirksklinikums Regensburg – an dem auch F. früher arbeitete – als Zeugen aussagen. Sie sollten erklären, dass F.s verstorbene Verlobte Maria Baumer, die aus Muschenried (Kreis Schwandorf) stammte, bei einer Party 2005 und bei eine Geburtstagsfeier 2009 Marihuana geraucht habe.

Euler wollte damit beweisen, dass sich Maria Baumer „nicht in allen Belangen ihres Lebens mit ihrer Schwester besprochen hat“. Maria Baumers Zwillingsschwester Barbara hatte im Zeugenstand erklärt, sie hätten keine Geheimnisse voreinander gehabt. Ihre Schwester habe keine Drogen konsumiert und niemals unnötig Medikamente eingenommen. Euler meinte, wenn Maria Baumer ihrer Schwester einen Cannabiskonsum verheimlicht habe, könnte sie ihr auch vorenthalten haben, dass sie die Medikamente Tavor und Tramadol eingenommen habe.

In einer von Anwalt Euler vorgetragenen Einlassung hatte der Angeklagte im August erklärt, seine Verlobte Maria Baumer habe selbst diverse Tabletten eingenommen, die wohl zu ihrem Tod führten. Christian F. habe sie dann tot im Bett gefunden und sie in einer „Kurzschlussreaktion“ im Wald verscharrt, weil er arbeitsrechtliche Konsequenzen befürchtete, wenn herauskäme, dass er die Medikamente an seinem Arbeitsplatz im Bezirksklinikum Regensburg gestohlen hatte. Die Staatsanwaltschaft geht hingegen davon aus, dass F. seine Verlobte mit einem heimlich verabreichten Medikamentenmix ermordete, weil er frei für eine andere Frau sein wollte.

Das Gericht lehnte den Beweisantrag ab. Vorsitzender Richter Michael Hammer sagte, die behaupteten Tatsachen könnten so behandelt werden, als wären sie wahr. Zeugenaussagen seien dafür da, um unmittelbar etwas zu beweisen, nicht um Schlussfolgerungen daraus zu ziehen.

Auf Antrag von Oberstaatsanwalt Thomas Rauscher verlas Hammer noch eine Rentenversicherungs-Police von Maria Baumer, die 2006 abgeschlossen wurde und auch eine Berufsunfähigkeitsversicherung enthält. Rauscher trat damit der Ausführung der Verteidigung entgegen, Maria Baumer habe sich wegen angeblicher Depressionen Anfang 2012 nicht behandeln lassen wollen, weil sie befürchtet habe, später Probleme beim Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung zu haben.

Am heutigen Dienstagvormittag wird die psychiatrische Sachverständige ihr Gutachten vorstellen. Zwei volle Tage lang hat sie Christian F. exploriert. Am Nachmittag sollen die Plädoyers gehalten werden, „möglichst vollständig“, wie Richter Hammer sagte. Falls das zeitlich klappt, soll ein Urteil am Dienstag, 6. Oktober, fallen.
https://www.onetz.de/deutschland-welt/r ... 03175.html


Besonders wichtig ist nochmals diese Passage:
Das Gericht lehnte den Beweisantrag ab. Vorsitzender Richter Michael Hammer sagte, die behaupteten Tatsachen könnten so behandelt werden, als wären sie wahr. Zeugenaussagen seien dafür da, um unmittelbar etwas zu beweisen, nicht um Schlussfolgerungen daraus zu ziehen.
Das Gericht hat den Beweisantrag also mit zweierlei Begründung abgelehnt und unter Hinweis auf die Wahrunterstellung des Cannabis-Konsums und weil es sich bei dem Beweisthema um ein Beweisziel handelt, dass nicht dazu dient etwas unmittelbar zu beweisen, sondern um Schlussfolgerungen zu ziehen. Zeugenvernehmung können nur erfolgen, wenn die Aussagen unmittelbar etwas beweisen.
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Re: MORDPROZESS vor dem Landgericht Regensburg

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Siebzehnter Verhandlungstag vor dem Landgericht Regensburg am 29.9.2020
Im Fall Maria Baumer Gutachten und Plädoyers erwartet

Ein volles Programm erwartet die Prozessbeteiligten im Fall Maria Baumer heute vor dem Landgericht Regensburg. Am Morgen soll die psychologische Sachverständige ihr Gutachten vorstellen. Danach ist vorgesehen, dass die Plädoyers gehalten werden. Angeklagt ist ein 35 Jahre alter Mann, der seine Verlobte im Mai 2012 mit einem Medikamenten-Mix getötet und ihre Leiche im Wald vergraben haben soll. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Mord vor.

https://www.frankenpost.de/region/bayer ... 32,7408942
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Re: MORDPROZESS vor dem Landgericht Regensburg

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Nun beginnt die Verhandlung.

08:36 Uhr29.09.2020


Guten Morgen aus dem Landgericht Regensburg, um 9 Uhr startet der Mordprozess gegen den früheren Verlobten von Maria Baumer. Der Andrang ist heute enorm. Am Gebäudeeingang sorgt Sicherheitspersonal für einen geregelten Ablauf an der Sicherheitsschleuse. Es hat sich bereits eine Schlange gebildet. Die Zuschauerplätze sind bereits alle besetzt.
08:38 Uhr29.09.2020

Der Prozess beginnt heute mit dem psychiatrischen Gutachten der Sachverständigen Dr. Susanne Lausch.
08:48 Uhr
29.09.2020
Oberstaatsanwalt Dr. Thomas Rauscher, Nebenklagevertreterinnen Ricarda Lang und Daniela Gabler sowie Familie Baumer sind bereits eingetroffen. Auch die Gutachterin hat soeben Platz genommen. Es fehlt noch der Angeklagte mit seinen drei Verteidigern. Auf ihn wartet heute wieder ein Kameraspalier.
08:53 Uhr
29.09.2020
Neben dem psychiatrischen Gutachten wird auch ein psychologisches Gutachten vorgetragen. Der Gutachter hat nun ebenfalls Platz genommen. Heute sind selbst die Sitzplätze bei den Verfahrensbeteiligten knapp.
09:25 Uhr
29.09.2020
Sein Scheitern im Studium habe er gegenüber Familie und Lebensgefährtin kaschiert. Seine homosexuellen Bedürfnisse waren Anlass für Strafverfahren. Er habe psychische Abwehrmanöver, um erfolgreich zu wirken, sagt der Gutachter. Es deute auf eine psychisch unreife, die mit Abwehrmechanismen agiert, um mit umliebsamen Entscheidungen umgehen können.

08:58 Uhr
29.09.2020
Der Angeklagte wird auch heute im Fesselgurt vorgeführt. Er trägt ein schwarzes Sakko und ein helles Hemd. Auf die Frage des Verteidigers Johannes Büttner, wie es ihm heute geht, antwortet er: „Geht so”.
09:03 Uhr
29.09.2020
Verteidiger Michael Euler steht im Stau. In Regensburg streiken heute die Busfahrer, weshalb es auf den Einfahrtsstraßen ins Stadtgebiet ein hohes Verkehrsaufkommen gibt.
09:06 Uhr
29.09.2020
Im Gerichtssaal herrscht heute eine unruhige Stimmung. Der Angeklagte steht hinter seinem Stuhl und trägt noch den Mundschutz. Er blickt ebenfalls unruhig um sich.
09:10 Uhr
29.09.2020
Jetzt ist auch Verteidiger Euler eingetroffen. Es dürfte in Kürze losgehen.
09:11 Uhr
29.09.2020
Die Sitzung ist eröffnet
09:12 Uhr
29.09.2020
Vorsitzender Richter Hammer belehrt die beiden Sachverständigen Dr. Lausch und Dr. Thomas.
09:14 Uhr
29.09.2020
Dr. Thomas hat ein psychologisches Zusatzgutachten erstellt. Er hat den Angeklagten zweimal begutachtet.
09:14 Uhr
29.09.2020
Dr. Thomas wird die Ergebnisse der Tests vorstellen und eine Einschätzung abgeben.
09:15 Uhr
29.09.2020
Die Exploration hat zwölf Stunden gedauert. Thomas erläutert zunächst den allgemeinen Ablauf solcher Untersuchungen. Der Angeklagte sei uneingeschränkt bereit gewesen, an der Untersuchung teilzunehmen. Er sei motiviert und kooperativ gewesen.
09:17 Uhr
29.09.2020
Es werden persönlichkeitsmerkmale untersucht, die delinquentem Verhalten zugeschrieben werden. DAzu gehört die intellektuelle Leistungsfähigkeit, die seelische Gesundheit, Impulsivität, Aggressivität, Kontrollüberzeugungen, Ich-Stärke und die Frage, inwieweit Persönlichkeitsstörungen vorliegen.
09:18 Uhr
29.09.2020
Beim Intelligenztest erreichte der Angeklagte einen IQ von 113.
09:19 Uhr
29.09.2020
Damit liegt der IQ im oberen Durchschnittsbereich. Im Bildungsabschnitt habe er überdurchschnittlich hohe Ergebnisse vorgelegt. Er verfügt über gutes bis sehr gutes Ausdrucksvermögen und hat eine geistig rege Handlungsweise.
09:21 Uhr
29.09.2020
Hirnorganische Beeinträchtigungen werden aufgrund der überaus gute Lernleistungen ausgeschlossen.
09:22 Uhr
29.09.2020
Nun geht es um die Persönlichkeitsverfahren. Es liege keine schwerwiegende psychiatrische Grunderkrankung vor. Auch eine Persönlichkeitsstörung schließt der Gutachter aus.
09:23 Uhr
29.09.2020
Es sei aufgefallen, dass F. Mit einem defensiven Antwortverhalten vermittelte. Er habe nur ungern angaben zu sexuellen Bedürfnissen, seines Selbstkonzeptes und anderen persönlichen Dingen, die einen Verlust seines Selbstbildes mit sich bringen könnten, gemacht, sagt der Gutachter.
09:27 Uhr
29.09.2020
Keine Hinweise für das Vorliegen einer fixierten sexuellen Präferenz, also einer Homosexualität. Er agiert mit Verhalten eines sexuellen Missbrauchers. Das Antwortverhalten deutet auf homosexuelle, pädophile Handlungsanteile Hin. Er übernehme Verantwortung für die Missbräuche. Sein Anwortverhalten deuteten darauf hin, dass er sich Für sein Handeln Ungern in die Karten schauen lässt.
09:28 Uhr
29.09.2020
Expressive Gewaltproblematik liegt nicht vor. Er könne seine Affekte beherrschen und steuern. Er sei nicht grundsätzlich impulsiv oder aggressiv. Eine latente Feindseligkeit um eigene Ziele durchzusetzen liegen auch nicht vor.

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AngRa
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Re: MORDPROZESS vor dem Landgericht Regensburg

Ungelesener Beitrag von AngRa »

Teil 2:
09:30 Uhr
29.09.2020
Eine klinisch relevante psychiatrische Grunderkrankung lässt sich mit den Befunden nicht herleiten, sagt Dr. Thomas. In Bezug auf die Gesamtstruktur in der Genese in Relation gesetzt zu den Untersuchungsergebnissen, zeigen sich lediglich moderate Defizite im Bereich der Ich-Funktion und der Realitätsverarbeitung, ohne dass das Alltagsverhalten schwerwiegend dadurch beeinträchtigt werde, so der Gutachter.
09:34 Uhr
29.09.2020
F. Sei jemand, der sich Konflikten ungern stelle. Er verhalte sich ängstlich vermeidend. Idealtypisch seien diese Menschen Lebensgefährten, die Verantwortung Für Probleme an andere übertragen oder auf Umstände hoffen, dass sich diese Probleme von alleine lösen. Sie hofften darauf, dass andere ihre Probleme lösen. Man initiiert Manöver, weil man weiß, dass man in Konflikten nicht das entsprechende Standing hat, um sich der Situation zu stellen, erläutert der Gutachter. Der Psychologe nennt es „an das Über-Ich delegieren“.
09:37 Uhr29.09.2020


Oberstaatsanwalt Rauscher will wissen, wozu dies führt, wenn der Angeklagte an das Über-Ich in Form einer anderen Person, also zum Beispiel an Maria Baumer, Konflikte abgibt. Der Diplom-Psychologe sagt, er will dies allgemein erläutern. Dies könne dazu führen, dass der Partner, an den delegiert werde, der Kapitän in der Beziehung sei.

Nebenklage und Verteidigung haben keine Fragen. Der Gutachter wird entlassen.
09:38 Uhr
29.09.2020
Nun referiert die Gutachterin Dr. Susanne Lausch.
09:44 Uhr
29.09.2020
Sie erläutert zunächst, welche Befunde, Akten etc. sie neben der Exploration herangezogen hat.
09:44 Uhr
29.09.2020
Auch Befunde aus Krankenakten wurden herangezogen.
09:48 Uhr
29.09.2020
Zunächst referiert sie über den Lebenslauf. Der älteste Bruder ist 18 Jahre älter als er. Die weiteren Brüder sind 1967, 1972 und seine Schwester 1968 geboren. Das Verhältnis zu beiden Elternteilen schilderte er als sehr gut. Es habe ein tradiertes Rollenverständnis in der Familie geherrscht. Seine Mutter habe ihn früh gefördert hinsichtlich seines musischen Talents. Er sei mit 5 Jahren eingeschult worden. In der Grundschule seien die Ergebnisse mittelmäßig gewesen. Der Anstoß ins Gymnasium der Regensburger Domspatzen zu gehen, sei über einen Freund ausgelöst worden. Er sei im Gymnasium Tagesschüler gewesen. 2004 machte er sein Abitur. Schon früh habe er den Wunsch gehabt, Medizin zu studieren. Sein Abitur habe er mit 1,8 Notenschnitt geschafft. In der Schulzeit habe er sich angepasst verhalten und habe deshalb auch keine disziplinarischen Maßnahmen bekommen.
09:50 Uhr
29.09.2020
Weil der Notenschnitt nicht für das Medizinstudium reichte, habe er sich auf eine Ausbildung als Krankenpfleger beworben. 3 Monate sei er in Chile in einem Waisenhaus tätig gewesen, vor Ausbildungsbeginn. In der Einrichtung in Chile sei er „das Mädchen für Alles“ gewesen. 2008 habe er sein Krankenpfleger-Examen als Kursbester absolviert.
09:51 Uhr
29.09.2020
Zu Beginn der Ausbildung habe er Maria Baumer kennengelernt. Man habe sich sympathisch gefunden und etwas gemeinsam unternommen. Maria Baumer habe entschieden, die Ausbildung zu beenden und sei aus dem Personalwohnheim ausgezogen. Es habe bei ihr eine sehr unschöne Erfahrung gegeben, die dazu beigetragen habe. Der Umgang einer Krankenschwester mit einem Patienten habe ihr missfallen.
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AngRa
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Re: MORDPROZESS vor dem Landgericht Regensburg

Ungelesener Beitrag von AngRa »

Teil 3
09:53 Uhr
29.09.2020
Dass er neben dem Studium als Krankenpfleger arbeitete, begründete er mit dem Wunsch nach finanzieller Unabhängigkeit. 2010 zog er mit Maria Baumer in die gemeinsame Wohnung im Haus des Bruders. Zunächst führten sie eine Fernbeziehung.
09:54 Uhr
29.09.2020
Zum Jahreswechsel 2011/12 wechselte der Angeklagte von einer Station für Minderbemittelte in die sogenannte Komfortstation am Bezirksklinikum. Maria Baumer wiederum beendete zu der Zeit ihr Studium in Bayreuth.
09:59 Uhr29.09.2020

Er habe sich aufgrund des Studiums für ein Urlaubssemester entschieden. Um Prüfungen nachzuholen und sich um seinen damals schon pflegebedürftigen Vater zu kümmern. Im August 2012 habe er sich entschieden, das Studium nicht mehr weiterzuführen. Sein Stundenkontingent am Bezirksklinikum stockte er wieder auf. Er wollte ein Pflegepädagogik-Studium in Erlangen beginnen. Dann sei er verhaftet worden. Er habe danach einen Klinikaufenthalt in Haar verbracht. Sei aber dann wieder ins Bezirkskliniikum zurückgekehrt. Es folgte die zweite Festnahme und danach wieder ein Klinikaufenthalt. An Silvester 2014 kam er mit seiner neuen Lebensgefährtin, einer Arbeitskollegin, zusammen. IN der Zeit habe er exzessiv Alkohol konsumiert. 2015 habe er eine Langzeittherapie deshalb angetreten. Nach der Therapie kehrte er wieder ans Bezirksklinikum zurück. Ab Mitte 2016 wurde er freigestellt. Im November 2016 stand er erstmals vor Gericht. Die Beziehung scheiterte. Nach dem Urteil schrieb er sich für ein Studium der molekularen Medizin eingeschrieben, das er wieder beendete.
10:02 Uhr
29.09.2020
Er befasste sich danach mit anderen Arbeitsfeldern. Er ging in die Schweiz, um dort als Pfleger zu arbeiten. Dann wurde ihm die Berufsbezeichnung aberkannt. Im April 2018 kehrte er nach Deutschland zurück. Er jobbte bei BMW und bewarb sich dann als Hörgeräteakkustiker. Das Ausbildungsverhältnis wurde beendet, als der Betrieb erfuhr, um wen es sich bei Christian F. handelte. Er wurde entlassen, bezog Arbeitslosengeld und schließlich Hartz IV. Im September 2019 begann er einen Ausbildung als Zerspannungstechniker. Im Herbst starb dann sein Vater. Im Dezember wurde er wegen Mordverdachts an Maria Baumer festgenommen.
10:04 Uhr
29.09.2020
Der Vorsitzende Richter fragt beim Angeklagten nach, ob das im Groben so stimme, was er bejahrt. Er will noch wissen, warum die Bewerbung an der Humboldt-Universität in Berlin 2012 nicht im Lebenslauf vorgekommen sei. Hintergrund: Nach Berlin wollte auch die Psychiatrie-Patientin ziehen, die er am Bezirksklinikum kennengelernt hatte. Verteidiger Euler will sich vor den Äußerungen dazu noch mit seinem Mandanten beraten.
10:07 Uhr
29.09.2020
Jetzt geht es um die Beziehung zu Maria. Im Todeszeitraum von Marias Freund Benni habe sie unter depressiven Grundverstimmungen gelitten. Sie seien als wiederkehrendes Muster aufgetreten, erläuterte F. Der Gutachterin.
Sie hätten eine Fernbeziehung geführt. 2011 hätten sie sich verlobt, nachdem man gegenseitig die Familien kennengelernt hatte. Die Reaktion der Familien sei auf beiden Seiten positiv gewesen.
Familie Baumer habe ihm auch erlaubt, bei Maria zu übernachten.
Maria habe ihn fasziniert, dass sie entschlossen ist, sich nicht von anderen beeindrucken lässt und selbstbewusst ist.
Sie hatten gemeinsame musikalische Interessen, ihre Intelligenz habe ihm gefallen, ihr Äußeres ebenso.
10:09 Uhr
29.09.2020
Maria Baumer habe ihn wegen des Studiums, speziell des Chemiescheins, kritisiert. Dies sei für ihn aber auch Motivation gewesen.
Maria Baumer selbst habe zunächst länger nach einem Job nach dem Studium gesucht.
Weihnachten 2011 habe sie in Bayreuth alle Zelte abgebrochen. Um den Jahreswechsel sei es dann wieder zu depressiven Verstimmungen bei Maria bekommen, rund um den Todestag von Benni.
10:12 Uhr
29.09.2020
Jetzt geht es um die Sexualanamnese. Christian F. Habe späte sexuelle Erfahrungen mit gleichaltrigen Frauen gemacht. Erster Geschlechtsverkehr mit Maria im Jahr 2008. Maria habe ihm den Einstieg in die Sexualität erleichtert. Er habe keine abnormen Sexualpraktiken praktiziert, sagte er der Gutachterin. Das habe ihn nicht interessiert. Nach Maria Baumer habe er noch eine weitere Sexualpartnerin in einer Beziehung gehabt.
10:13 Uhr
29.09.2020
Sexuelle Fantasien teilt er auf in Lebensphasen. Zunächst in homosexuelle, prepubertäre Sexualpartner, später in heterosexuelle Richtung.
10:16 Uhr
29.09.2020
Der Pornokonsum habe zugenommen in schwierigen Lebensphasen. Es sei eine Art Ritual gewesen, etwa nach anstrengenden Arbeitstagen, so schilderte er es. Ab 2007 habe er Suchbegriffe eingegeben „Jungen mit beginnender Schambehaarung“ etwa. Auch das Thema „schlafende Intimpartner„ könne durch den Kontakt zu dem jungen Mitschüler der Domspatzen getriggert worden sein, bestätigte er der Gutachterin.
Etwa 20 Prozent Benannte er als dilettante Themen In der Pornografie.
10:17 Uhr
29.09.2020
Der Vorsitzende Richter fragt nochmal zu schlafenden Partnern nach. Bei seinen Beziehungen habe er keine schlafende Partnerin bevorzugt, hat er der Gutachterin erläutert.
10:19 Uhr
29.09.2020
Jetzt geht es um die Beziehung zur ehemaligen Psychiatriepatientin, in die er sich verliebt hatte. Sie hätten sich Anfang 2012 kennengelernt. Er habe zunächst Interesse am Störungsbild Depressionen gehabt. Die Alias-Aufnahme zur Kontaktaufnahme habe er deshalb initiiert, um mehr und näheren Kontakt zu ihr entwickeln könnte. Später habe sich gewisse Schwärmerei entwickelt und Wünsche zu mehr Gemeinsamkeiten.
10:20 Uhr
29.09.2020
Er habe gewusst, dass die junge Frau psychisch labil ist und Suizidalität eine Rolle spiele. Sorge um ihren psychischen Zustand hätten ihn veranlasst, ihr unbemerkt das Tavor zu verabreichen und auf sie aufzupassen in jener Nacht.
10:22 Uhr
29.09.2020
Im Sinne eines Helfersyndroms sei er gegenüber der Patientin aufgetreten. Er falle allzu schnell in die Helferrolle, auch gegenüber anderen Patienten, so seine Aussage. In seiner narzisstischer Beziehungsgestaltung habe er die Abgrenzungsversuche der Patientin übersehen oder sei darüber hinweggegangen. Das sei nachvollziehbar, sagt die Gutachterin. Der Vorsitzende hakt ein: Er bittet die Gutachterin, das Kennenlernen der Patientin genauer zu referieren.
10:23 Uhr
29.09.2020
Die erste Kontaktaufnahme sei von der Patientin ausgegangen. Sie habe ihn wegen seines Nachnamens angesprochen, weil sie bereits jemanden mit diesem eher seltenen Nachnamen kannte.
10:28 Uhr
29.09.2020
.Jetzt geht es um den Alkoholkonsum. Zunächst sei es in gesellschaftsüblichen Mengen erfolgt. Dann habe er Alkohol als Sedativum eingesetzt. Er hatte Entzugserscheinungen entwickelt, hatte Relevanz entwickelt, hatte einen Autounfall In Folge von Alkoholkonsum und wurde schließlich auch von seiner Familie und Kollegen auf den Alkoholkonsum angesprochen. 2014 wurde er wegen Alkoholabhängingkeit, einer depressiven Lebensphase und einer Anpassungsstörung behandelt. Die Gutachterin referiert dazu den klinischen Befund.
10:31 Uhr
29.09.2020
2014 musste er sich wegen eines psychotischen Vorfalls in eine Klinik begeben. Der Konsum von Alkohol und eines Beruhigungsmittels führten zu einem Zusammenbruch.
10:32 Uhr
29.09.2020
Der Angeklagte begab sich daraufhin in eine Langzeittherapie, um die Alkoholsucht und die Anpassungsstörung mit depressiver Ausgestaltung zu behandeln.
10:34 Uhr
29.09.2020
Nach Mai 2012 - also mit dem Verschwinden von Maria Baumer - sei es zu der Anpassungsstörung, ebenso wie zum übermäßigen Alkoholkonsum gekommen. Vorher sei dies nicht beobachtet worden, so die Gutachterin.
10:37 Uhr
29.09.2020
Nun geht es um die ersten sexuellen Erfahrungen: Erste Erfahrungen machte er mit Jungs im Alter zwischen 12 und 13 Jahren, wo die Pubertät bereits begonnen hat. Er selbst sei kein Missbrauchsopfer geworden. Es gab nur einen Vorfall: Ihm gegenüber habe sich ein älterer Mitschüler in der Dusche genähert. Er habe aber von ihm abgelassen. Als Schüler habe man bei den Domspatzen gewusst, dass es so etwas gibt wie sexuelle Erfahrungen mit Mitschülern.
10:38 Uhr
29.09.2020
Besondere sexuelle Präferenz zu Schlafenden habe er gegenüber der Gutachterin negiert. Er sieht sich heute mit heterosexueller Präferenz und als aktiver Sexualpartner, sagt die Gutachterin.
10:40 Uhr
29.09.2020
Jetzt geht es um die Tat: Bei der Schilderung der Sachverhalte sei der Angeklagte affektiv sehr beteiligt gewesen. Ist in Tränen ausgebrochen und habe sehr umfangreich geschildert, was stattgefunden hat.
10:43 Uhr
29.09.2020
Sie schildert, wie der Angeklagte den Grillabend schilderte. Maria sei es nicht gut gegangen. Sie habe viel über ihre Arbeit gesprochen. Sie habe Rückenprobleme durch das viele Sitzen gehabt. Als sie in der Wohnung waren, habe sie über Rückenschmerzen und leichte Bauchkrämpfe geklagt. Im Medizinschrank habe er Tavor in zwei Dosierungen und Tramadol gegeben, was von einem Skiunfall dort noch vorhanden war. Sie habe ihm gesagt, dass sie vor dem schlafen noch etwas eingenommen habe.
Am Morgen sei er ins Bad gegangen und habe Maria noch schlafen lassen. Als er zurückkehrte, habe er Maria leblos vorgefunden. Er habe Panik entwickelt und das Zeitgefühl verloren. Er habe die Blisterpackungen gesehen. Ihm sei durch den Kopf gegangen, den Bruder oder den Rettungsdienst anzurufen. Dann sei ihm eingefallen, dass die Tabletten in einem Zusammenhang mit seinem Beruf zu stellen sein würden. In seinem Kopf sei ein Chaos gewesen und er habe sich immer mehr schuldig am Tod von Maria geführt. Er habe an Suizid gedacht - sich vor einen Zug zu werfen oder von der Autobahnbrücken zu springen
10:47 Uhr
29.09.2020
Dann sei ihm in den Kopf gekommen, er könnte eine Auszeit von Maria ins Spiel bringen. Er könne sich an ein Telefonat mit Marias Zwillingsschwester erinnern. Spätabends sei er nach Bernhardswald gefahren, vorbei am Sportplatz, wo ein Fußballspiel war. Im Wald habe er ein Loch gegraben. Maria habe er aus dem Auto mit Decken herausgezogen. Er habe ihr das Nachthemd ausgezogen und sie mit dem Zement begossen und vergraben. Es sei schon hell geworden, als er nach Regensburg zurückkehrte. Beim Zurückfahren sei ihm klar geworden, dass es jetzt keinen Weg mehr zurück gibt. Dass es ein riesen Fehler gewesen ist. Er habe eine Leere verspürt. Er habe gedacht, dass das, was er jetzt getan habe, nicht zu verzeihen ist. Mit dem Alkoholkonsum habe er versucht, das alles zu verdrängen. Es habe viel Kraft gekostet, die Lügengeschichte aufrecht zu erhalten.
10:47 Uhr
29.09.2020
Wann wäre ein Punkt der Änderung gewesen? Er hätte bei Feststellung des fehlenden Pulsschlages den Rettungsdienst rufen müssen, sagte er zu der Gutachterin.
10:49 Uhr
29.09.2020
Er habe bemerkt, dass er den Spaten im Wald vergessen hatte, konnte aber nicht mehr zurückkehren. Der Angeklagte nimmt die Verlesung wieder vollkommen ruhig auf
10:50 Uhr
29.09.2020
Verteidiger Euler korrigiert eine Aussage zur Psychiatriepatientin: Es sei darum gegangen, dass die junge Frau gemauert habe, er habe sie lockerer machen wollen, weshalb er ihr das Tavor verabreicht habe. Die Gutachterin hatte es so verstanden, dass er sich damals Sorgen gemacht hatte.
10:52 Uhr
29.09.2020
Jetzt ergreift der Angeklagte das Wort: Er habe die Patientin als verkrampft erlebt, er habe ihr das Tavor verabreicht, damit sie lockerer wird. Das sei sie dann im Verlauf des Abends auch geworden. Sie habe ihn an jenem Abend vom Grund für ihre Depressionen berichtet. Sie hätten auch einen Film gemeinsam angeschaut. Er habe sie die ganze Nacht danach im Arm gehalten.
11:02 Uhr
29.09.2020
Jetzt stellt sie die psychiatrische Diagnose vor: Es sei von einer Alkoholabhängigkeit auszugehen. Er habe auch nach der Langzeittherapie eine Dauerabstinenz nicht durchhalten können. Seit Oktober 2019 habe er aber deutlich weniger Alkohol getrunken. Mit illegalen Substanzen habe er keine Erfahrungen im Sinne eines Missbrauchs oder Abhängigkeit.
Die 2. Diagnose sei eine Anpassungsstörung mit depressiver Ausrichtung, die 2013 in der JVA Straubing erstmals beschrieben worden sei. Selbstvorwürfe, Schlafstörungen etc. Die Gutachterin erläutert die Definition von Anpassungsstörungen: Es handelt sich um Zustände von emotionaler und subjektiver Irritation, die nach einem entscheidenden Lebensereignis eintritt.
Bei ihm sei jetzt weder eine Anpassungsstörung noch eine depressive Verstimmung vorhanden. Wenn, dann sei dies als damalige Reaktion durchaus bestätigt worden. Wenngleich wir jetzt keine Systematik mehr sehen, so die Gutachterin.
Die Gutachterin diagnostiziert bei dem Angeklagten eine Homophilie und Hebephilie. Eine nicht nur auf eine Phase im Leben beschränkte sexuelle Affinität auf Jungen zwischen 12 und 14 Jahren. Es liegt ein Generelles daran vor, sagt sie. Eine Störung der Sexualpräferenz sei aber nicht anzunehmen.
11:08 Uhr
29.09.2020
Der Angeklagte erfüllt in keiner Weise die diagnostischen Kriterien, die man für eine Persönlichkeitsstörung benötigt, sagt die Gutachterin. Die Persönlichkeit sei akzentuiert in Richtung einer narzisstischer Persönlichkeit. Sie nennt unter anderem den Selbstwert und den Konflikt mit dem Selbstwertgefühl, ebenso wie den Hang zur Verdrängung und Verleugnung. Auch manipulative Persönlichkeitsaspekte und grenzüberschreitendes Verhalten in Bezug auf die Psychiatriepatientin erwähnt sie.
11:14 Uhr
29.09.2020
In Gesamtbetrachtung liegt keine klinisch relevante Störung bei dem Angeklagten vor, sagt die Gutachterin. Er habe eine gestörte Sexualentwicklung, hinsichtlich einer Hebephilie, aber dies sei nicht als ausschließliche Störung zu betrachten, da er auch weibliche Sexualpartnerinnen hatte. Eine tiefgreifende Bewusstseinsstörung liege ebenso wenig vor. Es hätten sich insgesamt keine Hinweise für eine psychische Störung ergeben.
Hinsichtlich der Tat sagt sie, dass die Anpassungsstörung als akute Problematik zu beurteilen sei. Auch daraus ergibt sich damit keine verminderte Schuldfähigkeit.
11:22 Uhr
29.09.2020
Nun geht es um die Frage eines möglichen Intimizids. Die Gutachterin geht auf Andreas Marneros ein, der auf diesem Gebiet geforscht hat.
Merkmale eines Intimizids sind: eine lange Beziehung, hohe Ziele,beide Partner knüpfen Erwartungen auch auf soziales Prestige. Gemeinsame Ziele gewinnen hohe Relevanz. Danach können sich aber die Rollen aufgrund der Persönlichkeitsstrukturen oder durch Einfluss von Außen ändern und es kommt zu einer Rollenverteilung. Ein Partner wird zu demjenigen, der die Rollen ausfüllt, der andere wird zu demjenigen, der die Rollenerfüllung beurteilt. So könne eine asymmetrische Beziehungskonstellation entstehen.
Im weiteren Verlauf könne es zu der Konstellation kommen, dass ein Partner noch versuche, das Blatt zu wenden. Es komme zu einer Destabilisierung. Der große erwartete Wurf, also die Hoffnung, dass sich alles noch zum Guten ändern wird, bleibt aus. Schließlich zum Eingestehen des Scheiterns.
Daraufhin könne es zu einer abrupten, sich entladenden Handlung im Sinne einer Affekttat, die dann zur Tötung des Intimpartners führt, kommen. Das ist die Literatur.
Nun geht sie konkret auf den Tod von Maria ein: Das Studium und das damit verbundene Scheitern unterstellt, Auch aufgrund der Persönlichkeiten heraus, könnte sich hier eine solche Handlung eines Intimizids zugetragen haben, sagt die Gutachterin.

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AngRa
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Re: MORDPROZESS vor dem Landgericht Regensburg

Ungelesener Beitrag von AngRa »

Teil 4
11:25 Uhr
29.09.2020
Der Vorsitzende fragt nach zu dem vom Angeklagten Szenario. Würde sich das Nachtatverhalten aus seiner Persönlichkeitsstruktur heraus beantworten?
Dies bestätigt die Gutachterin. Auf dem Boden seiner Vermeidungsstrategien wäre so ein Szenario durchaus denkbar. Belegen kann man es psychiatrisch nicht. Es ist nichts, was nicht auch bei einer psychiatrisch unauffälligen Person so passieren könnte, sagt die Gutachterin.
11:26 Uhr
29.09.2020
Oberstaatsanwalt Rauscher fragt nach: Wir gehen von mindestens drei Tagen der Vorbereitung der Tat aus. Die Gutachterin sieht das abgedeckt in einem Intimizidverhalten. „Indem, dass kein anderer Ausweg bleibt“.
11:27 Uhr
29.09.2020
Damit endet die Gutachterin. Es gibt keine weiteren Nachfragen.
11:29 Uhr
29.09.2020
Das Gericht unterbricht bis 12 Uhr. Danach beginnt Oberstaatsanwalt Thomas Rauscher mit seinem Plädoyer.
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Re: MORDPROZESS vor dem Landgericht Regensburg

Ungelesener Beitrag von AngRa »

Teil 5

Nach der Mittagspause geht es nun weiter.
12:01 Uhr
29.09.2020
Es geht weiter.
12:04 Uhr
29.09.2020
Verteidiger Euler liefert nun noch eine Erklärung, warum sich der Angeklagte in Richtung Berlin orientierte, wo auch die junge Frau, in die er sich verliebt hatte, hinziehen wollte. Christian F. Habe aus der gemeinsamen Wohnung mit Maria ausziehen wollen, sagt Euler. Da er „Frau S. Sowieso nicht schlecht fand“, habe er sich ebenfalls in Berlin einen Studienplatz gesucht. Der Umzug kam letztlich nicht zustande.
12:06 Uhr
29.09.2020
Der Vorsitzende verliest die Vorstrafen. Zunächst das Urteil von 2016 wegen des Missbrauchs von zwei Schülern, Körperletzung an der jungen Frau und Besitz von kinderpornografischem Material. Die Strafe wurde mittlerweile verlassen.
Er verliest ebenfalls, dass Christian F. Die Berufsbezeichnung Krankenpfleger entzogen wurde.
Nun werden noch die Untersuchungshaftzeiten verlesen.
12:06 Uhr
29.09.2020
Der Vorsitzende schließt damit die Beweisaufnahme.
12:07 Uhr
29.09.2020
Es wird kurz umgebaut. Oberstaatsanwalt Rauscher wird seinen Schlussvortrag am Stehpult halten.
12:08 Uhr
29.09.2020
„Es ist beinahe auf den Tag genau 8 Jahre und 4 Monate her, dass der Angeklagte Maria Baumer ermordete“, beginnt Rauscher mit seinem Schlusswort.
12:08 Uhr
29.09.2020
Der Angeklagte habe Maria Baumer die Substanzen wahrscheinlich in einem Kakaogetränk vorsätzlich verabreicht, sagt Rauscher. Kakao deshalb, weil er dies in seien Vernehmungen immer wieder als Getränk erwähnt habe.
12:09 Uhr
29.09.2020
Maria Baumer habe das Getränk ahnungslos zu sich genommen. Sie hatte gerade einen schönen Grillabend erlebt, sie wollte Chrisitan F. Heiraten.
12:10 Uhr
29.09.2020
DAs Tramadol habe zum Atemstillstand geführt. Die Wechselwirkung wurde durch Tavor verstärkt. Bereits am 17. Mai 2012 habe er sich über perfekte Morde informiert. „Sie starb, ohne zu Wissen, dass ihr der Angeklagte nach dem Leben trachtete.“ Er wollte nicht nur den Tod von Maria Baumer, er wollte den Tod ohne jede Konfrontation zuvor.
12:12 Uhr
29.09.2020
Er habe für die Patientin am Bezirksklinikum freisein wollen.
Es gebe aber ein Bündel weiterer Gründe. Er nennt den Verlauf des Studiums, er nennt Missgunst auf den derzeitigen Erfolg von Maria Baumer, auch aus Hass auf ihn eine Kontrolle ausübte. Dies führt er unter anderem auf den Chatverlauf zwischen Maria Baumer und ihrer künftigen Schwägerin zurück: In dem Chat habe man sich über ein Championsleague Spiel unterhalten. Auf die Frage, ob auch Christian F. Schaut, habe Maria geantwortet. „Nein, der muss lernen, das hab ich ihm gesagt“ Dies zeige die Doch dominante Rolle Marias in der Beziehung.
12:15 Uhr
29.09.2020
Er weise darauf hin, dass man zugunsten des Angeklagten In Bezug auf niedere Beweggründe nicht ausschließen könne, dass es auch andere Gründe hatte als das Studium und das Interesse an der jungen Frau.. Er sehe die Patientin als das auslösende, nicht aber als das dominierende Element für die Tötung von Maria Baumer.
12:16 Uhr
29.09.2020
Er geht auf die Pseudonyme ein, die sich der Angeklagte zulegte, um Kontakt zu seinen Opfern aufzunehmen. Sowohl in Bezug auf den Schüler, als auch auf die junge Patientin. Der Angeklagte ist zutiefst manipulativen, von Nachtatmanipulationen ganz zu schweigen, sagt Rauscher. Gleichzeitig sei er zum offenen Konflikt völlig unfähig.
12:17 Uhr29.09.2020

Der Angeklagte kann offensichtlich nicht Schluss machen. Er ist fixiert auf die junge Patientin und er ringt um einen bürgerlichen Schein. Aber es funktioniert nicht. So unnachvollziehbar diese Tat sei, anhand objektiver Beweise könne dargelegt werden, dass sie so geschehen ist, sagt Rauscher.
12:18 Uhr
29.09.2020
Es spricht einiges dafür, dass die Leiche tatsächlich erst eine Nacht nach der Tat nach Bernhardswald verbracht wurde, sagt Rauscher. Unter anderem habe sich der Angeklagte hinsichtlich des Fußballfestes in Bernhardswald verplappert.
12:19 Uhr
29.09.2020
Er habe die Leiche verschwinden lassen wollen, deshalb habe er zum Kalk auch Flüssigkeit gegossen.
12:21 Uhr29.09.2020


Er habe die Facebooknachricht verfasst, den Brief an den verstorbenen Benni, fingierte die Anrufe und nahm an der Aktenzeichen-Sendung teil. Der Fokus des Straffeststellung müsse auf dem Angeklagten liegen. Insoweit wolle er, es Person Maria betrifft, wolle er Der Nebenklage nicht vorgreifen.

Er spricht die unglaubliche Medienpräsenz von Maria Baumer an. Er wolle dies nicht als Kritik an den Medien verstanden wissen, sagt Rauscher Es liege wohl auch an der Unglaublichkeit der Tat. „Würde man es verfilmen, würde es heißen, es wäre ein bisschen To much.“
12:24 Uhr
29.09.2020
Die Omnipräsenz, die der Name Maria Baumer ausgelöst hat, müsse wohl unglaublich belastend für ihre Familie sein, sagt Rauscher. Deshalb sei es ihm ein Anliegen, die Familie kurz persönlich anzusprechen. „Sie mussten in diesem Verfahren überdurchschnittlich leiden. Daran ist hauptsächlich der Angeklagte schuld.“ er wolle die Staatsanwaltschaft nicht ausnehmen. Die Ermittlungen seien schwierig gewesen, aber „wir hätten auch schon vor zwei Jahren hier stehen können“, sagt Rauscher. Nach der Einstellung habe sich für die Familie eine sehr schwere Zeit angeschlossen. „Ich bedauere diese zusätzliche Belastung, die die Einstellung zusätzlich für sie hatte.“
12:29 Uhr
29.09.2020
Er geht nun auf die Ermittlungsgruppe Maria ein. Sie seien erheblicher Kritik ausgesetzt gewesen. Die presse habe starken Einfluss genommen. Der Austausch der Ermittler wurde gefordert. Es sei selbst die Familie des Angeklagten in Form von Presseberichten Einfluss Genommen. Es sei alles sehr schwierig gewesen.
Rauscher hebt deshalb die sehr gute Arbeit der Ermittler hervor. „Ich Habe noch nie eine.so strukturierte Akte gesehen.“ Es habe Fehler gegeben, räumt er ein. Etwa das Foto des Spatens zu veröffentlichen oder Beschuldigtenvernehmung am 13. September 2013. Sie hätte abgebrochen werden müssen, als der Wunsch nach einem Anwalt kam.
Aber jetzt mal ehrlich, sagt Rauscher: „Ich persönlich habe nie mit einer besseren Ermittlungsgruppe zusammengearbeitet.“ Sie seien immer bereit gewesen, jede noch so abwegige Ermittlung durchzuführen.
12:33 Uhr
29.09.2020
Es sei möglich geworden, den Grund für das Ableben von Maria zu finden. Durch die die Medikamentengaben von Lorazepam und Tramadol. Durch den Nachweis von Tramadol im Körper von Maria (es wurde der Nachweis geführt, dass der Wirkstoff nicht nur am, sondern auch im Körper war, sei die Tatwaffe klar gewesen. Im Rahmen der Nachermittlungen sei der BH, der zugeordnet werden konnte, der Schlüssel zum Tatort gewesen. Der BH war früher schon mal negativ auf DNA getestet worden. Aber BKA hat nochmal getestet und zwar x-Tests, sagt Rauscher. Nachdem der BH nicht im Wald, sondern in der Wohnung war, ist auszuschließen, dass sie wo anders als in der Wohnung getötet worden war, sagt der Oberstaatsanwalt.
12:34 Uhr
29.09.2020
Und er nennt noch ein wichtiges Beweismittel: In dem Kalkgemisch, in dem Maria Baumer aufgefunden wurde, gab es zwei nicht zuordnender Haare. Weder der Angeklagte noch Maria konnten sie zugeordnet werden. Dennoch wurde nochmal ein Haarabgleich durchgeführt. Sie wurden berechtigten Personen zugeordnet werden, was das Argument, es waren weitere Personen am Ablageort, konnte so entkräftet werden.
12:35 Uhr
29.09.2020
Die Mär von den Sichtungen in Gevelsberg sei im Prozess ausgeschlossen worden. Der Gutachter habe ihn mit seiner Einschätzung beeindruckt, sagt Rauscher.
12:37 Uhr
29.09.2020
Es habe dazu geführt, dass man realistisch keine alternativen Täter mehr aufstellen kann, das ist der Grund, warum Vertidiger Euler mit der Stellungnahme das Verbringen der Leiche einräumte.
Was ist das Ziel der Einlassung, der Einlassung, die so löchrig ist, wie ein Schweizer Käse?`fragt Rauscher. DAs Ziel ist, den Blick auf alle Indizien zu verschleiern, die längst vorlagen, die dazu Letztlich zwangen, dies vorzutragen.
12:39 Uhr29.09.2020

Ein Indizienprozess ist keine besondere Art des Verfahrens. Das Gericht hat immer die Aufgabe, die Indizien in ihrer Gesamtlage zu würdigen, sagt Rauscher. „Es kommt auf die Gesamtheit“. Es kommt darauf an, dass zum Beispiel die Suche nach Medizinbegriffen eingebettet war in andere Handlungen. Das Gericht werde sich mit anderen möglichen Szenarien beschäftigen müssen. Einen Suizid, einer fahrlässigen Tötung etwa. Aber am Ende werden alle anderen Szenarien auszuschließen sein, ist Rauscher überzeugt.
12:41 Uhr
29.09.2020
Rauscher widerlegt gleich nochmal eine Aussage des Angeklagten bei der Gutachterin. Selbst im Rahmen der Exploration habe der Angeklagte nicht die Wahrheit gesagt. Etwa, als es um die Frage ging, wie der erste kOntakt zur jungen Patientin entstanden war. Er selbst habe nach dem Umfeld der jungen Frau Erkundigungen eingezogen, nicht sie habe ihn zu seinem familiären Umfeld befragt.
12:42 Uhr
29.09.2020
Der Branntkalk spricht für eine geplante Zerstörung. Er habe den Zement nicht nur ausgeleert, um den Leichenfund zu erschweren. Er habe Flüssigkeit dazugegeben, weshalb Marias Körper zerstört wurde. Es sei nicht nur Leichenflüssigkeit gewesen. Dies habe die Rechtsmedizin feststellen können.
12:46 Uhr
29.09.2020
In den Fußmatten im Auto von Maria Baumer wurden Branttkalkspuren gefunden. Diese könnten dem Tatgeschehen zugeordnet werden, sagt Rauscher. Nachweisliche Bauarbeiten, an denen F. Beteiligt war, hätten später stattgefunden, die Pkw-KÄuferin habe später den Zement im Kofferraum transportiert. Es sei nicht das stärkste Indiz, räumt Rauscher allerdings ein.
12:47 Uhr
29.09.2020
Jetzt geht es um die mitochondriale DNA. Die Verteidiger hatten hier Studien aus China angekündigt. Diese seien nicht mehr erfolgt. Auch weil sich nicht mehr negieren ließ, dass der Angeklagte am Leichenfundort war.
12:48 Uhr
29.09.2020
Zum Spaten sagt Rauscher: Er hatte ihn kurz vor der Tat im Baumarkt gekauft. Der Spaten am Dachboden wurde vom Bruder ins Haus gebracht. Die EG Maria habe dies durch Recherchen belegen können. Der Angeklagte habe den Fehler gemacht und er habe den Spaten dort vergessen. „Er ist ja kein Profi.“
12:49 Uhr
29.09.2020
Gegenüber einem Privatermittler habe der Angeklagte Detailwissen zum Fundort preisgegeben. Er habe sich verplappert, ebenso wie das Fußballfest in Bernhardswald. Er konnte von dem Fest nicht aus den Medien wissen.
12:53 Uhr
29.09.2020
Jetzt geht es um die Internet-Recherchen, die aus den Löschprotokollen herausgefiltert wurden. Die Löschprogramme hatten den Browserverlauf gelöscht. Auch manuelle Löschvorgänge wurden angestoßen. Er hatte das Pech, dass die Löschprotokolle durch das System angelegt wurden. Es ging los mit Guiottine-Würgegriff, danach folgten weitere Recherchen etwa zu Lorazepam letale Dosis, tödliche Dosis Insulin, Website „kann Insulin für einen nichtdiabektiker tödlich sein“, der perfekte Mord, Websites zu „perfekte Mordgifte“ besucht. Er suchte nach mehreren tödlichen Medikamenten, nach anderen Tötungsarten.
Es ist nicht so, wie von der Verteidigung erklärt, dass er eine Doku über fast perfekte Morde gesehen hat. Tatsächlich hat er weiterhin die junge Patientin gestellt, sagt Rauscher. Er hatte die ganz klare Absicht, einen Menschen vorsätzlich zu töten, sagt Rauscher.
12:56 Uhr
29.09.2020
Jetzt geht der Oberstaatsanwalt auf die Telefonprotokolle ein. Die beiden Anrufe von Maria Baumer habe es nicht gegeben. Alle anderen Anrufe seien nachvollziehbar gewesen, die Frizz-Box sei gelöscht worden. Der entscheidende Fehler, der dem Angeklagten unterläuft: Die Kommunikation mit der Zwillingsschwester Barbara. Bis 16.05 Uhr gibt es keine Telefonverbindung mit Familie Baumer. Um 16.34 Uhr gibt es ein langes Telefonat mit Barbara Baumer, er sagt, er wolle Krankenhäuser abtelefonieren. „Das macht man nicht, wenn man bereits weiß, dass sie in Nürnberg ist“, wie Maria Baumer ihm angeblich um 14 Uhr mitgeteilt habe. Der Angeklagte habe bei seinen Manipulationen zu viele Fehler gemacht, sagt Rauscher.
12:57 Uhr
29.09.2020
Während der angeblichen Joggingzeit gab es Aktivitäten am PC, sagt Rauscher. Auch das sei belegt.
13:00 Uhr
29.09.2020
Die Facebook-Nachricht, die angeblich Maria verfasste, habe er selbst verschickt. Mithilfe von Facebook konnte festgestellt werden, dass der Rechner in einer Facebook-IP verschickt wurde. Unter Verwendung derselben IP-Adresse loggte sich der Angeklagte am Samstagnachmittag ins System ein. Da es die gleiche IP-Adresse war, ist auszuschließen, dass sich am Vormittag noch Maria Baumer eingeloggt haben könnte. In dieser Zeit gab es aber Aktivitäten an Marias Laptop. Er habe den Facebook-Account von Maria reaktiviert und er habe auch die Nachricht geschickt.
13:03 Uhr
29.09.2020
Die Nachricht: „Hi, Benni, ich werde dich nie vergessen. In ewiger Liebe, Maria“ wurde ebenfalls vom Angeklagten geschrieben, sagt Rauscher. Am Morgen des 26. Mai 2012 wurden mehrere Briefe gelesen. Was liegt näher, als dass sich der Angeklagte vorher alte Briefe durchgelesen hat und dann selbst diesen verfasste, sagt Rauscher. Zudem gab es einen stilistischen Fehler. Marias Briefe hatten das Datum vorangestellt. Nicht so der Letzterstellte.
13:04 Uhr
29.09.2020
Er geht auch auf den schwarzen Wenger-Rucksack ein. Diesen habe es als Aktion im Doppelpack gegeben, sagte der Angeklagte. Ein MItarbeiter der Firma habe dies widerlegt, eine solche Aktion habe es nicht gegeben. Maria war nicht mit einem Rucksack verschwunden.
13:06 Uhr
29.09.2020
Rauscher spricht den angelegten Verlobungsring an. Er habe ihn gemeinsam mit Barbara Baumer gefunden, erklärte der Angeklagte. An Details des einschneidenden Erlebnisses konnte er sich aber nicht erinnern. Und Barbara Baumer sagt, sie war bei dem Fund nicht dabei. Sie sei so erschüttert gewesen, nach der Nachricht, dass sie sich hinlegen musste. „Nicht so der Angeklagte“, sagt Rauscher.
13:07 Uhr
29.09.2020
Mit Beginn der Manipulationen muss die Tat begangen gewesen sein, sagt Rauscher. Deshalb schließt er den Jakobsweg als mögliche Sitzung von Maria Baumer aus.


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AngRa
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Re: MORDPROZESS vor dem Landgericht Regensburg

Ungelesener Beitrag von AngRa »

13:11 Uhr
29.09.2020
Der schwierigste Punkt sei das tatauslösende Motiv. Dies sei die junge Patientin, sagt Rauscher. Er geht darauf ein, wie sich der Angeklagte mit der Frau beschäftigt hat. Am 30. April 2012 schickt er sich Informationen hinsichtlich Depressionen und deren Behandlung heim. Dies könnte man noch mit medizinischem Interesse erklären, sagt Rauscher. Am gleichen Abend erkundigt er sich bei seiner Nichte zu der jungen Patientin. Dann liest er über ihre Familie im Internet nach. Am 9. Mai sucht er „was bedeutet xxx“. So beendet die junge Frau ihre Nachrichten. Es bedeute Kuss, Kuss, Kuss, erläutert Rauscher. Ab da besucht er den Blog der jungen Frau täglich, hat sämtliche Texte und Fotos davon heruntergeladen. 70 Seiten, sagt Rauscher. Und weitere Besuche auf der Seite folgen. Er erfindet den depressiven Patienten aus New York und kontaktiert die junge Frau mit diesem Alias.
13:14 Uhr
29.09.2020
Der Angeklagte verfasst einen Chile-Blog. Der Account wurde erst am 20. Mai 2012 erstellt. Passwort für diesen Account: der Vorname und das Geburtsdatum der jungen Patientin. Das Reisetagebuch kündigt er am 22. Mai bei der jungen Frau an. An diesem Tag könnte es zu einem privaten Besuch der Patientin im Bezirksklinikum gekommen sein, das könne er aber nicht abschließend belegen, sagt Rauscher.
13:15 Uhr
29.09.2020
Am 24. Mai 2012 sitzt Maria Baumer mit einer Freundin zusammen. Der Angeklagte geht und sagt, er müsse lernen. Er sei aber wieder im Blog der jungen Frau gewesen, sagt Rauscher.
13:16 Uhr
29.09.2020
Rauscher fasst zusammen: Wir haben nicht nur die umfassende Befassung mit der jungen Frau, sondern auch die Internetrecherchen und in der Folge die Feststellung des Todes von Maria Baumer. „Ich finde es schwierig, das mit einem Medikamentenunfall in Einklang zu bringen.“
13:22 Uhr
29.09.2020
Rauscher setzt sich nochmals mit der Stellungnahme des Angeklagten auseinander.
War Maria Baumer depressiv? An ihrem Geburtstag am Tag vor dem Todestag sei man beim Skifahren gewesen, die Stimmung sei gut gewesen. Auch in den Folgemonaten sei ihrer Zwillingsschwester nichts aufgefallen. Sie sei von Zeugen als starke und gefestigte Person beschrieben worden. Auch aus Chats gehe nichts dergleichen hervor, sagt Rauscher. Er zitiert aus verschiedenen Chatverläufen mit verschiedenen Personen. „Ich bin so fröhlich, so fröhlich, so fröhlich“, zitiert er aus einer Nachricht. Aus einer anderen: „Ich habe mein Brautkleid gefunden“. Es habe sich nichts auf eine depressive Verstimmung gefunden.
13:26 Uhr
29.09.2020
Zum behaupteten Medikamentenkonsum sagt Rauscher: Ihr Ibuprofen-Konsum sei bekannt gewesen, ansonsten hätten sie Zeugen als eher „Öko“ eingestuft. Sie habe Globuli genommen. Dies hätte auch die Polizei bei der Sicherstellung ihres Rucksacks festgestellt. Sie habe nach einem Endometriose-Zentrum gesucht, aber nicht nach dem Thema Depressionen Im Internet recherchiert, sagt Rauscher. Vor einer Flugreise habe sie sich zu Ibuprofen im Handgepäck Informiert, nicht aber zu anderen Medikamenten.
Sie habe sich auch nicht als berufsunfähig versichern lassen und habe deshalb ihren Medikamentenkonsum verschwiegen, sagt der Oberstaatsanwalt. „Sie war ja bereits versichert.“
1
3:29 Uhr
29.09.2020
Keine Behauptung des Angeklagten in der Stellungnahme lasse sich rekonstruieren, sagt Rauscher.
13:31 Uhr
29.09.2020
Bereits am 27. Mai habe er wieder die junge Frau kontaktiert, sagt Rauscher. Er habe sich zu diesem Zeitpunkt also soweit von der Tat an Maria erholt. Weitere Kontaktaufnahmen folgten. „DAs entspricht nicht der Vorstellung von einem trauernden Verlobten“, so Rauscher.
13:36 Uhr
29.09.2020
Jetzt geht es um die Bahnverbindung nach Hamburg. Auf dem Notebook der Geschädigten wurde am 24. Mai 2012 ein Lesezeichen am Browser gesetzt für eine Bahnfahrt von Hamburg nach Regensburg. Genau zu dem Zeitpunkt, wo nach der Geschichte des Angeklagten Maria gesagt hat, dass sie wieder zurückkommen wird. Wie geht es, dass dieses Lesezeichen schon zwei Tage vor ihrem Verschwinden angesetzt wurde?, fragt Rauscher.
Er hat nicht nur den Mord geplant, sondern die Tat schon zwei Tage vorher geplant. Dies basiert auf den Erkenntnissen der Stellungnahme, sagt Rauscher. Denn am Donnerstag konnte er nicht wissen, dass er am Samstag eine Story um eine Fahrt nach Hamburg erfinden werden muss, weil Maria Baumer verstorben war.
13:38 Uhr
29.09.2020
Die Beziehung des Paares habe nach außen glücklich gewirkt. Beim Blick auf den manipulativen Charakter des Angeklagten gebe dieser Eindruck aber nicht viel her, sagt Rauscher.
13:41 Uhr
29.09.2020
Die Objektiven Beweismittel würden alles andere als einen heimtückisch geplanten Mord ausschließen, sagt Rauscher. Dennoch müsse man sich damit beschäftigen.Die Internetrecherchen, das beschäftigen mit der jungen Patientin, die Bahnverbindung könnten nicht mit der Stellungnahme in Einklang gebracht werden. Der Angeklagte hat zwei Medikamente eingesetzt, mit den bekannten Nebenwirkungen. Das Ergebnis sei, dass der Angeklagte Maria Baumer heimtückisch ermordet hat
13:43 Uhr
29.09.2020
Das Mordmerkmal des heimtückischen Mordes ist erfüllt, sagt Rauscher. Die Frage des Mordmerkmals der niederen Beweggründe werde er allerdings verneinen, sagt. Er begründet dies unter anderem damit, dass dies schwer bestimmbar sei. Es sei ihm wichtig, dass das Urteil rechtlich Bestand habe.
13:44 Uhr
29.09.2020
Er habe bedenken, dass der BGH den Wunsch für eine neue Beziehung als niedere Beweggründe stehenlassen würde, sagt Rauscher.
13:46 Uhr
29.09.2020
Die besondere Schwere der Schuld sei zu bejahen, sagt Rauscher.
13:51 Uhr
29.09.2020
Rauscher begründet dies wie folgt: Für den Tatverdächtigen spricht, dass er zunächst nicht vorbestraft war. Auch die Dauer sei zu seinen Gunsten zu bewerten. HIer sei die Länge aber auch auf die Manipulationen durch den Angeklagten zurückzuführen. Ebenso das Geständnis in Form der Stellungnahme, auch wenn es so nicht zutreffe, müsse berücksichtigt werden.
Die mehrtägige kaltblütige Planung der Tat spricht gegen den Angeklagten. Die Tat sei besonders verwerflich. Die Geschädigte sei gestorben, obwohl sie überhaupt von keinem Konflikt wusste. Auch das Nachtatverhalten ist laut Rauscher heranzuziehen. Der Angeklagte habe durch das Vortäuschen unendliches Leid über die Familie Baumer gebracht. „Es ist für mich sehr schwer zu verkraften, einen Angeklagten bei Aktenzeichen zu sehen, in einer Kirche stehend, der sich mit Weihwasser bekreuzigt und für Maria Baumer betet.“
13:53 Uhr
29.09.2020
Der Angeklagte sollte nach 15 Jahren keine Chance auf Bewährung haben, sagt Rauscher. Er fordert eine lebenslange Freiheitsstrafe mit der Feststellung für die besondere schwere der Schuld.
13:53 Uhr
29.09.2020
Damit endet der erste Schlussvortrag.
13:58 Uhr
29.09.2020
Der Angeklagte hat die Ausführungen ruhig aufgenommen. Nur an einer Stelle hat er zu seinem Verteidiger Euler geblickt und mit einer Handbewegung signalisiert, dass der Oberstaatsanwalt im Unrecht sei. Er zeigte mit einem „Scheibenwischer“, Was er von Rauschers Aussage hält. Nun bespricht er sich nochmals mit seinem Verteidiger, während das Gericht für eine zehnminütige Pause unterbrochen hat.

https://www.mittelbayerische.de/bayern- ... 17691.html
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