MORDPROZESS vor dem Landgericht Regensburg

ÖFFENTLICHE DISKUSSION
AngRa
Beiträge: 6050
Registriert: Freitag, 24. Oktober 2014, 08:54:34
Kronen: ♔♔♔♔♔♔
(ausgezeichnet mit sechs Goldenen Kronen für 6000 Beiträge)
Sterne:

MORDPROZESS vor dem Landgericht Regensburg

Ungelesener Beitrag von AngRa »

Nachdem das Landgericht Regensburg die Anklage der Staatsanwaltschaft wegen Mordes zugelassen hat, sollen im Zeitraum vom 1. Juli bis zum 2.Oktober 2020 vor der 2. Strafkammer- Schwurgerichtskammer unter Vorsitz von Richter Dr. Michael Hammer 25 Verhandlungstage stattfinden.

Die Pressemitteilung des Landgerichts kann man hier nachlesen:
Pressemitteilung 04 / 2020 vom 28.05.2020
Eröffnungsentscheidung und Terminierung im Fall Maria Baumer
Landgericht Regensburg lässt Anklage zur Hauptverhandlung zu; 35 Termine sind anberaumt
Mit in dieser Woche bekannt gegebenem Beschluss vom 20. Mai 2020 hat die Schwurkammer des Landgerichts Regensburg die Anklage der Staatsanwaltschaft Regensburg im Fall Maria Baumer zugelassen und das Hauptverfahren eröffnet. Zugleich bestimmte der Vorsitzende Termine zur Durchführung der Hauptverhandlung. Im Zeitraum vom 1. Juli 2020 bis 2. Oktober 2020 sollen 25 Verhandlungstage stattfinden. 10 zusätzliche Termine sind als Reservetage vorgemerkt. Das Beweisprogramm wird noch in einer gesonderten Verfügung geregelt. Ob bis zum 2. Oktober 2020 ein Urteil ergehen kann oder über diesen Zeitpunkt hinaus Fortsetzungstermine anberaumt werden müssen, hängt vom Verlauf der Beweisaufnahme ab.



Eine Übersicht der festgesetzten Hauptverhandlungstermine ist dieser Pressemitteilung als Anhang beigefügt. Änderungen bleiben vorbehalten. Eine ggf. aktualisierte Terminliste erscheint in der Woche vor Prozessbeginn. Journalisten und Medienvertreter, die nicht ohnehin regelmäßig die Terminlisten des Landgerichts Regensburg beziehen, können sich bei Interesse für den Versand vormerken lassen.





Thomas Polnik

Vorsitzender Richter am Landgericht

Pressesprecher


Terminübersicht

Die Termine finden jeweils im Sitzungsgebäude Augustenstraße 5, 93047 Regensburg, statt und beginnen um 9.00 Uhr. Der Termin am 01.07.2020 beginnt um 13.00 Uhr.

Beachten Sie wegen eventueller kurzfristiger Raum- und Terminänderungen bitte die Sitzungsaushänge.



Montag 01.07.2020 Sitzungssaal 104/I



Freitag 03.07.2020 Sitzungssaal 104/I



Dienstag 07.07.2020 Sitzungssaal 104/I



Mittwoch 08.07.2020 Sitzungssaal 104/I



Donnerstag 09.07.2020 Sitzungssaal 104/I



Freitag 10.07.2020 Sitzungssaal 104/I (Reserve)



Mittwoch 15.07.2020 Sitzungssaal 104/I



Montag 20.07.2020 Sitzungssaal 104/I



Mittwoch 22.07.2020 Sitzungssaal 104/I



Freitag 24.07.2020 Sitzungssaal 104/I (Reserve)



Montag 27.07.2020 Sitzungssaal 104/I



Dienstag 28.07.2020 Sitzungssaal 104/I



Mittwoch 29.07.2020 Sitzungssaal 104/I



Freitag 31.07.2020 Sitzungssaal 104/I (Reserve)



Montag 03.08.2020 Sitzungssaal 104/I



Dienstag 04.08.2020 Sitzungssaal 104/I



Freitag 07.08.2020 Sitzungssaal 104/I (Reserve)



Montag 10.08.2020 Sitzungssaal 104/I



Mittwoch 12.08.2020 Sitzungssaal 104/I



Freitag 14.08.2020 Sitzungssaal 104/I (Reserve)



Montag 17.08.2020 Sitzungssaal 104/I



Dienstag 18.08.2020 Sitzungssaal 104/I



Freitag 21.08.2020 Sitzungssaal 104/I (Reserve)



Montag 24.08.2020 Sitzungssaal 104/I



Dienstag 25.08.2020 Sitzungssaal 104/I



Freitag 28.08.2020 Sitzungssaal 104/I (Reserve)



Montag 31.08.2020 Sitzungssaal 104/I



Dienstag 01.09.2020 Sitzungssaal 104/I



Freitag 04.09.2020 Sitzungssaal 104/I (Reserve)



Montag 21.09.2020 Sitzungssaal 104/I



Dienstag 22.09.2020 Sitzungssaal 104/I



Freitag 25.09.2020 Sitzungssaal 104/I (Reserve)



Montag 28.09.2020 Sitzungssaal 104/I



Dienstag 29.09.2020 Sitzungssaal 104/I



Freitag 02.10.2020 Sitzungssaal 104/I (Reserve)



https://www.justiz.bayern.de/gerichte-u ... 2020/4.php
AngRa
Beiträge: 6050
Registriert: Freitag, 24. Oktober 2014, 08:54:34
Kronen: ♔♔♔♔♔♔
(ausgezeichnet mit sechs Goldenen Kronen für 6000 Beiträge)
Sterne:

Re: MORDPROZESS vor dem Landgericht Regensburg

Ungelesener Beitrag von AngRa »

Hier noch etwas zum Ablauf des Prozesses
DER PROZESS:
65 Zeugen, 18 Sachverständige
In einer Woche, am Mittwoch, 1. Juli. beginnt vor der 2. Strafkammer des Landgerichts Regensburg der Mordprozess gegen Christian F., den Verlobten der 2012 getöteten Maria Baumer. Aktuell hat das Landgericht Regensburg 65 Zeugen und 18 Sachverständige geladen. Ob dies ausreiche, werde der Verlauf der Beweisaufnahme zeigen, informierte Landgerichtssprecher Thomas Polnik am Dienstag.

Er informierte zudem über die Beteiligung der Öffentlichkeit am Verfahren. Für Medienvertreter, die zu Berichterstattungszwecken an dem Prozess teilnehmen wollen, werden 20 Sitzplätze reserviert. 21 Sitzplätze bleiben dem allgemeinen Publikum vorbehalten. Die Vergabe erfolgt jeweils in der Reihenfolge des Eintreffens. Geräumte Sitzplätze werden unverzüglich zur Neubelegung freigegeben. Eintrittskarten für das allgemeine Publikum sind am Eingang zum Sitzungsgebäude erhältlich.
https://www.onetz.de/deutschland-welt/r ... 47668.html


Wir lieben natürlich Berichte über den Prozess, die von HET Mitgliedern verfasst worden sind, die im Gerichtssaal dabei waren und die die Atmosphäre hautnah miterleben . Aber vielleicht ist das wegen der begrenzten Sitzplätze nicht möglich. Vielleicht geht es aber doch.

Es gibt aber auf jeden Fall einen Podcast, in dem wöchentlich alle wichtigen Prozessereignisse zusammengefasst werden.

Den findet man jeweils hier:

https://derfallbaumer.podigee.io/1-ankl ... ue-beweise

Den ersten Teil kann man schon abrufen:


 
Am 1. Juli 2020 beginnt in Regensburg ein Indizienprozess, um dem Tod von Maria Baumer zu klären. Die Anklage gegen den früheren Verlobten der 26-Jährigen birgt eine Überraschung: Nach der zweiten Festnahme von Christian F. im Dezember 2019 haben die Ermittler in einem Speziallabor neue Spuren nachweisen können. An der Kleidung des Opfers wurde Tramadol entdeckt, ein hochwirksames Opiat - und in Kombination mit Lorazepam tödlich. André Baumgarten geht mit MZ-Reporterin Isolde Stöcker-Gietl der Frage nach, was das bedeutet. Die Pilotfolge zu unseren wöchentlich Updates vom Prozess bietet einen guten Überblick, was seit Maria Baumers Verschwinden 2012 und dem Fund ihrer sterblichen Überreste im September 2013 geschehen ist.
AngRa
Beiträge: 6050
Registriert: Freitag, 24. Oktober 2014, 08:54:34
Kronen: ♔♔♔♔♔♔
(ausgezeichnet mit sechs Goldenen Kronen für 6000 Beiträge)
Sterne:

Re: MORDPROZESS vor dem Landgericht Regensburg

Ungelesener Beitrag von AngRa »

Hier ist noch der Hinweis zum neuen Podcast zum Fall Maria Baumer:
Neuer Podcast zum „Fall Maria Baumer“

Der Ex-Verlobte der jungen Frau steht wegen Mord-Verdachts vor Gericht. Wir begleiten den Prozess in einem Audioformat.

https://www.mittelbayerische.de/region/ ... 18133.html
Widasedumi
Beiträge: 8966
Registriert: Donnerstag, 12. März 2020, 10:04:00
Kronen: ♔♔♔♔♔♔♔♔
(ausgezeichnet mit acht Goldenen Kronen für 8000 Beiträge)
Sterne:

Re: MORDPROZESS vor dem Landgericht Regensburg

Ungelesener Beitrag von Widasedumi »

Ich kann den Podcast sehr empfehlen.
Diese aktuelle Sendung finde ich sehr gelungen. Für mich war er sehr informativ, war auch sehr gut aufgebaut, übersichtlich, aber alles Wesentliche enthaltend. Es kam auch, bei welchen Familienangehörigen eine Durchsuchung durchgeführt wurde.

Eine Randbemerkung hat mich gestört. Da wies ein Herr B. auf die Reihe zu ungeklärten Vermisstenfällen unter dem Thema "Spuren des Todes" hin und wünschte "Viel Spaß" beim Hören. Das ist mir aufgestoßen. Sonst war alles sehr gut.

Diese Begleitung des Prozesses zu einem aufregenden Verbrechen durch eine Podcastreihe ist eine gute Sache. Dann kann man sicher sein, dass auch jemand berichtet, weil es nie sicher ist, dass jemand Privates Zeit hat und einen Platz bekommt. Trotzdem kann das noch zusätzlich wahrgenommen werden.
Irrtumsvorbehalt
AngRa
Beiträge: 6050
Registriert: Freitag, 24. Oktober 2014, 08:54:34
Kronen: ♔♔♔♔♔♔
(ausgezeichnet mit sechs Goldenen Kronen für 6000 Beiträge)
Sterne:

Re: MORDPROZESS vor dem Landgericht Regensburg

Ungelesener Beitrag von AngRa »

In diesem Video mit einer Zusammenfassung der Geschehnisse kann man auch den Gerichtssaal 104 des Regensburger Landgerichts sehen, in dem der Prozess stattfindet. Es gibt Corona bedingt nur 41 Sitzplätze. 20 Plätze sind für Journalisten reserviert und 21 Plätze für Interessierte. Explizit angekündigt wird die Aussage der jungen Frau aus Schwandorf.

Der Prozess beginnt morgen um 13 Uhr im Saal 104.



https://www.tvaktuell.com/mediathek/vid ... ssauftakt/
AngRa
Beiträge: 6050
Registriert: Freitag, 24. Oktober 2014, 08:54:34
Kronen: ♔♔♔♔♔♔
(ausgezeichnet mit sechs Goldenen Kronen für 6000 Beiträge)
Sterne:

Re: MORDPROZESS vor dem Landgericht Regensburg

Ungelesener Beitrag von AngRa »

Zur Vorbereitung auf den heute beginnenden Prozess:
Mordfall Baumer vor Gericht: Angeklagter will schweigen

Acht Jahre nach dem mutmaßlichen Mord an Maria Baumer beginnt am Regensburger Landgericht jetzt der Prozess gegen den ehemaligen Verlobten des Opfers. Der Angeklagte bestreitet die Tat und er wird vor Gericht aller Voraussicht nach Schweigen.


Es ist einer der rätselhaftesten Mordfälle in Bayern der vergangenen Jahre. An Pfingsten 2012 verschwand die damals 26 Jahre alte Maria Baumer aus der kleinen Ortschaft Muschenried im Landkreis Schwandorf. Baumer war damals Landesvorsitzende der Katholischen Landjugend (KLJB).

Nach erfolglosen Suchaufrufen ihres Verlobten, unter anderem im BR-Fernsehen, entdeckten Pilzsammler mehr als ein Jahr später zufällig ihre Leiche. Erst Ende vergangenen Jahres gelang es den Ermittlern, einen Verdacht gegen den Verlobten zu erhärten - dieser steht ab Mittwoch wegen Mordvorwurfs in Regensburg vor Gericht.

Verlobter war von Anfang an verdächtig

Der seit dem 11. Dezember vergangenen Jahres wieder in Untersuchungshaft sitzende Verlobte will zu der Anklage schweigen, wie einer seiner drei Verteidiger auf Anfrage sagte. Der Verlobte galt direkt nach dem Auffinden der Leiche 2013 als der mögliche Mörder. Doch die Ermittlungen gegen ihn mussten mangels Beweisen eingestellt werden.

Ein Grund dafür war die weit fortgeschrittene Verwesung der Leiche. Das soll der Angeklagte selbst verursacht haben. Laut Anklage bestreute er die Leiche seiner Verlobten mit Anhydritbinder und Branntkalk und löste mit einer Flüssigkeit eine chemische Reaktion aus, durch die sich das Gewebe in kürzester Zeit verflüssigte.

Verdächtige Spuren von Lorazepam

Erst als im vergangenen Jahr mit neuer Labortechnik das Medikament Lorazepam an Marias sterblichen Überresten festgestellt werden konnte, gab es einen handfesten Hinweis auf den Angeklagten: Dieser hatte als Krankenpfleger unkontrolliert Zugang zu dem Medikament. Außerdem hatte der zwischenzeitlich wegen Missbrauchs verurteilte den Mann in einem anderen Fall eine Bekannte mit Lorazepam betäubt. Wenige Tage vor der mutmaßlichen Tat soll er zudem im Internet nach der tödlichen Dosis des Medikamente und dem Begriff "perfekter Mord" gesucht haben. Ein weiteres Indiz ist laut der Staatsanwaltschaft ein Spaten, der an der Fundstelle der Leiche entdeckt wurde. Einen baugleichen Spaten soll der ehemalige Verlobte kurz vor dem Verschwinden der 26-Jährigen in einem Baumarkt gekauft haben.

Motiv: Neue Beziehung?

Neben diesen Indizien präsentiert die Staatsanwaltschaft in ihrer Anklage auch ein mögliches Motiv für die Tat. Der Angeklagte soll sich bei seiner Arbeit als Krankenpfleger in eine Patientin verliebt haben. Einer Beziehung mit ihr seien Maria Baumer und die geplante Hochzeit im Weg gestanden. Er habe seine Verlobte deshalb nicht nur heimtückisch, sondern auch aus niedrigen Beweggründen getötet, so die Sicht der Staatsanwaltschaft.

Anwalt sieht keine Beweise für Mord

Die von der Anklage vorgebrachten Indizien stellt Verteidiger Michael Haizmann in Frage und will im Prozess seine Zweifel daran vorbringen. Auch die mutmaßlichen Mordmerkmale weist er zurück. "Es gibt sicherlich eine Fülle von Indizien, aber es gibt keinen schlüssigen Beweis, dass mein Mandant die Frau Baumer ermordet hat. Ob das reicht, um am Ende jemand lebenslänglich hinter Gittern zu bringen, da hab ich ganz große Zweifel", sagt Haizmann. Das lange Verfahren mit Verhaftung, Entlassung, Einstellung und Wiederaufnahme der Ermittlungen, sowie der erneuten Verhaftung sei für seinen Mandanten eine "Achterbahn" gewesen. Um eine schnelle Klärung vor Gericht zu ermöglichen, seien er und sein Mandant auch nicht gegen die Untersuchungshaft vorgegangen, sagt Haizmann.

Familie ist am Verfahren beteiligt

Dass es zu keinen weiteren Verzögerungen mehr gekommen ist, ist auch für Maria Baumers Familie eine Erleichterung, die im Prozess als Nebenkläger auftreten wird. Für die Eltern und die drei Geschwister sei das Wichtigste, dass es nach der zwischenzeitlichen Einstellung der Ermittlungen nun doch noch zu einem Prozess kommt, sagt Anwältin Ricarda Lang, die einen Teil der Familie im Prozess vertreten wird. "Dafür ist die Familie sehr dankbar."
https://www.br.de/nachrichten/bayern/mo ... en,S3Hud7G

Ein Teil der Familie als Nebenkläger lässt sich von Rechtsanwältin Ricarda Lang vertreten.

Ihr eilt ein guter Ruf voraus, denn 2017 und 2018 wurde sie vom FOCUS zu einer der Top Strafverteidiger/ Strafverteidigerinnen Deutschlands gewählt .

https://www.ra-heindl.de/anwaelte/ricarda-lang/
AngRa
Beiträge: 6050
Registriert: Freitag, 24. Oktober 2014, 08:54:34
Kronen: ♔♔♔♔♔♔
(ausgezeichnet mit sechs Goldenen Kronen für 6000 Beiträge)
Sterne:

Re: MORDPROZESS vor dem Landgericht Regensburg

Ungelesener Beitrag von AngRa »

Die Planungen zu den ersten Verhandlungstagen:
Erste Zeugen werden am Freitag befragt


Der Prozess beginnt am Mittwoch mit der Anklageverlesung. Die ersten Zeugen und Sachverständigen werden am Freitag gehört. Dann geht es schwerpunktmäßig um den Ort und den Zustand von Maria Baumers Leiche, die am 8. September 2013 von Schwammerlsuchern entdeckt wurden. Am darauffolgenden Dienstag wird der Spaten, der neben den sterblichen Überresten gefunden wurde, das Gericht beschäftigen.

https://www.mittelbayerische.de/bayern- ... 19045.html

------------------------------------------

Zu den geladenen sachverständigen Zeugen:
Wird es im Landgericht Regensburg unter dem Vorsitzenden Richter Michael Hammer nun gelingen, zu rekonstruieren, was damals passierte? Bis Anfang Oktober sind 25 Verhandlungstage angesetzt, geladen sind 64 Zeugen und 19 Gutachter – gefragt sind ihre Kenntnisse aus Sachgebieten wie Rechtsmedizin, Molekularbiologie, Mineralogie, Chemie und Toxikologie, Botanik und Umweltchemie. Gehört werden auch IT-Spezialisten, die F.s Computer unter die Lupe genommen haben.
https://www.nordbayern.de/region/mordpr ... dul%3Dtrue

.....................................................

Es gibt einen Newsroom der MZ

09:21 Uhr01.07.2020

Guten Morgen aus dem Newsroom der Mittelbayerischen Zeitung.

In knapp vier Stunden beginnt in Regensburg einer der größten Indizienprozesse der vergangenen Jahre. Aufgearbeitet wird der Tod der 26-jährigem Maria Baumer, die im Mai 2012 spurlos verschwand. Die Staatsanwaltschaft hat den Verlobten der jungen Frau acht Jahre später wegen Mordes angeklagt. Sehr lange hat es gedauert, bis aufgrund neuer technischer Möglichkeiten ausreichend belastbare Hinweise dafür gefunden wurden, dass der inzwischen 35-Jährige etwas mit dem Verschwinden und dem Tod der Windanlagengutachterin zu tun haben könnte. Für die Staatsanwaltschaft wichtige Erkenntnisse fanden sich an Kleidung und Haaren von Maria Baumer. Darin wurden Spuren des Beruhigungsmittels Lorazepam und des Opiats Tramadol nachgewiesen. Bei einer Kombination beider Arzneien kann es zu komatösen Zuständen kommen bis hin zum Tod durch Atemstillstand. Als Motiv für einen Mord aus Heimtücke und niedrigen Beweggründen sehen die Ankläger eine ehemalige Patientin des Krankenpflegers am Bezirksklinikum Regensburg. In die junge Frau hatte sich der Angeklagte verliebt, was er in einem bereits mit einer Bewährungsstrafe abgeurteilten Verfahren wegen Kindesmissbrauch und Körperverletzung auch zugegeben hatte.

Für den Prozess, der vor dem Schwurgericht unter Vorsitz von Richter Dr. Michael Hammer geführt wird, sind Termine bis in den Oktober geplant. Am heutigen ersten Prozesstag, der um 13 Uhr beginnt, ist die Anklageverlesung geplant. Der Angeklagte, so hat es einer seiner Verteidiger angekündigt, werde sich vor Gericht nicht zu den Vorwürfen äußern. Es ist mit einem enormen Medieninteresse zu rechnen. Für Zuhörer stehen deshalb nur 21 Plätze zur Verfügung. Mit der eigentlichen Beweisaufnahme beginnt das Gericht dann am Freitag.

https://www.mittelbayerische.de/bayern- ... 17691.html
AngRa
Beiträge: 6050
Registriert: Freitag, 24. Oktober 2014, 08:54:34
Kronen: ♔♔♔♔♔♔
(ausgezeichnet mit sechs Goldenen Kronen für 6000 Beiträge)
Sterne:

Re: MORDPROZESS vor dem Landgericht Regensburg

Ungelesener Beitrag von AngRa »

Die heutige Sitzung hat um 13.00 Uhr begonnen und war um 13.16 Uhr schon wieder beendet.

Es wurde die Anklage verlesen.
13:10 Uhr01.07.2020


Staatsanwalt Rauscher trägt vor, dass Maria Baumer und Christian F. seit 2008 eine Beziehung führten. Seit 15. März 2010 lebte das Paar gemeinsam in Regensburg. Am 10. August 2011 haben sich die beiden verlobt und wollten am 8. September 2012 heiraten
13:11 Uhr01.07.2020


Er trägt weiter vor, dass spätestens Mitte Mai der Wunsch in Christian F. reifte, eine romantische Beziehung mit der Zeugin Valerie S. einzugehen, die er als Patientin am Bezirksklinikum kennengelernt hatte. Deshalb habe er sich entschieden, Maria Baumer, die seinen Wünschen im Wege stand, zu töten.
13:13 Uhr01.07.2020


Seit dem 14. Mai 2012 soll er deshalb im Internet verschiedene Tötungsmethoden gesucht haben und insbesondere am 16. Mai 2012 eine Google-Suche nach dem Begriff Lorazepam tödliche Dosis durchgeführt haben.
13:14 Uhr01.07.2020


In der Folge führte er weitere Suchen nach der "tödlichen Dosis Insulin" und der "perfekte Mord" durch. Als Tötungszeitpunkt gilt die Nacht auf 26. Dezember 2012.

https://www.mittelbayerische.de/bayern- ... 17691.html
Karla_Kolumna
Beiträge: 1
Registriert: Montag, 29. Juni 2020, 13:12:39
Kronen:
Sterne:

Re: MORDPROZESS vor dem Landgericht Regensburg

Ungelesener Beitrag von Karla_Kolumna »

https://www.pnp.de/lokales/regensburg-o ... 19655.html
Der Anklage nach hatte der Mann seiner Verlobten im Mai 2012 zunächst ein Beruhigungsmittel verabreicht und anschließend eine Überdosis eines weiteren Medikamentes. Dadurch sei es - mit hoher Wahrscheinlichkeit - zum Atemstillstand gekommen. Daraufhin soll er die bewusstlose Frau beziehungsweise den Leichnam in einem Wald in eine Grube gelegt und mit chemischen Mitteln bestreut haben, sodass sich die Gewebeteile verflüssigten. Er meldete die Frau als vermisst.
AngRa
Beiträge: 6050
Registriert: Freitag, 24. Oktober 2014, 08:54:34
Kronen: ♔♔♔♔♔♔
(ausgezeichnet mit sechs Goldenen Kronen für 6000 Beiträge)
Sterne:

Re: MORDPROZESS vor dem Landgericht Regensburg

Ungelesener Beitrag von AngRa »

Hier kommt die Vertreterin der Nebenkläger zu Wort:

https://www.tvaktuell.com/mediathek/vid ... ia-baumer/

Sie äußert sich zur Arbeit der Staatsanwaltschaft und erklärt, dass es zur Wiederaufnahme der Ermittlungen nur durch die Beschwerde der Familie Baumer und durch die Weisung der Generalstaatsanwaltschaft gekommen sei. Das war zu vermuten.

Ausdrücklich hebt sie aber die gute Arbeit der Kripo Regensburg und der Kripo Amberg hervor.
AngRa
Beiträge: 6050
Registriert: Freitag, 24. Oktober 2014, 08:54:34
Kronen: ♔♔♔♔♔♔
(ausgezeichnet mit sechs Goldenen Kronen für 6000 Beiträge)
Sterne:

Re: MORDPROZESS vor dem Landgericht Regensburg

Ungelesener Beitrag von AngRa »

Morgen findet der zweite Verhandlungstag statt.

Die Sitzung beginnt um 9 Uhr in Saal 104.

https://www.justiz.bayern.de/media/imag ... _kw_28.pdf
Die ersten Zeugen und Sachverständigen werden am Freitag gehört. Dann geht es schwerpunktmäßig um den Ort und den Zustand von Maria Baumers Leiche, die am 8. September 2013 von Schwammerlsuchern entdeckt wurden.
https://www.mittelbayerische.de/bayern- ... 19045.html
Aggie
Beiträge: 1647
Registriert: Donnerstag, 24. Januar 2013, 20:44:57
Kronen: Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ
(ausgezeichnet mit einer Goldenen Krone für 1000 Beiträge)
Sterne:

Re: MORDPROZESS vor dem Landgericht Regensburg

Ungelesener Beitrag von Aggie »

Zitat aus dem Newsblog zum Fall Maria Baumer:
https://www.mittelbayerische.de/bayern- ... 17691.html

[Hervorhebung von mir]
13:14 Uhr
01.07.2020
In der Folge führte er weitere Suchen nach der "tödlichen Dosis Insulin" und der "perfekte Mord" durch. Als Tötungszeitpunkt gilt die Nacht auf 26. Dezember 2012.
Bei "Nacht auf den 26. Dezember 2012" kann es sich logischerweise nur um einen Druckfehler handeln. Gemeint ist die Nacht auf den 26. Mai 2012.

--------------------
Jeder meiner Beiträge gibt lediglich meinen persönlichen Eindruck wieder, ohne Anspruch auf Faktizität.
AngRa
Beiträge: 6050
Registriert: Freitag, 24. Oktober 2014, 08:54:34
Kronen: ♔♔♔♔♔♔
(ausgezeichnet mit sechs Goldenen Kronen für 6000 Beiträge)
Sterne:

Re: MORDPROZESS vor dem Landgericht Regensburg

Ungelesener Beitrag von AngRa »

2. Verhandlungstag, 3.7.2020

Die Sitzung beginnt pünktlich um 9 Uhr. Heute sind alle drei Verteidiger des Angeklagten anwesend, neben den beiden Pflichtverteidigern Michael Haizmann und Johannes Büttner aus Regensburg auch der Frankfurter Wahlverteidiger Michael Euler. Es sind im Gerichtssaal weniger Journalisten und weniger Interessierte anwesend als zum Prozessauftakt.

Zuerst sagt ein Zeuge aus, der als Pilzsammler im Kreuther Forst unterwegs war und der Maria Baumer am 8.9.2013 gefunden hat.
Der erste Zeuge schildert, wie er mit seinen Begleiterinnen die Leiche im Wald entdeckt hat. Neben der Leiche seien ein Spaten und eine Wasserflasche gelegen. Die Situation sei ihnen komisch vorgekommen. Sie seien sicher gewesen, dass es sich um den Schädel und die Knochen eines Menschen handelt. Deshalb hätten sie die Polizei informiert und sie an die Stelle geführt. An der Stelle haben die Schwammerlsucher fotografiert. Die Bilder sieht das Gericht mit den Zeugen ein. Es gibt keine weiteren Fragen an den Zeugen.
Sodann sagt eine Zeugin aus, die ebenfalls bei der Auffindung dabei war.
Die zweite Fundort-Zeugin schildert, dass sie als erste den Schädel von Maria Baumer im Wald entdeckt hatte. Sie sagt: „Ich dachte zuerst, es wäre eine Halloween-Maske“.
Anschließend sagt ein Kripobeamter aus.
Ein Kripobeamter schildert, dass der skelettierte Schädel von einiger Entfernung aus sichtbar war. Deshalb seien sofort der Kriminal-Dauerdienst und die Kripo verständigt worden. Er habe auch den Spaten gesehen, den er „automatisch“ der Situation zugeordnet habe, da die Skelettteile in einer Art Kuhle gelegen seien. Der Kripobeamter beschreibt weiter die Örtlichkeiten. Die Leiche sei in der Nähe eines befestigten Bewirtschaftungsweges gelegen, dieser sei auch mit einem normalen Pkw befahrbar. Die Entfernung zur Straße schätzte er auf 100 bis 150 Meter.
https://www.mittelbayerische.de/bayern- ... 17691.html
AngRa
Beiträge: 6050
Registriert: Freitag, 24. Oktober 2014, 08:54:34
Kronen: ♔♔♔♔♔♔
(ausgezeichnet mit sechs Goldenen Kronen für 6000 Beiträge)
Sterne:

Re: MORDPROZESS vor dem Landgericht Regensburg

Ungelesener Beitrag von AngRa »

Nach einer Pause von 15 Minuten sagt ein weiterer Polizeibeamter aus:
Der Polizeihauptkommissar schildert im Zeugenstand, dass die Stelle im Wald nicht einfach zu finden gewesen sei. Auch ihm sei der Schädel und sofort der Spaten ins Auge gestochen. „Deshalb sind wir näher herangetreten, weil klar war, dass es sich hier um einen Tatort handeln könnte.“
Dann sagte ein Polizeibeamter vom Kriminal - Dauerdienst aus:
Der nächste Beamte aus dem Kriminal-Dauerdienst sagt, dass man schon mit dem Gedanken, dass der Leichenfund etwas mit dem Vermisstenfall Maria Baumer zu tun haben könnte, an den Fundort gefahren sei. Da im Umkreis Knochenteile gefunden wurden, sei der Sperrbereich in dem Waldstück vergrößert worden. Tierkratzspuren seien entdeckt worden. Die Tiere hatten den Schädel der 26-Jährigen und weitere Knochen freigelegt. Aufgrund der Auffindesituation seien die Fachkommissariate informiert worden, um die Spuren an dem Fundort zu sichern. Am Richtertisch werden die Bilder am Leichenfundort erörtert.
Dann sagte ein Kriminal-Hauptkommissar aus:
Mit dem jetzt befragten Kriminalhauptkommissar werden die Lichtbilder vom Fundort durchgesprochen. Wo lagen Knochenteile, wo der Spaten, wo die Trinkflasche?
Es wird auch erörtert, dass weitere ausgehobene Gruben in der Nähe des Fundortes lagen. Der Kripobeamte sagt, dass diese eventuell auch im Zusammenhang mit der Tat stehen könnten.
Jetzt geht es um Lichtbilder, die bei der Untersuchung des Pkws von Maria Baumer gemacht wurden. Dort wurden zahlreiche Materialien in den Fußräumen und im Kofferraum sichergestellt. Inwieweit diese Spuren interessant sind, geht aus den Ausführungen noch nicht hervor. Dazu werden aber heute noch Sachverständige gehört.
Als letzte Zeugin des Vormittags wird eine Sachverständige für Molekularbiologie vernommen.
Die Mitarbeiterin am rechtsmedizinischen Institut in Erlangen hat die DNA-Analysen vorgenommen. Sie schildert, dass anhand einer Vergleichsprobe an einem Nassrasierers die Leichenteile Maria Baumer zugeordnet werden konnte.

An dem Spaten und der Trinkflasche, die am Leichenfundort lagen, wurde DNA gesichert.Diese konnte einer Person zugeordnet werden können. Diese Person ist allerdings nicht Christian F..

Die Sachverständige bestätigt, dass bei zwei zunächst eingereichten Gegenständen, die zur möglichen Identifizierung von Maria Baumer vorgehalten wurden, keine DNA von ihr gesichert werden konnte, sondern ausschließlich die DNA vom Angeklagten.
Auf Nachfrage von Staatsanwalt Thomas Rauscher konkretisiert die Sachverständige die Spuren an Spaten und Trinkflasche. Sie wurden durch sogenannte berechtigte Personen, in diesem Fall Polizeibeamten am Fundort, verursacht.
An einem Slip, den Maria Baumer trug, konnte keine DNA von ihr mehr nachgewiesen wurden, dagegen allerdings kleine Mengen von Fremd-DNA in Form einer Mischspur von drei verschiedenen Personen. Die Gutachterin erklärt die fehlende DNA der Getöteten durch äußere Einflüsse durch Regen. Die drei Fremdspuren konnten letztlich keinen Personen zugeordnet werden.
https://www.mittelbayerische.de/bayern- ... 17691.html
Widasedumi
Beiträge: 8966
Registriert: Donnerstag, 12. März 2020, 10:04:00
Kronen: ♔♔♔♔♔♔♔♔
(ausgezeichnet mit acht Goldenen Kronen für 8000 Beiträge)
Sterne:

Re: MORDPROZESS vor dem Landgericht Regensburg

Ungelesener Beitrag von Widasedumi »

Danke AngRa

Das ist alles sehr spannend. Jedes Detail. Jede Aussage.

Eine Frage habe ich. Die Eltern sind Nebenkläger. Hätten diese die Möglichkeit, die Bilder der sterblichen Überreste ihrer Tochter einzusehen?
Ich weiß nicht, ob sie es wollen (ich wollte es nicht als Angehörige). Ich frage nur, ob sie das Recht dazu über die Anwältin hätten.

Drei Anwälte hat der Angeklagte. Da fühlt er sich wahrscheinlich gut gewappnet. Ich hoffe, die Nebenklägerseite ist es auch. Ich setze den Opferschutz bzw. den aus dem Opferschaden resultierenden Vergeltungsanspruch ebenso hoch ein, wie den Täterschutz.

Wer ist denn eigentlich der Anwalt des Opfers, wenn sich die Eltern keinen extra Anwalt genommen hätten? Der Täter kriegt automatisch einen Pflichtverteidiger. Der Staatsanwalt kann nicht einseitig dem Opfer zuneigen. Er muss m.E. das gestörte Rechtsempfinden in ein ausgeglichenes Rechtsempfinden zu bringen suchen. Da ist sicher auch Opferfürsorge dabei. Aber das stellt m.E. nicht die Äquivalenz zur Angeklagtenseite mit drei Verteidigern her.
Irrtumsvorbehalt
AngRa
Beiträge: 6050
Registriert: Freitag, 24. Oktober 2014, 08:54:34
Kronen: ♔♔♔♔♔♔
(ausgezeichnet mit sechs Goldenen Kronen für 6000 Beiträge)
Sterne:

Re: MORDPROZESS vor dem Landgericht Regensburg

Ungelesener Beitrag von AngRa »

Ja, die Eltern als Nebenkläger haben ein Recht die Ermittlungsakten einzusehen.

Die Eltern als Nebenkläger dürfen, sobald sie einen Anwalt oder eine Anwältin beauftragt haben, Einsicht in die Ermittlungsakte nehmen, ohne dazu ein berechtigtes Interesse darlegen zu müssen. Die Akteneinsicht bezieht sich dem Umfang nach auf den gesamten Akteninhalt. Also dürfen sie auch die Lichtbildmappen sehen. Allerdings darf, wenn überwiegende schutzwürdige Interessen des Beschuldigten oder anderer Personen entgegenstehen oder der Untersuchungszweck gefährdet wird, die Akteneinsicht für Nebenklagende verweigert werden. Die den Nebenkläger vertretenden Rechtsanwälte werden angewiesen den Nebenklägern den Akteninhalt nicht zugänglich zu machen. Die Akteneinsicht wird gelegentlich verwehrt, wenn Nebenkläger im Prozess belastende Zeugenaussagen machen müssen. Durch Kenntnis der Akte sollen sie nicht ihre Aussagen in der Hauptverhandlung vorbereiten können und Widersprüche zu früheren Vernehmungen ausräumen und sich ggf. mit weiteren Geschädigten abstimmen können. Mir ist vor allem aus Ermittlungsverfahren wegen Kindesmissbrauchs bekannt, dass der nebenklagenden Mutter Akteneinsicht verwehrt wird. Es steht eben immer der Täterschutz im Vordergrund.

Das Akteneinsichtsrecht der Nebenkläger und seine Einschränkungen ergeben sich aus § 406e i. V. m. § 395 Strafprozessordnung.

https://dejure.org/gesetze/StPO/406e.html
https://dejure.org/gesetze/StPO/395.html

Nebenkläger, sofern es sich um Angehörige von toten Opfern handelt, bekommen nicht von Amts wegen einen Rechtsanwalt oder eine Rechtsanwältin zur Seite gestellt. Anders als den Fall der notwendigen Verteidigung gibt es den Fall der notwendigen Opfervertretung nicht.
AngRa
Beiträge: 6050
Registriert: Freitag, 24. Oktober 2014, 08:54:34
Kronen: ♔♔♔♔♔♔
(ausgezeichnet mit sechs Goldenen Kronen für 6000 Beiträge)
Sterne:

Re: MORDPROZESS vor dem Landgericht Regensburg

Ungelesener Beitrag von AngRa »

Nun geht es ab 13.30 Uhr mit der Sitzung am zweiten Verhandlungstag weiter. Es kommt ein Gutachter zum Thema Mineralogie zu Wort.
Der Gutachter erläutert, dass es sich bei der am Fundort genommenen Probe um Branntkalk und ein Anhydridgemisch, ein Gipsbinder, handelt. Er beschreibt die Reaktionen. Der Brannkalk erreicht bei Zugabe von Wasser eine TEmperatur von 470 Grad und einen PH-Wert von 13. Wenn jemand mit seinem Bein in gelöschtem Branntkalk stecken bleibe, verseife es bereits bis zum nächsten Tag.
Der Sachverständige hat neben der Probe vom Fundort auch Proben von Stoffen analysiert, die im Umfeld des Angeklagten gefunden wurden. Ob die SToffe am Fundort mit der stofflichen Zusammensetzung der anderen Proben übereinstimmten, kann der Gutachter nicht eindeutig sagen. Qualitativ gebe es Übereinstimmungen, in quantitativer HInsicht könne dies nicht ermittelt werden.
Auf Nachfrage der Nebenklägevertreterin, Ricarda Lang, bestätigt der Sachverständige, dass das Wissen, wie ein solches Gemisch aus Branntkalk und Anhydrid auf einen Körper reagiert, im Studium der Chemie, der Pharmakologie und der Medizin gelehrt werde. Er wisse das, weil seine Frau Ärztin sei. Sie habe das im Physikum gelernt. Auch der Angeklagte hatte Medizin studiert.
Der Gutachter sagt, dass auch Leichenflüssigkeit diese Zersetzungsreaktion des Gemisches auslösen könnte. Es müsse nicht zwingend Flüssigkeit ausgebracht worden sein.
Als sachverständiger Zeuge wird nun ein weiterer Molekularbiologe aussagen.
Der Molekularbiologe aus Innsbruck schildert jetzt Untersuchungen der mitochondrialen DNA. Eine Untersuchungsmethode, wenn wenig DNA-Material vorhanden ist und keine sogenannte Kern-DNA gewonnen werden kann. Die mitrochondriale DNA führt allerdings nicht zu einer einzigen Person, sondern auf einen Personenkreis, der miteinander verwandt ist, da dieses Merkmalmuster mütterlicherseits vererbt wird
.
Der Molekularbiologe schildert nun die Vorgehensweise, wie Haare, die am Fundort sichergestellt wurden, analysiert wurden.

Insgesamt konnten bei einer ersten Analyse 2015 sieben Haare aus einem mit Branntkalk verunreinigten Haarbüschel Maria Baumer zugeordnet werden. Ein weiteres Haar, das am Spaten sichergestellt wurde, konnte ebenfalls mit großer Wahrscheinlichkeit Maria Baumer zugeordnet werden.

Weitere vier Haare, die im auf der Leiche ausgebrachten Löschkalk sichergestellt wurden, wurden mit Haaren vom Angeklagten Christian F. verglichen und zeigten Übereinstimmungen. Der Molekularbiologe nannte einen Häufigkeitswert, der mittels einer Datenbank ermittelt wird, von über 15.000, dass diese vier Haare dem Angeklagten oder in direkter mütterlichen Linie verwandten Personen zuzurechnen seien.

In einem weiteren Gutachten 2020 konnten zwei weitere sichergestellte Haare zugeordnet werden. Sie stammten von am Fundort berechtigten Personen. Dabei handelt es sich um Ermittler.
Die Verteidiger wollten wissen, ob die Hitzeentwicklung bzw. Die Witterungseinflüsse Auswirkungen auf die DNA-Untersuchungen hatten. Das verneinte der Gutachter. Die DNA sei wenn dann nicht mehr nachweisbar.Damit ist das Beweisprogramm für heute beendet.
Die Sitzung wird geschlossen. Es geht weiter am 7. Juli um 9 Uhr. Dann wird als erstes die Fahrzeughalterin, die den Wagen von Maria Baumer erworben hat, vernommen. Es geht um die Frage, ob sie die Spuren von E-Strichbinder, die gefunden wurden, im Auto verursacht hat.




https://www.mittelbayerische.de/bayern- ... 17691.html
Widasedumi
Beiträge: 8966
Registriert: Donnerstag, 12. März 2020, 10:04:00
Kronen: ♔♔♔♔♔♔♔♔
(ausgezeichnet mit acht Goldenen Kronen für 8000 Beiträge)
Sterne:

Re: MORDPROZESS vor dem Landgericht Regensburg

Ungelesener Beitrag von Widasedumi »

Vielen Dank, AngRA,

für die genaue, fachgemäße und erschöpfende Beantwortung meiner Fragen
zu äquivalenten Rechten von Täter- und Opferseite in einem Strafverfahren.

Deine hervorragende Fachkompetenz ist für das Forum ein großer Gewinn.
Irrtumsvorbehalt
AngRa
Beiträge: 6050
Registriert: Freitag, 24. Oktober 2014, 08:54:34
Kronen: ♔♔♔♔♔♔
(ausgezeichnet mit sechs Goldenen Kronen für 6000 Beiträge)
Sterne:

Re: MORDPROZESS vor dem Landgericht Regensburg

Ungelesener Beitrag von AngRa »

Ich muss mich an dieser Stelle für die hervorragende Prozessberichterstattung von Frau Stöcker-Dietl von der Mittelbayerischen Zeitung bedanken, die uns durch ihre unermüdliche Arbeit am Prozessgeschehen teilhaben lässt ohne dass wir in Saal 104 im Regensburger Landgericht sitzen müssen.
AngRa
Beiträge: 6050
Registriert: Freitag, 24. Oktober 2014, 08:54:34
Kronen: ♔♔♔♔♔♔
(ausgezeichnet mit sechs Goldenen Kronen für 6000 Beiträge)
Sterne:

Re: MORDPROZESS vor dem Landgericht Regensburg

Ungelesener Beitrag von AngRa »

Hier ist noch ein ausführlicher Bericht über den zweiten Verhandlungstag:
DNA-Analyse belastet Christian F.
Vier verräterische Haare neben Maria Baumers Leichnam



Neben der Leiche der 2012 getöteten und im Wald verscharrten Maria Baumer wurden vier Haare gefunden. Die daraus extrahierte DNA stammt laut Aussage eines Sachverständigen mit hoher Wahrscheinlichkeit von ihrem früheren Verlobten Christian F.


Beweismittel 1.1.17.26 bis 1.1.17.30 sind es, die den Angeklagten Christian F. im Prozess um den Tod von Maria Baumer erheblich in Bedrängnis bringen könnten. Hinter den Zahlenreihen verbergen sich vier Haare. Vier Haare, die Ermittler im September 2013 in einer Grube in einem Waldstück bei Bernhardswald sicherstellen konnten. Direkt bei den sterblichen Überresten von Maria Baumer, die dort verscharrt wurde.

Zuvor hatte der Täter ihre Leiche mit Branntkalk und Anhydritbinder bestreut. Eine Mischung, die in Verbindung mit Wasser zu einer zerstörerischen Base wird. So schildert es am Freitag ein als Sachverständiger geladener Mineraloge vor der zweiten Strafkammer des Landgerichts Regensburg. Bei der chemischen Reaktion entstehen Temperaturen von über 470 Grad. In Verbindung mit einem PH-Wert von 13 wurde der Körper der 26jährigen dabei weitgehend aufgelöst, die Knochen „verseiften“.

„Das weiß man, wenn man Medizin studiert.“
Wenn man Chemie Pharmakologie oder Medizin studiere, wisse man, wie eine solche Mischung reagiere, erläutert der Sachverständige auf Nachfrage von Nebenkläger-Anwältin Ricarda Lang. Seine Frau sei Ärztin und habe das im Physikum gelernt, so der Mineraloge. Hintergrund von Langs Frage: Christian F. ist gelernter Krankenpfleger und hatte zu dem Zeitpunkt als seine damalige Verlobte verschwand, Medizin studiert.

Durch die beschleunigte Zersetzung von Baumers Leichnam ist das „Material“, aus dem am Ende verwertbare DNA extrahiert werden konnte, um einerseits ihre Identität zu klären, und um andererseits einen möglichen Täter festzustellen, begrenzt. Doch da gibt es eben diese vier Haare, die an einem Kalkbrocken anhafteten, der bei der chemischen Reaktion entstanden ist. Und diese Haare lassen sich mit hoher Wahrscheinlichkeit dem Angeklagten, Baumers früherem Verlobten Christian F., zuordnen – oder jemandem, der in direkter mütterlicher Linie mit ihm verwandt ist.

Das „biologische Material“ ist begrenzt

Professor Martin Steinlechner, vom Institut für Gerichtsmedizin in Innsbruck, den die Kripo mit der Untersuchung der Haare beauftragt hatte, beziffert am Freitag die Wahrscheinlichkeit, dass diese von jemand anderen als Christian F. (oder einem seiner Geschwister) stammen könnten, auf 1:15.783. Ein sehr konservative Schätzung sei das, so der Sachverständige, dessen Aussage aber auch klar macht, welche Probleme sich bei diesem Indizienprozess ergeben.

Da ist zum einen das begrenzte biologische Beweismaterial. Einige Knorpel, Knochen und Haare. Witterungseinflüssen und der Hitze dem hohen ph-Wert durch die chemische Reaktion ausgesetzt. Dadurch seien Gensequenzen bisweilen unvollständig oder überhaupt nicht verwertbar, so Steinlechner. Zum anderen werden die Haare durch die Extraktion der DNA oft vollständig „verbraucht“, zerstört.

Auch für jene Haare von Maria Baumer, in denen durch neuere labortechnische Untersuchungen das Medikament Lorazepam festgestellt werden konnte – mit ein Grund, der zu der neuerlichen Festnahme von Christian F. führte – musste der genetische Nachweis geführt werden, dass diese von ihr stammen. Steinlechner erhielt dafür nur wenige Teile. Es gibt nicht viele. Das „biologische Material“ ist begrenzt und der Rest wurde für die toxikologischen Untersuchungen benötigt.

Zweierlei DNA
Während aus Knochen von Maria Baumer noch sogenannte Kern-DNA extrahiert werden konnte, die eine eindeutige Identifizierung eines Menschen möglich macht (die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um jemand anderen handelt könnte liegt hier bei 1:1025), enthalten Haare (abgesehen von der Haarwurzel) keine solche Kern-DNA. Hier muss die mitochondriale DNA extrahiert werden, um sie mit der eines Opfers oder Tatverdächtigen vergleichen zu können.


Diese mitochondriale DNA wird von der Mutter vererbt und ist bei allen direkten Nachkommen identisch. Es ist also keine individuelle Zuordnung möglich. Zudem können die entscheidenden Gensequenzen in der Bevölkerung häufiger vorkommen.

Äußerst seltene Gensequenz

Die mitochondriale DNA von Maria Baumer beispielsweise kommt laut einem (von mehreren Gutachten) Steinlechners und einem Abgleich mit der in Innsbruck geführten Datenbank vergleichsweise häufig vor. 630 Mal findet sich diese Gensequenz in den 15.782 Einzelproben, die auf Basis von Populationsstudien erhoben worden sind und, so der Sachverständige, einen repräsentativen Querschnitt für die „westeurasische Bevölkerung“ abbilden. Damit gibt es eine Wahrscheinlichkeit von 1:25, dass diese Sequenz auch bei jemanden zu finden ist, der nicht in direkter mütterlicher Linie mit Baumer verwandt ist.
Anders ist das Professor Steinlechner zufolge bei Christian F. Die bei ihm und an den vier Haaren vom Fundort festgestellte mitochondriale DNA findet sich in der Innsbrucker Datenbank überhaupt nicht. Sie ist äußerst selten. Die nach wissenschaftlichen Standards konservativste Möglichkeit, um die Wahrscheinlichkeit zu schätzen, dass die Gen-Sequenz von jemand anderem stammen könne, sei es, diese der Gesamtzahl aller Proben inklusive jener von Christian F. gegenüberzustellen. Damit stammen die am Fundort von Baumers Leiche sichergestellten Haare mit einer Wahrscheinlichkeit von 1:15.783 von ihm oder einem seiner Geschwister.

Schwer erträgliche Details

Es sind viele solche Details um die es am Freitag geht, während insgesamt neun Zeugen und Sachverständige vernommen werden.

Zwei Pilzsammler, die die sterblichen Überreste der 2012 verschwundenen Maria Baumer im September 2013 entdeckt haben. Mehrere Polizeibeamte, die vor Ort waren. Eine Biologin, die Punkt für Punkt mit dem Gericht durchgeht, an welchen Körperteilen und Kleidungsstücken verwertbare Spuren gefunden werden konnten und an welchen nicht.

Fast eine Stunde lang sichtet die Kammer mit einem Kriminalhauptkommissar Fotos vom Fundort der Leiche durch. Es geht um den Schädelknochen, einen Knorpel, ein Rippenstück oder den Slip des Opfers. Und für die Familie der 26jährigen – Baumer Zwillingsschwester und ihre Eltern sitzen am Freitag als Nebenkläger im Gerichtssaal – ist es manchmal sichtlich schwer zu ertragen, wenn über Knochen und Körperteile geredet wird, darüber, wie Tiere diese Knochen ausgegraben und in einem Umfeld von zehn bis 15 Metern im Wald verteilt haben, oder in welchem Zustand Maria Baumers Leiche war, als sie gefunden wurde.

Nebenklage-Anwältin kritisiert Staatsanwaltschaft

Es ist im Wesentlichen auf eine Beschwerde von Baumers Familie bei der Generalstaatsanwaltschaft in Nürnberg zurückzuführen, dass die Ermittlungen gegen den früheren Krankenpfleger Christian F. erneut aufgenommen wurden. 2018 hatte die Regensburger Staatsanwaltschaft die Ermittlungen eingestellt. Rechtsanwältin Ricarda Lang wirft der Staatsanwaltschaft vor, dass es erst eine Anweisung aus Nürnberg gebraucht habe, um die Ermittlungen wieder in Gang zu bringen. Bei der Kripo Regensburg und Amberg hingegen hat sich Lang ausdrücklich bedankt.Diesen sei es zu verdanken, dass die Ermittlungen wiederaufgenommen wurden. Die Statsanwaltschaft Regensburg habe einfach “die Akte geschlossen”.

https://www.regensburg-digital.de/vier- ... /03072020/
Antworten