MORDFALL BAUMER -- Presseberichte

ÖFFENTLICHE DISKUSSION
Benutzeravatar
talida
Beiträge: 13453
Registriert: Donnerstag, 01. August 2013, 12:24:50
Kronen: Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ
(ausgezeichnet mit dreizehn Goldenen Kronen für 13.000 Beiträge)
Sterne: ★ ★ ★ ★ ★ ★ ★
(ausgezeichnet mit sieben Goldenen Sternen für drei korrekte Antworten)

Re: MORDFALL BAUMER -- Presseberichte

Ungelesener Beitrag von talida »

Baumer-Verlobter räumt Missbrauch ein

32-Jähriger gibt über seine Verteidiger den Großteil der Anschuldigungen zu und kann nun mit einer Bewährungsstrafe rechnen.

Auszug:
Im Gerichtssaal fließen Tränen.
Nicht beim Angeklagten, sondern bei denjenigen, die dem 32-jährigen Krankenpfleger aus Regensburg einmal vertraut haben.

Die ihn in ihre Familien aufgenommen haben und bitter enttäuscht wurden.

Bei Familie Baumer, die seit viereinhalb Jahren nicht weiß, warum ihre Tochter sterben musste.

Bei den Angehörigen der jungen Patientin am Bezirksklinikum, an deren Glaubhaftigkeit die Verteidigung offensichtlich zweifelt.

Nach dem angekündigten Rechtsgespräch der Verfahrensbeteiligten wird der ehemalige Verlobte von Maria Baumer, dem sexueller Missbrauch an zwei Schülern des Domspatzen-Gymnasiums, sexuelle Nötigung und der Besitz von kinderpornografischem Material zur Last gelegt werden, wohl mit einer Bewährungsstrafe den Gerichtssaal verlassen.

Dafür wird er den Großteil der Anschuldigungen einräumen und den Opfern Schmerzensgeld bezahlen.

Prozessbeobachter zeigen sich überrascht von der schnellen Einigung.

Die Mutter der getöteten Maria Baumer ist fassungslos: „Ist das gerecht?“


http://www.mittelbayerische.de/bayern/o ... 53923.html
Was man ernst meint, sagt man am besten im Spaß - Wilhelm Busch
AngRa
Beiträge: 6098
Registriert: Freitag, 24. Oktober 2014, 08:54:34
Kronen: ♔♔♔♔♔♔
(ausgezeichnet mit sechs Goldenen Kronen für 6000 Beiträge)
Sterne:

Re: MORDFALL BAUMER -- Presseberichte

Ungelesener Beitrag von AngRa »

Regensburg

Prozessauftakt: Ex-Verlobter von Maria Baumer räumt Missbrauchsvorwürfe ein


Es war ein holpriger Prozessauftakt. Noch bevor die Anklageschrift verlesen wurde, musste eine Schöffin wegen möglicher Befangenheit ausgewechselt werden. Ein Rechtsgespräch im Hinterzimmer während einer weiteren Verhandlungspause schuf Fakten: Der Ex-Verlobte von Maria Baumer räumte die ihm vorgeworfenen Missbrauchstaten weitgehend ein – und könnte mit einer Bewährungsstrafe davonkommen.

Die Stimmung im größten Sitzungssaal des Landgerichts Regensburg war am Montagmorgen angespannt. Der 32-jährige Angeklagte ließ das Fotografieren der Journalisten stoisch über sich ergehen. Den Blick zu den Zuschauern vermied er. Dort saß auch die Familie von Maria Baumer, deren Knochen im September 2013 in einem Waldstück beim Bernhardswald (Kreis Regensburg) aufgefunden wurden. Bis heute gilt der frühere Verlobte Baumers als einziger Tatverdächtiger, die Ermittlungen dauern an.

Michael Haizmann, Anwalt des Angeklagten, achtete peinlich genau darauf, dass die Verhandlung nicht zu einem „Ersatzprozess“ für den Fall Baumer wird. „Es passt mir nicht, dass hier vom Mordfall Baumer gesprochen wird, es ist ein Ermittlungsfall“, monierte er bei der Vernehmung eines Polizeibeamten verärgert. Dass der Fall Baumer über dem Verfahren schwebt, ist jedoch kaum zu vermeiden. Alle Vorwürfe, die dem Angeklagten nun vor Gericht zur Last gelegt werden, sind im Zuge der Ermittlungen zu den Todesumständen von Maria Baumer zu Tage gekommen.

Zu den Vorwürfen gehört, dass der 32-jährige Krankenpfleger, ehemals selbst ein Domspatz, zwischen 2003 und 2011 zwei Schüler des Domspatzen-Gymnasiums sexuell missbraucht haben soll. Ein Polizeibeamter schilderte, wie die Ermittler auf diese Spur kamen. Bei einer Durchsuchung des Computers des Angeklagten seien sie neben kinderpornografischem Material, dass aus dem Internet heruntergeladen wurde, auch auf Videos und Fotos gestoßen, die der Mann selbst gemacht hatte. Dort war ein Jugendlicher zu sehen, den die Beamten aus einer vorangegangenen Zeugenvernehmung zu kennen glaubten. Als sie den jungen Mann mit den Bildern konfrontierten, habe dieser eindeutig angegeben: „Das bin ich.“

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten vor, das Vertrauen des damals 13-jährigen Buben, der sich im Internat der Domspatzen nicht wohlfühlte, ausgenutzt zu haben. Der Jugendliche habe die Domspatzen bald wieder verlassen, doch der Kontakt zum Angeklagten blieb über Jahre hinweg bestehen. Bei gemeinsamen Übernachtungen soll der Beschuldigte wiederholt die Hose des mutmaßlichen Opfers heruntergezogen haben und an dessen Glied manipuliert haben, während dieser schlief. Die Taten hielt er auf Videos und Fotos fest. Besonders verstörend: Auch in der Regensburger Wohnung, die der Angeklagte zusammen mit Maria Baumer bewohnte, soll es zu einem solchen Vorfall gekommen sein.

Ein weiterer ehemaliger Domspatz gab gegenüber der Polizei an, dass der Angeklagte ihm bei einem Campingausflug die Hand in die Hose steckte. Als er wach wurde, habe der Beschuldigte die Hand zurückgezogen. Beim dritten mutmaßlichen Opfer – alle treten beim Prozess als Nebenkläger auf – handelt es sich um eine junge Frau, die der Angeklagte als Krankenpfleger am Bezirksklinikum kennengelernt hatte. Er traf sich auch privat mit der Patientin – der die Freundschaft aber bald zu eng wurde. Sie wollte sich der Staatsanwaltschaft zufolge nur noch in Begleitung weiterer Freunde mit dem Krankenpfleger treffen. Trotzdem schaffte es der Angeklagte im April 2014 unter einem Vorwand in die Wohnung der jungen Frau.

Nach einer Tasse Tee wurde sie sehr müde, an die Nacht, die der Angeklagte bei ihr verbrachte, kann sie sich kaum erinnern. Die Polizei, die den Angeklagten zu diesem Zeitpunkt bereits überwachte, stellte am Tag danach dessen DNA-Spuren am Slip-Zwickel der Frau sowie ein schlafförderndes Medikament in ihrem Blut fest. Das Medikament hatte der Angeklagte laut Staatsanwaltschaft zuvor am Bezirksklinikum entwendet. Die DNA könnte laut Gutachterin allerdings auch über einen indirekten Kontakt an den Slip geraten sein.

Ungewöhnlich am Rande: Eine Schöffin musste gleich zu Beginn der Verhandlung unter Vorsitzendem Richter Carl Pfeiffer ausgetauscht werden. Bei der zunächst einbestellten Schöffin handelte es sich um eine Mathematiklehrerin des Domspatzen-Gymnasiums, die sowohl den Angeklagten als auch mehrere Zeugen unterrichtet hatte. Unklar blieb, warum das Gericht zunächst an der Schöffin festgehalten hatte, obwohl sie bereits selbst wegen möglicher Befangenheit um Entbindung gebeten hatte.

Auf Anregung der Verteidiger des Angeklagten, Michael Haizmann und Michael Euler, kam es über Mittag zu einem zweistündigen Rechtsgespräch unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Erklärtes Ziel der Verteidigung war es dabei, eine Bewährungsstrafe für den Angeklagten zu erreichen. Dafür gestand der Krankenpfleger die ihm zur Last gelegten Vorwürfe weitgehend ein und stellte Schmerzensgeldzahlungen in Aussicht

http://www.idowa.de/inhalt.regensburg-p ... 2a328.html
Benutzeravatar
Mainacht
Beiträge: 827
Registriert: Freitag, 18. Juli 2014, 00:00:29
Kronen:
Sterne:

Re: MORDFALL BAUMER -- Presseberichte

Ungelesener Beitrag von Mainacht »

talida hat geschrieben:
Die Mutter der getöteten Maria Baumer ist fassungslos: „Ist das gerecht?“



http://www.mittelbayerische.de/bayern/o ... 53923.html
Man muss eben die Missbrauchsfälle und den mutmaßlichen Mordfall getrennt betrachten. Die Strafe für die Missbrauchshandlungen dürfte eher im unteren Bereich des Strafmaßes liegen, und der Mord muss erst noch nachgewiesen werden, und sei es in einem Indizienprozess. Was bis jetzt im Missbrauchsprozess zu erkennen ist, reicht als Mordmotiv nicht wirklich aus. Allenfalls ein spontanes Totschlagsdelikt (Maria droht am Tatabend mit Aufdeckung ihrer Erkenntnisse) schiene mir hieraus ableitbar. Anders könnte es aussehen, wenn man die satanistische Komponente mit in den Blick nimmt. Diese droht durch den Missbrauchsprozess aus dem Visier zu geraten.
Benutzeravatar
talida
Beiträge: 13453
Registriert: Donnerstag, 01. August 2013, 12:24:50
Kronen: Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ
(ausgezeichnet mit dreizehn Goldenen Kronen für 13.000 Beiträge)
Sterne: ★ ★ ★ ★ ★ ★ ★
(ausgezeichnet mit sieben Goldenen Sternen für drei korrekte Antworten)

Re: MORDFALL BAUMER -- Presseberichte

Ungelesener Beitrag von talida »

Baumer-Verlobter entschuldigt sich

Tag 2 im Prozess vor dem Landgericht:
Der Angeklagte räumt in einer Erklärung, die sein Anwalt vortrug, Vorwürfe ein.


Auszug:
Auf die Frage nach dem Motiv für die Übergriffe auf die beiden Domspatzen ließ der Angeklagte erklären: „Es ist halt einfach passiert“, worauf ein Raunen durch den Saal ging.

Der Angeklagte entschuldigte sich im Gerichtssaal bei dem einen der beiden Domspatzen, der den Prozess beobachtete.

Außerdem räumte der Regensburger ein, dass er einer damals 20 Jahre alten Patientin am Bezirksklinikum bei einem späteren privaten Treffen im April 2014 Betäubungsmittel beigebracht habe.

Dies hatte er bisher abgestritten. Der Angeklagte sprach von einer medizinischen Dosis.
Er sei der Meinung gewesen, dass es der jungen Frau mit dieser Gabe psychisch besser ginge.

Der Anwalt der Frau gab bekannt, der Einigung, über die am ersten Prozesstag in einem Rechtsgespräch mit allen Verfahrensbeteiligten diskutiert worden ist, nicht zustimmen zu wollen.

Das Gericht hat den Vorschlag unterbreitet, dass der Krankenpfleger mit einer Jugendstrafe von eineinhalb bis zwei Jahren auf Bewährung rechnen kann.
http://www.mittelbayerische.de/bayern-n ... 54799.html
Was man ernst meint, sagt man am besten im Spaß - Wilhelm Busch
Benutzeravatar
talida
Beiträge: 13453
Registriert: Donnerstag, 01. August 2013, 12:24:50
Kronen: Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ
(ausgezeichnet mit dreizehn Goldenen Kronen für 13.000 Beiträge)
Sterne: ★ ★ ★ ★ ★ ★ ★
(ausgezeichnet mit sieben Goldenen Sternen für drei korrekte Antworten)

Re: MORDFALL BAUMER -- Presseberichte

Ungelesener Beitrag von talida »

Missbrauchsprozess: Angeklagter entschuldigt sich

Auszüge:
Im Missbrauchsprozess vor dem Regensburger Landgericht hat der angeklagte Krankenpfleger heute über seinen Anwalt eine Erklärung abgegeben.

Darin räumte er die Übergriffe auf zwei frühere Schüler des Domspatzen-Gymnasiums ein, ebenso den Vorwurf, einer ehemaligen Patientin des Bezirksklinikums bei einem Treffen Medikamente eingeflößt zu haben.
Einer der ehemaligen Schüler und die betroffene Frau wurden heute auch als Zeugen gehört, der zweite, frühere Schüler, soll beim nächsten Verhandlungstermin am 9. Dezember aussagen.

Möglicherweise könnte dann schon Mitte Dezember ein Urteil fallen.
http://www.br.de/nachrichten/oberpfalz/ ... g-100.html
Was man ernst meint, sagt man am besten im Spaß - Wilhelm Busch
Benutzeravatar
talida
Beiträge: 13453
Registriert: Donnerstag, 01. August 2013, 12:24:50
Kronen: Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ
(ausgezeichnet mit dreizehn Goldenen Kronen für 13.000 Beiträge)
Sterne: ★ ★ ★ ★ ★ ★ ★
(ausgezeichnet mit sieben Goldenen Sternen für drei korrekte Antworten)

Re: MORDFALL BAUMER -- Presseberichte

Ungelesener Beitrag von talida »

Landgericht Regensburg

'Vergessen kann man so etwas nie'

– Baumer-Verlobter missbrauchte jungen Domspatzen

Auszug:
Pikante Details im Fall von sexuellen Missbräuchen des Baumer-Verlobten:
Ein Domspatz sagte im Zeugenstand, er habe nichts von diesen Übergriffen mitbekommen.
Christian F. indes räumte die Taten zwischenzeitlich größtenteils ein.
F. wird vorgeworfen, als zunächst 21-Jähriger einen damals 13-jährigen Jungen bei mehreren Gelegenheiten sexuell missbraucht zu haben während dieser schlief.
Pikant: Selbst in der gemeinsamen Wohnung, die F. mit seiner Verlobten Maria Baumer bewohnte, soll es im November 2010 zu einem sexuellen Übergriff gekommen sein.
Kennengelernt hatten sie sich bei den Regensburger Domspatzen.
Außerdem soll er als Krankenpfleger im BKH eine labile Patientin kennengelernt haben.
Im April 2014 soll er das Beruhigungsmittel Tavor in den Tee der jungen Frau gemischt und sie so sexuell gefügig gemacht haben.
535 Mal soll er per SMS, WhatsApp und Facebook Kontakt mit der Frau aufgenommen haben, sie antwortete lediglich 33 Mal.
http://www.wochenblatt.de/nachrichten/r ... 172,405643
Was man ernst meint, sagt man am besten im Spaß - Wilhelm Busch
Bärbel
Beiträge: 312
Registriert: Donnerstag, 17. Juli 2014, 17:32:00
Kronen:
Sterne:

Re: MORDFALL BAUMER -- Presseberichte

Ungelesener Beitrag von Bärbel »

http://www.mittelbayerische.de/bayern-n ... 54799.html

Baumer-Verlobter entschuldigt sich
Er räumt den sexuellen Missbrauch und die heimliche Medikamentengabe ein. Zu seinem Schutz verlas der Anwalt die Aussage.
REGENSBURG.Im Gerichtssaal 104 am Landgericht Regensburg sitzt am Dienstag in der letzten Reihe im Zuschauerraum die Ermittlungsgruppe „Maria“ und hört aufmerksam zu, was der Angeklagte zu sagen hat. Zweimal erhebt der 32-jährige Krankenpfleger seine Stimme und schaut den beiden Opfern in die Augen. „Es war falsch, ein riesen Fehler“, sagt er zu dem 23-jährigen Mann, den er mehrfach sexuell missbraucht und dabei fotografiert und gefilmt hat. Und zu der jungen Frau, der er, wie er einräumt, das Medikament Tavor in den Tee gegeben hat: „Ich möchte mich bei dir entschuldigen.“ Ansonsten lässt der ehemalige Verlobte der getöteten Maria Baumer seine beiden Anwälte sprechen. Denn jedes Wort, so kritisiert sein Anwalt Michael Haizmann nach der Verhandlung, könnte gegen seinen Mandanten, der im Fall Baumer als Tatverdächtiger gilt, verwendet werden.

Ein Opfer stimmt Vorschlag nicht zu

Die Entschuldigungen und das Schuldeingeständnis werden – sofern sich im Rahmen der Beweisaufnahme keine neuen Erkenntnisse mehr ergeben – zu einem milden Urteil führen. Eine Jugendstrafe von eineinhalb bis zwei Jahren zur Bewährung ausgesetzt sowie die Zahlung von Schmerzensgeld in Höhe von 5000 Euro für den mehrfach missbrauchten Domspatzen bzw. jeweils 2000 Euro für die beiden weiteren Opfer hält die Jugendkammer am Landgericht unter Vorsitz von Richter Carl Pfeiffer für angemessen. Die Staatsanwaltschaft will diesem Verständigungsvorschlag zustimmen, ebenfalls die beiden Anwälte der Domspatzen. Die junge Frau, die der Krankenpfleger als Patientin im Bezirksklinikum Regensburg kennengelernt hatte, stimmt nicht zu, wie ihr Anwalt Stephan Meier erklärte. Sie sei nicht käuflich, sagte sie. Für sie sei es aber sehr wichtig gewesen, dass der Angeklagte sich bei ihr entschuldigt habe. „Ob ich sie annehmen kann, weiß ich nicht. Aber es war gut, sie zu hören.“

Zuvor hatten die beiden Verteidiger im Auftrag ihres Mandanten eine Erklärung verlesen, in der er die Taten weitestgehend einräumte. So gibt er zu, dass er einen Jungen, den er im Domspatzen-Gymnasium kennengelernt hatte, zwischen 2006 und 2011 mehrfach sexuell missbrauchte. Dabei kam es auch zum Oralverkehr als der Schüler 13 Jahre alt war. Zudem filmte und fotografierte der Angeklagte Berührungen und Masturbationsbewegungen, die er an dem schlafenden Jungen durchführte.

„Es ist halt passiert“

Im Zeugenstand sagte der inzwischen 23-Jährige, dass er die Übergriffe verdrängt oder im Schlaf gar nicht mitbekommen habe. Er sei von den Aufnahmen, die ihm die Polizei nach einer Hausdurchsuchung bei dem Angeklagten zeigte, völlig überrascht worden. Seitdem habe er Schwierigkeiten Menschen zu vertrauen und insbesondere Angst davor, persönliche Daten von sich preiszugeben. Psychisch habe er die Übergriffe aber gut verarbeiten können. Haizmann nannte als Motiv Gefühle seines Mandanten für den Schüler. „Er hat sich sehr zu ihm hingezogen gefühlt.“ Die Frage nach dem Warum sei schwer zu beantworten. „Es ist halt passiert“, sagte Haizmann und löste damit ein Raunen im Saal aus. In seiner persönlichen Entschuldigung versicherte der Angeklagte dem Opfer, dass er die Fotos und Videodateien nicht an Dritte weitergegeben habe. „Außer mir und dir, der Polizei und den Verfahrensbeteiligten hat das nie jemand gesehen.“

Die Studentin, die den Angeklagten während der Behandlung ihrer Depressionen am Bezirksklinikum kennenlernte, sagte dem Gericht, dass sie bis heute in einer schlechten psychischen Verfassung sei. Sie hatte nach einer Vergewaltigung gerade zurück ins Leben gefunden und dabei ein Vertrauensverhältnis zu dem Krankenpfleger aufgebaut. An einer Beziehung sei sie aber nicht interessiert gewesen. Doch der 32-Jährige bombardierte sie mit Nachrichten, was sein Anwalt einräumte. „Er hat sich in sie verliebt und ihr nachgestellt, weil er sich Hoffnungen machte, dass sie seine Liebe erwidert.“ Dass der Angeklagte plante, die junge Frau im April 2014 mit dem Medikament Tavor sexuell gefügig zu machen, ließ sich nicht beweisen. Die Verteidiger erklärten, dass er lediglich eine „medizinische Dosis“ in den Tee mischte, um, so wörtlich, „dafür zu sorgen, dass sie an diesem Abend nicht in eine depressive Phase abgleitet“. Ein Gutachter bestätigte, dass der narkoseähnliche Schlaf, in den die Frau fiel, durch andere, medizinisch verordnete Medikamente mitausgelöst worden sein könnte. „Damit konnte der Angeklagte nicht rechnen.“ Eindeutige DNA-Belege für einen sexuellen Übergriff gibt es nicht. DNA des Angeklagten im Slip der Frau könnte auch von der 23-Jährigen selbst, etwa beim Toilettengang, übertragen worden sein, sagte eine Rechtsbiologin vor Gericht.

Am 15. Dezember wird das dritte Opfer vor Gericht aussagen. Danach wird das Urteil fallen.
Benutzeravatar
Mainacht
Beiträge: 827
Registriert: Freitag, 18. Juli 2014, 00:00:29
Kronen:
Sterne:

Re: MORDFALL BAUMER -- Presseberichte

Ungelesener Beitrag von Mainacht »

27.11.2016

Missbrauchstäter gab den verlobten Biedermann
Bewährungsstrafe für ehemaligen Domspatzen Christian F. gilt als ausgemacht

Von Robert Werner

Nach nur zwei – statt den geplanten zehn – Verhandlungstagen steht der Strafprozess gegen Christian F. wegen sexuellen Missbrauchs von Domspatzen-Schülern, Besitz von „kinderpornographischen Filmmaterials“ und sexueller Nötigung einer Frau kurz vor dem Abschluss. Die in Aussicht gestellte Bewährungsstrafe und die Einlassungen des Beschuldigten führten im Umfeld von Betroffenen zu Unverständnis.

Nachdem der erste Prozesstag mit vielen Unterbrechungen und der Abberufung einer Schöffin, der ehemaligen Mathematik-Lehrerin des Angeklagten, begonnen hatte, endete der zweite bereits nach gut zwei Stunden. Wie nach dem sogenannten Rechtsgespräch zwischen Staatsanwaltschaft und den Verteidigern des Angeklagten von Montag zu erwarten war, wird nach einem Geständnis die Anklage der sexuellen Nötigung gemäß der Strafprozessordnung (§ 154, 2 StPO) eingestellt.

Die Jugendkammer des Regensburger Landgerichts unter Dr. Carl Pfeiffer kündigte für den 15. Dezember 2016 eine Bewährungsstrafe unter zwei Jahren an. Der Angeklagte musste sich hierbei verpflichteten, zuvor Schmerzensgelder in der Höhe von einmal 5.000 und zweimal 2.000 Euro an seine Opfer zu bezahlen.

Die Einlassungen des Angeklagten über seine Anwälte lassen indes in tiefe Abgründe blicken.
Mit dem Betäubungsmittel zur Liebesbeziehung?

Die ihm zur Last gelegte sexuelle Nötigung der 23-jährigen Frau S. bestritt Christian F. Er gestand nur die Verabreichung des Psychopharmakon Tavor expidet, das eine sedierende Wirkung hat und zu ausgeprägten Erinnerungslücken führen kann. Christian F. lernte die damals 21-jährige S. im Jahre 2012 während ihres sechsmonatigen Aufenthalts im Bezirksklinikum (BKH) kennen, wo er bis Anfang 2016 als Krankenpfleger tätig war.

Laut Einlassung seines Anwalts suchte er seitdem engen Kontakt zu ihr, fühlte sich zu ihr hingezogen, war verliebt in sie, stellte ihr nach und hoffte auf Erwiderung. Tavor expidet habe er Frau S. nicht gegeben, um sie wehrlos zu machen, sondern um ihr die Ängste im Umgang mit Männern zu nehmen. Christian F. wusste von ihren Ängsten und Depressionen, die aus einer früheren Vergewaltigung herrührten und im BKH behandelt wurden. Der Beipackzettel von Tavor expidet warnt allerdings vor genau dieser Anwendung:

„Bei depressiven Patienten muss mit der Möglichkeit eines Hervortretens oder einer Verstärkung der depressiven Krankheitserscheinungen gerechnet werden. Eine Behandlung mit Benzodiazepinen kann bei diesen Patienten die Gefahr eines Selbstmords erhöhen; sie sollte nicht ohne ausreichende antidepressive Therapie erfolgen.“

Angehörige reagieren mit Hohngelächter

Der Übergriff ereignete sich im April 2014, als er Frau S. unter falschen Angaben aufdringlich in ihre Wohnung folgte und ihr Tavor expidet heimlich in den Tee gab. Angeblich in einer „therapeutischen Dosierung“, spontan und ohne Vorsatz. Freilich ohne ihre Zustimmung. Um zu vermeiden, dass sie an diesem Abend in eine Depression verfalle, habe er ihr das Medikament verabreicht.

Diese kaum glaubhafte Schutzbehauptung führte bei Familienangehörigen und Freundinnen von Frau S., die als Prozessbeobachter zahlreich anwesend waren, zu Hohngelächter und Ablehnung.
Vorwurf der sexuellen Nötigung wird fallen gelassen

Aufgrund von sichergestellten DNA-Spuren des Angeklagten am Slip von S. legte die Staatsanwaltschaft dem Angeklagten auch sexuelle Handlungen an der wehrlosen 21-jährigen zur Last. Rechtsanwalt Haizmann bestritt dies mit einem beachtlichen Zirkelschluss. Dass ein sexuelles Motiv nicht vorgelegen habe, erkenne man daran, dass sein Mandant die konkrete Möglichkeit, sich an der wehrlosen Frau zu vergehen, nicht genutzt habe – was die fehlenden Spuren von Sperma oder Eindringen in den Körper der Betroffenen wiederum anzeigen würden.

Eine vom Gericht befragte Gutachterin gab hierzu an, dass nicht zweifelsfrei zu rekonstruieren sei, wie die DNA-Spuren von Christian F. an die Innenseite der Unterhose von S. gelangen konnten. Da Frau S. am Morgen danach neben einem unguten Gefühl vor allem große Erinnerungslücken an den Verlauf des besagten Abends hatte, wird der Tatbestand der sexuellen Nötigung von der Staatsanwaltschaft fallen gelassen.
Opfer befindet sich im „Überlebensmodus“

Dies und die Zahlung von Schmerzensgeld sind Bestandteil des „Deals“ zwischen Staatsanwaltschaft und Verteidigung des Angeklagten nach § 154,2 StPO. Diesem stimmte Frau S. jedoch nicht zu. Laut Mittelbayerischer Zeitung sagte sie hierzu, sie sei nicht käuflich.

Als Zeugin befragt gab Frau S. am Dienstag an, dass sie in Christian F. eher einen Bekannten, als einen Freund gesehen habe, jedenfalls keine Beziehung mit ihm wollte. Nach dem Vorfall mit Christian F. seien die Depressionen, Schlaflosigkeit und Ängste wieder zurück gekommen, sie habe Regensburg deshalb verlassen. Derzeit befinde sie sich im „Überlebensmodus“ und sei weit vom angestrebten „Normalzustand“ entfernt.

Kurz bevor sie als Zeugin den Verhandlungsraum verlässt, entschuldigt sich Christian F. mit einem leidenden Blick. Unter was er leidet, bleibt dem Beobachter unklar.
Missbrauch unter Domspatzen-Schülern

Über seinen Rechtsanwalt Michael Haizmann räumte Christian F. im zweiten Straftatkomplex alle wesentlichen Beschuldigungen ein. Zum einen den Besitz und den Erwerb von Videodateien kinderpornographischen Inhalts. Die aus dem Internet gezogenen Dateien zeigen unbekannte Knaben unter 14 Jahren und männliche Jugendliche bei diversen sexuellen Praktiken.

Des Weiteren gab F. zu, zwei Domspatzen-Schüler mehrfach sexuell missbraucht zu haben. So suchte er als Domspatzen-Abiturient im Laufe des Schuljahres 2003/4 die Nähe zum 11-jährigen Internatsschüler G. und missbrauchte diesen im elterlichen Campingwagen.

Ebenso missbrauchte er den von Heimweh geplagten 13-jährigen Domschüler U. sexuell. In den Jahren 2006 bis 2011 übernachte F. mit diesem wiederholt. Der sexuelle Missbrauch geschah sowohl in seiner Wohnung als auch in der elterlichen und ebenso im bereits erwähnten Campingwagen. Zum Teil am schlafenden Kind. Christian F. bestätigte auch hier Details der Anklage, die sexuelle Praktiken wie Masturbation und Oralverkehr beinhalten.

In der Benennung des Motivs seines Mandanten blieb Rechtsanwalt Haizmann hingegen nebulös und sprach von „Gefühlen“ für die jungen Mitschüler, zu den er sich sehr „hingezogen gefühlt“ habe. „Es ist halt passiert“. Viele der knapp fünfzig Zuhörer quittierten diese Erklärung mit Zischeln und Unverständnis.
Eigenes Filmmaterial wurde F. zum Verhängnis

Überführt werden konnte der Angeklagte F. wegen einer Vielzahl von Filmaufnahmen, die er selber vornahm und so seine Übergriffe und Praktiken dokumentierten. Allerdings war er als Täter darin nicht zu sehen. Eine spezielle Narbe zwischen Finger und Daumen, die die Kamera aufgenommen hatte, verriet ihn.

Die Ermittler hatten hierbei Glück und erkannten in Fotos und Filmen das Missbrauchsopfer wieder: den damaligen Domspatzenschüler U. Dieser wurde 2013 als Zeuge in den immer noch andauernden Ermittlungen zum Tod von Maria Baumer, der 2012 spurlos verschwunden Verlobten von Christian F., vernommen und war somit polizeibekannt. U.s Angaben identifizierten den Angeklagten als Missbrauchstäter. Dessen Festplatten mit dem Filmmaterial wurden im Zuge der Ermittlung Todesfall Baumer sozusagen als Beifang sichergestellt.

Im Zeugenstand erklärte U. am Dienstag, er habe überhaupt nichts von den Filmaufnahmen gewusst und befürchte, dass diese irgendwann im Internet auftauchen könnten. Die Zeit und die Geschehnisse mit Christian F. habe er verdrängt. Er, und im Anschluss daran seine Freundin besonders, seien schockiert gewesen, als die Polizei ihn damit konfrontiert habe. In Regensburg fühle er sich seitdem nicht mehr wohl, meide die Stadt. Er versuche mit dem Geschehenen umzugehen, vergessen könne er nicht. Wie schon bei der ersten Zeugin entschuldigte sich Christian F. auch bei seinem ehemaligen Missbrauchsopfer persönlich und versicherte ihm, dass er die Fotos und Videos nicht weitergegeben oder verbreitet habe.
Missbrauchstäter und Totschläger?

Da das Verschwinden und der Tod von F.s Verlobter im derzeitigen Missbrauchsprozess eine gewisse Rolle spielt, beobachteten auch mehrere Ermittler der Soko „Maria Baumer“ den Prozess der Jugendkammer.

Christian F. gilt seit dem Auffinden der Leiche von Baumer im September 2013 als dringend tatverdächtig, seine damalige Verlobte im Mai 2012 getötet zu haben. Im Herbst 2013 saß er wegen Totschlagsverdacht mehrere Wochen in Untersuchungshaft. In der Zusammenschau der Abläufe ergeben sich einige Irritationen, die den an sich schon schauerlichen Vorgängen noch eine besonders abstoßende Note erteilen.
Missbrauch auch in der gemeinsamen Wohnung von F. und Baumer

Nach seinem Abitur bei den Domspatzen 2004 begann Christian F. im Regensburger BKH eine Ausbildung als Krankenpfleger, die er 2008 abschloss. Im selben Jahr bezog er mit seiner Freundin Maria Baumer eine gemeinsame Wohnung in Regensburg und begann ein Medizinstudium. Nebenbei jobbte er weiter im BKH. Das Interesse an der sexuellen Beziehung mit dem von ihm offenbar emotional abhängigen Domschüler U. verlor er nicht.

In den Jahren 2010 und 2011 übernachtete U. in der gemeinsamen Wohnung des Paars F.-Baumer und wurde dort nachts vom Angeklagten im Gästezimmer aufgesucht. Laut Anklage filmte F. den damals etwa 18-jährigen und fest schlafenden U., als er ihn mit der Hand bis zum Samenerguss masturbierte. Samenerguss durch Fremdmasturbation bei festem Schlaf? Klingt rätselhaft, eher dürften auch hier Drogen (Tavor?) oder Schutzbehauptungen im Spiel gewesen sein.
Missbrauchstäter als verlobter Biedermann

Als Maria Baumer im Mai 2012 spurlos verschwand, freundete sich Christian F. an seinem Arbeitsplatz, im Regensburger BKH, mit der eingangs erwähnten Patientin S. an. Frau S. wurde von Februar bis August 2012 wegen den Folgen einer Vergewaltigung behandelt und von ihm als Krankenpfleger massiv umworben. Zeitgleich lief die Suche nach seiner vermissten Verlobten auf allen Kanälen. Sogar in Aktenzeichen XY-ungelöst hatte F. einen rührenden Auftritt mit seinem Klarnamen.

Während F. in der XY-Sendung von November 2012 neben Maria Baumers Schwester und einem Regensburger Kripobeamten als leidender und betender Verlobter auftritt, möchte er etwa zeitgleich, so die Einlassungen seiner Anwälte von dieser Woche, eine Liebesbeziehung zu der ehemaligen Patientin S. aufbauen und stellt ihr regelrecht nach. Zugleich weint F. in der teils sehr kitschigen Sendung der eigentlich für September 2012 geplanten aber geplatzten Hochzeit mit Baumer nach.
Leidensmiene für alle Fälle

Im April 2014 verabreicht er Frau S. Tavor, das er aus dem BKH entwendete. Vorgeblich, um ihr die Ängste im Umgang mit Männern zu nehmen. Vermutlich eher, um, entgegen ihren Willen, einen „schönen Abend“ mit ihr verbringen zu können. Auch wenn das Gericht keinen Beweis für einen sexuellen Übergriff gegen Frau S. antreten konnte, scheint ein solcher das eigentliche Ziel gewesen zu sein.

Die Schutzbehauptung, er habe die Ängste der Betroffenen spontan und ohne Hintergedanken lindern wollen, spricht eher für einen Übergriff als dagegen. Aus dem Mund eines Krankenpflegers, der kurz darauf einen mehrfachen und langjährigen Kindsmissbrauch und pornografische Filmaufnahmen eingestehen wird, zeugt auch diese Einlassung von einem ungeheuer respektlosen Missbrauchsverhalten. Mit ihr wird eine übergriffige Grundeinstellung deutlich. All seine „Bekenntnisse“ trägt der Missbrauchstäter F. im Übrigen mit der gleichen Leidensmine vor wie ehedem bei Aktenzeichen XY-ungelöst, als es um das mysteriöse Verschwinden seiner Verlobten ging.
„Domspatzen“ als Lernort für Missbrauchstäter?

Da Christian F. nach bestätigter Anklage bereits im Schuljahr 2003/4, als er als Tagesschüler die letzte Klasse des Domspatzen-Gymnasiums besuchte, den sexuellen Kontakt zu einem 11-jährigen Internatsschüler suchte und gegen diesen 2004 übergriffig wurde, stellen sich diverse Fragen: Wurde er bereits vor 2004 übergriffig, wie ist seine Motivlage? Wo wurde Christian F. als Missbrauchstäter sozialisiert?

Es wäre plausibel, dass er ein solches zielgerichtetes Täterverhalten in den Einrichtungen der Domspatzen „erlernt“ hat. Ins Bild würde passen, wenn er zuvor selber Opfer von Pädosexuellen geworden wäre.

Der Zwischenbericht von Rechtsanwalt Ulrich Weber, der im Auftrag des Bistums die sexuellen und körperverletzenden Übergriffe aufklären soll, deutet Taten in den 1990er und 2000er Jahren an. Nach Informationen von regensburg-digital gab es in der Schulzeit von Christian F. (1994 bis 2004) mehrere bei den Domspatzen tätige Personen, die in Verdacht stehen, sexuellen Missbrauch begangen und/ oder geduldet.
Kein Interesse an der genauen Motivlage

Die Institution Domspatzen und ihre sozialen Bedingungen für sexuellen Missbrauch blieben im ganzen Prozess unerörtert und unhinterfragt. Weder die Staatsanwältin Christine Müller noch die drei Anwälte der Nebenklage versuchten eine mögliche Motivlage genauer zu ergründen. Als der Verteidiger des Angeklagten in strafmildernder Absicht von „sexuell aufgeheiztem Klima“ bei den Domspatzen sprach, dementierte die Staatsanwältin sofort. Ob es möglicherweise weitere Opfer von Christian F. bei den Domspatzen gibt, wurde jedoch nicht thematisiert.

Dies erscheint befremdlich, da in dieser Hinsicht ein enormes öffentliches Interesse besteht und die Aufklärung und Aufarbeitung der körperlichen Misshandlungen und sexuellen Übergriffe in den Einrichtungen der Domspatzen auf diversen Wegen gerade angelaufen sind. Auch wenn man annimmt, dass die Staatsanwaltschaft Christian F. vorrangig wegen dem Tod seiner Verlobten weiter ins Visier nehmen will, befremdet ihr Desinteresse an den Übergriffen in den Domspatzen-Einrichtungen.

Ein solches Desinteresse war ebenso deutlich wahrzunehmen, wie die Unlust der Staatsanwältin Christine Müller, das Mikrofon der Verstärkeranlage im Sitzungssaal einzuschalten, um die Öffentlichkeit an ihren Ermittlungsergebnissen teilhaben zu lassen. Nach Bitten aus der Zuhörerschaft, die Mikrofone zu nutzen, rügte der Vorsitzende die Zwischenrufenden. „Vorsorglich“, wie er sich ausdrückte – ohne das Mikrofon zu benutzen.
Muster der systematischen Grenzüberschreitung

Ins Auge sticht bei Christian F. das Muster der systematischen Grenzüberschreitung zu emotional von ihm abhängigen oder mit ihm verbundenen Menschen und ein damit verbundenes sexuelles Interesse, das offenbar auf beiderlei Geschlecht und diverse Alter zielt. Dass Christian F. als Krankenpfleger mit labilen, schutz- und hilfsbedürftigen Menschen arbeitet, wirft nach seinem Geständnis Folgefragen auf. Gab es weitere Übergriffe im Umfeld des BKHs? Kann ein Mensch mit diesem Muster in einem so verantwortungsvollen und Übergriffe erleichternden Bereich weiter tätig bleiben?

http://www.regensburg-digital.de/bewaeh ... /27112016/
Bärbel
Beiträge: 312
Registriert: Donnerstag, 17. Juli 2014, 17:32:00
Kronen:
Sterne:

Re: MORDFALL BAUMER -- Presseberichte

Ungelesener Beitrag von Bärbel »

Wie aus Ermittlerkreisen verlautbart wurde, steht die Untersuchung in dem nach wie vor mysteriösen Fall kurz vor dem Abschluss. „Wir werden die Ermittlungsergebnisse in den kommenden Wochen an die Staatsanwaltschaft übergeben“, sagte ein mit den Ermittlungen betrauter Beamter dem Wochenblatt. In Ermittler-Kreisen wird fest davon ausgegangen, dass Baumers Ex-Verlobter Christian F. angeklagt wird. „Die Fülle an Indizien“ spreche dafür, so unser Informant. Demnach habe Christian F., heute 32 Jahre alt, bereits Wochen vor Baumers Verschwinden Ende Mai 2012 nach tödlichen Substanzen gegoogelt. Das hätte eine Auswertung seines Computers ergeben. Wenige Tage vor dem Verschwinden der jungen Frau hätte F. angeblich einen Spaten gekauft.

Dies seien nur zwei der Indizien, die von der Ermittlungsgruppe Baumer zwischenzeitlich gesammelt wurden. Oberstaatsanwalt Theo Ziegler bestätigt im Gespräch mit dem Wochenblatt, dass die Ermittlungen im Fall Baumer kurz vor dem Abschluss stehen. „Ja, es ist richtig, dass das nicht mehr allzu lange dauern wird“, so Ziegler zu unserer Zeitung. Er gehe aber davon aus, dass die Staatsanwaltschaft nicht mehr vor dem Jahreswechsel darüber entscheiden wird, ob Christian F. nun angeklagt wird oder nicht. Anfang des Jahres rechnet Ziegler mit einer Entscheidung.
Zwei Jahre auf Bewährung nach Geständnis

F.s Rechtsanwalt Michael Haizmann vertritt ihn derzeit in einem anderen Fall, bei dem es um sexuellen Missbrauch zweier Domspatzen und das Gefügigmachen einer Patientin des BKH geht. Am 15. Dezember soll darüber entschieden werden, ob der Deal zwischen Gericht, Staatsanwaltschaft und Verteidigung geschlossen wird: Demnach soll F. zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt werden, das höchste Strafmaß, das zur Bewährung ausgesetzt werden kann. F. hat die Vorwürfe weitgehend eingeräumt.

Haizmann spricht von einer Vorverurteilung seines Mandanten, noch bevor es überhaupt zu einer Anklage gekommen ist: „Der Geist der Maria Baumer schwebt auch in diesem Verfahren über dem Gerichtssaal“, so der Verteidiger. Ihm gegenüber habe die Staatsanwaltschaft signalisiert, dass man nicht wegen Mordes, sondern wegen Totschlags anklagen wolle. „Man hat aber doch keinerlei neue Beweise, sonst hätte man doch längst erneut einen Haftbefehl beantragt“, sagt Haizmann. Haizmann vermutet, die Staatsanwaltschaft wolle nur anklagen, damit ein Gericht am Ende in der Öffentlichkeit dafür verantwortlich gemacht werden könnte, dass die Anklage auf zu wackeligen Beinen steht. „Das ist nur zur Gesichtswahrung“, vermutet Haizmann. Er werde allerdings eine Frist von zwei Monaten beantragen, um die Akten nochmals genauestens studieren zu können, bevor der Staatsanwalt dann endgültig entscheiden könne, ob nun angeklagt wird oder nicht.

Es ist also noch vieles offen im Fall der Maria Baumer. Es ist, als würde der Geist von Maria Baumer keine Ruhe finden …

http://www.wochenblatt.de/nachrichten/r ... 172,407333
Bärbel
Beiträge: 312
Registriert: Donnerstag, 17. Juli 2014, 17:32:00
Kronen:
Sterne:

Re: MORDFALL BAUMER -- Presseberichte

Ungelesener Beitrag von Bärbel »

Fall Baumer braucht noch Zeit
Staatsanwaltschaft Regensburg dementiert bevorstehende Anklage wegen Totschlags. Prozess um Übergriffe wird fortgesetzt.

Die Angehörigen von Maria Baumer warten darauf, auch viele wildfremde Menschen, denen das Schicksal der getöteten jungen Frau aus Muschenried (Lkr. Schwandorf) nahe geht. Wird ihr ehemaliger Verlobter, der unter Tatverdacht steht, für dieses Verbrechen angeklagt oder nicht? Gerade wird wieder öffentlich spekuliert, dass eine Entscheidung unmittelbar bevorsteht und es zu einer Anklage wegen Totschlags kommen könnte. Doch die Staatsanwaltschaft Regensburg verweist dies im Gespräch mit unserem Medienhaus ins Reich der Fabeln. „Der abschließende Ermittlungsbericht der Polizei liegt der Staatsanwaltschaft noch nicht vor. Es bleibt dabei, dass das Verfahren in diesem Jahr nicht mehr abgeschlossen wird und wohl auch nicht sofort Anfang nächsten Jahres eine Entscheidung fällt“, so Dr. Markus Pfaller, Pressesprecher der Staatsanwaltschaft.

Derzeit steht der frühere Verlobte der Windanlagengutachterin wegen sexuellen Missbrauchs von zwei Schülern sowie wegen gefährlicher Körperverletzung an einer ehemaligen Patientin des Bezirksklinikums vor der Jugendkammer des Landgerichts Regensburg. Am 15. Dezember dürfte das Urteil fallen, das bereits in einem Rechtsgespräch zwischen den Verfahrensbeteiligten ausgearbeitet wurde. Demnach erhält der 32-Jährige , der als aktuelle Tätigkeit „Student“ angibt, eine Bewährungsstrafe von maximal zwei Jahren. Dafür räumte er – verlesen von seinem Anwalt Michael Haizmann – die sexuellen Übergriffe auf die Schüler sowie die Verabreichung des Medikaments „Tavor expidet“ bei der jungen Patientin ein. Der Vorwurf der sexuellen Nötigung wird nach der Aussage einer Gutachterin fallengelassen. DNA des Angeklagten könnte auch durch einen Toilettengang an den Zwickel des Slips der jungen Frau gekommen sein, hieß es. Nach Aufforderung des Gerichtes entschuldigte sich der Mann bei seinen Opfern.

Die junge Frau, die durch den Übergriff sowie eine länger zurückliegende Vergewaltigung psychisch sehr belastet ist, hat der Verständigung nicht zugestimmt. Ihre Aussichten, erfolgreich gegen das Urteil vorzugehen, sind aber sehr gering. „Ich bin nicht käuflich“, hatte sie zur angebotenen Schmerzensgeldsumme gesagt.

Fallengelassen wurde indes der Vorwurf, dass der Krankenpfleger seinem ehemaligen Arbeitgeber, dem Bezirksklinikum Regensburg, eine Blisterpackung jenes Medikaments gestohlen hatte, das er später der Frau in den Tee kippte. Möglicherweise ein Schachzug der Verteidigung, der auch im Zusammenhang mit dem ungeklärten Tod von Maria Baumer stehen könnte. Da die Rechtsmedizin an den sterblichen Überresten keine Todesursache mehr ermitteln konnte, ist ein Tod durch eine Überdosis von Betäubungsmitteln nicht auszuschließen. Maria Baumer hatte vor ihrem Tod über Gedächtnisaussetzer geklagt und einen Arzt aufgesucht.

http://www.mittelbayerische.de/region/s ... 60164.html
Benutzeravatar
talida
Beiträge: 13453
Registriert: Donnerstag, 01. August 2013, 12:24:50
Kronen: Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ
(ausgezeichnet mit dreizehn Goldenen Kronen für 13.000 Beiträge)
Sterne: ★ ★ ★ ★ ★ ★ ★
(ausgezeichnet mit sieben Goldenen Sternen für drei korrekte Antworten)

Re: MORDFALL BAUMER -- Presseberichte

Ungelesener Beitrag von talida »

PROZESS

Urteil gegen Baumer-Verlobten fällt
Der Krankenpfleger kann nach einem Teilgeständnis mit einer Bewährungsstrafe rechnen.

Die Staatsanwältin fordert zwei Jahre.

Auszug:

REGENSBURG.Eine große Überraschung ist an diesem Donnerstag vor dem Landgericht Regensburg nicht mehr zu erwarten. Die Jugendstrafkammer wird den ehemaligen Verlobten von Maria Baumer zu einer Bewährungsstrafe verurteilen – wegen des sexuellen Missbrauchs von zwei Schülern, den Besitz kinderpornografischen Materials sowie wegen eines Übergriffs mit einem starken Beruhigungsmedikament auf eine ehemalige Patientin am Bezirksklinikum. Der 32-jährige Krankenpfleger hatte einen Teil der Vorwürfe eingeräumt und den Opfern Schmerzensgeld in Höhe von insgesamt 9000 Euro bezahlt.

Nun forderte die Staatsanwaltschaft zwei Jahre Haft auf Bewährung nach Erwachsenenstrafrecht und dazu mehrere Auflagen, darunter ein Kontaktverbot zu den drei Opfern sowie ein allgemeines Kontaktverbot zu Kindern. Zudem forderte die Staatsanwältin den Angeklagten auf, sich zu überlegen, sich einer Sexualtherapie zu unterziehen. Die Verteidigung erklärte daraufhin, dass man dafür nach intensiven Gesprächen mit dem Mandanten keine Notwendigkeit sehe. Die Staatsanwältin widersprach dieser Einschätzung in ihrem Plädoyer: „Ich halte den Angeklagten aufgrund seiner Persönlichkeit weiterhin für gefährlich.“
Das Urteil fällt das Gericht um 15 Uhr.
http://www.mittelbayerische.de/bayern/o ... 64923.html
Was man ernst meint, sagt man am besten im Spaß - Wilhelm Busch
Benutzeravatar
talida
Beiträge: 13453
Registriert: Donnerstag, 01. August 2013, 12:24:50
Kronen: Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ
(ausgezeichnet mit dreizehn Goldenen Kronen für 13.000 Beiträge)
Sterne: ★ ★ ★ ★ ★ ★ ★
(ausgezeichnet mit sieben Goldenen Sternen für drei korrekte Antworten)

Re: MORDFALL BAUMER -- Presseberichte

Ungelesener Beitrag von talida »

Bewährungsstrafe für Baumer-Verlobten

Das Landgericht Regensburg verurteilt den Krankenpfleger zu zwei Jahren wegen Kindesmissbrauchs und Körperverletzung.

Von Isolde Stöcker-Gietl, MZ

Regensburg.

Dass es noch eine Überraschung im Verfahren gegen den ehemaligen Verlobten von Maria Baumer geben könnte, damit war am vierten Prozesstag nicht mehr zu rechnen.

Das Gericht würde im Rahmen der bereits getroffenen Vereinbarung eine Bewährungsstrafe verhängen und damit den eingeräumten Missbrauch an zwei Schülern des Domspatzengymnasiums sowie die vorsätzliche Körperverletzung an einer ehemaligen Patientin des Bezirksklinikums Regensburg ahnden.

Doch an diesem letzten Prozesstag wurde Staatsanwältin Dr. Christine Müller deutlich.

Sie halte den Angeklagten weiterhin aufgrund seiner Persönlichkeit für „eine Gefahr für andere“ und sprach sich dafür aus, dass er sich einer Sexualtherapie unterziehen sollte. Im Anschluss kam es zu einem heftigen Schlagabtausch zwischen Anklage, Nebenklage und Verteidigung, bevor das Gericht am Nachmittag das Urteil fällte:
Christian F. wurde zu einer Strafe von zwei Jahren auf Bewährung verurteilt
– nach Erwachsenenstrafrecht und ohne die Auflage für eine Therapie.

Eine solche Anordnung habe kaum Erfolgsaussichten, sagte Vorsitzender Richter Carl Pfeiffer.

Verhängt wurde allerdings ein Kontaktverbot zu den Opfern.

Verteidiger spricht von „Pranger“

Der Gerichtssaal 104 am Landgericht Regensburg war am Donnerstag noch einmal proppenvoll. Noch einmal musste der Angeklagte Foto und Videoaufnahmen über sich ergehen lassen. Noch einmal musste er den Opfern und ihren Angehörigen in die Augen schauen.
Der „Pranger“, wie es sein Verteidiger Michael Haizmann in seinem Plädoyer nannte, würde in Kürze vorbei sein. Aber nicht die öffentliche Aufmerksamkeit an dem 32-jährigen Krankenpfleger.

Dafür würden auch die Medien sorgen, wie der Verteidiger mit Blick in Richtung der Zuschauerreihen anmerkte.

„Weil der Geist der Maria Baumer über diesem Verfahren schwebt.“

Dann wandte er sich sogar direkt an die Eltern und Angehörigen der unter ungeklärten Umständen ums Leben gekommenen ehemaligen Verlobten des Angeklagten:

„Sie erhoffen sich hier Antworten, aber da muss ich Sie enttäuschen.“

Christian F. schwieg und schaute zu Boden.
Die Staatsanwältin hatte zuvor betont, dass vor der Jugendkammer unter dem Vorsitz von Richter Carl Pfeiffer kein „Stellvertreterprozess im Fall Maria Baumer“ geführt worden sei.

Es gebe lediglich den Umstand, dass die angeklagten Taten im Zusammenhang mit den Ermittlungen zum Tod der jungen Frau aus Muschenried entdeckt worden seien. In ihrem Plädoyer erläuterte die Anklagevertreterin, warum sie im Rahmen eines Rechtsgesprächs einer Vereinbarung über das Strafmaß zugestimmt habe.

„Ich möchte betonen, dass es sich hier nicht um einen faulen Kompromiss handelt.“

Ohne ein Geständnis des Angeklagten hätten die drei Opfer ausführlich vernommen werden müssen. Das Opfer U. hätte sich das vom Angeklagten gedrehte Videomaterial nochmals ansehen müssen, die Patientin, der der Krankenpfleger ein Beruhigungsmedikament in den Tee mischte, und die bis heute schwer unter der Tat leidet, hätte nochmals ausführlich Stellung nehmen müssen.

„Ich weiß nicht, ob sie das ertragen hätte.“ Unter diesen Aspekten sei ein Geständnis des Angeklagten sehr viel wert gewesen und rechtfertige auch eine Verständigung. Müller sagte auch, dass aus Sicht der Anklagebehörde das Geständnis als glaubhaft zu werten sei.

Dies betonte auch die Jugendstrafkammer in ihrem Urteil. „Der Angeklagte hat durch sein opferschonendes Prozessverhalten den Opfern die Aussagen zum Kernbereich der Vorwürfe erspart.

Er hat auch Dinge eingeräumt, das man ihm möglicherweise nicht hätte nachweisen können. Das muss auch honoriert werden, das muss etwas wert sein“, sagte der Vorsitzende Richter.
Drittes Opfer sagt aus

Zu Beginn des letzten Prozesstages war das erste Opfer von Christian F. in den Zeugenstand gerufen worden. Der heute 25-jährige Mann aus Niederbayern wirkte sichtlich nervös und angespannt.

Als er Christian F. in der Sendung „Aktenzeichen xy“ gesehen habe, als dieser nach seiner damals vermissten Verlobten suchte, sei in ihm das Erlebte wieder hochgekommen, sagte er.

Ein halbes Jahr später habe sich die Polizei bei ihm gemeldet und ihn intensiv befragt, seitdem bereite ihm das Ereignis psychische Probleme. Der ehemalige Schüler des Domspatzengymnasiums war elf oder zwölf Jahre alt, als der Angeklagte sich ihm sexuell näherte. Dabei berührte er den schlafenden Jungen an seinem Glied. Als dieser aufwachte, zog er seine Hand zurück. Der 25-Jährige macht inzwischen eine Psychotherapie und nimmt Antidepressiva, wie er dem Gericht sagte.

Allen Opfern, so hob die Anklage hervor, habe sich der Krankenpfleger genähert, indem er zunächst Vertrauen zu den Opfern und deren Familien aufbaute. „Das Vertrauen hat er auf das Mieseste missbraucht“, sagte Müller. Sie wertete dies als strafverschärfend, weil F. mit hoher krimineller Energie vorgegangen sei. Verteidiger Michael Euler entgegnete dem: „Dieses Verhalten ist moralisch verwerflich, aber es ist kein Straftatbestand.“

Überhaupt reagierte die Verteidigung empört auf den unerwarteten Vorstoß der Anklägerin, Christian F. eine Sexualtherapie aufzuerlegen. Die Problematik seiner Taten sei in Gesprächen mit dem Mandanten geklärt worden. Man sehe keine Veranlassung, dass eine Sexualtherapie bei Christian F. notwendig sei, erklärte Euler.

Zu einem Rundumschlag setzte Verteidiger Michael Haizmann an, der davon sprach, dass er so einen Prozess in 30 Jahren als Anwalt nicht erlebt hätte.

„Hier passieren Dinge, die ins Mittelalter gehören.“ Der Angeklagte habe Schuld auf sich geladen, aber er sei trotzdem noch ein Mensch. „Aber die Meute kocht, das Internet hetzt, anonyme Zuschriften gehen ein, auch bei mir. Ich bekommte Zuschriften, wie ich so jemanden verteidigen kann“, schimpfte Haizmann.

Der Jugendstrafkammer attestierte der Verteidiger eine sehr gute Arbeit. „Sie haben sich sachlich damit auseinandergesetzt.“ Haizmann und Euler forderten eine Bewährungsstrafe von einem Jahr und sechs Monaten. Die drei Nebenkläger schlossen sich den Ausführungen der Staatsanwaltschaft an. Anwalt Stephan Meier, der die junge Frau vertritt, sagte: „Dass der Angeklagte ein sexuelles Problem hat, sollte die Verhandlung gezeigt haben.“ Das Gericht widersprach dem nicht, führte aber aus, dass hierfür eine ausführliche psychiatrische Begutachtung des Angeklagten notwendig gewesen wäre. Christian F. hatte einer solchen Untersuchung nicht zugestimmt.


http://www.mittelbayerische.de/bayern/o ... 64923.html
Was man ernst meint, sagt man am besten im Spaß - Wilhelm Busch
Benutzeravatar
talida
Beiträge: 13453
Registriert: Donnerstag, 01. August 2013, 12:24:50
Kronen: Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ
(ausgezeichnet mit dreizehn Goldenen Kronen für 13.000 Beiträge)
Sterne: ★ ★ ★ ★ ★ ★ ★
(ausgezeichnet mit sieben Goldenen Sternen für drei korrekte Antworten)

Re: MORDFALL BAUMER -- Presseberichte

Ungelesener Beitrag von talida »

Urteil im Missbrauchsprozess

Zwei Jahre auf Bewährung für den „Kindergärtner“ der Domspatzen

http://www.regensburg-digital.de/zwei-j ... /19122016/
Was man ernst meint, sagt man am besten im Spaß - Wilhelm Busch
Aggie
Beiträge: 1647
Registriert: Donnerstag, 24. Januar 2013, 20:44:57
Kronen: Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ
(ausgezeichnet mit einer Goldenen Krone für 1000 Beiträge)
Sterne:

Re: MORDFALL BAUMER -- Presseberichte

Ungelesener Beitrag von Aggie »

Mittelbayerische Zeitung, 23.05.2017:

Baumer: Ein Verdächtiger, viele Fragen

Bis zum Herbst will die Staatsanwaltschaft die Ermittlungsakte schließen. Wir beantworten wichtige Fragen zum Thema.
Von Isolde Stöcker-Gietl, MZ, 23. Mai 2017 18:14 Uhr


Die Staatsanwaltschaft will die Ermittlungen im Fall Maria Baumer nun bis zum Herbst abschließen.

Regensburg. Wann werden die Ermittlungen in dem Fall zum Abschluss kommen?

Die Polizei hat ihre Arbeit beendet und an die Staatsanwaltschaft Regensburg abgegeben. Dort liegt der Fall nun zur Prüfung. Es gibt derzeit nur einen Tatverdächtigen, heißt es aus der Anklagebehörde. Laut Theo Ziegler, Sprecher der Staatsanwaltschaft, soll nun in einem Zeitrahmen bis Herbst eine Entscheidung getroffen werden. Gleichzeitig betont er, dass es weiterhin möglich sein könnte, dass Nachermittlungen notwendig werden. Die Staatsanwaltschaft entscheidet nach Abschluss der Ermittlungen, ob sie das Verfahren einstellt oder Anklage erhebt. Wird Anklage erhoben, muss das Landgericht über einen möglichen Prozess entscheiden. Wenn die Vorwürfe stichhaltig sind und mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als 50 Prozent mit einer Verurteilung zu rechnen ist, wird das Hauptverfahren terminiert.

Welche gesicherten Erkenntnisse haben die Ermittler?

Maria Baumers sterbliche Überreste waren mit Löschkalk bestreut, ihr Körper war in einer ausgehobenen Grube auf einer Waldlichtung bei Bernhardswald abgelegt worden. Der Fundort und der Aufwand, den der Täter bei der Beseitigung der Leiche betrieben hatte, sprechen gegen ein Zufallsopfer. Der renommierte Fallanalytiker Axel Petermann hatte in einem Interview mit unserem Medienhaus gesagt: „Je aufwendiger ein Täter plant, das Opfer unauffindbar zu machen, desto häufiger kann man eine gewisse Nähe zum Opfer erkennen.“ Aufgrund des Zustandes der sterblichen Überreste von Maria konnten allerdings wichtige Fragen nicht geklärt werden: Der genaue Todeszeitpunkt und die Umstände, die zu ihrem Tod führten. Auch der Tatort ist nicht bekannt.

Lesen Sie hier ein Gespräch mit Familie Baumer, die erstmals über den Tod der Tochter und Zwillingsschwester spricht:

Welche Indizien gibt es hinsichtlich des Tatzeitpunktes?

Maria Baumers Körper war lediglich mit einem Slip bekleidet. Der Täter könnte so Spuren beseitigt haben, um den Todeszeitpunkt zu verschleiern. Möglich wäre auch, dass Maria starb, als sie im Bett lag oder sie jemand in der Wohnung überraschte. Ihre Familie sagt, dass sie selten Nachtwäsche trug. Die Polizei ging von Anfang an von einem „zeitnahen“ Tod nach dem Besuch auf dem Reiterhof aus. Wie Marias Leiche nach Bernhardswald kam, ist unklar. In den Fahrzeugen, die ihr und ihrem Verlobten gehörten, wurden offensichtlich keine Spuren gefunden.

Warum gilt der Verlobte als Hauptverdächtiger?

Zwar hat das Landgericht Regensburg bei der Bewertung der zweiten Haftbeschwerde im November 2013 einen hinreichenden Verdacht gegen den Verlobten verneint. Dennoch bleibt er der einzige Tatverdächtige aufgrund einer Reihe von Indizien. Der Verlobte war die letzte Person, die Maria lebend gesehen hat. Der Anruf, den Maria am Tag ihres Verschwindens gegen 14 Uhr mit ihrem Verlobten führte, konnte nicht verifiziert werden, ebenso wenig wie eine Facebooknachricht. Der Verlobte telefonierte an diesem Tag mehrmals mit den Eltern und der Zwillingsschwester von Maria. Das erste Mal zur Mittagszeit. Warum er erst am späteren Nachmittag die Familie über das angebliche Lebenszeichen Marias um 14 Uhr informierte, bleibt unklar. Zudem fanden mehrere Aktivitäten am Laptop von Maria statt. Auch Löschvorgänge wurden nach ihrem Verschwinden angestoßen. Die Staatsanwaltschaft bestätigte, dass der Spaten, der neben Marias Körper gefunden wurde, im Zusammenhang mit dem Fall steht. An dem Spaten hafteten sechs DNA-Spuren und ein Haar, die nicht mit dem Tatverdächtigen in Verbindung gebracht werden konnten. Nach MZ-Informationen hatte der Verlobte wenige Tage vor dem Verschwinden von Maria einen Spaten derselben Marke gekauft, der dann verschwand.

Ein Modell des Spatens, zu dem die Polizei um Hinweise bat. Foto: Polizei

Wo liegen die Schwierigkeiten bei den Ermittlungen?

Ein offensichtliches Motiv gibt es nicht. Nach Außen hin soll die Beziehung glücklich gewesen sein, das Paar wollte im September heiraten. Wichtige Informationen erhoffte sich die Polizei wohl deshalb auch von Abhörmaßnahmen im Umfeld von Maria und ihrem Verlobten, wie die Staatsanwaltschaft bestätigte. Die Telefonüberwachung, die von einem Richter angeordnet werden muss, ist ein sehr sensibler Bereich, da er massive Eingriffe ins Persönlichkeitsrecht mit sich bringt. Inwieweit die Ermittler dadurch Erkenntnisse gewinnen konnten, bleibt vorerst offen.

Hat das Urteil vom Dezember Auswirkungen auf den Fall?

Im Dezember wurde der Verlobte wegen sexuellen Missbrauchs sowie vorsätzlicher Körperverletzung zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe verurteilt. Sein Verteidiger Michael Haizmann hatte im Gerichtssaal schwere Vorwürfe erhoben und die Eltern der getöteten jungen Frau angegriffen. Der Prozess sei kein Stellvertreterprozess im Fall Maria, so der Tenor. Nichtsdestotrotz saßen auch die Ermittler der EG Maria im Gerichtssaal und verfolgten das Geschehen. Bei einem Prozess im Fall Maria könnte die Bewährungsstrafe noch eine Rolle spielen. Der Verlobte gilt jetzt als vorbestraft.

http://www.mittelbayerische.de/bayern-n ... 22790.html
Benutzeravatar
Mainacht
Beiträge: 827
Registriert: Freitag, 18. Juli 2014, 00:00:29
Kronen:
Sterne:

Re: MORDFALL BAUMER -- Presseberichte

Ungelesener Beitrag von Mainacht »

http://www.wochenblatt.de/nachrichten/r ... 172,445425


Regensburg
22.05.2017 Regensburg/Muschenried
Ermittlungen vor dem Abschluss
Fall Maria Baumer: Auch Telefon einer Steuerkanzlei wurde abgehört

Der Fall Maria Baumer ist nach wie vor ungelöst. Das Rätsel um den Tod der jungen Frau ist auch fünf Jahre nach ihrem Verschwinden nicht gelöst. Nun sollen die Ermittlungen auf der Zielgeraden sein. Doch ein fader Beigeschmack bleibt – auch bei der Frage, wer denn nun wann von der Polizei abgehört worden ist!

Maria Baumer verschwand am 26. Mai 2012. Schnell lief die Maschinerie der Polizei an, doch die damals 26-Jährige blieb verschwunden. Gesucht wurde in halb Europa, denn es stand iM Raum, dass die junge Frau auf dem Jakobsweg unterwegs sein könnte. Am 8. September 2013 dann die traurige Gewissheit: Maria Baumer ist tot. Die Leiche der jungen Frau wurde im Kreuther Forst zwischen Bernhardswald und Donaustauf gefunden. Die Todesursache ist unklar. Am 12. September 2013 wurde der damalige Verlobte Marias verhaftet, am 6. November 2013 wurde er wieder aus der Haft entlassen, seitdem ist er auf freiem Fuß – aber immer noch unter Verdacht, etwas mit dem Tod Marias zu tun zu haben. Die Festlegung der Ermittler auf Christian F. als Täter wurde schon früh von dessen Anwalt Michael Haizmann kritisiert.

Abgehört, da galt Maria noch als vermisst!
Anfang Mai dieses Jahres nun erhielten zahlreiche Personen einen Brief der Staatsanwaltschaft Regensburg: Darin wurde ihnen mitgeteilt, dass Gespräche, die sie mit einem Anschluss geführt haben, abgehört worden sind. Dies ist im Zeitraum vom 22. Mai 2013 bis zum 28. Dezember 2016, also über drei Jahre hinweg geschehen. Interessant auch: Am 22. Mai 2013 galt Maria Baumer noch als vermisst, das Regensburger Wochenblatt berichtete exakt an diesem Tag über die Suchaktionen in Gevelsberg im Bergischen Land (Nordrhein-Westfalen). Dort wollten Zeugen Maria im Juni 2012 gesehen haben (siehe auch http://www.wochenblatt.de/179116). Diese Suche verlief bekanntlich im Sand.

Pikant wird die Sache dann, wenn man weiß, dass der Anschluss, der abgehört wurde, Marias Eltern gehört – und die haben eine Steuerkanzlei! Wie sieht es hier aus mit dem Steuergeheimnis? Müssen nun Klienten befürchten, durch Dinge, die sie am Telefon gesagt haben, Schwierigkeiten zu bekommen?

Nein, sagt Theo Ziegler, Oberstaatsanwalt in Regensburg auf Wochenblatt-Anfrage. Bestimmte Dinge dürften nicht verwertet werden, sagt Ziegler. Dazu gehören zum Beispiel Gespräche mit dem Anwalt, diese würden sofort wieder gelöscht. Auch so genannte Kernbereichsgespräche, also solche, in denen es zum Beispiel um sehr intime Dinge geht, dürfen nicht verwertet werden. Und letztlich gehören auch Telefonate, die zwischen Steuerberater und Klienten stattgefunden haben, zu diesen Gesprächen, die nicht verwertete werden dürfen. Das Gesetz sieht hier vor, dass die betroffenen informiert werden müssen, dass ihre Gespräche abgehört wurden. In dem Schreiben der Staatsanwaltschaft, das dem Wochenblatt vorliegt, heißt es zudem: "Die Aufzeichnungen werden den gesetzlichen Bestimmungen entsprechend nach Abschluss des Verfahrens vernichtet."

Die lange Dauer der Abhörmaßnahme Mai 2013 bis Dezember 2016 sei nicht außergewöhnlich. Er könne zum Beispiel nicht sagen, ob die Überwachung lückenlos stattgefunden habe. Grundsätzlich sei es so, dass solche Abhöraktionen von einem Ermittlungsrichter genehmigt werden müssen. Alle drei Monate erfolge dann eine Prüfung, inwieweit die Vorgaben für solche Maßnahmen weiter gegeben seine. Es müsse sich zum Beispiel um eine schwere Straftat handeln, die das Abhören von Telefonaten zulässig werden lasse.

Im vorliegenden Fall bleibt ein fader Beigeschmack – nicht nur Klienten einer Steuerkanzlei finden sich auf Abhörbändern wieder – auch Journalisten hatten Kontakt zur Familie Baumer. Und auch diese fragen sich nun, wie viel der Schutz, den der deutsche Staat einem Journalisten und seinen Informanten laut Gesetz bietet, eigentlich noch wert ist ...

Autor: Ursula Hildebrand
Benutzeravatar
Mainacht
Beiträge: 827
Registriert: Freitag, 18. Juli 2014, 00:00:29
Kronen:
Sterne:

Re: MORDFALL BAUMER -- Presseberichte

Ungelesener Beitrag von Mainacht »

http://www.mittelbayerische.de/bayern-n ... 22789.html


Interview
„Ohne Maria ist nichts mehr, wie es war“

Lange hat Familie Baumer geschwiegen, um sich und die Ermittlungen zu schützen. Jetzt spricht sie erstmals über ihre Trauer.
Von Isolde Stöcker-Gietl 25. Mai 2017 06:00 Uhr

Vor fünf Jahren verschwand Maria Baumer, 16 Monate später wurde sie tot aufgefunden. Bis heute weiß ihre Familie nicht, was ihr zugestoßen ist. Inzwischen stehen die Ermittlungen aber kurz vor dem Abschluss.

Muschenried.Vom Garten der Familie Baumer aus kann man auf den Kirchturm schauen. Man hört die Glocken schlagen. Hört, wie die Zeit vergeht. Für die Baumers sind aus Stunden Tage geworden, aus Tagen Monate und aus Monaten Jahre. Fünf Jahre sind es am 26. Mai, dass ihre Tochter Maria verschwand. Am Anfang war Hoffnung, dass sie zurückkehren wird, dann Trauer über ihren gewaltsamen Tod, dann kam die Ungewissheit, warum das alles geschah. Quälende Fragen, die bis heute niemand beantwortet hat. In der Kirche in Muschenried wollte Maria Baumer heiraten. Stattdessen wurde hier das Requiem für sie zelebriert. Der Mensch, der der 26-Jährigen gewaltsam das Leben nahm, hat mehrere Leben zerstört. Und doch, sagen die Baumers, muss es irgendwie weitergehen.

Maria Baumers Mutter, die ebenfalls Maria heißt, stellt Nussecken, Obstkuchen und frische Küchel auf den Terrassentisch. Küchel, sagt Marias Zwillingsschwester Barbara, haben sie schon als Kinder mit Mama und Oma gebacken. Sie hatten eine große Freude daran, das traditionelle Gebäck auszudrehen und zuzuschauen, wie es im heißen Fett ausgebacken wird. Auch später standen die Schwestern oft gemeinsam in der Küche. Backten für die Landjugend, für Feste im Ort. Glückliche, unbeschwerte Tage, die es so nicht mehr geben wird.!Marias Tod hat einen grauen Schleier über die Familie gelegt. Nach außen wirkt sie gefasst, hat sich einen dicken Schutzpanzer zugelegt. Niemand soll sehen, was in den Eltern und Geschwistern vorgeht.

Man hat uns ja noch nicht einmal an Marias Grab in Ruhe gelassen.
Barbara Baumer

Diese öffentliche Neugierde, der sie nun schon so lange ausgeliefert sind, hat sie gelehrt, ihre Gefühle gut unter Kontrolle zu halten. Die ersten Journalisten standen schon vor der Tür, als sie die engsten Angehörigen noch nicht über Marias Tod informiert hatten, erzählen die Eltern. „Man hat uns ja noch nicht einmal an Marias Grab in Ruhe gelassen“, sagt Barbara Baumer. Fremden gegenüber verhält sie sich seitdem äußerst reserviert. Die Familie äußerte sich auch nicht mehr, wenn Unwahres in der Zeitung stand. Bis jetzt, wo sich wohl bald entscheiden wird, ob der ungeklärte Tod von Maria vor Gericht kommt.

Wie in einer heilen Welt
Muschenried wirkt wie eine heile Welt, in der die Zwillingsschwestern mit ihren drei älteren Brüdern aufwuchsen. Der Vater führt eine Steuerkanzlei, die Mutter ist kommunalpolitisch aktiv, arbeitet in Gremien der katholischen Kirche mit und in den Vereinen. Die Zwillingsmädchen haben ein sehr enges Verhältnis zueinander. Beide sind lebhaft, frech und zielstrebig. Maria noch mehr als Barbara. Schon als Kind habe sie einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und eine sehr direkte Art an den Tag gelegt, erzählt die Mutter. In der zweiten Klasse sei sie mit der Klassenleiterin aneinandergeraten, weil diese wissen wollte, warum sich Maria von ihrer Mutter ein vergessenes Heft in die Schule bringen ließ. Darauf habe sich Maria mit den Worten „das geht dich gar nichts an“ abgewendet. Erinnerungen, die den Eltern ein Lächeln ins Gesicht zaubern. „Ja, so war unsere Maria“, sagt die Mutter.

Die Schwestern besuchten das Gymnasium in Oberviechtach, engagierten sich in der Katholischen Landjugend. Beim Weltjugendtag in Köln bauten sie am Projekt einer Solarkirche mit. Maria, die Mutige, stieg aufs Dach. „Der Opa ist Zimmermann und darum könne sie das auch“, hatte sie ihren Eltern erklärt. Sie hätte sich das auch nicht ausreden lassen, sagt die Mutter. „Sie war schon immer ein Sturschädel“, sagt die Schwester.

Maria wollte Medizin studieren. Doch der Numerus clausus stand ihr im Weg. Sie begann eine Ausbildung zur Krankenschwester, brach sie aber kurz darauf wieder ab, um in Bayreuth Geoökologie zu studieren. „Das war nicht ihre erste Wahl, aber sie hat sich arrangiert, war fleißig und hat das bis zum Master durchgezogen“, sagt der Vater Alois Baumer. „Sie hat sich auch gefreut, dass sie sofort eine Arbeitsstelle fand.“

„Sie haben sich gut ergänzt“
Auch die Beziehung zwischen Maria und dem Krankenpfleger Christian schien glücklich zu sein. Barbara Baumer sagt, dass sich das Paar gut ergänzt habe. „Christian war der ruhigere Part, der gut mit Marias forscher Art umgehen konnte.“ Es habe auch mal Streit gegeben, der sich aber meist rasch gelegt habe. „Maria konnte wütend werden, aber im nächsten Moment war alles wieder gut. Sie war nie nachtragend“, sagt die Zwillingsschwester.

Ein Streit. Oft haben sich die Baumers gefragt, ob das der Auslöser für die Katastrophe war. In den 16 Monaten, in denen Maria vermisst wurde, beherrschte der Gedanke ihr Handeln. Der Verlobte bestritt, dass etwas vorgefallen war. Weil sie ihm glaubten, suchte die Familie nach anderen Erklärungen – auch bei sich selbst. Aber sie fanden nichts. Maria hatte doch immer deutlich gesagt, wenn ihr etwas nicht passte. Beim letzten Anruf, zwei Tage vor ihrem Verschwinden, hatte sie keinerlei Andeutungen gemacht, dass etwas nicht in Ordnung wäre. Sicher war sich die Familie, dass Maria sich nichts angetan hatte. „Deshalb habe ich sie auch dafür verantwortlich gemacht, dass es Christian nach ihrem Verschwinden so schlecht ging. Es gab Momente, da war ich wütend“, sagt die Schwester.

Bei diesem Gedanken, rinnen der jungen Frau die Tränen übers Gesicht. Das Gefühl, sich für jemanden eingesetzt zu haben, der möglicherweise mit dem Verschwinden und Tod von Maria zu tun haben könnte, hat tiefe Spuren bei der 31-Jährigen hinterlassen. Sie könne nur noch schwer Vertrauen fassen, sagt Barbara Baumer. Da gibt es aber auch den Zwiespalt. Die Zweifel, dass vielleicht nichts so war, wie es scheint. Was, wenn Polizei und Staatsanwaltschaft, die schon kurz nach dem Verschwinden gegen den ehemaligen Verlobten ermittelten, doch falsch liegen? „Was, wenn Christian entgegen aller Indizien unschuldig ist?“, fragt Barbara Baumer und kämpft erneut mit Tränen. Die Mutter streicht ihr beruhigend über den Rücken. „Man fühlt sich einfach nur hilflos“, sagt sie. Wer ein Verbrechen begehe, bekomme einen Verteidiger an die Seite gestellt. „Aber wer kümmert sich um die Opfer? Sie müssen viel Geld für einen Anwalt in die Hand nehmen, damit sie überhaupt Akteneinsicht erhalten und ihre Interessen vor Gericht vertreten werden.“

Das Thema brennt der Familie auf den Nägeln, seit sie im November in den Zuschauerreihen des Landgerichts Regensburg saß und den Missbrauchsprozess gegen Marias früheren Verlobten verfolgte. Die Taten waren im Zuge der Ermittlungen um Maria ans Licht gekommen. Erst schwieg der Krankenpfleger. Als man ihm eine Bewährungsstrafe in Aussicht stellte, räumte er den Missbrauch zweier Schüler des Domspatzen-Gymnasiums ein. Sexuelle Handlungen, die auch noch stattfanden, als er bereits mit Maria über eine Hochzeit sprach. „Er konnte uns nicht in die Augen schauen“, sagt Marias Mutter. „Ein einziges Mal hat er es getan und sofort den Blick gesenkt.“ Im Gerichtssaal erfuhren Marias Angehörige auch, dass Christian Gefühle für eine junge Patientin am Bezirksklinikum entwickelt hatte, der er, wie er ebenfalls gestand, bei einem Treffen ein Beruhigungsmedikament verabreichte. Was das alles mit dem Tod von Maria zu tun haben könnte, haben sich die Baumers gefragt. Auch die Polizei hat diese Fragen gestellt. Zu welchem Ergebnis sie kam, wissen die Baumers nicht.

Marias Mutter holt die Kerze aus dem Wohnzimmer, die sie für das Requiem gestaltet hat. In der Mitte ist ein silbernes Kreuz. Ein solches Kreuz hatte Maria um den Hals getragen. „Immer“, sagt die Mutter. Anderen Schmuck habe sie auch mal abgelegt, auch den Verlobungsring, aber die Kette nie. Auch deshalb ließ die Familie die 26-Jährige mit einem Foto suchen, auf dem der Anhänger gut zu erkennen war. Als Marias sterbliche Überreste gefunden wurden, war die Kette mit dem Kreuz nicht mehr bei ihr. Sie ist bis heute verschwunden.

Das Kreuz, Zeichen für Marias gelebten Glauben, war von Anfang an ein Ansatz, den auch die Polizei ernst nahm. Sie ermittelte in einem Kloster und als Zeugen sich nach einem Beitrag in „Aktenzeichen xy ungelöst“ meldeten, die Maria auf dem Jakobsweg bei Gevelsberg gesehen haben wollten, wurde auch dort intensiv ermittelt und sogar mit Mantrailerhunden nach ihr gesucht. „Bis heute verstehe ich nicht, wie sich die Zeugen so sicher sein konnten“, sagt Alois Baumer. Nie habe Maria den Wunsch geäußert, den Jakobsweg zu laufen. Doch die Familie klammerte sich an diesen Hoffnungsschimmer. Was sollte sie auch sonst tun. Maria hatte sich ja nicht gemeldet, nicht an Weihnachten und nicht an ihrem Geburtstag im Januar. „Doch jeglichen Gedanken, dass Maria nicht mehr am Leben sein könnte, haben wir uns verboten“, sagt Barbara Baumer, während sie sich ganz aufrecht im Gartenstuhl zurechtsetzt und ihre gelbe Jacke straff zieht. Sie will Haltung demonstrieren, in diesen Momenten, die ihr besonders nahe gehen.

"Doch jeglichen Gedanken, dass Maria nicht mehr am Leben sein könnte, haben wir uns verboten."
Barbara Baumer

Dann erzählt sie von den Zweifeln, die es gab. Das abgeschlossene Studium, der erste Job als Windanlagengutachterin, die Wahl zur Landesvorsitzenden der Katholischen Landjugend in Bayern, wenige Tage vor ihrem Verschwinden – „das macht man doch nicht, wenn man weg will“, ergänzt der Vater. Das passte vor allem überhaupt nicht zur pflichtbewussten Maria, die nie einen Termin versäumte und die ihre Finanzen penibel regelte. Am 8. September, auf den Tag genau ein Jahr nach Marias geplanter Hochzeit und am Marienfeiertag „Maria Geburt“, wurde sie tot in einem Wald bei Bernhardswald gefunden. „Das Datum sagt mir, dass es Fügung war, dass sie an diesem Tag gefunden wurde“, sagt die Mutter. Jetzt hat die Familie zumindest ein Grab, an dem sie Maria nahe sein kann. Doch die Trauerarbeit braucht auch Antworten. Antworten, die der Täter nicht geben will.

Die Sonne senkt sich über Muschenried und legt die Dorfkirche in ein goldenes Licht. Auch Barbara Baumer will hier heiraten. Es soll ein glücklicher Tag werden. „Ich wünsche mir ein schönes Fest, auch wenn mir klar ist, dass es nicht so sein kann, wie früher. Denn nichts ist wie früher, weil Maria fehlt.“

Isolde Stöcker-Gietl
Benutzeravatar
Mainacht
Beiträge: 827
Registriert: Freitag, 18. Juli 2014, 00:00:29
Kronen:
Sterne:

Re: MORDFALL BAUMER -- Presseberichte

Ungelesener Beitrag von Mainacht »

http://www.wochenblatt.de/nachrichten/r ... 172,449945

Wochenblatt Regensburg 14.06.2017
Im Fall Maria Baumer wurde offenbar munter abgehört

Und schon wieder hörte der Staatsanwalt bei Wochenblatt-Journalisten mit!

Und sie hat es schon wieder getan. Die Staatsanwaltschaft Regensburg hat in einem Schreiben an das Wochenblatt bestätigt, dass Telefonate mitgeschnitten wurden. Konkret geht es um den Fall der zunächst vermissten und dann tot aufgefundenen Maria Baumer aus Muschenried im Landkreis Schwandorf.

Einer dieser ominösen seltsam-braunen Umschläge flattert in die Wochenblatt-Redaktion – "Justizbehörden in Regensburg" steht außen drauf. Und innen drin befindet sich ein Schreiben der Staatsanwaltschaft, man habe zwischen dem 22. Mai 2013 und dem 28. Dezember 2016 Gespräche überwacht, die wir – genauer gesagt Redakteurin Ursula Hildebrand –mit einem Anschluss in Niedersachsen geführt haben. Kurz recherchiert lässt sich feststellen: Ja, von einem der Redaktionstelefone aus wurde mit einem Privatermittler in Niedersachsen telefoniert, genauer gesagt am 18. Juli 2014. Da sprachen wir das erste Mal mit dem Ermittler, mit dem auch die örtliche Tageszeitung in Verbindung stand. Mit der dortigen Redaktion war Werner B. Mitte Juli vor Ort im Kreuther Forst, danach telefonierten auch wir mit dem Privatermittler.

Wir sind vorsichtig, was kann jemand, der Hunderte Kilometer weit weg wohnt, zu unserem Fall im Landkreis Regensburg wissen? So manche seiner Theorien klingen reichlich konstruiert. Die Obduktion der toten Maria sei „ein Witz“ gewesen, die Quote liege bei 90:10, dass der ehemalige Verlobte nicht der Täter sei. B. bringt im Gespräch den Serienvergewaltiger ins Spiel, der sich auf Burg Brennberg selbst gerichtet hatte. Ist er der Täter? Im weiteren Verlauf des Gespräches kommt B. auch auf den Fall der damals noch vermissten Peggy. Er wisse, wo Peggy ist, sie lebe und wolle nicht nach Hause. Dass er hier komplett falsch lag, ist mittlerweile bekannt. Peggy ist tot ...

Wir verzichteten damals auf eine Berichterstattung über den Privatermittler, zu komisch kam uns die ganze Sache vor. Und auch die Staatsanwaltschaft fand es offenbar komisch, dass sich jemand aus Niedersachsen derart intensiv für einen Todesfall in Bayern interessiert. Neben den Eltern der Maria Baumer wurde also auch der Ermittler abgehört – und dabei gerieten wie schon im Fall Joachim Wolbergs Wochenblatt-Journalisten und ihre Gespräche ins Visier. Der von Staats wegen zugesicherte Quellenschutz ist so nicht mehr gegeben.

Man darf gespannt sein, wer im Fall Maria Baumer noch alles abgehört worden ist. Mit weiteren Schreiben in braunen Umschlägen, die die verschiedenen Redaktionen und Journalisten erreichen, wird auch das über kurz oder lang ans Licht kommen. Ob allerdings durch diese vielen Abhörmaßnahmen auch ans Licht kommt, wer für den Tod der Maria Baumer verantwortlich ist, das steht in den Sternen ...
Benutzeravatar
talida
Beiträge: 13453
Registriert: Donnerstag, 01. August 2013, 12:24:50
Kronen: Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ
(ausgezeichnet mit dreizehn Goldenen Kronen für 13.000 Beiträge)
Sterne: ★ ★ ★ ★ ★ ★ ★
(ausgezeichnet mit sieben Goldenen Sternen für drei korrekte Antworten)

Re: MORDFALL BAUMER -- Presseberichte

Ungelesener Beitrag von talida »

Fall Baumer: Die Anwälte sind am Zug


Die Staatsanwaltschaft kann noch keinen Zeitpunkt für eine Entscheidung nennen.

Im Fall Anna Poddighe wird weiter ermittelt.

Von Isolde Stöcker-Gietl, MZ
REGENSBURG.

Vor wenigen Tagen jährte es sich zum vierten Mal, dass die sterblichen Überreste von Maria Baumer in einem Waldstück bei Bernhardswald gefunden wurden. Doch der Tod der jungen Frau aus Muschenried (Lkr. Schwandorf) ist noch immer nicht aufgeklärt.

Die Angehörigen, die im Frühjahr über den Abschluss der Ermittlungen informiert wurden, warten weiterhin auf eine Entscheidung der Staatsanwaltschaft. Ob diese noch in diesem Jahr fällt, ist völlig offen, sagt Theo Ziegler, Sprecher der Staatsanwaltschaft, auf Nachfrage unseres Medienhauses.

Indizien Spaten und Laptop

Als einziger Tatverdächtiger gilt der ehemalige Verlobte der Windanlagengutachterin. Der 32-Jährige war bereits kurz nach dem Verschwinden im Mai 2012 ins Visier der Polizei geraten. Als man die sterblichen Überreste fand, saß er für sechs Wochen in Untersuchungshaft.

Der Fall wurde nach einer erfolgreichen Haftbeschwerde noch einmal neu aufgerollt, aber Hinweise auf andere Tatverdächtige hätten sich nie ergeben, betonte die Staatsanwaltschaft mehrfach.

Ob die Polizei ausreichende Belege für seine Täterschaft sammeln konnte, ist nicht an die Öffentlichkeit gedrungen.

Dass ein am Fundort der Leiche gefundener Spaten eine wichtige Rolle in den Ermittlungen spielt, hatte die Staatsanwaltschaft bestätigt. Die an dem Werkzeug gefundenen DNA-Spuren sowie ein Haar konnten aber nicht mit dem Tatverdächtigen in Verbindung gebracht werden.

Wichtige Anhaltspunkte lieferten den Ermittlern wohl auch Aktivitäten an Maria Laptop. Darauf wurden rund um den Zeitpunkt ihres Verschwindens Löschvorgänge gestartet.

Auch eine rätselhafte Nachricht wurde an den Verlobten geschickt. Ob sie wirklich noch von der Vermissten geschrieben wurde, konnte die Polizei nicht klären, ebenso wenig wie zwei Anrufe, die der Verlobte auf dem Festnetz erhalten haben will. Der Speicher der Telefonanlage war gelöscht worden.

Belegen konnte die Polizei aber wohl, dass der Verlobte die bereits alarmierten Eltern nicht sofort über angebliche Lebenszeichen von Maria informiert hatte.

Bis heute ist nicht bekannt, wie Maria Baumer starb, auch Tatort und der genauer Todeszeitpunkt konnten nicht mehr ermittelt werden. Der Tatverdächtige streitet vehement ab, etwas mit dem Verschwinden und dem Tod seiner Verlobten zu tun zu haben.

Anklage kann aber nur dann erhoben werden, wenn die Staatsanwaltschaft mit einer mehr als 50 prozentigen Wahrscheinlichkeit davon ausgehen kann, dass der Tatverdächtige in einem Prozess verurteilt werden würde. Wohl auch aus diesem Grund saßen die Beamten der Ermittlungsgruppe Maria im November im Gerichtssaal, als der 32-Jährige zu einer Strafe von zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt wurde – wegen sexuellen Missbrauchs von zwei Schülern und der heimlichen Verabreichung eines Betäubungsmittels an eine junge Frau.

Derzeit erhalten die Verteidiger Akteneinsicht. „Sie haben ausführlich Zeit, um dann Stellung zu beziehen“, sagt die Staatsanwaltschaft. Es seien dafür Fristen gesetzt worden, diese könnten aber noch weiter verlängert werden, weshalb es schwer sei, eine zeitliche Prognose für eine Entscheidung abzugeben, so Sprecher Ziegler.
................................
http://www.mittelbayerische.de/region/a ... 62480.html
Was man ernst meint, sagt man am besten im Spaß - Wilhelm Busch
Benutzeravatar
Mainacht
Beiträge: 827
Registriert: Freitag, 18. Juli 2014, 00:00:29
Kronen:
Sterne:

Re: MORDFALL BAUMER -- Presseberichte

Ungelesener Beitrag von Mainacht »

Maria Baumers Familie muss weiter warten

Die Staatsanwaltschaft kommt 2017 nicht mehr zu einem Abschluss in dem mehr als fünf Jahre zurückliegenden Tötungsdelikt.

Von Isolde Stöcker-Gietl, mZ
24. November 2017 05:30 Uhr

Auch in diesem Jahr kommen die Ermittlungen im Fall Baumer nicht mehr zum Abschluss.

Regensburg. Warten, das hat die Familie von Maria Baumer in den vergangenen Jahren auf schmerzlichste Weise gelernt. Sie hofften, dass die verschwundene Tochter und Schwester zurückkehrt. Seit September 2013, als die sterblichen Überreste der jungen Frau bei Bernhardswald gefunden wurden, auf Antworten, was mit Maria passiert war. Doch in der Sache hat sich in den vergangenen Monaten nichts mehr bewegt. Der angekündigte Abschluss der Ermittlungen ist ins Jahr 2018 verschoben worden. Theo Ziegler, Sprecher der Staatsanwaltschaft Regensburg, sagte diese Woche auf Nachfrage, dass man dem Verteidiger des ehemaligen Verlobten – der 33-Jährige gilt als einziger Tatverdächtiger – bis Ende des Jahres Zeit eingeräumt habe, Einsicht in die Akten zu nehmen und eine Stellungnahme abzugeben. Erst danach werde eine Entscheidung fallen.

Verteidiger hat viel zu tun

Dass in dem Verfahren eine Art Stillstand eingetreten ist, hat wohl auch mit dem vollen Terminkalender von Verteidiger Michael Haizmann zu tun. Er war und ist in diesem Jahr in eine Reihe aufsehenerregender Prozesse eingebunden. Er hat den Reichsbürger aus Georgsgmünd vertreten. Er gehört zu einer Reihe von Anwälten, die die Beschuldigten in der Regensburger Korruptionsaffäre vertreten und verteidigt gerade einen Heizungsbauer aus Niederbayern, der seine Geliebte und das ungeborene Kind tötete.

Haizmann hatte in einem Interview angekündigt, dass er die Ermittlungsakten im Fall Baumer genauestens studieren wolle, bevor er seine Stellungnahme abgibt. Der frühere Verlobte der Windanlagengutachterin saß nach dem Fund der Toten sechs Wochen in Untersuchungshaft. Das war 2013. „Hätten sich weitere Beweise, die gegen meinen Mandanten sprechen, gefunden, dann hätte man doch längst einen neuen Haftbefehl beantragt“, hatte Haizmann mehrfach betont. Auch der Beschuldigte hatte stets seine Unschuld beteuert.

Die Ermittlungsergebnisse der Polizei basieren auf einer Reihe von Indizien. Denn es konnte vieles nicht mehr mit Sicherheit geklärt werden. Weder wann, wo, noch wie Maria Baumer starb. Ihr Leichnam war nur mit einem Slip bekleidet. Ein Aspekt, der wohl dem Verlobten zur Last gelegt werden könnte. Die Kleidung hätte Hinweise auf den Todeszeitpunkt geben können. Belastend dürfte auch der neben der Grabstelle im Wald gefundene Spaten sein. Zwar waren die daran haftenden DNA-Spuren sowie ein Haar nicht mit dem Verlobten in Verbindung zu bringen, doch wenige Tage vor dem Verschwinden von Maria hatte er einen solchen Spaten, eine sogenannte Hausmarke eines in Regensburg ansässigen Baumarktes, erworben und mit EC-Karte bezahlt. Das Werkzeug war bei einer späteren Hausdurchsuchung nicht auffindbar. Die Staatsanwaltschaft wollte sich nie näher zu den Hintergründen des Spatens äußern, hatte aber mit Fotos nach Informationen gesucht und mehrfach erklärt, dass das Werkzeug Teil der Ermittlungen sei.

Zweifel an den Anrufen

Als Indiz für eine Täterschaft dürften zudem Löschungsvorgänge an Marias Laptop gewertet werden, ebenso wie die gelöschte Frizz-Box, die hätte dokumentieren können, dass Maria sich am Tag ihres Verschwindens noch zweimal – wie der Verlobte ausgesagt hatte – bei ihm gemeldet hat. Die Familie von Maria Baumer hatte in einem Gespräch mit unserem Medienhaus Zweifel an diesen Anrufen geäußert. Der Verlobte habe sie am späten Vormittag darüber informiert, dass er Maria nicht in der Wohnung angetroffen habe, obwohl man zum Mittagessen in Muschenried verabredet war. Am Nachmittag rief er erneut an – zu einem Zeitpunkt, als sich die Vermisste angeblich gemeldet hatte – und erwähnte das aber offenbar mit keiner Silbe. Erst bei einem weiteren Telefonat soll er von einer Auszeit Marias in Hamburg gesprochen haben. Die Eltern telefonierten noch am Abend mit Angehörigen im Norden. Doch Maria tauchte dort nie auf.

Ein ehemaliger Profiler, der in die Ermittlungen in dem Fall eingebunden war, sagte unserem Medienhaus, dass die Suche nach dem Motiv den Fall so schwierig mache. „Es bleibt rätselhaft, warum sie sterben musste.“

http://www.mittelbayerische.de/bayern-n ... 86974.html
Aggie
Beiträge: 1647
Registriert: Donnerstag, 24. Januar 2013, 20:44:57
Kronen: Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ
(ausgezeichnet mit einer Goldenen Krone für 1000 Beiträge)
Sterne:

Re: MORDFALL BAUMER -- Presseberichte

Ungelesener Beitrag von Aggie »

Mittelbayerische Zeitung, 05. Januar 2018, 05.31 Uhr:


Fall Baumer: Anwalt kritisiert Polizei

Der Verteidiger des beschuldigten Verlobten fordert die Einstellung des Verfahrens, unter anderem wegen Fremd-DNA am Fundort.

Von Isolde Stöcker-Gietl

Im Fall der auf ungeklärte Weise zu Tode gekommenen Maria Baumer aus Muschenried (Lkr. Schwandorf) fordert Michael Haizmann, der Anwalt des beschuldigten Verlobten, die Einstellung des Verfahrens. Es bestehe gegen den 33-Jährigen kein Tatverdacht, der genügenden Anlass zur Erhebung der öffentlichen Klage wegen Totschlags biete, sagt er auf Nachfrage unseres Medienhauses. Bis Ende Dezember hatte der Anwalt Zeit, seine Stellungnahme in dem Fall bei der Staatsanwaltschaft einzureichen. Maria Baumer war im Mai 2012 unter rätselhaften Umständen verschwunden, im September 2013 fanden Schwammerlsucher ihre sterblichen Überreste im Kreuther Forst bei Bernhardswald.

Deutliche Kritik an Polizeiarbeit

Der Verteidiger erhebt erneut deutliche Kritik an der Polizei. Es habe ein „Belastungseifer par excellence“ gegen seinen Mandanten geherrscht. „Man wollte unbedingt einen Täter präsentieren. Oder eigentlich wollte man den Verlobten als Täter präsentieren. Das hat ja schon die überstürzte Inhaftierung gezeigt.“ Obwohl das Verfahren nach der erfolgreichen Haftbeschwerde im November 2013 neu aufgerollt werden musste, seien nie andere Personen in den Fokus geraten. Das hat auch die Staatsanwaltschaft gegenüber der MZ in der Vergangenheit so bestätigt.

Im Zuge der Ermittlungen seien die Beamten der EG Maria auch mit Fehlinformationen zulasten seines Mandanten an die Öffentlichkeit gegangen, kritisiert Haizmann. Er nennt den Federspaten, der am Fundort sichergestellt wurde. Wenige Tage vor dem Verschwinden der damals 26-Jährigen hatte der Verlobte ein Werkzeug derselben Marke in einem Regensburger Baumarkt gekauft und mit EC-Karte bezahlt. Die Polizei hatte später mit Bildern um Hinweise gebeten. Bei dem Spaten, der neben der Toten gefunden wurde, habe es sich aber um ein älteres Modell gehandelt, das so nicht mehr im Handel erhältlich war, sagt Haizmann. Dies hätten Recherchen bei der Firma Gardol ergeben. „Das hätte die Polizei auch herausfinden können.“

Die Staatsanwaltschaft hatte bestätigt, dass der Spaten im Zusammenhang mit den Ermittlungen steht, auch deshalb, weil daran DNA-Spuren sowie ein Haar sichergestellt werden konnten. Doch keine der Spuren lasse sich nachweislich in Zusammenhang mit seinem Mandanten bringen, betont Haizmann. Das am Spaten gefundene Haar sowie ein am Fundort sichergestelltes Haarbüschel zeigten stattdessen Übereinstimmung mit dem DNA-Muster von Maria Baumer.

Zwei Haare im Löschkalk

Was bislang nicht an die Öffentlichkeit gedrungen war: Am Fundort wurden noch zwei weitere Haare sichergestellt – in der Löschkalk-Verbindung, mit der das Opfer bedeckt war, um möglicherweise den Verwesungsprozess zu beschleunigen. Die aus diesen beiden Haaren gewonnene DNA habe weder Maria Baumer noch dem Beschuldigten zugeordnet werden können. Es sei aber kein erkennbarer Versuch unternommen worden, diesbezüglich Ermittlungen aufzunehmen, behauptet Haizmann. Die Staatsanwaltschaft äußert sich aus ermittlungstaktischen Gründen nicht zu Einzelheiten in dem Fall. Auch am Slip, dem einzigen Kleidungsstück, das bei der Getöteten gefunden wurde, sei DNA von mindestens drei Personen extrahiert werden, sagt der Verteidiger. Zwar seien die DNA-Merkmale nicht klar abgrenzbar gewesen, Hinweise auf den Beschuldigten hätten sich aber auch in dieser Erbsubstanzmischung nicht ergeben, – ebenso wenig bei einem Stofffetzen sowie einer sichergestellten Trinkflasche. Zudem habe die Analyse der Löschkalk-Verbindung keine belastbare Übereinstimmung mit sichergestelltem Material im Wohnhaus und auf dem Reiterhof – dem letzten Ort, wo das Paar gemeinsam gesehen wurde – erbracht, betont Haizmann.

Lesen Sie hier ein Interview mit der Familie von Maria Baumer: http://www.mittelbayerische.de/bayern-n ... 22789.html

Für ihn steht damit fest, dass sich aufgrund der Spurenlage am Fundort kein hinreichender Tatverdacht gegen seinen Mandanten formulieren lasse. Auch sonst sei der ehemalige Verlobte nicht nachweislich mit einer Tötung von Maria Baumer in Verbindung zu bringen, betont der Anwalt. „Zumal die Ermittler noch nicht einmal in der Lage sind, einen konkreten Tatvorwurf zu formulieren.“

Dass sein Mandant in Aussagen bei Zeitangaben variierte, sieht Haizmann als kein belastbares Indiz. Es sei normal, dass es bei mehrmaliger Befragungen Abweichungen in einem gewissen Rahmen geben könne. Und dass die zwei mutmaßlichen Anrufe von Maria Baumer beim Verlobten am Tag ihres Verschwindens nicht mehr zurückverfolgt werden konnten, könne nicht ihm angelastet werden. Ebenso wenig lasse sich aus einer Internet-Recherche zu Medikamenten wenige Tage vor dem Verschwinden der jungen Frau ein Indiz ableiten, schon alleine deshalb nicht, weil sich der Krankenpfleger berufsbedingt auf diesem Themengebiet informiere. Keines dieser Medikamente sei beim Opfer nachgewiesen worden, sagt Haizmann. Bis heute steht weder fest, wie Baumer starb, noch ist klar, wo sie starb. Die Polizei geht davon aus, dass sie wohl schon am Tag ihres Verschwindens zu Tode kam.

Der Verteidiger hatte bis Ende des Jahres Zeit, sich zum Abschluss der polizeilichen Arbeit zu äußern. Nun muss die Staatsanwaltschaft prüfen, ob sie Anklage erhebt. Für eine Anklage muss die Ermittlungsbehörde mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als 50 Prozent davon ausgehen, dass es vor einem Gericht zu einer Verurteilung kommt. „Wir werden sehen, ob die von mir vorgebrachten Einwände für eine Einstellung des Verfahrens ausreichen werden“, sagt Haizmann.


http://www.mittelbayerische.de/bayern-n ... 00758.html
Antworten