MORDFALL BIRGIT AMEIS -- Diskussion

ÖFFENTLICHE DISKUSSION
Rebus
Beiträge: 97
Registriert: Freitag, 09. April 2021, 13:49:26
Kronen:
Sterne:

Re: MORDFALL BIRGIT AMEIS -- Diskussion

Ungelesener Beitrag von Rebus »

@Widasedumi:

Dominanz im Baumer-Fall

Ich denke, hier liegen wir vielleicht doch nicht so sehr auseinander. Manches ist auch Sache der Definition. Dominanz heißt ja nicht unbedingt, dass ich beabsichtige, jemanden zu dominieren, oder dass ich eine dominante Persönlichkeit bin. (das ist die plumpe Version von Dominanz), sondern auch, ob eine betroffene Person das Empfinden hat, dass die Persönlichkeit eines anderen Menschen ihn „klein“ macht, ihn in eine Hierachie einordnet, in der er zur anderen Person aufschauen muß. Ich erwähnte einen mir persönlich bekannten Fall: Zwei junge Leute sind seit 10 Jahren „zusammen“, beide richtig nett. Er hat Schwierigkeiten, seinen Studienabschluss hinzubekommen, jobbt, kommt mit dem Sudium nicht weiter. Sie kommt voran, macht alle Abschlüsse, promoviert, hat eine Stelle in der Lehre in Aussicht. Er: jobbt. Dann schmeißt er hin, aber nicht sein Stuidium, sondern die Beziehung, mit dem Argument, dass ihre Leben wohl doch nicht mehr kompatibel seien, er fühle sich an den Rand gedrängt. Auch das ist Dominanz, nicht beabsichtigt, aber von einem Menschen so empfunden.
Dominanz im Ameis-Fall
Da hast du vielleicht Recht, wenn man mal davon absieht, dass wir nicht wissen, was sich in einer Ehe so hochschaukeln kann in Jahrzehnten, und was zur Wortkargheit eines Partners führen kann, der der ständigen Belehrungen müde ist, dann sind solche Überlegungen sicher auf dünnem Eis gebaut. Und es gibt auch keine Hinweise dafür, dass nun der andere Partner ein Feierfritze und Partygänger gewesen sein könnte, der seine aufreizend solide und unspektakuläre Partnerin nun gegen das Temperamentsbündel der schönen Isabella aus Kastilien auswechseln möchte. Da nähern wir uns aber schon wieder leicht der Motivlage Baumer. Ja, da muss wohl schon mehr dazu kommen, möchte man meinen. Aber: Wenn es eine Beziehungstat gewesen wäre, wer hätte diese Frau so hassen können, dass er sie umbringen wollte, Wer hätte etwas (und was) davon haben können? War dieser „Zugewinn“ vielleicht, wie im Fall Baumert, etwas, das nur einer kranken Psyche entspringen kann, und das wir deshalb nicht sehen?

@Undercover: Abstellort des Autos

Da hast du völlig Recht, der Meinung war ich schon immer, aber man möchte einfach nicht jedes Mal zur Tastatur greifen, wenn Forumer Vorstellungen entwickeln, die man selbst nicht teilt. Dann käme man aus dem Schreiben gar nicht mehr heraus. Selbstverständlich ist es saublöd, ein Auto, das ich verstecken möchte, auf einen kleinen öffentlichen Parkplatz in ein Parkverbot zu stellen. Wenn ein Täter das getan hätte, um das Auto am Hahn erst einmal unsichtbar zu machen, dann wäre ihm das auf einem der vollen Langzeitparkplätze am Hahn sehr viel besser gelungen. Noch dazu mit Parkausweis. Wenn der Täter etwas mit diesem Parkplatz zu tun hatte, und - warum auch immer – das Auto gerade dort schnell auffindbar machen wollte, dann hat er nicht mit der Schläfrigkeit der Lautzenhausener gerechnet. Meine Meinung: Zufall und den Feiertagen ist es zu danken, dass das Auto nicht bereits am nächsten Tag auffiel. Selbst die suchende Familie hätte es dort finden können bei einer Rundfahrt durch L’h.

@alle:

Selbst was den Fundort der Leiche anbetrifft, bin ich ganz anderer Meinung, als manche Forumer hier. Ich finde auch dieses Versteck saublöd und gehe nicht davon aus, dass hier ein studierter Forstwirt am Werke war. der nicht nur das Gras wachsen hört, sondern auch vorausberechnet, wie sich die Zweige und Äste der Dickung in den nächsten 5 Jahren schützend über seiner Leiche ausbreiten würden. Welcher normal denkende Zeitgenosse konnte denn damit rechnen, dass es 5 Jahre dauern würde, um die Leiche hier zu finden, da muss ich doch gar nicht überlegen, wie das in 5 Jahren aussehen würde. Auch in diesem Fall: Reiner Zufall.

Ich lese aus diesem Ablageort etwas ganz anderes: Die Tat war nicht geplant, der Täter war in Eile und er kannte sich in der Gegend nicht gut aus.
Warum meine ich das?
Wenn ich einen Mord plane, dann überlege ich mir ganz in Ruhe und mit Sorgfalt, wie und wo ich die Tat ausführe, und wo ich dass Opfer hinterher verberge. Und was Letzteres anbetrifft, lautet meine Antwort:

An einer Stelle,
- an der die Polizei garantiert nicht sucht, mit Suchstaffeln und Spürhunden
- an der die Wahrscheinlichkeit gering ist, dass jemand zufällig dort hineingeht, wie etwa ein Jogger, der einen „Boxenstop“ machen muss, ein
Spaziergänger oder Autofahrer mit Blasenschwäche, oder ein Waidmann mit Hund.

Also nicht zu viele Straßen, wenig Publikumsverkehr.
Ich brauche einen Platz weiter entfernt vom Flughafen, möglichst nicht zu dicht an einer Straße oder einem Weg. Ich muss trotzdem mit dem Auto gut in einen Waldweg abbiegen können und es so parken können, dass es von der Straße aus nicht direkt sichtbar ist, und dann mit einem Trolley noch so weit ins Gelände fahren können, dass ein guter Puffer zwischen dem nächsten Weg und dem Ablageort gegeben ist, um zufälliges Auffinden beim Abweichen vom Weg zu verhindern. Niemals hätte ich bei sorgfältiger Planung diesen Fundort gewählt, ich denke, ich wäre sogar im Vorhinein die Gegend abgefahren oder abgelaufen, um ein Versteck zu finden, das ich dann parat gehabt hätte.

Unser Täter kannte aber offenbar die Gegend nicht so gut (dass würde gegen einen Täter aus Lautzenhausen sprechen), um aus der Erfahrung heraus bereits eine Idee für einen guten Ablageort zu haben. Er hat wohl auch nicht genügend Zeit gehabt, um da noch lange zu suchen. Vielleicht ist er sogar – das würde diesen fußläufig nahen Ablageort erklären – vorher noch schnell zu Fuß in Richtung Wald gegangen, um nach einer geeigneten Stelle zu suchen, und hat dann den erstbesten Platz gewählt, um am Abend vor der Heimfahrt die Leiche mit seinem Auto dorthin zu verbringen. Jedenfalls würde ich nicht sagen, die Leiche sei „gut versteckt“ gewesen. Vom Ende her betrachtet, ja, wie beim Auto, aber auch hier würde ich das als Zufall ansehen, mit dem niemand rechnen konnte.
Anka67
Beiträge: 388
Registriert: Samstag, 16. März 2019, 00:48:06
Kronen:
Sterne:

Re: MORDFALL BIRGIT AMEIS -- Diskussion

Ungelesener Beitrag von Anka67 »

Auch ich bin der Meinung, dass der Gemeindeparkplatz nicht als Versteck gedacht war. Wenn man es hätte verstecken wollen, dann wäre der offizielle Flughafen-Parkplatz das ideale und naheliegende Versteck. Auch hätte man das Auto im tiefen Wald verschwinden lassen können, aber nicht auf dem Gemeindeparkplatz im Parkverbot!! Von daher bin ich nach wie vor überzeugt, B.A. parkte das Auto selbst dort. Auch die fehlende Fremd-DNA spricht für mich dafür.

Natürlich kann man anhand eines Fotos nicht viel über die Person sagen, aber man bekommen einfach einen Eindruck. Ich habe selbst jahrelang im Publikumsverkehr gearbeitet und musste feststellen, dass der erste Eindruck einer Person (also auf dem ersten Blick) auch zu 95% immer der Richtige war. Ich schätze, bei den Eheleuten Ameis, haben sich die Gegensätze "angezogen". Sie lebte eher zurückgezogen, wenig Kontakte, war ruhig, hatte fast "alle Dinge unter Kontrolle" u.ä., während er mir eher so vorkommt, das Gegenteil davon zu sein. Aber... zum einen kann der ganze Eindruck über die Charakteren täuschen, zum anderen halte ich aber mittlerweile Mister X und Mister Y nicht mehr für den Täter.

Ich denke, der Täter ist ein Ortskundiger (z.B. Anwohner), der auch irgendeinen Bezug zum Flughafen hat. Ob er nun dort arbeitet oder vielleicht nur ein Lieferant für den Flughafen ist, weiß ich nicht. Ich denke, die Wahl des Auffindeortes ist eher Zufall gewesen. Es war meiner Meinung nach ein Ort, den der Täter auch zu Fuß erreichen kann.
Mister Z. wäre da natürlich ein Kandidat, aber es könnte auch ein völlig Anderer gewesen sein. Allerdings denke ich, B.A. "kannte" den Täter - wenn auch nur sehr weitläufig oder durch z.B. ein tägliches "Guten Tag" oder "Hallo".

Dass B.A. mit einem großen Trolley wegtransportiert wurde, kann ich mir bis heute einfach nicht vorstellen. Der Trolley müsste schon sehr groß gewesen sein und ist - meiner Meinung nach - gerade für den Waldweg und bei dem schlechten Wetter absolut ungeeignet. Außerdem haben die meisten Flugbegleiter/Flugpersonal eher handliche Trolleys, weil sie doch noch 1-2 Nächte verbringen bis sie den Rückflug antreten.
Assis
Beiträge: 809
Registriert: Sonntag, 24. Mai 2020, 07:55:15
Kronen:
Sterne:

Re: MORDFALL BIRGIT AMEIS -- Diskussion

Ungelesener Beitrag von Assis »

Ein weiteres mögliches Szenario könnte sein, dass der Täter eigentlich gar nicht die Absicht hatte, BA zu töten.

Angenommen, zwischen BA und dem Täter ist etwas passiert, das nach Ansicht des Täters auf keinen Fall öffentlich gemacht werden sollte und er sie deshalb in Panik getötet hat.

Schaut man sich dann den Fundort der Überreste an, könnte es sein, dass der Täter, um die Sache für die Familienangehörigen von BA nicht zu verschlimmern, bewusst einen Ablageort gewählt hat, an dem die Möglichkeit bestand, dass man die Leiche, ohne eine Verbindung zu ihm machen zu können, finde wurde.
Widasedumi
Beiträge: 8966
Registriert: Donnerstag, 12. März 2020, 10:04:00
Kronen: ♔♔♔♔♔♔♔♔
(ausgezeichnet mit acht Goldenen Kronen für 8000 Beiträge)
Sterne:

Re: MORDFALL BIRGIT AMEIS -- Diskussion

Ungelesener Beitrag von Widasedumi »

Rebus hat geschrieben: Mittwoch, 09. Juni 2021, 14:41:54 Dominanz heißt ja nicht unbedingt, dass ich beabsichtige, jemanden zu dominieren, oder dass ich eine dominante Persönlichkeit bin. (das ist die plumpe Version von Dominanz), sondern auch, ob eine betroffene Person das Empfinden hat, dass die Persönlichkeit eines anderen Menschen ihn „klein“ macht, ihn in eine Hierachie einordnet, in der er zur anderen Person aufschauen muß.
Rebus

Dann dürfte BA nie das Opfer sein, ist sie doch eine "kleine" Beamtin im mittleren Dienst gewesen, während der Partner zwei Beamtenstufen höher war. Er war nicht nur im gehobenen, sondern sogar im höheren Dienst. Da sehe ich bei BA auch keine "unbewusster Dominanz", weder vom Status her, noch von ihren sozialen Kontakten oder Hobbys. Dein Beispiel, Rebus, von dem Paar, in dem die Frau promovierte und der Partner sich nicht mehr ebenbürtig fühlte, passt nicht zu BA.
Wenn ich mir die Frage stelle, ob BA eventuell unter der Abwesenheit ihres Partners gelitten hat, und dieses Leiden eine Aggression ausgelöst haben könnte, so halte ich das bei den Persönlichkeitsmerkmalen
lebensbejahend, ruhig, zuverlässig, rational, bodenständig, konstant, verträglich, nicht schwermütig oder depressiv, unaufgeregt, locker,
eher für unwahrscheinlich.

Warum der Partner ein wortkarger Mann ist, kann viele Gründe haben.

Das Motiv ist der Knackpunkt. Wer hatte einen Vorteil vom Tod der Frau Ameis?
Irrtumsvorbehalt
Rebus
Beiträge: 97
Registriert: Freitag, 09. April 2021, 13:49:26
Kronen:
Sterne:

Re: MORDFALL BIRGIT AMEIS -- Diskussion

Ungelesener Beitrag von Rebus »

Mal etwas ganz anderes, das keinen direkten Zusammenhang mit unserem Fall hat, aber doch eine geradezu gruselige Ähnlichkeit hinsichtlich der Auffindesituation der Leiche:

Sitz des DWD in München ist der Stadtteil Moosach. Exakt 1 Jahr vor dem Tod unseres Opfers, Anfang Mai 2014, wurden in einem Wald des gleichen Stadtteils die sterblichen Überreste einer seit Monaten vermissten Frau gefunden, und die Münchner Presse berichtete darüber. Z.B.:

https://www.focus.de/regional/muenchen/ ... 33825.html
Widasedumi
Beiträge: 8966
Registriert: Donnerstag, 12. März 2020, 10:04:00
Kronen: ♔♔♔♔♔♔♔♔
(ausgezeichnet mit acht Goldenen Kronen für 8000 Beiträge)
Sterne:

Re: MORDFALL BIRGIT AMEIS -- Diskussion

Ungelesener Beitrag von Widasedumi »

Rebus hat geschrieben: Mittwoch, 09. Juni 2021, 16:42:36 Mal etwas ganz anderes, das keinen direkten Zusammenhang mit unserem Fall hat, aber doch eine geradezu gruselige Ähnlichkeit hinsichtlich der Auffindesituation der Leiche:

Sitz des DWD in München ist der Stadtteil Moosach. Exakt 1 Jahr vor dem Tod unseres Opfers, Anfang Mai 2014, wurden in einem Wald des gleichen Stadtteils die sterblichen Überreste einer seit Monaten vermissten Frau gefunden, und die Münchner Presse berichtete darüber. Z.B.:

https://www.focus.de/regional/muenchen/ ... 33825.html
In diesem Fall wurde der Lebenspartner rasch festgenommen, da das Opfer zu Lebzeiten an seine Freundin im Falle einer schweren Verletzung Hinweise auf ihren schlagenden und eifersüchtigen Partner gegeben hatte. In der tz vom 21.5.15 steht ein Bericht über die lebenslange Freiheitsstrafe für den Partner. Revision wurde von der Verteidigung angekündigt. Ob sie Erfolg hatte, konnte ich nicht herausfinden, da der Nachname des Verurteilten nur in der Abkürzung "A" angedeutet wurde.
https://www.tz.de/muenchen/stadt/mord-p ... 34829.html
Irrtumsvorbehalt
Widasedumi
Beiträge: 8966
Registriert: Donnerstag, 12. März 2020, 10:04:00
Kronen: ♔♔♔♔♔♔♔♔
(ausgezeichnet mit acht Goldenen Kronen für 8000 Beiträge)
Sterne:

Re: MORDFALL BIRGIT AMEIS -- Diskussion

Ungelesener Beitrag von Widasedumi »

Anka67 hat geschrieben: Mittwoch, 09. Juni 2021, 16:07:58 Auch ich bin der Meinung, dass der Gemeindeparkplatz nicht als Versteck gedacht war. Wenn man es hätte verstecken wollen, dann wäre der offizielle Flughafen-Parkplatz das ideale und naheliegende Versteck. Auch hätte man das Auto im tiefen Wald verschwinden lassen können, aber nicht auf dem Gemeindeparkplatz im Parkverbot!! Von daher bin ich nach wie vor überzeugt, B.A. parkte das Auto selbst dort. Auch die fehlende Fremd-DNA spricht für mich dafür.
Auf dem Flughafen Parkplatz hätte die am Sonntag suchende Familie der Vermissten das Auto vermutlich gleich entdeckt. Diese ist am Ostersonntag von Lohmar zum Flughafen Hahn gefahren, um nach BA zu suchen. Offenbar war der Gemeindeparkplatz abseits genug, damit das Fahrzeug nicht auffiel. Damit hatte der Täter seinen Zweck erreicht. Dass es nicht im tiefen Wald abgestellt wurde, hatte vermutlich den Grund darin, dass der Täter wieder zu seinem eigenen Fahrzeug auf dem Flughafengelände zu Fuß zurück musste. Das ist meine Meinung.
Irrtumsvorbehalt
Stiller Gast

Re: MORDFALL BIRGIT AMEIS -- Diskussion

Ungelesener Beitrag von Stiller Gast »

@ Widasedumi: Dieser Meinung bin ich auch - am Flughafen wäre das Fahrzeug noch viel rascher gefunden worden. Außerdem wäre der Täter beim Aussteigen vielleicht gesehen oder gar aufgenommen worden. So musste er nur unbemerkt einsteigen und sich eine Kopfbedeckung oder ein Tuch ins Gesicht ziehen. Der Gemeindeparkplatz suggeriert außerdem eine Wanderung mit tödlichem Ausgang.
Widasedumi
Beiträge: 8966
Registriert: Donnerstag, 12. März 2020, 10:04:00
Kronen: ♔♔♔♔♔♔♔♔
(ausgezeichnet mit acht Goldenen Kronen für 8000 Beiträge)
Sterne:

Re: MORDFALL BIRGIT AMEIS -- Diskussion

Ungelesener Beitrag von Widasedumi »

@Stiller Gast

Ich habe gerade gesehen, dass du in dieser Richtung weiter oben schon einmal sehr plausibel deine Ansicht dargelegt hast. Ich stimme dir hierin voll zu.
Stiller Gast hat geschrieben: Dienstag, 08. Juni 2021, 19:48:00 Der Parkplatz könnte gewählt worden sein, weil das Fahrzeug am Flughafen noch am selben Tag aufgefallen wäre (z.B. bei Schichtende des Bruders). Der Parkplatz vor dem Gemeindehaus hat zumindest einen Zeitgewinn für wenige Tage gebracht. Und dieser Parkplatz beflügelt Spekulationen über ein vereinbartes Treffen bzw. eine geplante Wanderung (vom Täter vielleicht sogar gewollt?).

Falls der Täter das Umparken vorgenommen hat und mit seinem eigenen Fahrzeug selbst im Nahbereich des Flughafens geparkt hat, wäre eine weitere Verbringung des Fahrzeuges nicht möglich gewesen - das Gemeindehaus war sozusagen das Maximum.

Auch der Zeitpunkt vor dem langen Osterwochenende ist auffällig (vgl. z.B. Fall Baumer zu Beginn des Pfingstwochenendes).
"Und dieser Parkplatz beflügelt Spekulationen über ein vereinbartes Treffen bzw. eine geplante Wanderung (vom Täter vielleicht sogar gewollt?)"

100%ig vom Täter durchdacht! Das Abschleppseil platzierte er, damit die Anwohner eine Panne vermuten und verständnisvoll über den Parkverstoß hinwegsehen, während auf der anderen Seite die Örtlichkeit der Parkplatzwahl bei den Ermittlern und bei den Angehörigen den Gedanken einer Wanderung von BA oder eines Treffens mit Jemandem erzeugen sollte. (Wie das teilweise auch gut funktioniert, sieht man in diesem Thread deutlich.)

Das war m.E. sehr genau geplant gewesen. Und es lief auch, wie geplant. Über das Auto sah man eine Woche lang hinweg. Es stand da, nicht versteckt, war für niemanden ein Hindernis, störte niemanden, aber der Platz war in Zeit und Ort exakt intendierend und antizipierend gewählt, so dass einiges Wasser über den Lautzenhausener Bach/Otterbach hinab, über Grundbach, Simmerbach und Nahe in den Rhein fließen konnte.

Das Gehirn des Täters funktionierte perfekt. Mal schauen, wie der Fall ausgeht? Gefühlsmäßig halte ich alles für möglich. Auch wenn der Fall ungelöst bleiben sollte, so war er doch sehr interessant. Es war nach dem Fall "Maria Baumer" der spannendste Fall für mich. Der Fall ist kein Mysterium mehr, zumindest nicht für mich.

Und der Täter konnte im Nu zu Fuß zum Flughafen zurückgehen.
Irrtumsvorbehalt
AngRa
Beiträge: 6050
Registriert: Freitag, 24. Oktober 2014, 08:54:34
Kronen: ♔♔♔♔♔♔
(ausgezeichnet mit sechs Goldenen Kronen für 6000 Beiträge)
Sterne:

Re: MORDFALL BIRGIT AMEIS -- Diskussion

Ungelesener Beitrag von AngRa »

@stiller Gast

Ja, mit wenigen Worten auf den Punkt gebracht. Es hat auch über den späten Leichenfund hinaus gut geklappt mit der Suggestion von der Wanderung mit tödlichem Ausgang, etwa aufgrund eines Unfalls, denn die Polizei konnte offenbar nur anhand von umfangreichen Untersuchungen kurz vor Ostern 2021 nachweisen, dass BA Opfer eines Gewaltverbrechens wurde.
AngRa
Beiträge: 6050
Registriert: Freitag, 24. Oktober 2014, 08:54:34
Kronen: ♔♔♔♔♔♔
(ausgezeichnet mit sechs Goldenen Kronen für 6000 Beiträge)
Sterne:

Re: MORDFALL BIRGIT AMEIS -- Diskussion

Ungelesener Beitrag von AngRa »

Es war so, dass die Polizei nach dem Fund des Fahrzeugs sehr schnell von einem Tötungsdelikt ausgegangen ist. Welche Umstände sie zu dieser Bewertung veranlasst haben, ist ungewiss. Es könnte sein, dass der Verbleib der Umhängetasche samt Inhalt mit Ausweis, Geld und Handy und der Verbleib der Outdoorjacke im Fahrzeug bei der Bewertung eine gewisse Rolle gespielt haben. Es wäre sehr unwahrscheinlich, dass BA sich ohne Tasche und Jacke freiwillig irgendwo hinbegeben hätte. Als dann die Leiche gefunden worden ist, schien es so, als habe die Polizei ihre bisherige Einschätzung geändert und zunächst bis zum Abschluss von Untersuchungen ein Unfallgeschehen als gleichwertige Möglichkeit in Betracht gezogen.

Möglich als Todesursache schien demnach aufgrund der Auffindesituation wohl auch ein Unfall ( Sturz) während einer Wanderung in dem besagten Waldstück in Flughafennähe zu sein. Die Umhängetasche hätte das Opfer nach dieser Annahme im Fahrzeug gelassen, weil sie beim Wandern gestört hätte. Wer joggt oder wandert schon mit Umhängetasche? Sie wurde (vermutlich) im Kofferraum zurück gelassen, damit sie niemand etwa auf dem Beifahrersitz sieht und bei potentiellen Dieben Begehrlichkeiten weckt. So könnte der Täter gedacht haben. Die Outdoorjacke blieb im Fahrzeug zurück, weil es eine andere Jacke für draußen gab, vermutlich aus schwarzem Stoff ( Aussage Pilzsammler).
Stiller Gast

Re: MORDFALL BIRGIT AMEIS -- Diskussion

Ungelesener Beitrag von Stiller Gast »

Ich gehe davon aus, dass die Leiche nicht mit dem eigenen Fahrzeug von B.A. verbracht wurde. Es war entweder das eigene Fahrzeug des Täters oder (falls es eine gut geplante Tat war) ein geliehenes Fahrzeug.

Mit einem großen Trolley wäre der Transport der Leiche vielleicht wirklich nicht möglich gewesen. Aber mit einem Schrankkoffer mit Rollen hätte es funktioniert. Wenn das Appartment der Tatort war, dann musste es der Täter nur unbemerkt bis zum Fahrzeug schaffen. Vom Weg in den Wald konnte er die Leiche auch tragen.
Stiller Gast

Re: MORDFALL BIRGIT AMEIS -- Diskussion

Ungelesener Beitrag von Stiller Gast »

Das Rückwärtseinparken des Fahrzeuges erklärt sich dadurch, dass der Täter die Umgebung so auch während des Einparkens im Blick behalten konnte. Wäre während des Einparkvorganges zufällig jemand vorbeigekommen, hätte er sein Gesicht verdeckt und/oder wäre wieder weggefahren.
AngRa
Beiträge: 6050
Registriert: Freitag, 24. Oktober 2014, 08:54:34
Kronen: ♔♔♔♔♔♔
(ausgezeichnet mit sechs Goldenen Kronen für 6000 Beiträge)
Sterne:

Re: MORDFALL BIRGIT AMEIS -- Diskussion

Ungelesener Beitrag von AngRa »

@Stiller Gast

Deine Erklärung für das Rückwärtseinparken macht Sinn. Beim Fortschaffen der Leiche blieb das Risiko die Leiche vom Waldrand in den Wald zu schaffen. Dieses Risiko haben aber alle Täter, die eine Leiche im Wald ablegen. Ich gehe davon aus, dass der Täter an strategisch günstiger Stelle gehalten hat, so dass er so lange wie möglich im Blick hatte, ob unliebsame Zeugen auftauchen und je nach Situation reagieren konnte. Ich halte auch die Ablage für wohl durchdacht. Der Täter hat nicht in Panik irgendeine Ablagemöglichkeit gesucht.
Stiller Gast

Re: MORDFALL BIRGIT AMEIS -- Diskussion

Ungelesener Beitrag von Stiller Gast »

Wenn es tatsächlich eine gut geplante Tat war, dann trifft auf den Täter Folgendes zu:

+ Intelligent
+ Naturwissenschaftlich gebildet (z.B. im Hinblick auf den Ablageort)
+ Planung über einen längeren Zeitraum
+ Beschaffung der notwendigen Utensilien möglicherweise in Geschäften in einer größeren Stadt und möglicherweise ebenfalls über einen längeren Zeitraum, sicher gegen Barzahlung
+ Beschaffung eines Alibis, das aber möglicherweise nicht oder nicht durchgängig durch Personen bestätigt werden kann

Ich kann mir in diesem Fall ein Erwürgen oder Ersticken noch immer nicht vorstellen, weil das Restrisiko zu groß ist und das eher im Affekt erfolgt. Es müsste etwas Durchdachteres gewesen sein, wie z.B. der Austritt von giftigem Gas (Kohlenmonoxid?) aus einer im Apartment versteckten Gasflasche oder eine Betäubung mit anschließender Tötung.
Undercover
Beiträge: 454
Registriert: Sonntag, 04. Oktober 2020, 13:57:22
Kronen:
Sterne:

Re: MORDFALL BIRGIT AMEIS -- Diskussion

Ungelesener Beitrag von Undercover »

Stiller Gast hat geschrieben: Donnerstag, 10. Juni 2021, 10:11:12 Wäre während des Einparkvorganges zufällig jemand vorbeigekommen, hätte er sein Gesicht verdeckt und/oder wäre wieder weggefahren.
Und das ist genau das dümmste was man machen kann -Rückwärts einparken und dabei sein Gesicht verdecken.... :roll: Dagegen wäre ein Vorwärtsparken aus deiner Logik her viel schlauer gewesen, denn dann hätte der Täter bloß Richtung Knie schauen müssen um eine Handynutzung vorzutäuschen... ;)
Stiller Gast

Re: MORDFALL BIRGIT AMEIS -- Diskussion

Ungelesener Beitrag von Stiller Gast »

@ Undercover: Richtung Knie hätte er auch beim Rückwärtseinparken schauen können. Welche Reaktion im Fall einer auftauchenden Person angemessen gewesen wäre, hätte er situationsabhängig entschieden. Beim Rückwärtsparken ist die Bandbreite der möglichen Reaktionen jedenfalls größer als beim Vorwärtseinparken. Beim Rückwärtseinparken ist der Rundumblick besser und man kommt notfalls schneller weg. Das sage ich als Blaulichtfahrer - auch wir halten soweit möglich Zufahrtswege und unsere eigenen Fluchtwege frei - das ist sogar Teil der Ausbildung.
Undercover
Beiträge: 454
Registriert: Sonntag, 04. Oktober 2020, 13:57:22
Kronen:
Sterne:

Re: MORDFALL BIRGIT AMEIS -- Diskussion

Ungelesener Beitrag von Undercover »

Stiller Gast hat geschrieben: Donnerstag, 10. Juni 2021, 13:09:30 Beim Rückwärtsparken ist die Bandbreite der möglichen Reaktionen jedenfalls größer als beim Vorwärtseinparken.
Sehe ich nicht so. "Nach vorne schauend" strahlt immer eine Offenheit bzw. Unbekümmertheit, die für die gefürchteten Fremden gerade zu einladend wirkt. Ich als Mann würde ein Auto auf einen leeren Parkplatz nur rückwärts parken wenn ich a) viel Zeit hätte und b) auf jemanden warten würde. Worauf ein Täter warten sollte ist mir ein Rätsel.
AngRa
Beiträge: 6050
Registriert: Freitag, 24. Oktober 2014, 08:54:34
Kronen: ♔♔♔♔♔♔
(ausgezeichnet mit sechs Goldenen Kronen für 6000 Beiträge)
Sterne:

Re: MORDFALL BIRGIT AMEIS -- Diskussion

Ungelesener Beitrag von AngRa »

@Stiller Gast

Deine Aufzählung, was alles auf den Täter zutreffen muss, möchte ich noch um den Punkt "Ortskenntnisse" ergänzen.

Es stimmt schon, dass die Tötungsmethode Erwürgen in erster Linie mit einer Affekttat in Zusammenhang gebracht wird, weil es etwas ist, was ohne Werkzeug mit den Händen ausgeführt werden kann und daher keiner Vorbereitung ( Mitnahme der Tatwaffe) bedarf. Auch habe ich gelesen, dass es Minuten lang dauern kann bis nach einem Erwürgen der Tod eintritt.


Betäuben und Vergiften hinterlässt auf den ersten Anschein keine Spuren, aber aufgrund der modernen Forensik ist es dann doch möglich Gift in geringer Konzentration auch in Knochen nachzuweisen, selbst nach längerer Liegezeit, siehe Mord an Maria Baumer. Evtl. wurden auch im Falle von BA toxikologische Untersuchungen durchgeführt, die dann das Ergebnis zeigten, dass sie durch Gift zu Tode gekommen ist. Über die Untersuchungen, die letzten Endes dazu geführt haben, dass die Polizei von einem Gewaltverbrechen ausgeht, weiß man bislang nichts. Es kann sich neben DNA Untersuchungen auch um toxikologische Untersuchungen gehandelt haben. Vielleicht erfahren wir bald mehr über diese Ergebnisse.
Stiller Gast

Re: MORDFALL BIRGIT AMEIS -- Diskussion

Ungelesener Beitrag von Stiller Gast »

@ AngRa: Ja, Ortskenntnis habe ich vergessen. Ein geplantes Erwürgen würde auch noch einen sehr großen Hass voraussetzen, denn der Vorteil hinsichtlich der Spurenlage würde vermutlich nicht ausreichen, um einem Täter die Skrupel zu nehmen.
Antworten