MORDFALL MARTINA POSCH (17 †), VÖCKLABRUCK/MONDSEE, 1986

ÄLTERE, NEU AUFGEROLLTE MORDFÄLLE
ÖFFENTLICHE DISKUSSION
Fälle: Klaus Berninger, Melanie Frank, Cornelia G. (Ilmenau), Heinz Kern, Claus & Zohre Lange, Domenico Lorusso, Martina Posch, Claudia Ruf, Baby "Sabrina" (Büdingen), Christine Stöter, Brigitte Tolle. Jutta Viets, Vanessa Wardelmann & Anja Witt, Bärbel Werner, Heike Wiatrowsky
Widasedumi
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MORDFALL MARTINA POSCH (17 †), VÖCKLABRUCK/MONDSEE, 1986

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Der Mordfall Martina Posch ist ein ungeklärtes Gewaltverbrechen, das sich am 12. November 1986 in Oberösterreich ereignete. Der Fall zählt zu den bekanntesten und aufsehenerregendsten der österreichischen Kriminalgeschichte.
Der Fall wurde von AZxy am 06.11.1987 ausgestrahlt. Es war die 200. Sendung. Hierin ist es der 1. Fall (Beginn nach ca. 4 Minuten)
https://www.youtube.com/watch?v=4mYobspciQ8&t=1118s
Die 17-jährige Martina Claudia Posch wohnte im Haus ihrer Mutter in Vöcklabruck und absolvierte seit einem Jahr eine Büro-Lehre bei einer Baufirma im fünf Kilometer entfernten Attnang-Puchheim. Um dort hinzugelangen, benutzte sie üblicherweise den Bus, der um 6:45 Uhr an einer nahegelegenen Haltestelle abfuhr.

Am Mittwoch, den 12. November 1986 gegen 6:40 Uhr, verließ Martina Posch wie üblich das Haus, um zur Bushaltestelle zu gelangen. Als sie gegen 17 Uhr nicht zu einem vereinbarten Treffen mit ihrem Freund H. erschienen war, rief dieser bei Martinas Mutter an, die der Meinung war, ihre Tochter sei bereits bei ihrem Freund. Bei der Rücksprache mit dem Vorgesetzten ihrer Tochter erfuhr sie, dass Martina an diesem Tag nicht zur Arbeit erschienen war. Die Polizei konnte durch Zeugenaussagen feststellen, dass sich Martina Posch an jenem Morgen auch nicht im Bus befunden hatte. Intensive Suchaktionen von Bekannten, Verwandten und der Polizei blieben erfolglos.

Am 22. November 1986 fanden zwei Sporttaucher am seichten Ufer der Kienbergwand am Südufer des Mondsees Martina Poschs Leiche, eingewickelt in zwei olivgrüne Planen. Die gerichtsmedizinische Untersuchung ergab, dass sie spätestens zwei Stunden nach Verlassen ihres Elternhauses durch Erwürgen getötet worden war. Zudem wurde durch den Leichenzustand festgestellt, dass sie sich zwischen der Tötung und dem Ablegen am See einige Tage in einer kühlen Umgebung befunden haben musste.
(frei nach Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Mordfall_Martina_Posch)


Ein neueres Video entstand beim ORF am 13.10.2017 in der Reihe: "Thema Spezial Ungelöst Mysteriöse Kriminalfälle", an Originalplätzen in der oberösterreichischen Gegend.
https://www.youtube.com/watch?v=30tRDdgohDc
Auch bringt das Video Originalbilder von Martina und ihrem Freund H., sowie das Grab, das Wohnhaus, die Bushaltestelle und den Fundort am Mondsee. Der Freund kommt ausführlich zu Wort. Die Gerichtsmedizin und Forensiker kommen zu Wort.

Es gibt keinen Tatort.
Es gibt keine Täterspuren.
Es gibt kein Motiv.
Das Frühstück, Kakao und Ei, war noch völlig unverdaut in ihrem Wagen.
Martina wurde erwürgt innerhalb von 2 Stunden nach Verlassen ihres Hauses.
Asservate des Mordes gingen verloren oder verschwanden.
So konnte man den Pullover des Mädchens später nicht mehr auf Spuren untersuchen.
Bei Aktenzeichen xy im Nov. 1987 ging kein einziger Hinweis im Studio ein.
Die Presse bringt ein Doppelleben von Martina auf.
Es gab Unregelmäßigkeiten bei der Abrechnung der Fahrscheine in der Lehrfirma.
Am Tag ihres Verschwindens stand im Kalender "Urlaub". Wer hat diesen Eintrag gemacht?
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Widasedumi
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Re: MARTINA POSCH 17J. Vöcklabruck/Mondsee, 1986

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Hier ist der Fall Martina Posch bei Aktenzeichen xy ungelöst vom 06.11.1987 als Teilsendung.
https://www.youtube.com/watch?v=OEAkHorEjzc
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Widasedumi
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Re: MARTINA POSCH 17J. Vöcklabruck/Mondsee, 1986

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Kati Winter, die Webvideoproduzentin, Streamerin, Hörbuchsprecherin und Autorin Kati Winter hat den Mordfall Martina Posch ebenfalls aufbereitet:
https://www.youtube.com/watch?v=O3SkPW5BtjY
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Widasedumi
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Re: MARTINA POSCH 17J. Vöcklabruck/Mondsee, 1986

Ungelesener Beitrag von Widasedumi »

Im Frühjahr 2021 gab es das jüngste Video zum Fall Martina Posch.
https://www.atv.at/ungeloest-cold-case- ... 377799/ier ermittelte ein intensiv und langjährig an dem Fall arbeitender Journalist, N. B., einen Zusammenhang, der in den früheren Videos unerwähnt blieb, bzw. nicht deutlich wurde. Die Mutter von Martina war geschieden und sie hatte einen Lebensgefährten, der in derselben Baufirma arbeitete. Er ist es, der sich bis heute weigert, seine DNA-Probe abzugeben. Die Mutter ist inzwischen verstorben. Der ehemalige Lebensgefährte lebt heute bei München. Die Polizei akzeptiert sein Alibi und damit ist er nicht zu einer DNA-Probe verpflichtet.
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AngRa
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Re: MARTINA POSCH 17J. Vöcklabruck/Mondsee, 1986

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Vielen Dank für das Einstellen, Widasedumi. Ich hatte von diesem Fall noch nie etwas gehört.

Hier ist noch ein ausführlicher Bericht über den Mord und das Besondere an dem Fall:
Die Faszination des Bösen - Der ungelöste Mordfall Martina Posch als Mysterium

Vor 26 Jahren verschwindet in Vöcklabruck, Oberösterreich, die 17-jährige Martina Posch spurlos, 10 Tage später wird ihre Leiche im Mondsee gefunden, sie weist Spuren eines Sexualverbrechens auf. Daraufhin beginnt eine der größten Ermittlungsaktionen des Landes, mehr als 2000 Personen werden befragt, aber der Täter wird nie gefunden. Trotzdem ist der Fall 26 Jahre später noch immer im Gespräch, die Bevölkerung stellt noch immer Mutmaßungen an, Kindern und Enkelkindern wird die Geschichte weitererzählt, Bücher erscheinen, neue Theorien tauchen auf und Zeitungen berichten über angebliche Versäumnisse in der Vergangenheit genauso wie über Parallelen zu heutigen Fällen. In den Köpfen der Menschen lebt der ungelöste Mordfall Martina Posch als Mysterium weiter.

Die Vögel zwitschern, es ist ein warmer Frühsommertag und nur das vereinzelte Geräusch schlurfender Schritte auf dem Kiesboden stört die Stille. Ein friedlicher Ort. Immergrüner Efeu und ein Buchsbäumchen wuchern schon jahrelang ungestört vor sich hin, dazwischen hat irgendjemand in
letzter Zeit ein paar Blümchen gepflanzt, unzerstörbare. Die rote Kerze in der traditionellen schmiedeeisernen Laterne ist schon lange nicht mehr angezündet worden. Hässliche rosarote, von Wind und Wetter stark mitgenommene Kunstblumen zieren eine ebenso massive Vase. Auf dem Grabstein stehen die Namen eines Ehepaares, das nach einigen gemeinsamen Jahren aus unbekannten Gründen hintereinander verstorben ist. Darunter ein anderer Name, der Name eines Mädchens, ihrer Enkelin, das nur 17 Jahre alt wurde: Martina Posch starb 1986 infolge eines Gewaltverbrechens, der Täter ist bis heute unbekannt.

Am 12. November 1986 verlässt Martina in Vöcklabruck/OÖ das Haus ihrer Mutter, um wie gewohnt mit dem Bus zur Arbeit zu fahren, sie ist Lehrling in einem Betrieb im benachbarten Attnang-Puchheim. Dort kommt sie nie an. Nachdem sie um 6.40 aus dem Haus gegangen war, hat sie nie wieder jemand lebend gesehen - außer ihrem Mörder. Der Freund Herbert B. und die Mutter des Mädchens starten in den Abendstunden, als klar ist, dass Martina nicht in der Arbeit erschienen war, eine großangelegte Suchaktion, die Gendarmerie wird eingeschaltet. 10 Tage nach ihrem Verschwinden finden Taucher im Mondsee die halbnackte Leiche des Mädchens, in Planen gehüllt. Die Tote fällt ihnen geradezu in die Arme, war sie doch an der seichtesten Stelle des Sees versenkt worden. Alles deutet darauf hin, dass sie einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen ist. Gesicherte Spuren weisen außerdem auf einen kühlen Zwischenlagerungsort hin, Reste von Saatkörnern, Getreide, stützen die Theorie, dass es sich um eine Scheune handeln könnte. Außerdem ergibt die Untersuchung der Leiche, dass sie spätestens zwei Stunden nach Verlassen des Elternhauses durch Erwürgen getötet worden sei.


Von diesen Fakten kann man auch heute noch mit Sicherheit ausgehen, aber was in der Zeit vom 12. November, 6.40, bis zum 22. November passiert ist, darüber gibt es wilde Theorien, viele Mutmaßungen, aber schließlich eine große Ahnungslosigkeit, verbunden mit der Hoffnungslosigkeit, dass der Täter in Ruhe alt werden wird, stirbt, ohne je für seine Tat belangt worden zu sein.

In regelmäßigen Abständen berichten Boulevardblätter wie die Kronen Zeitung wieder über den Fall, decken angebliche Versäumnisse auf und schüren den Glauben an eine Lösung des Falls. Es wird angeprangert, dass die zwei Planen, in die das Opfer gewickelt war, verschwunden sind, ebenso kehrte ihr Pullover nie aus dem Studio von Aktenzeichen XY zurück. Angeblich erhielt das Landesgericht Wels nur einen Teil des Aktenordners, den die Gendarmerie im Fall Martina Posch angelegt hatte. 2008, als der Amstettener Inzestfall rund um Josef Fritzl bekannt wurde, geriet der Fall Martina Posch wieder ins Interesse der Medien und der Bevölkerung, weil die Fritzels zum Zeitpunkt der Tat am Mondsee eine Pension betrieben hatten. Der Verdacht wurde geprüft, aber genau wie den zahlreichen Verdächtigen vorher, konnte man Josef Fritzl keine Verbindung zu dem Mädchen nachweisen.

Die tatsächlichen Ermittlungsarbeiten von Manfred Schmidbauer, leitender Kriminalist im Fall Martina Posch und jetzt Landesgendarmeriekommandant a. D., begannen mit 10 Tagen Verspätung, 10 Tage, die wie ein Geschenk für den Mörder waren. Vorher konzentrierten sich die Ermittlungen aufgrund falscher Hinweise darauf, dass Martina entführt worden, oder einfach von zu Hause ausgerissen ist, was man in ihrem Alter nicht für unwahrscheinlich hielt.


Über 2000 Personen wurden befragt, Anrainer, Freunde, Bekannte, Angehörige und auch Pendler, die die Bushaltestelle passiert hatten, wurden als Zeugen vernommen. Noch nie war in Oberösterreich großflächiger ermittelt worden. Schon bald begann man aber den Kreis der Verdächtigen sehr eng zu ziehen, der Täter wurde im Umfeld des Opfers angenommen, jedoch ohne Ergebnis. Norbert Blaichinger, Journalist und Autor des Buches „Mysteriöse Kriminalfälle aus Österreich“ mutmaßt, dass diese frühe Fokussierung das Glück des Mörders gewesen sein könnte. Er befasst sich in diesem Buch eingehend mit diesem Fall. Aus Interesse, weil der Fall so Nahe bei ihm passiert sei und weil es dabei um ein junges Mädchen geht, begann er sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und beschäftigt sich noch immer damit. Seiner Theorie zufolge hatte sich Martina mit einem Unbekannten verabredet, der sie eventuell schon vorher öfters zur Arbeit gebracht hatte, was fehlende Busabrechnungen belegen würden. Der Unbekannte wurde dann zudringlich, Martina wehrte sich und wurde im Affekt erwürgt. „Wenn die Polizei aber der Theorie, die ich ihnen jetzt geliefert habe, nicht nachgeht, dann ist es für mich zu Ende. Dann sehe ich keine Chance mehr, noch weiter zu agieren.“ Eigentlich hält Norbert Blaichinger den Fall noch für lösbar.


Auch Manfred Schmidbauer, der damals, wie schon erwähnt, leitender Ermittler war und als Oberösterreichs erfolgreichster Kriminalist bezeichnet wird, lässt der Fall noch 26 Jahre danach nicht los. 179 Fälle konnte er in seiner erfolgreichen Karriere aufklären aber einer, der Fall Martina Posch, blieb ungelöst und beschäftigt ihn noch jetzt, in seiner Pension. Manfred Schmidbauer hat sich auch an Norbert Blaichingers Buch beteiligt und ist mit ihm die von verschiedenen Seiten aufgestellten Theorien durchgegangen. „Einige sind wenig wahrscheinlich, aber sie müssen gestellt werden, um objektiv und neutral zu bleiben.“ Außerdem erhofft sich der Kriminalist a.D., dass der Täter durch solche Bücher und auch dadurch, dass der Fall nicht in Vergessenheit gerät, verunsichert wird und einen Fehler begeht.

Psychologen gehen davon aus, dass das größte Problem an einem ungelösten Mordfall die fehlende Klarheit ist. Wenn ich mich nicht mit den Tatsachen auseinandersetzen kann, dann beginnt das Gedankenkreisen und die Fantasien darüber, was gewesen sein könnte, sind noch grausamer als die Realität. Andererseits sind Emotionen wie Zorn, Wut und Aggression nicht zielgerichtet, wenn der Täter, auf den ich sie richten kann, fehlt. Somit richtet sich die Wut ersatzweise gegen die Welt an sich und es kommt zu einem Welthass, oder gegen einen selbst, was über heftige Schuldgefühle bis zum Selbstmord führen kann. Auf der Täterseite spielt der in der Psychologie essentielle Begriff der Verdrängung die entscheidende Rolle. Um halbwegs integriert mit der Schuld Leben zu können, muss der Täter die Tat verdrängen, was bis zur Abspaltung führen kann, sodass er sich nicht mehr als Täter sieht. Psychoanalytiker sehen die große Ungerechtigkeit darin, dass Mörder sogar sehr viel besser mit ihren Taten leben können, als alle anderen Beteiligten.

So wie Verdrängung immer etwas mit Angst zu tun hat, ein Schutzmechanismus gegen die Angst ist, so ist sie auch ein Grund für das Interesse der Bevölkerung an einem ungelösten Mordfall. Ein solches Ereignis stellt eine Bedrohung dar, gerade wenn es räumlich sehr nahe passiert ist, und ist zugleich mit einem ähnlich großen Maß an Emotion verbunden wie etwa eine Fürstenhochzeit. Schmerz und Freude als Extreme sind eine willkommene Abwechslung im großteils monotonen Alltag des Menschen, lautet der Befund der Psychologie.

Auch die Kriminalistik legt einen ungelösten Mordfall nicht einfach ab und erklärt ihn für beendet. Er wird zu einer sogenannten Cold Case Ermittlung, zu Deutsch einem Verfahren der Schwerkriminalität, wie man es aus amerikanischen Filmen und Serien kennt. Obwohl keine verwertbaren Spuren mehr vorhanden sind, wird der Akt Martina Posch in regelmäßigen Abständen von Spezialisten wie Kriminalisten, Analysten und Psychologen auf neue Erkenntnisse hin bearbeitet.

„Auch wenn ich weiß, dass es sehr unwahrscheinlich ist, den Täter noch zu überführen, gebe ich die Hoffnung nicht auf“ betont Manfred Schmidbauer. Auf die Frage, was ihn am Fall Martina Posch am meisten beschäftige, antwortet er: „Der Umstand, dass ich mir sicher bin, mit dem Täter bereits gesprochen zu haben.“
http://worterei.blogspot.com/2012/07/di ... loste.html
Widasedumi
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Re: MARTINA POSCH 17J. Vöcklabruck/Mondsee, 1986

Ungelesener Beitrag von Widasedumi »

AngRa,

vielen Dank für die umfassende und übersichtliche Fallbeschreibung.

Ich habe mir überlegt, ob ich jetzt nochmal einen alten Fall aus den 80er Jahren einstellen soll, aber der Fall hat es in sich. Man darf ja niemandem etwas nachsagen, aber ich meine, dass der etwas stärkere, sympathische Journalist, N. B., auf dem richtigen Dampfer sein könnte. Das Doppelleben der Martina ist so eine Sache. Es verblasst bei mir ein bisschen. Es könnte auch eine krumme Sache des Mr. X gewesen sein, auf die das Mädchen gekommen ist, und es musste deshalb sterben. Denn der Journalist N.B. hat ganz recht, dass der Eintrag "Urlaub" auch von jemand anderem, eben von Mr. X getätigt worden sein könnte. Warum sollte Martina einen Urlaubstag verschweigen?

Mr. X könnte Martina auch in der Hand gehabt haben. Vielleicht hat er ihr die Lehrstelle vermittelt? Vielleicht nahm er sie oft im Auto mit, damit sie das Fahrgeld sparen und trotzdem ersetzt bekommen konnte? So könnte es am Verschwindetag auch gewesen sein, dass Martina dachte, vom Täter an die Arbeitsstelle gefahren zu werden. Dieser aber forderte von ihr Sex, weil er sie wegen der Schwindelabrechnungen in der Hand hatte. Dabei ging der Täter zu weit, und aus Angst vor Entdeckung ermordete er das Mädchen. In den Kalender könnte er selbst "Urlaub" eingetragen haben?

Das Alibi von Mr. X hätte man überprüfen können, ob er an diesem Tag in der Firma war? Wenn es aber eine Baufirma war, hätte er Montage angeben können, was man nicht mehr so 100%ig überprüfen konnte. Und 1986 war die Dokumentation noch eine Zettelwirtschaft.

Dass keine Abwehrspuren am Leichnam festzustellen waren, könnte aber auch bedeuten, dass es nach Meinung von Martina zu einem GV kommt, und Mr. X dabei ihr den Hals mit dem Unterarm zudrückt. Möglicherweise hat er es von ihr verlangt, weil er sie wegen was anderem in der Hand hatte?

----------------

Alles in allem habe ich den Fall eingestellt, um besonders deine Meinung, AngRa, zu lesen. Die ist mir sehr wertvoll. Einen abgerundeten Zusammenhang habe ich noch nicht, wie du ihn oft herzustellen in der Lage bist. Aber es kann eigentlich nur in die Richtung gehen, die der
nette Journalist angedeutet hat?
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Re: MARTINA POSCH 17J. Vöcklabruck/Mondsee, 1986

Ungelesener Beitrag von Widasedumi »

Ich nehme den letzten Abschnitt aus der von AngRa eingestellten Fallübersicht "Worterei 2012", die hier den Kriminalisten Schmidbauer zitiert:
„Auch wenn ich weiß, dass es sehr unwahrscheinlich ist, den Täter noch zu überführen, gebe ich die Hoffnung nicht auf“ betont Manfred Schmidbauer. Auf die Frage, was ihn am Fall Martina Posch am meisten beschäftige, antwortet er: „Der Umstand, dass ich mir sicher bin, mit dem Täter bereits gesprochen zu haben.“
Herr Schmidbauer weiß also, wer der Täter war. Er kann ihn aber nicht überführen. Schmidbauer und Blaichinger habe am selben Buch gearbeitet und natürlich am selben Fall. Also werden sie eine Linie haben. Nur ist das Metier des Kriminalisten a.D. Herrn Schmidbauer das Nichtöffentliche, während Herr Blaichinger seine Gedanken berufsgemäß an die Öffentlichkeit bringt.

Auffallend ist auch, dass in allen Videos und Falldarstellungen das Familienleben von Martina kein Thema ist, außer "sozial geordnet" heißt es einmal. Auch der Lebensgefährte von Martinas Mutter ist so gut wie kein Thema. Wo hat er gewohnt? In einer Fallpräsentation (K. Winter) heißt es, dass auch die Eltern von Freund Herbert B. geschieden waren, und dass der neue Lebensgefährte von Herberts Mutter so schwer in den Verdacht geriet, dass er dadurch sehr gelitten hätte und daran zerbrochen sei.
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Re: MARTINA POSCH 17J. Vöcklabruck/Mondsee, 1986

Ungelesener Beitrag von AngRa »

Zu diesem mysteriösen Fall gibt es eine ziemlich umfangreiche Materialsammlung.

Ich habe mir bis jetzt insbesondere den Filmfall von Aktenzeichen xy und den neuesten Filmbeitrag, den Cold Case Austria Beitrag aus dem Jahr 2021 angesehen. Ich konnte mir also nur einen ersten Eindruck verschaffen.

Es sind natürlich verschiedene Theorien möglich. Dass Martina Posch ein Zufallsopfer eines Sexualstraftäters war, glaube ich nicht, denn für diese Annahme wirft die Vorgeschichte zu viele Fragen auf und alles deutet darauf hin, dass Martina ein Geheimnis hatte von dem weder ihr Freund noch ihre Mutter etwas ahnten. Im Raum steht, dass sie am Tag ihres Verschwindens einen Urlaubstag genommen hat. Davon wussten Mutter und Freund nichts. Allerdings wurde nicht überprüft, ob der entsprechende Eintrag im Firmenkalender auch tatsächlich von ihr stammt. Hinzu kommt, dass sie morgens oft nicht mit dem Bus zur Arbeit gefahren ist sondern mit einem Mann, der sie im Auto mitgenommen hat. Das wiederum hat sie ihrer Mutter und ihrem Freund auch nicht anvertraut. Bei diesem Mann tippe ich auf jemanden, der ein Arbeitskollege war, so dass er sie zur Arbeit mitgenommen hat. Auch der Ablageort der Leiche wirft Fragen auf. Warum hat der Täter Martina im seichten Uferwasser abgelegt und nicht an einer anderen Stelle des Mondsees, wo sie auf Nimmerwiedersehen in der Tiefe verschwunden wäre? Für mich hat es den Anschein, als habe der Täter gewollt, dass Martina gefunden wird, so dass sie auf einem Friedhof bestattet werden kann und ihre nächsten Angehörigen über ihr Schicksal nicht im Unklaren bleiben müssen. . Ich gehe von einem Täter aus dem Umfeld aus, der auch mit ihr in derselben Firma gearbeitet hat. Der Freund der Mutter hat die DNA Untersuchung verweigert und er konnte zur Abgabe nicht gezwungen werden, weil er für die Tatzeit ein Alibi hatte. Was ist aber, wenn ihm jemand ein falsches Alibi gegeben hat? Imnmerhin hat er zusammen mit Martina in einer Firma gearbeitet. Dass sie die gemeinsamen Fahrten vor Mutter und Freund geheim gehalten hat, macht auch Sinn, wenn sich da ein allzu enges Verhältnis entwickelt haben sollte auf dass die beiden hätten mit Eifersucht reagieren können.
Gast

Re: MARTINA POSCH 17J. Vöcklabruck/Mondsee, 1986

Ungelesener Beitrag von Gast »

Man kann sich doch durch Tricks jederzeit die DNA von Jemanden besorgen , dann weiss man wenigstens woran man ist ,auch wenns dann erstmal nicht gerichtsverwertbar ist
Widasedumi
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Re: MARTINA POSCH 17J. Vöcklabruck/Mondsee, 1986

Ungelesener Beitrag von Widasedumi »

Ich stimme AngRa's Sicht auf den Fall zu. Es soll ein Bekannter und kein Unbekannter gewesen sein. Das ist schon einmal eine engere Eingrenzung. Dann soll es ein guter Bekannter aus ihrem Umfeld gewesen sein, zu dem sie problemlos ins Auto stieg. Das grenzt die Zahl der Verdächtigen noch einmal ganz erheblich ein.
Dann war es nicht Herbert, der Freund. Es war auch nicht Herberts Stiefvater. Es konnten die polizeibekannten Sexualtäter durch die Misch-DNA unter den Fingernägeln des Opfers ausgeschlossen werden. Also männlich muss die Täterschaft sein, sehr gut bekannt und zum Lebensumfeld gehörend muss sie sein. Der Freund war des definitiv nicht. Dann bleibt nur noch der geheimnisvolle Arbeitskollege übrig (nach meiner Logik).

Gast hat recht, dass man an DNA auch verdeckt herankommen kann. Ich denke, dass Herr Schmidbauer und Herr Blaichinger so und so Bescheid wissen.

Aber was könnte das Motiv gewesen sein. Da sehe ich ein bisschen Diskussionsbedarf, so weit man dennoch der Unschuldsvermutung Tribut zollt.
Es gibt ja in Beziehungen Symmetrien und Asymmetrien hinsichtlich Liebe, Macht, Anerkennung, Narzissmus, Sucht, Gier etc.
Es wird mit der Konstruktion von Annahmen schwierig sein, weil gar nichts bekannt ist und auch alle Fallpräsentationen dieses Bereich ausklammern.

Man kann sich nur annähern. Das Buch von Herrn N. B. unter Mitwirkung von Herrn Sch. wäre für mich sehr wahrscheinlich eine Fundgrube. Ich glaube, dass ich vielleicht decodieren könnte. Mal schaun.
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AngRa
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Re: MARTINA POSCH 17J. Vöcklabruck/Mondsee, 1986

Ungelesener Beitrag von AngRa »

Es hat in diesem Mordfall im Rahmen der Ermittlungen immerhin 2000 Zeugenbefragungen gegeben und niemand hatte Martina mit einem Unbekannten zusammen gesehen. Ich glaube daher nicht daran, dass es einen unbekannten geheimen Liebhaber gibt. Ihr Leben war sehr strukturiert durch die Arbeit und die täglichen Besuche ab 17 Uhr beim Freund. Ich kann mir aber sehr gut vorstellen, dass es eine ungute Beziehung zu jemandem aus dem engeren Umfeld gab. Der Podcast von Katie Winter erwähnt einige Ereignisse aus ihrem Leben. Die Eltern waren geschieden. Die Mutter hatte einen neuen Freund. Martina ist jeden Tag nach der Arbeit ab 17 Uhr bei ihrem Freund erschienen. Das kann damit zusammenhängen, dass sie sehr in ihn verliebt war und ihn jeden Tag sehen wollte. Es kann aber auch sein, dass sie nicht gerne zu Hause war, aus welchen Gründen auch immer. Man weiß nicht wirklich etwas darüber wie sie sich mit dem neuen Freund der Mutter verstanden hat. Es sind da einige Konstellationen denkbar. Vielleicht hat der Freund sich vor allem deshalb mit der Mutter zusammen getan, weil er ein Auge auf Martina geworfen hatte, an die er ohne den Umweg über die Mutter schon wegen des Altersunterschiedes nicht heran gekommen wäre. Martina war ein sehr hübsches Mädchen. Martina hat damals wohl nur ein Taschengeld von der Mutter erhalten. Offenbar hat sie mehr Geld gebraucht, als sie während der Ausbildung zur Verfügung hatte, denn ansonsten hätte sie nicht falsche Busfahrscheine ( die sie irgendwo gesammelt und nicht für die fahrt zur Arbeit gekauft hatte) zur Erstattung in der Buchhaltung am Arbeitsplatz vorgelegt. Vielleicht hat sie die eine oder andere Zuwendung von einer Person aus dem Umkreis erhalten und hat daher Annäherungen geduldet. Möglicherweise hatte diese Person am Tag ihres Todes mehr mit ihr vor. Dagegen hat sie sich geweht und das war dann ihr Todesurteil.

Das Buch von Peter Blaichinger, insbesondere das Kapitel "Die Tote vom Mondsee " dürfte sehr interessant sein.
Widasedumi
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Re: MARTINA POSCH 17J. Vöcklabruck/Mondsee, 1986

Ungelesener Beitrag von Widasedumi »

Ich habe zwischenzeitlich auch einen recht jungen Podcast angehört, den ich oben noch nicht verlinkt hatte:
Martina Posch: Mysterium am Mondsee | True-Crime-Podcast / veröffentlicht am 22.05.2021 / 49:29 Minuten
https://www.youtube.com/watch?v=iXWFSD4fWNI

Dieser Podcast gab mir neue Informationen, nämlich

a) dass der neue Lebensgefährte von Martinas Mutter aus Vöcklabruck war, aber nach Bayern wollte.
b) dass Martinas Mutter mit ihrem Lebensgefährten ebenfalls nach Bayern wollte.
c) dass es wegen des Weggangs der Mutter zu Unstimmigkeiten der Mutter mit Martina gekommen wäre.
d) dass man sich geeinigt hätte, dass die Mutter wegginge und Martina beim Großvater im Haus in Vöcklabruck bliebe. Der Großvater wohnte nämlich auch in diesem Haushalt mit dabei.

Die Absicht der Mutter, wegzugehen, muss Thema nicht lange vor dem Mord gewesen sein. Es heißt in einem Podcast, dass Martina durch Herbert und seine Familie einen Rückhalt in dieser schwierige Zeit erhalten hätte.

e) Martina hatte sich nach Abschluss der Pflichthauptschule in eine 5jährige Aufbauschule eingeschrieben, die zum Abitur geführt hätte. Sie hat diesen Bildungsgang jedoch nach einem Jahr abgebrochen und die Lehre in der kleinen Baufirma begonnen.

f) Der Podcast-Sprecher findet es merkwürdig, dass die Mutter in der kleinen Baufirma am späten Abend noch jemanden ans Telefon bekommen habe. Damals sei es nicht üblich gewesen, dass das Telefon länger als die reguläre Arbeitszeit besetzt gewesen sei.

g) Da am Morgen des 12.11.1986 kein Mensch die Martina zum Bus gehen sah, und sie auch nicht im Bus war, stelle sich die Frage, ob Martina überhaupt aus dem Haus gegangen sei.

h) Es sei auch nicht üblich gewesen, dass man sich selbst einen Urlaubstag hätte eintragen können, ohne dass dieser beantragt und genehmigt worden wäre.

i) Martinas Mutter sei 6 Monate nach dem Mord nach Bayern gezogen. Im Jahr 2004 sei sie an einem Herzinfarkt verstorben.

j) Die Beerdigung von Martina war am 12.12.1986 unter reger Anteilnahme;

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Von den 4 Theorien des Podcasters (1. Mutter - 2. Zufallstäter - 3. Verehrer mit Status, der bei Bekanntwerden was zu verlieren gehabt hätte -
4. zufällig am Bus vorbeikommender Arbeitskollege) überzeugt mich keine.
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Re: MARTINA POSCH 17J. Vöcklabruck/Mondsee, 1986

Ungelesener Beitrag von Widasedumi »

Ich möchte mal ein paar Gedanken brainstormen, auch wenn ich sie noch nicht in ein Gerüst unterbringen kann.

--- Es ist nicht sicher, dass das Mädchen sein Wohnhaus am 12.11.1986 verlassen hat. Es kann auch im Haus zu Tode gekommen sein.
--- Dem Podcaster "Mordio" zufolge wäre der Großvater aus gebrechlichen Gründen nicht zu einer Tötung in der Lage gewesen.

--- Wenn das Mädchen überhaupt in ein Auto stieg, war ihm diese Person gut bekannt. Es war arglos und rechnete nicht mit etwas Bösem.
--- Der Täter muss in einer Lage gewesen sein, dass ihm der Tod von Martina ein großer Vorteil war. Martina war ihm ein Hindernis oder zuwider.
--- Der Täter hatte zwei Gesichter. Er hat die Tat vorbereitet und geplant, wie bei Brigitte Volkerts.
--- Der Täter hatte kein sexuelles Motiv bei der Tat.

Wann ist einem Täter eine Person zuwider?

--- Wenn sie existenzbedrohend ist. Wenn sie ihn mit einem Wissen erpressen oder ausliefern könnte.
--- Wenn die Person für Angehörige/Kinder des Täters eine Gefahr darstellen würde.
--- Wenn die Person ein Hindernis für ein lukratives angestrebtes Ziel gewesen wäre.
--- Ein Täter könnte morden, um einer anderen Person damit zu schaden, oder damit die Tat einem Gegner unterstellt wird.

Meine Annahmen sind auch wie die Angra's:
AngRa hat geschrieben: Sonntag, 15. August 2021, 21:34:04 Bei diesem Mann tippe ich auf jemanden, der ein Arbeitskollege war, so dass er sie zur Arbeit mitgenommen hat. Auch der Ablageort der Leiche wirft Fragen auf. Warum hat der Täter Martina im seichten Uferwasser abgelegt und nicht an einer anderen Stelle des Mondsees, wo sie auf Nimmerwiedersehen in der Tiefe verschwunden wäre? Für mich hat es den Anschein, als habe der Täter gewollt, dass Martina gefunden wird, so dass sie auf einem Friedhof bestattet werden kann und ihre nächsten Angehörigen über ihr Schicksal nicht im Unklaren bleiben müssen. . Ich gehe von einem Täter aus dem Umfeld aus, der auch mit ihr in derselben Firma gearbeitet hat. Der Freund der Mutter hat die DNA Untersuchung verweigert und er konnte zur Abgabe nicht gezwungen werden, weil er für die Tatzeit ein Alibi hatte. Was ist aber, wenn ihm jemand ein falsches Alibi gegeben hat? Imnmerhin hat er zusammen mit Martina in einer Firma gearbeitet.
Die Geschichte, dass sie Urlaub nahm, um einen Schattenmann zu treffen, der sie ermordet, leuchtet mir nicht ein.
Es könnte sein, dass Martina ihr Haus an diesem Morgen nicht verlassen hatte bzw. konnte. Das kann man nicht ausschließen.
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Widasedumi
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Re: MARTINA POSCH 17J. Vöcklabruck/Mondsee, 1986

Ungelesener Beitrag von Widasedumi »

Ich glaube nicht an ein Doppelleben der 17jährigen Martina. Die Abrechnungspraxis von Fahrkarten hat nicht den großen Firmenschaden ausgemacht. Wäre sie immer Bus gefahren, hätte die Firma diese Ausgaben auch gehabt. Das Mädchen war m.E. arglos. Die Story mit dem Schattenmann könnte bewusst zur Enttäuschung des Freundes H. erfunden worden sein. Freund H. hat im einen Video ausführlich mit einem Zeitungsmann gesprochen und hat die Praxis der Fahrschein-Abrechnung durchaus gebilligt. Das hat ihn nicht erschüttert. Erschüttert hat ihn die mögliche Dichtung über ein Doppelleben. Sollte er das glauben, um leichter über den Verlust hinweg zu kommen?

Möglich ist natürlich auch, dass Martina ganz normal zur Arbeit wollte, und sie jemand aufgenommen hatte. Ich schließe einen Mord aus extrem niedrigen Beweggründen nicht aus. Nähere Ausführungen möchte ich nicht öffentlich machen.
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Re: MORDFALL MARTINA POSCH (17 †), VÖCKLABRUCK/MONDSEE, 1986

Ungelesener Beitrag von U.s.1 883 »

Bewegungsmuster Posch a.pdf
Mordfall Posch gültige Version
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Ich möchte zu diesem Fall auch meinen Senf dazu geben.


Das was mir aufgefallen ist, - halt die Zusammenhänge und Abläufe zum Tathergang (Angriff,
Tötung).
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Re: MORDFALL MARTINA POSCH (17 †), VÖCKLABRUCK/MONDSEE, 1986

Ungelesener Beitrag von AngRa »

Den True Crime Podcast vom 21.5.2021 habe ich inzwischen auch gehört. Ich finde es sehr gut, dass sich immer wieder engagierte Menschen mit diesem Mord beschäftigen.

Wenn die Mutter vorhatte in naher Zukunft nach Bayern zu ziehen und Tochter und Vater /Großvater in Vöcklabruck zurück zu lassen, so dürfte es dadurch Konflikte gegeben haben, die sich nicht so einfach tiefenwirksam bereinigen lassen. Zumindest hat Martina in einer emotional instabilen Situation gelebt, wenn sie sicher sein konnte, dass sie bald auf sich alleine gestellt sein wird und sich zusätzlich auch noch um den alten verwitweten Großvater kümmern muss. Es könnte dies der Grund dafür sein, dass sie sich besonders an den Freund Herbert geklammert hat, der ihr aber aufgrund seines Alters und seiner nicht beendeten Berufsausbildung auch kein richtiger Halt sein konnte. Vielleicht hat sie einen solchen emotionalen Halt auch noch bei einer anderen älteren und etablierten Person gesucht, die es dann aber nicht gut mit ihr gemeint hat, auch wenn es vielleicht durch die Mitfahrgelegenheiten anfangs den Eindruck vermittelt hat. Ich denke immer wieder an einen Arbeitskollegen oder sogar an einen Vorgesetzten am Arbeitsplatz, der vielleicht auch einen gewissen Einfluss hatte.

Das Verschwinden der Asservate ( Pullover und Plane) kann auf Schlamperei zurückzuführen sein, muss es aber nicht. Gerade im Falle von Martina wären doch nachträgliche Untersuchungen nach neuesten Methoden sehr wichtig gewesen. Vielleicht hat jemand nachgeholfen, dass es nicht dazu kommt. Die österreichische Justiz steht ohnehin nicht im besten Ruf was Korruption etc. anbelangt. Ist natürlich nur Spekulation von mir.
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Re: MORDFALL MARTINA POSCH (17 †), VÖCKLABRUCK/MONDSEE, 1986

Ungelesener Beitrag von Widasedumi »

Das Rätsel um ein großes Mysterien könnte sich vielleicht lösen lassen, wenn wir das Familienleben näher kennen würden.
Ich wollte schauen, ob ich dazu woanders Näheres erfahren könnte und stieß auf eine Information, dass Martinas Mutter schon zweimal verheiratet war. Martinas Vater war der erste Mann. Vom zweiten Mann war sie bei Martinas Verschwinden noch nicht allzu lange geschieden. Und mit dem dritten Mann wollte sie nach München.

Ich werde aber noch ein bisschen suchen, wie valide diese Angaben sind.

Fakt aber scheint zu sein, dass es um die Wohnverhältnisse Streit gegeben hat. Denn in einem Podcast hieß es, dass man sich dahingehend einigte, dass Martina in dem Haus wohnen bleiben konnte, zusammen mit dem gesundheitlich beeinträchtigten Großvater. Das ist also keine Dichtung, wie der geheimnisvolle Schattenmann. Ich bezeichne das als Dichtung, weil es vielleicht aus einem gemeinen Interesse heraus in die Welt gesetzt worden sein könnte. Das Haus, welches im Podcast von 2017 gezeigt wurde, wo der Weg von der Haustüre gepunktet bis zur Busstelle eingezeichnet war, dieses Wohnhaus schien stattlich und platzmäßig auch nicht gerade bescheiden gewesen zu sein.

Ich sehe es auch so, wie AngRa schrieb und wie es in einem Podcast hieß, dass die Familie von Freund H. dem Mädchen ein Rückhalt in Spannungssituationen war. Da braucht es keine große Phantasie, um sich die Konfliktseiten vorzustellen. Die eine Seite wollte vielleicht das Haus verkaufen, weil man sich in Bayern eine Bleibe aufbauen wollte? Die andere Seite war dagegen. Wenn nun Martina seitens der Familie ihres Freundes den Rücken gestärkt bekam, konnte sie ein deutliches Veto einlegen. Bei der Familie ihres Freundes wird man gewusst haben, woher das Haus stammt und wer von daher ein Wohnrecht ableiten konnte?
Und im Podcast wurde gesagt, dass man sich schließlich darauf geeinigt hat, dass Martina im Haus wohnen bleiben könne. Das heißt mit anderen Worten, dass man sich in diesem Punkt vorher uneinig war. Ob aber nach dieser Einigung die Stimmung harmonisch war, oder etwas getrübt war, diese Frage stelle ich mir. Schließlich könnte Martina irgendwelche Planungen durchkreuzt haben?

Für mich ist dieser Punkt zentral für meine Überlegungen. Der alte Mann konnte nicht allein dort wohnen bleiben. Welche Lösung hätte man denn für ihn vorgesehen gehabt, wenn man u.U. das Haus hätte verkaufen wollte? Ein alter Mann geht nicht gerne aus seinem Haus. Wenn er aber niemanden mehr gehabt hätte, dann hätte er schließlich raus müssen. Und Martina wollte im Haus wohnen bleiben, somit konnte der Großvater auch bleiben.

Welche Vorstellung hatte man wohl für Martina in Anbetracht des Umzugswunsches nach Bayern? Sollte diese zum Freund ziehen, baldmöglichst eine Ehe eingehen, und schauen, wo sich für sie eine Wohnung böte?

Aber auf einmal verschwand Martina und man fand sie ermordet. Was war nun mit dem Großvater? Was passierte mit dem Haus? Wurde es verkauft? Hierauf liegt MEIN Augenmerk; es liegt nicht bei einem Schatten-Lover, sondern bei MemiMo, d.h. bei welchen Menschen könnte ich ein Motiv ausmachen? Es war keine Eifersuchtstat. Es war m.E. kein Vertuschungsmord, weil etwa ein sexueller Übergriff wider Willen erfolgt war. Das wollte man zwar vortäuschen, und gerade deshalb muss das Motiv m.E. wo anders liegen.

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Das ist alles Spekulation, jedoch nicht ganz an den Haaren herbeigezogen, weil der Konflikt um die Wohnverhältnisse in Podcasts bezeugt zu sein scheint. Es kann alles natürlich ganz anders gewesen sein, und ich kann total falsch liegen.

Und selbstverständlich gilt für alle die Unschuldsvermutung.
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Re: MORDFALL MARTINA POSCH (17 †), VÖCKLABRUCK/MONDSEE, 1986

Ungelesener Beitrag von AngRa »

Offenbar ist die Polizei auch davon ausgegangen, dass das Haus in dem Martina mit Mutter und Großvater gelebt hat als Tatort in Frage kommt, denn es wurde kriminaltechnisch akribisch untersucht. Es hieß auch, dass zeitweise ein Verdacht gegen die Mutter bestand. Im Podcast aus dem Jahr 2021 wird diese Theorie mit aufgenommen. Es gibt nur die Aussage der Mutter, dass Martina das Haus in der Früh verlassen hat. Sie wurde von niemandem sonst gesehen. Die Aussage steht im Raum, sie wurde aber nicht durch weitere Aussagen bestätigt.

Es ist gut vorstellbar, dass der Mutter das Haus in Vöcklabruck gehört hat. Möglicherweise hat sie es von ihrer verstorbenen Mutter geerbt. Vielleicht gehörte es ihr nach dem Tod der Mutter zusammen mit dem Vater und dieser hat ihr vielleicht seinen Anteil überschrieben, damit sie dort mit ihm und dem Enkelkind zusammen wohnt und ihn versorgt. Ist natürlich alles nur Spekulation. Aber bezüglich dessen, wer im Haus wohnen darf, scheint die Mutter das Sagen gehabt zu haben und das kann sie nur, wenn sie Eigentümerin ist. Im Filmbeitrag von Aktenzeichen xy wurde auch von der Mutter erwähnt, dass Martina im nächsten Jahr ihren Freund heiraten wollte. In der Filmszene schien die Mutter über dieses Vorhaben erfreut gewesen zu sein. Darüber habe ich mich etwas gewundert, denn es kann doch nicht im Sinne de Mutter gewesen sein, dass die Tochter mit 18 Jahren heiratet und sich somit an einen Mann bindet und Verpflichtungen eingeht ohne vorher Lebenserfahrungen gesammelt zu haben. Vielleicht war aber eine frühe Heirat in ihrem Sinne, weil dann die Unterhaltsverpflichtung auf den Mann übergegangen wäre, die ansonsten bei ihr verblieben wäre bis zum Ende der Berufsausbildung. Martina hatte lt. Podcast eigentlich vor die Matura abzulegen, hat das Vorhaben aber nach einem Jahr aufgegeben, zugunsten einer Berufsausbildung nach der sie natürlich schneller für den eigenen Unterhalt sorgen kann.

Hinzu kommt, dass in einem der Berichte zu hören war, dass auch die Mutter oder ihr Freund Martina zur Arbeit gefahren haben, wenn sie den Bus verpasst hat, weil sie nicht richtig aus dem Bett gekommen ist. Von daher gesehen, weiß man doch gar nicht wie oft sie von einem Unbekannten gefahren worden ist und ob überhaupt. Das beantragte Pendelgeld mit Fahrkarten aus der falschen Richtung belegt eigentlich die Fahrten mit einem Unbekannten nicht. Es kann auch nach Fahrten mit der Mutter beantragt worden sein.

Möglicherweise hat Martina anderen gegenüber eine morgendliche Mitfahrgelegenheit bei einem Fahrer erwähnt, weil sie sich geschämt hat, dass die Mutter sie zur Arbeit fahren muss, ist ja immerhin ein Zeichen für Unselbständigkeit. So möchte man kurz vor der Volljährigkeit nicht dastehen.
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Re: MORDFALL MARTINA POSCH (17 †), VÖCKLABRUCK/MONDSEE, 1986

Ungelesener Beitrag von Widasedumi »

Was ich woanders las war, dass die Mutter das Haus kurz nach dem Mord verkauft, und nach nur 6 Monaten ihren Freund geheiratet haben und nach D gezogen sein soll.

Dass um die Mitfahrten zur Arbeit ein großes Geheimnis existierte, ist nicht einheitlich bestätigt. In einem Podcast wird es als lapidare Äußerung der Martina dargestellt, die sogar den Namen erwähnte, der "beim einen Ohr hineinging und beim anderen Ohr hinaus". Ich meine, dass das sogar Herr NB, der langjährige Fallkenner unter den Journalisten sagte. Wenn Martina das hinter vorgehaltener Hand gesagt haben sollte, dann vermutlich deshalb, weil es in der Firma nicht bekannt werden sollte, weil sie sich die Fahrten ja abrechnen ließ. Und wenn der Fahrer in derselben Firma beschäftigt war, dann wollte sie das zweimal nicht so publik machen, damit der Mann über die Mitfahrten wegen der Falschabrechnung nicht - vielleicht exakt zu einem bestimmten Datum - befragt werden konnte, weil das für Martina ein kleines nachgewiesenes Ehrlichkeitsproblem bedeutet hätte. Sowas will man vermeiden, und das ist nachvollziehbar. Stattdessen war man schnell bei der Hand, den geheimen Unbekannten zu konstruieren. Das hat EINER Seite ganz bestimmt genutzt, wenn sich der Verdacht ins Imaginäre richten konnte.
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Re: MORDFALL MARTINA POSCH (17 †), VÖCKLABRUCK/MONDSEE, 1986

Ungelesener Beitrag von AngRa »

NB , der jahrelang recherchiert hat in diesem Fall, präferiert offensichtlich die Theorie, dass es einen geheimen Unbekannten ( Arbeitskollege?) gab, der Martina zunächst morgens willkommene Mitfahrgelegenheiten bot und der dann aber immer zudringlicher wurde und schließlich soweit ging Martina zu töten, weil sie sich gegen seine gesteigerten Zudringlichkeiten zuletzt gewehrt hat. Er meint sogar aufgrund der Ablage der Leiche den Wohnort des Täters ausmachen zu können. Er soll nicht in Vocklabrück gewohnt haben sondern in der Nähe des Ablageortes. so dass von seinem Wohnort aus gesehen, der Mondsee die erste Möglichkeit war die Leiche abzulegen. Von Vocklabrück aus gesehen hätte es weit bessere Ablagemöglichkeiten ( etwa am Attersee) gegeben. Diese Theorie hat durchaus etwas für sich. Mich stört aber etwas der Aufwand den der geheime Unbekannte betrieben haben muss um an Martina für die kurze Zeit einer gemeinsamen Fahrt heranzukommen, wo vielleicht mal Gelegenheit war ihr Knie zu tätscheln. . Ansonsten hätte Martina keine Zeit für ihn gehabt, denn nach der Arbeit ging sie zum Freund. Auch im Urlaub bot sich keine Möglichkeit, denn den verbrachten die beiden gemeinsam.
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