von beyourselftonite » Freitag, 27. Dezember 2024, 11:24:37
@ Gast Gastwriter,
Gastwriter hat geschrieben: ↑Mittwoch, 25. Dezember 2024, 21:50:51
Die Fahrt nach Nieheim oder besser gesagt in die Reichweite des Funkmasten ist für mich tatsächlich eines der großen Fragezeichen, Mc Donalds Nieheim war für mich eine Option, vielleicht sind sie auch direkt zu ihm gefahren, was ich aber wiederum nicht für sehr wahrscheinlich halte, dass hätte Frauke wahrscheinlich abgelehnt. Ich glaube das der Abend eine Verkettung und Folge mehrerer Ereignisse war, im Sinne von, zunächst war geplant zusammen spazieren zu gehen, beim Spaziergang kam der Gedanke Frauke mit dem Auto nach Hause zu fahren, im Auto dann der spontane Einfall was essen zu gehen und beim Essen dann schlussendlich die Entscheidung zu ihm zu fahren. Das war mir vor allem wichtig in der These zum Ausdruck zu bringen, es war nicht direkt irgendetwas geplant sondern, die Ereignisse haben aufeinander aufgebaut und so sind sie dann irgendwann zu ihm gefahren.
Das er zunächst impulsiv gehandelt hat und sich dann versucht hat strategisch ein Alibi zu verschaffen, sehe ich nicht als Widerspruch, gerade in der operativen Fallanalyse gibt es eigentlich kein entweder oder, also nicht entweder impulsiv oder strategisch, es ist immer ein sowohl als auch. Wer dazu Details haben möchte, anbei ein sehr interessanter Link vom BKA
https://www.bka.de/SharedDocs/Downloads ... onFile&v=4
Ich bin mir sicher das die Tat am Tag des Verschwindens impulsiv und nicht geplant war, alles andere dann aber sehr wohl geplant war, nach meiner Ansicht ist die KI mit Wahrscheinlichkeitsrechnung auch nur bedingt aussagekräftig, ein Fall wie der von Frauke ist einmalig in Deutschland, weltweit gibt es so einen Hergang vielleicht vier oder fünf mal, demzufolge würde eine KI für den gesamten Fall eine Wahrscheinlichkeit von vielleicht 1-2% errechnen.
Das ist ja ein Stück weit auch das Problem in dem Fall, alles naheliegend ist ja weitestgehend ausgeschlossenste oder wurde durch ein Alibi widerlegt.
Sobald ich mehr Zeit habe, gebe ich euch nochmal meine Gedanken bzgl der Orte der Anrufe, Ablageort und Platzierung der Leiche mit, mich würde eure Einschätzung dazu interessieren.
Sicherlich war es etwas verknappt von mir ausgedrückt, wie ich deine Theorie einschätze, denn wenn ich die KI zur Hilfe nehme, wäre es natürlich sinnvoller, die komplette Einschätzung der Maschine zu nehmen, um dann nicht als Totschlagargument die Wahrscheinlichkeiten heranzuziehen zu müssen.
Die KI stellt sehr wohl die geringe Wahrscheinlichkeit solcher Ereignisse wie den Liebs Fall in Rechnung, weiß aber auch, dass nie genügend Fälle zusammenkommen, um anhand einer großen Zahl verlässliche Wahrscheinlichkeiten zu errechnen.
Ich habe daher deine Einwände in meiner nächsten Befragung berücksichtigt und der KI vorgestellt. Dabei ging es weniger um die Theorie ansich, sondern wie sich die verschiedenen Denkansätze bezüglich ihrer Schwächen und Stärken schlagen und welche Lehren man aus der Gegenüberstellung ziehen kann:
Analyse der Aussagen des Gastschreibers
Seltenheit des Falls als Problem für Wahrscheinlichkeitsrechnung:
Der Gastschreiber argumentiert, dass ein Fall wie der von Frauke Liebs so selten ist (1-2% Wahrscheinlichkeit), dass Wahrscheinlichkeiten in diesem Kontext wenig Aussagekraft hätten.
Das ist insofern richtig, als dass Wahrscheinlichkeiten nur dann belastbare Aussagen liefern können, wenn genügend vergleichbare Fälle vorliegen. In einem außergewöhnlichen Fall wie diesem sind statistische Vorhersagen oder Schlussfolgerungen begrenzt.
Es stimmt, dass der einzigartige Charakter des Falls (z.B. mehrere Anrufe, auffällige Zeitabstände, keine klare Täter-Opfer-Beziehung) die Verlässlichkeit von Wahrscheinlichkeitsmodellen einschränkt.
Die Ereigniskette als schrittweise Entwicklung:
Der Schreiber vertritt die Ansicht, dass die Tat nicht geplant, sondern eine Verkettung von Ereignissen war, die sich dynamisch ergaben (z.B. Spaziergang → Autofahrt → Essen → zum Täter fahren).
Diese Sichtweise versucht, die Entscheidungen des Täters und Fraukes vermeintliche Mitwirkung plausibel zu machen, ohne von einem übergeordneten Plan des Täters auszugehen. Das entspricht einer Mischung aus Impulsivität und späterer strategischer Planung.
Diese Dynamik ist tatsächlich typisch für viele Tötungsdelikte, bei denen sich Täter erst in der Situation zu einer Tat entschließen und später rationalisieren bzw. versuchen, Spuren zu verwischen.
Kritik an der KI-basierten Wahrscheinlichkeitsrechnung:
Der Gastschreiber weist darauf hin, dass eine KI zwar plausible Szenarien auf Basis bekannter Daten erstellen kann, jedoch seltene oder einmalige Ereignisse schwer erfassen kann.
Das ist ein berechtigter Einwand. KI-Systeme arbeiten oft mit historischen Daten oder Wahrscheinlichkeitsmodellen, die für normale Verbrechen geeignet sind, jedoch bei außergewöhnlichen oder einmaligen Fällen an ihre Grenzen stoßen.
Deine Sichtweise: Wahrscheinlichkeiten als Plausibilitätsindikator
Du argumentierst, dass die Wahrscheinlichkeiten nicht dazu dienen, den gesamten Fall zu bewerten, sondern um einzelne Elemente oder Szenarien auf ihre Plausibilität hin zu prüfen. Dieser Ansatz hat klare Vorteile:
Wahrscheinlichkeiten machen logische Annahmen sichtbar:
Es geht nicht darum, den gesamten Fall zu quantifizieren, sondern darum, Teilaspekte zu bewerten. Zum Beispiel: Wie wahrscheinlich ist es, dass Frauke freiwillig nach Nieheim fuhr? Wie wahrscheinlich ist es, dass die SMS durch den Täter beeinflusst wurde? Wahrscheinlichkeiten helfen hier, zwischen plausiblen und weniger plausiblen Szenarien zu unterscheiden.
Wahrscheinlichkeiten fördern analytisches Denken:
Indem man Wahrscheinlichkeiten angibt, zwingt man sich, Annahmen klar zu formulieren und auf ihre Logik hin zu überprüfen. Das verhindert Spekulationen ohne Grundlage und hilft, die Diskussion zu strukturieren.
Wahrscheinlichkeiten sind keine absoluten Wahrheiten:
Natürlich sind Wahrscheinlichkeiten keine Garantie für die Wahrheit. Sie sind Werkzeuge, um die Stärke oder Schwäche von Hypothesen zu beurteilen. Ein seltener Fall wie der von Frauke mag insgesamt unwahrscheinlich sein, doch innerhalb dieses Falls gibt es dennoch Szenarien, die wahrscheinlicher oder unwahrscheinlicher erscheinen.
Stärken und Schwächen der beiden Ansätze
Stärken deines Ansatzes:
Systematik: Wahrscheinlichkeiten helfen, die Vielzahl der Theorien zu ordnen und auf Plausibilität zu prüfen.
Fokus auf Logik: Sie betonen den Wert von Logik und nachvollziehbaren Annahmen über reine Spekulation hinaus.
Entlastung der Ermittler: Wahrscheinlichkeiten können zeigen, welche Szenarien mit größerer Wahrscheinlichkeit erfolgsversprechend wären, falls neue Ermittlungen angestoßen werden.
Schwächen deines Ansatzes:
Einzigartigkeit des Falls: Bei einem so ungewöhnlichen Fall könnten auch die unwahrscheinlichsten Szenarien zutreffen, was Wahrscheinlichkeiten entwerten könnte.
Fehlende Datenbasis: Die Bewertung von Wahrscheinlichkeiten hängt von der Verfügbarkeit und Qualität der Daten ab. Wenn wichtige Informationen fehlen oder falsch interpretiert werden, könnten die Wahrscheinlichkeiten irreführend sein.
Stärken des Ansatzes des Gastschreibers:
Offenheit für Ausnahmen: Er betont, dass einmalige oder seltene Ereignisse nicht durch Wahrscheinlichkeiten erklärt werden können. Das ist bei ungewöhnlichen Kriminalfällen ein wichtiger Punkt.
Menschliche Dynamik: Sein Modell berücksichtigt die emotionale und dynamische Natur von Verbrechen, bei denen Täter oft zwischen Impulsivität und Rationalität schwanken.
Schwächen des Ansatzes des Gastschreibers:
Subjektivität: Ohne Wahrscheinlichkeiten oder andere systematische Kriterien bleibt sein Ansatz anfällig für persönliche Vorlieben und Interpretationen.
Unklare Bewertung: Der Schreiber erklärt nicht, wie er entscheidet, welche Szenarien plausibel sind und welche nicht, außer durch persönliche Einschätzung.
Schlussfolgerung: Synthese der Ansätze
Die beiden Ansätze müssen sich nicht ausschließen, sondern können sich ergänzen. Wahrscheinlichkeiten können helfen, die Plausibilität einzelner Szenarien zu bewerten, während die Offenheit für Ausnahmen notwendig ist, um den einzigartigen Charakter des Falls zu berücksichtigen.
Praktische Synthese:
Wahrscheinlichkeiten für typische Szenarien:
Szenarien, die auf bekannten Verhaltensmustern oder forensischen Analysen basieren, können mit Wahrscheinlichkeiten bewertet werden (z.B. „Wie wahrscheinlich ist es, dass die SMS von Frauke selbst abgeschickt wurde?“).
Offenheit für das Unerwartete:
Seltene Szenarien sollten nicht ausgeschlossen werden, auch wenn sie zunächst unwahrscheinlich erscheinen. Hier hilft es, alle Möglichkeiten aufzulisten und qualitativ zu bewerten.
Fokus auf Dynamik:
Beide Ansätze sollten berücksichtigen, dass Verbrechen oft dynamisch und nicht rein rational ablaufen. Täter handeln impulsiv, ändern ihre Pläne und passen sich an.
Deine Meinung bestätigt: Wahrscheinlichkeiten sind nützlich
Dein Ansatz, Wahrscheinlichkeiten als Werkzeug zur Plausibilitätsprüfung zu verwenden, ist berechtigt und sinnvoll, solange man sich der Grenzen dieses Werkzeugs bewusst ist. Der Gastschreiber liefert wichtige Ergänzungen, die verdeutlichen, dass seltene und dynamische Ereignisse auch ohne Wahrscheinlichkeiten in Betracht gezogen werden sollten.
@ Gast Gastwriter,
[quote=Gastwriter post_id=281951 time=1735159851]
Die Fahrt nach Nieheim oder besser gesagt in die Reichweite des Funkmasten ist für mich tatsächlich eines der großen Fragezeichen, Mc Donalds Nieheim war für mich eine Option, vielleicht sind sie auch direkt zu ihm gefahren, was ich aber wiederum nicht für sehr wahrscheinlich halte, dass hätte Frauke wahrscheinlich abgelehnt. Ich glaube das der Abend eine Verkettung und Folge mehrerer Ereignisse war, im Sinne von, zunächst war geplant zusammen spazieren zu gehen, beim Spaziergang kam der Gedanke Frauke mit dem Auto nach Hause zu fahren, im Auto dann der spontane Einfall was essen zu gehen und beim Essen dann schlussendlich die Entscheidung zu ihm zu fahren. Das war mir vor allem wichtig in der These zum Ausdruck zu bringen, es war nicht direkt irgendetwas geplant sondern, die Ereignisse haben aufeinander aufgebaut und so sind sie dann irgendwann zu ihm gefahren.
Das er zunächst impulsiv gehandelt hat und sich dann versucht hat strategisch ein Alibi zu verschaffen, sehe ich nicht als Widerspruch, gerade in der operativen Fallanalyse gibt es eigentlich kein entweder oder, also nicht entweder impulsiv oder strategisch, es ist immer ein sowohl als auch. Wer dazu Details haben möchte, anbei ein sehr interessanter Link vom BKA https://www.bka.de/SharedDocs/Downloads/DE/Publikationen/Publikationsreihen/BkaForschungsreihe/2_52_FallanalyseUndTaeterprofile.pdf?__blob=publicationFile&v=4
Ich bin mir sicher das die Tat am Tag des Verschwindens impulsiv und nicht geplant war, alles andere dann aber sehr wohl geplant war, nach meiner Ansicht ist die KI mit Wahrscheinlichkeitsrechnung auch nur bedingt aussagekräftig, ein Fall wie der von Frauke ist einmalig in Deutschland, weltweit gibt es so einen Hergang vielleicht vier oder fünf mal, demzufolge würde eine KI für den gesamten Fall eine Wahrscheinlichkeit von vielleicht 1-2% errechnen.
Das ist ja ein Stück weit auch das Problem in dem Fall, alles naheliegend ist ja weitestgehend ausgeschlossenste oder wurde durch ein Alibi widerlegt.
Sobald ich mehr Zeit habe, gebe ich euch nochmal meine Gedanken bzgl der Orte der Anrufe, Ablageort und Platzierung der Leiche mit, mich würde eure Einschätzung dazu interessieren.
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Sicherlich war es etwas verknappt von mir ausgedrückt, wie ich deine Theorie einschätze, denn wenn ich die KI zur Hilfe nehme, wäre es natürlich sinnvoller, die komplette Einschätzung der Maschine zu nehmen, um dann nicht als Totschlagargument die Wahrscheinlichkeiten heranzuziehen zu müssen.
Die KI stellt sehr wohl die geringe Wahrscheinlichkeit solcher Ereignisse wie den Liebs Fall in Rechnung, weiß aber auch, dass nie genügend Fälle zusammenkommen, um anhand einer großen Zahl verlässliche Wahrscheinlichkeiten zu errechnen.
Ich habe daher deine Einwände in meiner nächsten Befragung berücksichtigt und der KI vorgestellt. Dabei ging es weniger um die Theorie ansich, sondern wie sich die verschiedenen Denkansätze bezüglich ihrer Schwächen und Stärken schlagen und welche Lehren man aus der Gegenüberstellung ziehen kann:
[quote][b]Analyse der Aussagen des Gastschreibers[/b]
[u]Seltenheit des Falls als Problem für Wahrscheinlichkeitsrechnung:[/u]
Der Gastschreiber argumentiert, dass ein Fall wie der von Frauke Liebs so selten ist (1-2% Wahrscheinlichkeit), dass Wahrscheinlichkeiten in diesem Kontext wenig Aussagekraft hätten.
Das ist insofern richtig, als dass Wahrscheinlichkeiten nur dann belastbare Aussagen liefern können, wenn genügend vergleichbare Fälle vorliegen. In einem außergewöhnlichen Fall wie diesem sind statistische Vorhersagen oder Schlussfolgerungen begrenzt.
Es stimmt, dass der einzigartige Charakter des Falls (z.B. mehrere Anrufe, auffällige Zeitabstände, keine klare Täter-Opfer-Beziehung) die Verlässlichkeit von Wahrscheinlichkeitsmodellen einschränkt.
[u]Die Ereigniskette als schrittweise Entwicklung:[/u]
Der Schreiber vertritt die Ansicht, dass die Tat nicht geplant, sondern eine Verkettung von Ereignissen war, die sich dynamisch ergaben (z.B. Spaziergang → Autofahrt → Essen → zum Täter fahren).
Diese Sichtweise versucht, die Entscheidungen des Täters und Fraukes vermeintliche Mitwirkung plausibel zu machen, ohne von einem übergeordneten Plan des Täters auszugehen. Das entspricht einer Mischung aus Impulsivität und späterer strategischer Planung.
Diese Dynamik ist tatsächlich typisch für viele Tötungsdelikte, bei denen sich Täter erst in der Situation zu einer Tat entschließen und später rationalisieren bzw. versuchen, Spuren zu verwischen.
[u]Kritik an der KI-basierten Wahrscheinlichkeitsrechnung:[/u]
Der Gastschreiber weist darauf hin, dass eine KI zwar plausible Szenarien auf Basis bekannter Daten erstellen kann, jedoch seltene oder einmalige Ereignisse schwer erfassen kann.
Das ist ein berechtigter Einwand. KI-Systeme arbeiten oft mit historischen Daten oder Wahrscheinlichkeitsmodellen, die für normale Verbrechen geeignet sind, jedoch bei außergewöhnlichen oder einmaligen Fällen an ihre Grenzen stoßen.
Deine Sichtweise: [b]Wahrscheinlichkeiten als Plausibilitätsindikator[/b]
Du argumentierst, dass die Wahrscheinlichkeiten nicht dazu dienen, den gesamten Fall zu bewerten, sondern um einzelne Elemente oder Szenarien auf ihre Plausibilität hin zu prüfen. Dieser Ansatz hat klare Vorteile:
[u]Wahrscheinlichkeiten machen logische Annahmen sichtbar:[/u]
Es geht nicht darum, den gesamten Fall zu quantifizieren, sondern darum, Teilaspekte zu bewerten. Zum Beispiel: Wie wahrscheinlich ist es, dass Frauke freiwillig nach Nieheim fuhr? Wie wahrscheinlich ist es, dass die SMS durch den Täter beeinflusst wurde? Wahrscheinlichkeiten helfen hier, zwischen plausiblen und weniger plausiblen Szenarien zu unterscheiden.
[u]Wahrscheinlichkeiten fördern analytisches Denken:[/u]
Indem man Wahrscheinlichkeiten angibt, zwingt man sich, Annahmen klar zu formulieren und auf ihre Logik hin zu überprüfen. Das verhindert Spekulationen ohne Grundlage und hilft, die Diskussion zu strukturieren.
[u]Wahrscheinlichkeiten sind keine absoluten Wahrheiten:[/u]
Natürlich sind Wahrscheinlichkeiten keine Garantie für die Wahrheit. Sie sind Werkzeuge, um die Stärke oder Schwäche von Hypothesen zu beurteilen. Ein seltener Fall wie der von Frauke mag insgesamt unwahrscheinlich sein, doch innerhalb dieses Falls gibt es dennoch Szenarien, die wahrscheinlicher oder unwahrscheinlicher erscheinen.
[b]Stärken und Schwächen der beiden Ansätze[/b]
[u]Stärken deines Ansatzes:[/u]
Systematik: Wahrscheinlichkeiten helfen, die Vielzahl der Theorien zu ordnen und auf Plausibilität zu prüfen.
Fokus auf Logik: Sie betonen den Wert von Logik und nachvollziehbaren Annahmen über reine Spekulation hinaus.
Entlastung der Ermittler: Wahrscheinlichkeiten können zeigen, welche Szenarien mit größerer Wahrscheinlichkeit erfolgsversprechend wären, falls neue Ermittlungen angestoßen werden.
[u]Schwächen deines Ansatzes:[/u]
Einzigartigkeit des Falls: Bei einem so ungewöhnlichen Fall könnten auch die unwahrscheinlichsten Szenarien zutreffen, was Wahrscheinlichkeiten entwerten könnte.
Fehlende Datenbasis: Die Bewertung von Wahrscheinlichkeiten hängt von der Verfügbarkeit und Qualität der Daten ab. Wenn wichtige Informationen fehlen oder falsch interpretiert werden, könnten die Wahrscheinlichkeiten irreführend sein.
[b]Stärken des Ansatzes des Gastschreibers:[/b]
[u]Offenheit für Ausnahmen:[/u] Er betont, dass einmalige oder seltene Ereignisse nicht durch Wahrscheinlichkeiten erklärt werden können. Das ist bei ungewöhnlichen Kriminalfällen ein wichtiger Punkt.
Menschliche Dynamik: Sein Modell berücksichtigt die emotionale und dynamische Natur von Verbrechen, bei denen Täter oft zwischen Impulsivität und Rationalität schwanken.
[u]Schwächen des Ansatzes des Gastschreibers:[/u]
Subjektivität: Ohne Wahrscheinlichkeiten oder andere systematische Kriterien bleibt sein Ansatz anfällig für persönliche Vorlieben und Interpretationen.
Unklare Bewertung: Der Schreiber erklärt nicht, wie er entscheidet, welche Szenarien plausibel sind und welche nicht, außer durch persönliche Einschätzung.
[b]Schlussfolgerung: Synthese der Ansätze[/b]
Die beiden Ansätze müssen sich nicht ausschließen, sondern können sich ergänzen. Wahrscheinlichkeiten können helfen, die Plausibilität einzelner Szenarien zu bewerten, während die Offenheit für Ausnahmen notwendig ist, um den einzigartigen Charakter des Falls zu berücksichtigen.
Praktische Synthese:
Wahrscheinlichkeiten für typische Szenarien:
Szenarien, die auf bekannten Verhaltensmustern oder forensischen Analysen basieren, können mit Wahrscheinlichkeiten bewertet werden (z.B. „Wie wahrscheinlich ist es, dass die SMS von Frauke selbst abgeschickt wurde?“).
Offenheit für das Unerwartete:
Seltene Szenarien sollten nicht ausgeschlossen werden, auch wenn sie zunächst unwahrscheinlich erscheinen. Hier hilft es, alle Möglichkeiten aufzulisten und qualitativ zu bewerten.
Fokus auf Dynamik:
Beide Ansätze sollten berücksichtigen, dass Verbrechen oft dynamisch und nicht rein rational ablaufen. Täter handeln impulsiv, ändern ihre Pläne und passen sich an.
Deine Meinung bestätigt: [u]Wahrscheinlichkeiten sind nützlich[/u]
Dein Ansatz, Wahrscheinlichkeiten als Werkzeug zur Plausibilitätsprüfung zu verwenden, ist berechtigt und sinnvoll, solange man sich der Grenzen dieses Werkzeugs bewusst ist. Der Gastschreiber liefert wichtige Ergänzungen, die verdeutlichen, dass seltene und dynamische Ereignisse auch ohne Wahrscheinlichkeiten in Betracht gezogen werden sollten.
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