von HP1 » Montag, 01. September 2025, 14:39:33
@Wiesenblume
Ja, die Geschichte vom Pünktchenmann ist im Großen und Ganzen stimmig, kommt ohne exotische Annahmen zu Täterperson/Motiv/Umstände aus und nach meinem Dafürhalten passt sie besser zum Stattfinden der Anrufe, insbesondere den Wiederholungen und Fraukes Auftreten dabei, als andere teils waghalsige Erklärungsversuche, warum der Täter denn Frauke hat telefonieren lassen (seine oder ihre Motivation?) und warum die Anrufe so waren wie berichtet wurde.
Klar sind da einige Fragen offen, zentral natürlich die, wie er denn Frauke tagelang daran hindern konnte zu gehen, oder etwa bei einer der Autofahrten Rabatz zu machen, beginnend schon bei der Abfahrt aus PB nach der Schelle. Er hat da recht vage berichtet, Frauke irgendwie als zu eingeschüchtert(?) dargestellt, andererseits soll sie (natürlich) stinksauer gewesen sein, die Anrufe auch ein Mittel, um "Dampf abzulassen". Alles recht nebulös, und bei mir bleibt die Frage offen, mit welchen Mitteln er denn die Kontrolle aufrecht erhalten konnte. Fesseln+knebeln, vielleicht sedierende Mittel, Gewaltandrohung, (körperliche) Gewaltausübung? Das Ganze nicht nur im Keller, wo er sie festgehalten haben will, sondern auch bei den Anruffahrten. Ist ja generell eine wiederholt gestellte Frage, wie ein Einzeltäter die Anruffahrten konkret bewerkstelligt haben könnte. Möglicherweise bieten meine folgenden Gedanken da zumindest im Ansatz eine Erklärung.
Auch zum Zustandekommen der ersten (Nieheim-)SMS äußert er sich nicht, obwohl das hier ja wieder und wieder diskutiert wurde. Nunja, aus Perspektive eines Täters, der hier so in Erscheinung tritt, wäre das wohl auch belanglos. Insgesamt macht sein Auftritt nicht den Eindruck, hier vorrangig Unklarheiten beseitigen und Fragen beantworten zu wollen.
Auf der anderen Seite geht die Erzählung des Pünktchenmanns stellenweise ins Detail und bleibt dabei plausibel, stimmig. Wirklich bemerkenswert fand ich seine Erklärung zu Nieheim. Kein geheimes und gescheites Täuschungsmanöver, wie manche gern hätten, auch kein persönlicher Bezug, Nieheim kein relevanter Ort - nein, nach der Schelle und dem spontanen Impuls, Frauke wegen der Konsequenzen erstmal nicht gehen zu lassen, will er einfach ziellos herumgefahren sein, um nachzudenken, den Kopf freizukriegen. MMn plausibel, stimmiges Verhalten in der Situation, und dabei völlig fernab all der Erklärungsversuche hier, die in allem und jedem eine Bedeutung, ein zweckbestimmtes und durchdachtes Täterhandeln sehen wollen.
Aber ist der Pünktchenmann echt, ist das ein Tatsachenbericht? Oder ist das nur gut ausgedacht und erzählt? Ich konnte in seinen Beiträgen weder für das eine noch für das andere klare Hinweise erkennen, könnte jetzt nichtmal eine klare Meinung dazu äußern.
Möglicherweise bin ich da auch nicht auf dem Laufenden, war die letzten Monate anderweitig engagiert. Es hatte recht bald nach dessen Auftritt hier eine Durchsuchung in Lichtenau im Fall Frauke Liebs gegeben und ich meine, Äußerungen von Iven hier deuteten darauf hin, dass diese dem Pünktchenmann gegolten hatte. Aber hat sich hier Weiteres ergeben? Trafen seine persönlichen Angaben zu, damals im KH tätig und dort mit Frauke vom Sehen bekannt? Konnte das Haus in PB identifiziert werden, in dessen Keller er sie festgehalten haben wollte? Ich weiß es nicht, war ein paar Monate raus, wie gesagt.
Warum die Erzählung des Pünktchenmanns bei mir hart getriggert hat, hat einen anderen Grund. Ich hatte hier einen stellenweise im Detail identischen Hergang als mir wahrscheinlich erscheinende Hypothese bereits vor längerem (zwei Jahre etwa?) ausführlich gepostet und begründet/diskutiert - in meinem Fall natürlich nicht als Tatsachenbericht aus Tätersicht, wobei die Frage nach dem Innenleben des Täters und den resultierenden wahrscheinlichen und weniger wahrscheinlichen Handlungsentscheidungen bei mir ja meist eine zentrale Rolle spielt, kennt ihr ja zur Genüge.
Ausgehend von der Annahme einer bereits früher in PB selbstbestimmten Nieheim-SMS, zu diesem früheren Zeitpunkt im Wortlaut stimmig und technisch von mir umfangreich untersucht und reproduziert, als "gut möglich" verifiziert, und zusätzlich der Möglichkeit (nur als Option) einer losen Verabredung, die Frauke nach dem Pub noch aufgesucht haben könnte (mein vorheriger Beitrag hier), führten zu der Annahme eines freiwilligen Zusammentreffens mit einer ihr soweit bekannten Person, dass sie (spontan oder verabredet) da noch etwas Zeit verbringt - Bier vor einer Kneipe, auf einem Parkplatz, Fahrt zum Mecces in Bad Driburg, was auch immer. Eine Person, die jedoch nicht in ihren Handy-/PC-Kontakten auftaucht, zumindest da für den Zeitraum um ihr Verschwinden herum völlig unauffällig wäre. Klar, könnte dann naheliegend jemand sein, dem sie alltäglich begegnet, allen voran in der Schule oder im KH.
Dann die Telefonate. Als "Stilmittel" des Täters, quasi selbstgefällige Selbstdarstellung des Täters der Allgemeinheit gegenüber (Angehörige/EB/Öffentlichkeit/Medien) in ihrer Art viel zu uninspiriert, farblos, keine Steigerung bis einschließlich Sonntag. Ein solcher Täter würde wollen, dass seine Tat oder auch er selbst als Person bei den Anrufen klar erkennbar in Erscheinung tritt. Nein, das ist es nicht. Auch als Machtdemonstration Frauke gegenüber, "ich kann dich sogar telefonieren lassen", also in etwa Dr. Saimehs Einschätzung entsprechend, als demonstrative Handlung passt die tägliche Wiederholung bis Sonntag nicht wirklich. Mal abgesehen davon, dass hierfür ein ausgesprochen ungewöhnlicher (d.h. auch unwahrscheinlicher) Täter angenommen werden müsste, der kontraintuitiv und anders als alle anderen Täter in irgendwie vergleichbaren Tatsituationen gehnadelt hätte. Ein Täter, der die Anrufe situativ für notwendig hielt? Die Anrufe eine Reaktion auf die Umstände, kein gescheites und selbstherrlich-souveränes Täterhandeln, sondern notgedrungene Aktivität? Für mich passt das weit besser, wie auch immer dieses "notgedrungen" zustande gekommen ist.
Wesentlicher für mich aber Fraukes Auftreten bei den Telefonaten, Wiederholung über Tage. Man stelle sich vor, eine Frauke in echter Todesangst oder (bzw. und) massiver psychischer oder auch physischer Gewalt ausgesetzt, ausgeprägte Phasen von Panik, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit, Fassungsverlust. Und die soll über Tage(!) ihren Mitbewohner angerufen haben, als einzigem, letzten Kontakt zu ihrem Leben, dem sie entrissen wurde und das sie (in diesem Szenario) bereits für immer verloren glaubt. Und da bleibt sie durchgängig (bis Sonntag) gefasst, sagt ihr Sprüchlein auf, wirkt hier und da derangiert (ist so nur vom ersten Telefonat Donnerstag berichtet, vom letzten Telefonat abgesehen), aber Chris weiß nichts von jeglichen ihm erkennbaren Anflügen eben solcher Panik, Verzweiflung usw. bei Frauke zu berichten? Frauke zumindest soweit "normal" wirkend, dass man sich bis zum letzten Telefonat am Dienstag zumindest nichtmal sicher ist, ob sie festgehalten wird? Das passt doch hinten und vorne nicht. An der Stelle bin ich überzeugt, dass Frauke bei den Telefonaten tatsächlich davon ausging, zeitnah und mehr oder weniger wohlbehalten wieder aus der Nummer rauskommen zu können, davon eher zunächst fest ausging als dass ihr dies von Beginn an fraglich gewesen wäre.
In dem Zusammenhang auch ihr Auftreten beim letzten Telefonat. Da hatte Frauke eben jene Zuversicht offensichtlich nicht (mehr), wirkt laut Chris und Karen in einem schlechten mentalen Zustand, bewegt sich stellenweise am Rande des Fassungsverlustes, des Zusammenbruchs. Aber dennoch, auch wenn sie stellenweise offensichtlich spontan und assoziativ antwortet ohne Berücksichtigung, was sie sagen darf und was nicht, welchen Eindruck sie machen sollte, ist sie doch bis zuletzt bemüht das Gespräch so zu führen, dass es den vorherigen Telefonaten entspricht, dass dem Gegenüber keine Information über ihre tatsächliche Lage gegeben wird, dass die Option "Freilassung" offen bleibt - auch wenn das da offenkundig kein Vertrauen, sondern nur noch letzte verzweifelte Hoffnung, der letzte Strohhalm gewesen sein mag. Ausrutscher ja, und insgesamt schafft sie es nicht (mehr), einen Eindruck von zumindest möglicher Selbstbestimmtheit zu erzeugen. Aber dennoch, eben auch kein Zusammenbruch, kein Herausplatzen damit, in welcher Lage sie sich wirklich befindet, obwohl sie an der Stelle auf jeden Fall ein maximales Mitteilungsbedürfnis gehabt haben muss - schon um seiner selbst willen, nichtmal zur Preisgabe von Informationen, die ihrer Rettung oder zumindest nachgänglichen Identifizierung und Bestrafung des Täters hätten dienlich sein können. Gerade letztere lässt sie mit keinem Wort heraus. Ist das ein Mensch, der sich seit einer Woche in Todesangst befindet, der keinen Anlass hat, irgendwie an ein gutes Ende zu glauben? Würde ein Täter sie in dem Fall so lange freestyle telefonieren lassen, wenn das sinnhafte Narrativ einer Freilassung nicht gegeben ist/nie gegeben war, wenn der Rahmen ihr keine Motivation beim Telefonat zu funktionieren (mehr) vorgibt? Erzählt mir nix von massiver Gewaltdrohung, da wäre Frauke, so wie sie im letzten Telefonat aufgetreten ist, doch völlig zusammengebrochen, hätte keinesfalls das Gespräch so geführt (abgesehen davon, dass ein maximal kontrollierender Täter das Gespräch zu einem frühen Zeitpunkt abgebrochen hätte). Frauke ist bei diesem Telefonat mit ihrer Wahrnehmung erkennbar überwiegend beim Dialog, beim Austausch mit Chris und Karen - nicht scheuklappenmäßig auf die (sinngemäß) Pistole an ihrem Kopf fokussiert, lediglich sich der Gesamtsituation bewusst. Und erzählt mir auch nix von Drogen. Klar ist es gut möglich, dass der Täter ihr Medis oder so verabreicht hat. Aber vor einer hinreichend willenlosen Gefügigkeit kommt da jedenfalls immer das intuitive, assoziative und letztlich gerade nicht kontrollierbare Verhalten. Egal welche Substanz, da wäre täterseitig jedenfalls vielmehr mit Planlosigkeit ("Gesprächsregeln" nicht einhaltend) und anderen erkennbaren Ausfallerscheinungen bei Frauke am Telefon zu rechnen gewesen, die völlige Unfähigkeit, das Telefonat koordiniert zu führen auch nicht weit entfernt. Klar mag sie vielleicht irgendwelche Substanzen intus gehabt haben, aber die Vorstellung wäre irrig, dass der Täter auf diesem Weg ihr Auftreten am Telefon genau und zuverlässig hätte dirigieren können, viel eher das Gegenteil.
Lange Rede, sorry dafür - jedenfalls, die Frage ist dann, unter welchen Umständen hätte denn Frauke über Tage von einer baldigen Freilassung ausgehen können? Sicher nicht mit festem naiven Gottesglauben oder irgendwelchen haltlosen Zusagen des Täters, die zur Realität der Situation, zu seinem ihr erkennbaren (oder auch nicht, wäre maximal beunruhigend...) Tatmotiv gar nicht passen würden.
Nein, Entstehung der Situation/Tätermotiv und das Verhalten des Täters ihr gegenüber müssten schon ihre Freilassung als nahe liegende oder gar (zunächst) selbstverständlich erscheinende Annahme rechtfertigen. An der Stelle erscheint mir der ihr alltäglich bekannte Täter eine wirklich gute Option, der sie nicht vorab geplant entführt und dann weiß Gott was für Tathandlungen begangen hat, sondern vielmehr die Konsequenzen der eigenen übergriffigen Unbeherrschtheit zu vermeiden sucht und letztlich (zunächst) genauso wie sie selbst an einem "guten Ende" interessiert ist. Ein Szenario, in dem er im Grunde genauso in Nöten ist, wo wohl ihr Tod als Lösung auch seinerseits zunächst noch nicht als Lösungsoption gesehen wird, in der Situation anfangs vielleicht noch undenkbar erscheint. Gerade wenn ich mir die empathische, sozial kompetente und souveräne Frauke in so einer Situation vorstelle, die hätte doch schnell ein "wir", eine gemeinsame Situation als Framing etabliert (bei sich selbst wie ihm gegenüber) bei einem Täter, mit dem sie zuvor eigentlich eine zwanglose und konfliktfreie Bekanntschaft hatte und der sich in diese Situation selbst mehr hineinmanövriert als sie geplant angestrebt hätte. Ideale Voraussetzungen von ihrer Seite, die telefonischen Ankündigungen ihrer Heimkehr anzustreben und dabei quasi freiwillig kooperativ zu sein(!!), eben weil diese genau in die gewünschte Richtung deuten, ihre zeitnahe Freilassung auch als gemeinsames Ziel (von ihr und dem Täter) explizieren, bestätigen. Und seinerseits mag das erstmal ähnlich motiviert gewesen sein, oder wie vom Pünktchenmann ausgemalt, um sich vom öffentlichen Vorwurf der Freiheitsberaubung zu distanzieren, dem etwas entgegen zu setzen. Ich meine, er ist aus Not in die Situation geraten, hatte nie vorgehabt (und will es auch jetzt nicht freiwillig) sie festzuhalten, deutlich vermindertes Unrechtsbewusstsein oder Selbstwahrnehmung als Opfer der Situation und so.
So weit, mMn vom Pünktchenmann ein Tatsachenbericht oder gut ausgedacht und dargestellt, für mich nicht entscheidbar. Wie gesagt, stand vor Längerem ziemlich genau so schon hier im forum, von mir als Hypothese dargestellt.
Bemerkenswert: Des Pünktchenmanns Äußerungen zum Verbringen der Leiche, Vorgehen wie auch sein handlungsleitendes inneres Befinden dabei, das ist 1:1 das, was ich hierzu entworfen hatte, da im Zusammenhang mit der Frage, wie nah oder weit entfernt vom eigenen Lebensmittelpunkt (Wohnort) ein täter wohl die Leiche verbringen würde. Völlig unter Strom, weit genug weg, um keinerlei räumlichen Bezug/Nähe zum eigenen Wohnort zu hinterlassen, jedoch mit der Leiche im Kofferraum keinesfalls weiter fahren als nötig. Vielleicht kennt man zufällig einen Platz, sonst halt suchen - wenn kein zwingender Zeitdruck gegeben ist, erstmal ohne Leiche im Auto. Habe die weit verbreitete Ansicht immer in Frage gestellt, der Täter müsse diesen "idealen"(...) Ablageort doch garantiert vorher gekannt haben. Kann sein, oder auch nicht. Und der Pünktchenmann berichtet punktgenau den Ablagevorgang und sein Befinden dabei so wie von mir früher spekulativ beschrieben. Schon komisch, nicht wahr?
@Wiesenblume
Ja, die Geschichte vom Pünktchenmann ist im Großen und Ganzen stimmig, kommt ohne exotische Annahmen zu Täterperson/Motiv/Umstände aus und nach meinem Dafürhalten passt sie besser zum Stattfinden der Anrufe, insbesondere den Wiederholungen und Fraukes Auftreten dabei, als andere teils waghalsige Erklärungsversuche, warum der Täter denn Frauke hat telefonieren lassen (seine oder ihre Motivation?) und warum die Anrufe so waren wie berichtet wurde.
Klar sind da einige Fragen offen, zentral natürlich die, wie er denn Frauke tagelang daran hindern konnte zu gehen, oder etwa bei einer der Autofahrten Rabatz zu machen, beginnend schon bei der Abfahrt aus PB nach der Schelle. Er hat da recht vage berichtet, Frauke irgendwie als zu eingeschüchtert(?) dargestellt, andererseits soll sie (natürlich) stinksauer gewesen sein, die Anrufe auch ein Mittel, um "Dampf abzulassen". Alles recht nebulös, und bei mir bleibt die Frage offen, mit welchen Mitteln er denn die Kontrolle aufrecht erhalten konnte. Fesseln+knebeln, vielleicht sedierende Mittel, Gewaltandrohung, (körperliche) Gewaltausübung? Das Ganze nicht nur im Keller, wo er sie festgehalten haben will, sondern auch bei den Anruffahrten. Ist ja generell eine wiederholt gestellte Frage, wie ein Einzeltäter die Anruffahrten konkret bewerkstelligt haben könnte. Möglicherweise bieten meine folgenden Gedanken da zumindest im Ansatz eine Erklärung.
Auch zum Zustandekommen der ersten (Nieheim-)SMS äußert er sich nicht, obwohl das hier ja wieder und wieder diskutiert wurde. Nunja, aus Perspektive eines Täters, der hier so in Erscheinung tritt, wäre das wohl auch belanglos. Insgesamt macht sein Auftritt nicht den Eindruck, hier vorrangig Unklarheiten beseitigen und Fragen beantworten zu wollen.
Auf der anderen Seite geht die Erzählung des Pünktchenmanns stellenweise ins Detail und bleibt dabei plausibel, stimmig. Wirklich bemerkenswert fand ich seine Erklärung zu Nieheim. Kein geheimes und gescheites Täuschungsmanöver, wie manche gern hätten, auch kein persönlicher Bezug, Nieheim kein relevanter Ort - nein, nach der Schelle und dem spontanen Impuls, Frauke wegen der Konsequenzen erstmal nicht gehen zu lassen, will er einfach ziellos herumgefahren sein, um nachzudenken, den Kopf freizukriegen. MMn plausibel, stimmiges Verhalten in der Situation, und dabei völlig fernab all der Erklärungsversuche hier, die in allem und jedem eine Bedeutung, ein zweckbestimmtes und durchdachtes Täterhandeln sehen wollen.
Aber ist der Pünktchenmann echt, ist das ein Tatsachenbericht? Oder ist das nur gut ausgedacht und erzählt? Ich konnte in seinen Beiträgen weder für das eine noch für das andere klare Hinweise erkennen, könnte jetzt nichtmal eine klare Meinung dazu äußern.
Möglicherweise bin ich da auch nicht auf dem Laufenden, war die letzten Monate anderweitig engagiert. Es hatte recht bald nach dessen Auftritt hier eine Durchsuchung in Lichtenau im Fall Frauke Liebs gegeben und ich meine, Äußerungen von Iven hier deuteten darauf hin, dass diese dem Pünktchenmann gegolten hatte. Aber hat sich hier Weiteres ergeben? Trafen seine persönlichen Angaben zu, damals im KH tätig und dort mit Frauke vom Sehen bekannt? Konnte das Haus in PB identifiziert werden, in dessen Keller er sie festgehalten haben wollte? Ich weiß es nicht, war ein paar Monate raus, wie gesagt.
Warum die Erzählung des Pünktchenmanns bei mir hart getriggert hat, hat einen anderen Grund. Ich hatte hier einen stellenweise im Detail identischen Hergang als mir wahrscheinlich erscheinende Hypothese bereits vor längerem (zwei Jahre etwa?) ausführlich gepostet und begründet/diskutiert - in meinem Fall natürlich nicht als Tatsachenbericht aus Tätersicht, wobei die Frage nach dem Innenleben des Täters und den resultierenden wahrscheinlichen und weniger wahrscheinlichen Handlungsentscheidungen bei mir ja meist eine zentrale Rolle spielt, kennt ihr ja zur Genüge.
Ausgehend von der Annahme einer bereits früher in PB selbstbestimmten Nieheim-SMS, zu diesem früheren Zeitpunkt im Wortlaut stimmig und technisch von mir umfangreich untersucht und reproduziert, als "gut möglich" verifiziert, und zusätzlich der Möglichkeit (nur als Option) einer losen Verabredung, die Frauke nach dem Pub noch aufgesucht haben könnte (mein vorheriger Beitrag hier), führten zu der Annahme eines freiwilligen Zusammentreffens mit einer ihr soweit bekannten Person, dass sie (spontan oder verabredet) da noch etwas Zeit verbringt - Bier vor einer Kneipe, auf einem Parkplatz, Fahrt zum Mecces in Bad Driburg, was auch immer. Eine Person, die jedoch nicht in ihren Handy-/PC-Kontakten auftaucht, zumindest da für den Zeitraum um ihr Verschwinden herum völlig unauffällig wäre. Klar, könnte dann naheliegend jemand sein, dem sie alltäglich begegnet, allen voran in der Schule oder im KH.
Dann die Telefonate. Als "Stilmittel" des Täters, quasi selbstgefällige Selbstdarstellung des Täters der Allgemeinheit gegenüber (Angehörige/EB/Öffentlichkeit/Medien) in ihrer Art viel zu uninspiriert, farblos, keine Steigerung bis einschließlich Sonntag. Ein solcher Täter würde wollen, dass seine Tat oder auch er selbst als Person bei den Anrufen klar erkennbar in Erscheinung tritt. Nein, das ist es nicht. Auch als Machtdemonstration Frauke gegenüber, "ich kann dich sogar telefonieren lassen", also in etwa Dr. Saimehs Einschätzung entsprechend, als demonstrative Handlung passt die tägliche Wiederholung bis Sonntag nicht wirklich. Mal abgesehen davon, dass hierfür ein ausgesprochen ungewöhnlicher (d.h. auch unwahrscheinlicher) Täter angenommen werden müsste, der kontraintuitiv und anders als alle anderen Täter in irgendwie vergleichbaren Tatsituationen gehnadelt hätte. Ein Täter, der die Anrufe situativ für notwendig hielt? Die Anrufe eine Reaktion auf die Umstände, kein gescheites und selbstherrlich-souveränes Täterhandeln, sondern notgedrungene Aktivität? Für mich passt das weit besser, wie auch immer dieses "notgedrungen" zustande gekommen ist.
Wesentlicher für mich aber Fraukes Auftreten bei den Telefonaten, Wiederholung über Tage. Man stelle sich vor, eine Frauke in echter Todesangst oder (bzw. und) massiver psychischer oder auch physischer Gewalt ausgesetzt, ausgeprägte Phasen von Panik, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit, Fassungsverlust. Und die soll über Tage(!) ihren Mitbewohner angerufen haben, als einzigem, letzten Kontakt zu ihrem Leben, dem sie entrissen wurde und das sie (in diesem Szenario) bereits für immer verloren glaubt. Und da bleibt sie durchgängig (bis Sonntag) gefasst, sagt ihr Sprüchlein auf, wirkt hier und da derangiert (ist so nur vom ersten Telefonat Donnerstag berichtet, vom letzten Telefonat abgesehen), aber Chris weiß nichts von jeglichen ihm erkennbaren Anflügen eben solcher Panik, Verzweiflung usw. bei Frauke zu berichten? Frauke zumindest soweit "normal" wirkend, dass man sich bis zum letzten Telefonat am Dienstag zumindest nichtmal sicher ist, ob sie festgehalten wird? Das passt doch hinten und vorne nicht. An der Stelle bin ich überzeugt, dass Frauke bei den Telefonaten tatsächlich davon ausging, zeitnah und mehr oder weniger wohlbehalten wieder aus der Nummer rauskommen zu können, davon eher zunächst fest ausging als dass ihr dies von Beginn an fraglich gewesen wäre.
In dem Zusammenhang auch ihr Auftreten beim letzten Telefonat. Da hatte Frauke eben jene Zuversicht offensichtlich nicht (mehr), wirkt laut Chris und Karen in einem schlechten mentalen Zustand, bewegt sich stellenweise am Rande des Fassungsverlustes, des Zusammenbruchs. Aber dennoch, auch wenn sie stellenweise offensichtlich spontan und assoziativ antwortet ohne Berücksichtigung, was sie sagen darf und was nicht, welchen Eindruck sie machen sollte, ist sie doch bis zuletzt bemüht das Gespräch so zu führen, dass es den vorherigen Telefonaten entspricht, dass dem Gegenüber keine Information über ihre tatsächliche Lage gegeben wird, dass die Option "Freilassung" offen bleibt - auch wenn das da offenkundig kein Vertrauen, sondern nur noch letzte verzweifelte Hoffnung, der letzte Strohhalm gewesen sein mag. Ausrutscher ja, und insgesamt schafft sie es nicht (mehr), einen Eindruck von zumindest möglicher Selbstbestimmtheit zu erzeugen. Aber dennoch, eben auch kein Zusammenbruch, kein Herausplatzen damit, in welcher Lage sie sich wirklich befindet, obwohl sie an der Stelle auf jeden Fall ein maximales Mitteilungsbedürfnis gehabt haben muss - schon um seiner selbst willen, nichtmal zur Preisgabe von Informationen, die ihrer Rettung oder zumindest nachgänglichen Identifizierung und Bestrafung des Täters hätten dienlich sein können. Gerade letztere lässt sie mit keinem Wort heraus. Ist das ein Mensch, der sich seit einer Woche in Todesangst befindet, der keinen Anlass hat, irgendwie an ein gutes Ende zu glauben? Würde ein Täter sie in dem Fall so lange freestyle telefonieren lassen, wenn das sinnhafte Narrativ einer Freilassung nicht gegeben ist/nie gegeben war, wenn der Rahmen ihr keine Motivation beim Telefonat zu funktionieren (mehr) vorgibt? Erzählt mir nix von massiver Gewaltdrohung, da wäre Frauke, so wie sie im letzten Telefonat aufgetreten ist, doch völlig zusammengebrochen, hätte keinesfalls das Gespräch so geführt (abgesehen davon, dass ein maximal kontrollierender Täter das Gespräch zu einem frühen Zeitpunkt abgebrochen hätte). Frauke ist bei diesem Telefonat mit ihrer Wahrnehmung erkennbar überwiegend beim Dialog, beim Austausch mit Chris und Karen - nicht scheuklappenmäßig auf die (sinngemäß) Pistole an ihrem Kopf fokussiert, lediglich sich der Gesamtsituation bewusst. Und erzählt mir auch nix von Drogen. Klar ist es gut möglich, dass der Täter ihr Medis oder so verabreicht hat. Aber vor einer hinreichend willenlosen Gefügigkeit kommt da jedenfalls immer das intuitive, assoziative und letztlich gerade nicht kontrollierbare Verhalten. Egal welche Substanz, da wäre täterseitig jedenfalls vielmehr mit Planlosigkeit ("Gesprächsregeln" nicht einhaltend) und anderen erkennbaren Ausfallerscheinungen bei Frauke am Telefon zu rechnen gewesen, die völlige Unfähigkeit, das Telefonat koordiniert zu führen auch nicht weit entfernt. Klar mag sie vielleicht irgendwelche Substanzen intus gehabt haben, aber die Vorstellung wäre irrig, dass der Täter auf diesem Weg ihr Auftreten am Telefon genau und zuverlässig hätte dirigieren können, viel eher das Gegenteil.
Lange Rede, sorry dafür - jedenfalls, die Frage ist dann, unter welchen Umständen hätte denn Frauke über Tage von einer baldigen Freilassung ausgehen können? Sicher nicht mit festem naiven Gottesglauben oder irgendwelchen haltlosen Zusagen des Täters, die zur Realität der Situation, zu seinem ihr erkennbaren (oder auch nicht, wäre maximal beunruhigend...) Tatmotiv gar nicht passen würden.
Nein, Entstehung der Situation/Tätermotiv und das Verhalten des Täters ihr gegenüber müssten schon ihre Freilassung als nahe liegende oder gar (zunächst) selbstverständlich erscheinende Annahme rechtfertigen. An der Stelle erscheint mir der ihr alltäglich bekannte Täter eine wirklich gute Option, der sie nicht vorab geplant entführt und dann weiß Gott was für Tathandlungen begangen hat, sondern vielmehr die Konsequenzen der eigenen übergriffigen Unbeherrschtheit zu vermeiden sucht und letztlich (zunächst) genauso wie sie selbst an einem "guten Ende" interessiert ist. Ein Szenario, in dem er im Grunde genauso in Nöten ist, wo wohl ihr Tod als Lösung auch seinerseits zunächst noch nicht als Lösungsoption gesehen wird, in der Situation anfangs vielleicht noch undenkbar erscheint. Gerade wenn ich mir die empathische, sozial kompetente und souveräne Frauke in so einer Situation vorstelle, die hätte doch schnell ein "wir", eine gemeinsame Situation als Framing etabliert (bei sich selbst wie ihm gegenüber) bei einem Täter, mit dem sie zuvor eigentlich eine zwanglose und konfliktfreie Bekanntschaft hatte und der sich in diese Situation selbst mehr hineinmanövriert als sie geplant angestrebt hätte. Ideale Voraussetzungen von ihrer Seite, die telefonischen Ankündigungen ihrer Heimkehr anzustreben und dabei quasi freiwillig kooperativ zu sein(!!), eben weil diese genau in die gewünschte Richtung deuten, ihre zeitnahe Freilassung auch als gemeinsames Ziel (von ihr und dem Täter) explizieren, bestätigen. Und seinerseits mag das erstmal ähnlich motiviert gewesen sein, oder wie vom Pünktchenmann ausgemalt, um sich vom öffentlichen Vorwurf der Freiheitsberaubung zu distanzieren, dem etwas entgegen zu setzen. Ich meine, er ist aus Not in die Situation geraten, hatte nie vorgehabt (und will es auch jetzt nicht freiwillig) sie festzuhalten, deutlich vermindertes Unrechtsbewusstsein oder Selbstwahrnehmung als Opfer der Situation und so.
So weit, mMn vom Pünktchenmann ein Tatsachenbericht oder gut ausgedacht und dargestellt, für mich nicht entscheidbar. Wie gesagt, stand vor Längerem ziemlich genau so schon hier im forum, von mir als Hypothese dargestellt.
Bemerkenswert: Des Pünktchenmanns Äußerungen zum Verbringen der Leiche, Vorgehen wie auch sein handlungsleitendes inneres Befinden dabei, das ist 1:1 das, was ich hierzu entworfen hatte, da im Zusammenhang mit der Frage, wie nah oder weit entfernt vom eigenen Lebensmittelpunkt (Wohnort) ein täter wohl die Leiche verbringen würde. Völlig unter Strom, weit genug weg, um keinerlei räumlichen Bezug/Nähe zum eigenen Wohnort zu hinterlassen, jedoch mit der Leiche im Kofferraum keinesfalls weiter fahren als nötig. Vielleicht kennt man zufällig einen Platz, sonst halt suchen - wenn kein zwingender Zeitdruck gegeben ist, erstmal ohne Leiche im Auto. Habe die weit verbreitete Ansicht immer in Frage gestellt, der Täter müsse diesen "idealen"(...) Ablageort doch garantiert vorher gekannt haben. Kann sein, oder auch nicht. Und der Pünktchenmann berichtet punktgenau den Ablagevorgang und sein Befinden dabei so wie von mir früher spekulativ beschrieben. Schon komisch, nicht wahr?