DB Cooper hat geschrieben: ↑Freitag, 22. August 2025, 18:39:07
Guter Gedanke! Schwesternheim, Absacker, Eskalation....Muss ich mal drüber nachdenken!
Ich halte dieses Szenario für äußerst unwahrscheinlich.
1.
Für unwahrscheinlich halte ich schon, dass eine Eskalation (z. B. ein zurückgewiesener Annäherungsversuch des Täters, der dann zur körperlichen Überwältigung Fraukes führte) in einem Schwesternheim unbemerkt geblieben und es dem Täter auch noch gelungen wäre, Frauke unbemerkt aus dem Haus in ein Auto zu bringen.
Frauke war eine gesunde, junge Frau, von der anzunehmen ist, dass sie sich gegen körperliche Angriffe gewehrt hätte. Vermutlich wären Schreie zu hören gewesen, ebenso wie umgeworfene Gegenstände etc. Auch hätte sich Frauke danach wohl kaum widerstandslos zum Auto bringen lassen.
2.
Wenn der Täter jedoch Frauke Substanzen in ein Getränk gemischt hätte, die Bewusstlosigkeit verursachen, läge nach meiner Auffassung die Annahme sehr nahe, dass der Täter sie bereits mit dieser Absicht in das Schwesternheim gelockt hätte.
Dann aber ist nach meiner Ansicht
eine Eskalation sehr unwahrscheinlich – der Täter hätte doch nur die Wirkung dieser Substanzen abwarten müssen.
Außerdem: Warum sollte der Täter mit einer (nahezu oder vollständig) bewusstlosen Frauke nach Nieheim aufgebrochen sein?
Abgesehen davon, dass es sehr schwierig ist, eine bewusstlose Frau, auch wenn sie sehr schlank ist, zu tragen, wäre das Entdeckungsrisiko gerade in einem Schwesternheim sehr groß gewesen.
Was hätte dem Täter überhaupt ein Ortswechsel gebracht?
Wenn der Täter ihre Gegenwehr und ihre Erinnerung durch die Verabreichung irgendwelcher Substanzen ausschalten wollte, wäre ein Schwesternheim ein ebenso geeigneter Ort wie Nieheim gewesen. Er hätte nach Fraukes Aufwachen den völlig Unschuldigen spielen können: „Wir haben noch etwas getrunken und Du bist eingeschlafen. Tut mir leid, dass Du jetzt einen solchen Kater hast.“ Und falls Frauke einen sexuellen Missbrauch bemerkt hätte: „Aber Du hast das doch auch gewollt. Kannst Du dich etwa nicht mehr daran erinnern?“
Natürlich hätte der Täter nicht sicher sein können, dass Frauke ihm glauben würde – aber dieses Problem hätte er auch in Nieheim gehabt.
3.
Nach meiner Auffassung passen eine Eskalation (also eine vom Täter nicht beabsichtigte „Entgleisung) in Paderborn (erst recht in einem Schwesternheim) und die Fahrt nach Nieheim nicht zusammen: Frauke wäre unter solchen Umständen nach aller Wahrscheinlichkeit freiwillig nicht mitgefahren, sie hätte sich gewehrt … s. o.
Ein Täter, der Fraukes Entführung an einen anderen Ort plante, hätte nach meiner Ansicht nicht eine so riskante Zwischenstation eingelegt. Er hätte sie, so meine Vermutung, dann doch eher in sein Auto gelockt (mit dem Vorschlag, sie nach Hause zu fahren) und ihr dort ein Getränk mit K.o.-Tropfen angeboten.