von Hamburger » Samstag, 29. Juni 2024, 22:34:54
Gast hat geschrieben: ↑Samstag, 29. Juni 2024, 16:14:16
Nochmal zu 1) Ich halte deine Skepsis für angebracht. Einerseits sind die Anrufe sehr kurz, die wohlmöglich dabei entstehende Lust (kann zwar auch durch Vorfreude und Nachhallen deutlich länger wirken) insgesamt recht kurz. Dazu kommt noch der Punkt, dass weit vorausplanende Sadisten ja oft ein klares Konzept zur Lustbefriedigung haben, sich die Telefonate wie beschrieben aber eigentlich nur durch das Ablenkungsmanöver haben ergeben können. Für mich passt es nicht.
Zu 2) Und "Hamburgers" Einwänden: Ich halte deine Skepsis nicht für sehr tragfähig. Wieso braucht es "besondere Intelligenz" für das Verstecken und telefonieren lassen? Angenommen der Täter entführt Frauke gewaltsam auf dem Nachhause weg in einem Transporter, für was ja vieles spricht, fesselt Sie dort. Er quält sie ein paar Tage und lässt Sie abends aus dem Transporter kurz telefonieren, in den abgelegen Industriegebieten - wieso muss er dafür schlau sein? Im Gegenteil könnte man sagen; es war dumm, da äußerst riskant. Er hatte Glück, dass er nie angehalten, einen Unfall, eine Kontrolle, oder Sonstiges passiert ist. Der Aspekt des "progammierens" leuchtet mir noch weniger ein. Seit wann klang Frauke denn bitte "munter plaudert, unnbeschwert und fröhlich?" - das entzieht sich völlig meinen Informationen. Allen Informationen nach klang Sie benommen, durcheinander unter Medikamenten/ Drogen stehend. Wieder nichts, wo ich Intelligenz sehe: Dehydration und ggf. Drogen erklären das doch.
Deine Gedanken zu den Anrufen wiederum sind sehr nachvollziehbar. Der letzte Anruf macht dann aber keinen Sinn. Er ist aus ermittungstaktischer Sicht nicht von Vorteil, sondern sogar extrem nachteilig. Vom Risiko wieder abgesehen. Für mich passt daher eher das dümmliche Vorgehen.
Du hast mich offenbar missverstanden.
Der Täter muss nach meiner Ansicht
überhaupt nicht "besonders" intelligent sein - eine durchschnittliche Intelligenz (und das bedeutet ja auch schon eine ziemliche Bandbreite) hätte für die Planung und Durchführung dieses Verbrechens nach meiner Meinung völlig ausgereicht.
Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass ein Täter hohe Risiken einging, weil er sich ihrer aus mangelnder Intelligenz nicht bewusst war, aber es trotz dieses erstaunlichen Leichtsinns geschafft haben soll, dass man bis heute keine Spur entdeckte, die zu ihm führt.
Das passt für mich nicht zusammen. Ich sehe im Gegenteil, dass der Täter sehr überlegt und vorsichtig agierte - was aber keine überdurchschnittliche Intelligenz voraussetzt, sondern nur ein ernsthaftes Bemühen, einer sehr langen Haftstrafe zu entgehen.
Ich habe nicht etwa behauptet, dass Frauke jemals fröhlich war und munter plauderte, sondern (im Gegenteil) dass es dem Täter
einfach nicht möglich war, sie fröhlich wirken zu lassen. Das war ein Einwand gegen Trodat5203, der die Meinung vertrat, es spräche für einen dummen Täter, dass er Frauke nur kurze Sätze sagen ließ.
Es spricht (da bin ich völlig Deiner Ansicht) sehr viel dafür, dass Frauke Beruhigungsmittel verabreicht wurden. Das war nach meiner Auffassung für den Täter notwendig, um Frauke emotional "zu dimmen". Hätte sie z. B. bei dem ersten Anruf geschluchzt, hättte das den Zweck des Anrufs (Anschein eines freiwilligen Fernbleibens) ruiniert. Aber diese Sedierung hatte für den Täter zwangsläufig auch den Nachteil, dass Frauke nicht "normal" wirken konnte - und der Täter sie deshalb nur wenige kurze Sätze sagen ließ. (Und in diesem Sinn sprach ich davon, dass der Täter Frauke
eben nicht programmieren konnte.)
Ich stimme Dir in
zwei Punkten völlig zu:
1.
Auch nach meiner Auffassung ging es dem Täter bei den ersten Anrufen keineswegs um einen "Lustgewinn". Die Polizei nahm ungewöhnlich früh Ermittlungen auf und teilte das auch (am Donnertagnachmittag) der Öffentlichkeit mit. Der Täter reagierte darauf einige Stunden später mit dem 1. Anruf.
Das spricht aber nicht gegen die Annahme, dass Frauke von einem Psychopathen entführt wurde, der es genoss, totale Macht über eine Frau zu haben. Man kann - ohne Widerspruch zu dieser Annahme - davon ausgehen, dass es einem solchen Psychopathen in einer unvorhergesehenen bedrohlichen Situation (ungewöhnlich früher Beginn der Ermittlungen) ebenfalls sehr wichtig war, der Polizei zu entgehen.
2. Du hast völlig recht, das letzte Gespräch weicht von diesem Schema der früheren Anrufe völlig ab.
Während man bei den ersten Anrufen dem Täter die Absicht unterstellen kann, die Einstellung polizeilicher Ermittlungen zu erreichen, trifft das auf das letzte Gespräch überhaupt nicht zu.
Ich bin überzeugt, dass man die Merkwürdigkeit dieses letzten Gesprächs nur erklären kann, wenn man sich klar macht, wie merkwürdig es ist,
dass dieses letzte Gespräch überhaupt stattfand.
Für dieses letzte Gespräch kehrte der Täter
zum dritten Mal in ein Gewerbegebiet im Paderborner Osten zurück, wo auch schon der vorletzte Anruf stattfand. Wenn die Polizei ihre Ermittlungen nicht eingestellt hätte, hätte er bei diesem letzten Anruf in der Falle gesessen.
Nach meiner Überzeugung
muss der Täter gewusst haben, dass ihm bei diesem letzten Gespräch keine Gefahr von der Polizei mehr drohte. (Das konnte er aber nicht den Medien entnehmen.)
Für den Täter hat es also - diesen Überlegungen zufolge - keinerlei Grund mehr gegeben, Fraukes freiwilliges Fernbleiben vorzutäuschen. Und das wurde nach meinem Eindruck in diesem letzten Gespräch auch gar nicht versucht.
Fraukes Familie und Chris waren nach diesem letzten Gespräch verzweifelt. Wenn der Täter mit diesem Anruf Familie und Freunde quälen wollte, hätte er sein Ziel erreicht.
Wenn für den Täter die Notwendigkeit weggefallen wäre, die Polizei weiterhin zu täuschen: Warum hätte er es dann
(mit diesem letzten Anruf) nicht genießen können, Macht nicht nur über Frauke zu haben, sondern auch über ihre Angehörigen?
[quote=Gast post_id=255126 time=1719670456]
Nochmal zu 1) Ich halte deine Skepsis für angebracht. Einerseits sind die Anrufe sehr kurz, die wohlmöglich dabei entstehende Lust (kann zwar auch durch Vorfreude und Nachhallen deutlich länger wirken) insgesamt recht kurz. Dazu kommt noch der Punkt, dass weit vorausplanende Sadisten ja oft ein klares Konzept zur Lustbefriedigung haben, sich die Telefonate wie beschrieben aber eigentlich nur durch das Ablenkungsmanöver haben ergeben können. Für mich passt es nicht.
Zu 2) Und "Hamburgers" Einwänden: Ich halte deine Skepsis nicht für sehr tragfähig. Wieso braucht es "besondere Intelligenz" für das Verstecken und telefonieren lassen? Angenommen der Täter entführt Frauke gewaltsam auf dem Nachhause weg in einem Transporter, für was ja vieles spricht, fesselt Sie dort. Er quält sie ein paar Tage und lässt Sie abends aus dem Transporter kurz telefonieren, in den abgelegen Industriegebieten - wieso muss er dafür schlau sein? Im Gegenteil könnte man sagen; es war dumm, da äußerst riskant. Er hatte Glück, dass er nie angehalten, einen Unfall, eine Kontrolle, oder Sonstiges passiert ist. Der Aspekt des "progammierens" leuchtet mir noch weniger ein. Seit wann klang Frauke denn bitte "munter plaudert, unnbeschwert und fröhlich?" - das entzieht sich völlig meinen Informationen. Allen Informationen nach klang Sie benommen, durcheinander unter Medikamenten/ Drogen stehend. Wieder nichts, wo ich Intelligenz sehe: Dehydration und ggf. Drogen erklären das doch.
Deine Gedanken zu den Anrufen wiederum sind sehr nachvollziehbar. Der letzte Anruf macht dann aber keinen Sinn. Er ist aus ermittungstaktischer Sicht nicht von Vorteil, sondern sogar extrem nachteilig. Vom Risiko wieder abgesehen. Für mich passt daher eher das dümmliche Vorgehen.
[/quote]
Du hast mich offenbar missverstanden.
Der Täter muss nach meiner Ansicht [u]überhaupt nicht[/u] "besonders" intelligent sein - eine durchschnittliche Intelligenz (und das bedeutet ja auch schon eine ziemliche Bandbreite) hätte für die Planung und Durchführung dieses Verbrechens nach meiner Meinung völlig ausgereicht.
Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass ein Täter hohe Risiken einging, weil er sich ihrer aus mangelnder Intelligenz nicht bewusst war, aber es trotz dieses erstaunlichen Leichtsinns geschafft haben soll, dass man bis heute keine Spur entdeckte, die zu ihm führt.
Das passt für mich nicht zusammen. Ich sehe im Gegenteil, dass der Täter sehr überlegt und vorsichtig agierte - was aber keine überdurchschnittliche Intelligenz voraussetzt, sondern nur ein ernsthaftes Bemühen, einer sehr langen Haftstrafe zu entgehen.
Ich habe nicht etwa behauptet, dass Frauke jemals fröhlich war und munter plauderte, sondern (im Gegenteil) dass es dem Täter [u]einfach nicht möglich war[/u], sie fröhlich wirken zu lassen. Das war ein Einwand gegen Trodat5203, der die Meinung vertrat, es spräche für einen dummen Täter, dass er Frauke nur kurze Sätze sagen ließ.
Es spricht (da bin ich völlig Deiner Ansicht) sehr viel dafür, dass Frauke Beruhigungsmittel verabreicht wurden. Das war nach meiner Auffassung für den Täter notwendig, um Frauke emotional "zu dimmen". Hätte sie z. B. bei dem ersten Anruf geschluchzt, hättte das den Zweck des Anrufs (Anschein eines freiwilligen Fernbleibens) ruiniert. Aber diese Sedierung hatte für den Täter zwangsläufig auch den Nachteil, dass Frauke nicht "normal" wirken konnte - und der Täter sie deshalb nur wenige kurze Sätze sagen ließ. (Und in diesem Sinn sprach ich davon, dass der Täter Frauke [u]eben nicht[/u] programmieren konnte.)
Ich stimme Dir in [u]zwei Punkten [/u] völlig zu:
1.
Auch nach meiner Auffassung ging es dem Täter bei den ersten Anrufen keineswegs um einen "Lustgewinn". Die Polizei nahm ungewöhnlich früh Ermittlungen auf und teilte das auch (am Donnertagnachmittag) der Öffentlichkeit mit. Der Täter reagierte darauf einige Stunden später mit dem 1. Anruf.
Das spricht aber nicht gegen die Annahme, dass Frauke von einem Psychopathen entführt wurde, der es genoss, totale Macht über eine Frau zu haben. Man kann - ohne Widerspruch zu dieser Annahme - davon ausgehen, dass es einem solchen Psychopathen in einer unvorhergesehenen bedrohlichen Situation (ungewöhnlich früher Beginn der Ermittlungen) ebenfalls sehr wichtig war, der Polizei zu entgehen.
2. Du hast völlig recht, das letzte Gespräch weicht von diesem Schema der früheren Anrufe völlig ab.
Während man bei den ersten Anrufen dem Täter die Absicht unterstellen kann, die Einstellung polizeilicher Ermittlungen zu erreichen, trifft das auf das letzte Gespräch überhaupt nicht zu.
Ich bin überzeugt, dass man die Merkwürdigkeit dieses letzten Gesprächs nur erklären kann, wenn man sich klar macht, wie merkwürdig es ist, [u]dass dieses letzte Gespräch überhaupt stattfand.[/u]
Für dieses letzte Gespräch kehrte der Täter [u]zum dritten Mal[/u] in ein Gewerbegebiet im Paderborner Osten zurück, wo auch schon der vorletzte Anruf stattfand. Wenn die Polizei ihre Ermittlungen nicht eingestellt hätte, hätte er bei diesem letzten Anruf in der Falle gesessen.
Nach meiner Überzeugung [u]muss der Täter gewusst haben[/u], dass ihm bei diesem letzten Gespräch keine Gefahr von der Polizei mehr drohte. (Das konnte er aber nicht den Medien entnehmen.)
Für den Täter hat es also - diesen Überlegungen zufolge - keinerlei Grund mehr gegeben, Fraukes freiwilliges Fernbleiben vorzutäuschen. Und das wurde nach meinem Eindruck in diesem letzten Gespräch auch gar nicht versucht.
Fraukes Familie und Chris waren nach diesem letzten Gespräch verzweifelt. Wenn der Täter mit diesem Anruf Familie und Freunde quälen wollte, hätte er sein Ziel erreicht.
Wenn für den Täter die Notwendigkeit weggefallen wäre, die Polizei weiterhin zu täuschen: Warum hätte er es dann [u](mit diesem letzten Anruf)[/u] nicht genießen können, Macht nicht nur über Frauke zu haben, sondern auch über ihre Angehörigen?