von Hamburger » Freitag, 28. Juni 2024, 21:30:06
Trodat5203 hat geschrieben: ↑Freitag, 28. Juni 2024, 18:52:33
Oh diesen Beitrag finde ich sehr interessant. Ich denke zwar, dass selbst ein planender Sadist kurzfristig gemerkt haben könnte, dass die Anrufe ihm Vergnügen bereiten, allerdings finde ich die ersten Gespräche dafür allesamt zu kurz. Es fand ja kaum Kommunikation statt. Für solch kurze nichtssagende Gespräche allein aus Lust wäre ein planender Täter sicherlich nicht das Risiko der Fahrten eingegangen.
Daher kann ich mir deine 2. Theorie zum Täter tatsächlich besser vorstellen. Vllt ein tatsächlich gar nicht so intelligenter Täter, dem das Risiko gar nicht so bewusst war. Deshalb vllt auch das "Hinhalten" von Anruf zu Anruf " ich komme heute nach Hause, auch nicht zu spät", anstatt einfach Worte vorzugeben, die direkt klarstellen, dass Frauke freiwillig weg sei und sich in einigen Tagen meldet bzw nach Hause kommt. Das hätte vermutlich einfach nur dieselbe Verwunderung seitens Fraukes Familie ausgelöst und dem Täter zunächst weitere Fahrten und Anrufe erspart. Je jünger, dümmer, risikobereiter und planloser der Täter war, desto mehr macht dieses Hin und Her und die merkwürdigen Aussagen von Frauke ohne Einschreiten des Täters Sinn.
Bei der 2. Theorie passt nach meiner Ansicht Entscheidendes nicht zusammen.
Wie sollte es einem Täter, der aufgrund mangelnder Intelligenz hohe Risiken eingeht, weil er sie unterschätzt, dann aber gelungen sein, trotz seines erstaunlichen Leichtsinns Frauke unbemerkt zu verstecken und unbemerkt die Gespräche führen zu lassen?
Es spricht sehr viel dafür, dass Frauke während der Gespräche (vielleicht mit Ausnahme des Telefonats mit ihrem Bruder, bei dem es eventuell nicht nötig war, weil sie die Hoffnung hatte, freigelassen zu werden) unter dem Einfluss von Beruhigungsmitteln stand.
Man kann einen Menschen nicht einfach programmieren. Wie hätte der Täter es schaffen sollen, Frauke fröhlich klingen und und unbeschwert plaudern zu lassen? Mit den Beruhigungsmitteln konnte er vermutlich Verzweiflung (Schluchzen etc.) unterdrücken, aber dieses "Herunterdimmen" der Gefühle hatte unvermeidlich für den Täter unerwünschte Nebenwirkungen.
Gerade in einer solchen Situation waren sehr knappe Formulierungen und sehr kurze Gespräche für den Täter sinnvoll, um den Eindruck einer Beeinträchtigung Fraukes nicht deutlicher werden zu lassen, als es unbedingt nötig war.
Nach meiner Überzeugung ist es grundsätzlich sehr wichtig, das Verhalten des Täters in Relation zu den Reaktionen anderer (Polizei, Angehörige) auf das Verschwinden Fraukes zu setzen - d. h. dem Täter nicht starr und eindimensional ein einziges Motiv zur Erklärung seines gesamten Verhaltens zu unterstellen.
Ich halte es z. B. nicht für plausibel, dass der Täter von Anfang an die Telefonate geplant hatte.
Aber ein Psychopath, der Frauke entführt hätte, weil er die totale Macht über eine Frau hätte haben wollen, hätte sich nach meiner Meinung aus leicht einsehbaren Gründen kurzfristig zu dem 1. Telefonat entschließen können, weil er sich durch die ungewöhnlich frühen Ermittlungen der Polizei gefährdet sah.
Ich halte es ebenfalls für unwahrscheinlich, dass der Täter mit dem 1. Anruf gleich alle weiteren Anrufe geplant hatte. Für mich sind die folgenden Anrufe nur erklärbar, wenn der Täter die Möglichkeit hatte, die Wirkung der einzelnen Anrufe auf Chris, Fraukes Familie und die Polizei einzuschätzen.
Wenn die Polizei z. B. die beunruhigenden Elemente des 1. Anrufs stärker gewichtet und sich deshalb in dem Verdacht auf eine Entführung bestätigt gesehen hätte (was durchaus nicht unwahrscheinlich gewesen wäre), und sich auch durch den zweiten Anruf nicht von dieser Einschätzung hätte abbringen lassen (ebenfalls nicht unwahrscheinlich): Warum hätte der Täter dann die Anrufe fortsetzen und sich dem rapide steigenden Risiko seiner Festnahme aussetzen sollen (dreimalige Fahrt in das Gewerbegebiet im Paderborner Osten)?
Was spricht dagegen, dass ein solcher Psychopath, dem es gelungen wäre, mit den ersten Anrufen sein Ziel (die Polizei "auszuschalten) zu erreichen, dann beschloss, die Anrufe fortzusetzen, weil es ihm inzwischen auch gefiel, (die ursprünglich gar nicht geplante) Macht über Chris und Fraukes Familie auszuüben?
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Oh diesen Beitrag finde ich sehr interessant. Ich denke zwar, dass selbst ein planender Sadist kurzfristig gemerkt haben könnte, dass die Anrufe ihm Vergnügen bereiten, allerdings finde ich die ersten Gespräche dafür allesamt zu kurz. Es fand ja kaum Kommunikation statt. Für solch kurze nichtssagende Gespräche allein aus Lust wäre ein planender Täter sicherlich nicht das Risiko der Fahrten eingegangen.
Daher kann ich mir deine 2. Theorie zum Täter tatsächlich besser vorstellen. Vllt ein tatsächlich gar nicht so intelligenter Täter, dem das Risiko gar nicht so bewusst war. Deshalb vllt auch das "Hinhalten" von Anruf zu Anruf " ich komme heute nach Hause, auch nicht zu spät", anstatt einfach Worte vorzugeben, die direkt klarstellen, dass Frauke freiwillig weg sei und sich in einigen Tagen meldet bzw nach Hause kommt. Das hätte vermutlich einfach nur dieselbe Verwunderung seitens Fraukes Familie ausgelöst und dem Täter zunächst weitere Fahrten und Anrufe erspart. Je jünger, dümmer, risikobereiter und planloser der Täter war, desto mehr macht dieses Hin und Her und die merkwürdigen Aussagen von Frauke ohne Einschreiten des Täters Sinn.
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Bei der 2. Theorie passt nach meiner Ansicht Entscheidendes nicht zusammen.
Wie sollte es einem Täter, der aufgrund mangelnder Intelligenz hohe Risiken eingeht, weil er sie unterschätzt, dann aber gelungen sein, trotz seines erstaunlichen Leichtsinns Frauke unbemerkt zu verstecken und unbemerkt die Gespräche führen zu lassen?
Es spricht sehr viel dafür, dass Frauke während der Gespräche (vielleicht mit Ausnahme des Telefonats mit ihrem Bruder, bei dem es eventuell nicht nötig war, weil sie die Hoffnung hatte, freigelassen zu werden) unter dem Einfluss von Beruhigungsmitteln stand.
Man kann einen Menschen nicht einfach programmieren. Wie hätte der Täter es schaffen sollen, Frauke fröhlich klingen und und unbeschwert plaudern zu lassen? Mit den Beruhigungsmitteln konnte er vermutlich Verzweiflung (Schluchzen etc.) unterdrücken, aber dieses "Herunterdimmen" der Gefühle hatte unvermeidlich für den Täter unerwünschte Nebenwirkungen.
Gerade in einer solchen Situation waren sehr knappe Formulierungen und sehr kurze Gespräche für den Täter sinnvoll, um den Eindruck einer Beeinträchtigung Fraukes nicht deutlicher werden zu lassen, als es unbedingt nötig war.
Nach meiner Überzeugung ist es grundsätzlich sehr wichtig, das Verhalten des Täters in Relation zu den Reaktionen anderer (Polizei, Angehörige) auf das Verschwinden Fraukes zu setzen - d. h. dem Täter nicht starr und eindimensional ein einziges Motiv zur Erklärung seines gesamten Verhaltens zu unterstellen.
Ich halte es z. B. nicht für plausibel, dass der Täter von Anfang an die Telefonate geplant hatte.
Aber ein Psychopath, der Frauke entführt hätte, weil er die totale Macht über eine Frau hätte haben wollen, hätte sich nach meiner Meinung aus leicht einsehbaren Gründen kurzfristig zu dem 1. Telefonat entschließen können, weil er sich durch die ungewöhnlich frühen Ermittlungen der Polizei gefährdet sah.
Ich halte es ebenfalls für unwahrscheinlich, dass der Täter mit dem 1. Anruf gleich alle weiteren Anrufe geplant hatte. Für mich sind die folgenden Anrufe nur erklärbar, wenn der Täter die Möglichkeit hatte, die Wirkung der einzelnen Anrufe auf Chris, Fraukes Familie und die Polizei einzuschätzen.
Wenn die Polizei z. B. die beunruhigenden Elemente des 1. Anrufs stärker gewichtet und sich deshalb in dem Verdacht auf eine Entführung bestätigt gesehen hätte (was durchaus nicht unwahrscheinlich gewesen wäre), und sich auch durch den zweiten Anruf nicht von dieser Einschätzung hätte abbringen lassen (ebenfalls nicht unwahrscheinlich): Warum hätte der Täter dann die Anrufe fortsetzen und sich dem rapide steigenden Risiko seiner Festnahme aussetzen sollen (dreimalige Fahrt in das Gewerbegebiet im Paderborner Osten)?
Was spricht dagegen, dass ein solcher Psychopath, dem es gelungen wäre, mit den ersten Anrufen sein Ziel (die Polizei "auszuschalten) zu erreichen, dann beschloss, die Anrufe fortzusetzen, weil es ihm inzwischen auch gefiel, (die ursprünglich gar nicht geplante) Macht über Chris und Fraukes Familie auszuüben?