von Hamburger » Mittwoch, 26. Juni 2024, 02:31:48
gastmann hat geschrieben: ↑Dienstag, 25. Juni 2024, 22:40:23
@Hamburger
Ersteinmal vielen Dank für Deine kompetenten Beiträge!
Aber Fakt ist auch, dass Mittwoch, 21.6 kein Anruf kam. Man vermutete, dass der erste Kontakt von Donnerstag auf den öffentliichen Appell zurrückzuführen sei, sich bei ihren Angehörigen zu melden. Das ist wohl die naheliegenste Erklärung, allerdings auch nicht die Einzige.
Am Dienstag verabschiedete sie sich mit den Worten "ciao, bis bald"
FL verwendete diesen Abschiedsgruẞ, wenn z.B. nicht klar war ob sich ihr Gesprächspartner noch für sie interessierte, oder eben auch wenn sie selbst indirekt jemanden mitteilen wollte, dass aus ihrer Sicht kein besonderes Interesse an ein Treffen besteht.( Yooliety). In diesem Fall lies sie offen wann das nächste Gespräch folgen würde und das vor einem Mittwoch.
Ich denke dass es für einen Täter eng wurde die Anrufe weiter fortzuführen, vermutlich nicht nur weil sich die Standorte erschöpft hatten, u.a auch weil sich andere Muster ergeben hätten mit denen man dem Täter allmählich auf die Schliche gekommen wäre.
Die Angehörigen werden sich vermutlich auch dazu Gedanken gemacht haben, nicht nur wegen des fehlenden Anrufs von Montag
Ich sehe das anders. Nach meiner Ansicht hätte die Polizei den Täter beim letzten Gespräch fassen können, wenn sie nicht faktisch die Ermittlungen eingestellt hätte - weshalb ich überzeugt bin, der Täter wusste, dass ihm keine aktuelle Gefahr mehr von der Polizei drohte.
Erstaunlich finde ich, dass es den Anruf am Dienstag (ihr letztes Gespräch) überhaupt gab. Am Tag vorher blieb er aus - was nicht überraschend gewesen wäre, wenn man unterstellt, dass der Täter die Einstellung aller polizeilichen Aktivitäten erreichen wollte und wusste, dass ihm das gelungen war.
Was wollte der Täter mit diesem letzten Anruf erreichen?
Es gibt doch einen auffälligen Unterschied zwischen dem letzten Gespräch und den vorausgegangenen. Bis dahin wurde doch immer versucht, ein freiwilliges Verschwinden Fraukes vorzutäuschen und die Angehörigen mit dem Versprechen baldiger Rückkehr (wenn auch zunehmend unglaubwürdiger) hinzuhalten.
Diesen Zweck hatte das letzte Gespräch aber offensichtlich nicht mehr.
Frauke versicherte zum ersten Mal nicht mehr, bald (oder überhaupt) nach Hause zu kommen. Das Gespräch dauerte deutlich länger als die anderen, und durch diese längere Gesprächszeit wurde Fraukes völlig desolate Verfassung unmissverständlich klar. Nicht nur das "Ja" (schnell durch ein zweimaliges "Nein" widerrufen) auf Chris Frage, ob sie festgehalten werde, war ein eindringlicher Hinweis darauf, dass sie nicht freiwillig wegblieb.
Nach diesem Anruf waren Fraukes Familie und Chris endgültig davon überzeugt, dass Frauke festgehalten wurde. Warum hat der Täter das nicht verhindert - z. B. durch eine sehr kurze Redezeit und den Befehl, wieder ihre baldige Rückkehr anzukündigen?
Es gibt überhaupt keinen Grund anzunehmen, dem Täter wäre die Kontrolle über das Gespräch entglitten (s. Redezeit). Frauke verriet nichts über den Täter und den Ort, an dem sie gefangen gehalten wurde (außer dem möglicherweise versteckten Hinweis des dreimaligen "Mama", der dann aber dem Täter nicht verständlich gewesen wäre).
Nach meinem Eindruck fühlte sich der Täter jetzt sehr sicher und sah keine Veranlassung mehr, noch irgendwelche Hoffnungen zu wecken.
Was hätte ihm ein weiteres Gespräch bringen können?
Er hätte damit rechnen müssen, dass es den Angehörigen jetzt - durch dieses letzte Gespräch - doch gelingen könnte, die Polizei wieder aktiv werden zu lassen. Dann wäre jeder weitere Anruf für ihn außerordentlich riskant gewesen.
Nach diesem letzten Gespräch wäre eine Anknüpfung an die früheren Versuche, ein freiwilliges Verschwinden vorzutäuschen, erst recht völlig unglaubwürdig gewesen.
Wollte er mit diesem letzten Gespräch erreichen, dass Chris und Fraukes Familie nicht mehr an einem grausamen Schicksal Fraukes zweifeln konnten, aber dennoch im Ungewissen blieben, hätte er auch das mit dem letzten Anruf erreicht.
Bei dem Anruf am Samstag, der am frühen Nachmittag stattfand, könnte ich mir als Grund sehr gut vorstellen, dass der Täter abends mit Freunden zum WM-Spiel Deutschlands verabredet war. Dort nicht zu erscheinen, hätte vielleicht größere Verwunderung ausgelöst.
[quote=gastmann post_id=254793 time=1719348023]
@Hamburger
Ersteinmal vielen Dank für Deine kompetenten Beiträge!
Aber Fakt ist auch, dass Mittwoch, 21.6 kein Anruf kam. Man vermutete, dass der erste Kontakt von Donnerstag auf den öffentliichen Appell zurrückzuführen sei, sich bei ihren Angehörigen zu melden. Das ist wohl die naheliegenste Erklärung, allerdings auch nicht die Einzige.
Am Dienstag verabschiedete sie sich mit den Worten "ciao, bis bald"
FL verwendete diesen Abschiedsgruẞ, wenn z.B. nicht klar war ob sich ihr Gesprächspartner noch für sie interessierte, oder eben auch wenn sie selbst indirekt jemanden mitteilen wollte, dass aus ihrer Sicht kein besonderes Interesse an ein Treffen besteht.( Yooliety). In diesem Fall lies sie offen wann das nächste Gespräch folgen würde und das vor einem Mittwoch.
Ich denke dass es für einen Täter eng wurde die Anrufe weiter fortzuführen, vermutlich nicht nur weil sich die Standorte erschöpft hatten, u.a auch weil sich andere Muster ergeben hätten mit denen man dem Täter allmählich auf die Schliche gekommen wäre.
Die Angehörigen werden sich vermutlich auch dazu Gedanken gemacht haben, nicht nur wegen des fehlenden Anrufs von Montag
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Ich sehe das anders. Nach meiner Ansicht hätte die Polizei den Täter beim letzten Gespräch fassen können, wenn sie nicht faktisch die Ermittlungen eingestellt hätte - weshalb ich überzeugt bin, der Täter wusste, dass ihm keine aktuelle Gefahr mehr von der Polizei drohte.
Erstaunlich finde ich, dass es den Anruf am Dienstag (ihr letztes Gespräch) überhaupt gab. Am Tag vorher blieb er aus - was nicht überraschend gewesen wäre, wenn man unterstellt, dass der Täter die Einstellung aller polizeilichen Aktivitäten erreichen wollte und wusste, dass ihm das gelungen war.
Was wollte der Täter mit diesem letzten Anruf erreichen?
Es gibt doch einen auffälligen Unterschied zwischen dem letzten Gespräch und den vorausgegangenen. Bis dahin wurde doch immer versucht, ein freiwilliges Verschwinden Fraukes vorzutäuschen und die Angehörigen mit dem Versprechen baldiger Rückkehr (wenn auch zunehmend unglaubwürdiger) hinzuhalten.
Diesen Zweck hatte das letzte Gespräch aber offensichtlich nicht mehr.
Frauke versicherte zum ersten Mal nicht mehr, bald (oder überhaupt) nach Hause zu kommen. Das Gespräch dauerte deutlich länger als die anderen, und durch diese längere Gesprächszeit wurde Fraukes völlig desolate Verfassung unmissverständlich klar. Nicht nur das "Ja" (schnell durch ein zweimaliges "Nein" widerrufen) auf Chris Frage, ob sie festgehalten werde, war ein eindringlicher Hinweis darauf, dass sie nicht freiwillig wegblieb.
Nach diesem Anruf waren Fraukes Familie und Chris endgültig davon überzeugt, dass Frauke festgehalten wurde. Warum hat der Täter das nicht verhindert - z. B. durch eine sehr kurze Redezeit und den Befehl, wieder ihre baldige Rückkehr anzukündigen?
Es gibt überhaupt keinen Grund anzunehmen, dem Täter wäre die Kontrolle über das Gespräch entglitten (s. Redezeit). Frauke verriet nichts über den Täter und den Ort, an dem sie gefangen gehalten wurde (außer dem möglicherweise versteckten Hinweis des dreimaligen "Mama", der dann aber dem Täter nicht verständlich gewesen wäre).
Nach meinem Eindruck fühlte sich der Täter jetzt sehr sicher und sah keine Veranlassung mehr, noch irgendwelche Hoffnungen zu wecken.
Was hätte ihm ein weiteres Gespräch bringen können?
Er hätte damit rechnen müssen, dass es den Angehörigen jetzt - durch dieses letzte Gespräch - doch gelingen könnte, die Polizei wieder aktiv werden zu lassen. Dann wäre jeder weitere Anruf für ihn außerordentlich riskant gewesen.
Nach diesem letzten Gespräch wäre eine Anknüpfung an die früheren Versuche, ein freiwilliges Verschwinden vorzutäuschen, erst recht völlig unglaubwürdig gewesen.
Wollte er mit diesem letzten Gespräch erreichen, dass Chris und Fraukes Familie nicht mehr an einem grausamen Schicksal Fraukes zweifeln konnten, aber dennoch im Ungewissen blieben, hätte er auch das mit dem letzten Anruf erreicht.
Bei dem Anruf am Samstag, der am frühen Nachmittag stattfand, könnte ich mir als Grund sehr gut vorstellen, dass der Täter abends mit Freunden zum WM-Spiel Deutschlands verabredet war. Dort nicht zu erscheinen, hätte vielleicht größere Verwunderung ausgelöst.