PROZESS UM RAUBMORD AN FLÜCHTLINGSHELFERIN
Wie der Dach-Killer seine Asyl-Richter vorführte
Hannover – Sein Opfer hätte vermutlich heute noch leben können, wenn manche Entscheider ihm nicht so auf den Leim gegangen wären…
Im März 2015 tauchte Faried A. (33) in Deutschland auf, stellte einen Asylantrag.
Fünf Jahre gelang es dem Marokkaner, seine Abschiebung mit Tricks und Lügen zu umgehen.
Seit Donnerstag steht er vor dem Landgericht Hannover wegen Raubmordes.
Zwei Monate, bevor seine Duldung auslief, soll er Flüchtlingshelferin Patricia H. (61) Ende August 2019 in ihrer Wohnung im Stadtteil Ahlem mit Klebeband erstickt, deren Leiche in einem Dachverschlag versteckt und sich das Vermögen seines Opfers unter den Nagel gerissen haben.
Die alleinstehende, ehrenamtliche Deutschlehrerin besaß 69 000 Euro in bar, Goldmünzen (u.a. Krügerrand) im Wert von 98 000 Euro sowie Gold- und Diamantschmuck.
37.725 Euro in bar und das Handy der Toten hatte der Angeklagte dabei, als er zwei Wochen nach dem Verbrechen im Flucht-Taxi nach Frankfurt von der Polizei gestoppt wurde.
Laut Anklage soll er Münzen und Schmuck versetzt sowie Helfer engagiert haben, die für ihn Geld in sein Heimatland transferierten.
Die umfangreichen Ermittlungen der Mordkommission „Dach“ enthüllten:
Faried A. profitierte von naiven Helfern, willigen Unterstützern und wohlmeinenden Asyl-Richtern!
Schon seine Geschichte, die er im Asylverfahren in immer neuen Variationen vortrug, war abenteuerlich: Straßenkind in Marokko, Bettler, Strichjunge, Dealer, Schleuser und Schmuggler. Ehe er in Deutschland strandete, lebte Faried A. nach eigenen Angaben in Spanien, Frankreich, Dänemark und Italien.
Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) wollte den offensichtlichen Hochstapler mit den drei Aliasnamen sofort abschieben.
Zwischen 2009 und 2012 hatte A. auch Asylanträge in Norwegen, Schweden und der Schweiz gestellt. In die Schweiz wollte er aber nicht zurück – dort sei er von einem Killer-Kommando der Drogenmafia angeschossen und in einer Klinik behandelt worden, behauptete er. Eine dreiste Lüge, wie die Mordermittler später herausfanden.
Faried A. klagte gegen seine Abschiebung – und fand Gehör:
Das Verwaltungsgericht Hannover stoppte das Bamf (Az: 3 A 2614/15). Um ein Abschiebungsverbot zu erreichen, erhielt der Marokkaner Unterstützung vom „Netzwerk für traumatisierte Flüchtlinge in Niedersachsen e.V.“ (Schirmherrin: Sozialministerin Carola Reimann). Eine Vereinspsychologin bescheinigte dem Asylbewerber eine „posttraumatische Belastungsstörung“ sowie eine Persönlichkeitsstörung.
Wieder wollte das misstrauische Bamf ihn loswerden, wieder klagte A. – und erzwang mit Hilfe der Richter seinen weiteren Aufenthalt im Land. Mittlerweile hatte er auch einen Psychotherapeuten gefunden, der ihm zusätzlich eine „sexuelle Identitätsstörung“ attestierte.
Als die Kripo nach dem Mord beim Arzt aus Hannover auf der Matte stand, nahm der von seiner Expertise Abstand. Faried A. sei es nur darum gegangen, einen Arztbericht für seinen Asylantrag zu erhalten, erklärte er gegenüber den Beamten. Gegen den Mediziner läuft momentan nach Anzeige der Ärztekammer ein Verfahren wegen Betrugs – so soll er für sein schwammiges Gutachten 500 Euro ohne Rechnung abkassiert haben. Ausgerechnet Patricia H. hatte damals den Betrag für ihren Schützling Faried A. übernommen.
Über A.s letzte Klage gegen seine Abschiebung vor dem Verwaltungsgericht aus 2017 (Az.: 3 A 11360/17) ist noch nicht entschieden worden. Aus Justizkreisen heißt es, dass seine Klage nun wohl abgewiesen werde.
Nach Verlesung der Anklage endete am Donnerstag der Mordprozess. Das Verfahren wird am 19. März fortgesetzt.
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