MORDFALL HEINZ KERN (33 †), GRAZ, 1972

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Re: MORDFALL HEINZ KERN (33 †), GRAZ, 1972

von AngRa » Sonntag, 29. Mai 2022, 07:45:31

Das Ehepaar Kern hatte 1969 in Graz eine klassische Tanzschule gegründet und sich damit in der Branche viele Feinde gemacht. Die Initiative dazu ging von Frau Kern aus. Herr Kern hatte damit sein Versprechen gebrochen, das er seinem Lehrmeister und dem Präsidenten des Tanzclubs Eden gegenüber abgegeben hatte, niemals eine Tanzschule in Graz zu eröffnen.

Als Gründer der Tanzschule standen beide anfangs isoliert da.Ihnen fehlte die Unterstützung der Honoratioren. Eine Tanzschule lebt von Anmeldungen zu den angebotenen Tanzkursen und zu den damals obligatorischen Benimmkursen.

Vermutlich waren die erwirtschafteten Einnahmen aus der Tanzschule anfangs eher dürftig, denn Frau Kern war laut ihrer Aussage zunächst in der Tanzschule Mädchen für alles, sogar das Putzen musste sie übernehmen. Herr Kern gab Tanzkurse in Schladming, der Ramsau und an anderen Orten in der Umgebung. Es sieht danach aus, als habe er sich mit Unterricht an Orten über Wasser halten müssen, wo ihn niemand aus der Grazer Branche kannte und wo er Grazer Einfluss nicht hinreichte.

Wahrscheinlich war damals am Anfang gar nicht absehbar, ob sich die Tanzschule zu einem erfolgreichen Unternehmen in Graz entwickeln würde, auch wenn Frau Kern im Interview meinte, dass es 1972 anlief. Dem stehen aber Fakten entgegen, nämlich dass Herr Kern vor allem Außentermine wahrnehmen musste und dass Frau Kern in der Grazer Schule das Mädchen für alles war.

Ich könnte mir vorstellen, dass sich die vom Ehepaar gegründete Tanzschule erst nach dem Mord an Herrn Kern wirtschaftlich gut entwickelte, denn nach dem Giftmord war es sicherlich mit der Ausgrenzung vorbei, weil niemand gegen eine Witwe sein wollte, die auch noch ein kleines Kind zu versorgen hatte.

In Österreich geht alles etwas traditioneller zu, so auch die Führung einer Tanzschule. Es war sicher ungewöhnlich, dass jemand Anfang dreißig ohne einen abgeschlossenen Beruf und ohne Bewährung in seinem Beruf , eine Tanzschule gründet. Kerns Lehrmeister Schw. war beispielsweise Ingenieur. In Österreich kam es immer auf Titel und somit auf den Berufsstand an und ob alleine Erfolge als Turniertänzer zum Erfolg einer Tanzschule führen können, bleibt mit einem dicken Fragezeichen verbunden...

Im Podcast wurde erwähnt, dass viele ehemalige Offiziere des Heeres Tanzschulen gründeten. Alleine in Graz gab es zwei Tanzschulen, die von ehemaligen Offizieren gegründet worden sind. Beim österreichischen Militär spielte die Tanzausbildung eine große Rolle. Auf das Tanzen wird viel Wert gelegt und die Ausbildung ist ausgezeichnet. ( Manch einen, der nicht tanzen mag, hat dieser Punkt schon davor abgeschreckt die Offizierslaufbahn im österreichischen Bundesheer einzuschlagen). Die Offiziere nutzten die Ausbildung dann später zur Gründung von Tanzschulen. Durch ihren Beruf genossen sie auch ein hohes Maß an Anerkennung. Das förderte den Erfolg. Ein gutes Beispiel dafür ist die berühmte Tanzschule Elmayer in Wien.

https://de.wikipedia.org/wiki/Tanzschule_Elmayer

Am Beispiel der Tanzschule Elmayer sieht man, dass es nicht nur auf Tanzunterricht ankam, sondern auch auf die Vermittlung von gutem Benehmen. Es gab und gibt dort auch Unterricht in Etikette. Die Schüler lernten nicht nur tanzen sondern sie lernten auch sich zu benehmen. Vor dem Tanzunterricht gab es Unterricht im "Parlieren", der jeweils auch eine Stunde dauerte, so habe ich es mir erzählen lassen. . Die Schüler lernten also den gepflegten Umgang miteinander. Die Vermittlung der Etikette könnte als Problem empfunden worden sein, wenn der Lehrmeister sich selber oft nicht an die Etikette hält und mit Damen in Anwesenheit der Ehefrau ungeniert flirtet oder auch, wenn es sich um einen Lehrmeister handelt, der noch keinen Beruf ausgeübt hat. .

Das sind meine Überlegungen zur Situation der Tanzschule. Bis zum Tod von Herrn Kern stand der Erfolg der Tanzschule meiner Meinung nach auf der Kippe, erst nach seinem Tod ging es bergauf, vielleicht auch weil die Konkurrenten es vermieden seiner Witwe Steine in den Weg zu legen, die nun alleine um ihre Existenz kämpfen musste.Das wäre sicher als unanständig empfunden worden.

Herr Kern hatte drei Brüder. Ich finde es schade, dass nicht einer seiner Brüder nachträglich interviewt worden ist. Vielleicht hätte einer der Brüder seine Sicht der Dinge in einem Interview darlegen können, so dass man ein umfassendes Bild der Situation hätte erhalten können.

Re: MORDFALL HEINZ KERN (33 †), GRAZ, 1972

von Widasedumi » Sonntag, 29. Mai 2022, 05:35:19

AngRa hat geschrieben: Samstag, 28. Mai 2022, 18:58:48 Vielleicht war die Ehe nicht besonders glücklich.
...
Es ist schon sehr demütigend, wenn man als Ehefrau mit ansehen muss, dass der Mann sehr gerne auch öffentlich mit anderen Frauen flirtet. Nun will sie es zu seinen Lebzeiten nicht mitbekommen haben, dass ihr Mann Affären hatte. Aber so ganz daran glauben kann ich nicht. Er scheint nicht derjenige gewesen zu sein, der aus Rücksichtnahme auf seine Frau oder auf seinen Ruf sehr darauf bedacht war, dass ein Seitensprung nicht heraus kommt. Er soll sehr extrovertiert gewesen sein und war vermutlich stolz darauf, wenn ihm die Damenwelt zu Füßen lag.
@AngRa

Das alles kann ich unterstreichen. Es gibt tatsächlich Indizien, dass eine Frau hinter dem Mord stecken könnte. Ich tu mich dennoch noch etwas schwer, mich eindeutig festzulegen. Es braucht noch etwas Zeit. Frau KTh betont den Familiensinn ihres verstorbenen Mannes, in dem sie einen festen Platz hatte. Niemand von den Verehrerinnen konnte sie so leicht von ihrem Thron stoßen. Es war sie, die mit ihrem Mann in Paar-Einheit zur Berühmtheit wurde. Und es war sie, die seine Frau war, worum sie von den Verehrerinnen ihres Manns beneidet wurde.

Das Gerede um die "schlechte Behandlungsweise" des Herrn K gegenüber seiner Frau wird sich wohl auf seine Seitensprünge bezogen haben. Das hat HKTh evtl. zunächst mit ihrer Tatkraft in ein Tanzschulprojekt etwas verdrängen können. Sie hatte eine starke Position inne als bekannte Tänzerin und als Ehefrau von HK. Was sie wahrscheinlich echt getroffen haben würde, wenn es zu außerehelichen Kindern ihres Mannes gekommen wäre. Solche Ahnungen und Vorstellungen stehen bei einem untreuen Mann einer nüchtern und vernünftig kalkulierenden Frau natürlich im Raum. Bezüglich der Einfachheit einer Abtreibung waren die Zeiten 1972 nicht mit heute vergleichbar. Und eine Verehrerin hätte es geradezu darauf absehen können, schwanger zu werden, um daraus dann ideelle und materielle Rechte gewinnen zu können. Ob solche Gedanken Frau KTh gekommen waren, weiß ich nicht. Das ist reine Spekulation. Sie war nach meiner Einschätzung eine rational und realistisch denkende Persönlichkeit, die ihr Talent in einen wirtschaftlichen Erfolg umsetzen wollte. Dass man sich die eigene Existenzgrundlage nicht unbedingt von irgenwelchen Dritten, wer auch immer das war, gefährden lassen wollte, versteht sich eigentlich von selbst.

Rein aus Seitensprüngen heraus wäre mir ein Motiv zu schwach. Wenn es aber um die Existenz geht, ist das schon eine andere Nummer. Sie hatte einen hohen Status in der Region und zählte zur gesellschaftlichen Elite. Ein weiterer Punkt war, dass sie zum Zeitpunkt des Ablebens ihres Mannes von ihrer Schwangerschaft noch nichts wusste. Das bedeutet, dass noch kein Kind bzw. eine Schwangerschaft die Bindung an ihren Mann verstärken konnte. Insofern wäre sie gegenüber einer heißgeliebten Flamme ihres Mannes, noch wenn diese mit einer Schwangerschaft hätte trumpfen können, eindeutig im Nachteil gewesen. Der Turnier-Ruhm lag drei Jahre zurück und begann zu verblassen. Der Ruhm allein warf kein Geld mehr ab. Der erreichte Status musste durch eine aussichtsreiche Existenzgrundlage fundiert werden. Das waren Momente, wo sich Frau KTh im Klaren gewesen sein dürfte, dass sie hier ganz allein für sich stand. Sie ist und war vom Naturell her eine Frau mit Tatkraft und Initiative. Hier könnte sie vielleicht ganz kühl und nüchtern kalkuliert haben, wie es um ihre Chancen bestellt war, wenn das Schicksal in die eine Richtung oder in die andere Richtung gehen würde?

Das Motiv eines eventuellen um eine Stelle konkurrierenden Medizin-Anwärters, das von Frau K senior aufgeworfen wurde, ist m.E. auch noch nicht aus dem Fokus.

Das ist alles reine Spekulation im Bereich einer Motiv-Findung. Weiter hineinzutauchen verbietet sich. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Re: MORDFALL HEINZ KERN (33 †), GRAZ, 1972

von Agatha Christie » Samstag, 28. Mai 2022, 20:45:23

@AngRa

Was du schreibst, sind auch meine Gedanken. Wenn Heinz Kern dieses Verhalten auch nicht ablegte, als Seine Frau schwanger war, er vielleicht auch mit einem Kind nicht viel hätte anfangen wollen, dann könnte sie durchaus ein Motiv gehabt haben. Irgendwann reißt auch der duldsamsten Ehefrau der Geduldsfaden.

Re: MORDFALL HEINZ KERN (33 †), GRAZ, 1972

von AngRa » Samstag, 28. Mai 2022, 18:58:48

Vielleicht war die Ehe nicht besonders glücklich.

Die Witwe hat über ihre Ehe mit Heinz Kern folgendes berichtet:
Es gibt da aber noch Heinz Kerns andere Seite, die ihm vielleicht zum Verhängnis wurde. Selbst Helga Kern-Theissl macht kein Geheimnis daraus, dass ihr damaliger Mann gerne “der Hahn im Korb” war. Er hätte gerne geflirtet, tat dies sogar, wenn sie dabei war. Manchmal wäre es ihr zu viel gewesen, aber “das war halt die Zeit”. Bei den fremden Damen wäre er sehr beliebt gewesen: ein charmanter, großgewachsener, gutaussehender und arrivierter Mann.

Es sei ihr erst lange nach dem Mord so richtig bewusst geworden, aber heute geht Helga Kern-Theissl mit Sicherheit davon aus, dass ihr Mann Affären hatte. “Er war oft in Schladming und hat dort Tanzkurse gegeben. Vielleicht hatte er dort oder auf der Strecke zurück nach Graz irgendwo Freundinnen oder Anbeterinnen”, sagt sie. “Und vielleicht ist da eine sehr vergrämte dabei.” Helga Kern-Theissl hält dies für weitaus wahrscheinlicher, als die Variante, dass Heinz Kern von einem Tanz-Konkurrenten umgebracht wurde.
https://kurier.at/chronik/oesterreich/d ... /401117265

Es ist schon sehr demütigend, wenn man als Ehefrau mit ansehen muss, dass der Mann sehr gerne auch öffentlich mit anderen Frauen flirtet. Nun will sie es zu seinen Lebzeiten nicht mitbekommen haben, dass ihr Mann Affären hatte. Aber so ganz daran glauben kann ich nicht. Er scheint nicht derjenige gewesen zu sein, der aus Rücksichtnahme auf seine Frau oder auf seinen Ruf sehr darauf bedacht war, dass ein Seitensprung nicht heraus kommt. Er soll sehr extrovertiert gewesen sein und war vermutlich stolz darauf, wenn ihm die Damenwelt zu Füßen lag.

Re: MORDFALL HEINZ KERN (33 †), GRAZ, 1972

von Widasedumi » Samstag, 28. Mai 2022, 11:43:20

Das Eheleben muss funktioniert haben, denn es bestand eine Schwangerschaft, von der sie noch nichts wusste. Das Mädchen, so meint die Mutter, komme ganz auf den Vater raus. Wenn viele ihr den Mord zuschrieben, was im Podcast gesagt wurde, so wird man seitens der Polizei den Verdacht nicht aufrecht erhalten haben, weil es irgendwie nicht zusammenpasst, eine Tat gegen den Partner zu planen, von dem man gerade ein Kind empfangen hat und welches ein weithin berühmtes Tanzpaar Österreichs war.

Das heißt aber nicht, dass ich den durchaus nachvollziehbaren Gedanken von @AngRa widersprechen möchte. Ich meine aber, dass jemand Helfershelfer brauchte. Die Frau allein hätte es wohl nicht bewerkstelligen können. Jedoch Helfershelfer sind in ihrer Schweige-Verlässlichkeit immer ein Risiko und wären das auch in diesem Fall gewesen.

Tatsächlich möchte ich mich derzeit noch nicht in einer Hypothese festlegen.

Re: MORDFALL HEINZ KERN (33 †), GRAZ, 1972

von AngRa » Samstag, 28. Mai 2022, 11:38:32

Niemand kann heimlich Medizin studieren, weil der Aufwand viel zu groß ist. Ich interpretiere es so, dass die Mutter meinte, dass der Sohn sich heimlich schon eine Stelle als Arzt ausgeguckt hat und seinem Umfeld, insbesondere seiner Ehefrau und seinen Freunden darüber nichts erzählt hat, denn die wussten offenbar darüber nichts.

Re: MORDFALL HEINZ KERN (33 †), GRAZ, 1972

von AngRa » Samstag, 28. Mai 2022, 11:34:58

@Agatha Christie

Das war auch mein erster Gedanke, dass ein Giftmord eher von Frauen verübt wird. Ich halte es daher auch für wahrscheinlicher, dass die Täterin eine Frau ist. Zwar hat ein Mann das Paket im Postamt aufgegeben, aber ihn halte ich eher für einen Helfershelfer, der der Täterin nur einen Gefallen tun wollte und nichts vom vergifteten Inhalt des Pakets wusste. Später hat er dann sehr wohl vom Mord gehört, aber er hat sich womöglich nicht bei der Polizei gemeldet, weil er selber nicht in Verdacht geraten wollte.Als Paketaufgeber wäre er sehr verdächtigt worden.

Das Besondere an der Tat ist, dass die Täterin , wenn sie nicht aus dem direkten Umfeld des Opfers stammt, mit der Paketabgabe die Kontrolle über den Verlauf der Tat und über den Taterfolg aufgibt. Das Paket war an Heinz Kern adressiert. Er war also gemeint. Es war aber nicht gesichert, dass der Erfolg der Tat auch eintritt, denn es war Voraussetzung, dass Heinz Kern überhaupt Lebensmittel aus Paketen isst, deren Absender er nicht kennt, dass er zum Verhackerten grieft und dass er überhaupt selber die vergiftete Wurst isst und die Lebensmittel nicht an andere weiter gibt. Das Paket kam an einem Donnerstag an. Schon am Freitag wollte Heinz Kern zu einem Termin nach Wien reisen. Da war zum Essen der Wurst nicht mehr viel Zeit. Genauso gut hätte er die Lebensmittel auch seiner Familie oder den Mitarbeitern in der Tanzschule überlassen können.

Über die Ehe ist nur bekannt, dass beide im Jahr 1969 nach Ende der Tanzkarriere geheiratet haben. Zu den Seitensprüngen äußerte sich die Witwe nur vage, im Nachhinein hält sie sie für möglich, aber über Spannungen wegen der Seitensprünge berichtet sie nichts. Im Podcast kommt ein Bekannter aus früheren Zeiten zu Wort, der erklärt hat, dass Heinz Kern seine Frau nicht gut behandelt habe und dass sie es verstanden hätten, wenn sie es getan hätte. Sie sei auch zunächst verdächtigt worden. In den ersten Monaten nach der Tat hat sich die Witwe wegen der Schwangerschaft sehr zurückgezogen und es hieß, dass sie mit niemandem gesprochen habe, vielleicht wurde sie damals nicht intensiv befragt, um sie wegen der Schwangerschaft zu schonen.

Re: MORDFALL HEINZ KERN (33 †), GRAZ, 1972

von Agatha Christie » Samstag, 28. Mai 2022, 11:11:28

Ich frage mich, wie man heimlich Medizin studieren kann? Die Zeit, die dafür aufgewendet werden muss, und die damit verbundenen Aktivitäten (z.B. Lernen und Hausarbeiten) können im privaten Umfeld nicht verborgen bleiben.

Re: MORDFALL HEINZ KERN (33 †), GRAZ, 1972

von Widasedumi » Samstag, 28. Mai 2022, 09:44:43

@AngRa

Deine Zurückhaltung im Bezug auf die Vermutung der Mutter Kern (senior) kann ich nachvollziehen. Eine Heimlichkeit um ein Medizinstudium zu machen ist eigentlich Nonsens. Ausschließen möchte ich nicht, dass Heinz seiner Mutter mal gesagt hatte, dass er auf eine bestimmte Stelle schielt. Vier Punkte würden in die Theorie passen, nämlich a) der ca. 30jährige unauffällige junge Mann, der das Giftpaket aufgegeben haben soll, b) der etwas gestelzte Schreibstil, c) der Kauf des Brots in Graz und d) die Raffinesse.

Wenn es diesen Studenten gegeben hat, müsste er sich ermitteln lassen. Vielleicht kann man sogar herausbringen, ob er in seinem Leben eine Beziehung zu der Absender-Adresse des Giftpakets hatte?

Re: MORDFALL HEINZ KERN (33 †), GRAZ, 1972

von Agatha Christie » Samstag, 28. Mai 2022, 09:08:41

Dieser Cold Case ist tatsächlich mysteriös. Ohne bisher die Details zu kennen, vermute ich, dass eine Täterin für den Tod von Heinz Kern verantwortlich ist. Mit Gift morden eher Frauen. Wenn es aber so ist, dass an Familienmitglieder weitergereichte Lebensmittel aus diesem Paket nicht zu Vergiftungserscheinungen geführt haben sollen, kann das Gift eigentlich nur im sehr nahen Umfeld des Opfers kontrolliert zugefügt worden sein. Das Paket sollte in diesem Fall vielleicht als vermeintliche Tatwaffe eines unbekannten Täters dienen. Weiß man, wie es um die Ehe des Paares bestellt war? Könnte es sein, dass Heinz Kern kurz vor oder schon etwas längerer vor seinem Tod Drohungen erhalten hat, von denen die Frau nichts wusste?

Re: MORDFALL HEINZ KERN (33 †), GRAZ, 1972

von AngRa » Samstag, 28. Mai 2022, 08:02:48

Zunächst ist es so, dass Heinz Kern nicht heimlich Medizin studiert hat. Seine Ehefrau hat es gewusst und er muss das auch im Spital bekannt gegeben haben, wenn ihn die Ärzte, die ihn kurz vor seinem Tod behandelt haben, quasi als Kollegen behandelt haben. Seine Ehefrau hat erwähnt, dass ihrem Mann das Medizinstudium sehr wichtig gewesen sei. Von konkreten Berufsplänen als Arzt scheint sie aber nichts gewusst zu haben, denn ansonsten hätte sie es erwähnt. Sie ist wohl davon ausgegangen, dass er zusammen mit ihr zumindest für die nächste Zeit im Tanzschulbereich bleibt. Die Gründung der Tanzschule war mit hohen Kosten verbunden und die Kosten mussten zunächst mal wieder durch den Schulbetrieb erwirtschaftet werden. Als Ehefrau wäre sie auch in seine beruflichen Pläne eingeweiht gewesen.

Ich kann der Theorie der Mutter wenig abgewinnen. Ich könnte mir vorstellen, dass die Mutter es sehr gerne gesehen hätte, wenn der Sohn sein Medizinstudium erfolgreich beendet und Karriere als Arzt gemacht hätte, weil das mit hohem Ansehen verbunden war. Vielleicht hat es ihr nicht gefallen, dass ihr Sohn eine Tanzschule eröffnet hat, weil seine Ehefrau das gerne wollte. Die gesamte Tanz-Szene war ihr vielleicht für ihren Sohn zu unsolide , zu suspekt und zu wenig mit Prestige verbunden. Da hat sie sich an seine vermeintlich solide Seite, das Medizinstudium geklammert und in seinen dortigen Erfolgen und Beziehungen den Grund für den Mord gesehen.

Aber wir werden sehen, ob die Polizei noch etwas aus dieser Ermittlungsrichtung heraus bekommt.

Re: MORDFALL HEINZ KERN (33 †), GRAZ, 1972

von Widasedumi » Samstag, 28. Mai 2022, 07:03:28

Vielleicht war es tatsächlich der Medizinstudent?
Widasedumi hat geschrieben: Samstag, 28. Mai 2022, 06:38:22 Am 8.5.22 bringt das Internet-Portal "THE WORLD NEWS" eine andere Mordhypothese. Das Portal bezieht sich auf einen Autor: John Carter als Quelle.
https://theworldnews.net/at-news/heisse ... er-geklart

Der Kern des Artikels ist der, dass die Mutter des Opfers mit ihrer Theorie nach der Vergiftung ihres Sohnes kein Gehör gefunden hatte, weshalb sich nun die Freundin dieser Mutter des Opfers, die von deren Theorie erfahren hatte, verpflichtet fühle, diesen vergessenen Aspekt in die Ermittlungen einzubringen.

Der Heinz Kern hätte heimlich Medizin studiert und hätte auf einen bestimmten Posten spekuliert.
Ein Konkurrent hätte ebenfalls Medizin studiert und hätte auf denselben Posten spekuliert.
Da der Konkurrent seine eigenen Chancen wegen des bekannten Heinz Kern geringer einschätzte, habe er den H. Kern über das Giftpaket aus dem Rennen geworfen.

Re: MORDFALL HEINZ KERN (33 †), GRAZ, 1972

von AngRa » Samstag, 28. Mai 2022, 06:54:17

@Widasedumi

Ich gehe davon aus, dass Heinz Kern nach seiner Karriere als Turniertänzer weiterhin Medizin studiert hat. In einem der Podcasts sagt seine Witwe, dass ihm das Medizinstudium wichtig gewesen wäre. Im Spital sei er von den dort behandelnden Ärzten auch fast wie ein Kollege behandelt worden. Er habe gegenüber den Schwestern beispielsweise auch Anordnungen getroffen usw. Ich glaube aber nicht, dass er mit dem Medizinstudium kurz vor dem Abschluss stand und dass er hätte in absehbarer zeit als Arzt arbeiten können, so dass eine Konkurrenzsituation bezüglich einer Arzutstelle aktuell war.

Das zeigt aber wiederum auch, dass die neu gegründete Tanzschule in Graz vor allem das Betätigungsfeld der Ehefrau war. Heinz Kern hatte Außentermine mit Tanzkursen und dann gab es wohl auch noch das Medizinstudium. Inwieweit er sich dann in der Grazer Tanzschule eingebracht hätte, wenn er länger gelebt hätte, bleibt meiner Meinung nach offen.

Re: MORDFALL HEINZ KERN (33 †), GRAZ, 1972

von AngRa » Samstag, 28. Mai 2022, 06:46:17

Wichtig wären genaue Angaben, was nach der Annahme des Pakets mit dem Inhalt geschehen ist.

In den Podcasts erzählt die Witwe des Opfers, dass sie das Paket am 14.9.1972 angenommen habe. Sie habe aber gleich wieder in die Tanzschule gemusst, weil sie damals dort sozusagen in der Anfangsphase Mädchen für alles war. Das klingt danach, dass sie sich zunächst mal nicht mehr um das Paket gekümmert hat, zumal das Paket für ihren Mann bestimmt war und ihr der Name des Absenders mit Adressort Ramsau nichts gesagt habe.

Ihr Mann muss sich ihr gegenüber aber auch zum Paket geäußert haben, denn sie sagte, dass ihrem Mann der Name des Absenders nicht gesagt habe.

An anderer Stelle konnte man hören, dass die Ehefrau den Inhalt des Pakets in den Kühlschrank gestellt habe. Also ist wohl davon auszugehen, dass sie sich dann doch irgendwann um den Inhalt des Pakets gekümmert hat.

Dann heißt es in den Podcasts, dass ihr Mann abends im Hause immer buchhalterische Aufgaben erledigt habe und zu später Stunde noch das Verhackerte auf dem Brot gegessen habe, als die Ehefrau aber schon im Bett lag und schlief. Sie habe dann erst wieder bemerkt, dass ihr Mann nachts aufgestanden sei und zur Toilette gegangen sei und mit weißem Gesicht zurückgekehrt sei.

Wiederum heißt es aber, dass auch die Ehefrau vom Verhackerten gegessen habe, aber alles ausgespuckt habe, weil es schal geschmeckt habe. Sie sei damals schwanger gewesen und ihr sei es andauernd schlecht geworden. Von der Schwangerschaft hätten aber sie und ihr Mann damals noch nichts gewusst. Das ungeborene Kind habe ihr aber das Leben gerettet. Wiederum heißt es auch, dass die Witwe ihren Eltern Lebensmittel aus dem Paket vorbei gebracht habe. Diese seien nach dem Genuss der Lebensmittel nicht krank geworden.

Also bleibt vieles im Vagen, was mit dem Inhalt des Pakets geschehen ist, seit es im Hause Kern eingetroffen ist und wer wann etwas vom Inhalt gegessen hat.

Re: MORDFALL HEINZ KERN (33 †), GRAZ, 1972

von Widasedumi » Samstag, 28. Mai 2022, 06:38:22

Am 8.5.22 bringt das Internet-Portal "THE WORLD NEWS" eine andere Mordhypothese. Das Portal bezieht sich auf einen Autor: John Carter als Quelle.
https://theworldnews.net/at-news/heisse ... er-geklart

Der Kern des Artikels ist der, dass die Mutter des Opfers mit ihrer Theorie nach der Vergiftung ihres Sohnes kein Gehör gefunden hatte, weshalb sich nun die Freundin dieser Mutter des Opfers, die von deren Theorie erfahren hatte, verpflichtet fühle, diesen vergessenen Aspekt in die Ermittlungen einzubringen.

Der Heinz Kern hätte heimlich Medizin studiert und hätte auf einen bestimmten Posten spekuliert.
Ein Konkurrent hätte ebenfalls Medizin studiert und hätte auf denselben Posten spekuliert.
Da der Konkurrent seine eigenen Chancen wegen des bekannten Heinz Kern geringer einschätzte, habe er den H. Kern über das Giftpaket aus dem Rennen geworfen.
Demnach habe der vielfache Staatsmeister im Turniertanz heimlich Medizin studiert – mit dem Ziel, nach Abschluss seines Studiums eine Stelle als Assistenzarzt am Merkur-Sanatorium in Graz-Eggenberg (heute ein Pflegeheim) zu bekommen.

Dieser prestigeträchtige und gut dotierten Job sei aber bereits einem anderen Mediziner versprochen worden. Dieser habe von den Plänen Heinz Kerns erfahren – und seinen Widersacher, der ihm seine Karriere verbaut hätte, eiskalt ausgeschaltet. Ein Knalleffekt!

Re: MORDFALL HEINZ KERN (33 †), GRAZ, 1972

von Widasedumi » Samstag, 28. Mai 2022, 03:10:52

Peter Nidetzky, der österreichische Sprecher in der XY-Sendung, zeigte die Reste des "Verhackerts" in einem Gläschen.
Diese Reste hätte die Ehefrau auch ins Krankenhaus zur Abklärung der Lebensmittelvergiftung mitnehmen sollen.
Nur dieses eine Teil, das vergiftet war, hat sie vergessen mitzunehmen. Das ist ein merkwürdiger Zufall.

Ein weiterer Zufall ist das Wissen einer außerfamiliären Person um die Speisevorliebe des Opfers für Verhackert.

Re: MORDFALL HEINZ KERN (33 †), GRAZ, 1972

von Karla Raven » Freitag, 27. Mai 2022, 19:23:31

Bild
Das vergiftete Geschenk, vergiftete Grüße

Es läutet an der Türe, der Postler gibt ein Paket ab. Es handelt sich um einen Geschenkkorb mit Lebensmitteln für den prominenten Tanzlehrer Heinz Kern. Dass darin der Tod auf ihn warten sollte, können seine Familie und Freunde bis heute nicht verkraften. Dunkle-Spuren-Reporterin Yvonne Widler hat sich auf eine mysteriöse Zeitreise begeben. Denn der Fall aus Graz liegt schon fast 50 Jahre zurück.

Ein Graphologe hätte das Zeug nicht gegessen. Zwei verschiedene Unterschriften, die sich als eine Person ausgeben, sind völlig absurd. Was das soll, muss mal jemand herausfinden.
Beschäftige mich selbst gerade mit Graphologie, stehe aber noch am Anfang, also alle Einschätzungen unter Vorbehalt. Grundlage der Deutung ist Heinz Dirks: Die Handschrift - Schlüssel zur Persönlichkeit (1974).

Vor der Analyse steht die Frage, ob die verschiedenen Unterschriften von einer oder zwei Personen sind.

Version 1: ein Schreiber
Grund: Täuschungsmotiv, Modus: dass er beide Unterschriften aus dem Kopf zeichnen konnte, halte ich für ausgeschlossen, müsste ein Profi gewesen sein, der die Schriftmerkmale kennt und beide Unterschriften stimmig ersinnt.
Kommt also nur Kopieren infrage. Aus einer Zeitung womöglich. Einen nicht eigenen Duktus zu kopieren wirkt gefälscht. Ist hier nicht der Fall.
Version 1 halte ich folglich für tendenziell ausgeschlossen.


Version 2: zwei Schreiber
Grund: ?, Modus: beide haben mit ihrem Duktus unterschrieben unter Verwendung ausgedachter Namen.
Da ich diese Version für realistisch halte, schau ich mal, was Heinz Dirks zu diesen Persönlichkeiten sagt.

Analyse:
Prämisse der Analyse ist, dass sich die Täter der graphologischen Analysemöglichkeiten nicht bewusst waren und sich ihre Täuschung bereits inhaltlich und durch Verwendung der falschen Namen erschöpft hatte. Dann bliebe der graphologische Befund aussagekräftig.

Im Detail: Darlegung und Unterscheidung der Charaktere

Auffälligkeiten:

- der Wortabstand ist größer als bei gewöhnlichen Unterschriften (versetzte Anordnung der Unterschriften deutet auf 2 Schreiber hin)
- anderer Bewegungsablauf
- Formbild unterscheidet sich
- unterschiedliche Zeilenführung (J:steigend, M: gerade)
- Mautner ist falsch geschrieben (Mautener statt Mautner)
- M setzt optisch einen Anker bei J (Einflussbereich betonen, sich festhaken)
- beide Anstriche bei Josef (J nach oben) und Mautner (M nach oben) sind verblichen


Übereinstimmungen:

bei beiden besteht ein Missverhältnis der Größe durch die Betonung der Unterlängen - bei Josef Anfangs- und Endbuchstabe und beim Anstrich vom M bei Mautner. (Großer Längenunterschied verrät ein starkes Streben. Ziele sind weit gestreckt, es besteht die Bereitschaft, für Ziele viel einzusetzen.)


Josef:

-Schriftlage: gerade (starke Willensimpulse)
-Zeilenführung: steigend (gehobene Stimmung, optimistisch)
-runde Verbindungen der einzelnen Buchstaben (Ungezwungenheit, Mitgehen, Einfühlung, lenkbar, fügsam)
-größere Schriftweite, also Verhältnis der Buchstaben zueinander (aufgeschlossene Zuwendung zur Außenwelt)
-Verschnörkelte Bereicherung beim J (Selbstdarstellung, Selbstgefälligkeit)
-scharf gequerte Unterlänge beim f (Eigenwilligkeit, Durchsetzungsdrang, sozial schwer verträglich) + Unterlänge dreieckig geformt (geltungsbedürftig)
-herausschießende Langlängen: einzelne weitgesteckte Ziele, momentaner Leistungsehrgeiz, evtl. Spekulationslust, Geltung)


Mautner:

-Schriftlage: leicht linksschräg (unnahbar, sich selbst zwingend, starke Willensimpulse)
-am Ende rausgreifender Buchstabe (aus sich heraustretend, Konsequenz, fanatischer Durchsetzungsdrang, Ehrgeiz, Angriffslust, Schärfe, Anecken Endbetonung als Ausdruck unmittelbarer Einwirkung auf die Umwelt)
-Winkelverbindung der einzelnen Buchstaben (Entschiedenheit, Unnachgiebigkeit, Starrsinn)
-Zeilenführung: gerade (Selbstdisziplin, Beständigkeit, zielsicher)
-das expansive M (demonstrierter Griff nach seiner Umwelt, Verdopplung seines Einflusses durch Dopplung der Größe des Namens)


Fazit:

In Anbetracht der herauszulesenden Angriffsabsichten, der Möglichkeit scharfer Maßnahmen und beiderseits starker Werte im Geltungsstreben könnte als vage Vermutung für ein Tatmotiv eine Beziehungstat in den Hintergrund rücken, und stattdessen was Geschäftliches infrage kommen.


Quelle Brief: https://kurier.at/chronik/oesterreich/d ... /401117265

Re: MORDFALL HEINZ KERN (33 †), GRAZ, 1972

von AngRa » Freitag, 27. Mai 2022, 16:53:54

Ich bin davon überzeugt, dass der oder die Täterin und das Umfeld aus Graz stammen. Den Hinweis auf Schladming im Begleitschreiben des Pakets halte ich für eine absichtlich gelegte falsche Fährte um von Graz und dem dortigen persönlichen Umfeld des Täters abzulenken.

Der österreichische Sprecher im Aktenzeichen xy Studiofall hat das Paket samt Inhalt in der Sendung gezeigt und er wies auch darauf hin, dass das Brot in Papier eingewickelt worden sei, so wie man es in Graz kaufen könne.

https://kurier.at/chronik/oesterreich/d ... /401117265

Das scheint mir ein weiterer Hinweis dafür zu sein, dass der Täter aus Graz kommt, denn anscheinend hat er das Brot in Graz gekauft. . In dem Begleitschreiben sind Rechtschreibfehler enthalten und die Ausdrucksweise wirkt nicht besonders geschmeidig oder prägnant. Ich glaube aber nicht, dass dieses ein Hinweis dafür ist, dass der Täter über eine geringe Bildung verfügt hat und aus einer eher ärmlichen Schicht stammt. Auch die etwas ungelenken Formulierungen halte ich für falsche Fährten, genauso wie den Hinweis auf den Neffen, der suggerieren soll, dass der Absender ein gewisses Alter so um die 60 Jahre hat.

Der Täter ist raffiniert und mit großer krimineller Energie vorgegangen, indem er auf eine Reise des Absenders in den Süden verweist. So vermeidet er es, dass der Adressat Heinz Kern vielleicht nach dem Adressaten und dessen Telefonnummer in den damals üblichen Telefonbüchern forscht um sich für das Paket zu bedanken. Dann wäre nämlich der Anschlag vermutlich schnell aufgeflogen, weil es eine Person wie den Unterzeichner unter der angegebenen Adresse gar nicht gibt.

Außerdem muss der oder die Täterin um die Vorliebe des Opfers für Verhackertes gewusst haben , denn ansonsten wären auch noch die anderen Lebensmittel vergiftet gewesen, weil nicht absehbar gewesen wäre, was Heinz Kern isst. . Es ist daher auch schwer daran zu glauben, dass der Täter in gemeingefährlicher Absicht gehandelt hat und auch den Tod anderer Menschen in Kauf genommen hat. Ihm kam es auf den Tod von Heinz Kern an.

Wahrscheinlich hat der Täter auch damit gerechnet, dass Heinz Kern noch zu Hause verstirbt und gar nicht mehr lebend in ein Krankenhaus eingeliefert wird. Ich meine, dass es ziemlich lange gedauert hat bis der Tod eingetreten ist, was an der Dosis des Giftes und vielleicht auch an der ansonsten guten Konstitution des Opfers gelegen haben mag. Ich gehe sogar davon aus, dass Heinz Kern noch zu retten gewesen wäre, wenn seine Ehefrau auch die Reste des Verhackerten mit in die Klinik gebracht hätte und nicht nur die anderen Lebensmittel aus dem Paket, die nicht vergiftet waren. Sie hat die Lebensmittel zur Untersuchung mitgebracht weil man von einer Lebensmittelvergiftung ausgegangen war. Soweit mir bekannt, kann man bei einer Arsenvergiftung Gegengifte verabreichen oder zumindest versuchen das Arsen schnell aus dem Körper zu leiten.

Re: MORDFALL HEINZ KERN (33 †), GRAZ, 1972

von AngRa » Freitag, 27. Mai 2022, 13:35:00

Man weiß nicht, ob Heinz Kern seine Karriere als Turniertänzer gerne fortgesetzt hätte. Im Podcast wurde gesagt, dass die beiden die aktive Bühne auf dem Höhepunkt ihres Erfolges ( nach dem Gewinn des Weltcups) verlassen wollten. Das klingt für mich plausibel. Sie sind dann als Sieger abgetreten. Das war gut für das Geschäft. In der Tanzschule konnten sie überall Fotos in Siegerpose aufhängen. Das macht sich gut. Nach ihnen kamen dann Talente aus einem Wiener Tanzclub, die dreimal hintereinander die Staatsmeisterschaften im Standard gewonnen haben.

Ich gehe davon aus, dass nicht nur Heinz Kern viele Verehrerinnen hatte, sondern dass das auch für Frau Kern galt. Sie scheint mir weitaus mehr gewesen zu sein als nur ein Beiwerk. Ich erinnere mich daran, dass beispielsweise Marika Kilius, die zusammen mit Hans-Jürgen Bäumler in den 50iger Jahren im Eiskunstlaufen angetreten ist, viel mehr Bewunderer hatte als ihr männlicher Partner. Viele haben vor allem sie, ihre schöne Kleidung , ihre gediegene Frisur und ihre Eleganz bewundert.

Ob Heinz Kern die Tanzschule ebenfalls über 47 Jahre hätte erfolgreich leiten können, lässt sich nicht mehr beantworten, denn er ist viel zu schnell nach deren Gründung verstorben. Ich könnte mir aber vorstellen, dass seine Ich-Bezogenheit, seine zur Schau gestellte Dominanz, die unprofessionelle Flirterei mit Tanzschülerinnen und all die daraus entstehenden Probleme dem im Wege hätten stehen können. Ein solches Ende, sterben durch einen feigen Giftmord, wünscht man niemandem. Er hatte sein Leben noch vor sich.

Re: MORDFALL HEINZ KERN (33 †), GRAZ, 1972

von Widasedumi » Freitag, 27. Mai 2022, 11:40:43

Wenn die Idee der Tanzschule von Frau Kern kam, könnte es sein, dass Herr Kern lieber weiterhin im Rampenlicht geblieben wäre. Die Umstellung bringt Veränderungen mit sich, mit denen man mehr oder weniger gut klar kommt. Es könnte in ihm ein Nachhängen an vergangene Hoch-Sieges-Zeiten spürbar gewesen sein, was sein befremdliches Verhalten der eigenmächtigen Dominanz vielleicht erklären könnte. Gleichzeitig könnte in ihm eine Enttäuschung gewachsen sein gegen denjenigen, an dem es lag, dass es mit dem Ruhm nicht mehr hat sollen sein?

Er war 33 Jahre alt. Ein junger Mann. Frau Kern war dann um die 28 Jahre. Sie war auch sehr jung. Sehr schwierig, ein Motiv auszumachen.

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